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Ratsbibliothek

Adresse. Archiv der Hansestadt Wismar, Vor dem Fürstenhof 1, 23966 Wismar [Karte]
Telefon. (03841) 25 14 12
Telefax. (03841) 28 29 77
Bibliothekssigel. <Wis 2>

Unterhaltsträger. Hansestadt Wismar
Funktion. . Öffentlich zugängliche wissenschaftliche Spezialbibliothek; Dienstbibliothek des Stadtarchivs.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Geschichte, Rechtsgeschichte, Archivwesen, Historische Hilfswissenschaften. 2. Besondere Sammelgebiete: Hanse, Schiffahrt und Schiffbau, Mecklenburgica, Stadtgeschichte Wismars.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Auskunft, fachliche Beratung. Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 8-12 Uhr und 13-15.30 Uhr. Mittwoch und Sonnabend geschlossen. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät. Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung empfehlenswert. Der Fürstenhof (Sitz des Amtsgerichts) liegt in der Stadtmitte, zwischen Marienkirchenturm und St. Georgenkirche. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 15 Minuten). A 24 (E 26) bis Dreieck Schwerin, A 241, Ausfahrt Schwerin Süd, B 106. Parkplatz am Marienkirchenturm.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek des Wismarer Rates, die sich anfangs im Dienstzimmer des Bürgermeisters befand, läßt sich anhand ihrer Bestände bis in das 16. Jh zurückverfolgen. Es handelte sich zu Beginn nur um wenige, aus städtischen Mitteln angeschaffte Bücher zum Gebrauch des Rates und seiner höheren Bediensteten.

1.2 Im 19. Jh wurde die Ratsbibliothek dem Archiv der Stadt Wismar angegliedert. Von besonderer Bedeutung für die Entwicklung der Wismarer Ratsbibliothek war das Wirken von Stadtarchivar Dr. Friedrich Techen (1859-1936) und von Dr. Friedrich Crull (1822-1911), dem Begründer und Leiter des Kulturhistorischen Museums in Wismar. Gemeinsam ordneten sie 1896 die Ratsbibliothek und legten einen Zettelkatalog an, der bis 1945 in Gebrauch blieb. Schwerpunkte für den Bestandsaufbau der Ratsbibliothek waren (nach Techen): Öffentliches Recht, Verwaltungsrecht, Mecklenburgisches und Lübisches Recht, Mecklenburgische Geschichte sowie die Geschichte verwandter Städte und schließlich die Wismar betreffende Literatur. Für Anschaffungen und Einbände standen 1905 350 Mark zur Verfügung. Innerhalb dieses Etats durften Bücher und Zeitschriften nicht ohne Genegung des für das Archiv zuständigen Bürgermeisters gekauft werden.

1.3 War die Benutzung der Ratsbibliothek bis etwa zur Wende vom 19. zum 20. Jh ausschließlich den Ratsherren und höheren Bediensteten der Stadtverwaltung vorbehalten, so öffnete sie sich dann auch Teilen der hiesigen Bevölkerung, insbesondere den städtischen Lehrern. Im Jahre 1933 stellte der zu dieser Zeit mit der Betreuung der Ratsbibliothek beauftragte Ratsarchivar Dr. Hugo Lübeß (1903-1980) einen Antrag auf Erhebung einer Gebühr für Entleihungen aus der Bibliothek, welcher vom Rat genegt wurde (5 Pfennig für vier Wochen).

1.4 Vordringlichste Aufgabe nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war die Rückführung der ausgelagerten Archiv- und Bibliotheksbestände. Durch die Auslagerungen waren bei den Beständen der Ratsbibliothek Verluste eingetreten. Neuerwerbungen wurden erst wieder ab 1951 katalogisiert. Nach einer groben Neuordnung konnte die Bibliothek ab 1954 wieder benutzt werden. Während bis 1966 die jeweils im Stadtarchiv beschäftigten Archivare für die Ratsbibliothek verantwortlich waren, stand ab 1967 eine bibliothekarische Fachkraft zur Verfügung.

1.5 In den Jahren 1967 bis 1969 wurde der Gesamtbestand neu verzeichnet und ein alphabetischer sowie ein Schlagwortkatalog in Zettelform angelegt. Es entstand gleichzeitig ein alphabetischer Bandkatalog, von dem die öffentlichen Bibliotheken in den Bezirken Rostock und Schwerin eine Kopie erhielten.

1.6 Die Entwicklung der Ratsbibliothek seit Beginn des 20. Jhs ist gekennzeichnet durch die Erweiterung der ursprünglich juristisch ausgerichteten historischen Bibliothek zu einer stadt- und regionalgeschichtlich orientierten Archivbibliothek. In den vergangenen Jahrzehnten profilierte sich die Ratsbibliothek entsprechend der Aufgabenstellung des Stadtarchivs als öffentliche wissenschaftliche Bibliothek.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand umfaßt ca. 15.800 Bde und wurde anhand der Zugangsbücher der Ratsbibliothek ermittelt. Zeitungen und Zeitschriften zählen pro Jahrgang als ein Band. Die Angaben für den historischen Bestand wurden durch Auszählen anhand des Alphabetischen Katalogs ermittelt. Bücher und Drucke aus dem Archivbestand blieben unberücksichtigt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Von den ca. 15.800 Bdn gehören 4355 (28 Prozent) zum historischen Bestand. Dieser setzt sich zusammen aus 4 Inkunabeln, 26 Titeln des 16. Jhs, 93 des 17. Jhs (2 Prozent), 601 des 18. Jhs (14 Prozent) und 3578 des 19. Jhs (82 Prozent). 53 Titel (ein Prozent) sind zeitlich nicht eindeutig einzuordnen.

2.3 Der historische Bestand umfaßt überwiegend deutschsprachige Werke. Der Anteil fremdsprachiger Literatur (lateinisch, griechisch, schwedisch, dänisch, französisch und englisch) ist gering und wurde nicht gesondert ausgezählt.

Systematische Übersicht

2.4 Die Bestände sind in Sachgruppen (I-XX) geordnet. Innerhalb der Gruppen erfolgt die Aufstellung nach dem Numerus currens.

2.5 Den zahlenmäßig größten Bestand bildet die Gruppe Recht und Gesetz (VIII) mit ca. 2800 Bdn Gesamtbestand, gefolgt von Mecklenburg (VI) mit knapp 1400 Bdn sowie Deutsche Geschichte (IV), Wirtschaft (X), Arbeiterbewegung (II) und Literatur, Lexika, Bibliographien (XIII) mit jeweils über 1000 Bdn. Auffallend klein sind die Gruppen Inkunabeln und Frühdrucke (XV), Chroniken (XVIII) und Universitäten (XX) mit unter 30 Bdn.

2.6 Der historische Bestand entspricht in seinem Anteil der Größe der einzelnen Bestandsgruppen der Bibliothek. Den größten Umfang weist die Sachgruppe Recht und Gesetz mit 1383 Titeln (32 Prozent) auf. Zu den historischen Gesetzessammlungen zählen u. a. das Regierungsblatt für Mecklenburg-Schwerin (1850-1944) sowie das Reichsgesetzblatt (1872-1944).

2.7 Den zweitgrößten Altbestand enthält die Sachgruppe Mecklenburg (VI) mit 752 Titeln (17 Prozent). Hier finden sich u. a. die Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde (geschlossen, 1836-1940).

2.8 Aus der Sachgruppe Wirtschaft zählen 319 Titel (7 Prozent) zum historischen Bestand, wobei besonders der Mecklenburg-Schwerinsche Staatskalender (ab 1919 Staatshandbuch) von 1776 bis 1938 zu erwähnen ist.

2.9 In den übrigen Sachgruppen erscheinen historische Bestände in der folgenden Größenordnung: Literatur, Lexika, Bibliographien (XIII) mit 314 Titeln (7 Prozent), Religion und Schule (IX) mit 297 Titeln (7 Prozent), Deutsche Geschichte (IV) mit 218 Titeln (5 Prozent), Naturwissenschaften (XIV) mit 198 Titeln (5 Prozent), Hanse, Schiffahrt und Schiffbau (V) mit 187 Titeln (4 Prozent), Wismar (VII) mit 139 Titeln (3 Prozent), Urkundenbücher (XVII) mit 121 Titeln (3 Prozent), Archivwesen und Hilfswissenschaften (XIX) sowie Internationale Geschichte (III) mit jeweils 100 Titeln (jeweils 2 Prozent), Kultur, Siedlung, Volkskunde (XI) mit 80 Titeln (2 Prozent), Kunst (XII) mit 55 Titeln (ein Prozent), Inkunabeln, Frühdrucke, Missale (XV) mit 20 Titeln, Chroniken (XVIII) mit 16 Titeln, Periodika (laufend) mit 7 Titeln und Universitäten (XX) mit 6 Titeln. Die zahlenmäßig großen Sachgruppen Gesellschaftswissenschaften (I) und Arbeiterbewegung (II) enthalten keine historischen Bestände.

2.10 Bei den ältesten Titeln (Sachgruppe XV) handelt es sich u. a. um 4 Inkunabeln, so Jacobus de Voragine, Historia Lombardica (Nürnberg: Koberger 1481), zwei Fragmente eines Missale-Druckes der Michaelisbrüder in Rostock (1480) und einige Frühdrucke. Erwähnt seien aus der Sachgruppe VIII Ein Rechtbuch/darinne die Artikele/so man Lübisch Recht nennet/ ... in ... Ordenunge gebracht/Besondern auch das Sechsische/Keyserliche und Göttliche Recht zugleich mit eingeführet und angezogen durch Joachimum Kollium (Hamburg 1586) sowie die Rostocker Chronik von Peter Lindenberg (Rostock 1598). Aus der Sachgruppe Mecklenburg (VI) sind zu nennen Henricus Mollerus Heßus, Gedenkrede zur Hochzeit Herzog Ulrichs von Mecklenburg und der Prinzessin Elisabeth von Holstein (1556) und Bernardus Hedericus, Lobrede von der Stadt Swerin (1598).

2.11 Neben den Zeitschriften der verschiedensten Fachbereiche besitzt die Bibliothek eine kontinuierlich gewachsene Zeitungssammlung. Das älteste vorhandene Exemplar der Wismarer Zeitungen, Wismarsche Intelligenzen auf das Jahr 1755, ist nur als Kopie im Bestand. Die ab 1783 unter wechselnden Namen erschienenen Wismarer Zeitungen sind lückenhaft vorhanden. Eine geschlossene Serie liegt für die Jahre 1847 (Wismarsche Zeitung, ab 1867 Neue Wismarsche Zeitung, ab 1877 Mecklenburger Tagesblatt) bis 1942 vor.

3. KATALOGE

  Alphabetischer Katalog [in Zettelform, nach RAK]

Schlagwortkatalog [in Zettelform, nach RAK]

Alphabetischer Bandkatalog [bis 1969]

Mecklenburgische und pommersche Zeitungen sind bei Gittig, deutsche Zeitungen bei Hagelweide nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Nachlaß Dr. Friedrich Techen. Stadtarchiv Wismar: Zeitgeschichtliche Sammlung, Abtl. VIII, 3, C Ratsakten, das städtische Archiv betreffend. Stadtarchiv Wismar RA I, 7, 51 (I-V)

4.2 Darstellungen

Düsing, Anneliese: Der Wiederaufbau des Stadtarchivs Wismar nach 1945. In: Archivmitteilungen 13 (1963) Heft 4, S. 153-155

Giese, Gerd: Das Archiv der Hansestadt Wismar. In: Archivpflege in Westfalen und Lippe Nr. 35 (1992) S. 5-12

Pyl, Martina: Der territorialgeschichtliche Bestand in der Ratsbibliothek Wismar: Zusammensetzung, Erschließung, Benutzung. Diplomarbeit. Leipzig: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (FH), Fachbereich Buch und Museum 1993 Giese, Gerd: Das Archiv der Hansestadt Wismar. In: Wismarer Beiträge (1994) Heft 10, S. 5-12

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Düsing, Anneliese: Das Stadtarchiv Wismar und seine Bestände. Schwerin 1969

Stand: September 1994

Martina Pyl


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.