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Bibliothek der Puppentheatersammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Adresse. Barkengasse 6, 01445 Radebeul [Karte]
Telefon. (0351) 8 38 75 71
Telefax. (0351) 8 38 75 71

Unterhaltsträger. Freistaat Sachsen
Funktion. . Spezialbibliothek der Puppentheatersammlung.
Sammelgebiete. Theaterliteratur, insbesondere Puppenspiel: Geschichte und Erscheinungsformen. Mit Ausnahme von Schriften und Drucken aus Nachlässen ehemaliger Puppenspieler findet keine Erweiterung des historischen Bestandes statt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9-16 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Gedruckte Informationen. Bibliotheksordnung der Puppentheatersammlung vom 1. Januar 1986. In: Mitteilungen/Puppentheatersammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 28 (1985) Heft 2, S. 44-47. Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Ab Dresden S-Bahn-Verbindung bis Bahnhof Radebeul-Zitzschewig, Fußwegnähe (ca. 20 Minuten); Straßenbahnverbindung (Linie 4) bis Haltestelle Gerhart-Hauptmann-Straße, Fußwegnähe (ca. 10 Minuten).

A 4 (E 40), Ausfahrt Dresden-Neustadt, Richtung Meißen. Zufahrt Johannisbergstraße, Mittlere Bergstraße.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek ist Bestandteil der Puppentheatersammlung. Wie alle Teile der Sammlung gingen auch die Buchbestände, die Puppenspieltextsammlung sowie das Konvolut der Theater- und Schaustellerzettel aus den Privatsammlungen des Leipziger Lehrers Otto Link (1888-1959), des Arztes Prof. Dr. Arthur Kollmann (1858-1941) und des Volkskundlers Dr. Alfred Lenn (1891-1955) hervor. 1952 schenkte Otto Link seine Sammlung zu Geschichte, Wesen und Erscheinungsformen des Puppenspiels dem sächsischen Staat. Die Puppenspielliteratur (Textbücher, Akzidenzdrucke) sowie Titel zur Geschichte des Puppenspiels bildeten den Hauptbestandteil der Sammlung. Die Sammlung wurde ergänzt durch Ankäufe bei sächsischen Marionetten- und Handpuppenspielern. Seit 1959 ist sie im Radebeuler Hohenhaus untergebracht. Die ursprünglich dem Leipziger Völkerkundemuseum übereigneten Bestände aus den Sammlungen Kollmann und Lenn wurden soweit sie den Bereich Puppenspiel betrafen 1971 und 1993 der Dresdner Puppentheatersammlung hinzugefügt.

1.2 Puppentheaterliteratur nimmt erst mit der Realisierung der Reformideen im " Jahrhundert des Kindes", also im 20. Jh, an Quantität merklich zu. Insofern kommt den historischen Beständen der Bibliothek aus dem 18. und 19. Jh besondere Bedeutung zu. Die Bibliothek wurde seither mit Titeln neuerer Literatur angereichert. Als der Öffentlichkeit zugängliche Präsenzbibliothek verfügt sie heute (ohne die Spezialsammlungen) über ca. 10.000 Titel.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der historische Bestand an gedruckten Titeln wurde hinsichtlich seiner chronologischen und sprachlichen Zusammensetzung exakt ausgezählt. Für die Sondersammlungen (handgeschriebene Textbücher, Theaterzettel, Akzidenzdrucke usw.) erfolgte teilweise eine Hochrechnung.

2.2 Die Bibliothek besitzt etwa 70 Titel aus dem 18. Jh und 1130 Titel aus dem 19. Jh. Ferner sind 780 Werke aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jhs von erheblicher Bedeutung für die Sammlung. Von den über 2400 handgeschriebenen Textbüchern sächsischer Marionettentheater stammen 140 aus dem 19. Jh; 4287 Theater- und Schaustellerzettel erschienen vom letzten Jahrzehnt des 18. Jhs an bis zu Beginn des 20. Jhs.

2.3 Die deutschsprachige Literatur überwiegt. Nur etwa 5 Prozent des historischen Bestandes sind fremdsprachig, zumeist französisch, englisch, italienisch und tschechisch. Systematische Übersicht

2.4 Die Bibliothek enthält vor allem theatergeschichtliche und puppentheaterhistorische Literatur sowie gedruckte und handschriftliche Textbücher.

2.5 Der Bestand an gedruckten Marionettentheater- und Handpuppenspieltexten beträgt aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs 2 und aus dem 19. Jh 391 Titel. 15 Titel sind in französischer, 8 in englischer und 14 in anderen Sprachen abgefaßt. Werden die um die Jahrhundertwende und im ersten Jahrzehnt des 20. Jhs erschienenen Texte mitgerechnet, erhöht sich der Bestand um weitere 215 Exemplare. Unter den insgesamt 796 Titeln gedruckter Puppenspieltexte aus dem 19. und dem 20. Jh befinden sich wertvolle historische Dokumente auch für das sogenannte Papiertheater (Ausschneidebögen für das Heimtheater). Zu den 225 Titeln dieser Art zählen fast vollständige Ausgaben der Verlage Winckelmann und Söhne (Berlin), Oegke & Riemschneider sowie Gustav Kühn (Neuruppin), ferner Scholz (Mainz) und Schreiber (Eßlingen). Etwa 50 Publikationen (20 Prozent) entstammen dem 19. Jh.

2.6 Die Texthefte zu Theater, Laienspiel- und Kindertheater sind nicht immer mit einem Erscheinungsjahr versehen. Von den datierten Stücken stammen 32 Exemplare aus dem 18. Jh, darunter eines in lateinischer, 2 in französischer, 2 in englischer Sprache und 5 in weiteren Sprachen. 246 der übrigen 273 Titel erschienen in der zweiten Hälfte des 19. Jhs, einzelne Stücke auch in Französisch und Italienisch.

2.7 Von den 71 Titeln zur Theatergeschichte (vorwiegend aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs) beziehen sich 49 (davon 16 in französischer, 2 in englischer Sprache) auf die Geschichte des Puppenspiels. Hinzu kommen noch 39 Titel aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jhs (darunter 6 in Fremdsprachen).

2.8 Eine weitere Gruppe bilden Bücher literaturwissenschaftlichen Inhalts. Während das 18. Jh mit nur einem Titel vertreten ist, verfügt die Bibliothek über 90 Titel aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Speziell ist die Faustliteratur mit 70 Titeln hervorzuheben (Puppenfaust, Goethes Faust, Faust anderer Autoren usw.).

2.9 Die historischen Bestände zur Kulturgeschichte sind nicht allzu umfangreich, aber erlesen. Zum Besitz gehören u. a. die Sammlungen literarischer Curiosa des Stuttgarter Verlegers J. Scheible, Das Kloster. Weltlich und geistlich (Bd 1-17, 1845-1849) und Das Schaltjahr (Bd 1-5, 1846-1847) mit Stücken älterer Volksliteratur, Schwänken, Gedichten, Gleichnissen, Predigttexten sowie zahlreichen Abbildungen. Zwei kulturgeschichtliche Titel entstammen dem 18. Jh, weitere 52 dem 19. Jh (darunter 2 fremdsprachige). Sieben volkskundliche Werke vom Ende des 19. Jhs schließen sich an.

2.10 In der Gruppe Ephemera finden sich ein Kalender aus dem 18. Jh und 26 aus dem 19. Jh. Der Belletristik-Bestand enthält 19 Romane des 18. Jhs (davon 4 in französischer Sprache) sowie 32 des 19. Jhs (darunter 2 englische und weitere 9 fremdsprachige). Zum historischen Bestand der Gruppe Wörterbücher und Lexika gehören 4 Titel des 19. Jhs.

2.11 In der Gruppe Magie und Okkultismus entfallen von 193 vorhandenen Titeln 12 auf das 18. Jh und 49 auf das 19. Jh (3 in französischer, 12 in englischer und 5 in weiteren europäischen Sprachen). Diese Sammlung stammt aus dem Nachlaß von Dr. phil. Alfred Lenn, der mit Prof. Dr. Arthur Kollmann dem Leipziger Magischen Zirkel angehörte und mit ihm das Interesse an Puppenspiel und Magie teilte.

2.12 Von den ehemaligen Besitzern der Bibliotheken wurden nur Einzelexemplare von Zeitschriften gesammelt und aufbewahrt, sofern sich darin Artikel zum Thema Puppenspiel fanden. So umfaßt der historische Besitz 16 Einzelexemplare, darunter 2 in französischer und eines in russischer Sprache, außerdem 2 gebundene Jahrgänge. Fachzeitschriften zum Puppenspiel erschienen erst im 20. Jh. Die Herausgabe der ersten deutschen Zeitschrift, Das Puppentheater (1923 ff.), besorgte Alfred Lenn, der sich vor allem unter volkskundlichen Aspekten mit dem Thema beschäftigte.

2.13 Die Bibliothek besitzt über 2400 handgeschriebene Textbücher von Vertretern der ca. 150 Puppenspielerfamilien, die noch um die Jahrhundertwende als Wandermarionettentheater durch Mitteldeutschland reisten. 1140 Texte entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jhs oder wurden damals erstmals aufgeschrieben. Hinzu kommen 126 Notenstücke für die musikalische Gestaltung des Marionettenspiels, von denen 82 ebenfalls nachweislich in der zweiten Hälfte des 19. Jhs notiert wurden.

2.14 Dank der Tätigkeit des Theaterdirektors und Sammlers von Theater- und Schaustellerzetteln Richard Kiesling in Breslau in den vierziger Jahren des 19. Jhs und der Initiative Prof. Dr. Kollmanns, der dessen Kollektion über den Heidelberger Antiquar Carlebach 1895 aufkaufte, verfügt die Bibliothek heute über die wohl umfangreichste europäische Sammlung solcher Ankündigungen. Sie geben nicht nur Aufführungen von Marionettentheatern, sondern auch Veranstaltungen von Kunstreitergesellschaften, Zirkussen, Menagerien, Seiltänzern u. a. bekannt. Die Eingrenzung auf Breslau (zwischen 1787 und 1860) gibt einen interessanten, ein ganzes Jahrhundert umfassenden und wohl einmaligen Überblick über die Veranstaltungen von Puppentheatern und Schaustellern in einer Stadt. Die Schausteller- und Theaterzettel der Marionettenbühne ( z. B. von Schütz, Pratt, Eberle, Schwiegerling) belaufen sich auf insgesamt 4287 Stücke. 1743 Schaustellerzettel, teilweise durch naive Holzschnitte illustriert, sowie 608 Theaterzettel aus der ersten Hälfte und der Mitte des 19. Jhs sind auf handgeschöpftes Bütten gedruckt. Weitere 1936 Theaterzettel bis 1900 sind unterschiedlich große, teils auf farbigem Papier ausgeführte Akzidenzdrucke.

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[nach RAK, vereinfacht]

Katalog der Körperschaften [im Aufbau]

Standortkataloge [im Aufbau]

3.2 Sonderkataloge

Alphabetischer Titelkatalog der handgeschriebenen Marionettenspieltexte

Katalog der Herkunftsbühnen handgeschriebener Marionettenspieltexte

Katalog der Theater- und Schaustellerankündigungszettel

Kartei der Papiertheaterbogen

[alle Kataloge in Zettelform]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Urkunde über die Schenkung der Puppentheatersammlung von Herrn Otto Link an das Land Sachsen vom 29. Juli 1952

Protokolle zur Übernahme der Sammlungen von Prof. Dr. Arthur Kollmann und Dr. Alfred Lenn aus dem Völkerkundemuseum Leipzig an die Staatliche Puppentheatersammlung Radebeul. 1971, 1983

4.2 Darstellungen

Bachmann, Manfred: Die Puppentheatersammlung des Staatlichen Museums für Volkskunst in Dresden. In: Neue Museumskunde 4 (1961) Heft 3, S. 202-209 Puppentheater gestern und heute. Dresden 1977, S. 8-14 und S. 76

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Literaturverzeichnis unserer Sammlung. In: Mitteilungen/Staatliche Puppentheatersammlung Dresden 5 (1962) Heft 11/12, Anhang S. 1-58

Blätter der Puppentheatersammlung. Radebeul 1991 ff. [Loseblattsammlung zu Geschichte und Beständen, zugleich Museumsführer der Puppentheatersammlung; Einzelblätter im Museum erhältlich]

Stand: Juni 1993

Manfred Scholze


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.