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Zavicajni Muzej - Knjiznica

Bibliothek des Heimatmuseums


Adresse. Trg maršala Tita 11, 52210 Rovinj
Telefon. (052) 816 720
Telefax. (052) 830 650
e-mail. [muzej-rovinj@pu.tel.hr]

Unterhaltsträger. Grad Rovinj [Stadt Rovinj]
Funktionen. Fachbibliothek, Museumsbibliothek.
Sammelgebiete. Museologie, Geschichte, Kunst.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10-13.30 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, PC für EDV-Recherche, Kopierservice für Versandkopien.
Hinweise für anreisende Benutzer. Von Zagreb Busverbindung über Rijeka und Pazin; oder Bahnverbindung über Rijeka und Kanfanar. Vom Bahnhof Fußwegnähe (ca. 10 Minuten). - Von Zagreb E 65 bis Rijeka, von dort Fernverkehrsstraße 21 (E 751) über Labin und Pula bis zur Abzweigung der Landstraße 303 nach Rovinj. Von Triest Fernverkehrsstraße E 751 und Landstraße 303 bis Rovinj. Parkmöglichkeiten auf einem Parkplatz ca. 200 m vom Museumsgebäude.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Den Grundstock für die Vorgängerinstitution der Museumsbibliothek, die Stadtbibliothek [Biblioteca comunale] in Rovinj [ital. Rovigno], legte Petar Stankovic (1771-1852). Er vermachte der Stadt testamentarisch neben einer Sammlung von Mineralien und Fossilien auch Handschriften und seine 4000 Bde umfassende Bibliothek (Theologie, Klassische Literatur, Philosophie, Pädagogik, Recht, Geographie, Astronomie, Geschichte, Architektur, Medizin). Stankovic war ein Kanoniker aus Barban. Kroatischer Abstammung, aber der damals in Dalmatien prosperierenden italienischen Kultur verbunden, war er ein angesehener Intellektueller in den Kulturkreisen Istriens in der ersten Hälfte des 19. Jhs. Das belegen auch seine zahlreichen Mitgliedschaften in renommierten europäischen Institutionen, darunter die Akademie der Wiedergeborenen aus Kopar, das Königliche Institut in Napoli [Neapel], die Akademien der Wissenschaften und Künste in Padova [Padua], Gardes und Nîmes, die Gelehrtengesellschaften in Brescia und Treviso, die Archäologische Akademie in Rom sowie die Agrar- und Handelsakademie in Verona. Als produktiver Schriftsteller und Autor verfaßte Stankovic 23 Werke, und als passionierter Bibliophiler sammelte er Daten und Material zur Geschichte Istriens.

1.2 Die 1859 eröffnete Stadtbibliothek wuchs u. a. durch die Schenkungen der angesehenen Rovinjer Familien Borghi, Bronzin (1880) und Angelini; des Arztes und Chemikers Giovanni Filippo Spongia (1788-1869), der Professor für medizinische Pathologie an der Universität Padova war; des Notars, Historikers und Dichters Felice Gletzer

 aus Pula [ital. Pola] und des Anwalts und Bürgermeisters von
Rovinj, Matteo Campitelli (1828-1906). Der Ethnologe und Philologe Antonio Ive (1851-1937), Professor für Römische Literatur an der Universität Graz, überließ der Bibliothek eine Sammlung mit den Schwerpunkten Ethnologie (Brauchtum, Mundarten, Märchen und Fabeln, Liedgut) und Sprachstudien (italienisch, deutsch).

1.3 Neben Privatsammlungen gelangten in die Bibliothek auch Bestände bedeutender kultureller Einrichtungen Rovinjs, darunter die Landwirtschaftliche Gesellschaft Istriens [Società agraria istriana, 1869-1882; ca. 300 Bde], der Katholische Literaturverein [Società di letture catoliche, gegr. 1881; ca. 1000 Bde], die Volkslesegesellschaft [Circolo di letture popolari, gegr. 1886; 600 Bde], der Klub für gesellschaftliche Studien [Circolo di studi sociali, gegr. 1909], der Frauenkreis Herz und Verstand [Circolo femminile Cuore e pensiero, 1911-1915], der Kulturkreis G. Mazzini [Circolo di cultura G. Mazzini, bis 1924; Literatur zu Politik, Philosophie, Wirtschaft, Geschichte, Geographie, Schöne Literatur] und der Arbeiterverein [Società operativa, bis 1924].

1.4 Die Bibliothek änderte mehrmals ihren Standort. Bis 1953 befand sie sich im Gebäude der Stadtverwaltung, danach war sie im Erdgeschoß des Städtischen Kulturhauses untergebracht und ab 1957 schließlich im zweiten Stockwerk des Museumsgebäudes. Die Bibliothek twickelte sich nicht weiter und wurde kaum noch benutzt, ihr Bestand wurde im Heimatmuseum ungeordnet und unzugänglich aufbewahrt. Da in der Stadt jedoch Bedarf nach einer öffentlichen Bibliothek bestand, wurde die Stadtbibliothek wiedereröffnet. Deren Sammlung wurde durch Kauf und Spenden aufgebaut, aber auch durch Überführung eines Teils des Bestandes aus dem Heimatmuseum (Schöne Literatur und allgemeine Kultur) im Jahre 1974. Im Heimatmuseum verblieben alte und seltene Bücher historischen und regionalkundlichen Inhalts sowie Handschriften.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand beläuft sich auf 11.897 Bde Monographien, 337 Periodikatitel, 56 Hss. und weitere, noch nicht erschlossene Bestandseinheiten (Projekte, Katasterpläne, Entwürfe) in der Allgemeinen Sammlung sowie in den Sondersammlungen Stancoviciana, Histrica und Antonio Ive.

2.2 Etwa 60 Prozent des Bestandes sind vor 1900 erschienen, darunter 600 Titel (700 Bde) Germanica (280 Titel der Sammlung Stancoviciana und 320 Titel der Sammlung Antonio Ive). Deutsches Schrifttum ist demnach mit einem Anteil von 5 Prozent im Gesamtbestand vertreten. Alle Angaben zu dem nach Numerus currens geordneten Bestand wurden durch Stichproben und anschließende Hochrechnung ermittelt.

2.3 In der Allgemeinen Sammlung (2000 Titel) überwiegt Literatur (Monographien und ca. 86 Zeitungs- und Zeitschriftentitel) der Wissensbereiche Museologie, Bildende Kunst, Archäologie, Ethnologie, Geschichte. Der Bestand umfaßt keine älteren Drucke.

2.4 Zur Sammlung Stancoviciana gehören insgesamt 7000 Titel, darunter Teile der Bibliothek von Petar Stankovic (2896 Titel mit Exlibris); den Rest bilden Bücher aus verschiedenen aufgelösten Bibliotheken Rovinjs. Inhaltlich dominiert theologische Literatur (Kirchenrecht, Katechetik, Ausbildung und Verhaltensregeln von Geistlichen, Geschichte des Christentums, Bibeln), gefolgt von Jurisprudenz, Astronomie, Naturlehre, Geologie, Melioration, Medizin, Chemie, Schulwesen, Mathematik, Geometrie, Philosophie, Pharmazie, Physik, Schöner Literatur, Weinbau, Viehzucht und Botanik. Die Mehrzahl der 280 Germanica wurde im 19. Jh in Wien gedruckt, 15 Titel stammen aus dem 18. Jh. Erwähnenswert sind Petro Maria Gazzaniga, Theologia dogmatica (Wien 1786), Philipp Heinrich Molther, Die Sittenlehre (Wien 1817), Cornelius Schrevelius, Lexicon Manuale Graeco-latinum et Latino-graecum (Wien 1822), Maurus von Schenkl, Institutiones Juris ecclesiastici comunis (Landshut 1830), Christoph Martin Wieland, Geschichte des Agathon (Wien 1797), Francesco Algarotti, Dialoghi sopra la luce, i colori e l'attrazione (Berlin 1750) und Thomas Dolliner, Handbuch des in Österreich geltenden Eherechts (Wien 1813).

2.5 Die Sammlung Antonio Ive umfaßt etwa 2000 Titel. Hervorzuheben sind Wörterbücher, philologische Studien, Werke der Schönen Literatur in italienischer und deutscher Sprache sowie ethnologische Schriften. Die besonders stark vertretene ethnologische Literatur betrifft im einzelnen Bräuche und Dialekte in Italien und Istrien. Hierzu finden sich deutsche, italienische, griechische, lateinische, slowenische, kroatische Wörterbücher und Grammatiken, Märchen, Fabeln und Sprachstudien. Die häufigsten Druckorte der 320 Germanica sind Wien, Berlin, München, Linz, Leipzig, Stuttgart, Straßburg und Frankfurt; der Erscheinungszeitraum reicht von 1800 bis 1900. Beispiele sind Eduard Sievers, Grundzüge der Phonetik (Leipzig 1893), Wilhelm Scheffler, Die französische Volksdichtung und Sage (Leipzig 1884-1885), Deutsche Volkslieder aus Boehmen (Prag 1891), Alexander Reifferscheid, Westfälische Volkslieder in Wort und Weise (Heilbronn 1879) und Ivan Filipovic, Neues Wörterbuch der kroatischen und deutschen Sprache (Agram 1869-1875).

2.6 Die Sammlung Histrica umfaßt etwa 2500 Monographien sowie 111 Zeitungstitel und 139 Zeitschriftentitel (ohne Germanica) des 20. Jhs zu regionalkundlichen Themen.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog der Stancoviciana

[in Zettelform; die Einträge berücksichtigen die Rubriken Autor, Titel, Druckort, Herausgeber, Erscheinungsjahr]

Systematischer Katalog der Histrica

[in Zettelform]

Inventarbücher

[verzeichnen den Gesamtbestand]

Mikrofilm-Katalog der Handschriften

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Stancoviciana: spomenicka biblioteka - biblioteca monumentale - Gedenkbibliothek. Ausstellung und Text von Bruno Dobric. 2. Ausg. Rovinj 1995

Stand: Oktober 1999

Marija Smolica


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.