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Bibliothek des Scheffelgymnasiums

Adresse. Otto-Hahn-Str. 7, 77933 Lahr [Karte]
Telefon. (07821) 24721

Unterhaltsträger. Stadt Lahr
Funktion. Präsenzbibliothek für Lehrer und Schüler des Scheffelgymnasiums.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Nur nach Voranmeldung; Arbeitsmöglichkeit vorhanden. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät. Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich. - Fußwegnähe vom Bahnhof (15 Minuten). A 5, Ausfahrt Lahr. Parkmöglichkeiten in der Nähe vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahre 1804, Lahr war gerade badisch geworden, erhob die neue Landesregierung die Lateinschule zum Pädagogium. Um den Schulbetrieb zu gewährleisten, stellte das Kollegium den Antrag, mit den notwendigen Unterrichtsmaterialien, vor allem mit Büchern versorgt zu werden. Da die finanziellen Mittel nur spärlich flossen, war die Überlassung von etwa 850 Bdn aus dem säkularisierten Kloster Ettenheimmünster für die zukünftige Schulbibliothek von herausragender Bedeutung. Die kurfürstliche Regierung hatte schon vor 1803 verfügt, daß die Bestände der Klosterbibliothek gesichtet und ein Katalog erstellt werden sollte. Die Karlsruher Hofbibliothek hatte das Vorauswahlrecht, jedoch sollte auch das Lahrer Pädagogium mit Büchern bedacht werden, ohne daß eine präzise Regelung getroffen wurde, wie das zu geschehen hätte. Drei Lehrer des Kollegiums aus Lahr holten ca. 850 Bde aus Ettenheimmünster, ohne dazu autorisiert gewesen zu sein. Von den ausgewählten Werken mußten deshalb zweieinhalb Zentner Bücher an die Hofbibliothek abgegeben werden, der Rest durfte in Lahr verbleiben.

1.2 Im Zuge des wachsenden Wohlstands der Stadt Lahr und der damit zusammenhängenden steigenden Schülerzahlen erfuhr auch die Bibliothek des Gymnasiums einen Zuwachs an Büchern, insbesondere dank der Schenkungen von ehemaligen Schülern und von wohlhabenden Bürgern der Stadt. Im Jahr 1847 wurde allerdings eine Anzahl " defekter und unbrauchbarer" Bücher öffentlich versteigert. Der Gewinn diente zur Anschaffung von Bücherregalen. 1854 zählte man ca. 700 Bde, die Brandkatastrophe des Jahres 1877 vernichtete dann einen Teil der Buchbestände. Durch einen Staatszuschuß und durch weitere Schenkungen konnten einige der entstandenen Verluste ausgeglichen werden. Die mangelhafte Unterbringung der Bibliothek trug dazu bei, daß Diebstähle den Bestand weiter dezimierten, ferner entstanden Verluste in den zwei Weltkriegen. Im Jahr 1954 wurden die Inkunabeln zur sicheren Aufbewahrung der Badischen Landesbibliothek übergeben, dort jedoch in das Geschenkbuch eingetragen. Sie sind für die Bibliothek des Scheffelgymnasiums verloren. Der Bezug des Schulneubaus 1977 bedeutete auch für die Bibliothek eine erhebliche räumliche Verbesserung. Die Sicherung des historischen Bestandes ist nun weitgehend gewährleistet, zumal die beschädigten Bücher in den vergangenen Jahren nach und nach restauriert werden konnten. Der ältere Bestand ist separiert.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Für die Ermittlung der Bestandsangaben wurde der 1903 von Otto Kunzer erarbeitete Katalog herangezogen, unter Berücksichtigung einer Verlustquote von 10 Prozent.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek umfaßt ca. 2500 Titel mit Erscheinungsjahr vor 1900 (in ungefähr 5000 Bdn). Aus dem 16. Jh sind 136 Titel, aus dem 17. Jh 80 Titel, aus dem 18. Jh 210 Titel und aus dem 19. Jh ca. 2100 Titel vorhanden. Erwartungsgemäß dominieren die in deutscher Sprache abgefaßten Werke (ca. 2000 Titel); die lateinischsprachigen Bücher (ca. 450 Titel) und die englischsprachige Literatur (42 Titel) folgen mit Abstand.

Systematische Übersicht

2.3 Die Bücher sind nach der leicht variierten Aufstellungssystematik des Kunzer-Katalogs aufgestellt. Die zahlenmäßig größte Sachgruppe des historischen Buchbestandes bildet die Klassische Philologie mit ca. 1000 Titeln, sowohl zur griechisch-römischen Literaturgeschichte, zur Mythologie und zur Sprachkunde als auch zu den klassischen Autoren. Die griechischen Schriftsteller sind mit ca. 300 Titeln vertreten (Werkausgaben, Kommentare, Schulausgaben des 19. Jhs), auf die lateinischen Autoren entfallen ca. 400 Titel (Cicero mit 81 Titeln, davon 15 Titel aus dem 16. Jh). Hinzuweisen ist auf 70 Bde der Editiones Bipontinae (griechische und römische Autoren) mit Erscheinungsjahr vor 1800.

2.4 Einen weiteren Bestandsschwerpunkt bildet die Geschichte (ca. 200 Titel, davon 50 Titel vor 1800 erschienen), mit einigen älteren Werken zur Historia Universalis, zur europäischen Geschichte des 17. Jhs (u. a. mehrere Bde des Theatrum Europaeum, Werke von Gottfridus und Happelius) und zur deutschen, einschließlich der schweizerischen und österreichischen Geschichte (ca. 60 Titel, darunter Werke von Aventinus, Bellus, Bogislaff Ph. von Chemnitz, Crusius, Sebastian Franck, Hortleder u. a.). Ferner sind einige Titel zu den Türkenkriegen, zur Geschichte Frankreichs und der südeuropäischen Länder vorhanden.

2.5 Die Sachgruppe Geographie und Reisebeschreibungen umfaßt ca. 150 Titel, von denen die wertvolleren aus der Bibliothek des ehemaligen Klosters Ettenheimmünster stammen. Zu nennen sind Sammlungen von Reisebeschreibungen (vornehmlich Amerikas) mit Kupferstichen von M. Merian und Th. de Bry, dann die Landesbeschreibung Schleswigs und Holsteins von C. Danckwerth (1652), die kompilatorische Reisebeschreibung Asiens (O. Dapper) sowie ähnliche Sammelwerke von T. Hariot und A. Olearius. Die Reisebeschreibung des 17. Jhs ist somit durch Quellenschriften repräsentiert, sowohl im Hinblick auf die überseeischen Reisen (Amerika, Indien) als auch auf die Binnenreisen (Rußland, Ferner Osten, Mittelmeerraum). Außerdem ist auf einige Bände der Topographia von M. Merian hinzuweisen. Auch diese Werke stammen aus Ettenheimmünster.

2.6 Die Germanische Philologie umfaßt ca. 350 Titel, vorwiegend zur deutschen und nordgermanischen Literatur. Hier wie bei der Englischen und der Romanischen Philologie (ca. 200 Titel) sind die wichtigsten Autoren mit Text- und Schulausgaben vertreten (vorwiegend 19. Jh). Die Abteilungen Religionswissenschaft (80 Titel), Rechtswissenschaften, Philosophie (beides zusammen knapp 100 Titel) sowie Erziehungs- und Unterrichtswesen (ca. 100 Titel), Schöne Künste (90 Titel) und Naturwissenschaften (einschließlich Mathematik, ca. 100 Titel) haben einen begrenzten Umfang. Hervorzuheben ist bei der Gruppe der Enzyklopädien außer den gebräuchlichen Nachschlagewerken des 19. Jhs die Encyclopédie von Diderot und d'Alembert in der Ausgabe von 1761 bis 1765.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Kunzer, Otto: Katalog der Lehrerbibliothek des Großherzoglichen Gymnasiums zu Lahr. Lahr 1903

Alphabetischer Verfasser- und Titelkatalog

[Zettelkatalog, nach Hausregeln]

Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg nicht nachgewiesen.

3.2 Historischer Katalog

Joachim, Georg: Katalog der Gymnasiums- und Schülerbibliothek nebst einem Berichte über das Naturalienkabinett des Großherzoglichen Gymnasiums und der damit verbundenen höheren Bürgerschule. Lahr 1868 (1. Beilage zum Programm der beiden Anstalten)

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Akten des Generallandesarchivs Karlsruhe. Faszikel 369 Zugang 1900 30/71

4.2 Darstellungen

Ansichten des neuen nach Höchster Landesherrlicher Anordnung und Genegung errichteten Pädagogiums in Lahr in der Markgrafschaft Baden. Mit einem Anhang über die weiteren damit verbundenen Unterrichts-Anstalten. Lahr 1804

Gassert, Reinher: Von den Anfängen der Lehrerbücherei und der naturwissenschaftlichen Sammlung. Festschrift zur Feier des 175jährigen Bestehens des Scheffel-Gymnasiums in Lahr. Lahr 1979

Gassert, Reinher: Vortrag zum 180jährigen Jubiläum des Scheffel-Gymnasiums Lahr. Lahr 1983 (mschr. vervielfältigt)

Stand: September 1988

Edmund Hensle


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.