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Bibliothek des Redemptoristenklosters

Adresse. Baptist Stöger-Platz 1, 3730 Eggenburg [Karte]
Telefon. (02984) 2626
Telefax. (02984) 2626-33

Unterhaltsträger. Redemptoristen Eggenburg
Funktion. Haus- und Studienbibliothek.
Sammelgebiet. Theologie.

Benutzungsmöglichkeiten. Für die Öffentlichkeit nur in Ausnahmefällen zugänglich. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Telefonische Voranmeldung erforderlich. - Bahnverbindung ab Wien Franz-Josefs-Bahnhof bis Station Eggenburg, Fußwegnähe (ca. 5 Minuten). - B 4 bis Maissau, B 35 über Zogelsdorf. Parkmöglichkeiten vor dem Kloster.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Kloster wurde von 1460 bis zur Aufhebung 1783 im Zuge der josephinischen Klosterreformen von Franziskanern geführt. Da der Orden in Eggenburg eine theologisch-philosophische Lehranstalt für die Klerikerausbildung und später eine Lateinschule unterhielt, wurde auch eine Bibliothek eingerichtet. Der Bibliotheksraum lag direkt an der Stadtmauer; um die Mitte des 17. Jhs standen dort 785 Bücher. Wieweit diese franziskanische Bibliothek in den heute vorhandenen Bestand der Eggenburger Klosterbibliothek einging, ist ungeklärt. Die Redemptoristen kauften 1833 eine durch Brand und private Nutzung als Textilfabrik völlig heruntergekommene Klosteranlage.

1.2 Die erste Nachricht über den Bestand der Redemptoristenbibliothek bezieht sich auf die Zeit nach der baulichen Umgestaltung von Kirche und Kloster. 1839 fand aus Anlaß der feierlichen Heiligsprechung Alfons von Liguoris, des Ordensgründers der Redemptoristen, der Besuch des Bischofs der zuständigen Diözese St. Pölten, Michael Wagner (1788-1842), statt. Er vermachte als Beweis seiner dauernden Zufriedenheit (Schwarz, s. u. 4) den Redemptoristen seine Bibliothek. 1846 wurden 1038 Bücher in 1749 Bdn und 22 Zeitschriften dem Kloster ausgefolgt, die in einer Aktennotiz des Consistorial-Archivs St. Pölten damals auf 223 Gulden geschätzt wurden. Sie bilden heute einen Teil des älteren Eggenburger Bestandes.

1.3 Über den Gründungsbestand der Klosterbibliothek können keine nachweisbaren Angaben gemacht werden. Ein Konvolut an Duplikaten soll aus dem Wiener Redemptoristenstammhaus Maria am Gestade gespendet worden sein. Wie die Sammlungsschwerpunkte zeigen, diente die Bibliothek im Laufe des 19. Jhs in erster Linie zur Weiterbildung, Unterstützung und Fachinformation der Ordensmitglieder bei der Ausübung der Volksmission und Exerzitienbetreuung. Im Zuge von Reorganisationsmaßnahmen innerhalb des Redemptoristenordens wurde 1870 die Novizenausbildung von Katzelsdorf bei Wiener Neustadt nach Eggenburg verlegt. Als 1901 die Noviziate auf nationale Gebiete begrenzt wurden und man die Wiener von der Prager Ordensprovinz loslöste, verblieb der deutschsprachige Teil des Ausbildungswesens in Eggenburg.

1.4 Möglicherweise steht die 1879 durchgeführte Erstellung des ersten Kataloges durch den Bibliothekar P. Matthäus Bauchinger, die systematische Erschließung und Pflege der Bestände mit der Etablierung des Ordensnoviziats im Haus in Zusammenhang. Jedenfalls referiert dieser erste handschriftliche Bandkatalog einen Status Bibliothecae von 3821 Werken in 6289 Bdn, bereits nach jenem Materienschema geordnet, das sich auch in den anderen österreichischen Redemptoristenbibliotheken findet. 1923, als P. Alois Schwarz eine Klostergeschichte verfaßte, zählte die Bibliothek infolge diverser Schenkungen und Ankäufe bereits 17.140 Bde.

1.5 Heute ist die Eggenburger Hausbibliothek in drei Räumen des ersten Stockes in der alten systematischen Ordnung aufgestellt. Nach dem Bestandszuwachs der 4400 Titel umfassenden Privatbibliothek des Pfarrers Franz Wimmer aus Friedersbach (†1909) um 1970 mußte bereits ein Teil der Bücher auf den Gang transferiert werden. Seit 1967 befindet sich hier auch die in getrennten Räumen zwischengelagerte Bibliothek der aufgelassenen philosophisch-theologischen Lehranstalt Mautern, über deren weiteres Schicksal noch entschieden wird.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Da der Nominalkatalog einerseits zahlreiche Verweisungen, andererseits aber nicht immer das Erscheinungsjahr und die Fachgruppensignaturen anführt, wurden die Titelzählungen anhand der 28 handschriftlichen Hefte des Systematischen Katalogs durchgeführt. Sie dokumentieren den Bestand in 20 Fachgruppen mit Ergänzungen bis in die sechziger Jahre des 20. Jhs, weisen aber auch Mehrfachnennungen auf. 10 Prozent des Bestandes scheinen dort ohne Jahresangabe auf und werden im folgenden nicht berücksichtigt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Nach einer Bandzählung von 1952, mit Berücksichtigung der inzwischen erworbenen Wimmer-Bibliothek und einer geringen allgemeinen Bestandsvermehrung, wird ein Gesamtumfang von rund 40.000 Bdn angenommen. Davon sind 10.230 Titel bis 1900 erschienen. 86 Prozent stammen aus dem 19. Jh: 2130 aus der Zeit bis 1850, 6700 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Die restlichen 13 Prozent enthalten 68 Titel des 16. Jhs, 211 des 17. Jhs und 1120 des 18. Jhs. Die Bibliothek Wimmer enthält weniger als ein Prozent an historischem Buchgut.

2.3 Mit ihrem großen Bestand aus dem 19. Jh ist die Klosterbibliothek eine überwiegend deutschsprachige Büchersammlung. Nur 1257 Titel liegen in Latein vor. 138 tschechische Bibeln und Lehrbücher stammen wahrscheinlich aus der Zeit der tschechischen Noviziatsausbildung. 19 Titel sind polnisch, 130 französisch, 94 italienisch, 28 englisch, 90 altgriechisch, 11 hebräisch und 35 in anderen Sprachen. 1.3 Systematische Übersicht

2.4 Den vielbändigen Werken des Ordensgründers Alfons von Liguori widmen die Redemptoristen besondere Aufmerksamkeit (142 Titel). Sodann folgen 235 Werke von Autoren, die Ordensmitglieder waren (u. a. Karl Dilgskron, Georg Freund, Anton Passy, Friedrich Z. Werner), 47 davon über den Hl. Alfons, 52 über den österreichischen Ordensheiligen Klemens Maria Hofbauer.

2.5 Die Homiletik ist mit 1200 überwiegend deutschsprachigen Titeln vertreten. Unter der frühen Predigtliteratur - 4 Titel des 16. Jhs, 24 des 17. und 156 des 18. Jhs - befinden sich zwar einige lateinische Beispiele, es handelt sich jedoch insgesamt um Literatur, die die seelsorgerische Predigttätigkeit des Ordens in der Volksmission unterstützen sollte. Neben einigen Anleitungen zur Redekunst, frühen deutschen Barockpredigtsammlungen und Übersetzungen der Schriften der französischen Hofprediger ist das Werk Abraham a Sancta Claras mit 23 Titeln in 65 Bdn (6 davon aus dem 17. Jh) gut vertreten, im 18. Jh die Predigten und Exerzitienliteratur von Franz Neumayr. Aus der ersten Hälfte des 19. Jhs sind 50 Titel (160 Bde) des bekannten Wiener Predigers Johann Emanuel Veith versammelt, der aus dem Kreis Klemens Maria Hofbauers stammte und Mitglied des Wiener Redemptoristenordens war, bevor er sich dem Philosophen Anton Günther zuwandte.

2.6 1006 Titel sind der Aszese-Literatur zugezählt. Es handelt sich um Betrachtungs- und Bekenntnisbücher, u. a. von den Autoren Johann vom Kreuz, Johannes Tauler, Theresia von Jesu. Auch die Abhandlung De judicio (1578) des Franziskanerpredigers Johannes von Capestrano ist hier eingeordnet. Er soll Eggenburg 1451 besucht, hier gepredigt, Wunderheilungen bewirkt und die Gründung des Franziskanerklosters angeregt haben. Sein Buch wird als Relikt der früheren Franziskanerbibliothek betrachtet. Neben den deutschen Andachtsbüchern der Barockzeit, die in drastischer und bildhafter Sprache an christliche Laien gerichtet waren, beinhaltet die aszetische Sachgruppe auch diverse Regulae, Anweisungen für das Ordensleben sowie Literatur zu Meditationsübungen in der Nachfolge der Manresa-Lehre des Ignatius von Loyola. Diese Schriften stellten für den Redemptoristenorden, der in Österreich seit der zweiten Hälfte des 19. Jhs Exerzitien durchführte, besonders wichtige Fachliteratur dar.

2.7 Die individuellen Beispiele, gleichsam das literarische Anschauungsmaterial zur richtigen christlichen Lebensführung, bietet die dritte größere Bestandsgruppe mit den Biographien Heiliger und bedeutender christlicher Persönlichkeiten. Das systematische Verzeichnis führt 1550 Titel an, allerdings sind hier Mehrfachnennungen (unter Autorennamen und dem Namen der Titelperson) besonders häufig. Schwerpunkte bilden 26 Titel zu Franz von Sales, 20 zu Aloysius von Gonzaga, 26 zur Hl. Theresia sowie zahlreiche Schriften über Antonius von Padua und insbesondere über Ignatius von Loyola sowie aus dem späten 19.  Jh zum Volksbildner Adolf Kolping. Daran schließen 330 Titel über die Gottesmutter Maria an.

2.8 An Literatur zur fundierten theologischen Ausbildung besitzt die Bibliothek 850 Titel zur Dogmatik, darunter 9 des 16. Jhs (3 lateinische des Johannes von Capestrano) und 22 Titel zum Konzil von Trient sowie 216 Werke der Kirchenväter. Von 300 exegetischen Schriften sind 12 aus dem 16. Jh (z. B. Druthmars In evangelium Matthaei expositio, Hagenau 1530). Auch die Erstausgabe von Martin Opitz' Die Psalmen (1637) scheint hier auf. Sodann sind 100 moraltheologische und 314 liturgische Bücher (Breviere, Proprien, ein Missale Pataviense von 1514) vorhanden. 200 katechetische Werke, 180 Titel Pastoralliteratur und 200 weitere pädagogische Bücher über Lehrmethoden und Religionsunterricht vervollständigen den theologischen Altbestand im engeren Sinne.

2.9 Von den 375 juridischen Werken liegen 113 in lateinischer Sprache vor, rund 100 entfallen auf das Kirchenrecht. Aus dem Grenzbereich zwischen theologischer und humanistischer Wissenschaft stammen 64 Libri prohibiti. Unter den 8 Titeln des 16. Jhs finden sich hier Erasmus von Rotterdams Kommentar zum Evangelium des Lukas (1523) sowie Philipp Melanchthons Loci praecipui (Leipzig 1553) und Corpus doctrinae (Frankfurt 1560).

2.10 Literarische und sprachwissenschaftliche Werke bilden gemeinsam die Sachgruppe Belletristik, die 410 Titel aufweist. Hans Sachs' Sehr herzlich schöne und warhaffte Gedicht (Nürnberg 1558), Werkausgaben diverser Autoren der Barockzeit und der deutschen Klassik sowie ein quantitativer Schwerpunkt an religiöser Literatur aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs sind anzuführen.

2.11 738 Titel zur Philologie repräsentieren die fremdsprachige Literatur der Bibliothek. Die Abteilung besteht aus 180 Schriften lateinischer und griechischer Autoren (21 Titel von Cicero, 13 von Horaz, 14 von Homer), 138 Bohemica (tschechische Bibeln und Lehrbücher), 129 französischen Titeln (Werkausgaben französischer Autoren aus dem späten 18. und frühen 19. Jh), 94 italienischsprachigen Titeln (33 über den Ordensstifter Alfons von Liguori) und 19 polnischen Werken. Der Bestand an Lexika weist 41 Enzyklopädien und Wörterbücher, größtenteils aus dem 18. Jh und der Biedermeierzeit, auf. Von den 155 Periodika hingegen stammen 133 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, darunter Missionszeitschriften und viele Kirchen- und Diözesanblätter.

2.12 147 Titel zur Philosophie bieten eine Auswahl der wichtigsten Werke von Aristoteles über Leibniz, Moses Mendelssohn und die Aufklärung bis zur Wiener theologisch-philosophischen Schule des Vormärz (Erstausgabe von Adam Müllers Von der Notwendigkeit einer theologischen Grundlage der gesamten Staatswissenschaften, 1819). Die Literatur zur Geschichte, 500 Titel, weist als kirchengeschichtliche Schwerpunkte die Missions- und Ordensgeschichte auf, im säkularen Bereich dominiert die neuzeitliche Geschichte der Habsburger. Bei den 77 kunstgeschichtlichen Büchern stehen einige wenige ältere Sachbücher (z. B. Johann Stengels Gnomonica universalis oder Beschreibung der Sonnen-Uhren, 1679, und Johann Penthers Bau-Anschlag, 1743) sowie Johann Winckelmanns Baukunst der Alten (1762). Masonica und Publikationen über die Arbeiterfrage im Rahmen der kirchlichen Sozialpolitik der zweiten Hälfte des 19. Jhs finden sich unter Soziologie (insgesamt 226 Titel).

2.13 Spezielle Themen, wie Bienenzucht, Nutzgärtnerei und Waldwirtschaft, sowie mathematische Lehrbücher sind in der 150 Titel zählenden Gruppe Naturwissenschaften zusammengefaßt. 130 geographische Bücher und 90 Karten dokumentieren vor allem die Missionsgebiete des Redemptoristenordens. Reiseführer und Reisetagebücher befinden sich unter den topographischen Werken (116 Titel). Schließlich sind 66 medizinische Titel, vorwiegend des 19. Jhs, mit der Ausrichtung auf Homöopathie, Makrobiotik und Balneologie zu erwähnen. Das älteste Werk ist die leider beschädigte, mit vielen Pflanzenholzschnitten ausgestattete lateinische Ausgabe von Leonhart Fuchs' Herba (Basel 1549).

Sondersammlungen

2.14 Neben der durch eigenen Katalog und separate Aufstellung gekennzeichneten Bibliothek des Pfarrers Wimmer mit 4400 nach 1900 erschienenen Büchern wird in den Unterlagen zur Hausbibliothek auch der Bestand der alten Leihbibliothek unterschieden. Eine 1949 durchgeführte Zählung des Bibliothekars . Buresch wies 1087 Bde nach, davon 221 Titel vor 1900 und 312 ohne Jahresangabe. Es handelt sich überwiegend um katholische Erbauungsliteratur und Missionszeitschriften.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Nominalkatalog

[hschr. Zettelkatalog nach hauseigenen Regeln, sehr viele Verweiszettel, lückenhaft]

Katalog Congr. S. S. Redempt.

[mschr. Zettelkatalog nach hauseigenen Regeln zu Werken der Ordensautoren, 1990 durch Lorenz Voith begonnen, unvollständig]

3.2 Historische Kataloge

Alter Katalog

[hschr. Bandkatalog ohne Titel, vollendet 1879 von P. Matthäus Bauchinger, verzeichnet 3821 Werke in 6289 Bdn in 22 systematischen Gruppen]

Systematische Kataloghefte

[28 hschr. Hefte, nach Sachgebieten, innerhalb dieser nach Autoren, Ergänzungen bis 1962]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Hosp, Eduard: Die österreichische Provinz (1841-1932). In: Georg Brandhuber (Hrsg.): Die Redemptoristen 1732-1932. Festgabe zur 200-Jahr-Feier der Kongregation des Allerheiligsten Erlösers. Bamberg 1932, S. 176-213 [erwähnt das Ausbildungswesen im Eggenburger Kloster]

Schwarz, Alois: Das Kloster in Eggenburg, Niederösterreich (1460-1924). Ein Beitrag zur Heimatkunde. Eggenburg 1927 [S. 108 zur Inkorporierung der Bibliothek des Bischofs Wagner, zitiert Quellenmaterial aus dem Diözesanarchiv in St. Pölten]

Stand: März 1991

Konstanze Mittendorfer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.