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Bibliothek des römisch-katholischen Dekanatspfarramtes St. Andrä

Adresse. Pfarramt St. Andrä, Pfarrgasse 4, 9900 Lienz [Karte]
Telefon. (04852) 62 160
Telefax. (04852) 62 16 02

Unterhaltsträger. Pfarre St. Andrä
Funktion. Historische Handbibliothek zur hausinternen Verwendung.
Sammelgebiet. Theologie. - Der Altbestand wird nicht vermehrt.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Benützung nach Vereinbarung mit der Pfarrkanzlei St. Andrä. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benützer. Bahnverbindung ab Villach bzw. Salzburg (Tauernbahn). - A 1 bis Salzburg, A 8 bis Rosenheim, A 93 bis Kufstein, B 173 bis St. Johann i. T., B 161 bis Mittersill, B 108 bis Lienz. - A 2 bis Villach, A 10 (Tauernautobahn) bis Spital a. d. Drau, B 100 (Drautalbundesstraße) bis Lienz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Kirche und Pfarre zum hl. Andreas in Patriasdorf/Lienz - an der historisch belegten Bezeichnung Patriarchesdorf ist die ehemalige kirchenpolitische Vorrangstellung der Patriarchen von Aquileia ablesbar - geben Zeugnis von der Entfaltung und Tradition des Christentums in dieser Gegend. Ihre Bedeutung zeigt sich auch in der jahrhundertelangen Stellung als Zentrum des Dekanates Lienz.

1.2 In St. Andrä fand das christlich-religiöse Geistesleben der um 610 zerstörten römischen Provinzstadt Aguntum seine Fortsetzung. Die heutige dreischiffige gotische Basilika (Weihe urkundlich 1457) steht auf den Grundmauern dreier sakraler Vorgängerbauten (Kirchenanlagen des 5., 9./10. und frühen 13. Jhs). Wissenschaftler neigen zu der Annahme, daß die Kirche zum hl. Andreas im Zusammenhang mit der Neueinführung einer kirchlichen Organisation nach der Völkerwanderungszeit in den Rang einer Pfarre erhoben wurde. Gesichert ist hingegen ihre Herauslösung aus dem Kirchensprengel Aquileia und die Zuordnung zum Erzbistum Salzburg. 1624 wurde am Pfarramt St. Andrä definitiv das Dekanat Lienz errichtet. Römisch-katholisches Dekanatspfarramt St. Andrä

1.3 Über die Ursprünge der im mehrmals renovierten Pfarrhof untergebrachten Handbibliothek ist nichts bekannt. Die Umstände deuten darauf hin, daß die Stadtpfarrer von Lienz im Laufe des 16. Jhs in Vollzug der Trientiner Konzilsbestimmungen theologische Werke erwarben und damit den Grundstein zu einer Bibliothek legten, die in der Folgezeit kontinuierlich ausgebaut wurde. Zweifellos leitete sie dabei persönliches Interesse an der Aus- und Fortbildung des Klerus ebenso wie die praktische Nutzanwendung auf der Kanzel und im Beichtstuhl. Dementsprechend finden sich einschlägige theologische Lehrbücher und Nachschlagewerke, darunter mehrere Exemplare aus dem ehemaligen Lienzer Karmeliterkloster und Büchergeschenke von Lienzer Geistlichen, sowie wichtige Behelfe für die Pastoral. Die relativ gute Ausstattung der Bibliothek ist darauf zurückzuführen, daß St. Andrä über die Jahrhunderte hindurch entsprechend dotiert und von zahlreichen nicht nur theologisch hoch gebildeten bzw. interessierten Pfarrherren und Dekanen besetzt war.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Einer Direkterhebung an den Regalen zufolge setzt sich die Bibliothek aus 978 Bdn zusammen. Davon stammen 16 Bde aus dem 16. Jh, 47 aus dem 17. Jh, 371 aus dem 18. Jh und 541 aus dem 19. Jh (259 aus der ersten, 282 aus der zweiten Jahrhunderthälfte). Drei Bände weisen kein Erscheinungsjahr auf. Die Werke wurden hauptsächlich in Venedig, Mailand, Prag, Straßburg, Köln, Würzburg, Augsburg, Nürnberg, Dillingen, Bamberg, Salzburg, Innsbruck, Konstanz und Basel gedruckt.

2.2 535 Bde (54,7 Prozent) liegen in Deutsch vor, 426 (43,5 Prozent) in Latein. Der restliche Bestand ist in Italienisch (6 Bde), Französisch (5), Griechisch (4) und Spanisch (1) verfaßt, ein weiterer Band gehört der slawischen Sprachgruppe an.

Systematische Übersicht

2.3 Die bestehende Aufstellungsordnung wurde im Zuge der Gesamtrestaurierung des Pfarramtes St. Andrä unter Dekan Johannes Steinringer in den Jahren 1968 bis 1970 eingeführt. Bei der Neuaufstellung wurde die Anlage eines adäquaten neuen Inventars - unter Berücksichtigung der alten Signaturen nach dem Systematischen Katalog von 1873 (s. u. 3) - verabsäumt, wodurch das Auffinden der einzelnen Werke erschwert wird.

2.4 Die Mehrzahl der auf 19 Sachgebiete verteilten Werke betrifft die Theologie. Auf Dogmatik entfallen rund 85 Bde (8,7 Prozent), darunter die Summa Totius Theologiae (Venedig 1789) des Thomas von Aquin. Der Bestand zur Liturgik umfaßt 60 Bde (6,1 Prozent) und enthält auch Standardwerke wie Josephus Mansus' Promptuarium Sacrum Ac Morale (1720). Die Literatur zum Kirchenrecht besteht aus 36 Bdn (3,86 Prozent), jene zur Homiletik aus 43 Bdn (4,39 Prozent).

2.5 Relativ gut vertreten ist mit 96 Bdn (9,82 Prozent) der Bereich Moral; zu finden sind u. a. ein Promptuarium Morale Super Evangelia Totius Anni (1620), Patritius Sporers Theologiae Moralis Sacramentalis (1722) und Franz Hunolts Christliche Sittenlehre über die evangelischen Wahrheiten (1746-1748). Johannes Lertouts Sylva Nuptialis (1602) zählt zu den ältesten Werken der Gruppe Pastoral, die sich aus ca. 70 Bdn (7,15 Prozent) zusammensetzt.

2.6 Zur Patrologie liegen 34 Bde (3,48 Prozent) vor, zur Pädagogik 20 (2,04 Prozent), zur Philosophie 23 (2,35 Prozent). Mit 162 Bdn (16,56 Prozent) bildet die Kirchengeschichte die umfangreichste Bestandsgruppe, in welcher neben einschlägigen Standardwerken von Claude Fleury und Anton Godeau auch Friedrich Leopold Stolbergs Geschichte der Religion Jesu Christi (1817) vertreten ist.

2.7 Der Bereich Bibel umfaßt 100 Bde (10,22 Prozent), darunter Augustin Calmets Dissertationes in vetus et novum testamentum (1789) sowie desselben Commentarius literalis in omnes libros veteris testamenti (1789-1793) und Commentarius literalis in omnes libros testamenti (1787-1788). Erwähnung verdient ferner Das neiiw Testament/Recht gründtlich teutsche Mit schoenen vorreden, und der schweresten oevteren kurtz, Aber guot, außlegung (Straßburg: Johann Knobloch 1525).

2.8 Unter 41 Bdn (4,2 Prozent) zur Katechetik findet sich ein anonymes, in der Salzburger Offizin von Johann Baptist Mayr 1695 gedrucktes Werk, die Kurtz- und Gründliche Unterrichtung In etlich vornehmen Lehr-Stucken/Deß wahren/allein seeligmachenden Catholischen Glaubens etc. Auf Aszetik entfallen 21 Bde (2,14 Prozent). Weitere 188 Bde (19,22 Prozent) verteilen sich auf Heiligenleben sowie auf die Bereiche Konzil, Musik, Kunstgeschichte, Literatur und auf Zeitschriften.

3. KATALOGE

Systematischer Katalog

[Bandkatalog; 1873 hschr. angelegt von Max Hölzl; stimmt mit tatsächlich vorhandenem Bestand nicht mehr überein]

Stand: April 1995

Lois Ebner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.