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Adresse. Schloß 2-4, 04600 Altenburg
[Karte]
Telefon. (03447) 31 51 93
Telefax. (03447) 50 28 39
Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Altenburg
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Literatur zum Kartenspiel und über Spielkarten, Altenburgica, Ur- und Frühgeschichte, Kunstgeschichte, Geschichte, Museologie.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung während der Öffnungszeiten des Museums wochentags mit Einschränkungen möglich. - Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 9-17 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich.
Vom Bahnhof Fußwegnähe (ca. 15 Minuten) in Richtung Schloßberg.
A 4 (E 40), Ausfahrt Ronneburg, B 7 über Schmölln. Parkplatz in Schloßnähe.
1.1 Das Schloß- und Spielkartenmuseum befindet sich in Gebäudeteilen des ehemaligen Residenzschlosses. Die Initiative zur Einrichtung eines Heimatmuseums ergriff Albrecht von der Gabelentz (1878-1933), Direktor des Lindenau-Museums und Vorsitzender der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes. Die noch erhaltenen Sammlungsbestände der alten herzoglichen Rüst- und Antiquitätenkammer bildeten den Grundstock des 1919 entstandenen Schloßmuseums, dem 1923 als Spezialabteilung ein Spielkartenmuseum angeschlossen wurde, das in einem besonderen Zimmer, der " Skatheimat", untergebracht war. Die Stadt Altenburg besitzt eine über 400jährige Tradition in der Spielkartenherstellung. Sie gilt als die Wiege des Skatspiels, das zwischen 1810 und 1818 an den Spieltischen einiger Altenburger Bürger aus den Kartenspielen L'Hombre, Tarock, Schafkopf und dem süddeutschen Solospiel entstand. In den Museumsräumen sind Spielkarten aus aller Welt ausgestellt, die Besucher können in einer nachempfundenen Kartenmacherwerkstatt den Herstellungsprozeß kennenlernen.
1.2 Die Museumsbibliothek entstand mit den Sammlungen. Literatur zum Kartenspiel und zu den Spielkarten wurde bevorzugt erworben. Weitere Schwerpunkte sind Altenburgica und die Ur- und Frühgeschichte des Altenburger Landes. Mit der Übernahme der prähistorischen Sammlung (ca. 10.000 Stücke) des Seminaroberlehrers und Heimatforschers Ernst Amende (1853-1940) gelangte auch dessen Bibliothek (ca. 500 Bde) in das Museum. Sie wurde als Sondersammlung behandelt und geschlossen aufgestellt. Amende war seit 1896 Mitglied der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes, der er alle Funde und Schenkungen übereignete. Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Gesellschaft hielt Amende zahlreiche Vorträge, seine Forschungsergebnisse wurden größtenteils in der Vereinszeitschrift Mitteilungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes veröffentlicht. Die Gesellschaft verdankte nicht zuletzt Amendes prähistorischen Arbeiten ihre überregionale Bedeutung.
1.3 Die Museumsbibliothek wird in dem kurz nach 1900 entstandenen repräsentativen Bibliothekszimmer des Schlosses aufbewahrt. Ursprünglich war in diesem Raum die herzoglichen Bibliothek aufgestellt. Nach 1945 gelangten Teile von ihr in die Sächsische Landesbibliothek Dresden und in die Thüringische Landesbibliothek Weimar. Ein Rest der Bücher verblieb im damaligen Schloßarchiv, das nach 1945 vom Thüringischen Landeshauptarchiv Weimar übernommen wurde. Als das Städtische Schloßmuseum für Kunstgewerbe und Stadtgeschichte nach Rückführung des im Zweiten Weltkrieg ausgelagerten Kulturgutes am 13. November 1949 wieder eröffnet wurde, waren keine Buchbestände mehr vorhanden.
1.4 Die Museumsbibliothek entstand durch Kauf und Geschenke. Sie enthält überwiegend Literatur des 20. Jhs zu den Sachgebieten Allgemeine Kunst- und Kulturgeschichte, Malerei, Graphik, Plastik, Architektur, Numismatik, Militaria, Thüringische und Sächsische Geschichte, Altenburgica, Museologie und Spielkartengeschichte. Der Bestand wird laufend ergänzt.
Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen
2.1 Die Bibliothek enthält ca. 4000 Bde, davon zählen 736 Bde (18,4 Prozent) zum historischen Bestand (17. Jh 280, 18. Jh 54, 19. Jh 402). Die Angaben wurden durch Auszählen am Regal ermittelt.
2.2 406 Bde sind deutschsprachig (55,2 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 25, 19. Jh 356); 303 Bde liegen in Latein vor (41,2 Prozent; 17. Jh 278, 18. Jh 21, 19. Jh 4), 8 Bde in Englisch (19. Jh), 15 Bde in Französisch (2 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 7, 19. Jh 7), 3 Bde in Italienisch und einer in Niederländisch.
Systematische Übersicht
2.3 Literatur über Kartenspiele wurde bevorzugt gesammelt. Vorhanden sind die Schriften La Maison Académique contenant les jeux du piquet (Paris 1659) von Germain Pichault de La Martinière, Palamedes Redivivus (Leipzig 1718), eine Unterrichtung besonders im " Stein- oder Schachspiel", Das neue Königliche L'Hombre (Ausgaben Hamburg 1701 und 1770) und Le Royal Jeu de L'Ombre et du Piquet (Den Haag 1712). Die Kunst, die Welt erlaubt mitzunehmen in den verschiedenen Arten der Spiele ( Wien und Nürnberg 1756-1769) von Johann Eberhard Zeh, schildert die in der Residenzstadt Wien zum Zeitvertreib üblichen Kartenspiele. Weiterhin seien genannt De la passion du jeu (Paris 1779) von Jean Dusaulx, das Archiv der Spiele oder fortlaufende Beschreibung aller Spiele der Vorwelt und Mitwelt (Berlin, Heft 1, 1819), Der unerschöpfliche Maître de Plaisir (Sondershausen 1819), ein Haus- und Handbuch für alle lebensfrohen Familien, und das von Tr. Mannhalt herausgegebene Gesetzbuch für Spielgesellschaften (Berlin 1830) für die vier Spiele Whist, Solo, Boston und L'Hombre.
2.4 Mit dem Skatspiel befassen sich die Geschichte des Skatspiels (Berlin 1887) von Oskar Stein und das Skat-Album (Leipzig: Weber o. J.) von Otto Andres und Richard Schmidt-Cabanis. Die Festzeitung zum I. deutschen Skatcongreß in Altenburg in den Tagen vom 7. bis 9. August 1886 (Altenburg 1886) und die von Karl Theodor Buhle bearbeitete Allgemeine Deutsche Skatordnung (Leipzig 1888) werden durch das Skatbuch in Versen (Wismar 1888) von Paul Renz poetisch ergänzt.
2.5 Der wohlbewanderte Karten-Künstler (Ilmenau 1822), eine Anleitung zu allen Arten von Kunststücken mit Spielkarten, erlebte bis 1861 fünf Auflagen. Erst in der letzten wird Louis von Alvensleben als Verfasser genannt. Auch die Schrift Maximilian Rustowsky, der glückliche Hazardspieler oder gründliche Anweisung, das Pharospiel [Hazardspiel] in allen seinen Feinheiten und mit Consequenzen genau und leicht kennen zu lernen (Ilmenau: Bernhard Friedrich Voigt 1827) erschien anonym. In den Erinnerungen eines Croupiers, Vierzehn Jahre an der Spielbank (Wiesbaden 1871), nennt sich der Verfasser nur mit den Buchstaben J. Ch. Gl.
2.6 Spielkarten als graphisches Erzeugnis, in verschiedenen Druckverfahren in Spezialbetrieben hergestellt, haben eine interessante Geschichte. In den Altenburger Ratsakten taucht die Bezeichnung " Kartenmacher" erstmals 1543 auf, doch dürfte die Tradition der örtlichen Spielkartenherstellung noch weit älter sein. Zur Geschichte der Spielkarten sind an älteren Werken vorhanden: Art du cartier ([Paris] 1762) von Henri Louis Duhamel du Monceau, die illustrierten Researches into the history of playing cards (London 1816; Exlibris William Morris) von Samuel Weller Singer, Études historiques sur les cartes à jouer (Paris 1842) von Jean Michel Constant Leber und Jeux de cartes Tarots et de cartes Numérales (Paris 1844; signiertes Exemplar) über Kartenspiele des 14. bis 18. Jhs von Jean Duchesne d. Ä. in einem linienverzierten Ganzlederband, außerdem William Andrew Chattos Facts and speculations on the origin and history of playing cards (London 1848) und aus der Sammlung von Lady Charlotte Elizabeth Schreiber Playing cards of various ages and countries (London 1892-1895). Auch das umfangreiche Werk Les Cartes à jouer du XIVe au XXe siècle (Paris 1906) von Henry-René d'Allemagne muß angeführt werden.
2.7 Unter den Altenburgica (228 Bde) finden sich einige seltene Schriften zur Freimaurerei. Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen war der Herausgeber der Freymäurerlieder mit Melodien (Berlin 1771). Die Sammlung für die Freyen und angenommenen Maurer in Deutschland ([Gotha] 1776), ein Almanach von Helmold und Heinrich August Ottokar Reichard, stammt aus der Provenienz von August Waitz. Sie trägt den Vermerk " Gefunden in Nobitz No. 8 auf dem Oberboden in den 1860er Jahren". Des Maurers Leben (Dresden o. J.) wurde in neun Gesängen von Br[uder] Karl Gottfried Theodor Winkler (bekannt unter dem Pseudonym Theodor Hell), Mitglied der Loge Asträa zur grünenden Raute im Orient Dresden, dargestellt.
2.8 Vom Altenburger Hauskalender sind 75 Jahrgänge aus dem 19. Jh im Bestand. Die Übersicht über den Altenburger Bürgervorstand um 1900 enthält Photos und handschriftliche Bemerkungen. Der im Zeitgescck gebundene Band deutet an, daß die Chronik repräsentativen Zwecken diente.
2.9 In der Gruppe Theologie und Religion sind die Endter-Bibeln von 1674 und 1768 (Einband: C. T. K. 1791), drei Nürnberger Dilherr-Bibeln (ohne Titelblatt; 1700; 1710) und eine Regensburger Zunkel-Bibel (1756; Titelblatt defekt) anzuführen, weiterhin von Johannes Quirsfeld ein Evangelischer HertzensSchatz (Leipzig 1762-1768) und ein Besuchtes Golgatha (Leipzig 1768).
2.10 In den übrigen Sachgruppen finden sich vereinzelt ältere Schriften. Unter den Nachschlagewerken ist Pierer's Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart (Altenburg 1857-1865) erwähnenswert, zur Technik sind Heinrich Brosenius' Technologie (Leipzig 1806-1807) für Lehrer in Schulen und zum Selbstunterricht und die Memorie, spettantii alla storia della calcografia (Prato 1831) des Politikers, Präsidenten der Kunstakademie zu Venedig, Bibliophilen und Sammlers Leopoldo Conte Cicognara vorhanden. Zur Allgemeinen Geschichte sind die Werke von Lucius Annaeus Florus, Epitome Rerum Romanarum (Leipzig 1704), hrsg. von Christian Juncker, und De Imperio Magni Mogolis (Leiden: Elzevir 1631) von Johannes de Laet im Bestand. Zeitschriften sind mit einzelnen Jahrgängen vertreten, z. B. das Heller-Magazin (Jg. 2, 1834), der Kladderadatsch (Jg. 2, 1849) und Das Buch für Alle (Jg. 27, 1892).
2.11 Das gewichtigste Buch in den thüringischen Bibliotheken dürfte das Altenburger " Riesenbuch" sein, dessen Maße 63 x 58 x 26 cm betragen. Es besteht aus 1000 Bogen (4000 Seiten) und wiegt rund 100 kg. Die Buchdeckel sind aus Eichenholz und mit Schweinsleder überzogen. Es enthält die Chronik des Altenburger Landkreises von Kuno Apel (1902-1983) aus Knau bei Altenburg, die bis zum Buchstaben G (Gieba) gediehen ist. Dieser überdimensionale Band wurde 1922 von der Buchdruckerei Ernst Lück in Altenburg für den Heimatforscher angefertigt, der ihn 1981 dem Museum stiftete. Ursprünglich war er nur als Chronik für die Kirchengemeinde Zschernitzsch gedacht gewesen, doch wurde der Radius bald auf die Gemeinden des Kreises Altenburg ausgedehnt. Die 400 beschriebenen Seiten beinhalten ein Vorwort und ein Verzeichnis der ortsgeschichtlichen Quellen, ein historisches Ortsverzeichnis, eine siedlungsgeschichtliche Betrachtung der Dörfer, die Forschungsergebnisse über den Ort Knau und die Niederschriften über die einzelnen Dörfer (bis G).
Sondersammlung
2.12 Die Amende-Bibliothek ( s. o. 1.2) zur Ur- und Frühgeschichte enthält überwiegend Literatur des 20. Jhs. Unter den Werken aus dem 19. Jh (24 Bde) befinden sich das Handbuch der vorzüglichsten in Deutschland entdeckten Alterthümer aus heidnischer Zeit (Weimar 1842) von Samuel Christoph Wagener, Die Altertümer unserer heidnischen Vorzeit (Mainz 1858-1881) nach den in öffentlichen und in Privatsammlungen befindlichen Originalen beschrieben von Ludwig Lindensct und die Einführung in die Gesteinslehre (Breslau 1886) von Arnold von Lasaulx. Vorhanden ist auch das Verzeichnis der in Deutschland und einigen angrenzenden Ländern befindlichen öffentlichen und privaten Sammlungen von anthropologischen, ethnologischen und urgeschichtlichen Gegenständen (München 1876) von H. Voss.
Systematischer Katalog
[in Zettelform, 34 Sachgruppen, nach hauseigener Systematik; gleichzeitig Standortkatalog]
EDV-gestützter Katalog [in Vorbereitung]
Reinhold, Renate: Geschichte der Museumsbibliothek. Altenburg 1986 [Ms.]
Altenburgica. Beiträge des Schloß- und Spielkartenmuseums Altenburg 1 (1992) Heft 1 [über die Sammlungen des Museums] Museen in Thüringen. Frankfurt a. M. 1995 [S. 19-20 über das Schloß- und Spielkartenmuseum]
Stand: März 1996
Toralf Keil
Felicitas Marwinski