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Bibliothek des Redemptoristenklosters

Adresse. Gösserstr. 15, 8700 Leoben [Karte]
Telefon. (03842) 42 426

Unterhaltsträger. Redemptoristenkloster Leoben
Funktion. Theologische Bibliothek zur hausinternen Verwendung.
Sammelgebiete. Theologie, vor allem Homiletik und Aszetik. - Der Altbestand wird nicht vermehrt.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Voranmeldung unbedingt erforderlich. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benützer. Bahnverbindung ab Wien/Südbahnhof bis Leoben. - A 2 bis Seebenstein, S 6 bis Leoben.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Kongregation der Redemptoristen ist seit 1826 in Leoben tätig. 1834 konnte nach einer kaiserlichen Bewilligung zur Niederlassung ein Kollegium in der Stadt errichtet werden. Die ursprünglich in einem kleinen Gartenhaus untergebrachten Patres übersiedelten bald in ein in der Stadt gelegenes Zinshaus. 1845 begann man mit dem Bau von Kirche und Kloster. 1847 wurde die Kirche fertiggestellt. Das Kloster befand sich noch im Bau, als es infolge der Revolution von 1848 zur Auflösung der Kongregation kam.

1.2 1852 erteilte Kaiser Franz Joseph (reg. 1848-1916) erneut die Bewilligung zur Errichtung des Redemptoristenordens in Leoben, und die unterbrochenen Bauarbeiten konnten fortgesetzt werden. 1854 wurde die Kirche dem Hl. Alphonsus geweiht. Durch Vermittlung und Unterstützung Erzherzog Maximilian Josefs (1782-1863) kam es 1863 zum Bau eines Exerzitienhauses. Seit 1885 dienten Teile des Kollegs als Juvenat. Zur Zeit des Ersten Weltkrieges fand das Kolleg als Lazarett für Soldaten Verwendung. Redemptoristenkloster

1.3 Über die Geschichte der Bibliothek ist wenig bekannt. In Goess (heute ein Stadtteil von Leoben) befand sich bis zum 18. Jh ein Damenstift, das im Zuge der josephinischen Reformen 1782 aufgelöst wurde. Einige Bücher dieses Stifts sollen den Leobener Redemptoristen zugefallen sein. Einen weiteren Zuwachs erhielt die Bibliothek durch den Nachlaß des Weltpriesters Eduard von Unkhrechtsberg (1797-1870). Er verbrachte ab 1867 seinen Lebensabend im Leobener Kolleg, trat kurz vor seinem Tod der Redemptoristenkongregation bei und hinterließ ihr seine Sammlung alter Bücher.

1.4 In der Zwischenkriegszeit wurde das Konvikt für die Leobener Juvenisten im Redemptoristenkolleg untergebracht. Während des Zweiten Weltkrieges vertrieb man die Patres aus dem Kloster, die Bibliothek wurde umgesiedelt, wobei viele alte Drucke verlorengingen. Heute sind die Bücher in einem Gang bei der Kirche untergebracht und nach ihrer alten Ordnung nach Fachgebieten aufgestellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von 12.700 Titeln sind 4350 bis 1900 erschienen. Zwei Titel stammen aus dem 16. Jh, 53 aus dem 17. Jh, 520 aus dem 18. Jh und 3775 aus dem 19. Jh. Die Zahlen wurden am Regal erhoben und gerundet.

2.2 Der sprachliche Schwerpunkt liegt mit 80 Prozent bei den in Deutsch verfaßten Büchern, gefolgt von Latein mit 15 Prozent und romanischen Sprachen (Französisch und Italienisch) mit 4 Prozent. Ein Prozent der Titel liegt in anderen Sprachen vor.

Systematische Übersicht

2.3 Die Bibliothek besitzt 190 Bibeln, Bibelkommentare und Konkordanzen, die zum größten Teil aus dem 19. Jh (160 Titel) stammen. Zur Patristik finden sich 60 Titel, darunter Hieronymus' Opera omnia (Paris 1579). 130 Titel widmen sich der Dogmatik. Es finden sich hier vor allem Standardwerke, z. B. Johannes Katschthalers Theologia dogmatica Catholica specialis (Regensburg 1877). Weitere 130 Titel behandeln apologetische Themen und Kontroverstheologie. Auch Protestantica wurden dieser Gruppe zugezählt, z. B. Johann Nicolaus Weislingers Der höchst=nothwendig Schutz-Schrift des Luthertums (Straßburg 1741) und die anonyme Schrift Hiob und Simson, Das ist: Unterschiedene Gespräch zwischen Zweyen Uncatholischen Burgern Uber den Sowohl Lutherisch- als Reformirten Heidelbergischen Catechismum (Köln 1741). 190 Titel betreffen die Moraltheologie; auch hier sind Standardausgaben des 19. Jhs (165 Titel) zahlreich vertreten.

2.4 100 Titel entfallen auf die Katechetik (80 aus dem 19. Jh), z. B. Augustin Grubers Praktisches Handbuch der Katechetik (Salzburg 1853). Einen Schwerpunkt bildet die Homiletik mit 500 Titeln, darunter Josef Othmar Rauschers Hirtenbriefe, Reden, Zuschriften (Wien 1875). Zur Liturgik sind 170 Titel vorhanden, u. a. Bartholomaeo Gavantos Thesaurus Sacrorum Rituum (Köln 1736) und ein Deutsches Brevier für Stiftsdamen, Klosterfrauen und jeden guten Christen (Augsburg 1794). Breiten Raum nimmt auch die aszetische Literatur mit 570 Titeln ein (z. B. Hieronymus Drexels Opera, München 1629). Die unter dem Thema Mariologie aufgestellten Bücher (240 Titel) sind ebenfalls aszetischen Inhalts. Ferner gibt es 150 Andachtsbücher.

2.5 Dem Kirchen- und Profanrecht sind 80 Titel zuzurechnen, z. B. das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch für die gesammten Deutschen Erbländer der Oesterreichischen Monarchie (Wien 1811). 110 Titel beschreiben die Geschichte, etwa Joseph von Hormayrs Wiens Geschichte und seine Denkwürdigkeiten (Wien 1823), 220 die Kirchengeschichte, darunter Antoine de Berault-Bercastels Geschichte der Kirche (Wien 1784). Weiters sind 380 Hagiographien vorhanden, etwa Bonaventuras De vita S. P. Francisci liber (Köln 1616) und die anonym erschienene Schrift Höchst wunderbarliches Leben und allerseligstes Absterben Katharinae von Siena (Augsburg 1618). An spezieller Literatur zur Kongregation der Redemptoristen finden sich 110 Titel, an sogenannten Alphonsiana - Werke von und über den Ordensgründer Alphons Maria von Liguori - 130, z. B. eine Werkausgabe, Confessore diretto (Venedig 1785), und Die Herrlichkeiten Maria's (Regensburg 1842).

2.6 Zur Philosophie liegen 50 Titel vor, zur Soziologie 20, z. B. Wilhelm Emanuel von Kettelers Die Arbeiterfrage und das Christentum (Mainz 1864). 170 Titel sind sprachwissenschaftliche Werke, Grammatiken und Wörterbücher, etwa Johannes Frisius' Dictionarium bilinguae (Zürich 1678). Hinzu kommen 80 Titel an Literatur (Gesammelte Werke von Goethe, Schiller, Lessing, Heine, Grillparzer, Shakespeare u. a. - alle in Ausgaben des 19. Jhs) und Belletristik. 40 Titel betreffen die Kunst.

2.7 Die Naturwissenschaften sind mit 140 Titeln vertreten, darunter Alexander von Humboldts Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung (Stuttgart, Tübingen 1845). Neben 280 Varia runden 10 Lexika und 50 Periodika den Bestand ab. Die ehemalige Leihbücherei wurde der Klosterbibliothek inkorporiert und umfaßt 50 Drucke des 19. Jhs, vor allem Belletristik, z. B. Walter Scotts Sämmtliche Werke (Stuttgart 1827).

3. KATALOGE

Autorenkatalog

[mschr. Zettelkatalog, in 21 Fächern, unvollständig]

Katalog

[mschr. Zettelkatalog, geordnet nach Erscheinungsjahren, unvollständig]

Beide Kataloge sind noch in Arbeit und erfassen derzeit etwa 40 Prozent des Buchbestandes.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Hosp, P. Eduard: Geschichte der Redemptoristen in Steiermark. Wien 1934 [zur Ordensgeschichte S. 55-78]

Mader, P. Carl: Die Congregation des Allerheiligsten Erlösers in Oesterreich. Wien 1887 [zur Ordensgeschichte S. 185-205]

Stand: Oktober 1994

Erika Seitlinger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.