FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Kladruby u Stríbra [Kladrau]

Schloßbibliothek

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Ursprünglich verteilte sich die Bibliothek der Familie von Windischgrätz auf die Schlösser Šteken [Stekna], Svetce [Heiligen], Tachov [Tachau] und das Wiener Palais. Im 19. Jh wurde sie in Tachau zentralisiert und in den zwanziger Jahren des 20. Jhs nach Kladrau überführt. Ihren Grundbestand bildet die Büchersammlung von Karl Raimund von Windischgrätz (1767-1791), die vor allem von dem Philosophen und Mathematiker Graf Joseph Nikolaus (1744-1802) erweitert wurde. Auch sein Sohn, der berühmte General Fürst Alfred Candidus Ferdinand (1787-1862), trug wesentlich zum Aufbau der Bibliothek bei. Aus späterer Zeit ist vor allem der Politiker und österreichische Ministerpräsident Alfred August von Windischgrätz zu nennen (1851-1927). Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Bibliothek unter die Verwaltung des Nationalmuseums in Prag. Heute befindet sie sich im Besitz des Denkmalamtes für Westböhmen [Památkový ústav Západních Cech] in Plzen [Pilsen].

1.2 Bestandteile der Kladrauer Bibliothek sind ebenfalls die Sammlung von Joseph Serafim Schönfeld sowie Fragmente der Bibliotheken der Fürsten von Arenberg, der Grafen von der Mark, der Fürsten Trautson und des Grafen Viktor von Grävenitz (1826-1905).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek umfaßt 29.869 Bde, davon 15 Hss., eine Inkunabel, 18 Bde aus dem 16. Jh, ca. 2000 Bde aus dem 17. Jh, ca. 4800 Bde aus dem 18. Jh und ca. 18.000 Bde aus dem 19. Jh. Im Bestand der Alten Drucke sind etwa 40 Prozent deutschsprachig, im Bestand des 19. Jhs etwa 75 Prozent.

2.2 Bei der Inkunabel handelt es sich um Hartmann Schedels Buch der Chroniken (Nürnberg: Anton Koberger 1493). Eine große Gruppe von deutschen Alten Drucken bilden philosophische Werke. Von Friedrich Heinrich Jacobi besitzt die Bibliothek David Hume über den Glauben, oder Idealismus und Realismus (Breslau 1787). Zahlreich sind auch die politischen Schriften, und schon im 18. Jh steigt die Zahl der Militaria. So ist z. B. vorhanden Christian Riegers Universae architecturae militaris elementa ... (Wien 1758). Naturwissenschaften und Landwirtschaft sind in geringerem Umfang vertreten, häufiger sind Bücher über Medizin. Hier finden sich Nicolaas Jozeph von Jacquin, Anleitung zur Pflanzenkenntniss nach Linné's Methode (Wien 1785) und Christian Weissbach, Warhaffte und gründliche Cur aller dem menschlichen Leibe zustossenden Kranckheiten ... (Frankfurt 1764). Eine kleinere Gruppe bildet die Sammlung von Theaterliteratur. Aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs stammt eine Reihe von Werken der Schönen Literatur, das beliebteste Genre sind Reisebücher. Der Bestand vor 1800 wird ergänzt durch mehrere Enzyklopädien, Wörterbücher und Gesetzessammlungen. Kladruby u Stríbra [Kladrau] 1 1.1

2.3 Bezug zum Haus Windischgrätz haben zahlreiche Werke sowohl durch ihren Inhalt als auch durch ihre Herkunft. Der älteste vorhandene Druck ist Ch. Scribonius, Sacratissimi imperatoris Leopoldi legato domino Gottliebio comiti de Windischgrätz (Mühlhausen 1675). Aus dem 18. Jh sind Werke von Joseph Nikolaus von Windischgrätz erhalten, so Mémoire à consulater (o. O. 1783), Principés métaphysiques de l'ordre social de la loi et de la réligion naturelle (Straßburg 1790) und Betrachtungen über verschiedene Gegenstände worüber man heut sehr viel schreibt (Nürnberg 1787). Über General Alfred Candidus Ferdinand von Windischgrätz liegt vor Geschichte des k.k. Dragoner-Regimentes Feldmarschall Alfred (Wien 1886) von Gustav Anton von Treuenfest.

2.4 In der Sammlung der Drucke des 19. und 20. Jhs dominieren Militaria mit Beschreibungen von Schlachten, Handbüchern der Taktik u. a. In deutscher Übersetzung besitzt die Bibliothek Geschichte des Krieges in Frankreich und Belgien im Jahre 1815 (Berlin 1846) von William Siborne. Es folgen historische Werke, zahlreiche politische Schriften, Napoleonica und Schriften über Freimaurerei, so Anton Heinrich Springers Geschichte Oesterreichs seit dem Wiener Frieden 1809 (Leipzig 1863), Oesterreichs innere Politik (Stuttgart 1847) und Wilhelm Kellers Geschichte der Freimaurerei in Deutschland (Gießen 1859). Aus dem Bereich der Naturwissenschaften sind auch unter den neueren Beständen vor allem Medizin und Mathematik vertreten. Aus Prag liegt vor G. Zindels Die Arithmetik (Prag 1836). Umfangreich sind die Bestände an juristischer Literatur sowie an Werken über Kunst (einschließlich Auktions- und Ausstellungskatalogen). Zur Landwirtschaft findet sich u. a. Carl Josef Eberts Die landwirtschaftlichen Verhältnisse in vergleichender Darstellung ... (Prag 1865). Ein traditioneller Bestandteil der Windischgrätzer Bibliothek sind Landkarten, Pläne und Atlanten.

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Standortkatalog

[3 Bde; erstellt 1963; verzeichnet unter den Signaturen Nr. 29096-32872 irrtümlich auch die Bestände der Schloßbibliothek ==== Zelená Hora]

3.2 Historische Kataloge

Bibliothek-Katalog der Fürstin Mathilde Windischgrätz [Signatur Kladruby 31 H 26192]

Bibliothek Karl Raimund von Windischgraetz

[erstellt 1792 von Anton Müller]

Bibliothek Josef Serafim Schönfeld

[erstellt 1792 von Anton Müller]

Bibliothek in Heiligen

[erstellt 1815 von Peter Ebert]

Bibliothek in Šteken

[datiert 5. Januar 1848]

Bibliothek in Wien [erstellt 1830]

Bibliothek in Wien [erstellt 1859]

Bibliothek Graf Viktor von Grävenitz

[erstellt 1862]

Bibliothek's Verzeichnis [erstellt 1866-1876]

Bibliothek in Tachau [erstellt 1878]

[Alle Kataloge sind hschr. Verzeichnisse.]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Kneidl, Pravoslav: Knihovna Národního musea v Praze [Die Bibliothek des Nationalmuseums in Prag]. Praha 1959, S. 134-135

Hofmann, Gustav: Rodinný archiv Windischgrätz a jeho vývoj [Das Familienarchiv der Windischgrätzer und seine Entwicklung]. In: Sborník archivních prací [Sammelband der Archivarbeiten] 27 (1977) Heft 1, S. 110-142

Mašek, Petr: Knihovna rodu Windischgrätz [Die Bibliothek des Geschlechts Windischgrätz]. In: Sborník archivních prací [Sammelband der Archivarbeiten] 43 (1993) Heft 2, S. 553-567

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Mašek, Petr: Kladruby. In: Günter Scholz (Hrsg.): Libri castellani. Europäische Bücherschätze aus den Adelsbibliotheken in Böhmen. Böblingen 1992, S. 23-24, 42-43 [Ausstellungskatalog]

Stand: Dezember 1994

Petr Mašek


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.