FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Europa > Ungarn > Pápa

Dunántúli Református Egyházkerület Tudományos Gyüjteménye

Wissenschaftliche Sammlung des Reformierten Kirchendistriktes jenseits der Donau


Adresse. Március 15 tér 9, H-8500 Pápa
Telefon. (089) 324-240
Telefax. (089) 324-240
e-mail. [ref.lib.@refi.compunet.hu]

Unterhaltsträger. Dunántúli Református Egyházkerület [Reformierter Kirchendistrikt jenseits der Donau]
Funktionen. Öffentliche wissenschaftliche Bibliothek, Teil der wissenschaftlichen Sammlungen des Museums und des Archivs für Kirchengeschichte und Kirchenkunst, Studienbibliothek für die Schüler des Reformierten Gymnasiums.
Sammelgebiete. Theologie, Protestantismus, Humanwissenschaften, Naturwissenschaften, Lokalgeschichte, Kulturgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. - Öffnungszeiten: Lesesaal, Kataloge: Montag bis Freitag 8-16 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Fernseh- und Videogerät, Magnetophon.
Hinweise für anreisende Benutzer. Die Bibliothek befindet sich im Zentrum der Stadt. - Bahnverbindung von Budapest oder Wien über Gyor [Raab] und Celldömölk. Busverbindung von Budapest. Vom Bahnhof und von der Bushaltestelle auf dem Fotér Busverbindung (Linien 1, 1a, 2, 10, 3) bis Haltestelle Esterházy Kórház. - Von Wien Autobahn M 1 (E 60) bis Gyor, von dort Landstraße über Tét. Parkmöglichkeiten in Bibliotheksnähe. Reformierter Kirchendistrikt jenseits der Donau

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Stadt Pápa war ein Zentrum der Reformationsbewegung des Gebietes jenseits der Donau. Die Pápaer Schola reformata ging 1531 aus der Städtischen Schule hervor; 1585 wurde sie zur Hochschule erklärt. Es ist anzunehmen, daß eine bescheidene Büchersammlung schon damals existierte, daß diese aber mit der Zeit wieder verlorenging. Durch die Gegenreformation im 17. Jh wurde die Entwicklung der Bibliothek gehemmt. Aus Dokumenten von 1660 geht hervor, daß es sich trotz des geringen Umfangs - die Bücher waren in einem einzigen Raum untergebracht - um eine für damalige Verhältnisse bedeutende Sammlung handelte. Bereits im 16. und 17. Jh wurde die Bibliothek wahrscheinlich vom Senior der Schule geleitet. Diesbezügliche Dokumente sind aber erst ab 1733 überliefert. Aus lateinischen Eintragungen auf der inneren Einbandseite sowie anderen Seiten des Werkes Exercitationes oratoriae von Jacobus Masenius (Köln 1660) geht hervor, daß der Senior Ferenc Kálnai um 1733 während seiner Amtszeit gleichzeitig die Bibliothek verwaltete.

1.2 Mihály Veresmarthi, der ab 1652 Schüler des Kollegiums in Pápa war und dort 1664 Seelsorger wurde, vermachte der Alma mater um 1690 seine Bibliothek, von der 40 Bde - darunter mehrere Rara und Unika - heute noch vorhanden sind. Zur Bibliothek von Veresmarthi gehörten auch 22 akademische Dissertationen, die von ehemaligen Studenten der Pápaer Hochschule an ausländischen Universitäten eingereicht und ihren ehemaligen Professoren in Pápa zugeschickt worden waren. Darunter befinden sich seltene Werke, wie eine 1612 in Orléans veröffentlichte umfangreiche Glaubensbekenntnis-Sammlung und Ferenc Foris Otrokocsis Werk Poetae minores Graeci (Canterbury 1684).

1.3 Den ruhigen Entwicklungsjahren bis zur Mitte des 18. Jhs setzte 1752 das Protestantenverfolgungsedikt von Königin Maria Theresia ein abruptes Ende. Die Bestände der Bibliothek wurden zerstreut, da bis zur Herausgabe des Toleranzpatentes von 1781 die freie Ausübung der protestantischen Religion verboten war und die Bibliothek aufgelöst werden mußte. Die Protestanten von Pápa wurden in die nahegelegene kleine Ortschaft Adásztevel verbannt, wobei die Bücher und Dokumente wahrscheinlich größtenteils verloren gingen oder nicht wieder an ihren ursprünglichen Ort zurückgebracht wurden. Bei ihrer Rückkehr nach Pápa eröffneten die Protestanten die Bibliothek wieder und brachten sie im Schulgebäude unter. Ab 1787 konnte die früher nur durch Spenden vermehrte Bibliothek aus einem eigenen Etat Bücher erwerben, die mit dem Besitzvermerk Liber Scholae Reformatorum Papensis proprio aere emptus versehen wurden.

1.4 Der heute vorhandene historische Grundbestand wurde einerseits zur Zeit der Aufklärung angeschafft, andererseits während der ungarischen Reformepoche zu Beginn des 19. Jhs. Den Professoren Márton István Mándi (1760-1831) und Ferenc Tóth (1768-1844) ist es zu verdanken, daß die Bibliothek heute einen so umfangreichen und wertvollen Bestand besitzt. Ferenc Tóth katalogisierte den Gesamtbestand und setzte ein Bibliotheksreglement in Kraft. Sobald größere Summen zum Ankauf zur Verfügung standen, ist eine systematische Erwerbung unverkennbar. Die Neuerwerbungen unter der Leitung von Prof. Mándi zeigen, daß den Prinzipien der Kantschen Philosophie und Pädagogik besondere Bedeutung beigemessen wurde. 1793 wurden z. B. Carl Leonhard Reinholds Briefe über die Kantische Philosophie (Leipzig 1790-1792) und Jacob Siegmund Becks Erläuternder Auszug aus den critischen Schriften des Herrn Prof. Kant (Riga 1793-1796) erworben. Deutschsprachige Werke waren zu jener Zeit in großer Zahl vorhanden. Aus den Zuwachslisten geht hervor, daß 1791 der Kinderalmanach von Joachim Heinrich Campe (Wien 1789) in 6 Exemplaren existierte. Zwei Jahre später war Campe mit 10 Werken vertreten.

1.5 Obwohl von den Studenten der Schule ein Subskriptionsgeld für die Erwerbung und die Bibliotheksverwaltung erhoben wurde, waren die Hauptzuwachsquellen weiterhin die Spenden und Nachlässe. Durch Schenkungen der im Ausland studierenden ehemaligen Studenten kamen ausländische Rara in die Sammlung, so Drucke von Plantin, Stephanus, Thanner, Faber und anderen namhaften Druckern. Auch Pfarrer und Bürger spendeten oft ihre Handschriften und wertvolle Dokumente. In den Matrikeln der Bibliothek sind solche Spenden bis zur Mitte des 19. Jhs vermerkt. Der 1577 in Pápa gedruckte Heidelberger Katechismus, von dem nur 2 Exemplare bekannt sind, eines davon in Pápa, war ein Geschenk des Hochschulkurators János Eory. Von Ferenc Kovács erhielt die Bibliothek Péter Bornemiszas Ördögi kisértetek [Teufelsspuk, Sempte und Detreko 1578-1579], ein Unikat.

1.6 In der ersten Hälfte des 19. Jhs wurden umfangreiche Nachlässe inkorporiert. Der reformierte Bischof von Pápa, Jakob Torkos (1749-1813), hinterließ der Bibliothek 200 ungarische und ausländische Alte Drucke sowie Handschriften, der Pfarrer József Kovács 150 Bde, Márton Mészáros 180 Bde, Bischof József Tóth Pápai (1758-1827) 200 Bde, Senior Gedeon Deáky (1784-1835) 1677 Bde, Bischof Ferenc Tóth 800 Bde, Hochschulprofessor Károly Kerkápoly (1824-1891) 1583 Bde (s. u. 2.19) und Prof. Márton István Mándi mehrere hundert Bände. Diese Bestandserweiterung machte es notwendig, den Director bibliothecae durch Bibliothekare zu unterstützen. Für die systematische Einordnung der Titel und für das Ausleihbuch blieben aber weiterhin Prof. Mándi und Prof. Tóth verantwortlich. Ferenc Tóth brachte überdies die Idee einer Pannonica Bibliotheca ein, die handschriftliche Arbeiten von Seelsorgern und Lehrern im Gebiet jenseits der Donau sammeln sollte. Daraus ist die Handschriftensammlung entstanden, die heute ca. 1500 Einheiten umfaßt. Einen beträchtlichen Wert hat auch die Zeitschriften- und Kalendersammlung.

1.7 1834 wurde in Pápa die Kasino-Gesellschaft gegründet. Ihre Bibliothek, die vor allem Schöne Literatur und naturwissenschaftliche Werke enthielt und 1912/13 3567 Bde umfaßte, wurde ab 1919 von der Hochschule betreut. 1841 wurde der Hochschul-Bildungskreis ins Leben gerufen, in dem der Dichter Sándor Petofi und der Schriftsteller Mór Jókai - beide waren maßgeblich an der ungarischen Revolution von 1848 beteiligt - ihre ersten literarischen Versuche vortrugen. Die Bibliothek des Bildungskreises verfügte im Jahr 1864 über 2505 Bde, 1900 waren es 9360, 1904 bis 1911 37.403 und 1930/31 61.568. Anläßlich der Ernennung Mór Jókais zum Ehrenbürger der Stadt wurde aus dieser Bibliothek vor dem Zweiten Weltkrieg das Material des Jókai-Kreises (ca. 1200 Bde) separiert und der Wissenschaftlichen Sammlung des Kirchendistriktes inkorporiert. 1948 wurde der Hochschul-Bildungskreis aufgelöst und seine wertvollen Bestände wurden der Bibliothek des Reformierten Kirchendistriktes übergeben. Einen beträchtlichen Zuwachs brachte auch die Schenkung der 5000 Bde zählenden Bibliothek des Bischofs Géza Antal (1866-1934). Vor 1945 besaß die Bibliothek 92.000 Bde; z. Z. zählt der allgemeine Bestand ohne die Sondersammlungen 185.000 Bde.

1.8 Ab 1857 war die Bibliothek im Kollegiengebäude untergebracht. Seit 1900 befindet sie sich in einem Flügel des 1895 fertiggestellten Hochschulgebäudes. Im Zweiten Weltkrieg mußten alle Sammlungen in Keller, Kirchen usw. ausgelagert werden, wodurch große Verluste entstanden (ca. 20.000 Bde). Die Bibliothek, die ihren jetzigen Namen 1958 erhielt, wird heute vom Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz unterstützt, das deutschsprachige theologische Werke zur Verfügung stellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der historische Bestand der Bibliothek setzt sich zusammen aus Kodizes, Inkunabeln, der Altungarischen Bibliothek (ungarische oder im historischen Ungarn vor 1711 gedruckte oder im Ausland erschienene Werke ungarischer Verfasser), außerhalb des historischen Ungarn im 16. Jh gedruckten Büchern, bis 1800 über Ungarn publizierten Werken ausländischer Verfasser und einem umfangreichen Bestand des 18. und 19. Jhs.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Neben 8 Inkunabeln sind ca. 400 Bde aus dem 16. Jh vorhanden, ca. 580 zwischen 1601 und 1711 erschienene Bände der Altungarischen Bibliothek und ca. 60.000 bis 70.000 Bde aus dem 18. und 19. Jh. Ca. 4000 Bde wurden vor 1900 in Deutschland publiziert.

2.3 70 Prozent des Gesamtbestandes der allgemeinen Sammlung (185.000 Bde) sind in Ungarisch, 30 Prozent in Fremdsprachen, davon wiederum 60 Prozent in Deutsch (ca. 33.300 Bde), 20 Prozent in Latein, Griechisch und Hebräisch und 20 Prozent in sonstigen Sprachen. Vor 1900 gedruckte deutschsprachige Werke liegen in ca. 7000 bis 8000 Bdn vor, von denen etwa 70 bis 80 in Ungarn, größtenteils in Pester Druckereien erschienen. Der Bestand aus dem 16. Jh ist zum großen Teil lateinisch (meist in Deutschland erschienene Klassikerausgaben). Die Altungarische Bibliothek enthält ca. 300 Bde in Ungarisch.

2.4 Die 8 Inkunabeln der Bibliothek sind in lateinischer Sprache. Außer Aegidius Romanus' De regimine principum (Rom: Plannck 1482) und [Osualdus de Lasco], Sermones dominicales Biga salutis intitulati (Hagenau: Gran 1498) sind alle in Leipzig erschienen. Es handelt sich um Ausgaben von Lucans Pharsalia (Leipzig: Landsberg 1498), Tibulls Elegia de amoribus et laudibus Messalae (Leipzig: Thanner 1500), Martials Xenia et Apophoreta (Leipzig: Thanner 1498), Petronius Arbiters Satyra (Leipzig: Thanner 1500), Vergils Moretum (Leipzig: Thanner 1500 [?]) und Ausonius' Precatio matutina (Leipzig: Thanner 1500).

Systematische Übersicht

2.5 Die heutige Systematik wurde von István Borsos, Direktor der Bibliothek von 1897 bis 1918, eingeführt. Sie wurde von der Bibliothek des Ungarischen Nationalmuseums entwickelt und umfaßt 31 Fachgruppen. Die Zahlenangaben zum historischen Bestand wurden am Systematischen Katalog von 1901 erhoben (s. u. 3.2), der nicht den Gesamtbestand verzeichnet. Sie können daher nur zur ungefähren Orientierung dienen.

2.6 Die Gruppe Wörterbücher (Signatur A.I.) umfaßt ca. 2000 Bde (659 bis 1901), darunter Ambrosius Calepinus' Dictionarium (Basel 1582) und Johannes Frisius' Dictionarium bilingue Latino-Germanicum et Germanico-Latinum (Zürich 1687). Neben den griechischen und hebräischen sind Wörterbücher der europäischen Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch und verschiedener slawischer Sprachen vorhanden.

2.7 Der Zeitschriftenbestand (A.II., 256 Bde bis 1901) beinhaltet ungarische Zeitschriften, die von Anfang an gesammelt wurden, aber auch deutsche in großer Zahl, wie Der Teutsche Merkur (Weimar 1773-1781), die Allgemeine Literatur-Zeitung (Jena und Leipzig 1793-1833, mit Lücken), Hesperus. Encyclopädische Zeitschrift für gebildete Leser (Stuttgart und Tübingen 1825), die Allgemeine deutsche Garten-Zeitung (Passau 1829-1830) sowie die Blätter für literarische Unterhaltungen (Leipzig 1839, 1841). In jüngster Zeit werden auch englische theologische Zeitschriften erworben. Die meisten Zeitschriften des Bestandes sind politischen Inhalts, viele betreffen auch Theologie, Geschichte, Literatur und Literaturgeschichte. Darüber hinaus werden lokalhistorische Zeitschriften gesammelt.

2.8 In der Gruppe A.III. finden sich neben Lexika auch Adreß- und Namenslisten sowie Enzyklopädien und Fachlexika mehrerer Fachgebiete. Beispiele für Germanica sind Jacob Christoph Iselin, Neu-vermehrtes historisch und geographisches allgemeines Lexicon (Basel 1728-1729) sowie die Allgemeine deutsche Bibliothek (Berlin und Stettin 1765-1788). Als ungarisches Werk sei Apáczai Csere Fános' Magyar Encyklopaedia. Azaz: Tudománytárkönyv [Ungarische Enzyklopädie. Das heißt: Wissenschaftssammlung, Gyor 1803] hervorgehoben. In dieser Gruppe sind außerdem Kalender und Schematismen eingeordnet, wie William Haanemann, Verwunderlich-englischer Wahrsager oder ...Prognosticon des Schaltjahrs 1792 (Augsburg 1792) und Österreichischer Militär-Almanach ...für ...1803, 1810, 1812 (Wien). Zur Bücherkunde (A.IV.) liegen ca. 2000 Bde vor, davon 508 aus dem 19. Jh, der Rest aus dem 20. Jh.

2.9 Die Abteilung B umfaßt ca. 30.000 Bde. Die Sammlung Ungarische Literatur (B.I.) bildet die umfangreichste Untergruppe und enthält Werke ungarischer Verfasser sowie ins Ungarische übersetzte ausländische Literatur (7234 Bde bis 1901). Heute wird besonders dieses Fach systematisch erweitert. Auch Werke zu Kunstgeschichte und Musik werden hier eingeordnet. Unter Moderne Sprachen und ihre Literatur (B.II., 2410 Bde bis 1901) finden sich Ausgaben der europäischen Literatur, besonders der deutschen. Etwa jeder dritte Titel ist deutschsprachig. Die Werke Klopstocks, Wielands, Gellerts, Lessings, Grillparzers, Goethes und Schillers sind in mehreren Ausgaben vorhanden. Die Sammlung zur Griechischen und lateinischen Sprachwissenschaft (B.III.) wurde zum großen Teil im 19. Jh aufgebaut. In Originalsprache sind Werke von Vergil, Homer, Cicero, Horaz, Caesar u.a. in Ausgaben des 18. Jhs vorhanden. Insgesamt liegen in dieser Gruppe 3940 Bde bis 1901 vor.

2.10 Die Gruppe Allgemeine Geschichte (C.I., 2996 Bde bis 1901, 506 in Deutsch) enthält vor allem Literatur zur europäischen Geschichte. Erwähnenswert sind Titel wie die Geschichte des gegenwärtigen Krieges zwischen Rußland, Polen und der ottomanischen Pforte (Frankfurt 1771), Heinrich Berghaus, Die Völker des Erdballs nach ihrer Abstammung und Verwandtschaft (Brüssel und Leipzig 1845), Wilhelm Müller, Illustrierte Geschichte des deutsch-französischen Krieges 1870 und 1871 (Stuttgart 1873), Alfred Arneth, Geschichte Maria Theresias (Wien 1863-1879) sowie Heinrich Schliemann, Troja (Leipzig 1884). Zur Ungarischen Geschichte (C.II.) ist neben den Fächern Literatur und Theologie der umfangreichste Teilbestand vorhanden (ca. 15.000 Bde, davon 4494 bis 1901). Behandelt wird vor allem das historische Ungarn (vor 1920). Der neuere Bestand hat seine Schwerpunkte bei der ungarischen Revolution von 1956 und dem Systemwechsel von 1990. Weiterhin ist unter Drucke des Ungarischen Parlaments (C.III.) eine kleine Sammlung von Protokollen der ehemaligen Landesversammlungen zu finden (770 Bde bis 1901).

2.11 Die Titel der kleinen Gruppe Geographie und Reisen (D.I., 1817 Bde bis 1901) betreffen sowohl europäische als auch außereuropäische Länder. Den deutschsprachigen Bestand vertreten Titel wie Georg Christian Raff, Geographie für Kinder (Tübingen 1787 und 1788), Geographisches Handlexikon von ganz Europa (Wien 1791) und der erste Band von Christoph Daniel Ebelings Erdbeschreibung und Geschichte von Amerika (Hamburg 1793). In neuester Zeit werden auch Werke der Volkskunde hier eingereiht. Hinzu kommt eine Sammlung von ca. 600 Landkarten (D.II.), darunter der Atlas Silesiae (Nürnberg 1750).

2.12 Zu Mathematik und Baukunst (E) ist ein Bestand von Schulbüchern vorhanden (1591 Bde bis 1901). Darunter ist z. B. August Wiegand mit mehreren, in Halle erschienenen Ausgaben vertreten. Unter der Signatur F finden sich Werke zur Naturkunde und Biologie (F.I., 1174 Bde bis 1901), Physik und Chemie (F.II., 1419 Bde bis 1901), Ökonomie (F.III., 1342 Bde bis 1901) sowie zur Gesundheitslehre und Medizin (F.IV.). Die letztgenannte Sachgruppe umfaßt ca. 15.000 Bde, davon 1151 bis 1901. Vorhanden sind u. a. Werke von Charles Darwin, Carl von Linné, János Bólyai und Ottó Herman. Eine interessante Einheit bilden die naturwissenschaftlichen Schriften der Professoren des Pápaer Kollegiums und der Schule. Erwähnenswerte Titel in deutscher Sprache sind Samuel Auguste André Tissot, Von der Gesundheit der Gelehrten und anderer Leute, die bei ihren Geschäften wenige Bewegung machen (Augsburg 1777) und Johann Gottlob Krüger, Naturlehre. Dritter Theil, welcher die besondere Pathologie thält (Halle 1765).

2.13 Die 20.000 Bde (2384 Bde bis 1901) umfassende Sammlung zur Pädagogik (G.I.) setzt sich aus Schulbüchern und Werken zur Geschichte der Pädagogik zusammen. Erwähnenswert sind John Lockes Gedanken von Erziehung der Kinder (Leipzig 1761) und Johann Heinrich Pestalozzis Sämmtliche Schriften (Stuttgart und Tübingen 1819-1826). Von den in Transsylvanien lebenden Sachsen wurde der Lehrplan für die evangelische Knabenelementarschule in Kronstadt (Kronstadt 1898) veröffentlicht. Auch die in den einzelnen Schuljahren erschienenen Jahrbücher und Schulprogramme (G.II., 1414 Bde bis 1901), vor allem des Reformierten Kollegiums von Pápa, werden hier aufbewahrt. Diese Gruppe enthält auch die Programme einiger ungarischer deutscher Gymnasien aus dem 19. Jh, wie z. B. in Bistrita [Bistritz, Beszterce], Brasov [Kronstadt, Brassó], Sibiu [Hermannstadt, Nagyszeben] und Reghin [Sächsisch-Regen, Szászrégen].

2.14 Die Gruppe Jurisprudenz (H.I.) mit fast 10.000 Bdn (2621 Bde bis 1901) enthält Literatur zum Römischen, Bürgerlichen und Kirchenrecht sowie Gesetzbücher und Gesetzessammlungen zum Strafrecht u. a. Hier ist z. B. Friedrich Carl von Savigny mit mehreren Ausgaben vertreten. Im Bereich Staatswissenschaften (H.II., 2971 Bde bis 1901) liegen Schriften zur Verfassungskunde und zur Statistik vor, z. B. Márton Schwartners Statistik des Königreichs Ungarn (Pest 1798), Carl von Rotteck und Carl Welcher, Staats-Lexikon (15 Bde, Altona 1834-1843) und ein Jahrgang der Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft (Tübingen 1885).

2.15 Die Philosophie (I) ist mit ca. 10.000 Bdn, davon 3018 bis 1901, vertreten. Bestandsschwerpunkte sind die deutsche Philosophie - Leibniz, Kant, Hegel, Schopenhauer und Nietzsche - und die Philosophie des Altertums. Hervorzuheben sind Kants Werke Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können (Frankfurt und Leipzig 1794), Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf (Königsberg 1796) und Logik. Ein Handbuch zu Vorlesungen (Königsberg 1800), Arthur Schopenhauers Sämmtliche Werke, herausgegeben von Julius Frauenstadt (Leipzig 1877) und Aristoteles, Politik, übersetzt von Julius Hermann von Kirchmann (Leipzig 1883). Der Bestand enthält auch Werke der neueren Philosophie und Psychologie.

2.16 Die Theologie umfaßt als umfangreichste Sachgruppe ca. 50.000 bis 60.000 Bde; der Anteil der deutschsprachigen Titel beträgt hier 20 bis 25 Prozent. Die größte Untergruppe, Bibel und Exegese (K.I., 2732 Bde bis 1900), wird auch heute noch kontinuierlich ergänzt. Die Sammlung thält zahlreiche Bibeln in griechischer, lateinischer und hebräischer Sprache. Auch moderne Ausgaben werden nach Möglichkeit gesammelt. Interessante Bestandsbeispiele sind eine Ausgabe der Übersetzung von Santes Pagninus, Biblia Hebraica (Leiden 1613) und ein Novum testamentum Graecum, cum vulgata interpretatione Latina Graeci contextus lineis inserta (Antwerpen 1584).

2.17 Die Sammlung zur Ungarischen und allgemeinen Kirchengeschichte (K.II.) enthält vorwiegend Darstellungen der historischen Umbrüche, die neue Perioden der Kirchengeschichte einleiteten. Vorhanden sind u. a. Kirchenväter-Ausgaben und Reformationsschriften (3837 Bde bis 1901), wie z. B. Joannes Sleidanus, De statu religionis et reipublicae Carolo quinto Caesare commentarii (Frankfurt 1568), Josias Simler, Narratio de ortu, vita et obitu ... Henrici Bullinger (Zürich 1575) und Ambrosius Lobwasser, Psalmen Davids ...in Teutsche Reymen gebracht (Straßburg 1586 und Frankfurt 1623). Zur Gruppe Dogmatik und Moral (K.III., 3889 Bde bis 1901) gehören die grundlegenden Werke der reformierten Konfession, darunter frühe und neuere Ausgaben der Schriften Calvins. Der Heidelberger Katechismus und das Zweite Helvetische Glaubensbekenntnis werden in allen verfügbaren Ausgaben gesammelt. Als Rara sind Calvins Institutio Christianae religionis (Genf 1637) und die erste ungarische Ausgabe des Heidelberger Katechismus (Pápa 1577) zu nennen. Zur Praktischen Theologie (K. IV.) liegen 6556 Bde bis 1901 vor, von denen 20 bis 25 Prozent deutschsprachig sind. Einige Beispiele für Germanica dieser Gruppe sind Cyriacus Spangenberg, Ehespiegel ...in LXX Brautpredigten zusammen verfasset (Straßburg 1570), David Gottlieb Niemeyer, Predigerbibliothek (3 Bde, Halle 1803) und Neu-vermehrtes Pressburgisches Gesang-Buch (1762). Die Sammlung aktueller seelsorgerischer Literatur wird hauptsächlich durch Geschenke ausländischer Institutionen, darunter auch deutsche, ergänzt.

2.18 Die Handschriftensammlung (O) umfaßt ca. 1500 bearbeitete Einheiten. Aufgrund noch unbearbeiteter Sammelbände könnte ihre Zahl in Wirklichkeit weitaus höher sein. Aus der Zeit des Königs Matthias Corvinus (1443-1490) und des ungarischen Königs und Kaisers des Römischen Reiches Deutscher Nation Sigismund (1368-1437) sind adelige Donationsbriefe erhalten. Den größten Teil des Bestandes machen Handschriften von Mitgliedern des Pápaer Reformierten Kollegiums und der Gemeinde aus.

Sondersammlungen

2.19 Die Sammlung der Papensia beinhaltet Schriften von Professoren und Studenten des Reformierten Kollegiums, von in Pápa geborenen oder dort wirkenden Dichtern und Schriftstellern sowie Literatur mit Bezug von Pápa, Kunstgegenstände, Andenken u. a. Innerhalb dieser Sammlung werden bedeutende Nachlässe und Spenden separat aufgestellt und katalogisiert, z. B. wird der von Prof. Károly Kerkápoly (s. o. 1.6) übernommene Bestand (1583 Bde zu Ökonomie, Finanzwesen und Philosophie) in seinem ursprünglichen Schrank aufbewahrt. Ebenfalls gesondert aufgestellt ist die Bibliothek des Reformierten Kirchendistriktes von Pápa (ca. 6000 Bde), die größtenteils Gesang-, Gebet- und Predigtbücher sowie Bibeln aus dem 18. und 19. Jh beinhaltet.

2.20 Die Räterepublik-Sammlung setzt sich zusammen aus Zeitungen, Flugschriften, Plakaten und Kleindrucken, die zur Zeit der Revolution von 1848 in Pápa veröffentlicht wurden. Eine umfangreiche Teilsammlung dokumentiert die Ungarische Revolution von 1956.

2.21 Die Münzsammlung verfügt über ca. 12.000 Inventareinheiten, darunter Gold-, Silber-, Kupfer-, Zinn-, Blech-, Gips- und Zinkmünzen, Papierbanknoten und Medaillen. Der Katalog der ungarischen Münzen wurde von István Borsos 1909 bearbeitet, 1911 der Katalog der griechischen und römischen Münzen sowie solcher aus Gallien, Germanien, Samarien, Judaea und Ägypten. Ein 1955 von Gyula Répássy zusammengestellter handschriftlicher Katalog verzeichnet 4607 griechische, römische und andere Münzen und entspricht wissenschaftlichen Anforderungen.

2.22 Bedeutend ist auch die Stichsammlung, die 2458 Arbeiten umfaßt und im wesentlichen aus dem Nachlaß von Antal Baldacci (1807-1878) besteht. In der Ansichtskartensammlung finden sich mehrere tausend Stücke, die aus Pápa, Siebenbürgen, Ungarn oder aus anderen europäischen Ländern stammen und wichtige Dokumente der Bau- und Kulturgeschichte der jeweiligen Region darstellen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Gesamtkatalog

[hschr. u. mschr., in Zettelform; von József Pongrácz auf der Grundlage des Katalogs von István Borsos (s. u. 3.2) angelegt; geführt seit 1918]

Ab 1970 wurde die Katalogisierung nach neuen Regeln, doch unter Aufrechterhaltung der alten Fachordnung, fortgeführt. Das Gros des Bestandes ist heute über alte hschr. Dienstkataloge zugänglich, ein heute umfangreicher Teilbestand über den Alphabetischen Zettelkatalog.

1992 wurde mit der EDV-Katalogisierung begonnen. Die benutzte Software wurde von der Universitätsbibliothek Kampen (Holland) twickelt. Sie ermöglicht Literaturrecherchen nach Verfasser, Titel, Fachleitwort, Erscheinungsjahr und -ort. Bearbeitet ist z. Z. ist nur ein Teil der Sachgruppe Theologie.

3.2 Historische Kataloge

Katalog von Ferenc Tóth

[in Bandform; erstellt Anfang des 19. Jhs; verzeichnet 7000 bis 8000 Einheiten]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; erstellt von Dániel Tóth, nach PI; 1877-1897]

Borsos, István: A pápai ev. ref. foiskola könyvtárának katalógusa és rövid története [Katalog der Bibliothek der Pápaer ev. Ref. Hochschule und ihre Geschichte]. Bd 1, Pápa 1901; Bd 2, Pápa 1912 [systematischer Bandkatalog nach dem vom Ungarischen Nationalmuseum entwickelten Fachsystem, 31 Fachgruppen; verzeichnet 17.950 Einheiten, also nicht den damaligen Gesamtbestand]

3.3 Sonderkataloge

Felvinczi Takács, Zoltán: A Pápai Református Foiskola Br. Baldacci Antal metszetgyujteményének katalógusa [Katalog der Antal-Baldacci-Kupferstichsammlung der Pápaer Reformierten Hochschule]. Budapest 1910

Szabó, György: A Dunántúli Református Egyházkerület Nagykönyvtárának kéziratkatalógusa [Katalog der Handschriften der Bibliothek des Reformierten Kirchendistriktes jenseits der Donau]. Budapest 1987

Kövy, Zsolt: Egy szellemi hagyaték leltára. Pongrácz József pápai ref. foiskolai tanár és könyvtáros emlékezete (1885-1963) [Inventar eines geistigen Nachlasses. Zum Gedenken an den Professor und Bibliothekar der Pápaer Ref. Hochschule József Pongrácz (1885-1963)]. In: Horizont 13 (1985) Heft 4, S. 38-41

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Kövy, Zsolt: A könyvtár különgyujteményei [Die Sondersammlungen der Bibliothek]. In: Zsolt Kövy (Hrsg.): A Pápai Református Gyujtemény [Die Pápaer Reformierte Sammlung]. Pápa 1987, S. 45-70

Szabó, György: A Dunántúli Református Egyházkerület Nagykönyvtára (Pápa) története [Die Geschichte der Bibliothek des Reformierten Kirchendistriktes jenseits der Donau (Pápa)]. In: István János Bálint (Hrsg.): Adalékok a 16-20. századi magyar muvelodés történetéhez [Beiträge zur Bildungsgeschichte des 16. bis 20. Jhs]. Budapest 1987, S. 65-95

Szabó, György: A Dunántúli Református Egyházkerület Pápai Nagykönyvtárának története [Die Geschichte der Pápaer Bibliothek des Reformierten Kirchendistriktes jenseits der Donau]. In: Zsolt Kövy (Hrsg.): A Pápai Református Gyujtemény. Pápa 1987, S. 13-45

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Kövy, Zsolt; Szabó, György: A Dunántúli Református Egyházkerület Nagykönyvtárának tevékenysége [Die Tätigkeit der Bibliothek des Reformierten Kirchendistriktes jenseits der Donau]. In: A Veszprémi Megyei Könyvtár évkönyve 1987 [Jahrbuch der Komitatsbibliothek Veszprém 1987]. Veszprém 1987, S. 144-155

Kövy, Zsolt (Hrsg.): A Pápai Református Gyujtemény Évkönyve 1988 [Jahrbuch der Pápaer Reformierten Sammlung 1988]. Pápa 1988

Stand: Oktober 1995

Szilvia Halász-Kapcsándi

Emese Szalay-Gubicza


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.