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Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek

Adresse. Augustinerstr. 1, 2. Stock, 1015 Wien [Karte] (Postadresse: Josefsplatz 1, 1015 Wien)
Telefon. (0222) 53 410-324

Unterhaltsträger. Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
Funktion. Spezialsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek für Papyri, Ostraka, Pergamente, arabische Papiere, Wachstafeln und verwandte Materialien einschließlich der darauf bezogenen Fachliteratur.
Sammelgebiete. Papyrologie, Ägyptologie, Orientalistik, Klassische Philologie, Alte Geschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek mit Lesesaal. - Öffnungszeiten: Montag 9-18.45 Uhr, Dienstag bis Freitag 9-13 Uhr. Vom 1. bis 21. September ist die Sammlung geschlossen. - Leihverkehr: ÖLV, internat. Leihverkehr über die Fernleihe-Stelle der ÖNB, Heldenplatz.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Mikroskope.
Hinweise für anreisende Benutzer. Voranmeldung erwünscht. - Anfertigung von Kopien, Mikrofilmen, Dias und Schwarz/Weiß-Fotos auf Bestellung möglich. Ausgewählte Papyri können im Rahmen einer allgemein zugänglichen Ausstellung in den Räumlichkeiten der Sammlung besichtigt werden. - Verkehrsverbindungen s. Druckschriftensammlung der ÖNB.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 1883 kaufte Erzherzog Rainer (1827-1913), damals Kurator der Akademie der Wissenschaften, etwa 10.000 der 1878 im ägyptischen Faijum tdeckten und über den Antiquitätenhandel nach Wien gelangten Papyri und legte mit der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer den Grundstein zur weltgrößten Papyrussammlung. 1899 schenkte er die inzwischen mehr als 100.000 Objekte umfassende Sammlung Kaiser Franz Joseph. Als Spezialsammlung der Hof-, dann der Nationalbibliothek konnte sie seither auf 221.231 Objekte vermehrt werden, die den weltweit größten Bestand an beschriebenen Papyri, Pergamenten, Papieren, Schafleder, Ostraka, Stoffen und Holztafeln aus dem Zeitraum von ca. 1500 vor bis 1500 nach Christi darstellen.

1.2 Aus den einschlägigen Beständen der Hofbibliothek wurde der Grundstein für eine Handbibliothek der Abteilung gelegt. Sie enthält nunmehr ca. 13.000 Bde, die - zusammen mit Photonegativen, Diapositiven, Mikrofilmen, Mikrofiches und einigen musealen Objekten - auf die Forschung an den verwahrten Beständen ausgerichtet sind. Die Erweiterung erfolgt durch Zuweisung der fachspezifischen Pflichtexemplare der Druckschriftensammlung und Ankauf ausländischer Literatur. Seit 1887 erscheinen die Mitteilungen aus der Papyrussammlung Erzherzog Rainer (seit 1932 als Neue Serie), von 1895 bis 1958 Texteditionen in der Reihe Corpus Papyrorum Raineri (weitergeführt 1976). Die Papyrussammlung wirkt auch an der Edition der Fachzeitschrift Tyche. Beiträge zur Alten Geschichte, Papyrologie und Epigraphik (Wien 1986 ff.) mit.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Von insgesamt 13.000 Bdn sind 822 Werke bis 1900 erschienen. 7 Titel stammen aus dem 16. Jh, 11 aus dem 17. Jh, 49 aus dem 18. und 755 aus dem 19. Jh. Die Verteilung des Bestandes nach Sprachen ergibt 342 deutsche, 167 englische, 148 französische, 85 italienische, 71 lateinische, 5 griechische und 4 arabische Titel. Die Zahlen wurden durch Auszählung des Nominalkataloges der Sammlung gewonnen.

2.2 Die Handbibliothek ist im wesentlichen eine auf das Sammelgebiet spezialisierte Fachbuchsammlung. Die Ägyptologie ist mit 310 Titeln am besten vertreten. Die Papyrussammlung besitzt viele der im Zuge der wissenschaftlichen Erschließung des Alten Ägypten im 19. Jh entstandenen Studien und Handbücher. So sind u. a. die Publikationen von François Champollion le Jeune vorhanden, L'Egypte sous les pharaons (1814), Monuments de l'Egypte et de la Nubie (1844) und 2 seiner Studien zur ägyptischen Sprache, sowie Friedrich Wilhelm Siebers Über ägyptische Mumien (1820) und Moritz G. Schwartzes Das alte Aegypten (1843). Zu den durch kostbare Ausführung besonders ausgezeichneten Werken zählen die erste wissenschaftliche Publikation über einen Papyrus, Nicolaus Schows Charta Papyracea Graece Scripta Musei Borgiani Velitris (Rom 1788), die Description de l'Egypte (Paris 1809) und Richard Lepsius' Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien (Berlin 1849-1913).

2.3 Verschiedene Aspekte der Religionen, Theologie und Kirchengeschichte (zumeist der östlichen Kirchen) behandeln 43 Titel; der älteste ist Octoechus ecclesiae Graecae (Venedig 1523). Neben einigen wenigen frühen Kirchenhandbüchern, z. B. Georgius Codinus Curopalatas De officiis magnae et aulae Constantinopolitanae (Paris 1648), gibt es wissenschaftliche Studien des 19. Jhs, wie Friedrich Münters Primordia ecclesiae africanae (Kopenhagen 1829). Josef Freiherr Hammer von Purgstalls Fundgruben des Orients (1809) findet sich unter den 68 Titeln zur Orientalistik. Arabistik und Islamkunde sind mit 190 Titeln vertreten, darunter Ludwig Marracius' Prodromus ad refutationem Alcorani (1691), Robert Woods The Ruins of Palmyra (1753) und Georg Jacob Kehrs Monarchiae asiatico-saracenicae status ex nummis argenteis (1724). Der Rest verteilt sich auf 15 Titel zur Lexikographie (Paul Anton Boettichers (Lagarde) Wurzelforschungen, 1852), 11 Wörterbücher und 185 Werke der Klassischen Philologie, z. B. Carolus Labaeus' Cyrilli, Philoxeni, Aliorumque Veterum Glossaria Latino-Graeca & Graeco-Latina (1679).

3. KATALOGE

Editions-Katalog

[mschr. Zettelkatalog, verzeichnet die Fachliteratur zu den nach Numerus currens geordneten Sammlungsobjekten]

Nominal-Katalog

[mschr. Zettelkatalog nach PI zu der in der Sammlung verwahrten Handbibliothek]

Schlagwortkatalog

[mschr. Zettelkatalog zur Handbibliothek]

Die in der Papyrussammlung verwahrten Buchbestände sind in den Katalogen zum Druckschriftenbestand der Österreichischen Nationalbibliothek mit dem Signaturenzusatz Pp gekennzeichnet.

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Briefe zur Vorgeschichte der Sammlung, u. a. von Erzherzog Rainer, befinden sich in der Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek.

4.2 Darstellungen

Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek Papyrus Erzherzog Rainer (P. Rainer Cent.). Hrsg. von der Generaldirektion der Österreichischen Nationalbibliothek. Wien 1983

Hunger, Herbert: Aus der Vorgeschichte der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Wien 1962 (Mitteilungen aus der Papyrussammlung Erzherzog Rainer, 7)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Loebenstein, Helene; Harrauer, Hermann: Die Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Katalog zur Sonderausstellung 100 Jahre Papyrus Erzherzog Rainer. Wien 1983

Stand: April 1993

Johannes Diethart


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.