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Bibliothek des Propsteiarchivs

Adresse. An St. Marien 15 (Burse), 4152 Kempen [Karte]
Telefon. (02152) 51 03 81

Unterhaltsträger. Katholische Propsteipfarrgemeinde St. Mariae Geburt, Judenstr. 14, 4152 Kempen
Funktion. Abteilung des Propsteiarchivs. Sammelgebiet. Katholische Theologie. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Nach Anmeldung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erbeten. Fußwegnähe vom Bahnhof. A 2, Ausfahrt Kempen; B 509.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Bibliothek und ihrer Bestände ist noch nicht genügend erforscht. Jedoch lassen sich der Kirchen- und Ortsgeschichte Kempens sowie den Besitzeintragungen in den Büchern Hinweise entnehmen. Die Bestände sind im Laufe der Geschichte aus der kirchlichen Tradition der Kempener Hauptpfarre St. Mariae Geburt, aus der Tradition der Lateinschule bzw. des Gymnasiums, aus der Tradition der Franziskanerniederlassung (1624) sowie aus Privatnachlässen zusammengewachsen.

1.2 Über die Anfänge einer eigenen kirchlichen Bibliothek ist nichts bekannt. Die Kempener Kirche hat seit ihren Anfängen über die üblichen liturgischen Bücher verfügt, die gemäß den Inventarlisten mit jedem der zahlreichen Altäre verbunden waren. Derartige Anschaffungen erfolgten aus den Stiftungen oder aus testamentarischen Vermächtnissen, ferner war der Ablaß vom 14. April 1470 u. a. zugunsten der Bücher ausgestellt worden.

1.3 Mit der Kempener Kirche ist eine Reihe von Namen bedeutender Persönlichkeiten verbunden, die eigene Bibliotheken besessen haben, selbst als gelehrte (humanistische) Schriftsteller hervorgetreten sind oder auch nur mit Kempen in Verbindung standen und die wissenschaftliche Arbeit in Kempen geprägt haben: Martin Donk (1505-1590), Martin von Oedt (um 1460-ca. 1541), Aegidius Gelenius (1595-1656), Johannes Wilmius (um 1584-1655), Johannes Gelenius (1585-1631). Das Besetzungsrecht des Abtes der Abtei Gladbach für die Kempener Pfarrstelle brachte eine enge Verbindung zum 974 gegründeten Benediktinerkloster und zu gelehrten Angehörigen der Abtei. So bekleideten z. B. Anselmus Genneper von 1648 bis 1674 und Eberhard Nakatenus von 1674 bis 1716 das Amt des Pfarrers. Ferner war stets eine große Zahl von Vikaren in Kempen tätig, die ausweislich ihrer Testamente teilweise über Buchbestände verfügten.

1.4 Für das Gymnasium ist seit seiner Einrichtung eine eigene Bibliothek anzunehmen. Bedeutsam scheint der seit der Gründung des Gymnasiums bestehende Brauch, den Besten eines Schuljahres als Prämie ein sogenanntes " Goldenes Buch" zu überreichen. Die noch erhaltenen Prämien, die jeweils gestiftet wurden, und der Brauch selbst legen Vermutungen über die Reichhaltigkeit der Gymnasialbibliothek mit gedruckten Werken nahe. Schon die Schulordnung des Jahres 1666 bezieht sich abgesehen vom Unterrichtsmaterial selbst auf Lektürematerial bei Vorlesungen während des Essens und vor Unterrichtsbeginn. Noch die Schulordnung von 1803 erwähnt einen " fond de la Bibliothèque" und eine Benutzungsordnung dieser Buchbestände. Durch die mangelnde Erforschung der Kempener Bibliotheksgeschichte und durch die offenbar schon früh erfolgte teilweise Vermischung von Beständen ist allerdings ein genauer Aufschluß über die geschichtliche Entwicklung nicht möglich.

1.5 Das Kempener Franziskanerkloster beherbergte eine separate Bibliothek, deren Bestände vermutlich von anderen Konventen ergänzt worden sind. Die Predigtveranstaltungen, noch mehr aber die 1666 aufgenommene Lehrtätigkeit und die Übersetzung lateinischer Autoren in die deutsche Sprache, setzen eine Bibliothek voraus. Auch nach der 1802 erfolgten Auflösung der Kempener Niederlassung sind offensichtlich Buchbestände in Kempen verblieben und wurden, jedenfalls in Einzelexemplaren, in den Pfarrbestand überführt. Nach den körperschaftlichen Besitzeintragungen ist jedenfalls ein deutliches Übergewicht aus dem klösterlichen Bereich, insbesondere dem franziskanischen, festzustellen. Unter anderem sind die Konvente Bonn (Kapuziner), Dettelbach, Geseke, Kempen (Franziskaner), Rheinbach (Kapuziner), Rheinberg (Kapuziner) und Sterkrade (Kapuziner) vertreten.

1.6 Noch unerforscht und weniger als Institut greifbar ist hingegen die Bibliothek der Kempener Kapläne, ebenso ihre Intention und ihre Bedeutung. Über die Zusammensetzung unterrichtet ein bruchstückhafter Katalog von 13 Titeln (29 Bde), wovon heute noch 11 Bücher nachweisbar sind. Neben der eigentlichen " Bibliotheca Pastoralis" und der jüngeren Pfarrbibliothek kommen Einzelpersönlichkeiten als Quellen des Bestandes infrage, vor allem die Geistlichen und die Lehrer des Gymnasiums. Es ist bekannt, daß Bücher zwischen Vikaren ihren Besitzer wechselten oder beim Tode übergingen. Andererseits brachten neuernannte Pfarrer und Vikare Bücher aus ihrem früheren Wirkungskreis mit. Eine Analyse der Besitzeintragungen ergab, daß mehr als ein Drittel des heutigen Bücherbestandes aus dem Besitz von Geistlichen stammt, welche in Kempen selbst gewirkt haben. Allein von Franziskus Antonius Ballas (Vikar und ab 1777 Rektor der Schule) sind 14 Bücher und von Dechant Engelbert Schlünkes, von 1893 bis 1922 Pfarrer in Kempen, 56 Bde überliefert. Mit Beginn der Ordnungsarbeiten am Aktenbestand des Pfarrarchivs 1978/79 wurde man erneut auf den alten Bibliotheksbestand aufmerksam. 1980 konnte er in einem besonders gesicherten Raum der Burse, dem für das Gymnasium Thomaeum errichteten Gebäude des 17. Jhs, überführt und katalogisiert werden. Die Bestände wurden mit Hilfe der Archivberatungs-Stelle katalogisiert. 1989/90 wurde die Katalogisierung mit der letzten Abteilung " Liturgische Drucke" abgeschlossen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek besteht heute aus 450 Bdn mit 469 Titeln und reicht bis in die zweite Hälfte des 19. Jhs. Ein Titel stammt aus dem 15. Jh, 40 aus dem 16. Jh, 48 aus dem 17. Jh, 294 aus dem 18. Jh und 86 aus dem 19. Jh. Verluste in den Beständen ließen sich in Einzelfällen anhand der alten Kataloge (s. u. 3.2) feststellen. Es gibt keine Hinweise auf kriegsbedingte Einbußen. Ein gutes Drittel der Bücher ist auf lateinisch, ein weiteres Drittel auf deutsch verfaßt. Nicht in dieser Statistik sind die liturgischen Drucke enthalten. Dieser Bestand umfaßt 78 zusätzliche Titel, darunter eine Inkunabel, eine Ausgabe des 16. Jhs, ferner 3 Ausgaben des 17. Jhs, 15 des 18. Jhs, 8 des 19. Jhs und 50 des 20. Jhs.

2.2 Der Bestand ist im Rahmen der 1986 vorgenommenen Ordnungsarbeiten neu gegliedert worden. Dem theologischen Schwerpunkt entsprechend wurde eine Systematik nach der alten Tradition theologischer Bibliotheken gewählt. Die 19 Hauptgruppen gliedern sich wie folgt: Sacra Scriptura, Biblica, Concionatoria, Dogmatica, Apologetica, Moralia, Juridica, Pastoralia, Catechetica, Ascetica, Patres Doctores, Historica, Biographica, Philosophica, Theologia Universalis, Lexicalia, Litteraria, Realia und Varia. Die Gruppe der Predigtliteratur macht dabei fast ein Viertel des Gesamtbestandes aus, wodurch die ursprüngliche Zweckbestimmung der Bibliothek unterstrichen wird. Erwähnenswert sind die exegetischen Buchbestände (45 Titel), die Predigtliteratur (100 Titel) und die Abteilung Moralia (52 Titel). Die patristische Abteilung weist 13 Titel des 16. Jhs auf. Ältestes Druckwerk ist das Pariser Catholicon von 1499 (GW 3204) mit Gladbacher Schnittsignatur. In der Bibliothek befinden sich 4 Exemplare der sogenannten " Goldenen Bücher" (s. o. 1.4) und im Archivalienbestand des Kempener Propsteiarchivs außerdem eine umfangreiche Totenzettelsammlung (ca. 4500 Stück). Die Abteilung " Liturgische Drucke" ist dem Altbestand angegliedert und durch einen eigenen Katalog erschlossen. Von den alten Ausgaben erscheint vor allem der Wiegendruck eines kölnischen Rituale erwähnenswert, interessant auch einige Ordensausgaben liturgischer Bücher (Proprien).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Findbuch über den Altbestand der Archivbibliothek des Propsteiarchivs St. Mariae Geburt zu Kempen. Brauweiler 1987

[systematisch gegliedertes Findbuch, dessen Einträge nach eigens entworfenen Regeln aufgebaut sind] Findbuch über den Bestand " Liturgische Drucke" des Propsteiarchivs St. Mariae Geburt zu Kempen. Brauweiler 1990 [systematisch gegliedertes Findbuch]

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Der älteste Katalog betrifft die " Bibliothek der Kapläne" und ist in den Anfang des 19. Jhs zu datieren.

Das zweite Inventar - ebenfalls in Bandform wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jhs angelegt und umfaßt 205 Titel (davon heute noch 127 erhalten).

Das dritte Inventar ist um 1920 anzusetzen und listet 269 Werke auf (davon heute noch 206 erhalten).

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Terwelp, Gerhard: Geschichte des Gymnasium Thomaeum. 3 Teile (Wiss. Beilage zu dem Programm des Königl. Gymnasium Thomaeum zu Kempen). Schuljahr 1897-1898, 1898-1899, 1899-1900

Brungs, Joseph: Geschichte des Gymnasium Thomaeum zu Kempen (Rhein). Die Zeit der französischen Fremdherrschaft. Kempen 1907

Roth, Hermann Heinrich: Das Franziskaner-Rekollekten-Kloster in Kempen. In: Franziskanische Studien 9 (1922) S. 237 ff.

Terwelp, Gerhard: Die Stadt Kempen im Rheinlande. Festschrift zur 600jährigen Jubelfeier. Teil 1: Kempen 1894, Teil 2: Kempen 1914, Teil 3: Kempen 1923

Rütten, Felix: Die Anfänge des Gymnasium Thomaeum. In: Festschrift des ... Gymnasium Thomaeum... Kempen 1959, S. 11 ff.

Reuter, Josef: Die Kunstschätze der Kempener Propsteikirche. Kempen 1982

Stand: Oktober 1990

Hanns Peter Neuheuser


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.