FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Pfarrbibliothek St. Johann Baptist

Adresse. Komturstraße 4a, 4900 Herford [Karte]
Telefon. (05221) 5 67 40

Unterhaltsträger. Kirchengemeinde St. Johannes Baptist
Funktion. Alte Pfarrbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Präsenzbestand. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 10 Minuten). A 2, Ausfahrt Herford-Ost, Richtung Innenstadt. Parkplätze und Parkhaus in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Gemeinde St. Johannes Baptist entstand aus einer Kommende des Malteserordens, dessen Kirche nach der Reformation die einzige katholische in Herford war. Die kleine Gemeinde wurde ab 1674 zumeist von den Franziskanern aus Bielefeld pastoral betreut. Erst 1820 ernannte der Paderborner Bischof den ersten Weltgeistlichen der nunmehr eigenständigen Pfarrei.

1.2 Der Buchbestand der alten Kommende ist im Dreißigjährigen Krieg fast vollständig verloren gegangen. Die ersten für Liturgie und Seelsorge benötigten Bücher wurden der Gemeinde von der Herford übergeordneten Malteserkommende in Lage zur Verfügung gestellt. Auch zu Zeiten der franziskanischen Mission scheint der Malteserorden zunächst noch Buchanschaffungen getätigt zu haben, doch ab 1750 weisen die Besitzvermerke nur noch auf die Franziskaner hin. Im 19. Jh wuchs die Bibliothek durch Überführung kleinerer Bestände aus Klöstern der Umgebung sowie durch Schenkungen und Nachlässe. Einige Bücher stammen z. B. aus dem Kloster Marienfeld, über das wohl auch die Bücher aus der Zisterzienserabtei Königssaal bei Prag nach Herford gelangt sind.

1.3 Einen kräftigen Zuwachs erfuhr der Bestand gegen Mitte bis Ende des 19. Jhs durch die Nachlässe des Mindener Dompastors Brotzmann (149 Titel) und Johann Bernhard Heisings (91 Titel), der von 1836 bis 1881 Pfarrer in Herford gewesen war. Beide Sammlungen waren typische Handbibliotheken für die pfarramtliche Praxis, bei denen Werke zur Praktischen Theologie, Bücher für den religiösen Unterricht und Predigtsammlungen überwogen. Die Nachlässe sind nicht separat aufgestellt, sondern in den allgemeinen Bestand integriert. Im 20. Jh wurde die Bibliothek nicht mehr erweitert und lange Zeit nicht benutzt. In den Jahren 1984 bis 1988 wurde sie neu geordnet, restauriert, katalogisiert und wieder aufgestellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek umfaßt einen Bestand von ca. 1200 Titeln in 1600 Bdn, der systematisch geordnet ist. Die Beschreibung basiert auf der Auszählung des Alphabetischen Katalogs.

2.2 Die Bibliothek besitzt eine Inkunabel; 16 Titel stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 13 aus der zweiten; 54 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 77 aus der zweiten; 99 aus der ersten Hälfte des 18. Jhs, 291 aus der zweiten; 362 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs und 148 aus der zweiten. 21 Titel sind undatiert. Mit 705 Titeln sind zwei Drittel des Bestandes deutschsprachig, 306 Titel (29 Prozent) sind lateinische Werke, 36 Titel entfallen auf das Französische und die restlichen 13 auf sonstige Sprachen.

2.3 Der Bestand gliedert sich in drei Hauptabteilungen, die ihrerseits weiter unterteilt sind: " Theoretische" Theologie (ca. 300 Titel), Praktische Theologie (ca. 530 Titel) und " Weltliche" und Schulliteratur (ca. 220 Titel).

2.4 In der Abteilung " Theoretische" Theologie stehen die rund 50 Gesamt- und Teilausgaben der Bibel, die älteste ein Lyoner Druck von 1536. Weiter finden sich Kommentare, Werke zur Kirchengeschichte, Heiligenleben, Textausgaben von Kirchenvätern, Kontroverstheologie, Dogmatik, Moraltheologie und Philosophie. Die ältesten Titel sind Bonaventuras Opuscula (Köln 1486), zwei Werke von Erasmus aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, sowie Luthers Schrift Wider das Bapsttum (Wittenberg 1545). Stadt- und regionalgeschichtliche Bedeutung hat der Sammelband " Religionsvergleich", in dem sich neben 12 Dissertationen seltene historische Schriften und Verordnungen aus dem 16. und 17. Jh finden. Bemerkenswert ist auch Dietrich Schwabs Detectvm Velum Mosaicum Judaeorum nostri temporis (Paderborn 1615).

2.5 Die Abteilung Praktische Theologie gliedert sich in Kirchen- und Zivilrecht, Liturgik, Breviere, Pastoraltheologie, Katechismusausgaben, Religionslehre, Predigt und religiöse Unterweisung. Dabei bilden die Predigtsammlungen (128 Titel), vor allem aus dem Ende des 18. Jhs und dem Anfang des 19. Jhs, und die religiösen Unterweisungen (110 Titel), darunter Andachten und Gebete, den thematischen Schwerpunkt. Die ältesten Werke finden sich in der Sachgruppe " Kirchen- und Zivilrecht", darunter 4 italienische Drucke aus dem ersten Jahrzehnt des 16. Jhs: Decisiones Rote noue et antique cum additionibus (Venedig 1503), Summa Hostiensis von Heinrich von Segusio (Venedig 1505) sowie Werke von Nicolaus de Tudeschis, Hugo Donellus und Martin Azpilcueta.

2.6 Die Abteilung " Weltliche" und Schulliteratur weisen die Sachgruppen Geschichte, Geographie, Naturlehre und Mathematik, Sprache, Schulschrifttum und Periodika auf. Hier sind bemerkenswert Konrad Gesner, Epitome Bibliothecae (Zürich 1555) und Sebastians Münsters Horologiographica (Basel 1533).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [nach RAK]

Systematischer Katalog

[hschr., bis ca. 1900 geführter Bandkatalog]

Mschr. Bandkatalog analog zum Alphabetischen Katalog [Stand 1987]

Kataloge der Besitzvermerke

Liste der Besitzvermerke nach Name und Ort

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Stell, Hermann: Die katholische Kirche in Herford. Ihre Geschichte seit der Reformation. Herford 1988

Stand: März 1991

Ute Kampmann

Dagmar Kaufhold-Brackhane


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.