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Koroška osrednja knjiznica dr. Franca Sušnika

Kärntner Zentralbibliothek Dr. Franc Sušnik


Adresse. Na gradu 1, 2390 Ravne na Koroškem
Telefon. (02) 8 22 14 67
Telefax. (02) 8 22 22 94
e-mail. [majda@rav.sik.si]
Internet. http://www.rav.sik.si

Unterhaltsträger. Ministrstvo za kulturo [Kulturministerium], Obcina Ravne na Koroškem [Gemeinde Ravne na Koroškem], Obcina Prevalje, Obcina Mezica, Obcina Crna na Koroškem
Funktion. Öffentliche Bibliothek.
Sammelgebiete. Alle Wissensgebiete unter besonderer Berücksichtigung regionalen Schrifttums.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch bis Freitag 7-18.30 Uhr, Dienstag 7-12 Uhr, Samstag 8-12 Uhr; im Juli und August: Montag und Mittwoch bis Freitag 7-13.30 Uhr, Dienstag und Samstag 7-12 Uhr. - Leihverkehr: nationaler Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Computer-Terminals, PC.
Gedruckte Informationen. Faltblatt zur Geschichte der Bibliothek; Broschüre (1989); monatlich erscheinende Liste der Neuerwerbungen; Webseite im
Internet.
Hinweise für anreisende Benutzer. Von Ljubljana Autobahn und Fernverkehrsstraße 10 bis Ausfahrt Petrovce/V. Pirešica, dann Fernverkehrsstraße 10-8 über Velenje bis Slovenj Gradec, von dort Landstraße bis Ravne n. K. Parkmöglichkeiten bei der Bibliothek.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek wurde als Studienbibliothek am 3. März 1949 vom Volksrat des Bezirks Dravograd gegründet. Bereits die Gründungsurkunde formulierte die Aufgaben der Bibliothek, die im Sammeln, der Aufbewahrung und Erschließung regionalkundlicher Literatur zur Region Koroška [Slowenisch Kärnten] bestanden, in der Förderung des Bibliothekswesens der Region sowie in der Versorgung der Studenten und Schüler mit Studienliteratur.

1.2 Die Entstehung und Entwicklung der Studienbibliothek sind untrennbar mit Franc Sušnik (1898-1980) verbunden, der sich in der Nachkriegszeit besondere Verdienste um das geistige und kulturelle Leben der Stadt erwarb. Auf seine Initiative wurde in Ravne nach dem Krieg ein neues Gymnasium gegründet. Dieses und die Studienbibliothek bezeichnete er als Zwillingsschwestern, und das Schloß von Ravne war ihr gemeinsames Heim. Die 700 Bücher der Professorenbibliothek des Gymnasiums wurden zum Grundstock der Studienbibliothek. Deren Förderer stammten meist aus Ravne, darunter Angehörige des damaligen Eisenwerks Ravne, wie Gregor Klancnik, France Fale und Joze Kert. Die Bibliotheksleitung wurde Sušnik anvertraut, der zugleich Direktor des Gymnasiums war und zusammen mit Avgust Kuhar und Maks Dolinšek auch die Gründung des Technischen Museums von Ravne (gegr. 1953) vorbereitete.

1.3 Als Studienbibliothek des damaligen Bezirks Dravograd (später von Slovenj Gradec) hatte die Bibliothek von Beginn an regionalen Charakter. Ihr Zuständigkeitsbereich erstreckt sich heute auf die ganze Region sowie auf das österreichische Grenzland, in dem Slowenen leben. Gesammelt wird die wichtigste Literatur über Slowenisch Kärnten und seine Bewohner. Die Bibliothek erhält Pflichtexemplare aller Drucke der Region, erstellt regionalkundliche Kataloge und eine lokale bibliographische Datenbank, deren Ergebnisse zahlreiche Spezialbibliographien sind. Zum wertvollsten Bestand der Bibliothek gehören zahlreiche ältere unikale Handschriften, die einen bedeutenden Teil des slowenischen Kulturerbes darstellen, darunter Schriften von Andrej Šuster Drabosnjak, Urban Jarnik, Anton Janezic, Oswald Gutsmann u. a., sowie ein Exemplar der kostbaren slowenischen Bibel von Jurij Dalmatin (s. u. 2.3).

1.4 Im Jahre 1955 erwarb die Bibliothek von der Witwe des Slawisten und Ethnologen Franc Kotnik (1882-1955) dessen Bibliothek. Diese enthielt auch die Handschriften des slowenischen Volksschriftstellers Andrej Šuster Drabosnjak (1768-1825) aus Köstenberg am Wörther See [Kostanje nad Vrbskim jezerom] und zahlreiche Abschriften seiner Werke sowie älteres deutsches Schrifttum. Als Schenkung gelangte 1969 die Privatsammlung des Publizisten und Juristen Julij Felaher (1895-1969) in die Bibliothek, der über viele Jahre die Geschichte und das Leben der Kärntner Slowenen erforschte, umfangreiches Dokumentationsmaterial sammelte und Abhandlungen zum Kärntner Verlagswesen, Bildungswesen, Gesellschaftsleben, den plebiszitären Kämpfen und dem Befreiungskampf veröffentlichte. Auch seine Sammlung enthielt viele ältere deutsche Druckschriften.

1.5 Das slowenische Bibliothekswesen hat mit der Zeit tiefgreifende Änderungen erfahren. Um das fachliche Niveau zu heben, wurden per Gesetz die Studienbibliotheken abgeschafft und in den Gemeinden Zentralbibliotheken gegründet, die alle Bibliotheken ihrer Region zu einem Netz verbinden und dem einheitlichen slowenischen Bibliothekssystem angeschlossen sind. Die Studienbibliothek in Ravne wurde umbenannt in Kärntner Zentralbibliothek und änderte ihre Arbeitsweise; sie organisierte fortan den Betreuungsdienst, vereinheitlichte den Einkauf und die Bearbeitung des Bibliotheksmaterials und verband 1980 die ehemaligen Volksbibliotheken der Region zu einem einheitlichen Bibliotheksnetz mit einem gemeinsamen Entwicklungsprogramm. Der Umbildungsprozeß erfolgte unter Sušniks Nachfolger, Professor Janez Mrdavšoc. Die Bibliotheksorganisation und die Arbeitsverfahren mußten modernisiert werden, und alle größeren Bibliotheken zogen in neue Räume um. In der Zentralbibliothek wurde die Ausleihe eingeführt, was eine günstige Wirkung auf die Anzahl der Bibliotheksbenutzer hatte. Große Veränderungen brachten 1991 auch die Einführung der Computerbearbeitung und der Anschluß der Bibliothek an das Bibliotheksverbundsystem Sloweniens. Seit 1983 ist die Bibliothek nach ihrem langjährigen Leiter Franc Sušnik benannt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek besitzt 995 Germanica, die zum historischen Bestand bis 1900 gehören. Da Franc Sušnik seit Gründung der Bibliothek systematisch regionalkundliche Literatur aus ganz Kärnten (Slowenien und Österreich) sammelte, findet sich ein Teil des älteren deutschen Bestandes in der Regionalkundlichen Abteilung.

2.2 Der historische Bestand umfaßt vor allem Drucke in deutscher und slowenischer Sprache, ein Teil ist auch in lateinischer, glischer, französischer, italienischer und serbokroatischer Sprache. Eine genaue Bestimmung ist wegen mangelhafter oder fehlender Impressen erschwert oder ganz unmöglich. Die meisten deutschen Drucke erschienen in Leipzig, Stuttgart, München, Berlin, Mainz und Nürnberg sowie in Wien und Graz. Eine relativ hohe Anzahl slowenischer und deutscher Werke erschien in Klagenfurt. Dort wurden 1851 der St. Mochor-Verein [Društvo sv. Mohorja] und 1860 die Mochor-Gesellschaft [Mohorjeva druzba] gegründet, deren Aufgabe es war, gute und nützliche Bücher für Slowenen zu veröffentlichen. Initiator und Mitbegründer dieser Institutionen war Anton Martin Slomšek, Bischof von Maribor [Marburg]; weitere Mitbegründer waren Andrej Einspieler und Anton Janezic. Insgesamt erschienen 68 deutsche Drucke in Klagenfurt bei der Mochor-Gesellschaft, bei dem Drucker Ignac Alojz Kleinmayr, beim Landesmuseum in Klagenfurt, beim Geschichtsverein für Kärnten und bei dem Verleger Johann Leon. In Slowenien (Ljubljana [Laibach]) wurden lediglich 20 Bücher gedruckt.

2.3 Aus dem 16. Jh stammen 3 Germanica: Jurij Dalmatin, Biblia, tu ie vse Svetu Pismu, Stariga inu Noviga Testamenta, Slovenski tolmacena (Wittenberg 1584), Octavianus Mirandula, Illustrium poetarum flores (Lyon 1576) sowie Johannes Pincianus, Promptuarium vocabulorum (Wien 1516).

2.4 Aus dem 17. Jh liegen 8 Germanica vor, darunter Carl Valentin Kirchmeyer, Der Cardinal-Hut oder Bericht von den Cardinälen (o. O. 1667); Geistlicher Schild, gegen geist- und leibliche Gefährlichkeiten ... (Mainz 1674); Lection, Epistel, Evangelien und Gebett-Buech, auff alle Tage in der Wochen, auch Fest- und Feyertäg durch das gantze Jahr (München 1686); Lehrreiches History und Exempel-Buch: nach dem Alphabet beschrieben (Augsburg 1695). Johann Weikhard von Valvasor erscheint als Verfasser der Titel Die Ehre des Herzogthums Crain (4 Bde, Laibach 1689) und Topographia Archiducatus Carinthiae (Nürnberg 1688). Außerdem findet sich Hieronymus Megisers Annales Carinthiae, das ist Chronica des loeblichen Ertzhertzogthums Khaerndten (Leipzig 1612).

2.5 Das 18. Jh vertreten 54 Germanica. Für Slowenien bedeutend ist das in deutscher Sprache verfaßte Wörterbuch von Oswald Gutsmann, Deutsch-windisches Wörterbuch: mit einer Sammlung der verteutschten windischen Stammwörter (Klagenfurt 1789). Ein weiteres Wörterbuch ist das Dictionarium quatuor linguarum: Videlicet Germanicae, Latinae, Illyricae (quae vulgo Sclavonica appellatur) & Italicae, sive Hetruscae (Klagenfurt 1744) von Hieronymus Megiser, dem deutschen Sprachforscher, der zusammen mit Jurij Dalmatin und den beiden Söhnen von Primoz Trubar studierte. Er war auch Rektor der Ständeschule in Klagenfurt und sammelte Material für eine Geschichte Kärntens (s. o. 2.4).

2.6 Der größte Teil der historischen Germanica stammt aus dem 19. Jh und ist in deutscher Sprache (754), in Slowenisch (144), Französisch (13), Latein (11), Italienisch (4), Englisch und Serbokroatisch (je 2). Inhaltliche Schwerpunkte liegen bei Sprachwissenschaft (Wörterbücher, Grammatiken), Literaturgeschichte und Schöner Literatur (359) sowie bei Geschichte, Geographie, Biographie und Regionalkunde (120). Darüber hinaus finden sich Titel zu Theologie einschließlich Gebetbüchern und Evangelien; Medizin, Technik und Landwirtschaft; Recht, Schulwesen, Ethnologie; Mathematik, Mineralogie, Pflanzenwelt und Tierleben; Philosophie, Psychologie und Ethik; Kalender, Almanache, Enzyklopädien und Sammelwerke; Sakralarchitektur, Kunst und Musik.

2.7 Den Bereich der Schönen Literatur vertreten Werke bedeutender Autoren der deutschen und österreichischen Literatur (Goethe, Schiller, Lessing, Herder, Heine, Eichendorff, Grillparzer, Rosegger). Für Slowenien sind vor allem die Werke jener Autoren bedeutend, die im 19. Jh das kulturelle und geistige Leben Sloweniens prägten. Dazu zählen als Verfasser grundlegender sprachwissenschaftlicher Abhandlungen Anton Janezic, Slovenska slovinica [Slowenische Grammatik, Klagenfurt 1854], Urban Jarnik, Versuch eines Etymologikons der Slowenischen Mundart in Inner-Oesterreich (Klagenfurt 1832) sowie Jernej (Bartholomäus) Kopitar, Grammatik der slawischen Sprache in Krain, Kärnten und Steyermark (Laibach 1808).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

Systematischer Katalog

[nach UDK]

Titelkatalog

[alle Kataloge in Zettelform]

EDV-Katalog (OPAC)

[eingeführt 1991; ersetzt allmählich die Zettelkataloge]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Mrdavšic, Janez: Koroška osrednja knjiznica dr. Franc Sušnik Ravne na Koroškem [Die Kärntner Zentralbibliothek Dr. Franc Sušnik in Ravne na Koroškem]. Ravne na Koroškem 1989

Slovenska knijzevnost [Die Slowenische Literatur]. Ljubljana 1996, S. 437

Stand: Juni 1999

Majda Kotnik-Vercko

Darja Molnar

Simona Voncina


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.