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Bibliotheken des Richard-Wagner-Museums; Bibliothek und Archiv der Richard-Wagner-Gedenkstätte

Adresse. Richard-Wagner-Str. 48, 95444 Bayreuth [Karte]
Telefon. (0921) 75 72 80
Telefax. (0921) 7 57 28 22

Unterhaltsträger. Stadt Bayreuth, Richard-Wagner-Stiftung
Funktion. Spezialbibliothek für die Richard-Wagner-Forschung.
Sammelgebiete. Richard Wagner und sein Umkreis.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach schriftlicher Anmeldung und vorheriger Genegung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofilm-Lesegerät, Kopiergerät für Mikrofilme.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung unter Angabe des Forschungsthemas erforderlich. Busverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 2 oder 10) bis Haus Wahnfried. A 9, Ausfahrt Bayreuth.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Richard Wagner besaß nacheinander zwei Bibliotheken, die " Dresdener Bibliothek" und die " Wahnfried-Bibliothek". Beide sind heute im Ri- chard-Wagner-Museum vereint. In ihr Umfeld gehören außerdem drei Sammlungen der Richard-Wagner-Gedenkstätte: die " Bartsch-Bibliothek" und die " Allgemeine Bibliothek" beide zusammen der heute wohl umfangreichste Komplex an Spezial-Literatur über Wagner sowie die " Chamberlain-Bibliothek". Die Dresdener Bibliothek und die Wahnfried-Bibliothek

1.2 Die kleinste, aber bedeutsamste dieser fünf Bibliotheken ist die Dresdener Bibliothek. Wagner, damals Hofkapellmeister in Dresden, hat sie zwischen 1842 und 1849 aufgrund zielstrebiger Studien systematisch und mit großer Sachkenntnis zusammengestellt. Sie umfaßte laut einer noch in Abschrift vorhandenen, allerdings ungenauen Liste Minna Wagners rund 200 Titel mit etwa 500 Bdn. Als Wagner 1849 wegen seiner Beteiligung an der Revolution in Dresden fliehen mußte, überließ er sie dem Verleger Heinrich Brockhaus, seinem Schwager, als Pfand für ein Darlehen von 500 Talern mit der Bitte, sie unverändert aufzubewahren, weil er sie später wieder auslösen wollte. 1873 überließ er sie dem Schwager endgültig, als Ausgleich für das nie zurückgezahlte Darlehen.

1.3 Als 1939 die Erschließung der Bibliothek durch die neugegründete Richard-Wagner-Forschungsstätte erörtert wurde, machte der Kriegsausbruch dieses Vorhaben zunichte. Bei den Bombenangriffen auf Leipzig am 4. Dezember 1943 wurden auch die Gebäude des Brockhaus-Verlags zerstört. Man mußte annehmen, daß damit auch die Dresdener Bibliothek für immer verloren sei. 1956 erfuhr jedoch der Wagner-Biograph Curt von Westernhagen auf Anfrage bei der Brockhaus-Niederlassung in Wiesbaden, daß die Bibliothek den Bombenangriff in einem Bunker überstanden und nach Wiesbaden hatte gerettet werden können. 20 Titel mit rund 100 Bdn waren verlorengegangen. Der Verleger hatte bereits selbst mit einer Katalogisierung begonnen und an eine eigene Kommentierung und Herausgabe gedacht. Er übertrug diese Aufgabe nun Westernhagen, der 1966 den ausführlichen Kommentar mit Titelverzeichnis veröffentlichte. 1974 übergab die Verlegerwitwe Susanne Brockhaus die sorgfältig restaurierten Bücher der neugegründeten Richard-Wagner-Stiftung als Geschenk. Sie werden heute in einer großen Vitrine des Richard-Wagner-Museums im Haus Wahnfried aufbewahrt.

1.4 Nach seiner Flucht aus Dresden 1849 baute sich Wagner in Tribschen und Bayreuth eine neue Bibliothek, die Wahnfried-Bibliothek, auf. Sie umfaßt rund 2500 Bde und ist heute, ebenso wie zu Wagners Lebzeiten, im " Saal" untergebracht, dem einstigen Wohnzimmer im Haus Wahnfried. Zu Beginn des letzten Kriegsjahres 1945 ließen Winifred und Wolfgang Wagner sie in Kisten verpacken und nach Schloß Wiesentfels in der Fränkischen Schweiz in Sicherheit bringen, wo sie der Zerstörung von Haus Wahnfried und dessen " Saal" entgingen. Die Bücherkisten in Wiesentfels wurden beschlagnahmt und mit unbekanntem Ziel abtransportiert, wie sich später herausstellte, nach Schloß Unterleinleiter. Frau Wagner erwirkte schließlich die Herausgabe der Bücher, die zunächst im Festspielhaus, später im Verbindungsbau des Hauses Wahnfried untergebracht wurden.

1.5 Im Zuge des Wiederaufbaus von Wahnfried wurden auch die Bücherschränke rekonstruiert. Die Bibliothek war inzwischen, zusammen mit dem Familienarchiv, von der 1973 gegründeten Richard-Wagner-Stiftung erworben worden. Bei der Eröffnung des Richard-Wagner-Museums 1976 stand jeder Band wieder an seinem alten Platz. 1980/81 wurde zudem ein sachgemäßer Autoren-Zettelkatalog erstellt, der den notdürftigen, handgeschriebenen Standortkatalog mit einem beigehefteten Autorenkatalog aus dem Jahr 1888 ablöste. Die Allgemeine Bibliothek und die Bartsch-Bibliothek

1.6 Diese beiden Bibliotheken enthalten die unmittelbar oder mittelbar auf Wagner bezogene Sekundärliteratur. Beide zusammen bilden mit ihren insgesamt rund 12.500 Bdn die Arbeitsbibliothek der Richard-Wagner-Gedenkstätte und des Nationalarchivs. Die Bartsch-Bibliothek ist nach dem deutsch-dänischen Kaufmann Robert Bartsch benannt, der in langjähriger Sammeltätigkeit eine umfassende Spezialbibliothek aufbaute. Als dieser sie 1925 der neugegründeten Richard-Wagner-Gedenkstätte stiftete, galt sie mit ihren 5600 Bdn als die umfangreichste Wagner-Spezialbibliothek überhaupt.

1.7 Ihre Fortsetzung ist die Allgemeine Bibliothek. Sie enthält Zweitexemplare, die aus den aufgelösten Bibliotheken des Wagnerforschers C. F. Glasenapp (1847-1915) und des Bayreuther-Blätter-Redakteurs Hans von Wolzogen (1848-1938) stammen, und vor allem spätere Veröffentlichungen. Sie wird durch Neuerscheinungen laufend ergänzt. Derzeit umfaßt sie rund 7200 Bde, dazu 735 Notenbände und zwei Schränke mit Zeitschriften und Ausschnitten. Beide Bibliotheken werden durch einen Autoren-, einen Titel- und einen Schlagwortkatalog erschlossen. Die Chamberlain-Bibliothek

1.8 Mit 12.500 Nummern die größte Bibliothek ist die des englischen Kulturphilosophen Houston Stewart Chamberlain (1855-1927). Der " Buchgaden", wie Chamberlain seine Bibliothek nannte, war ursprünglich im Obergeschoß seines Wohn- und Sterbehauses nahe Wahnfried untergebracht, wo er sich 1908 nach seiner Verheiratung mit der Wagnertochter Eva niedergelassen hatte. Er vermachte seine Bibliothek testamentarisch der Stadt Bayreuth. Sie sollte in einer künftigen Stadtbücherei zur kostenlosen Benutzung zur Verfügung stehen. Mittels einer Testaments-Änderung übergab die Witwe sie der Richard-Wagner-Gedenkstätte der Stadt und schränkte den Gebrauch auf wissenschaftlich interessierte Benutzer in den Räumen der Gedenkstätte ein.

1.9 Nach dem Tod der Witwe (1942) wurden die Bestände aus Sicherheitsgründen in das Schloß Thurnau verbracht, nach Kriegsende (1946) jedoch vorübergehend in das Chamberlain-Haus zurückgeführt und später in der Richard-Wagner-Gedenkstätte im Neuen Schloß aufbewahrt. 1950 begann der Chamberlain-Verehrer und ehemalige Direktor des Erlanger Nervensanatoriums Dr. Wilhelm Einsle, die Bibliothek zu ordnen. In sechsjähriger Arbeit gelang ihm eine sachgemäße Katalogisierung und Aufstellung. Er ergänzte die noch zu Lebzeiten Chamberlains von einem Bibliothekar begonnenen Autoren-, Titel- und Sachgebietskataloge und erstellte einen maschinenschriftlichen Autorenkatalog. Mehrere Jahre war die Bibliothek zwar räumlich beengt untergebracht, konnte aber von den Chamberlain-Forschern benutzt werden.

1.10 Als 1976 das Richard-Wagner-Museum im wiederaufgebauten Haus Wahnfried eingerichtet wurde und die Verwaltung der Richard-Wagner-Gedenkstätte in das Chamberlain-Haus umzog, kehrte auch die Bibliothek dorthin zurück. Im dafür instandgesetzten Dachgeschoß fand sie zum größten Teil mit Hilfe der ursprünglichen Regale eine systematische Aufstellung. Die Bibliothek umfaßte zu Lebzeiten Chamberlains gut 10.000 Bde. Als die Bibliotheken C. F. Glasenapps und Hans von Wolzogens aufgelöst wurden, kamen rund 2500 Titel hinzu, die sich nicht unmittelbar oder mittelbar auf Wagner bezogen.

Manfred Eger

Bearbeitung: Birgit Schaefer

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand der 5 Teilbibliotheken von ca. 22.300 Bdn beträgt der historische Bestand ca. 19.700 Bde. Die Bibliotheken werden im folgenden getrennt beschrieben. Die 169 Titel der Dresdener Bibliothek entstammen ausnahmslos dem 19. Jh. Auf Französisch liegen 5 Titel vor, auf Italienisch und Isländisch je 2, auf Lateinisch einer. Unter den 159 deutschen Titeln finden sich auch Werke in älteren Sprachstufen. Von den 2294 Bdn der Wahnfried-Bibliothek stammen 314 aus dem 15. bis 18. Jh und 1980 aus dem 19. Jh. Es finden sich 1932 Bde in deutscher, 142 Bde in französischer, 21 in lateinischer, 12 in italienischer, 7 in englischer, 5 in skandinavischer und 4 in spanischer Sprache. Dazu kommen der Koran in der Originalsprache, 2 Bde in der Sprache des Sanskrit und 17 fremdsprachige Wörterbücher und Grammatiken. Außerdem gibt es in dieser Bibliothek 151 Notenbände.

2.2 Von den 5600 Bdn der Bartsch-Bibliothek entstammen etwa 3800 Bde dem 19. Jh und etwa 1800 dem 20. Jh. Es finden sich ca. 4500 Bde in deutscher Sprache, 428 in französischer, 233 in englischer und 91 in italienischer Sprache. 211 Bde entfallen auf andere Sprachen. In der Allgemeinen Bibliothek der Richard-Wagner-Gedenkstätte entstammen etwa 1700 Bde dem 19. Jh und etwa 5500 dem 20. Jh. Sie gliedern sich in ca. 5100 Bde in deutscher, ca. 700 in englischer, ca. 500 in französischer Sprache und ca. 200 in anderen Sprachen. Außerdem gibt es 735 Notenbände.

2.3 In der Chamberlain-Bibliothek entfallen von den 12.500 Bdn schätzungsweise 1200 Bde auf das 18. Jh, ca. 10.500 auf das 19. Jh und etwa 800 auf das 20. Jh. Ca. 7500 Bde liegen in deutscher Sprache vor, ca. 3200 in französischer Sprache. Etwa 250 Bde entfallen auf die italienische, spanische, lateinische, griechische und hebräische Sprache.

Günter Fischer

Systematische Übersicht

Die Dresdener Bibliothek

2.4 Obwohl die Bibliothek nur etwa 200 Bde umfaßt, war sie für Wagners Schaffen sehr wichtig. Die Bedeutung der einzelnen Titel für sein Werk ist bei Westernhagen ausführlich und kenntnisreich dargestellt (s. u. 4.2). Für die Wagner-Forschung bemerkenswert ist die Tatsache, daß in der seit 1849 nicht mehr ergänzten Bibliothek alle wesentlichen Werke vertreten sind, die Wagner als Anregung für die Dichtungen seiner Opern und Musikdramen dienten, einschließlich des Parsifal.

2.5 Zahlreich vertreten sind Werke sagengeschichtlichen Inhalts, vor allem zur germanischen und nordischen Mythologie, Heldenepen und Märchensammlungen. Neben Jakob Grimms Deutscher Mythologie (1844) und Karl Simrocks Heldenbuch (1844) finden sich eine Vielzahl von Quellen und Deutungen der Lohengrin-Sage, die Edda in Originalsprache (1812) und deutscher Übersetzung (1818), deutsche Fassungen der Heimskringla, Ettmüllers Vaulu-Spá (1830) und Ausgaben des Nibelungenliedes. Umfangreiche Tristan-Literatur ist ebenso vorhanden wie verschiedene Ausgaben des Parzival. Sechs Bde der Zeitschrift für Deutsches Altertum und ein mittelhochdeutsches Wörterbuch belegen Wagners Interesse an der frühen deutschen Dichtung. Zum Thema der Meistersinger konnte er auf Gervinus' Literaturgeschichte (1840-1844), die Werke von Hans Sachs und Jacob Grimms Studie über den altdeutschen Meistergesang (1811) zurückgreifen.

2.6 Ein weiterer Themenkomplex ist das Altertum. Neben den Autoren der griechischen Antike, u. a. Homer, Platon, Euripides, Sophokles und Aristophanes, wurden auch römische Schriftsteller, u. a. Horaz, Livius, Tacitus und Caesar, gesammelt, allerdings in geringerem Umfang. Zur deutschen Literatur liegen Werke des von Wagner bewunderten Goethe in einer Gesamtausgabe (1840) vor; außerdem finden sich Werke von Lessing, Kleist und Schiller ebenso wie von Herder und Hegel. Die Gedichte Walthers von der Vogelweide sind im Urtext und in 2 modernen Übersetzungen vorhanden. Die Weltliteratur ist u. a. durch die Werke Dantes, Calderons und Shakespeares repräsentiert. Die Wahnfried-Bibliothek

2.7 Etliche Autoren der älteren Bibliothek finden sich auch hier wieder. Für Wagners künstlerische Pläne wichtig sind zwei neu hinzugekommene Gebiete: Schopenhauer und die religiöse Dichtung der Inder. Vorhanden sind erstmalig auch einige antisemitische und rassentheoretische Veröffentlichungen sowie Schriften zur Vivisektion, als deren Gegner sich Wagner engagierte. Zahlreich vertreten sind Werke religionsgeschichtlichen, theologischen und anthropologischen Inhalts. Die Bandbreite der philosophischen Literatur reicht von den klassischen griechischen und mitteleuropäischen Autoren bis zu den Mystikern, z. B. Jakob Böhme, und Schriften über die amerikanischen Spiritualisten. Ebenfalls vorhanden sind die älteren Schriften Nietzsches.

2.8 Veröffentlichungen auf dem Gebiet der nordischen und außereuropäischen Sagen ersetzen oder ergänzen die entsprechenden Titel der Dresdener Bibliothek. Vor allem San Marte (i. e. Albert Schulz), Carl Joseph Simrock, Ludwig Ettmüller und die Brüder Grimm sind mit zahlreichen Schriften vertreten. Einen weiteren Schwerpunkt bilden sprachwissenschaftliche Werke, Grammatiken und Wörterbücher alter und neuer Sprachen, auch der altfriesischen und keltischen.

2.9 Vielfältig sind die Darstellungen zur Geschichte und Rechtsgeschichte. Standardwerke von Mommsen, Ranke, Arndt und Droysen werden ergänzt durch Reihen detaillierter Untersuchungen. Auch Völkerkunde, Geographie und Naturwissenschaften sind vertreten. Ein reichhaltiger Bestand findet sich auch an kunsthistorischer und archäologischer Literatur; genannt seien Vasari, Sandrart, Vitruv und Palladio.

2.10 In großer Zahl liegen Werke der epischen, dramatischen und lyrischen Weltliteratur vor. Erwähnenswert sind der Beowulf im Urtext, der Heliand und Ulfila, Sebastian Brants Narrenschiff und die Minnesinger sowie Werke von Hans Sachs, Hölderlin, Klopstock, Jean Paul und Platen. Bei der französischen Literatur finden sich u. a. Balzac, Voltaire, Rousseau, Baudelaire und Louis Jacolliot, für die englische seien erwähnt Scott, Sterne, Swift, Milton, Ossian und Shelley. Neben spanischen und italienischen Dichtern sind auch ungarische und persische vertreten. Antike griechische und römische Autoren sind ebenfalls zahlreich vorhanden, darunter Caesar in einer Straßburger Ausgabe von Cuspinianus aus dem Jahr 1541 mit einer Vorrede Melanchthons.

2.11 Ungewöhnlich klein ist die Zahl an musikhistorischen und -theoretischen Schriften, größer dagegen der Bestand an Noten. Sämtliche Werke Beethovens sind vorhanden, außerdem 11 Bde von Johann Sebastian Bach. Mozart, Gluck und Bruckner sind ebenso vertreten wie Chopin, Cherubini, Cimarosa, Rossini oder die Komponisten Mendelssohn, Etienne Méhul und Fromental Halévy.

2.12 Zu den Raritäten zählen Veröffentlichungen von Adolf Wagner, dem Onkel Richards, und von dessen Stiefvater Ludwig Geyer. Werke wie Alexander Moszkowskis Persiflage Schultze und Müller im Ring der Nibelungen sowie Wilhelm Tapperts Wörterbuch der Unhöflichkeiten mit Zitaten aggressiver Wagner-Kritiker zeugen von Wagners Fähigkeit zur Selbstironie. Aufbewahrt werden auch salonmusikalische Bearbeitungen Wagnerscher Piecen aus der Feder von Thomas Manns Schwiegervater, Prof. Alfred Pringsheim. Die Bartsch-Bibliothek und die Allgemeine Bibliothek

2.13 Die Bartsch-Bibliothek ist im wesentlichen als geschlossener Komplex erhalten. Bei vielen Titeln handelt es sich um wissenschaftlich überholte Publikationen, aufschlußreich allenfalls für die Geschichte der Wagner-Rezeption. Aus der Allgemeinen Bibliothek erwähnenswert sind die 735 Notenbände. Die Chamberlain-Bibliothek

2.14 Der " Buchgaden" spiegelt die Vielfalt der Interessen Chamberlains wider. Seinen naturwissenschaftlichen Neigungen entsprechend er hatte zunächst vorwiegend Botanik studiert - nehmen Bücher über diese Fachgebiete einen großen Raum ein, daneben auch Werke über Chemie, Physik, Mineralogie, Meteorologie und Medizin bis hin zu Astronomie.

2.15 Der Bestand an Judaica und rassentheoretischen Schriften mit rund 140 Titeln enthält auch obskure Tendenz-Veröffentlichungen, die das allgemeine Niveau der Bibliothek eher herabsetzen als charakterisieren. Gleiches gilt für politische Bücher und Broschüren. Respektabler ist der umfangreiche Bestand an philosophischer und theologischer Literatur, darunter 179 Titel von und über Luther, inbegriffen die Weimarer Gesamtausgabe.

2.16 Neben Werken historischen und geographischen, sozialwissenschaftlichen und nationalökonomischen Inhalts, neben kunst- und literaturhistorischen Titeln ist eine umfassende Sammlung schöngeistiger Werke der Weltliteratur hervorzuheben. Zu den Schwerpunkten zählt die Literatur über Goethe, Wagner und Kant. Allein die Goethe-Ausgaben ohne Sekundärliteratur - zählen rund 600 Nummern. Bemerkenswert sind die Stuttgarter Ausgabe von 1827-1833 und die Weimarer Gesamtausgabe. Von Kants Schriften ist die Kritik der reinen Vernunft in 8 verschiedenen Ausgaben vertreten, darunter die Erstausgabe von 1781.

2.17 Unter den rund 300 im Katalog verzeichneten Büchern und Aufsätzen von und über Wagner befinden sich viele eigene Veröffentlichungen Chamberlains. Das Verzeichnis seiner sämtlichen Bücher und Beiträge einschließlich der fremdsprachigen Ausgaben und Neuauflagen umfaßt über 400 Nummern.

2.18 Beträchtlich ist die Zahl der Nachschlagewerke. Unter den 212 Titeln finden sich Bayles Dictionnaire historique et critique von 1820, das Grimmsche Deutsche Wörterbuch und die vollständige Enzyklopädie von Diderot und d'Alembert (Paris 1751-1765). Zu den bibliophilen Besonderheiten zählen Erstausgaben und Frühdrucke aus dem 16. und 17. Jh, eine Jean-Paul-Erstausgabe, ein handaquarelliertes Exemplar der Goetheschen Farbenlehre und die Werke Friedrichs des Großen.

Manfred Eger

Bearbeitung: Birgit Schaefer

3. KATALOGE

Dresdener Bibliothek:

Alphabetischer Katalog. In: Westernhagen, Curt von: Richard Wagners Dresdener Bibliothek 1842-1849. Neue Dokumente zur Geschichte seines Schaffens. Wiesbaden 1966, S. 84-110

Wahnfried-Bibliothek:

Autorenkatalog, 1980/81

[in Zettelform, Anlage nach RAK]

Autorenkatalog, 1888 [Bandkatalog; Kurztitelaufnahmen; Verfasser, Titel, Verlagsort und Jahr]

Standortkatalog, 1888

[Bandkatalog; Kurztitelaufnahmen]

Bartsch-Bibliothek:

Autorenkatalog, ab 1926

[in Zettelform; Kurztitelaufnahmen]

Titelkatalog, ab 1926

[in Zettelform; Kurztitelaufnahmen]

Schlagwortkatalog, ab 1926

[in Zettelform; Kurztitelaufnahmen]

Allgemeine Bibliothek:

Autorenkatalog, Titelkatalog, Schlagwortkatalog und Standortkatalog [seit 1926 geführt; in Zettelform, seit 1978 nach RAK bzw. RAK-Musik]

Chamberlain-Bibliothek:

Autorenkatalog. Bearb. von Wilhelm Einsle und Margarete Trautner. 1956 [mschr. Bandkatalog; Kurztitelaufnahmen]

Systematischer Katalog, 1956

[in Zettelform; Kurztitelaufnahmen]

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Bücherliste der Dresdener Bibliothek. Abschrift von Minna Wagner aus dem Jahre 1848

4.2 Darstellungen

Westernhagen, Curt von: Richard Wagners Dresdener Bibliothek 1842-1849. Neue Dokumente zur Geschichte seines Schaffens. Wiesbaden 1966

Eger, Manfred: Die Bibliotheken des Richard-Wagner-Museums und der Richard-Wagner-Gedenkstätte. In: Bibliotheksforum Bayern 15 (1987) S. 227-240

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Chamberlain, Houston S.: Lebenswege meines Denkens. 2. Aufl. München 1922, S. 249-405

Mücke, Michael: Musikalienbestände an bayerischen Bibliotheken. In: Bibliotheksforum Bayern 20 (1992) S. 281-287 S. a. 4.2 Eger und Westernhagen

Stand: August 1992

Günter Fischer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.