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Bibliothek des Redemptoristenkollegs

Adresse. Maximilianstr. 8, 6020 Innsbruck [Karte]
Telefon. (0512) 59 532-0
Telefax. (0512) 59 532-299

Unterhaltsträger. Redemptoristenkolleg und Studentat der Redemptoristen
Funktionen. Hausbibliothek des Kollegs; Studienbibliothek des Studentats (Studenten aus der Wiener Provinz der Redemptoristen an der Theologischen Fakultät der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck)
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologische Fachliteratur und angrenzende Gebiete. - 2. Besonderes Sammelgebiet: Redemptoristica.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek (mit beschränkter Ausleihe). - Benützung nur nach Voranmeldung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät im Kolleg, PC.
Hinweise für anreisende Benützer. Anmeldung erforderlich. - Vom Hauptbahnhof Fußwegnähe (10 Minuten).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 1827 trafen die ersten Redemptoristen in Innsbruck ein. Von ihrer provisorischen Unterkunft zogen sie 1833 in das ihnen am Innrain als Kloster zur Verfügung gestellte Gebäude. Auf Grund der Regel und der Spiritualität der Kongregation - der Ordensgründer Alfons Maria von Liguori (1696-1787) legte großen Wert auf ein intensives Studium der Theologie, insbesondere der Moraltheologie - ist anzunehmen, daß sie spätestens ab diesem Zeitpunkt eine Bibliothek einrichteten. Die erste Generation der Redemptoristen in Österreich, der die Innsbrucker Patres angehörten, stand durch Klemens Maria Hofbauer in enger Beziehung zu den Wiener Romantikern Friedrich und Dorothea Schlegel, den Brüdern Veit, Adam Müller, Emanuel Veith und Zacharias Werner.

1.2 Über die Herkunft des Kernbestandes der Bibliothek lassen sich mangels Aufzeichnungen nur Vermutungen anstellen. Ein Teil der Bücher dürfte zum einen von Neueingetretenen mitgebracht worden sein, zum anderen aus Schenkungen wohlwollender Förderer stammen. Die meisten Werke wurden wahrscheinlich von den Patres selbst erworben, sodaß sie deren Interessen widerspiegeln.

1.3 1895 begannen die Redemptoristen mit der Errichtung ihres jetzigen Hauses, in dem ein eigener Bibliotheksraum vorgesehen wurde. 1898 übersiedelten sie vom Innrain in die Maximilianstraße 8. In dieser Zeit, in der die Büchersammlung als Hausbibliothek für die fast ausschließlich seelsorgerisch tätigen Patres diente, wurden schwerpunktmäßig Werke der Systematischen und Praktischen Theologie, Predigtliteratur, spirituelle Schriften, aber auch belletristische Werke angekauft. Redemptoristenkolleg

1.4 Während des Ersten Weltkriegs beherbergte das Haus ein Militärspital und ein Rekonvaleszentenheim. Im Zweiten Weltkrieg war es von der NSDAP beschlagnahmt. Die Bibliothek überdauerte diese Zeiten ohne erkennbare Schäden. Eine bedeutsame Veränderung trat 1968 durch die Schließung des Lehrbetriebes an der ordenseigenen Theologischen Hochschule in Mautern (Steiermark) wegen Hörermangels ein. Die noch verbliebenen Studenten übersiedelten nach Innsbruck, um ihre Studien an der Theologischen Fakultät der Universität fortzusetzen. 1972 überstellte man die Bibliothek der Mauterner Hochschule nach Eggenburg (Niederösterreich), da sich in Innsbruck kein ausreichender Platz für die Unterbringung der Bücher bot.

1.5 Im Innsbrucker Kolleg herrschte wegen des etwas überraschenden Zuzugs des Studentats Platzmangel. Man entschloß sich, die Hausbibliothek in ungenützte Nebenräume der Kirchenempore zu übersiedeln und die ehemaligen Bibliotheksräume zu Studentenzimmern umzubauen. Zugleich wurde ein Lesezimmer eingerichtet, das vor allem die Neuerwerbungen aufnahm. Die Hausbibliothek fristete bis 1986 in den Kirchennebenräumen ein bescheidenes Dasein. 1984 begann man, das Haus um ein Stockwerk zu erweitern, um Räumlichkeiten für die Ausbildungseinrichtungen und für die Bibliothek zu gewinnen. 1986 wurden die Büchersammlungen des Kollegs und des Studentats zu einer Bibliothek vereinigt.

1.6 Die Organisation beider Sammlungen lag aufgrund der langwierigen Planungsverhandlungen und der zweimaligen Übersiedlung im argen, sodaß man sich zu einer Neuerfassung und Neuordnung der Bestände entschloß. Von 1986 bis 1992 wurde der Bestand jeweils in den Sommermonaten mit EDV erfaßt, neu signiert und nach einheitlichen systematischen Gesichtspunkten aufgestellt. Als weiterer Schritt ist die Beschlagwortung des Gesamtbestandes geplant.

1.7 Die Erweiterung der Büchersammlung erfolgt nach wie vor in erster Linie durch Ankauf. Von 1900 bis 1945 wurden 4004 Bde erworben, von 1946 bis 1968 - also vor der Überstellung des Studentats von Mautern nach Innsbruck - 4513 Bde und von 1968 bis 1992 4809 Bde. Seit 1968 hat sich die Beschaffungsstrategie insofern geändert, als nun auch lehrbuchartige theologische Standardliteratur für den Ausbildungsbetrieb gekauft wird. Die Bibliotheksträger haben sich jedoch hinsichtlich des Ankaufs eine gewisse Selbstbeschränkung auferlegt, da den Studierenden in Innsbruck mehrere hervorragende Fachbibliotheken zur Verfügung stehen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtumfang von 19.366 Bdn sind 4553 Bde bis 1900 erschienen. Davon stammen 31 aus dem 16. Jh, 83 aus dem 17. Jh, 418 aus dem 18. Jh und 4021 aus dem 19. Jh. Bücher ohne Erscheinungsjahr (1265 Bde) werden in der weiteren Beschreibung nicht berücksichtigt. Die Zahlenangaben basieren auf Zählung der durch EDV erfaßten Bände. Noch nicht vollständig erfaßt sind ältere Bestände der aszetischen und der Predigtliteratur.

2.2 Etwa drei Viertel des Bestands sind deutschsprachig, 386 Bde sind lateinisch, 216 englisch, 165 französisch, 56 hebräisch und 23 griechisch. Der mit 469 Bdn relativ große Anteil der italienischsprachigen Literatur läßt sich auf den Ursprung der Redemptoristen im neapolitanischen Raum und auf die Ausbildung einiger Mitbrüder in Rom zurückführen.

Systematische Übersicht

2.3 Bei der Neuorganisation der Bibliothek war man bemüht, die bisherige Einteilung der Fachgebiete so weit wie möglich beizubehalten. Neu hinzugekommen sind die Bereiche Soziologie, Psychologie und Religionswissenschaften.

Bestand bis 1800

2.4 Die vor 1800 erschienene Literatur (550 Bde) wurde nicht nach Fachgebieten aufgestellt und bildet eine eigene Bestandseinheit. Das älteste Werk der Bibliothek ist eine Augustinus-Ausgabe (4 Bde vorhanden, Basel 1505). Weiters finden sich hier u. a. eine Ausgabe von Flavius Josephus' Zwentzig Bücher von den alten Geschichten nach den alten Exemplaren fleissig corrogiert und gebessert (Straßburg 1535), eine Werkausgabe des Johannes Chrysostomus (Basel 1539) und Kants Kritik der reinen Vernunft (Leipzig 1781).

Bestand aus dem 19. Jh

2.5 Der Bereich Dogmatik umfaßt auch die Fundamentaltheologie und die Apologetik. Unter den 356 Bdn sind J. H. Newmans Über die Entwicklung der christlichen Lehre (Schaffhausen 1846) und Johann Baptist Hirschers Nachgelassene kleinere Schriften (Freiburg i. Breisgau 1868). 223 Bde tfallen auf die Patristik, 6 auf kirchliche Dokumente.

2.6 221 Bde gibt es zur Moraltheologie, darunter Johann Michael Sailers Handbuch der christlichen Moral (Graz 1818). Die Bibelwissenschaften sind unterteilt in die Bereiche Exegese (189 Bde) und Heilige Schrift (79 Ausgaben). Bemerkenswert ist A. Westermayers Geschichte der patriarchalischen und mosaischen Offenbarung bis zur Zeit der Richter (Schaffhausen 1861).

2.7 Die Abteilung Kirchenrecht ist mit 82 Bdn vertreten. Werke des profanen Rechts wurden wegen ihrer geringen Anzahl ebenfalls hier eingereiht. 242 Bde enthält der Bereich Mariologie, sowohl Werke dogmatischer, homiletischer als auch spiritueller Art, z. B. Johann Emmanuel Veiths Mater dolorosa in zwölf Vorträgen (Wien 1844). 91 Bde sind der Spiritualität zugeordnet.

2.8 Die Praktische Theologie weist 78 Bde zur Pastoraltheologie, 272 zur Katechetik und 25 zur Homiletik auf. Die ältere Predigtliteratur ist jedoch noch nicht vollständig erfaßt (ca. 500 Bde). Erwähnenswert sind die Vorlesungen aus der Pastoraltheologie von Johann Michael Sailer (München 1812). 298 Bde sind der Kirchengeschichte gewidmet (u. a. Ignaz Döllingers Lehrbuch der Kirchengeschichte, Regensburg 1836), 223 der Profangeschichte.

2.9 144 Bde gibt es zur Philosophie (u. a. Bernhard Bolzanos Wissenschaftslehre, Sulzbach 1837, und eine vollständige Hegel-Ausgabe, Berlin 1840), 6 zur Psychologie. Unter den Biographien (505 Bde) finden sich auch Lebensbeschreibungen von Heiligen. 374 Bde sind belletristische Werke, darunter alle 5 Jahrgänge der Oelzweige (1819-1823), der Zeitschrift einiger den Redemptoristen nahestehender Romantiker. 50 Bde betreffen die Naturwissenschaften, 45 die Geographie. 31 Bde sind in der Abteilung Tirol eingeordnet. Das Fachgebiet Linguae weist 56 Bde auf, der Bereich Musik nur 8.

2.10 Die Gruppe der Redemptoristica (366 Bde) enthält Werke zur Geschichte der Redemptoristen. Hier stehen auch die Schriften des Ordensgründers Alfons von Liguori, darunter einige Exemplare in deutscher Übersetzung, die bereits zu Lebzeiten des Heiligen - noch vor dem Wirken der Redemptoristen im deutschen Sprachraum - erschienen sind. Andere von Redemptoristen verfaßte Schriften sind unter dem jeweiligen Sachgebiet eingereiht.

3.KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog der ehemaligen Studentatsbibliothek

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]

EDV-Katalog

3.2 Historischer Katalog

Alphabetischer Katalog der alten Hausbibliothek

[hschr., in Zettelform, nach hauseigenen Regeln, geführt bis etwa 1970, seit der Neuaufstellung der Bücher außer Gebrauch]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Hosp, Eduard: Weltweite Erlösung. Erlösermissionäre - Redemptoristen, 1732-1962. Innsbruck 1961 [Hinweise zur Entwicklung der Redemptoristenkongregation in Österreich S. 75-78]

Mader, Carl: Die Congregation des Allerheiligsten Erlösers in Österreich. Wien 1887 [zum Kollegium in Innsbruck S. 142 ff.]

Stand: April 1993

 Hans Hütter



Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.