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Bibliothek der ehemaligen Rheinischen Provinzial Hebammenlehranstalten Köln und Wuppertal-Elberfeld

Adresse. Abtei Brauweiler, Ehrenfriedstr. 19, 5024 Pulheim [Karte]
Telefon. (02234) 805-343

Unterhaltsträger. Landschaftsverband Rheinland
Funktion. . Archiv des Landschaftsverbandes. Verwaltung der ehemaligen Provinzial Hebammenlehranstalt.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Busverbindung ab Köln Hauptbahnhof (Linie 961 und 962) nach Brauweiler. A 1 (Kölner Ring), Ausfahrt Köln-Bocklemünd, B 59 nach Brauweiler.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Archiv des Landschaftsverbandes verwahrt die Bibliothek der ehemaligen Provinzial Hebammenlehranstalten Köln und Wuppertal-Elberfeld. Nur diese wird im folgenden beschrieben. Obwohl im Zeitalter des Absolutismus sich bereits manche Landesherren um die Ausbildung von Hebammen gekümmert hatten, wurden grundlegende Regelungen im Rheinland erst in der napoleonischen Zeit getroffen. In Vollzug des Gesetzes vom 10. März 1803, das für jedes Departement Ausbildungsanstalten für Hebammen vorschrieb, wurde 1808 für das Roer-Departement in Köln eine " Gebähr-Schule" und ein " Kosthaus für Hebammen-Zöglinge" im Hospital, genannt " Zum Ipperwald", eingerichtet. Ähnliche Institute entstanden in Trier, Koblenz und Düsseldorf, doch nur die Schulen in Köln und Trier überlebten das Ende der Franzosenzeit.

1.2 Die Kölner Hebammen-Lehranstalt wurde danach unter der direkten Aufsicht des Oberpräsidenten der preußischen Provinz Jülich-Kleve-Berg weitergeführt und ging 1819 in den Geschäftsbereich der preußischen Regierung in Köln über. Im Zuge des ersten hier abgewickelten Haushalts für das Jahr 1820 erfolgte eine Gesamtinventarisierung, bei der auch der Bibliotheksbestand erfaßt wurde. Es handelte sich um 92 Titel.

1.3 Die Hebammen-Lehranstalt in Köln war zwar nun eine staatliche Anstalt, wurde aber ganz überwiegend aus Umlagen finanziert, die die beteiligten Gemeinden aufzubringen hatten. Dies rief Abgeordnete des inzwischen geschaffenen Provinziallandtages auf den Plan, die die Beteiligung an der Verwaltung der Anstalt und Überwachung der Wirtschaftsführung verlangten. Dies gelang 1834, womit der erste Schritt zur Umgestaltung in ein in provinzieller Selbstverwaltung stehendes Institut getan war. Die Umwandlung kam erst 1873 zum Abschluß.

1.4 Zu diesem Zeitpunkt war die Anstalt nicht mehr in den Gebäuden des ehemaligen Klosters Ipperwald untergebracht, sondern in einem Neubau an der Jakobstraße eingezogen. Da die Hebammenschule in Trier nicht in die Trägerschaft des Provinzialverbandes übernommen wurde, mußten nun in Köln Hebammen für die gesamte Rheinprovinz ausgebildet werden. Der vergrößerte Einzugsbereich, die Verlängerung und Intensivierung der Ausbildung sowie die (bis 1923 nur moralische) Verpflichtung der Hebammen zur Fortbildung in ihrem Beruf führten zur völligen Überlastung der Hebammen-Lehranstalt, so daß der Provinzialverband der Rheinprovinz sich zur Errichtung einer weiteren Hebammen-Lehranstalt in Elberfeld entschloß, die 1904 eröffnet wurde. Außerdem wurde 1906 für die Provinzial-Hebammenlehranstalt in Köln ein Neubau beschlossen, der wiederum in Zusammenarbeit mit der Stadt Köln nun im Stadtteil Lindenthal errichtet wurde. Die Bibliothek, für die Mitte des 19. Jhs jährlich 60 bis 70 Taler ausgegeben worden waren, machte alle Umzüge mit.

1.5 Im Jahre 1923 entschloß man sich beim Provinzialverband unter dem Druck der prekären Finanzlage und angesichts des sinkenden Bedarfs an Hebammen, die Anstalt in Köln nicht mehr in eigener Trägerschaft zu betreiben, und die Klinik wurde - anfangs noch unter Vorbehalt an die Stadt Köln bzw. die neugegründete Universität abgetreten. Die Bibliotheksbestände gelangten in die Provinzial-Hebammenlehranstalt in Elberfeld.

1.6 Als sich der Landschaftsverband Rheinland als Rechtsnachfolger des Provinzialverbandes 1984 entschied, die Trägerschaft der nunmehr Rheinische Frauenklinik genannten Einrichtung aufzugeben, wurde der überwiegende Teil der historischen Bibliothek in das Archiv des Landschaftsverbandes überführt. Die Aufteilung des Bibliotheksgutes in noch für die Behandlung und Ausbildung wichtige und " nur" noch historisch bedeutsame Literatur erfolgte unter Zeitdruck, so daß nicht immer sauber getrennt werden konnte. Die nun von den Kliniken St. Antonius GmbH geführte Klinik in Wuppertal-Elberfeld verfügt nur noch über einzelne medizinhistorisch interessante Werke.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Bestand umfaßt 1096 Titel und ca. 20 Zeitschriftentitel. Davon stammen 4 Titel aus dem 16. Jh (lateinisch), 8 Titel aus dem 17. Jh (französisch und lateinisch), 124 Titel aus dem 18. Jh (deutsch, französisch und lateinisch), 867 Titel aus dem 19. Jh (zumeist deutsch und französisch, aber auch einige lateinisch und englisch), 61 Titel aus dem 20. Jh (sämtlich deutsch) und 25 Titel ohne Jahresangaben (sämtlich deutsch). Die Auszählung folgte der Kopie des Alphabetischen Kataloges, welcher nach der Übergabe durch das Archiv des Landschaftverbandes erstellt wurde. Eine sachliche Ordnung ist noch nicht erfolgt, so daß Sachgruppen erst gebildet werden mußten.

2.2 Die größte Gruppe (298 Werke, davon 146 Titel aus der ersten Hälfte des 19. Jhs und 104 aus der zweiten) stellen die allgemein ausgerichteten Hebammenlehrbücher und die Handbücher dar, bei denen es sich oftmals auch um gedruckte Vorlesungsmitschriften der Hebammen-Lehranstalten handelt. Sie enthalten in der Regel die medizinischen Grundlagen für den Hebammenberuf und das praktische Grundwissen. Oftmals sind hier auch die gesetzlichen Grundlagen mit abgedruckt. Eine Anzahl Gesetzesanlagen, Literatur zu Reformbestrebungen (13 Titel, meist aus dem frühen 20. Jh), Jahresberichte von Kliniken und Lehranstalten (10 Titel) und Berichte von medizinischen Gesellschaften sowie allgemeine Ratgeberliteratur (zusammen 114 Titel) schließen sich an.

2.3 Die allgemeinen medizinischen Werke (74 Titel, u. a. Anatomie, Chirurgie, Eierstockerkrankungen, Geschlechtskrankheiten, Hygienevorschriften) und medizinisch-historische Abhandlungen (7 Titel) sind im Gesamtspektrum schwach vertreten. Spezielle gynäkologische Werke (261 Titel, meist deutschsprachige des 19. Jhs, aber auch 16 deutsche des 18. Jhs und 41 französische des 19. Jhs) enthalten Anweisungen zur leichten Geburt sowie Erläuterungen der geburtshilflichen Gegenstände (chirurgische Hilfsmittel, u. a. Kaiserschnitt). Daneben finden sich 174 Titel zu Frauenkrankheiten im allgemeinen und speziell während der Schwangerschaft, zu Komplikationen bei der Geburt (u. a. zur Frühgeburt und zum Kindbettfieber) und zu deren Abhilfemöglichkeiten. Außerdem sind Ratgeber und diätetische Vorschriften für Schwangere vorhanden, daneben auch schon einige frühe psychologische Werke (z. B. Johann Christian Gottfried Järg, Die Zurechnungsfähigkeit der Schwangeren und Gebärenden, Leipzig 1837) sowie Anleitungen zur Pflege im Wochenbett.

2.4 Bei den übrigen Gruppen handelt es sich vor allem um ca. 90 (meist lateinische) Dissertationen des 18. und 19. Jhs und um ca. 50 Abbildungs- und Tafelwerke (meist aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, aber auch z. B. Johann Georg Röderer, Icones uteri humani illustratae, Göttingen 1759), welche das praktische Wissen veranschaulichen.

3. KATALOGE

Alphabetischer Kurztitelkatalog

[Kopie in Universitäts- und Stadtbibliothek Köln]

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

Stand: August 1990

Reinhard Feldmann

Wolfgang Franz Werner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.