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Sárospataki Református Kollégium Tudományos Gyujteményei Nagykönyvtár

Bibliothek der Wissenschaftlichen Sammlungen des Reformierten Kollegiums von Sárospatak


Adresse. Rákóczi u. 1, H-3950 Sárospatak
Telefon. (047) 311-057

Unterhaltsträger. Muvelodési és Közoktatási Minisztérium [Ministerium für Bildung und Unterrichtswesen], A Magyarországi Református Egyház Zsinata [Synode der Reformierten Kirche in Ungarn]
Funktionen. Schulbibliothek des Reformierten Gymnasiums, wissenschaftliche Bibliothek der Reformierten Theologischen Hochschule und des Reformierten Kirchendistriktes diesseits der Theiß, wissenschaftliche Informationsstelle.
Sammelgebiete. 1. Allgemeines Sammelgebiet: Geistes- und Gesellschaftswissenschaften. - 2. Besondere Sammelgebiete: Lokalgeschichte und ungarische Literatur.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-17 Uhr. - Leihverkehr: nationaler Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegerät.
Gedruckte Informationen. Sárospatak. Református Tudományos Gyujtemények [Sárospatak. Reformierte Wissenschaftliche Sammlungen]. Sárospatak 1984.
Hinweise für anreisende Benutzer. Die Bibliothek befindet sich im Hauptgebäude des Reformierten Kollegiums, im Stadtzentrum. - Bahnverbindung von Budapest über Miskolc. Vom Bahnhof und Busbahnhof Fußwegnähe zur Bibliothek (5 Minuten). - Von Budapest E 71 bis Miskolc, dann Hauptstraße 37 bis Sárospatak. Parkmöglichkeiten in Bibliotheksnähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Anfang der dreißiger Jahre des 16. Jhs, als die Reformationsbewegungen Ungarn erreichten, wurde in Sárospatak eine reformierte Schule gegründet. Obwohl die Dokumente über die Schule aus dem 16. Jh durch die späteren Verfolgungen der Protestanten vernichtet wurden, ist doch anzunehmen, daß schon in jener Zeit eine bescheidene Bücherei existierte. Wahrscheinlich setzte sie sich aus Drucken, die von Studenten aus dem Ausland mitgebracht wurden, und aus sonstigen Spenden zusammen. Im Jahre 1623 umfaßte der Bestand nach dem noch vorhandenen Matrikelband 196 Werke (s. u. 4.1). Sie waren zur Hälfte theologischen Inhalts; 90 Titel entfielen auf Geschichte, 50 auf Philosophie und Naturwissenschaften, jeweils ein Titel auf Medizin und Sprachwissenschaft. Der Matrikelband enthält auch die Bibliotheksordnung, die die Aufgaben des Bibliothekars festlegte. Die ebenfalls in diesen Matrikelband gebundenen alphabetischen Inventare des Jahres 1635 verzeichnen bereits 631 Werke.

1.2 Im 17. Jh förderte die Fürstenfamilie Rákóczi die Entwicklung der Bibliothek. Eines der wenigen noch vorhandenen Bücher aus jener Zeit enthält die Dedikation: Liber Illustris Scholae Saros Patachinae a Serenissima Rakotziana domo usui praefatae Juventutis dedicatus Anno 1637 ipsiis Calendis Januarii. Nach den Aufzeichnungen von János Csécsi (1650-1708), dem Direktor des Kollegiums, übernahm Fürst György I. Rákóczi (1593-1648) zwischen 1626 und 1632 die Kosten für die Errichtung eines größeren Bibliotheksgebäudes. Bereits im 16. Jh hatte Zsigmond I. Rákóczi (1544-1608) eine wertvolle und umfangreiche Privatbibliothek in Sárospatak angelegt und die Herausgabe der ersten vollständigen ungarischen Bibelübersetzung durch Gáspár Károly unterstützt, der sogenannten Vizsolyer Bibel (1590). Sein Sohn und sein Enkel twickelten die Familienbibliothek zu einer der umfangreichsten Privatsammlungen des Landes.

1.3 György I. Rákóczi unterstützte - dem Beispiel seiner Vorfahren folgend - das Verlagswesen in Ungarn und Transsylvanien und bemühte sich, auf diplomatischem Wege den Rest der berühmten Bibliotheca Corviniana des Königs Matthias I. Corvinus von den Türken zurückzugewinnen. Er vermehrte den Bestand der Familienbibliothek und versuchte, die Bücher zu ordnen. Zahlreiche Bände weisen seine handschriftlichen Eintragungen in ungarischer und lateinischer Sprache auf. Die Innenseite des Einbanddeckels von Joannes Wolfius' Lectionum memorabilium et reconditarium centenarii XVI (Lauingen 1600-1608) trägt den Vermerk Emi hunc librum a plebano niag Sarosien-(si) per florenos R 12,5o. Georgius Rakoczi m. pr. Non est currentis neque volentis, sed miserentis Dei (Römer 9, 16). Als Johannes Comenius 1650 nach Sárospatak kam, standen ihm die Bücher der Familienbibliothek der Rákóczi zur Verfügung. Zsigmond III. Rákóczi (1622-1652) vermachte die wertvolle Büchersammlung schließlich dem Kollegium, und zwischen 1658 und 1660 wurden die Bücher aus der Burg in die Schule verlegt. Der 1650 zusammengestellte Katalog der Sammlung Rákóczi blieb nur fragmentarisch erhalten. Aufgrund dieses Fragmentes kann der Gesamtbestand auf 2500 bis 3000 Titel geschätzt werden. Um 1660 dürfte der Bestand ca. 4000 Titel umfaßt haben. Eine inhaltliche Aufschlüsselung der Sammlung ist nicht mehr möglich, wahrscheinlich überwogen aber die naturwissenschaftlichen Werke, die z. T. auch in Ungarisch vorlagen.

1.4 Nach dem militärischen, politischen und wirtschaftlichen Zusammenbruch des Fürstentums von Transsylvanien, insbesondere nach dem Tod des Fürsten György II. Rákóczi (1621-1660), konvertierten seine Witwe und sein Sohn. Das Reformierte Kollegium war aufgrund der Angriffe der Gegenreformation gezwungen, Sárospatak zu verlassen; die Lehrer und Schüler mußten fliehen. Nur ein geringer Teil der Bibliothek konnte gerettet werden. Die Jesuiten wollten die Schule auflösen und ihre Bibliothek übernehmen. Die nach Alba Iulia [Karlsburg, Gyulafehérvár] geflohenen Schüler hatten jedoch einen Teil der Bücher mitgenommen. Teilweise konnten sie von Imre Thököly (1657-1705), Fürst von Siebenbürgen, der nach erfolgreichen Kämpfen die Stadt im Jahre 1680 befreite, wieder nach Sárospatak zurückgebracht werden. Nach dem Scheitern des Freiheitskampfes von Thököly (1687) mußten die Schüler und Lehrer erneut aus Sárospatak fliehen. Erst durch den ab 1703 von Ferenc II. Rákóczi geführten Freiheitskampf gegen die Habsburger wurde ihre dgültige Rückkehr möglich.

1.5 Infolge der jahrzehntelangen Verfolgung der Protestanten verringerte sich der Bestand der Bibliothek. Er wurde in dieser Zeit nachweislich nur durch Schenkungen und Nachlässe ergänzt. Die Stadt Sárospatak bemühte sich nach der Rückkehr des Kollegiums, den Verbleib der ursprünglichen Bestände ausfindig zu machen, und forderte das Eigentum des Kollegiums von den Jesuiten zurück. 1706 mußten die Jesuiten aufgrund eines Gerichtsbeschlusses dem Kollegium seine ehemaligen Bücher und Wertgegenstände, einschließlich der Glocke, zurückgeben. In der Historia domus der Jesuiten wird dieses Ereignis so geschildert: Der letzte Schlag dieses Jahres traf uns am 4. Dezember dadurch, daß wir die Bücher und die Glocke diesen Ketzern zurückgeben mußten. Die Rückgabe der Glocke fiel uns nicht so schwer, wie die der Bücher. Noch im 20. Jh besaßen die Piaristen von Tokaj, die die Jesuiten später beerbten, in ihrer Bibliothek ca. 120 Bde aus der Bibliothek des Reformierten Kollegiums von Sárospatak. Im Laufe des 18. Jhs - nach dem Zusammenbruch der Freiheitsbewegung von Ferenc II. Rákóczi - mußte die Schule lange Zeit mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpfen; Erwerbungen von Büchern waren nicht möglich.

1.6 Nach dem Katalog von 1726 verfügte die Bibliothek damals über 1314 Bücher. Darunter waren ca. 100 Bde noch aus der Zeit vor der Protestantenverfolgung. Zum großen Teil setzte sich der Bestand aus theologischen, philosophischen und kirchengeschichtlichen Werken zusammen, den kleineren Teil bildeten historische, geographische, sprachwissenschaftliche und naturwissenschaftliche Werke. Bis 1760 wuchs der Bestand auf 1795 Einheiten an, 1766 waren 2596 und 1785 3500 Bde vorhanden. Das Inventar von 1790 weist 4609 Werke auf. Gesondert registriert wurden 257 Bücher in ungarischer Sprache und 410 von ungarischen Autoren in lateinischer Sprache verfaßte Werke. Innerhalb der folgenden sieben Jahre konnte der Bestand auf 9713 Werke verdoppelt werden. Hierzu trug unter anderem die Sammlung von General Miklós Beleznay (

†1787) bei, deren 2308 Bde 1795 von Beleznays Erben gekauft werden konnten. Hinzu kamen 1511 Titel, die aus der Sammlung von Ferenc Kazinczy (1759-1831) angekauft wurden. Zur Sammlung Kazinczy gehörten außerdem 1081 Kupferstiche und 19 Hss. Der Bibliothekar János Szombathy (1749-1823) stellte während seiner Amtszeit (1783-1823) die Alte Ungarische Bibliothek zusammen. In seinem Todesjahr besaß die Bibliothek mehr als 15.000 Titel. In den ersten Jahrhunderten ihres Bestehens wurde die Bibliothek von Professoren und von Mitgliedern der Studenten-Korporationen betreut.

1.7 Ein großes Vorhaben des Kollegiums und der Reformierten Kirche Nordungarns konnte Anfang des 19. Jhs verwirklicht werden: das neue Kollegiumsgebäude wurde fertiggestellt. Die Bibliothek erhielt einen repräsentativen Saal, der von Mihály Polláck entworfen und gebaut wurde. Er gilt als der schönste im klassizistischen Stil erbaute Bibliotheksraum Nordungarns. Im Jahre 1834 konnte die Bibliothek in den neuen Saal umziehen; 1865 waren die Regale bereits voll belegt. Die Aufstellungsordnung tsprach dem 1868 von János Erdélyi (1814-1868) twickelten Fachsystem, das den Bestand in 16 Fachgruppen gliederte: (1) Enzyklopädien, Zeitschriften, Festschriften; (2) Sprachwissenschaft; (3) Theologie und ihre Hilfswissenschaften; (4) Philosophie und Pädagogik; (5) Geschichte; (6) Mathematik, Architektur, Kriegswissenschaft; (7) Naturwissenschaften, Astronomie, Geologie, Naturkunde und Physik; (8) Medizin; (9) Wirtschaft, Industrie, Technologie, Gartenkunde; (10) Politik, Nationalökonomie, Finanz- und Handelswissenschaften; (11) Rechtswissenschaften; (12) Geographie, Ethnographie, Statistik, Reisen; (13) Literatur, Belletristik, Kunst; (14) Zeitungen; (15) Handschriften; (16) Sammelwerke, Diverses. Die Aufstellung der Bücher im Polláck-Saal entspricht auch heute noch dieser Systematik. Erdélyis Amtsnachfolger Gerzson Szinyei twarf 1890 ein neues Fachsystem mit 11 Gruppen, nach welchem die Bestände neu aufgestellt wurden.

1.8 Durch die Kosten des Neubaus wurde die Bestandsentwicklung zwangsläufig verlangsamt. In der ersten Hälfte des 19. Jhs wurden kaum 20.000 Bde erreicht. Den Bestandszuwachs bestimmten an erster Stelle wieder Schenkungen und Stiftungen oder Nachlässe. In der zweiten Hälfte des 19. Jhs konnten vermehrt Zeitschriften und Jahrbücher von in- und ausländischen kirchlichen Institutionen durch Tausch erworben werden. Diese Jahrbücher stellen wertvolles Quellenmaterial dar für die Erforschung des ungarischen Unterrichts- und Erziehungswesens.

1.9 Im 20. Jh beschleunigte sich die Entwicklung dadurch, daß die Bibliothek 1906 in den Bund der Museen und Bibliotheken des Landes aufgenommen wurde. Diese Aufnahme bedeutete neben der fachlichen Betreuung auch finanzielle Unterstützung. Bei den Neuzugängen sind nun wieder Ankäufe von jährlich 1500 bis 2000 Drucken nachweisbar. Den Ersten Weltkrieg überstand die Bibliothek - abgesehen von Beschädigungen einiger Handschriften - ohne größere Schäden. Im Jahre 1920 wurden 60.829 Bibliothekseinheiten registriert. Zwischen den Weltkriegen war die Bestandsvermehrung bescheiden, doch 1938 zählte der Bestand 100.150 Einheiten. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Unikate und Rara (155 Bde mit 1426 Bibliothekseinheiten) nach Budapest verlagert, wo sie später in die Hände der Sowjettruppen fielen und als Kriegsbeute in die Sowjetunion verschleppt wurden. Seit einiger Zeit werden auf diplomatischer Ebene Verhandlungen über die Rückgabe dieser in Nischnij-Novgorod aufbewahrten Schätze geführt.

1.10 Nach 1945 wurde das Reformierte Kollegium aufgelöst und ein großer Teil seiner Gebäude verstaatlicht. Die wissenschaftlichen Sammlungen des Kollegiums - Handschriften, Bibliothek, Datensammlung - durften als selbständige Institutionen der Reformierten Kirche weiterbestehen. Nach der politischen Wende in Ungarn wurde das Reformierte Kollegium von Sárospatak 1990 wiedereröffnet. Die wissenschaftlichen Sammlungen, u. a. auch die Bibliothek, sind heute wieder im Besitz des Kollegiums. In den letzten Jahrzehnten konnte sich der Bestand der Bibliothek nahezu verdoppeln. Das Archiv der Pressestelle des Generalkonvents der Reformierten Kirche Ungarns gab Bestände an die Kollegiumsbibliothek ab, hinzu kamen Dubletten aus der Széchényi-Nationalbiblothek und Geschenke von ehemaligen Schülern und Studenten in aller Welt sowie von den Freunden des Kollegiums.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand betrug im Dezember 1995 386.298 Bibliothekseinheiten. Die alten Inventare lassen Rückschlüsse auf die Verteilung nach Jahrhunderten zu. 1726 waren 1314 Werke vorhanden, darunter 100 aus dem ursprünglichen Bestand vor 1660 (keine Inkunabeln), um die Mitte des 18. Jhs waren es 1795 Einheiten, Ende des 18. Jhs 9713. In der ersten Hälfte des 19. Jhs kamen ca. 10.000 Einheiten hinzu, bis 1920 weitere 40.000.

2.2 Von den ca. 10.000 Einheiten bis 1800 im aktuellen Gesamtbestand liegen 4600 in Deutsch vor (10 aus Ungarn). Für den Bestand nach 1800 wurden 33.141 deutschsprachige Einheiten gezählt, davon sind 271 in Ungarn erschienen. In der Zeitschriftensammlung sind deutschsprachige Titel mit 1,9 Prozent vertreten. Ungarisch verfaßte Werke bilden 69 Prozent des Gesamtbestandes, deutsche 12,6 Prozent, englische 8,3 Prozent, lateinische 6,1 Prozent, französische 2,9 Prozent und sonstige 1,1 Prozent.

Systematische Übersicht

2.3 Im Jahre 1945 wurde das Dezimalsystem eingeführt und den Möglichkeiten entsprechend der alte Bestand neu katalogisiert. Er verteilt sich auf die folgenden Gruppen: (0) Allgemeines, Handbücher (5,6 Prozent); (1) Philosophie, Psychologie (2,8 Prozent); (2) Theologie (20,5 Prozent); (3) Gesellschaftswissenschaften (18 Prozent); (4) Sprachwissenschaften (2 Prozent); (5) Naturwissenschaften (6,8 Prozent); (6) Angewandte Wissenschaften (2,7 Prozent); (7) Künste, Kunstgeschichte (5,2 Prozent); (8) Literaturgeschichte, Belletristik (20,4 Prozent); (9) Geographie, Geschichte (16 Prozent).

2.4 Der Anteil des historischen Bestandes ist in den einzelnen Fachgruppen unterschiedlich hoch. Besonders umfangreiche historische Bestände weisen die Fächer Philosophie, Theologie, Literaturgeschichte und Geschichte auf. Die höchsten Anteile an Germanica finden sich in den Beständen zur Philosophie, zur Theologie, zu den Sprachwissenschaften, zur Schönen Literatur und zur Geschichte.

2.5 Die Gruppe Allgemeines und Handbücher (ca. 21.000 Bde) vereint Lexika, Enzyklopädien, Handbücher sowie Sammelwerke

 allgemeinen Inhalts.  Unter den Germanica des 18. Jhs
sind Johann August Ernesti, Neueste Theologische Bibliothek (Leipzig 1771) und Benjamin Hederich, Gründliches Antiquitäten-Lexicon (Leipzig 1741). Den Bestand des 19. Jhs repräsentieren u. a. Carl Philipp Funke, Neues Real Schul-Lexicon (Braunschweig 1860) und die Allgemeine deutsche Real-Encyclopaedie (Leipzig 1843-1848). Die kleine Fachgruppe Philosophie und Psychologie (ca. 10.000 Bde) weist Germanica in den verschiedenen Teilgebieten auf. So wird die psychologische Literatur des 18. Jhs vertreten durch Christian Wolff, Psychologia empirica (Frankfurt 1738). Weitere Titel des 18. Jhs beschäftigen sich mit der Philosophie der Antike, so u. a. Johann August Eberhard, Neue Apologie des Sokrates (Berlin 1788). Die Philosophie der Aufklärung betreffen Karl Christian Schmid, Wörterbuch zum leichten Gebrauch der kantischen Schriften (Jena 1795) und Triumph der Philosophie im XVIII. Jahrhundert (Frankfurt a. M. 1803). Als erwähnenswerter Druck des frühen 19. Jhs liegen außerdem Christian Ferdinand Zöllichs Briefe über den Supranaturalismus (Sonderhausen 1821) vor.

2.6 Im umfangreichen Bestand zur Theologie (ca. 79.000 Bde), der zahlreiche Germanica aufweist, finden sich auch ca. 80 deutsche Drucke des 16. Jhs. Die Reformationsliteratur vertritt eine Werkausgabe Luthers (Wittenberg 1552-1558). Aus dem 17. Jh sind vorhanden Joannes Botsaccus, D. Eliae Schilleri Grundfeste catholischer Wahrheit umbgestossen (Wittenberg 1630) und François de Monginot, Resolution des Doubtes, oder summarische Hinlegung der Streit Puncten zwischen der evangelischen und römischen Kirche (Frankfurt 1629). Unter den Germanica des 18. Jhs sind Friedrich Lampe, Auslegung des Evangeliums S. Johannis (Leipzig 1729) und F. G. S. Fischer, Über die biblischen Wunder (Leipzig 1796); aus dem 19. Jh liegt vor Wilhelm Harnisch, Die Geschichte des Reiches Gottes auf Erden (Halle 1844). Eine ursprünglich zum Bestand gehörende Inkunabel, Deutsche Bibel mit Figuren (Nürnberg 1483), befindet sich heute in Nischnij-Novgorod.

2.7 Ebenfalls umfangreich vertreten sind mit ca. 70.000 Bdn die Gesellschaftswissenschaften. Hierzu zählen Soziologie, Statistik, Politik, Ökonomie, Rechtswissenschaft, Verwaltungswissenschaft, Kriegswissenschaft, Sozialfürsorge, Pädagogik, Handel und Verkehr sowie Ethnographie. Die frühesten Germanica der Gruppe stammen aus dem 18. Jh. Den Bestand repräsentieren Jacques Vincent Delacroix, Philologische Betrachtungen über den Ursprung des gesellschaftlichen Lebens zur Verbesserung der peinlichen Gesetzgebung (Nürnberg 1783) und John Moore, Abriß des gesellschaftlichen Lebens und der Sitten in Frankreich, der Schweiz und Deutschland (Leipzig 1779). Ein Beispiel für die deutsche Rechtswissenschaft des 18. Jhs ist Johann Maximilian Günderode, Abhandlungen des Teutschen Staatsrechts, worinnen alle dahingehörige Materien ...vorgestellt werden (Gießen 1743). Die Pädagogik vertritt u. a. Johann Gottlieb Krüger, Gedanken von der Erziehung der Kinder (Halle 1752).

2.8 Zum Fach Sprachwissenschaften liegt der kleinste Einzelbestand vor (ca. 7000 Bde), jedoch mit einem relativ hohen Anteil deutscher Drucke des 18. und 19. Jhs. Den Bestand zu den klassischen Sprachen vertreten Jacobus Wallerus, Grammatica Graeca nova (Leipzig 1781) und Friedrich Wilhelm Riemer, Griechisch-deutsches Hand-Wörterbuch (Leipzig 1819), die Orientalistik repräsentiert Georg Otho, Palestra linguarum orientalium (Frankfurt 1702). Unter den Werken der deutschen Sprachwissenschaft ist u. a. Philipp Wackernagel, Der Unterricht in der Muttersprache (Stuttgart 1863).

2.9 Auch die Naturwissenschaften sind mit insgesamt ca. 26.000 Bdn nicht sehr umfangreich vertreten. Der entsprechend geringe Bestand historischer Drucke weist jedoch einige Grundlagenwerke zu den verschiedenen hier zusammengefaßten Disziplinen auf. Vorhanden sind u. a. Carl von Linné, Vollständigen Natursystems Suplements und Register-Band über die 6 Theile oder Classen des Tierreichs (Nürnberg 1776), Antoine Laurent Lavoisier, Physikalisch-chemische Schriften (Greifswald 1783) und Hermann Wagner, Die Pflanzenwelt (Bielefeld 1856).

2.10 Zu den Angewandten Wissenschaften gehören insgesamt ca. 10.000 Bde. Die Medizin vertreten u. a. Johann Friedrich Rübel, Das wahre Portrait eines geschickten, erfahrenen Medici, Chirurgi und einer Hebamme (Frankfurt 1766) und Carl Gegenbaur, Grundzüge der vergleichenden Anatomie (Leipzig 1870). Zur Unterabteilung Architektur gehört Johann Friedrich Penther, Anleitung zur bürgerlichen Baukunst (Augsburg 1762) und zur Untergruppe Kunstgewerbe J. C. Wedeke und Johann Andreas Romberg, Die Arbeiten des Bautischlers und des Großschmieds (Leipzig 1861).

2.11 Die Gruppe Künste und Kunstgeschichte (ca. 20.000 Bde) vereint Werke zu den Bildenden Künsten und ihrer Geschichte, zur Gartenbaukunst und zur Musik. Die kunsthistorische Literatur des 18. Jhs vertritt Johann Friedrich Ursinus, Die Geschichte der Domkirche in Meißen aus ihren Grabmälern (Dresden 1782), die des 19. Jhs der Atlas der Plastik und Malerei (Leipzig 1875) von Philipp Moriz Carierre. Eduard Schmidlin vertritt mit Die bürgerliche Gartenkunst (Stuttgart 1852) einen weiteren Teilbereich der Gruppe. Im Bestand zur Musik finden sich Emil Naumann, Deutsche Tondichter von Sebastian Bach bis auf die Gegenwart (Berlin 1876) und August Gottfried Ritter, Praktische Orgelschule (Leipzig 1882).

2.12 Als umfangreicher Einzelbestand (ca. 79.000 Bde) umfaßt das Fach Literaturgeschichte und Belletristik auch deutsche Schöne Literatur des 18. und 19. Jhs. Unter den Drucken des 18. Jhs sind Titel wie Johann Andreas Schachtner, Poetischer Versuch in verschiedenen Arten von Gedichten (Augsburg und Innsbruck 1765) und ein Jubellied ...am letzten Tag des fünfzigsten Jahres der gesegneten Regierung Karl Theodor (Mannheim 1792). Die deutschen Klassiker sind in zahlreichen Ausgaben des 19. Jhs vertreten, so beispielsweise Lessings Werke (Stuttgart 1873) und Goethes Sämtliche Werke (Stuttgart 1888).

2.13 Das Fach Geographie und Geschichte (ca. 62.000 Bde) verzeichnet im historischen Bestand auch eine Anzahl von Drucken des 16. und 17. Jhs. Zu den ältesten Germanica des Faches gehört Joannes Leunclavius, Neuwer Musulmanischer Histori Türkischer Nation von ihrem Herkommen, Geschichten und Thaten ... (Frankfurt 1590). Unter den Drucken des 17. Jhs sind Johannes Janssonius, Novus Atlas, das ist Weltbeschreibung mit schönen Taffeln (Amsterdam 1646) und Christoph Lehmann, Chronica der freien Reichsstadt Speier (Frankfurt 1612). Den Germanica-Bestand des 19. Jhs repräsentiert Jacob Kruge, Geschichte der Assyrer und Iranier vom 13ten bis zum 5ten Jahrhundert vor Christus (Frankfurt 1856).

Sondersammlungen

2.14 Die Handschriftensammlung umfaßt heute 51.647 Einheiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden die Zeitschriftensammlung, die heute 17.512 Einheiten zählt, die Landkartensammlung (1415 Einheiten mit eigener Kartothek) und die Schuljahrbücher-Sammlung (5076 Einheiten). Eine selbständige Einheit bilden auch die Todesanzeigen mit 36.809 Exemplaren.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Verfasserkatalog der Monographien

[hschr. und mschr., in Zettelform; geführt seit 1878; erfaßt fortlaufend den Gesamtbestand]

Dezimalkatalog

[mschr., in Zettelform; verzeichnet das seit dem Ersten Weltkrieg inkorporierte Buchmaterial]

Standortkatalog (Grundindex)

[hschr., in Zettelform; wird modifiziert und erweitert]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Katalog der Handschriftensammlung

[zwischen 1910 und 1913 von István Harsányi angelegt; im wesentlichen ein Inventarkatalog in 3 Abteilungen: 1. Grundindex, 2. Alphabetischer Autoren- bzw. Stichwortkatalog (in Zettelform), 3. Chronologischer Katalog (in A 5-Format) mit Anmerkungen, der nicht mehr weitergeführt wird]

Repertorium der hschr. und gedruckten Gesang-, Lieder- und Volksliederbücher

[in Zettelform; geführt seit 1912; alphabetisch geordnet]

Zeitschriftenkatalog

[in Zettelform; 1949 begonnen und noch nicht fertiggestellt]

Katalog der Studienbände der Nachkriegsjahre

[in Zettelform; 1966 angelegt]

3.3 Historische Kataloge

Alphabetischer Katalog von 1623

[in Bandform; nach Verfassern und Titeln geordnet]

Alphabetischer Katalog von 1635

[in Bandform; nach Verfassern und Titeln geordnet]

Katalog der Sammlung Rákóczi

[Heftkatalog aus dem Jahr 1650; nur fragmentarisch erhalten]

Inventar von 1726

[Heftkatalog; alphabetisch nach Verfassern und Titeln geordnet]

Sachkatalog der Dissertationen und Trauerreden

[Bandkatalog von János Szombathy; Anfang des 19. Jhs]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; 1890 von Gerzson Szinyei bearbeitet; in 11 Fachgruppen, verzeichnet den Bestand in Inventarregisterbüchern, die durch einen Standortindex ergänzt werden]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Die Primärquellen zur Geschichte der Bibliothek befinden sich im Archiv der Wissenschaftlichen Sammlungen sowie in der Handschriftensammlung der Bibliothek. Wichtige Fundstellen sind die Protokolle des Kirchendistriktes, des Direktionsrates bzw. des Wirtschaftsausschusses des Kollegiums. Die Archivalien sind gut erschlossen. Ein Matrikelband des Kollegiums enthält eine Bibliotheksordnung und die Bandkataloge von 1623 und 1635.

4.2 Darstellungen

Szinyei, Gerzson: A sárospataki foiskolai könyvtár története [Die Geschichte der Hochschulbibliothek in Sárospatak]. Sárospatak 1884

Szombathy, János; Gulyás, József: A sárospataki foiskola története [Die Geschichte der Hochschule in Sárospatak]. Sárospatak 1919

Czegle, Imre: A sárospataki Nagykönyvtár történeti áttekintése (1531-1945) [Geschichtlicher Überblick über die Bibliothek in S rospatak (1531-1945)]. In: Borsodi Könyvtári Krónika [Bibliothekschronik von Borsod]. Bd 3. Miskolc 1981, S. 5-53

Szentimrei, Mihály: A Kollégium Tudományos Gyujteményei [Die Wissenschaftlichen Sammlungen des Kollegiums]. In: A Sárospataki Kollégium Története. Tanulmányok alapításának 450. évfordulóján [Die Geschichte des Kollegiums in Sárospatak. Studien zum 450. Jubiläum seiner Gründung]. Hrsg. vom Präsidium des Reformierten Kirchendistriktes diesseits der Theiß. Budapest 1981, S. 275-299

Szentimrei, Mihály: A sárospataki Nagykönyvtár felszabadulásunk utáni történetének áttekintése (1945-1980) [Überblick über die Geschichte der Bibliothek in Sárospatak nach unserer Befreiung (1945-1980)]. In: Borsodi Könyvtári Krónika. Bd 3. Miskolc 1981, S. 55-73

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Börzsönyi, József: A Tiszáninneni Református Egyházkerület Nagykönyvtárának (Sárospatak) kéziratkatalogusa. 1850 elotti kéziratok [Der Handschriftenkatalog der Bibliothek des Reformierten Kirchendistriktes diesseits der Theiß in Sárospatak. Manuskripte vor 1850]. Budapest 1850

Gulyás, József: A sárospataki Foiskolai Könyvtár Marosvásárhelyen maradt könyveirol [Über die Bücher der Hochschulbibliothek von Sárospatak, die in Marosvásárhely (Neumarkt) blieben]. In: József Gulyás: Mozaikdarabok [Mosaikstücke]. Sárospatak 1929, S. 1-2

ders.: A sárospataki Foiskolai Könyvtár gyászjelentésgyujteménye [Die Todesanzeigensammlung der Hochschulbibliothek in Sárospatak]. In: József Gulyás: Emlékek és emlékezések [Andenken und Erinnerungen]. Sárospatak 1931, S. 8-10

ders.: Kálvin János Institutiójának régebbi kiadásai a sárospataki Könyvtárban [Die früheren Ausgaben der Institutio von Johannes Calvin in der Bibliothek in Sárospatak]. In: József Guly s: Tarlózás [Ährenlese]. Sárospatak 1937, S. 10

Harsányi, István: A sárospataki lengyel Biblia, és újonnan felfedezett harmadik töréke [Die polnische Bibel von Sárospatak und deren neuentdecktes drittes Fragment]. In: Magyar Könyvszemle [Ungarische Bücherschau] 17 (1909) S. 1-22

ders.: A sárospataki foiskola metszetgyujteménye [Die Kupferstich-Sammlung der Hochschule in Sárospatak]. Sárospatak 1911

ders.: A sárospataki Rákóczi-könyvtár és katalógusa [Die Rákóczi-Bibliothek in Sárospatak und ihr Katalog]. In: Magyar Könyvszemle 25 (1917) S. 1-22, 117-138, 193-210

ders.: Sárospataki kalauz [Sárospataker Wegweiser]. Sárospatak 1926

Szentimrei, Mihály: Bethlen Gábor fejedelmi könyvtárának egy darabja Sárospatakon [Ein Exemplar aus der Bibliothek des Fürsten Gábor Bethlen in Sárospatak]. In: Magyar Könyvszemle 90 (1974) S. 29-39

Szentimrei, Mihály: Az esküdt deákok magyar könyvtára [Die ungarische Bücherei der geschworenen Studenten]. In: Magyar Könyvszemle 96 (1980) S. 15-32

Stand: Juli 1996

Ibolya Szentimrei


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.