FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Poštovní muzeum - knihovna

Postmuseum - Bibliothek


Adresse. Nové mlýny 2, 110 00 Praha 1 - Nové Mesto
Telefon. (02) 23 12 006
Telefax. (02) 23 11 930
e-mail. [museumcp@pha.pvtnet.cz]
Internet. http://www.cpost.cz

Unterhaltsträger. Ceská pošta [Tschechische Post]
Funktion. Öffentliche Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Geschichte der Post, des Posttransports und der Telekommunikation, Archiv für Postwertzeichen.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand. Die Bestände befinden sich im Postmuseum in Prag und in seiner Zweigstelle in Vyšší Brod [Hohenfurth] - Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9-16 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr über die Nationalbibliothek der Tschechischen Republik (s. Eintrag dort).
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - U-Bahnverbindung (Metrolinie B) bis Station Námestí Republiky, dann Fußweg entlang der Revolucní- bis zur Klimentská-Straße. - Eingeschränkte Parkmöglichkeiten vor dem Museum oder in den Tiefgaragen am Platz Námestí Republiky.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Postmuseum in Prag wurde durch Erlaß des Post- und Telegraphenministeriums der Tschechoslowakischen Republik [Ministerstvo pošt a telegraf] am 18. Dezember 1918 gegründet. Seine Aufgabe war die Dokumentation der Geschichte des Postwesens, des Posttransportes und des Fernmeldewesens. Das Museum entstand auf Initiative von Václav Dragoun (1865-1950), der bereits damals eine Autorität auf dem Gebiet der Postgeschichte war. Er war von 1918 bis 1925 als Direktor des Museums tätig. Bis 1933 waren die Bibliothek und die Museumssammlungen im Gebäude des Post- und Telegraphenministeriums in der Holeckova-Straße im Prager Stadtteil Smíchov untergebracht. 1933 wurde die Bibliothek in das St. Gabriel-Kloster in der Holeckova-Straße überführt, das 1895 vom Orden der Benediktinerinnen aus Beuron erbaut worden war. Hier konnten die umfangreichen Sammlungen zur Post-, Telegraphen- und Telefongeschichte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Václav Dragoun legte die ersten Inventare der Bibliothek an (s. u. 3.2). Ein übersichtlicher Gesamtkatalog der Amtsbibliothek des Post- und Telegraphenministeriums wurde erst im Jahre 1933 zusammengestellt, als das Museum und die Bibliothek in das St. Gabriel-Kloster umzogen (s. u. 3.1).

1.2 Während der deutschen Besatzung von 1939 bis 1945 wurden das Museum und seine Bibliothek geschlossen. Die Bibliotheksbestände blieben unbeschädigt erhalten. Nach 1945 war zunächst nur der philatelistische Teil der Sammlungen für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Bibliothek verblieb in den Räumen des St. Gabriel-Klosters. 1966 bekam das Museum die Räume der Abtei des Zisterzienserklosters in Vyšší Brod [Hohenfurth] zugewiesen, in denen nach einer umfangreichen Restaurierung die neue Ausstellung zur Postgeschichte eröffnet werden konnte. In die Räume der Abtei wurde auch ein Teil des Buchbestandes aus Prag umgelagert. Die Bibliothek wurde laufend ergänzt, vor allem durch amtliche Publikationen, aber auch durch antiquarische Käufe historisch bedeutender Werke zur Postgeschichte. Hierum machte sich insbesondere der Direktor des Museums, Alois Lustig (1886-1960), zu Beginn der dreißiger Jahre verdient, als vor allem Reisehandbücher und historische Abhandlungen über das Postregal erworben wurden. Damals kamen u. a. das italienische Handbuch Compendio delle poste (Mailand 1623) von Ottavio Cotogno sowie historische und juristische Titel des 17. Jhs von Turrianus und von von Hörnigk in die Bibliothek (s. u. 2.14 ).

1.3 Eine wertvolle separate Sammlung stellen Václav Dragouns Abschriften von den Schriftstücken zur Postgeschichte dar. Dragoun arbeitete seit 1891 beim Hauptpostamt in Prag, zuletzt als Oberpostoffizial. Er war kein geschulter Historiker, erarbeitete sich jedoch besondere Fachkenntnise in der Paläographie. Seine Lebensaufgabe war die Erforschung der Postgeschichte anhand von Archivdokumenten. Dank Dragoun besitzt das Postmuseum eine einzigartige Sammlung von Akten- und Dokumentenabschriften zur Postgeschichte nicht nur aus Böhmen, Mähren und Schlesien, sondern auch aus der ganzen früheren österreichisch-ungarischen Monarchie. Das gesammelte Material wurde in allen wichtigen Archiven Österreich-Ungarns am Ort selbst exzerpiert. So wurden Schriftstücke aus den Archiven der österreichischen Erbländer konzentriert, deren Originale ansonsten schwer zugänglich sind; ferner verblieb ein Teil des Materials zur Postgeschichte nach den Aktenteilungen in Wien. Auf dem Gebiet der Tschechischen Republik sind diese Schriftstücke Unikate. Die Sammlung war bis zum Erwerb durch das Postmuseum 1966 im Besitz der Familie Dragoun (s. u. 2.14).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt mehr als 22.000 Einheiten. Davon stammen schätzungsweise 1500 Bde aus dem 17. und 18. Jh und ca. 15.000 Bde aus dem 19. Jh. Die Karten und Pläne sind gesondert bearbeitet (zusammen ca. 3000 Stück). Die Buchbestände des Postmuseums sind zu annähernd 70 Prozent in deutscher Sprache; weitere Sprachen sind Tschechisch, Französisch und Englisch. Unter den französischen Publikationen ist z. B. die Übersicht der Postrouten Liste Générale des Postes de France (Paris 1734, 1760, 1766, 1770, 1785, 1807) bemerkenswert, unter den englischen sind die Periodika Post Office Magazine (London 1931 ff.) und Post Office Guide (London 1922 ff.) zu nennen.

Systematische Übersicht

2.2 Die Bibliothek enthält vollständige Sammlungen von Postvorschriften, Ordnungen und Verordnungen seit dem 18. Jh, darunter zahlreiche Gesetzestexte aus der Regierungszeit von Maria Theresia (1740-1780) und Joseph II. (1780-1790). Gleichfalls existiert eine Sammlung der Gesetze und Verordnungen aus der Regierungszeit der Habsburger Leopold II. (1790-1792) und Franz II. (1792-1835). Insgesamt liegen amtliche Gesetzes- und Verordnungsschriften für alle österreichischen Erbländer vor, die die Entwicklung der Postdienste und des Posttransports in Mitteleuropa dokumentieren. Einen wesentlichen Teil des Bestandes bilden Erlasse, Adreßbücher und Schematismen, Ranglisten und Statuten der Beamtenschaft in der Postverwaltung, Fahrpläne sowie Straßen-, Bahn- und Luftpostrouten aus dem 18. und 19. Jh, so z. B. das Post-Cours Buch (Wien 1869 ff.) und die Kartierungs-Übersichten für die k.k. Bahn-Posten (Wien 1900 ff.).

2.3 In der Regierungszeit Maria Theresias erschien die Sammlung aller k.k. Verordnungen und Gesetze vom Jahre 1740 bis 1780, die unter der Regierung des Kaisers Joseph des II. theils noch ganz bestehen, theils zum Theile abgeändert sind ... (Wien 1787-1790). In der Regierungszeit von Joseph II. erschien das Handbuch aller unter der Regierung des Kaisers Josephs des II. für die k.k. Erbländer ergangenen Verordnungen und Gesetze in einer sistematischen Verbindung (Wien 1785-1790). Diese Sammlungen der Gesetze und Verordnungen sind in vollständigen Reihen bis zum Jahr 1867 geführt worden, als in Wien das Reichsgesetzblatt zu erscheinen begann.

2.4 Die Entwicklung der Post- und Fernmeldegeschichte in der zweiten Hälfte des 19. Jhs dokumentieren die komplett erhaltenen Jahrgänge des Verordnungsblatts der obersten Hofpostenverwaltung, in Wien seit 1839 herausgegeben (-1849) Anzeigenblätter, das Verordnungsblatt für Posten, Eisenbahnbetrieb und Telegraphen (1849-1883) und später das Verordnungsblatt für Post und Telegraphie (1883-1918). Die Sammlung der gesetzlichen Anordnungen, Vorschriften und Verordnungen, die sich auf die Tätigkeit der Postsparkasse bezieht, ist von 1882 an vollständig. Die Bibliothek besitzt auch eine komplette Sammlung der Telefonbücher aus dem Gebiet der Tschechischen Republik seit 1883.

2.5 Anhand der rechtstheoretischen Schriften lassen sich Entstehung und Entwicklung des Postregals verfolgen. Die Bedeutung dieser Werke liegt insbesondere darin, daß sie die Abhandlungen über das Postregal durch kaiserliche Mandate und Dekrete ergänzen. Sie beziehen sich auf das Vorrecht der Familie Thurn und Taxis sowie der Familie Paar, die das Postnetz in Mitteleuropa organisierten. Vor allem sind hier zu nennen Caesareus Turrianus, Glorwürdiger Adler, das ist: Gründliche Vorstellung und Unterscheidung derer Kayserl. Reservaten und Hochheiten von der Reichs-Ständen Lands-Fürstlichen Obrigkeit, absonderlich aber von dem ... Post-Regal im ganzen Römischen Reich, und allen dessen Provinzien teutscher Nation ... (o. O. 1694) sowie Ludwig von Hörnigk, Tractatus politico-historico-judico-aulici de regali postarum jure (Frankfurt a. M. 1663).

2.6 Im Jahre 1770 erschien in Wien eine Designatio actorum in puncto deren zwischen dem Erb-General Reichsobrispostamt und dem kaiserl. königliche Erbländischen Obrishofpostamt. Das Werk thält den vollen Wortlaut der Privilegien zum Betreiben des Postwesens, die den Familien Thurn und Taxis sowie Paar von den Habsburgern erteilt wurden, und grenzt den Tätigkeitsbereich der beiden Familien im Posttransport ab. Seit dem Jahr 1526, als die böhmischen Länder in den Bund der österreichischen Länder unter der Regierung der Habsburger eingegliedert wurden, organisierte die Familie Taxis hier den Posttransport. Die Familie Paar gewann das Oberhofpostamt für das Gebiet der österreichischen Erbländer im Jahre 1622; der Familie Taxis oblag das Postwesen im Deutschen Reich und in den Ländern unter dem Einfluß des spanischen Habsburgerzweiges.

2.7 Ein wichtiger Teil des Buchbestandes sind Reisehandbücher (ca. 200 Bde). Ein klassisches Beispiel für ein Reisehandbuch aus dem 17. Jh ist das italienische Itinerar von Ottavio Cotogno, Compendio delle poste (Mailand 1623). Es thält eine Liste der einzelnen Stationen in Europa. Einen ausführlicheren Charakter hat das italienische Itinerar von Andreas Schottus, Itinerario overo nova descrittione de' viaggi principali d'Italia (Padua 1643). Es verzeichnet nicht nur das Postnetz Italiens in der Mitte des 17. Jhs, sondern wird auch durch zeitgenössische Stadtansichten ergänzt. Die Kupferstiche stammen von Francesco Berteli.

2.8 Die Reisehandbücher wurden bis zum 18. Jh größtenteils als Privatdrucke herausgegeben. Im 18. Jh, im Zusammenhang mit den merkantilistischen Interessen der absolutistischen Staaten, kam es immer häufiger zu Verlagsausgaben von Reise- und topographischen Handbüchern, die der Öffentlichkeit eine Übersicht über die damaligen Reiseverbindungen geben sollten. Reisen wurden in dieser Zeit vorwiegend auf Postwagen unternommen. Ein oftmals benutztes Itinerar in der ersten Hälfte des 18. Jhs war Paul Lehmanns Die vornehmsten Europaeischen Reisen wie solche durch Teutsch-Land, Franckreich, Italien, Holl- und Engeland, Daennemark und Schweden ... (Hamburg 1724). Für die Hauptstädte wurden übersichtliche Tabellen beigelegt mit einer Fahrgeldübersicht, Briefpreisen, Entfernungen in Meilen sowie Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Post auf den Hauptstrecken. Ein interessantes zeitgenössisches Schriftstück ist die detaillierte Beschreibung der Krönungszeremonie von Maria Theresia zur böhmischen Königin (1743) von Johann Heinrich Ramkoffsky, die unter dem Titel Drey Beschreibungen: erstens des königlichen Einzugs ihro königliche Majestät die Allerdurchläuchtigste und Großmächtigste Fürstin und Frau, Frau Maria Theresia ... (Prag o. J.) erschien. Die Kaiserin reiste zur Krönung aus Wien mit der Staatspost; das Itinerar wird hier detailliert beschrieben.

2.9 Stellvertretend für die Verlagsausgaben von Reisehandbüchern in der zweiten Hälfte des 18. Jhs sei Christoph Olearius' dreibändiges Geographisches Hand- und Postbuch (Wien 1779) genannt, dessen erster Teil den generellen Beschreibungen der Länder Europas unter Berücksichtigung von Wirtschaft, Handel, Währung, Manufakturerzeugung und Postverbindungen gewidmet ist. Im zweiten Teil des Handbuchs werden Entfernungstabellen und Übersichten der Poststrecken in Osteuropa zusammengefaßt. Im Vergleich zu Lehmanns Handbuch erfaßt Olearius ein schon viel dichteres Straßennetz, dessen Aufbau seit der zweiten Hälfte des 18. Jhs aus politischen und wirtschaftlichen Gründen vorangetrieben wurde.

2.10 Im letzten Viertel des 18. Jhs, im Zusammenhang mit den Theresianischen und Josephinischen Reformen in der Staatsverwaltung, erschienen mehrere Ausgaben besonderer Posthandbücher. Im Jahre 1798 begann der Beamte der Postwagenexpedition in Wien, Christian Crusius, sein Topographisches Postlexikon aller Ortschaften der k.k. Erbländer herauszugeben. Das Lexikon von Crusius wurde für die Landesämter anhand einer Umfrage zusammengestellt und einer gründlichen Revision unterworfen. Es verzeichnet in 7 Kolumnen das Land, den Kreis, die Domäne und den Namen der Station, ob die Post durch den Ort führt, auf welcher Poststrecke sich der Ort befindet und die Entfernung aus Wien in Stunden. Das Lexikon erschien in den Jahren 1798 bis 1828 in 32 Bdn.

2.11 Das Handbuch von J. Ritter von Landschau, Ortschaften der k.k. deutschen Erbländer zur postämtlichen Briefbestellung (Wien 1792), diente zur praktischen Anwendung im Postbetrieb. Es enthält Daten über Orte und Länder und die Briefzustellung dorthin, die Entfernungen zwischen Poststationen in Stunden und die Namen von Postämtern, die Briefe zustellen können. Zu Beginn des 19. Jhs erschienen weitere historisch-statistische Übersichten europäischer Länder, z. B. Peter Adolph Winkopps Neueste Staats-Zeitungs-Reise-Post und Handlungs-Lexikon oder geographisch historisch-statistisches Handbuch (Leipzig 1804). Der österreichische Kapitän und Topograph Friedrich Carl Watterich von Watterichsburg ist Autor vom Handwörterbuch der Landeskunde des Königreichs Böhmen (Prag 1845), das für die böhmischen Länder seine Bedeutung noch immer nicht verloren hat. Es beinhaltet ein alphabetisches Verzeichnis der Ortsnamen, landeskundliche Schlagwörter und eine detaillierte Übersicht der Postverbindungen in Böhmen.

2.12 Für die Kenntnis der Entwicklung der Postdienste in der ersten Hälfte des 19. Jhs sind die Werke von Andreas Engelhart und Franz Raffelsperger bedeutend. Engelhart gab in Wien ein Handbuch heraus unter dem Titel Allgemeiner österreichischer oder neuester Wiener Secretär für alle im Geschäfts- und gemeinen Leben ...vorkommenden Fälle (Wien 1827). Raffelsperger war ein österreichischer Topograph und Kartograph (1793-1861). Bedeutungsvoll ist sein Allgemeines geographisch-statistisches Lexikon aller österreichischen Staaten (Wien 1845). In den Jahren 1829 bis 1831 gab Raffelsperger in Wien seinen Reise-Secretär. Ein geographisches Posthandbuch für Reisende, Kaufleute, Geschäftsmänner und Postbeamte heraus. Diesem Handbuch wurden ein Wörterbuch, das Ausdrücke aus dem Postwesen und Posttransport enthält, sowie Vergleichstabellen europäischer Währungen beigefügt. Das Wörterbuch verlor seine Bedeutung nicht. Von den post-topographischen Handbüchern ist auch Michael von Fehringers Topographisches Post-Lexicon des Königreiches Böhmen (Wien 1877) und sein Allgemeines Postlexikon des Kaiserthums Österreich (Wien 1906) zu nennen.

Sammlung Václav Dragoun

2.13 Neben der Grundreihe von Konspekten zur Postgeschichte besitzt das Postmuseum den Nachlaß von Václav Dragoun in 11 Faszikeln. Hier finden sich auch die Dokumentation über die Museumsgründung und amtliche Korrespondenz. Auszüge zur Geschichte der einzelnen Postämter in Böhmen, Mähren und Schlesien sind in 111 Kartons des Oktavformats aufbewahrt. Das Postwesen einzelner Länder der Habsburgermonarchie ist durch Ungarn, Österreich, Kärnten, Siebenbürgen, Krain, Galizien, Krajina und Dalmatien vertreten. Auf die Postgeschichte beziehen sich auch 2 Bde (mehrere hundert Bogen) Abschriften von Schriftstücken und Dokumenten aus den Jahren 1572 bis 1891. Es handelt sich um Abschriften der Originalschriftstücke über das Postlehen der Familien von Thurn und Taxis und von Paar sowie um Abschriften der Erbprivilegien für das Gebiet Böhmen, Mähren und Schlesien aus dem 18. Jh. Die gesamten Abschriften liegen ausschließlich in deutscher Sprache vor.

Zeitschriftensammlung

2.14 In der Museumsbibliothek sind vollständige Zeitschriftenreihen erhalten, die wichtige Beiträge zur Geschichte der Post, des Transports, der Telegraphie und des Telefons enthalten. In den Jahren 1874 bis 1939 gab die Postverwaltung in Berlin das Monatsblatt Deutsches Postarchiv. Beihefte zum Amtsblatt der Deutschen Reichspostverwaltung heraus, das seit 1876 unter dem Titel Archiv für Post und Telegraphie fortgesetzt wurde. Eine postgeschichtliche Revue ist die Zeitschrift für Post und Telegraphie, die 1895 von der Postsektion des Handelsministeriums in Wien herausgegeben wurde. Aus der Produktion der deutschen Postverwaltung in Berlin finden sich in der Bibliothek Jahrgänge vom Amtsblatt des Reichspostministeriums aus den Jahren 1919 bis 1944 und die Jahrgänge 1938 bis 1945 der Zeitschrift Deutsche Postgeschichte. Vollständig sind auch die Jahrgänge der Zeitschrift L'Union Postale erhalten, die von dem internationalen Büro der Weltpostunion in Bern seit 1874 herausgegeben werden. Der Fachzeitschriftenbestand ist ausgesprochen umfangreich. Vollständig ist der Komplex zur Entstehung der Weltpostunion (seit 1874). Post-, Telegraphie- und Telefonangelegenheiten wurden seit 1838 im Verordnungsblatt der Obersten Hofpostverwaltung in Wien (zur Telegraphie seit 1847, zum Telefon seit 1882) veröffentlicht. Diese Reihe wurde vollständig bis in die Gegenwart weitergeführt.

2.15 Der Zeitschriftensammlung angegliedert ist eine Sammlung von Kalendern, die seit Mitte des 18. Jhs in Prag und Wien erschienen sind, viele unter dem Titel Neur titular und Wirtschaft Kalender oder ähnlich lautenden Titeln. Neben einem Mondkalender enthielten die Kalender auch Listen der Staatsverwaltungsbeamten und Informationen über die Postverbindungen. Es handelt sich um etwa 100 Einheiten.

Kartensammlung

2.16 Die Karten- und Plänesammlung ist ein bedeutender separater Archivbestand des Postmuseums, der die Buchbestände des Museums auf dem Gebiet der Postgeschichte und des Posttransports ergänzt. Die Kartensammlung vereinigt ca. 3000 Karten, Pläne und Atlanten, darunter kartographische Werke bedeutender niederländischer Kartographen des 19. Jhs sowie der deutschen Verleger Bussemacher, Homann, Seutter, Lotter, Weigel u. a. Bis ins 16. Jh wurden die Karten als Holzschnitte gearbeitet, die einen präzisen Ausdruck des Karteninhalts nicht erlaubten. Seit dem 16. Jh setzte sich der Kupferstich durch, der von niederländischen Stechern und Kartenverlegern in der goldenen Epoche der Kartographie im 17. Jh mit seiner reichen parergischen Dekoration zur Perfektion geführt wurde. Seit der Wende des 18. Jhs zum 19. Jh löste die Lithographie den Kupferstich beim Kartendruck ab. Während des 19. Jhs wurden weitere Reproduktionstechniken für Karten angewandt, einschließlich der Photographie.

2.17 Atlanten gehören ebenfalls zur Kartensammlung des Postmuseums. Der älteste stammt vom Ende des 16. Jhs und erschien bei Johann Bussemacher in Köln. In diesem Atlas liegt eine Karte Böhmens vor, angefertigt nach der zweitältesten bekannten Karte des Gebiets, von Johann Criginger (†1571) aus Joachimsthal von 1568. Die erste Karte von Böhmen erschien im Jahre 1518 in Nürnberg und war von Nikolaus Klaudyan. Die Kupferstiche der Karten in diesem Atlas stammen von Heinrich Nagel. Ende des 17. Jhs und Anfang des 18. Jhs übernahm Johann Baptist Homann (1664-1724) aus Nürnberg, der seinen Verlag 1702 gegründet hatte, die Rechte der niederländischen und französischen Verleger und Kartenstecher. Er gab sukzessive etwa 200 Karten und Atlanten der ursprünglichen niederländischen und französischen Originale in Kupferstichen heraus. In Homanns Atlanten sind die Werke aller bedeutenden niederländischen Kartographen enthalten, die im 17. Jh in Amsterdam tätig waren: so von Nicolaus Visscher (1618-1679), Frederic de Witte (1616-1698), Jan Janszoon (1588-1664), Peter Schenk (1645-1719) und Justus Danckerts (1630-1695). Homann gab ebenfalls die Karten des Pariser Verlegers Charles Hubert A. Jaillot (1640-1712) heraus.

2.18 In der Kartensammlung befinden sich auch die Werke deutscher Kupferstecher und Kartenverleger, die in Augsburg tätig waren. Es sind vor allem Tobias Conrad Lotter (1717-1777), Christoph Weigel (1654-1725), Matthäus Seutter (1678-1757) und Michael Kaufer (1673-1766) vertreten sowie weitere Autoren kartographischer Werke aus der Mitte des 18. Jhs. Die meisten ihrer Karten beziehen sich auf das Gebiet der heutigen Tschechischen Republik und basieren in der Regel auf Johann Christoph Müllers Karte von Böhmen. J. C. Müller (1673-1721) gab im Jahre 1720 in Augsburg die fünfundzwanzigteilige Mappa geographica regni Bohemiae mit Glatz und Eger heraus, die für nahezu 100 Jahre als Grundlage für kartographische Abbildungen des Gebiets diente. Sie war seinerzeit weltweit die umfassendste kartographische Bearbeitung eines Gebiets. Auch die älteste Karte, Jan Petr Nells Postarum seu veredariorum Stationes per Germaniam et Provincias adiacentes, von Homanns Erben 1711 in Nürnberg herausgegeben (Erstausgabe 1709), betrifft das Gebiet der heutigen Tschechischen Republik. Petr Nell (†1743) war Kartograph und Oberpostverwalter in Prag, und seine Karte erfaßt detailliert den Stand der Postverbindungen in Mitteleuropa am Anfang des 18. Jhs. Die detaillierte Post- und Transportkarte Mitteleuropas Neue und vollständige Postkarte durch ganz Deutschland aus dem Jahre 1764 erschien ebenfalls in Homanns Verlag in Nürnberg. Sie wurde von Johann Jacob von Bors, Oberpostmeister in Maseyck, ausgearbeitet und vom Kommissar der Taxis-Post Franz Joseph Heger revidiert. Bis Ende des 18. Jhs wurde sie mehrfach unter Hegers Namen aufgelegt.

2.19 Im Zusammenhang mit dem schrittweisen Ausbau der Staatsstraßen unter der Regierung von Maria Theresia und insbesondere unter der Regierung von Joseph II. kam es zur Erweiterung des Posttransports. Wahrscheinlich wurde aus diesen Gründen eine Postkarte aller österreichischen Erbländer vom Mathematikprofessor an der Universität Wien, Georg Ignaz Metzburg (1735-1798), ausgearbeitet. Die Karte erschien in Wien im Jahre 1782 und in einer Reihe weiterer Ausgaben. Ein interessantes Beispiel einer Postkarte aus dem letzten Viertel des 18. Jhs ist die Postkarte des Prager Buchhändlers und Verlegers Antonín Elsenwanger (nach 1771). Beispiele präzise ausgearbeiteter Kupferstichkarten sind die Karten vom Ende des 18. und Beginn des 19. Jhs von Joseph Max von Lichtenstern (1765-1828), der in den Jahren 1794 und 1795 die Mappierung der einzelnen Gespannschaften in Ungarn vollzog. Später, im Jahre 1809, nutzte er diese Erfahrungen bei der Herausgabe eines detaillierten Atlanten Ungarns.

2.20 Aus dem zweiten Jahrzehnt des 19. Jhs stammt eine bedeutende Post-Karte Böhmens (Prag 1819) von František J. Kreybich (1759-1833), tschechischer Kartograph und Kanoniker des Leitmeritzer Domkapitels. Kreybich konnte sich bei seiner Arbeit auf die wissenschaftlichen Ergebnisse des Direktors der Prager Sternwarte, des Astronomen Alois Martin David (1757-1836) stützen, dessen Verdienst die genauere topographische Vermessung der einzelnen Orte war. Kreybich gab sukzessive weitere Karten der tschechischen Regionen heraus. Bei Franz Raffelsperger erschien seit den zwanziger Jahren des 19. Jhs eine ganze Reihe von Post-, Eisenbahn-, Verwaltungs- und Volkskundekarten der ganzen österreichischen Monarchie. Er ist auch Autor der sogenannten Influenzkarten, die u. a. Informationen zur Kalkulation von Reisegeschwindigkeiten, Angaben über die Fahrzeugtypen und die Frequenz vermitteln. Der Ausdruck Influenz wird hier im Sinne guter Anschlußverbindungen im Personentransport verstanden. Deshalb sind Raffelspergers Karten eine wertvolle Quelle zur Rekonstruktion der Transportverhältnisse in der ersten Hälfte des 19. Jhs.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Gesamtkatalog

[aufgelegt 1933]

Alphabetisches Verzeichnis der Autoren und Titel [seit 1930 geführt]

Alphabetischer Katalog philatelistischer Literatur und Zeitschriften

Schlagwortkatalog

[z. Z. in Bearbeitung]

Kartothek der Kartenblätter und Atlanten

[nach Ländern, chronologisch und inhaltlich geordnet]

3.2 Historische Kataloge

Die ältesten erhaltenen Buchverzeichnisse (40 Listen) wurden ab 1919 von Václav Dragoun zusammengestellt und sind im Archiv des Postmuseums erhalten.

Hánl, Jirí Klokocníková, Alena: Mapový archiv Poštovního muzea v Praze [Das Kartenarchiv des Postmuseums in Prag]. In: Sborník Poštovního muzea [Sammelband des Postmuseums]. Praha 1980, S. 47-75

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Hánl, Jirí: Václav Dragoun a archiv Poštovního muzea [Václav Dragoun und das Archiv des Postmuseums]. In: Sborník Poštovního muzea [Sammelband des Postmuseums]. Praha 1981, S. 129-142

Hánl, Jirí: Cestovní prírucky a mapy ve sbírkách Poštovního muzea. Libreto a technický scénár výstavy v Poštovním muzeu v Praze [Reisehandbücher und Karten in den Sammlungen des Postmuseums. Libretto und technisches Drehbuch zur Ausstellung im Postmuseum in Prag]. Praha 1992 [mschr.]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Hánl, Jirí Hrdá, Ivana: Knihovní fondy Poštovního muzea. Libreto a technický scénár výstavy v Poštovním muzeu v Praze [Die Buchbestände des Postmuseums. Libretto und technisches Drehbuch zur Ausstellung im Postmuseum in Prag]. Praha 1994 [mschr.]

Stand: Mai 1999

Jirí Hánl


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.