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Adresse. Gmundnerstr. 3, 4800 Attnang-Puchheim
[Karte]
Postfach 50, 4800 Attnang-Puchheim
Telefon. (07674) 623 67 und 621 33
Telefax. (07674) 623 67-10
Unterhaltsträger. Redemptoristenprovinz Wien
Funktion. Studien- und Hausbibliothek der Ordensangehörigen.
Sammelgebiete. Theologie, insbesondere Predigtliteratur, Aszetik und
Hagiographie.
Benutzungsmöglichkeiten. Nur bedingt zugänglich (nach Rücksprache mit
der Ordensleitung), Voranmeldung erwünscht.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät in der Pfarrkanzlei.
Hinweise für anreisende Benützer. Westbahn bis Attnang-Puchheim, dann
regionale Buslinie vom Bahnhof bis Kloster Puchheim. - A 1 bis Knoten Linz, dann A 25 Richtung Wels,
bei Wels-Ost weiter auf B 1 Richtung Lambach.
1.1 Das Kloster Puchheim wurde um die Mitte des 19. Jhs von Erzherzog Maximilian von Österreich-Este (1782-1863) gegründet, der seit 1838 Besitzer des Schlosses und der Herrschaft Puchheim war. Als frommer Großmeister des Deutschen Ritterordens wollte er Puchheim zum religiösen Zentrum für die Umgebung machen, womit er zunächst die Jesuiten betraute. Nach der Revolution von 1848/1849 kamen 1851 die Redemptoristen aus Altötting nach Puchheim und wurden von Maximilian neben den traditionellen pastoralen Aufgaben mit der Durchführung von Exerzitien für Männer beauftragt. In den siebziger Jahren des 19. Jhs entwickelte sich das Kloster mit seinem Marien-Gnadenbild und der Maria-Hilf-Prozession zum bekannten und vielbesuchten Wallfahrtsort. Damals nahmen die Redemptoristen den Bau der großen Wallfahrtsbasilika in Angriff, die heute den Anblick Puchheims prägt.
1.2 Die Bibliothek des Klosters wurde für Studienzwecke der Ordensmitglieder des Hauses errichtet. Ihren Grundstock bildeten Wiegengaben aus den Beständen der älteren Ordensniederlassungen; für die Erweiterung der Sammlung mußte dann aus eigenem Bemühen gesorgt werden. Die besondere Aufgabe der Klosterbibliothek Puchheim bestand darin, einen literarischen Fundus für die pastoralen Aktivitäten an einer Wallfahrts- und Einkehrstätte zu bilden. Davon zeugt der aus der Gründungszeit der Bibliothek erhaltene umfassende Bestand an hagiographischer und spiritueller Literatur. Die Bücher befanden sich anfangs im repräsentativen, mit einem Deckenfresko ausgestatteten Bibliotheksraum des Schlosses Puchheim. Seit der 1976 durch Franz Xaver de Bourbon-Parma, letzter Schloßherr in Puchheim, vollzogenen Schenkung des Schlosses an die Redemptoristen wird der Bibliotheksraum als Versammlungsraum benützt, während die Bücher in den Seitentrakt verbracht wurden. Der historische Bestand ist dort in der ursprünglichen Anordnung nach 22 traditionellen Sachgebieten aufgestellt, der große Zeitschriftenbestand wird in zwei Magazinräumen verwahrt.
Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen
2.1 Vom Gesamtbestand, rund 15.000 Bdn, sind 4850 Titel bis 1900 erschienen. Weitere 190 Titel weisen kein Erscheinungsjahr auf. Nach den Angaben des alphabetischen Autorenkataloges sind 22 Titel aus dem 16. Jh, 168 aus dem 17. Jh und 83 aus dem 18. Jh vorhanden. Rund 85 Prozent des historischen Bestands entfallen auf Werke des 19. Jhs: 1032 stammen aus der Biedermeierzeit, 3037 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs.
2.2 Die Redemptoristenbibliothek ist durch ihre Ausrichtung auf Aszese und Literatur des 19. Jhs eine überwiegend deutschsprachige Büchersammlung. Von den nicht-deutschen Werken (15 Prozent) sind 520 lateinisch, 100 französisch und 116 italienisch. 24 liegen in diversen anderen Sprachen vor.
Systematische Übersicht
2.3 Die ursprüngliche Systematik der Aufstellung ist, zumindest nach ihren Schwerpunkten, auch heute noch in der systematischen Anordnung der Bücher zu erkennen. Die Titelauszählung folgte den 22 teilweise in Unterklassen gegliederten Signaturengruppen, über die der Nominalkatalog auf den Standort der Werke verweist.
2.4 Mit 1700 Titeln stellt die aszetische Literatur die bei weitem größte
systematische Gruppe dar. Sie wird gegliedert in 226 religiöse
Betrachtungen, 260 Anleitungen zu religiöser Lebensführung und 178 Titel
über Exerzitien (Schriften von und über Ignatius von Loyola). Neben 90
Titeln zum Themenbereich Priester, Eucharistie, Herz-Jesu unter
aszetischem Aspekt und einigen weiteren Werken sind vor allem 914
Heiligenbiographien zu nennen. Auch die in eigenen Unterabteilungen
geordneten 118 Werke zu Alphons von Liguori, dem Ordensgründer der
Redemptoristen, und die Sammlung zur Mariologie (250 Titel) zeugen von der
großen Bedeutung, die der Aszese bei den Redemptoristen im allgemeinen und
der mit den Exerzitien im Kloster Puchheim befaßten Ordensniederlassung im
besonderen zukam. Heiligenviten und Marienliteratur boten Vorbilder und
Orientierung für die geistlichen Übungen und die religiöse Lebensführung,
zu denen man hier anleiten wollte.
2.5 Der Predigtliteratur sind 661 Titel zuzuzählen. Darunter befinden
sich 200 Predigten zum Kirchenjahr, 138 Fastenpredigten, 33 zu Christus und
Eucharistie, 204 zu weiteren Gelegenheiten. 88 behandeln die Hirtenbriefe.
Zu den deutschsprachigen Beispielen des 18. Jhs zählen 4 Werke Abrahams a
Sancta Clara. Das theologische Schrifttum im engeren Sinne ist gegliedert
in 325 Titel zur Dogmatik (5 des 16. Jhs), 158 Bibelausgaben und
exegetische Werke, 76 Titel zur Liturgie, 71 zur Moraltheologie, 113 zur
Katechetik und 100 zu den spezielleren pastoralen Aufgaben.
2.6 Einen weiteren Schwerpunkt bilden die historischen Werke: Die Kirchengeschichte ist mit 300, die profane Geschichte mit 211 Titeln vertreten. Unter den 10 restlichen Abteilungen weist die Belletristik mit 238 Titeln den größten Altbestand auf. Bei 170 Titeln zum Bereich Linguistik finden sich neben Wörterbüchern und Lexika auch die französisch- und italienischsprachigen nicht-theologischen Werke. Schließlich sind 78 Werke juristischen Inhalts und 58 Titel zur Philosophie vorhanden. Die Abteilungen Geographie, Medizin, Naturwissenschaften, Pädagogik und Soziologie enthalten insgesamt 165 historische Drucke. Vom umfassenden Zeitschriftenbestand sind 49 Titel vor 1900 erschienen.
Nominalkatalog
[in Zettelform; verzeichnet den inkorporierten historischen Bestand mit systematischer Standortsignatur]
Redemptoristenkloster Puchheim (Hrsg.): Die Wallfahrtsbasilika Maria Puchheim in der Marktgemeinde Attnang-Puchheim, Oberösterreich. Linz 1978
Steffe, Friedrich: Die Geschichte der Herrschaft Puchheim in Österreich ob der Enns (Phil. Diss., Innsbruck 1950, mschr.) [S. 83 zur Bibliothek]
Stand: November 1990
Konstanze Mittendorfer