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Pfarrbibliothek

Adresse. Stadtarchiv Dornbirn, Marktplatz 11, 6850 Dornbirn [Karte]
Telefon. (05572) 33 077-21
Telefax. (05572) 33 077-50

Unterhaltsträger. Stadtarchiv Dornbirn
Funktion. Historische Pfarrbibliothek
Sammelgebiete. Vorwiegend Theologie. - Der Bestand wird nicht vermehrt.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-12 Uhr, Montag auch 14-19 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benützer. Westbahn bis Dornbirn, ab Bahnhof Fußwegnähe (5 Minuten). - A 1 bis Salzburg, A 8 bis Rosenheim, A 93 bis Kufstein, A 12 bis Landegg, S 16, A 14. Parkgarage in unmittelbarer Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Pfarre St. Martin in Dornbirn verdankt den wertvollen Teil ihrer Bibliothek dem aus Dornbirn gebürtigen P. Martin Rusch (um 1600-1634). Forschungen ergaben, daß er mit jenem P. Clemens identisch sein dürfte, der 1618 in den Kapuzinerorden eintrat und 1619 die Ordensgelübde ablegte. Ebenfalls 1619 überließ P. Martin Rusch mehr als 200 Bücher dem Pfarramt St. Martin - sein Ordenseintritt könnte ihn zu diesem Schritt bewogen haben. Der Stifter verband damit lediglich die Auflage, eine ewige Jahrtagsmesse zu lesen. P. Martin (Clemens) Ruschs Tätigkeit als Kapuziner bestand vorwiegend in der Pflege von Pestkranken. 1634 erlag auch er dieser Krankheit. Dornbirn Pfarrbibliothek 1.1

1.2 Es gilt als gesichert, daß Rusch die Büchersammlung von seinem Vater Georg Rusch - Bauer und zugleich Magister der Philosophie - erbte. In die Bibliothek fanden auch Bücher eines Bruders seiner Mutter, Konrad Schmid (in latinisierter Form Faber), Eingang. Im Verlauf ihrer fast 400jährigen Geschichte hat die Sammlung große Verluste erlitten, u. a. durch den zweimaligen Neubau des Pfarrhauses (1770 und 1901). Vom ursprünglichen Bestand - laut Pfarrurbar (s. u. 4.1) 225 Werke - sind nur mehr 55 vorhanden, die in einem beschreibenden Katalog verzeichnet sind (Scheffknecht, s. u. 5).

1.3 Die Rusch-Bibliothek befindet sich seit 1994 als Leihgabe im Stadtarchiv Dornbirn. Darüber hinaus gibt es einige ältere, vorwiegend theologische Werke am Pfarramt St. Martin (Marktplatz 1).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Von den erhaltenen 55 Werken stammen 3 aus dem 17. Jh, alle übrigen aus dem 16. Jh. Sie sind mit Ausnahme von 2 deutschsprachigen und 3 lateinisch-griechischen Titeln in Latein verfaßt; bei den Druckorten dominieren Köln, Antwerpen und Dillingen. Die Bücher weisen mehrheitlich mit Leder überzogene Holzdeckeleinbände auf, einige tragen Ledereinbände mit Blindprägung, einige sind in Pergament gebunden bzw. in Fragmente von Pergamenthandschriften.

2.2 Zahlreiche Notizen in verschiedenen Bänden bezeugen, daß die Sammlung Rusch eine Gebrauchsbibliothek war. Ihre ursprüngliche Zusammensetzung ist bekannt, da gemäß Stiftungsbrief die Bücher im Pfarrurbar verzeichnet werden mußten (Auflistung der einzelnen Titel bei Albrich, s. u. 4.2). Es handelte sich überwiegend um Werke zur katholischen Theologie, wobei die Kontroverstheologen gut vertreten waren, z. B. mit Robert Bellarmin, Jakob Feucht, Thomas Stapleton und Theodor Pelten. Die Bibliothek barg außerdem Werke von Vertretern des Protestantismus und spiegelt neben den Interessen eines Privatmannes auch die facettenreichen theologischen Auseinandersetzungen im 16. Jh wider.

2.3 Im noch vorhandenen Bestand finden sich u. a. Werke von Petrus Canisius, Catharina von Siena, Luis de Granada, Bellarmin, Stapleton und Erasmus von Rotterdam. Laut Verzeichnis von 1655 war Stapleton ursprünglich mit mehr als 10 Werken vertreten, davon sind 2 erhalten (Antidotorum evangelicorum, Erstausgabe: Antwerpen 1595; Promptuarium morale, Lyon 1592). Von ehemals 4 vorhandenen Werken des Erasmus hat nur eines die Jahrhunderte überdauert. Auch bei den Protestantica gab es große Einbußen. Erhalten blieben u. a. ein Frühdruck, Melanchthons Compendiaria Dialectices ratio (Wittenberg 1523), und Schriften des Vermittlungstheologen der Reformationszeit, Georg Witzel (z. B. Coacervatio locorum utriusque testamenti, Köln 1548).

s. u. 5

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Jahrtagsbuch von 1815

[enthält Stiftungsbrief; Stadtarchiv Dornbirn, Nr. 596]

Pfarrurbar von 1655

[verzeichnet die 225 gestifteten Bücher; Pfarrarchiv Dornbirn-St. Martin, D 88]

4.2 Darstellungen

Albrich, Franz: Die Stiftung des P. Martin Rusch von 1619. In: Montfort 39 (1987) Heft 3, S. 194-205 [listet im Anhang alle ehemals vorhandenen Bücher auf]

Albrich, Franz: Die Stiftung des P. Clemens (Martin) Rusch von 1619. Eine Bücherei aus der Zeit der Glaubensspaltung. In: Dornbirner Schriften. Beiträge zur Stadtkunde 4 (1988) S. 78-81

Scheffknecht, Wolfgang: Die Bibliothek des P. Martin Rusch aus Dornbirn. Katalog und Beschreibung der erhaltenen Bestände. Sonderdruck aus: Alemannia Studens 2 (1992) [katalogisiert nach Grundsätzen des VD 16; im Anhang Verzeichnis der Beiträger, der Druckorte, der Drucker und Verleger und der Vorbesitzer]

Stand: Mai 1996

Wilma Buchinger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.