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Glücksburg

Schloßbibliothek

Adresse. Schloß, 24960 Glücksburg
Telefon. (04631) 2243 oder 8420
Telefax. (04631) 2450 (Schloßverwaltung)

Unterhaltsträger. Stiftung Schloß Glücksburg
Funktion. Schloßbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Geschichte; Militärgeschichte; Genealogie. 2. Besonderes Sammelgebiet: Schleswig-Holstein.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek.

Benutzung nach Vereinbarung. Schriftliche Anmeldung mit Referenzen unbedingt erforderlich. - Öffnungszeiten: nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Busverbindung ab Flensburg. A 7, Ausfahrt Flensburg; B 199 bis Abzweig Glücksburg. Parkplätze vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die heutige Schloßbibliothek Glücksburg geht zurück auf eine ca. 700 Bde umfassende Sammlung des Generalleutnants Johann von Ewald (1744-1813), bis 1812 kommandierender General in den Herzogtümern Schleswig und Holstein. Sein Nachlaß bildete 1814 den Grundstock der Bibliothek. Es handelte sich hierbei um Werke zur Geographie und Staatspolitik sowie um Militaria vor allem zum amerikanischen Unabhängigkeitskrieg 1775-1783, dessen Teilnehmer Ewald war. Diese Sammlung ist durch einen eigenen Katalog erschlossen.

1.2 Im Jahre 1836 wurde die Bibliothek von Carl von Hessen-Cassel (1744-1836) in den Bestand integriert. Als Schwiegersohn des Königs Friedrich V. von Dänemark und Norwegen war er der Statthalter des Königs für die Herzogtümer Schleswig und Holstein auf Schloß Gottorf in Schleswig. Zudem war er Meister vom Stuhl der skandinavischen Freimaurerlogen und Vorsitzender der Nordischen Bibelgesellschaft. Er beerbte den Fürsten Hessenstein in Holstein. Bei den von ihm angeschafften Büchern handelte es sich um ca. 1000 Bde aus den Gebieten Kunst, Freimaurerei und Theologie. Im gleichen Jahr übernahm die Schloßbibliothek 100 kunsthistorische Bände der ehemaligen Sammlung des Fürsten Hessenstein (1720-1785), des unehelichen Sohns des Kurfürsten Friedrich I. von Hessen-Cassel. Eine Bereicherung erfuhr die Bibliothek schließlich durch Werke aus der Privatsammlung der regierenden Herzogin von Anhalt-Bernburg, Friederike Caroline Juliane, geb. Prinzessin zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1811-1902), deren Nachlaß infolge Kinderlosigkeit an Glücksburg fiel. Hinzu kamen im Laufe der Zeit kleinere Bestände aus anderen Privatsammlungen, die durch Erbschaften an die Herzöge von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg fielen.

1.3 Eine erstmalige Sichtung der Bestände erfolgte durch Prinz Hans zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg um 1900. Erst 1946 wurde die Bibliothek systematisch geordnet und katalogisiert. Sie ist heute in zwei historischen Räumen des Schlosses untergebracht, die den Charakter einer Schloßbibliothek betonen. Im gleichen Gebäude befinden sich das Schleswig-Holsteinische Hausarchiv der früheren Linie Holstein-Beck (bis 1825) bzw. Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (jüngere Linie). Es enhält Archivalien seit dem späten 18. Jh, soweit diese nicht an das Reichsarchiv in Kopenhagen überführt wurden. Hier sind insbesondere die Stammtafeln aller fürstlichen Familien, Archivalien zur dritten Teilung Polens (1795), zum Wiener Kongreß, zum Deutsch-Dänischen Krieg 1848/50 sowie Kriegstagebücher von 1864, 1866 und 1870/71 zu nennen. Hinzu kommen eine Graphik- und Kupferstichsammlung mit Werken ab dem 17. Jh und eine ca. 1300 Stücke umfassende Kartensammlung.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek umfaßt einen Gesamtbestand von ca. 9000 Bdn, von denen 5102 Titel vor 1900 erschienen sind. Sie wurden durch Auszählung des Systematischen Katalogs ermittelt. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek verfügt über 3 Titel aus dem 16. Jh und 38 Titel aus dem 17. Jh. Aus dem 18. Jh stammen 869 Titel. Mit 4069 Titeln (80 Prozent) liegt der Schwerpunkt der Bibliothek jedoch eindeutig auf dem 19. Jh. 123 Titel sind ohne Vermerk des Erscheinungsjahres.

2.3 3166 Titel sind in deutscher Sprache, 19 in lateinischer, 1218 in französischer und 231 in englischer. 468 Titel entfallen auf sonstige Sprachen, überwiegend auf das Dänische. Systematische Übersicht

2.4 Der Bestand der Schloßbibliothek Glücksburg ist in 19 Hauptsachgruppen gegliedert, von denen jedoch nur 8 Sammelschwerpunkte sind. Die Literatur stellt mit 804 Titeln die größte Gruppe dar, auf die Militär- und Kriegswissenschaft entfallen 793 Titel, die Gruppe Biographien, Briefe, Memoiren umfaßt 626 Titel und die Gruppe Schleswig-Holstein 567 Titel. Die Hauptsachgruppe Dänemark-Schleswig-Holstein enthält 532 Titel, bei der Geschichte handelt es sich um 525 Titel und bei der Geographie (einschließlich Statistik) um 414 Titel. Die Religionswissenschaft und Kirchengeschichte stellen mit 316 Titeln dagegen einen kleineren Sammelschwerpunkt dar. Auf die restlichen Hauptsachgruppen entfallen zwischen 4 und 131 Titel.

2.5 In der Gruppe Literatur (804 Titel) findet sich deutsche, englische und französische Belletristik populärer Autoren vornehmlich des 19. Jhs in der jeweiligen Originalsprache. Der Schwerpunkt liegt mit 326 Titeln im Bereich der französischen Literatur, wobei mit 152 Titeln vor allem der historische und der Unterhaltungsroman, mit 80 Werken die kleineren literarischen Formen (Novelle, Märchen, Fabel etc.) sowie mit 60 Werken das Drama vertreten sind. Bei der englischen Literatur konzentriert sich die Sammlung mit 71 Titeln vor allem auf Romane des 19. Jhs, wobei etwa die Hälfte der reichhaltig vertretenen Werke W. Scotts in französischen Übersetzungen gesammelt wurden. Auch bei der deutschen Literatur liegt der Schwerpunkt auf dem Roman des 19. Jhs. Vereinzelt finden sich Werke zur Literaturgeschichte und Sprachwissenschaft.

2.6 Bei der Militär- und Kriegswissenschaft (insgesamt 793 Titel) entfallen 550 Werke auf das 19. Jh, davon 401 in deutscher und 115 in französischer Sprache. Hinzu kommen 233 Titel aus dem 18. Jh, bei denen der Schwerpunkt wiederum auf deutschen (130) und französischen Titeln (92) liegt. Diese Gruppe enthält zum einen unter regionalen Gesichtspunkten geordnete Werke zur Kriegs-, Schlachten- und Revolutionsgeschichte aller Länder. Daneben finden sich systematische Darstellungen der Kriegswissenschaft, Fortifikationslehren sowie Werke zu Strategie, Taktik, Truppenführung etc. Hinzu kommt Literatur zur Ausbildung sowie Reglements und Exerzierordnungen.

2.7 626 Titel entfallen auf Biographien, Briefe und Memoiren sowie Darstellungen zu einzelnen Dynastien, Herrscherhäusern und Militärs. Die Literatur zu Deutschland umfaßt 238 Titel fast ausschließlich des 19. Jhs. Frankreich ist mit 209 vornehmlich originalsprachigen Werken repräsentiert, davon 154 aus dem 19. Jh, während auf England nur 38 Titel entfallen, die fast ausschließlich aus dem 18. Jh stammen. Hinzu kommen 113 Werke aus sonstigen Ländern.

2.8 Die Hauptsachgruppe Schleswig-Holstein (567 Titel) gliedert sich in 13 größere Untergruppen. Die Sammelschwerpunkte liegen mit 240 Titeln bei der Geschichte (Allgemeines, Geschichte einzelner Fürsten, Landesteile und Orte) und bei der Rechts- und Staatswissenschaft mit 112 Titeln. Hinzu kommt ergänzend eine 532 Titel umfassende Sammlung zum Bereich Dänemark-Schleswig-Holstein. Sie setzt den Akzent eher auf die dänische Region und umfaßt vornehmlich Werke in dänischer Sprache (356 Titel), von denen 35 aus dem 18. Jh stammen. Hier befindet sich auch Literatur zu den deutsch-dänischen Kriegen und zur dänischen Kriegs-, Kultur- und Literaturgeschichte.

2.9 Bei der Geschichte (525 Titel) liegt mit 279 Titeln der Schwerpunkt auf der Regionalgeschichte einzelner Länder, vornehmlich Deutschlands. Hinzu kommen Gesamt- und Überblicksdarstellungen (122 Titel). Daneben finden sich hier auch Literatur zu Heraldik, Numismatik und zur Kulturgeschichte des Hofes sowie einzelne genealogische Werke (124 Titel). In der Sachgruppe Geographie (einschließlich Statistik) umfaßt der Bestand 362 Titel des 19. Jhs und 39 des 18. Jhs. Hier finden sich vorwiegend Reisebeschreibungen und Topographien von Orten und Schlössern, darunter 111 Werke in französischer Sprache.

2.10 Religionswissenschaft und Kirchengeschichte umfassen 316 Titel. Auch in diesem Bereich liegt der Schwerpunkt auf deutschsprachiger Literatur des 19. Jhs (198 Titel). Hinzu kommen 91 Titel aus dem 18. Jh, davon 67 in deutscher Sprache.

2.11 Die übrigen Sachgruppen sind im Altbestand nur in geringem Maße repräsentiert: Kunst und Allgemeine Wissenschaftsgeschichte (131 Titel); Staatswissenschaft (88 Titel); Industrie und Landwirtschaft (74 Titel); Philosophie (68 Titel); Naturwissenschaft (42 Titel); Recht (35 Titel); Schule und Erziehung (30 Titel); Medizin (15 Titel); Mathematik (11 Titel) und Volkswirtschaft (4 Titel). Die Formalgruppe Zeitschriften umfaßt 27 historisch-literarische Titel.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

Systematischer Katalog

[beide Kataloge wurden 1946 erstellt, Titelaufnahmen nach PI; in Zettelform]

Katalog der Sammlung Ewald

[mschr.; erstellt um 1950]

Die Bestände sind weder im Norddeutschen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

Stand: März 1990

Alwin Müller-Jerina


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.