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Historická kniznica Právnickej akadémie v Štátnej vedeckej kniznici

Historische Bibliothek der Rechtsakademie in der Wissenschaftlichen Staatsbibliothek


Adresse. Hlavná 10, 042 30 Košice. - Historische Bibliothek: ul. Pri Miklušovej väznici 1
Telefon. (095) 62 26-724, 62 22-780
Telefax. (095) 62 22-331
e-mail. [svkk@svkk.sk]
Bibliothekssigel. <ŠVK K>

Unterhaltsträger. Ministerstvo kultúry Slovenskej republiky [Kulturministerium der Slowakischen Republik]
Funktion. Studienbibliothek.
Sammelgebiete. Rechtswissenschaft, Geschichte, Theologie, Naturwissenschaften, Kunst. - Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek mit beschränkter Ausleihmöglichkeit. Historische Drucke sind im Lesesaal der Abteilung für historische Bestände einsehbar. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-14 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät (eingeschränkte Benutzung), Mikrofilm-Lesegerät, Computer-Arbeitsplätze in der Abteilung für Informationstechnologien.
Gedruckte Informationen. Informationsblätter.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Vorbestellung gewünschter Literatur ist möglich. - Bahnverbindungen von Martin und Bratislava. Vom Hauptbahnhof Straßenbahnverbindung (Linien 6, 2, R1) bis Haltestelle Obchodný dom Dargov, von dort Fußwegnähe (ca. 5 Minuten). - Von Bratislava E 571 über Nitra, Zvolen, Lucenec, und Roznava bis Košice. Parkmöglichkeiten in Bibliotheksnähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Historischen Bibliothek der ehemaligen Rechtsakademie in Košice reicht bis in die erste Hälfte des 17. Jhs zurück. 1654 ließen sich die Jesuiten in Košice nieder. Ein Jahr später nahm das Jesuitenkollegium seine Erziehungs- und Bildungstätigkeit auf. Ein wichtiger Bestandteil der Ordensmission war die Gründung einer Universität in diesem Teil des damaligen Ungarn. Durch Schenkung und Gründungsurkunde des Bischofs von Eger [Erlau], Benedikt Kišdy (Kisdy, 1598-1660) vom 26. Februar 1657 wurde bei dem Kollegium ein Studium generale eingerichtet. Die Goldene Bulle Leopolds I. vom 7. August 1660 bestätigt schließlich die Gründung einer Universität in Košice.

1.2 Das Kollegium und die Universität in Košice bildeten eine wirtschaftliche Einheit, weshalb der Buchbestand und das übrige Inventar der Universität ein Bestandteil des Kollegiums waren. Im Bestand der Historischen Bibliothek der Rechtsakademie sind Bücher erhalten, die das Exlibris Collegij Cassoviensis Societatis Jesv Catalogo inscript. ... tragen. Der Katalog des Jesuitenkollegiums verzeichnet 1660 unter der Signatur J 195 Bücher, doch auch vor 1660 existierte bereits eine Bibliothek.

1.3 Ihre erste schriftliche Erwähnung findet die Bibliothek 1682 in einer Nachricht des Rektors der Universität und des Kollegiums, Mikuláš Hrabovský (1638-1683). Diese Nachricht steht in Zusammenhang mit der Besitzinventarisierung nach dem Einzug des Aufstandsheeres von Imrich Tököli (Thököly) in Košice, das die Jesuiten zwang, die Stadt zu verlassen. Der Abschnitt zur Bibliothek nennt zu diesem Zeitpunkt einen Bestand von 1000 bis 2000 Bdn.

1.4 Kaiserin Maria Theresia ordnete am 20. September 1773 an, das von

 Papst Klemens XVI. erlassene Verbot des Jesuitenordens
in Ungarn durchzusetzen. Eine Kommission für die Konfiszierung des Besitzes des Jesuitenkollegiums in Košice tagte am 15. Oktober 1773. Der Rektor des Kollegiums und der Universität Ján Prileský und der Kanzler Ján Krajcirovic wurden beauftragt, den Besitz des Kollegiums und der Universität zu verzeichnen. Die Universität bestand unter dem Namen Alma Universitas Episcopalis Cassoviensis auch nach der Auflösung des Jesuitenordens bis zum Jahre 1777 unter der Verwaltung des Bischofsamtes in Eger weiter.

1.5 Der Stadtrat von Bratislava [Preßburg] gab am 27. Dezember 1773 ein erstes genaues Verzeichnis des Bibliotheksbestandes in Auftrag. Das Verzeichnis wurde von Ján Krajcirovic und Anton Philíppen als Vertreter der Universität und von Senator Karol Fidler als Vertreter der Stadt Košice angelegt und zählt etwa 4700 bis 4800 Bde. Die Systematik ähnelt der des Pariser Jesuitenbibliothekars Jean Garnier. Die Bücher wurden inhaltlich in 17 Gruppen geteilt (davon allein 10 theologische): (1) Ascetae, (2) Concionatores, (3) Controversistae, (4) Ecclesiastici, (5) Historici, (6) Humanistae, (7) Juristae, (8) Mathematici, (9) Medici, (10) SS. Patres, (11) Philosophi, (12) Precatorij, (13) Scripturistae, (14) Theologi, (15) Vitae Sanctorum, (16) In crudo, (17) Haeretici. Durch die spätere Verteilung der Bibliothek auf verschiedene Kollegiengebäude verlor das Verzeichnis seine Gültigkeit.

1.6 Die mit Maria Theresias Ratio educationis im Jahre 1777 verbundenen Reformen des Bildungssystems wirkten sich auch auf die Entwicklung der Universität in Košice aus. Sie wurde mit der 1635 gegründeten ehemaligen Jesuitenuniversität in Trnava [Tyrnau] vereinigt und in das heutige Budapest verlegt. In Košice wurde an ihrer Stelle die Academia Regia mit einer Philosophischen und einer Juristischen Fakultät gegründet. In den Jahren 1782 und 1783 wurde der Direktor dieser Akademie, Jozef Kenereš (Kenyeres, 1724-1805), vom Stadtrat beauftragt, ein Inventarverzeichnis der Akademiebibliothek auszuarbeiten. Ständige Unterbringungsschwierigkeiten hinderten ihn jedoch daran, das Verzeichnis fertigzustellen.

1.7 Im Schuljahr 1784/85 gelangten in die Akademiebibliothek einige Bände aus ehemaligen Jesuitenbibliotheken in Banská Bystrica [Neusohl], Roznava [Rosenau], Banská Štiavnica [Schemnitz], Levoca [Leutschau], Zilina [Sillein] und aus der ehemaligen Kartause in Cervený Kláštor [Unterschwaben]. Aus der Bibliothek in Košice wurden dann im Gegenzug auf Anordnung des Stadtrats am 10. Januar 1785 die weniger erforderlichen Bücher und Dubletten in das heutige Oradea [Großwardein; Vel'ký Varadín] gebracht. Zu diesem Zeitpunkt besaß die Akademiebibliothek ca. 10.000 Bde.

1.8 Im Jahre 1795 erfolgte schließlich der Umzug der Bibliothek vom Chor der akademischen Kirche in das Akademiegebäude, infolgedessen eine Neuordnung der Bibliothek und ein neues Inventarverzeichnis erforderlich wurden. Ignác Gocig, Professor an der Akademie, konnte für diese Aufgaben gewonnen werden. Er legte gleichzeitig Kataloge an, die im Jahre 1804 von Professor Matej Vucetic vollendet wurden (gegliedert in Auctor, Argumentum, Locus, Annus, Forma, Volumina, Theca, Gradus, Numerus). Das neue Inventarverzeichnis der Akademie und des Jesuitenkollegiums, das etwa 9000 Bde umfaßte, basierte auf der Klassifikation des Wiener Bibliothekars Michael Denis. Im Gegensatz zum Verzeichnis von 1774 wurde der Bestand nun in 11 Haupt- und 47 Untergruppen gegliedert, wobei die Vorschriften der Ratio educationis nicht immer eingehalten wurden: (I) Libri Theologici (12 Untergruppen); (II) Libri Juridici (3 Untergruppen); (III) Medici (4 Untergruppen); (IV) Philosophi (5 Untergruppen); (V) Mathematici (4 Untergruppen); (VI) Historici Sacri (4 Untergruppen); (VII) Auxilia Hist. (2 Untergruppen); (VIII) Historici Prof. (2 Untergruppen); (IX) Scriptores rer. Patriarum; (X) Histor. Litt. scriptores; (XI) Oratores, Poetae (6 Untergruppen).

1.9 Einer Anordnung des Stadtrats folgend, wurde eine Liste der Dubletten angefertigt, die den Beständen einzelner Gymnasien eingegliedert wurden. Nach Prešov [Preschau] kamen z. B. 74 Bde, nach Podolínec [Pudlein] 159 Bde und nach Roznava 75 Bde. Eine ständige Bestandserweiterung wurde teils durch den Zinsertrag verschiedener Stiftungen, teils durch Verkäufe gesichert. Eine wichtige Rolle spielten aber auch Spenden und Nachlässe, so z. B. die von Ignác Gocig (1765-1834), Ján Taubner (

†1813) oder Matej Vucetic (Wuchetich; 1767-1824). Durch die testamentarisch hinterlassenen Bücher wuchs der Bestand der Dubletten rasch an. Im Dezember 1830 wurde im Auftrag des Stadtrats erneut ein Verzeichnis der Dubletten erstellt, um sie auf Auktionen zugunsten der Bibliothek zu verkaufen. Das Verzeichnis wurde von den Akademieprofessoren Jozef Magyar, Imrich Cacko und Ján Plath angefertigt, jedoch fanden nur die wenigsten Bücher einen Käufer.

1.10 Im Jahre 1836 wurde wiederum eine Neuordnung des Bestandes notwendig. Mit der Rekatalogisierung, die einen Bestand von 8640 Bdn ohne Periodika ergab, begann Ján Plath im Jahre 1838. Plaths Gliederung, die sich ebenfalls an die Klassifikation von Denis anlehnte und bis zur Schulreform von 1849/50 beibehalten wurde, gliederte den Bestand in 7 Gruppen: (1) Theologi; (2) Jus et politici; (3) Philosophi, Mathematici et Physica; (4) Historici et Stat., (5) Prohibiti; (6) Medici; (7)  Philologi. Die umfangreichste Gruppe war die Theologie, gefolgt von Geschichte und Statistik.

1.11 Als am 24. Juni 1849 die russische Armee nach Košice kam, wurden die Gebäude und die Kirche der Akademie für militärische Zwecke genutzt, woraufhin die Bibliothek wieder in den Chor der Kirche umziehen mußte. Viele Bücher gelangten damals in fremde Hände, und nur einige wurden später auf Anordnung der Behörden zurückgegeben. Die Reorganisation des Schulsystems führte 1849/50 zum Zusammenschluß der Philosophischen Fakultät der Akademie mit dem Gymnasium. Die Umwandlung der Juristischen Fakultät zur Rechtsakademie von Košice machte die Klärung der Besitzverhältnisse zwischen dem Gymnasium und der Rechtsakademie notwendig. Die Eigentumsfrage der Bibliothek eskalierte zu einem Streit, da die Bibliothek als gemeinsame Bibliothek galt, so daß sie vorübergehend geschlossen werden mußte.

1.12 Um die Lehrtätigkeit der Rechtsakademie nicht zu gefährden, baute man in der Zwischenzeit eine Handbibliothek auf, deren Grundstock die Schenkung des ehemaligen Akademieprofessors Ján Bokráni (Bokrányi) im Umfang von 85 Titeln in 169 Bdn war. Im Jahre 1885 zählte die Handbibliothek 270 Titel aus den Bereichen Recht und Politik sowie 243 aus anderen Gebieten, wie z. B. der Geschichte. Ein Erlaß vom 4. Juni 1855 gestattete der Rechtsakademie die Verlegung und Bearbeitung des Bestandes, für die Alexander Pawlowski (

†1883) gewonnen wurde, Professor der Rechtsakademie und gleichzeitig verantwortlich für die Systematik der Bibliothek der Rechtsakademie in Bratislava [Preßburg]. Bei seiner Arbeit fand er alte Akademieakten und etwa 400 Dubletten, die in den dreißiger Jahren im Chor aufgestellt und vergessen worden waren. Sein Verzeichnis wies 8392 Bde in 13 Gruppen aus. Grundlage der Klassifikation war das sogenannte Münchener System aus dem Jahre 1813 nach Martin Schrettinger: (1) Rechts- und Staatswissenschaften; (2)  Geschichte; (3) Theologie; (4) Enzyklopädien und Miszellen; (5) Philologie der alten Sprachen und Mythologie; (6)  Naturwissenschaften; (7) Schönwissenschaften; (8) Philosophie; (9)  Mathematik, Astronomie und Mechanik; (10) Geographie; (11)  Landkarten und Kunstwerke; (12) Medizin und (13) Neuere Sprachen.

1.13 Am 9. August 1860 wurde das neue Statut der Bibliothek der Rechtsakademie vom Ministerium für Schulwesen verabschiedet. Es besagte ausdrücklich, daß die Bibliothek aus den Beständen der ehemaligen Bibliothek der Königlichen Akademie, aus Ankäufen und Spenden aufzubauen sei. So vergrößerte sich der Bestand durch Ankäufe aus dem Zinsertrag der alten Stiftungen, aus Spenden der Regierung, von Regierungsämtern und anderen Universitäten, aus Schenkungen von Akademieprofessoren und anderen Privatpersonen auf mehr als 16.845 Bde im Jahre 1885.

1.14 Nach der Auflösung der Philosophischen Fakultät konzentrierte man sich auf Akquisitionen aus allen Bereichen des Rechts und der angrenzenden Gebiete. In dem von 1891 bis 1894 für die Rechtsakademie erbauten Gebäude erhielt die Bibliothek neue Räume, in denen sie für die Öffentlichkeit erst am 1. Oktober 1899 zugänglich gemacht werden konnte. Seitdem bekam die Bibliothek von der Stadt eine jährliche Dotation von 300 Forint und war täglich 4 Stunden geöffnet.

1.15 Die öffentliche Zugänglichkeit der Bibliothek machte erneut eine Reorganisation und Rekatalogisierung notwendig. Am 1. Februar 1909 wurde eine Bibliothekarstelle eingerichtet und mit Dr. Jozef Péterfi (Peternell, 1879-1942) besetzt. Für die Ergänzung des Bestandes standen jährlich 2500 bis 5000 Kronen und ein einmaliger Betrag für die Reorganisation und Rekatalogisierung der Bestände zur Verfügung. An der Reorganisation beteiligt war Dr. Ferdinand Bernolák (1880-1951), der seine Erfahrungen von ausländischen Universitäten in Wien, Berlin, München, Rom, Paris u. a. einbringen konnte. In gemeinsamer Arbeit entstanden der Systematische und der Alphabetische Katalog (s. u. 3.2). Der Bestand umfaßte damals etwa 16.000 Titel in 30.000 Bdn, die sich in 23 Gruppen - davon allein 14 juristische - gliederten. Weiterhin gut vertreten waren die Fächer Theologie, Philosophie, Sprachwissenschaft, Belletristik, Geschichte, Medizin und Naturwissenschaften. Die 74 Inkunabeln und 158 historischen Hungarica der Samlung wurden als Sonderbestand erfaßt.

1.16 Zur besseren Orientierung im Bestand erschien 1914 der von Dr. Albert Kiss (1874-1937) bearbeitete gedruckte Sachkatalog. Nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik wurde die Rechtsakademie durch eine Regierungsverordnung zum Ende des Schuljahres 1921/22 aufgelöst. Damals zählte der Bestand 33.366 Bde. Vom Ministerium für Schulwesen in Praha [Prag] erhielt die Komenský-Universität in Bratislava im Jahre 1923 das Recht, aus der Bibliothek der Rechtsakademie Bücher auszuwählen. Eine Bestandsübergabe scheiterte aber am Widerstand der Stadt Košice, und die Bibliothek konnte am 29. Januar 1928 als Öffentliche Stadtbibliothek Košice [Verejná kniznica mesta Košíc] wiedereröffnet werden. Fortan lag der Sammelschwerpunkt bei der Belletristik. Erst im Schuljahr 1938/39 wurde die Frage nach der Gründung einer Hochschulbibliothek wieder aktuell. Doch die Ereignisse des Jahres 1938 unterbrachen diese Entwicklung. Die von 1939 bis 1944 in der Stadt ansässige Hochschule für Handel [Vysoká škola obchodná] und die im Jahre 1946 gegründete Hochschule für Landwirtschaft und Forstwesen [Vysoká škola pol'nohospodárskeho a lesného inzinierstva] richteten eigene Bibliotheken ein.

1.17 Bei der Reorganisation des Bibliothekswesens in der Tschechoslowakischen Republik nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus der Stadtbibliothek eine Volkskreisbibliothek [Krajská l'udová kniznica], zur Zeit Öffentliche Ján Boccatio-Bibliothek [Verejná kniznica Jána Boccatia] in der Funktion einer Volksbildungsstätte.

 Mit der
neugegründeten Technischen Hochschule in Košice und ihren zugehörigen Fakultäten für Bergbau, Metallurgie und Maschinenbau tstand 1953 die Staatliche Studienbibliothek [Štátna štúdijná kniznica], die 1954 in Wissenschaftliche Staatsbibliothek [Štátna vedecká kniznica] umbenannt wurde.
 Die Wissenschaftliche Staatsbibliothek übernahm 1955 den
Bestand der Historischen Bibliothek der Rechtsakademie und die wissenschaftliche Literatur der ehemaligen Öffentlichen Stadtbibliothek von Košice. Die Bibliothek der ehemaligen Rechtsakademie wurde dort nach der Klassifikation aus dem Jahre 1909 aufgestellt und blieb als historische Sondersammlung erhalten. 1995 wurde darüber hinaus eine eigenständige Abteilung der historischen Bestände mit einem Lesesaal der Alten Drucke eingerichtet. 1996 kam eine Konservierungs- und Restaurierungsstelle hinzu, und es wurde mit der Bearbeitung des historischen Bestandes begonnen. Die Ergebnisse erscheinen laufend in thematisch geordneten, gedruckten Katalogen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Bestandsanalyse liegen der gedruckte Sachkatalog von Albert Kiss, die Akquisitionsliste der Jahre 1914-1917, Übergabeprotokolle sowie ein Vergleich und eine Analyse der Revisionsprotokolle und -karten aus dem Jahre 1990 zugrunde. Die Einträge wurden ausgezählt und klassifiziert. Bei der Bestandsrevision von 1990 zählte die Historische Bibliothek der Rechtsakademie 66.994 Bde. Durch eine getrennte Zählung der Titel und der Bände in den Signaturgruppen A, D, E und S wurde jeweils eine durchschnittliche Bestandsgröße ermittelt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der Germanica-Bestand setzt sich zusammen aus 18 Inkunabeln (von insgesamt 37), 215 Drucken aus dem 16. Jh, 551 aus dem 17. Jh, 1434 aus dem 18. Jh, 3038 aus dem 19. Jh und 912 aus dem frühen 20. Jh.

2.3 Von den insgesamt 6168 Germanica sind etwa 80 Prozent deutschsprachig. Nach der deutschen Sprache ist die lateinische mit 1139 Titeln am zweithäufigsten vertreten. Der deutschsprachige Bestand betrifft vor allem die Bereiche Theologie, Wirtschaft, Finanzen, Strafrecht und Privatrecht sowie die Belletristik. Die lateinischen Schriften betreffen größtenteils die Theologie sowie Wörterbücher und Enzyklopädien (Gruppe A). 521 deutschsprachige Drucke sind außerhalb des heutigen deutschen Sprachraums erschienen, davon 136 in Praha [Prag], 65 in Budapest, 60 in Wroclaw [Breslau], 55 in Košice, 19 in Kaliningrad [Königsberg] und 17 in Bratislava [Preßburg]. Von den im deutschsprachigen Raum erschienenen Werken stammen die meisten aus Wien (ca. 1200 Titel); von ihnen sind 11 in ungarischer und 4 in französischer Sprache. Aus Leipzig stammen 1100 Titel, aus Berlin 573, aus Frankfurt a. M. 262, aus Stuttgart 198, aus Augsburg 145, aus Heidelberg 144, aus Tübingen 122, und aus Regensburg 18 Titel.

Systematische Übersicht

2.4 Der Bestand gliedert sich in die Gruppen (A) Wörterbücher, Lexika, Sammelwerke, Zeitschriften, Akademieschriften und Bibliographien (1551 Titel, davon 264 deutsch); (B) Theologie (1584, 913); (C) Gesetze, Anordnungen und Rechtsprechung, juristische Zeitschriften (1740, 185); (D) Ungarische und allgemeine Rechtsgeschichte (219, 94); (E) Römisches Recht (387, 170); (F) Kirchenrecht (298, 131); (G) Völkerrecht (198, 96); (H) Rechtsphilosophie, Soziologie (445, 222); (I) Ungarisches und ausländisches Privatrecht (388, 315); (K) Strafrecht (567, 362); (L) Wechsel- und Handelsrecht (225, 120); (M) Zivilprozeßordnung (283, 44); (N) Öffentliches Recht, Verwaltungsrecht, Finanzrecht (767, 157); (O) Politik, Publizistik (1761, 204); (P) Politische Ökonomie, Finanzwissenschaft (1153, 446); (Q) Statistik (898, 177); (R) Philosophie, Kunst, Musik (1679, 282); (S) Ungarische und allgemeine Geschichte (2951, 444); (Sz) Geographie (1251, 139); (T) Griechische und lateinische Philologie, moderne Literatur, Grammatik (8115, 787); (U) Medizin (1113, 145); (N) Naturwissenschaften (2032, 394) und (X) Schulwesen (488, 34).

2.5 Bei den Wörterbüchern und Lexika (A) finden sich vorwiegend Sprach- und Konversationslexika in lateinischer, deutscher, französischer und ungarischer Sprache, zudem Nachschlagewerke und Handbücher. Genannt seien u. a. Ignaz Weitenauer, Hierolexicon linguarum, orientalium Hebraicae, Chaldaicae et Syricae (Freiburg 1759); Johann Theodor Jablonsky, Allgemeines Lexikon der Künste und Wissenschaften (Königsberg und Leipzig 1767); Neues Geographisches Zeitungslexicon, oder kurzgefasste Beschreibung der Länder, Städte, Oerter, Meere ...in allen vier Theilen der Welt (Augsburg 1790); Johann Michael Leuchs, Ausführliches Handels-Lexikon, oder Handbuch der höhern Kenntnisse des Handels (Nürnberg 1824); Carl Lippert, Handwörterbuch zur richtigen Aussprache der Fremdnamen, sowohl aller ausländischen Personen, als Länder- und Städtenamen älterer und jetziger Zeit (Quedlinburg und Leipzig 1833) sowie Joseph Trausch, Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literarische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen (Kronstadt 1868).

2.6 Die Untergruppe Sammelwerke verzeichnet vorwiegend Titel in ungarischer Sprache und solche, die Ungarn betreffen. Unter den Bibliographien, Katalogen und verschiedenen Werken, die größtenteils aus dem 19. und vom Anfang des 20. Jhs stammen, finden sich Bücherkataloge, Werke über einzelne Bibliotheken und Verlage sowie rechtsgeschichtliche Titel, darunter z. B. zwei Arbeiten von Michael Denis, Die Merkwürdigkeiten der k.k. garellischen öffentl. Bibliothek am Theresiano (Wien 1780) und Einleitung in die Bücherkunde (Wien 1795-1796), Heinrich Costas Bibliographie der deutschen Rechtsgeschichte (Braunschweig 1858) sowie die Deutsche landwirtschaftliche Presse (Berlin 1893-1894, 1896).

2.7 In der Untergruppe Zeitschriften, die sich vor allem auf die Bereiche Geschichte, Literatur und Naturwissenschaften konzentriert, sind 15 deutsche Titel verzeichnet, so etwa die Allgemeine Literatur-Zeitung (Jena 1785-1826), die Allgemeine Zeitung (Tübingen 1798-1860), die Leipziger Literatur Zeitung (Leipzig 1827-1831), Gemeinnützige Blätter zur Belehrung und Unterhaltung (Ofen 1836, 1840-1843), die Gartenlaube (Leipzig 1854-1856), Literarisches Zentralblatt für Deutschland (Leipzig 1857), das Kaschauer Kundschaftsblatt. Kassa-Eperjesi értesitö (zweisprachig deutsch-ungarisch, 1857-1905), Unsere Zeit. Deutsche Revue der Gegenwart. Monatsschrift zum Conversations-Lexikon (Leipzig 1873-1874), Alma mater. Organ für Hochschulen (Wien 1877), die Wiener landwirtschaftliche Zeitung (1893-1894), Über Land und Meer. Allgemeine illustrierte Zeitung (Stuttgart 1901-1903) sowie Einzeljahrgänge der Österreichisch-Ungarischen Revue (Wien 1897, 1899, 1900, 1902 und 1905).

2.8 Die Gruppe Theologie (B) enthält philosophisch-theologische Werke sowie Titel aus dem Bereich der praktischen Theologie, darunter z. B. Martin Luther, Ein guthes sehr nutzliches Buechlein vor vielen Jaren im Drucke ausgegangen ... (Leipzig 1569) sowie Joachim Luetkemann, Der Vorschmack göttlicher güte, durch Gottes Gnade ... (Braunschweig 1688).

2.9 Die Gruppe Recht (C) ist in 7 Untergruppen gegliedert: (1) Rechtsenzyklopädien und -wörterbücher, (2) Akten des ungarischen Landtags, (3) Rechtsquellen, (4) Entschlüsse, (5) Statuten und Anordnungen, (6) Bekanntmachungen des Kriegsministeriums und (7) Fachperiodika aus den Bereichen Recht und Gesellschaftswissenschaften. Vorhanden sind

 z. B. in Untergruppe 1 Andreas Müllers Lexicon
des Kirchenrechts und der römisch-katholischen Liturgie (Regensburg 1851) sowie Johann Caspar Bluntschlis Deutsches Staats-Wörterbuch (Stuttgart und Leipzig 1857) und Der Kaufmann wie er seyn soll, oder Einleitung ein vollkommener Geschäftsmann zu werden (Prag 1815). Die Untergruppe 3 umfaßt Sammlungen siebenbürgischer, kroatischer und österreichischer Gesetze und Anordnungen sowie das Sittenrecht, darunter die Allgemeine Dreisigsordnung nebst den Dreisigstariffen für sämtliche hungarische Erbländer (Wien 1788), Berggesetz für Bosnien und die Hercegovina (Sarajevo o. J.) und Gesetz-Artikel des Landtages der Königreiche Kroatien, Slavonien und Dalmatien von den Jahren 1872 bis inklusive 1876 (Zagreb 1877).

2.10 In Untergruppe 4 finden sich Sammlungen von Decisien für Ungarn. Deutsche Drucke sind nicht vorhanden. Untergruppe 5 enthält in Ungarn herausgegebene und für Ungarn gültige Statuten, darunter die Statuten des löblichen Maria Theresia Ordens (Wien 1759). Veröffentlichungen des Kriegsministeriums wie das Reglement für die Bürger-Miliz im Königreich Ungarn (Pest 1809) finden sich in Untergruppe 6. Bei der abschließenden Gruppe 7 handelt sich offenbar um eine Untergruppe für Vermischtes, die auch Periodika enthält wie Siebenbürgische Quartalschrift (Nagyszében 1790-1797), Politisches Journal nebst Anzeigen von Gelehrten und anderen Sachen (Hamburg 1798-1808), Archiv des Kriminalrechts (Halle 1799-1857), Archiv für die civilistische Praxis (Heidelberg 1820-1864) sowie Zeitschrift für die Kriminal-Rechts-Pflege in den Preussischen Staaten mit Ausschluss der Rheinprovinzen (Berlin 1826-1836).

2.11 Von den Titeln mit deutschem Bezug in der Gruppe Rechtsgeschichte (D) seien genannt Joannes Sleidanus, Warhaffte eigentliche und kurtze Beschreibung aller fürnemer Händel, so sich in Glaubens und anderen weltlichen Sachen ...zugetragen haben (Frankfurt 1583), Benedict Carpzov, Commentarius in legem regiam Germanorum (Leipzig 1651) und Georg Adam Struve, Syntagma iuris feudalis (Frankfurt a. M. 1717). In der Gruppe Römisches Recht (E) findet sich u. a. Konrad Mausers Processus iuris

 (Wittenberg 1569).

2.12 Beim Kirchenrecht (F) sind Werke zur Kirchengeschichte, Nachschlagewerke und Rechtsvorschriften der christlichen und nicht-christlichen Religionen eingeordnet, so z. B. Francisco Sarmiento de Mendoza, Selectarum interpretationum Libri tres: et de Redditibus Ecclesiasticis liber unus (Frankfurt 1580); Regulae Societatis Jesu (Wien 1607); Declaratio iurum Societatis Jesu quae in regno Hungariae atque etiam Transylvania habet ad bona atabilia possidenda (Wien 1640) oder Johann Nicolaus Flaemitzer, Die gesuchte verrugte Freyheit zum Bösen unter dem Schein guter Meynung (o. O. 1691). Aus dem 19. Jh liegen u. a. vor Udalrich Heyzmann, Rechts-historischer Beitrag zum Studium der kirchlichen Coelibatsgesetzgebung (Krakau 1859), Joseph Zhishman, Das Eherecht der orientalischen Kirche (Wien 1864) und Samuel Weber, Bilder aus der Kirchengeschichte (Kaschau 1876).

2.13 In der Gruppe Völkerrecht (G) finden sich vorwiegend Werke des 19. und 20. Jhs aus verschiedenen rechts- und gesellschaftswissenschaftlichen Bereichen. Von den älteren Titeln seien genannt Lazarus von Schwendi, Kriegs-Discurs (Dresden 1676), Johann Heinrich Moser, Abhandlung von den europäischen Hof- und Staatssprachen (Frankfurt a. M. 1750), eine Ausgabe von Flavius Vegetius' Kriegs-Lehren

(Wien und Prag 1759) sowie aus dem 19. Jh Felix Stoerk, Option und Plebiszit bei Eroberungen und Gebietszessionen (Leipzig 1879) und Siegfried Brie, Die Fortschritte des Völkerrechts seit dem Wiener Congress (Breslau 1890).

2.14 Die Werke der Gruppe Rechtsphilosophie und Soziologie (H) stammen größtenteils aus dem 18. bis frühen 20. Jh. Die Germanica finden sich vorwiegend im Bereich Recht, darunter Titel wie System der bürgerlichen Gesellschaft oder natürliche Grundsätze der Sittenlehre und Staatskunde (Breslau 1788), Paul Johann Anselm Feuerbach, Kritik des natürlichen Rechts als Propädeutik zu einer Wissenschaft der natürlichen Rechte (Altona 1796) und Ignaz Zergoll, Über die charakteristischen Unterscheidungsmerkmahle des Sitten- und Rechtsgesetzes (Lemberg 1800).

2.15 Unter den Werken der Gruppe Privatrecht (I) zählen die des 18. Jhs zu den ältesten, darunter z. B. Dissertationes iuridicae de pactis et contractibus (Augsburg 1750), Instruction über die Manipulations-Art der k.k. Berggerichte in sämtl. k.k. deutsch und böhmischen Erblanden (Wien 1783) sowie Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch (Wien 1786). Aus dem 19. Jh stammen Johann Heinrich Bender, Das Lotterierecht (Gießen 1841); das Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten (Berlin 1855); O. M. Utiešenovic, Die Hauskommunionen der Südslawen (Wien 1859); und das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch für den Kanton Aargau (Aargau 1899).

2.16 In der Gruppe Strafrecht (K) dominieren in sprachlicher Hinsicht deutsche Drucke und in chronologischer Hinsicht Titel des 19. und 20. Jhs. Vereinzelt finden sich Titel aus dem 18. Jh, wie der Codex Penalis pro Galicia Occidentali (Wien 1796) oder Benedict Carpzovs' Practica nova imperialis Saxonicae rerum criminalium in tres partes divisa (Frankfurt a. M. 1758). Aus dem 19. Jh seien genannt Ferdinand Kämmerer, Das Rechtsmittel der Revision im Criminal-Proceß (Rostock 1833), Johann Hein, Strafgerichts-Competenz (Olmütz 1850), Joh. Jac. Heinrich Ebers, Die Zurechnung (Glogau 1860) sowie A. Korn, Ist die Deportation unter den heutigen Verhältnissen als Strafmittel praktisch verwendbar? (Berlin 1898).

2.17 Die meisten Germanica der Gruppe Wechsel- und Handelsrecht (L) stammen aus dem 19. Jh. In deutscher Sprache liegen z. B. vor Johann Michael von Zimmerl, Alphabetisches Handbuch zur Kenntniss der Handlungs- und Wechselgeschäfte (Wien 1798), Johann Blaschke, Das österreichische Wechselrecht in seinem ganzen Umfange (Graz 1848), Karl Kaltenborn, Grundsätze des praktischen europäischen Seerechts (Berlin 1851) sowie Arnold Heise, Handelsrecht: Nach dem original Manuscript (Frankfurt a. M. 1858).

2.18 Bei der Gruppe Zivilprozeßordnung und außergerichtliche Verfahren (M) handelt es sich um einen Bestand aus dem 18. und 19. Jh mit Werken zur Richter-, Notar- und Anwalttätigkeit, die vorwiegend in deutscher und ungarischer Sprache verfaßt sind. Vorhanden sind u. a. Georg Beyer, Volckmannus emendatus sive manuale advocatorum, et notariorum (Leipzig 1708), F. A. G., Der geschickte Advocat (Jena 1751) sowie M. Jonas, Studien aus dem Gebiete des französischen Civilrechts und Civilprocessrechts (Berlin 1870).

2.19 Der Bestand der Gruppe Öffentliches Recht, Verwaltungs- und Finanzrecht (N) setzt sich vorwiegend aus Titeln des 19. und frühen 20. Jhs zusammen. Erwähnt seien Janus Perontinus, De consiliis ac dicasteriis quae in urbe Vindobona habentur (Halle 1732); Über die gegenwärtige Verfassung des türkischen Staates (Hermannstadt 1790); C. G. Schwab, Die Conflicte der Wasserfahrt auf den Flüssen (Heidelberg 1847); Johann Caspar Bluntschli, Geschichte des allgemeinen Staatsrechts und der Politik (München 1864); Deutsches Reich und Tabakmonopol (Stuttgart 1878). Dieser Gruppe sind ferner Werke zum Eisenbahnrecht zugeordnet, so Franz von Sommaruga, Die Besteuerung der österreichischen Eisenbahnen (o. O., o. J.).

2.20 In der Gruppe Politik und Publizistik (O) finden sich Werke zur Innen-, Kirchen-, Nationalitäten- und Wirtschaftspolitik verschiedener Staaten. Zu den ältesten Germanica gehören Antonio de Guevara, Institutiones vitae aulicae oder Hofschul (München 1610), Franz A. Pelzhofer, Lacon politicus, strictim doctrinam administrandae reipublicae quam aiunt politicam, complectens (Frankfurt 1728) sowie Marzenado Marquis von Santa Cruz, Gedanken von Kriegs- und Staatsgeschäften (Wien 1753). Aus dem 19. Jh liegen u. a. vor Friedrich Schmitthenner, Zwölf Bücher vom Staate, oder systematische Encyklopädie der Staatswissenschaften (Gießen 1839) und Robert von Mohl, Die Geschichte und Literatur der Staatswissenschaften (Erlangen 1855).

2.21 Theoretische und praktische Handbücher zu verschiedenen Zweigen der Staatswirtschaft sind in der Gruppe Politische Ökonomie und Finanzwissenschaft (P) eingereiht. Die Titel stammen größtenteils aus dem 19. und 20. Jh, vereinzelt auch aus dem 18. Jh. Erwähnenswert sind Jacob Döhler, Abhandlung von Domainen, Contributionen, Steuern, Schazungen und Abgaben (Nürnberg 1775), Johann Christoph Gernhard, Vorschläge zu einer wirtschaftlichen Polizei der Dörfer (Stuttgart 1768), Johann A. Schlettwein, Grundfeste der Staaten oder die politische Oekonomie (Gießen 1779) und A. Moser, Zeitschrift für Kapital und Rente (Stuttgart 1864-1869).

2.22 Die Werke in der Gruppe Statistik (Q) betreffen in erster Linie Demographie und Nationalitätenstatistik. Vorhanden sind etwa B. Joh. Zizius, Theoretische Vorbereitung und Einleitung zur Statistik (Wien und Triest 1810), Johann Schön, Allgemeine Geschichte und Statistik der europäischen Civilisation (Leipzig 1833), Friedrich Wilhelm Schubert, Handbuch der allgemeinen Staatskunde von Europa (Königsberg 1835-1864), Tafeln zur Statistik des Großherzogthums (Krakau 1854-1856), C. Woldemar, Zur Geschichte und Statistik der Gelehrten und Schulanstalten des Kais. Russischen Ministeriums der Volksaufklärung (St. Petersburg 1865) sowie Milovan Zoricic, Demographische Arbeiten in den Königreichen Kroatien und Slavonien (Zagreb 1887).

2.23 Ausgesprochen heterogen zusammengesetzt ist der Bestand der Gruppe Philosophie, Kunst und Musik (R). Neben Grundlagenwerken zu Philosophie (u. a. von Aristoteles, Bacon, Baumeister, Descartes, Kant und Storchenau), Kunst, Musik und Erziehungswesen sind auch Lexika und Wörterbücher aus den Bereichen Philosophie, Wissenschaftsmethodologie sowie Zeitschriften aus dem Bereich Philosophie vorhanden. Zu den ältesten Germanica dieser Gruppe zählen Joannes Stigel, Erotematum dialecticae libri (Wittenberg 1567), John Case, Summa veterum interpretum in universam dialecticam Aristotelis (Frankfurt 1583), Willibald Pirckheimer, Theatrum virtutis et honoris: oder Tugendbüchlein (Nürnberg 1606), Christophorus Scheibler, Opus Metaphysicum (Gießen 1617) sowie Johann Scharf, Pneumatica seu Pneumatologia: hoc est scientia spirituum naturalis (Wittenberg 1629).

2.24 Das inhaltliche Spektrum in der Bestandsgruppe Geschichte (S) reicht von der allgemeinen Geschichte und Geschichte einzelner Staaten Europas über die Regionalgeschichte bis zur Geschichte verschiedener Gesellschaftswissenschaften, der Künste, der Archäologie, der Heraldik, der Volkswirtschaft verschiedener Staaten und des Archivwesens. Erwähnung verdienen u. a. Matthaeus Dresser, Isagoges Historicae (Leipzig 1542), Andreas Hondorff, Theatrum historicum (Frankfurt 1566), Johann Carion, Chronicon

 (Wittenberg
1569-1584), Wiguleus Hundt, Bayrisch StammenBuch (Ingolstadt 1586), Joannes Leunclavius, Historiae Musulmanae Turcorum (Frankfurt 1591), Johannes Jonston, Polyhistor (Jena 1660-1667), Aelteste Urkunde des Menschengeschlechts (Riga 1774), Franz Joseph Sulzer, Geschichte des transalpinischen Daciens (Wien 1781), Ignaz Aurelius Fessler, Mathias Corvinus: König der Hungarn (Breslau 1793-1794) sowie Samuel Klein, Handbuch der Geschichte von Ungarn und seiner Verfassung (Leipzig und Kaschau 1833).

2.25 Die Werke der Gruppe Geographie (Sz) schließen Reisebeschreibungen aus europäischen Ländern, Asien, Indien, Afrika und Amerika, heimatkundliche Beschreibungen von Regionen und Städten sowie entsprechende Nachschlagewerke und Lehrbücher ein. Wenige Werke betreffen die physikalische Geographie. Germanica liegen aus dem 16. bis 19. Jh vor, so Michael Neander, Orbis terrae partium succincta explicatio (Leipzig 1597), Heinrich Siver, Bericht von Grönland (Hamburg 1674), Johann Georg Hager, Ausführliche Geographie (Chemnitz 1747), Missionsgeschichten späterer Zeiten oder gesammelte Briefe der katholischen Missionare aus allen Theilen der Welt (Augsburg 1794-1798) und J. C. von Thiele, Das Königreich Ungarn. Ein topographisch-historisch-statistisches Rundgemälde (Kaschau 1833).

2.26 Der Großteil der Werke zur Philologie (T) betrifft die antike Literatur, wie z. B. Demosthenes' Oratio de Pace (Graece et latine) (Wittenberg 1588) und Herodots Historiae libri IX et de vita Homeri libellus (Frankfurt 1595). Vorhanden sind ferner Grammatiken, u. a. zu orientalischen Sprachen, fremdsprachige Konversationslehrbücher und Lesebücher, Werke aus den Bereichen Kunst und Kultur, Reisebeschreibungen, Memoiren sowie Dramen. Bemerkenswert sind u. a. M. Jacob Daniel Keys, Des neu-aufgerichteten historischen Bilderhauses dritter Teil (Altenburg 1692), Hugo Blair, Vorlesungen über Rhetorik und Schöne Wissenschaften (Liegnitz und Leipzig 1785-1788) sowie Albrecht von Haller, Versuch schweizerischer Gedichte (Reutlingen 1785) und Domkirche zu Kaschau (Kaschau 1840).

2.27 In der Gruppe Medizin (U) finden sich neben Werken zur Allgemeinmedizin und zu verschiedenen medizinischen Spezialdisziplinen auch Werke der Veterinärmedizin sowie praktische Nachschlagewerke. Genannt seien Walther Hermann Ryff, Confect-Buch und Haus-Apoteck (Frankfurt 1553), Philipp Grueling, Florilegium (Leipzig 1645), Jean Béguin und Johann G. Pelshofer, Tyrocinium Chymicum (Wittenberg 1656), Friedrich Hoffmann, Clavis pharmaceutica Schroederiana (Halle 1681) sowie das Handbuch der Magnetotherapie (Berlin o. J.). Mehrere Werke zur Homöopathie liegen ebenfalls vor, darunter z. B. Johann Stieglitz, Über die Homöopathie (Hannover 1835) und L. B. Weickart, Der homöopatische Arzt als Hausfreund (Leipzig 1839).

2.28 Das fachliche Spektrum der Gruppe Naturwissenschaften (V) reicht von der Physik, Chemie, Geologie, Mineralogie, Meteorologie, Astronomie und der hier einbezogenen Mathematik bis zu Landwirtschaft, Forstwesen und Fischzucht, Bergbau, Metallurgie und Architektur. Genannt seien Johannes Curio, Conservandae bonae valetudinis praecepta (Frankfurt 1582), Georg Engelhard von Löhneyss, Bericht vom Bergwerk (Zellerfeld 1617), Maximilian Hell, Elementa Arithmeticae numericae (Wien 1759), Johann B. Izzo, Elementa architecturae militaris (Wien 1765), Alvaro Alonso Balba, Docimasiae oder Probir- und Schmelzkunst (Wien 1767) und Johann E. Helfenzrieder, Abhandlung von der Geodäsie (Ingolstadt 1776) sowie unter den Reihen der Jahresbericht des mährisch-schlesischen Obst-, Wein- und Gartenbau Vereins für die Jahre 1854-1855 (Brünn), das Journal der Physik (Leipzig 1791-1794) sowie das Neue Journal der Physik (Leipzig 1795-1797).

2.29 Die meisten Werke der Gruppe Schulwesen (X) betreffen die frühere Österreichisch-Ungarische Monarchie und sind in ungarischer Sprache verfaßt. An deutschsprachigen oder im deutschen Sprachraum gedruckten Titeln liegen z. B. vor Jacob Middendorp, Academiarum universi terrarum orbis libri tres (Köln 1572); Carl Friedrich Riemann, Versuch einer Beschreibung der Reckanschen Schuleinrichtung (Berlin und Stettin 1781); Joachim Heinrich Campe, Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens von einem gesellschaftspraktischen Erzieher (Hamburg 1785); Begegnisse und Vermögens-Gebahrung der Versorgungs- und Beschäftigungsanstalt für erwachsene Blinde in Böhmen (Prag 1847) sowie Unterrichtsrath und Unterrichtswesen in Oesterreich (Wien 1863).

Sondersammlung

2.30 Bei der letzten Gliederung des Sachkatalogs (s. u. 3.1) wurden aus dem Hauptbestand der Bibliothek 257 Titel (Inkunabeln und eine Auswahl von Hungarica) ausgegliedert und unter dem Namen Alte ungarische Bibliothek [Régi Magyar Könyvtár, Signatur RMK] als gesonderte Gruppe aufgestellt. Nur 43 Drucke in dieser Gruppe sind Germanica, darunter z. B. Gratianus, Decretum (Nürnberg: Anton Koberger, 1483), Georgius Morgenstern, Sermones dissertissimi (Nürnberg 1503), Philipp Camerarius, Operae horarum subcisivarum (Frankfurt 1506), Nicolaus Perottus, Erudimenta grammatices (Tübingen 1512), Hans Sachs, Sehr herrliche, schöne und wahrhaffte Gedicht (Nürnberg 1558), Johannes Fabri, Christliche underrichtung ...uber ettliche Puncten der Visitation, szo im Churfurstendom Sachssen gehalten (Dresden 1528) sowie Anton Wilhelm Ertl, Austriana regina Arabiae (Augsburg 1687).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

A Kassai kir. Állami Jogakadémia Könyvtárának Szakkatalógusa [Sachkatalog der Bibliothek der Rechtsakademie in Košice]. Bearb. von Albert Kiss. Kassa 1914 [nach hausinterner Systematik]

Die Alten Drucke werden z. Z. mit EDV (System ISIS) katalogisiert und eine Datenbank in der Bibliothek der Rechtsakademie befindet sich im Aufbau.

3.2 Historische Kataloge

Alphabetischer Autorenkatalog

[in Zettelform; ca. 1909; Dienstkatalog]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; ca. 1909; innerhalb der einzelnen Sachgebiete alphabetisch geordnet]

Die Zettelkataloge sind nur unvollständig erhalten.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivdokumente zur Universität und zur Rechtsakademie in Košice befinden sich im Staatlichen Landesarchiv [Štátny oblastný archív] in Košice und im Slowakischen Nationalarchiv [Slovenský národný archív] in Bratislava.

4.2 Darstellungen

Röszler, István: Adalékok a Kassai Kir. Jogakadémia Könyvtárához [Anhang zur Bibliothek der Rechtsakademie in Košice]. In:

  Magyar Könyvszemle
[Ungarische Bücherschau] (1882) S. 1-30

Farkas, Róbert: A kassai katholikus fögymnasium története 1607-1895 [Die Geschichte des katholischen Gymnasiums in Košice 1607-1895]. Kassa 1895

Halaga, Ondrej: Z dejín košickej univerzity. K tristorocnému jubileu zalozenia [Aus der Geschichte der Universität in Košice. Zum 300. Jahrestag]. In: Historický casopis [Historische Zeitschrift] 4 (1956) Nr. 4, S. 521-535

Potemra, Michal: Dejiny Univerzitnej kniznice v Košiciach [Die Geschichte der Universitätsbibliothek in Košice]. In: Z minulosti knihy na Slovensku. Knihovedný sborník [Aus der Vergangenheit der Bücher in der Slowakei. Buchwissenschaftlicher Sammelband]. Martin 1959, S. 173-210

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Repcák, Jozef; Mihoková, Mária: Dejiny kniznej kultúry v Košiciach do roku 1945. Tematická bibliografia [Die Geschichte der Buchkultur in Košice bis 1945. Eine thematische Bibliographie]. Košice 1981 [unter den 1188 Eintragungen finden sich auch Archivdokumente und weitere Quellen zur Geschichte der Bibliothek]

Stand: September 1999

Zuzana Vávrová


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.