FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Slezský ústav Slezského zemského muzea - knihovna

Schlesisches Institut des Schlesischen Landesmuseums - Bibliothek


Adresse. Nádrazní okruh 31, 746 48 Opava
Telefon. (0653) 62 55 76
Telefax. (0653) 62 29 99
e-mail. [szmopriv@opanet.cz]
Bibliothekssigel. <OPB 01>

Unterhaltsträger. Ministerstvo kultury Ceské republiky [Ministerium für Kultur der Tschechischen Republik]
Funktion. Studienbibliothek.
Sammelgebiete. Silesiaca; Gesellschaftswissenschaften.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand. - Öffnungszeiten: Lesesaal: Montag bis Mittwoch 8-12 Uhr und 13-17 Uhr, Freitag 8-12 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Fotowerkstatt.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - Fußwegnähe vom Bahnhof Opava-Východ [Troppau-Ost] (ca. 5 Minuten). - Von Prag E 50 bis Brno [Brünn], dann Straße Nr. 46 über Olomouc [Olmütz] bis Opava. Parkmöglichkeiten am Petr Bezruc-Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Seit dem 1. Juli 1945 unterstützte die Expositur des Landesnationalausschusses in Ostrava [Ostrau] die Gründungsbemühungen um ein Schlesisches Institut. Es wurde zunächst auf der Basis eines Vereins gegründet und durch Mitgliedsbeiträge sowie durch Landes- und Staatssubventionen finanziert. In der Anfangszeit war nur ein ständiger Mitarbeiter beschäftigt. Als Gründungsdatum wird der 1. Mai 1948 angesehen, als das Institut als eine öffentliche Einrichtung des Bezirksnationalausschusses in Ostrava eröffnet wurde. Formal blieb es jedoch ein Bestandteil des Landesarchivs.

1.2 Parallel mit der Entwicklung des Schlesischen Instituts entstand auch eine Schlesische Studienbibliothek. Die ersten Anträge für ihre Gründung wurden bereits 1945 vom Schlesischen Kulturinstitut in Prag und vom Rat des Landesnationalausschusses in Ostrava gestellt. Zur Bibliotheksgründung kam es laut Verordnung des Ministeriums für Schulwesen und Kultur am 21. Januar 1946. Die Bibliothek wurde im Razomský-Palais (Nádrazní okruh 31) untergebracht, in dem auch das Schlesische Studieninstitut seinen Sitz hatte. 1948 wurde die Schlesische Studienbibliothek eine selbständige Abteilung des Landesmuseums in Opava. Seit der Verstaatlichung des Landesmuseums am 29. September 1949 befindet sich die Schlesische Studienbibliothek unter der Verwaltung des tschechoslowakischen Ministeriums für Schulwesen, Wissenschaft und Kunst. 1950 wurden das Schlesische Studieninstitut und die Schlesische Studienbibliothek vereinigt, beide Namen jedoch beibehalten. Organisatorisch war die Schlesische Studienbibliothek dem Schlesischen Studieninstitut unterstellt.

1.3 Das Studieninstitut wurde 1958 von der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften (CSAV) unter dem Namen Schlesisches Institut der CSAV übernommen. Die Studienbibliothek erhielt die neue Bezeichnung Schlesisches Institut der CSAV - wissenschaftliche Bibliothek und sollte in erster Linie den Bedürfnissen des Schlesischen Instituts der Akademie und dessen Forschungstätigkeit dienen.

1.4 Im Juli 1979 wurde die Bibliothek des allmählich tstehenden wissenschaftlichen Informationszentrums für die Öffentlichkeit geschlossen, um ausschließlich den Institutsmitarbeitern zu dienen. Aufgrund von Protesten in der Öffentlichkeit begann man in den achtziger Jahren wieder, den öffentlichen Zugang zu einem Teil der Bibliotheksbestände vorzubereiten. Nach 1990 wurden die Bestände revidiert und die Leserkataloge erneuert, so daß die Bibliothek wieder einer Fachöffentlichkeit dienen konnte. Mit der Gründung der Schlesischen Universität in Opava sollte die Bibliothek des Schlesischen Instituts der CSAV zum Grundbestand der neuen Universitätsbibliothek werden, doch dazu kam es nicht. 1993 wurde das Schlesische Institut als Arbeitsstelle der Akademie aufgehoben und die Bibliothek dem Schlesischen Landesmuseum angeschlossen.

1.5 Den Grundstock des Bibliotheksbestandes bildeten einerseits Reste der Gymnasialbibliothek in Opava, andererseits Konfiskate aus deutschen privaten und öffentlichen Bibliotheken. Die Bibliothek bemühte sich auch um den Zugewinn tschechischer Bücher sowie um ein Pflichtexemplarrecht. Die Schlesische Studienbibliothek sah sich nach dem Zweiten Weltkrieg als Nachfolgerin der 1945 im Krieg nahezu vollkommen vernichteten Gymnasialbibliothek, die dieses Recht 1859 und von 1862 bis 1935 für das Gebiet Schlesien besessen hatte. Diese Bemühungen hatten jedoch erst 1991 Erfolg.

1.6 Der erste Bibliothekar der Schlesischen Studienbibliothek war Professor Viktor Ficek (1902-1986). Nach 1949 stieg die Zahl der Bibliotheksmitarbeiter allmählich an. Bei der Übergabe der Bibliothek in die Staatsverwaltung 1949 wurde der Buchbestand der vergangenen Jahre verzeichnet: 1946 wurden 7589 Bde, 1947 12.148 Bde, 1948 16.233 Bde und bis September 1949 10.727 Bde erworben. Insgesamt besaß die Bibliothek 1949 46.697 Bde, von denen 587 Bde als Verlust verzeichnet waren.

1.7 Der Bestand wurde durch Ankauf, Schenkungen und Dublettentausch mit den Universitätsbibliotheken in Prag, Brno [Brünn], Olomouc [Olmütz], Hradec Králové [Königgrätz] und mit der Landwirtschaftlichen Zentralbibliothek [Ústrední zemedelská knihovna] in Prag sowie durch die Inkorporation wissenschaftlicher Literatur aus Konfiskaten erweitert. Vertreten waren Werke aus allen Fachgebieten und in verschiedenen Sprachen. Bedeutende Bestandserweiterungen erfuhr die Bibliothek z. B. durch die Privatbibliothek von Dr. Zadina aus Podebrady [Podiebrad] mit mehr als 3000 Bdn, durch ca. 750 Bde aus dem Landwirtschaftlichen Museum in Opava, eine große Anzahl historischer Zeitschriften und Zeitungen aus der Zentralen Bibliothek der Hauptstadt und aus der Provenienz Dr. Miroslav Tyrš (1832-1884) und Renata Tyršová (1854-1937) im Tyrš-Haus in Prag [Tyršova knihovna], durch Bücher aus der Schloßbibliothek Radun sowie der Handels- und Gewerbekammer [Obchodní a zivnostenská komora] in Opava. In der Bibliothek befindet sich ferner das umfangreiche Archiv aus dem Nachlaß von Adolf Emil Vašek (1881-1948), Historiker und Publizist, mit Büchern, Zeitschriften, Zeitungsausschnitten und Handschriften. Buchspenden erhielt die Bibliothek zudem von öffentlichen Einrichtungen, Institutionen und Vereinen (vor allem vom Kulturverein in Opava [Matice opavská]), von Verlagen und Privatpersonen.

1.8 Silesiaca wurden seit Gründung der Bibliothek systematisch gesammelt, teils zu Forschungszwecken, teils aus konservatorischen Gründen. Der Silesiaca-Bestand blieb von Bestandsaussonderungen verschont (s. u. 1.9 ); er wurde sorgfältig bearbeitet und ergänzt. Bis zur Einrichtung einer speziellen Abteilung 1952 waren die Silesiaca im Gesamtbestand verstreut (schätzungsweise 10.000 Bde). Derzeit umfaßt die Abteilung ca. 35.600 Bde.

1.9 Mit der Neuorientierung der Studienbibliothek auf Forschungsliteratur wurden andere, bereits bestehende Abteilungen als unnötig angesehen, so das literarische Archiv, die Musikabteilung und die Lehrerbibliothek. Ihre Bestände wurden Mitte der sechziger Jahre an andere Organisationen in Opava übergeben. Die Studienbibliothek konzentrierte sich vor allem auf historische Literatur. Mit dem Anwachsen des Bestandes und aus Platzmangel wurden bis in die siebziger Jahre Bücher und Periodika ausgesondert, darunter ein Großteil der deutschsprachigen Werke. Dies führte zu einem bedeutenden Verlust an Germanica. Von 1991 bis 1995 bildete das Pflichtexemplarrecht die Hauptquelle der Erwerbung. Ausländische Literatur wird angekauft oder mit 130 Partnern im In- und Ausland getauscht. Die Studienbibliothek bezieht 95 Zeitschriftentitel, davon 46 ausländische.

1.10 Seit November 1989 richtet sich das Hauptaugenmerk der wissenschaftlichen Arbeit am Schlesischen Institut auf die Geschichte Schlesiens und die Nationalitätenproblematik, insbesondere auf die nationalen Minderheiten in Tschechien. Eine eigene Abteilung wurde zur Erforschung der Wirtschafts- und Sozialgeschichte eingerichtet. Nach der Reorganisation der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften wurde das Schlesische Institut zusammen mit seiner Bibliothek am 1. Mai 1993 dem Schlesischen Landesmuseum angegliedert (s. Eintrag dort), wo es eine autonome Arbeitsstätte mit eigenständiger Bibliothek ist. Die Museumsbibliothek und die Institutsbibliothek bilden seit Anfang 1995 gemeinsam eine Zentralbibliothek. Im Januar 1997 wurde eine Dokumentationsabteilung eingerichtet, die auch für die Verwaltung der Sammlungen und die Editionstätigkeit des Instituts zuständig ist.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek besaß zu Beginn der neunziger Jahre ca. 140.000 Bde. Einen wertvollen historischen Teilbestand bilden 52 Inkunabeln und 1575 Alte Drucke, von denen ungefähr 1000 Bde bibliothekarisch bearbeitet sind. Aus dem 16. Jh liegen ca. 100 Bde vor, aus dem 17. Jh ca. 200 Bde und aus dem 18. Jh ca. 1250 Bde. Der Großteil des Bestandes stammt aus dem 19. und 20. Jh, wobei der Germanica-Anteil der vor 1945 erschienenen Werke bei etwa 50 Prozent liegen dürfte. Den Hauptbestand ergänzen eine Periodikasammlung (5700 Titel) und eine Kartensammlung.

2.2 Von den 51 Inkunabeln sind 48 in lateinischer und 3 in deutscher Sprache. Unter den deutschsprachigen Werken sind eine Bibel teutsch der erst Teil (Augsburg 1507 oder 1518, unvollständig) und Hartmann Schedels Buch der Chroniken (Augsburg 1500). Theologische Werke machen den Großteil des Bestandes aus, doch sind auch Geschichte, Recht, Rhetorik und Naturwissenschaften vertreten. 19 Inkunabeln sind ohne Angabe des Druckorts erschienen, 23 sind in Deutschland gedruckt, davon 10 in Nürnberg und je 2 in Augsburg und Köln. Drei Drucke sind auf die Jahre zwischen 1442 und 1445 datiert (wahrscheinlich der Zeitpunkt der Manuskriptbeendigung).

2.3 Bei den Alten Drucken sind sowohl bis 1800 erschienene Werke als auch wertvolle, hauptsächlich regionale Werke des 19. Jhs eingeordnet. Etwa 230 Alte Drucke wurden in deutschen Druckereien und Verlagen herausgegeben, so in Leipzig (67), Frankfurt a. M. (46) und Nürnberg (30). Unter den deutschsprachigen Drucken überwiegen Werke zu Geschichte, Theologie und zum Recht.

2.4 Ein beachtlicher Teil der Alten Drucke sind Silesiaca; darunter sind zahlreiche Arbeiten der Buchdrucker Schindler und Trassler aus Opava sowie Werke aus Breslau. Von den verzeichneten Titeln liegen 176 in deutscher Sprache, 69 in lateinischer und einer in französischer Sprache vor. Bemerkenswert sind 109 deutschsprachige Titel aus Breslau (17. und 18. Jh), 61 aus Troppau (18. und 19. Jh), je 12 aus Liegnitz und Neiße (16. bis 18. Jh), ferner Werke aus Brieg, Pleß und anderen Städten.

2.5 Derzeit umfaßt die Silesiaca-Abteilung (Signatur S) ca. 35.600 Bde. Sie setzen sich zusammen aus Werken über Schlesien, seine Geschichte, Geographie, Ethnographie und Kultur sowie aus Werken schlesischer Verlagsproduktion zu verschiedenen Wissensgebieten. Der zeitliche Schwerpunkt der Sammlung liegt im 19. und 20. Jh. Zur Abteilung existieren Sonderkataloge, die jedoch nicht mehr aktuell sind (s. u. 3.3 ).

2.6 Alte Karten und Atlanten sind in der Kartensammlung aufbewahrt, wobei die Werke aus dem 18. Jh zumeist aus deutscher Produktion vorliegen (z. B. der Atlas Silesiae ..., Nürnberg 1750) und die Werke des 19. Jhs aus böhmischer. Von den deutschsprachigen Periodika sei die in bemerkenswerter Vollständigkeit vorliegende Troppauer Zeitung (1811-1919) genannt.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Generalkatalog

[Dienstkatalog für Institutsmitarbeiter]

Alphabetischer Katalog

[Benutzerkatalog; in 84 Schubfächern]

Sachkatalog

[in 57 Schubfächern]

Standortkatalog

[Dienstkatalog; nach Signaturen]

Biographisches Stichwortverzeichnis

[alphabetisch nach Personen; in 16 Schubfächern; aus dem 1979 aufgelösten Systematischen Katalog hervorgegangen]

[Alle Kataloge in Zettelform.]

3.2 Moderner Sonderkatalog

Bohácek, Miroslav; Cáda, František: Soupis rukopis Slezské studijní knihovny v Opave [Das Handschriftenverzeichnis der Schlesischen Studienbibliothek in Troppau]. Opava 1955

3.3 Historische Kataloge

Katalog der Silesiaca

[geführt von 1952-1979; nur unvollständig erhalten]

Standortkatalog der Silesiaca

[in Zettelform; nach Signaturen]

Katalog der Periodika

[in Zettelform; verzeichnet tschechische und ausländische Periodika getrennt]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Ficek, Viktor: Slezská studijní knihovna v Opave [Die Schlesische Studienbibliothek in Troppau]. In: Slezský sborník [Schlesischer Almanach] 43 (1945) S. 79-80

Ficek, Viktor: Slezská studijní knihovna v Opave, její význam a úloha [Die Schlesische Studienbibliothek in Troppau, ihre Bedeutung und Aufgabe]. In: Sluzba osvete [Dienst für Volksbildung] 1 (1945/46) S. 206-210

Ficek, Viktor: Vývoj Slezské studijní knihovny do jejího postátení [Die Entwicklung der Schlesischen Studienbibliothek bis zu ihrer Verstaatlichung]. In: Slezský sborník [Schlesischer Almanach] 47 (1949) S. 374-376

Mazur, Arnošt: Deset let Slezské studijní knihovny [Zehn Jahre Schlesische Studienbibliothek]. In: Zprávy Slezského studijního ústavu CSAV [Bericht des Schlesischen Studieninstituts der CSAV] (1955) Nr. 72, S. 1-2

V. F. [Viktor Ficek]: Právo povinných výtisk pro Slezsko [Das Pflichtexemplarrecht für Schlesien]. In: Zprávy Slezského studijního ústavu CSAV [Bericht des Schlesischen Studieninstituts der CSAV] (1958) Nr. 4, S. 1-2

Slezský ústav CSAV v Opave 1948-1968 [Das Schlesische Institut der CSAV in Troppau 1948-1968]. Bearb. von Viktor Ficek. Opava 1968

Pametní spisek k 85. výrocí SVVŠ-Gymnazia v Opave. 1883-1968 [Denkschrift zum 85. Jahrestag des SVVŠ-Gymnasiums in Troppau. 1883-1968]. Opava 1968

Ficek, Viktor: Slezský ústav CSAV v Opave 1948-1968 [Das Schlesische Institut der CSAV in Troppau 1948-1968]. Ostrava 1969

Grobelný, Andelín: 30 let Slezského ústavu CSAV [30 Jahre Schlesisches Institut der CSAV]. In: Slezský sborník [Schlesischer Almanach] 76 (1978) S. 121-127, 211-215

Gawrecki, Dan: Ctyricet let Slezského ústavu CSAV [40 Jahre Schlesisches Institut der CSAV]. In: Slezský sborník [Schlesischer Almanach] 86 (1988) S. 245-251

Bajger, Lubomír: Významné výrocí Knihovny Slezského ústavu CSAV [Der bedeutungsvolle Gedenktag der Bibliothek des Schlesischen Instituts der CSAV]. In: Zpravodaj Slezského ústavu CSAV [Nachrichten des Schlesischen Instituts der CSAV] (1990) Januar-April, S. 10-13

Stand: Mai 1998

Václav Pumprla


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.