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Slezské zemské muzeum - knihovna

Schlesisches Landesmuseum - Bibliothek


Adresse. Tyršova 1, 746 46 Opava
Telefon. (0653) 62 29 99
Telefax. (0653) 62 29 99
Bibliothekssigel. <OPE 301>

Unterhaltsträger. Ministerstvo kultury Ceské republiky [Ministerium für Kultur der Tschechischen Republik]
Funktion. Wissenschaftliche Studienbibliothek für Schlesienforschungen.
Sammelgebiete. Gesellschaftswissenschaften und Naturwissenschaften; Studienliteratur für die Museumsabteilungen; Silesiaca und Literatur aller Wissensgebiete mit Bezug zu Schlesien.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek mit Ausleihmöglichkeit. - Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag 8.30-11.30 Uhr und 13.30-15.30 Uhr. Präsenzstudium außerhalb der Öffnungszeiten nach Vereinbarung möglich. - Leihverkehr: nationaler Leihverkehr.
Gedruckte Informationen. Opava a Slezské muzeum. Prvodce [Opava und das Schlesische Museum. Ein Führer]. Opava 1987.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - Fußwegnähe vom Bahnhof Opava-Východ [Troppau-Ost] ca. 10 Minuten, vom Busbahnhof ca. 25 Minuten. - Von Prag E 50 nach Brno [Brünn], dann Straße Nr. 46 über Olomouc [Olmütz] nach Opava. Parkmöglichkeiten in der Nähe des Museums.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Schlesische Landesmuseum in Opava hat seinen Ursprung im naturwissenschaftlichen Gymnasialmuseum, das am 1. Mai 1814 gegründet wurde. Eine Bibliothek wurde zur gleichen Zeit eingerichtet. Um die Gründung machten sich besonders verdient der Geschichts- und Geographieprofessor am Gymnasium in Opava, Faustin Ens (1782-1854), zudem der Bürgermeister von Opava, Jan Josef Schösler (1761-1834), sowie František Mückusch (1749-1837), Forscher und Sammler auf dem Gebiet der Naturwissenschaften. Die ersten Eintragungen in die Inventarbücher des Museums wurden bereits bei der Inventarisierung am 1. April 1814 vorgenommen. Die Sammlungen wurden im Jahre 1817 aufgestellt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Faustin Ens führte eine erste systematische Katalogisierung und Gliederung der Bestände in 12 wissenschaftliche Grundfächer durch, die ihre Gültigkeit bis 1945 behielt. Zu den am umfangreichsten vertretenen Fächern zählten damals Kunst (Signatur A), Geschichte (B), Mathematik (H) und Recht (M). Die historischen Kataloge verbrannten bei der Bombardierung 1945 (s. u. 1.5).

1.2 Die Bestände der Bibliothek wuchsen von 1814 bis 1840 auf 65 Handschriften und etwa 15.500 Bde an (Arnošt Mazur nennt für 1844 einen Bestand von 15.309 Bdn, s. u. 4). Die Bücher blieben zunächst ungeordnet und waren nicht katalogisiert. In der frühen Zeit bildeten Buchspenden wohlhabender Bürger und des Adels die umfangreichsten Zuwächse für den Aufbau einer wissenschaftlichen Bibliothek. Zu den wertvollsten Vermächtnissen gehörte die Bibliothek von Josef Graf von Sedlnitzký (1778-1855), Kreishauptmann in Troppau und später Präsident der obersten Polizei- und Zensur-Hofstelle in Wien. Josef Witeczek, Hofrat in Wien, schenkte der Bibliothek nach und nach seine aus 8000 Bdn bestehende Bibliothek mit einer großen Zahl Silesiaca. Die ursprüngliche Unterbringung der Bücher in dem ehemaligen Jesuitenheim erwies sich bald als unzureichend. Deshalb wurde die Bibliothek 1854 in den größeren Räumlichkeiten des ehemaligen Minoritenklosters untergebracht. Schlesisches Landesmuseum

1.3 Seit 1859 (bis 1935) besaß die Bibliothek ein Pflichtexemplarrecht auf Drucke aus dem Gebiet österreichisch Schlesiens. 1861 wurde die Museumsbibliothek zur Wissenschaftlichen Landesbibliothek für das Herzogtum Schlesien. Opava war damit die zweitwichtigste Sammelstelle für Silesiaca.

1.4 Am Ende des 19. Jhs und zu Beginn des 20. Jhs wurden weitere Museen in Troppau gegründet, deren Bestände 1939 mit dem Gymnasialmuseum und dem Schlesischen Landesmuseum vereinigt wurden. 1882 gründete man das Museum für Kunstgewerbe [Umeleckoprmyslové muzeum], in dem 1885 eine Fachbibliothek mit Lesesaal eingerichtet wurde; 1884 wurde dank Professor Vincenc Prasek (1843-1912) das Museum des Kulturvereins in Opava [Matice opavská] gegründet; 1897 das Stadtmuseum, 1924 das Landwirtschaftliche Museum und 1927 das Legionärsmuseum. Das Museum für Kunstgewerbe wurde 1921 unter die Verwaltung der Landesregierung gestellt und in Schlesisches Landesmuseum umbenannt. Mit Ausnahme des Stadtmuseums wurden alle bestehenden Museen nach und nach bis 1939 in das Schlesische Landesmuseum eingegliedert, das während des Zweiten Weltkrieges von dem direkt aus Berlin verwalteten Reichsgaumuseum übernommen wurde.

1.5 Im Frühjahr 1945 wurde das Minoritenkloster bomardiert und stark beschädigt, wobei fast alle Bücher verbrannten. Von den zuvor vorhandenen etwa 50.000 Bdn blieb nur ein geringer Teil erhalten, darunter auch Alte Drucke und Inkunabeln, die zuvor aus Sicherheitsgründen ausgelagert worden waren. Bereits 1946 wurde mit dem Wiederaufbau der Bibliothek begonnen. Das Schlesische Landesmuseum wurde am 10. Mai 1949 unter die Verwaltung des Ministeriums für Schulwesen, Wissenschaft und Kunst gestellt und erhielt somit eine gesamtstaatliche Bedeutung.

1.6 Seit 1949 war Eustach Bittner (*1912) als erster Nachkriegsbibliothekar tätig und machte sich um die wissenschaftliche Bearbeitung und systematische Ergänzung der Bestände verdient. Sein besonderes Augenmerk galt der kunsthistorischen und naturwissenschaftlichen Literatur. Bittner legte nach hauseigenen Regeln die Grundlage für einen Alphabetischen, einen Schlagwort- und einen Zeitschriftenkatalog (s. u. 3.1). Er bezifferte 1955 die Zahl der erhaltenen Alten Drucke auf 1350 und die der Inkunabeln auf 15.

1.7 Durch den Aufbau von Spezialabteilungen nach 1945 wurde das Landesmuseum zu einem Forschungsinstitut erweitert. Die Zahl der Sammlungsgegenstände wuchs ständig an: 1948 waren im Museum 300.000 Sammlungsgegenstände verzeichnet, 1980 waren es 1.611.090 und 1985 bereits 1.759.220. Für die Bibliothek wurden die erhaltenen Restbestände aus der Bibliothek des Schlesischen Landesmuseums, Konfiskate aus den ehemaligen deutschen Schulen, Vereinen und Institutionen, Nachlässe ehemaliger Museumsmitarbeiter und bedeutender Persönlichkeiten aus der Region sowie Bestände aus anderen Bibliotheken zusammengetragen. Vor allem kunsthistorische und naturwissenschaftliche Werke wurden seit 1946 ergänzt. Jede Arbeitsstelle verfügt über eine eigene Handbibliothek, so auch die angegliederten Abteilungen wie das Schlesische Institut mit seinem Silesiaca-Bestand (s. Eintrag dort), das Arboretum in Nový Dvr [Neuhof] bei Troppau mit dendrologischer Literatur, wie die Petr Bezruc-Gedenkstätte mit literaturwissenschaftlichen Werken und die naturwissenschaftliche Bibliothek der naturwissenschaftlichen Abteilung im Blücher-Palais.

1.8 Eine Zentralbibliothek des Schlesischen Landesmuseums entstand am 1. Januar 1995 durch die Vereinigung der Bibliothek des Schlesischen Instituts mit der des Schlesischen Landesmuseums. Aufgabe der Zentralbibliothek mit ihren ca. 200.000 Bdn sind seitdem neben der Bereitstellung von Literatur bibliographische Dienste für die Lehrenden und die Studierenden an der Schlesischen Universität in Opava. Beide Bibliotheken bleiben jedoch auch in Zukunft als selbständige Einrichtungen bestehen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Aus besonderen Gründen ist eine detaillierte Beschreibung des Bestandes zur Zeit nicht möglich. Es können nur einige summarische Angaben gemacht werden.

2.2 Der Gesamtbestand der Bibliothek des Schlesischen Landesmuseums beträgt ca. 60.000 Bde, davon 16 Bde Inkunabeln, 3200 Bde Alte Drucke und 2824 Zeitschriftentitel. Der Anteil der Germanica liegt bei schätzungsweise 40 Prozent vom Bestand.

2.3 Den Hauptanteil im Bestand haben gesellschaftswissenschaftliche Disziplinen wie Geschichte, Soziologie, Demographie, Kunstgeschichte, Ethnographie und Archäologie. Im naturwissenschaftlichen Bestand sind vertreten Werke zu Zoologie und Botanik, zu Entomologie, Dendrologie, Paläontologie und Mineralogie.

Alphabetischer Katalog

Schlagwortkatalog

[in 28 Schubfächern; zunächst nur ergänzt bis 1973; wird heute aktualisiert und retrospektiv aufgearbeitet]

Zeitschriftenkatalog

[in alphabetischer Ordnung]

[Alle Kataloge in Zettelform. Sie wurden 1946 von Eustach Bittner begonnen und nach hauseigenen Regeln ausgearbeitet.]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Ficek, Viktor: Zestátnení zemského muzea v Opave [Die Verstaatlichung des Landesmuseums in Troppau]. In: Slezský sborník [Schlesischer Almanach] 47 (1949) S. 284-285

Bittner, Eustach: Prvotisky knihovny Slezského muzea [Die Inkunabeln der Bibliothek des Schlesischen Museums]. In: Casopis Slezského muzea - vedy historické [Zeitschrift des Schlesischen Museums - Historische Wissenschaften] (1954/55) Nr. 4, S. 81-100

Mazur, Arnošt: Gymnasiální knihovna v Opave [Die Gymnasialbibliothek in Troppau]. In: Casopis Slezského musea v Opave, rada B [Zeitschrift des Schlesischen Museums in Troppau, Reihe B] 10 (1961) Nr. 1, S. 61-76

Bakala, Jaroslav: 150 let Slezského muzea v Opave [150 Jahre Schlesisches Museum in Troppau]. In: sborník [Schlesischer Almanach] 63 (1965) S. 130-131

Bakala, Jaroslav: Nekteré analogie mezi Gymnazijním muzeem z doby jeho pocátk a dnešním Slezským muzeem v Opave [Einige Analogien zwischen dem Gymnasialmuseum in der Zeit seiner Anfänge und dem heutigen Schlesischen Museum in Troppau]. In: 150 let Slezského muzea v Opave. (1814-1964) [150 Jahre Schlesisches Museum. (1814-1964)]. Opava 1965, S. 49-51

Bittner, Eustach: Knihovna Slezského muzea - její zamerení a vyuzití [Die Bibliothek des Schlesischen Museums - ihre Spezialisierung und Nutzung]. In: Informace Slezského muzea [Informationen des Schlesischen Museums] (1969) Nr. 3, S. 7-12

Bittner, Eustach: Knihovna Slezského muzea v Opave [Die Bibliothek des Schlesischen Museums in Troppau]. In: Z knihovnické praxe. Zpravodaj knihoven severní Moravy. [Aus der bibliothekarischen Praxis. Anzeiger nordmährischer Bibliotheken] (1971) Heft 30, S. 20-21

Slezské muzeum Opava 1814-1974. Propagacní tisk [Das Schlesische Museum in Troppau 1814-1974. Werbedruck]. Opava 1974

Zukal, Josef: Aus der Troppauer Museumsbibliothek. Troppau 1880. In: Opavské muzejnictví 1814-1984 [Das Troppauer Museumswesen 1814-1984]. Opava 1984

Kalus, Jaromír: 175 let Slezského muzea v Opave 1814-1989 [175 Jahre Schlesisches Museum in Troppau 1814-1989]. Opava 1989

Richter, Rudolf: Nejstarší muzejní knihovna v CSSR [Die älteste Museumsbibliothek in der CSSR]. In: Z knihovnické praxe. Zpravodaj knihoven severní Moravy. [Aus der bibliothekarischen Praxis. Anzeiger nordmährischer Bibliotheken] (1989) Heft 101, S. 13-14

Tichá, Zuzana: Z historie a soucasnosti muzejní knihovny [Aus Geschichte und Gegenwart der Museumsbibliothek]. In: Zpravodaj Slezského zemského muzea v Opave [Anzeiger des Schlesischen Museums in Troppau] (1992) November-Dezember

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bittner, Eustach: Slezské muzeum - Památky mesta Opavy [Das Schlesische Museum - Denkwürdigkeiten der Stadt Troppau]. Praha 1956

Opava a Slezské muzeum. Prvodce [Troppau und das Schlesische Museum. Ein Führer]. Opava 1987

Šefcík, Erich: Prehled vývoje opavských muzeí v letech 1814-1938 [Übersicht über die Entwicklung der Troppauer Museen in den Jahren 1814-1938]. In: Casopis Slezského muzea, rada B [Zeitschrift des Schlesischen Museums in Troppau, Reihe B] 33 (1984) S. 1-44

Stand: Mai 1998

Václav Pumprla


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.