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Zámecká knihovna Kübeck z Lechovic ulozena v Moravské zemské knihovne

Schloßbibliothek der Freiherren Kübeck von Kübau aus Lechowitz deponiert in der Mährischen Landesbibliothek


Adresse. Moravská zemská knihovna/Univerzitní knihovna, Kounicova 1, 601 87 Brno

Unterhaltsträger. Moravská zemská knihovna/Univerzitní knihovna [Mährische Landesbibliothek/Universitätsbibliothek]
Funktion. Schloßbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzstudium in der Mährischen Landesbibliothek/Universitätsbibliothek (s. Eintrag dort).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Lechowitzer Schloßbibliothek ist ein Vermächtnis des österreichischen Politikers und Staatsmanns Karl Friedrich Kübeck Freiherr von Kübau (1780-1855). In bescheidenen bürgerlichen Verhältnissen in Jihlava [Iglau] in Mähren aufgewachsen, studierte er zeitweise in Wien, zeitweise in Prag Philosophie, Jura und politische Wissenschaften. Im Jahre 1800 trat er in den Staatsdienst und bekleidete nach und nach die höchsten Posten. Im Jahre 1840 wurde er zum Hofkammerpräsidenten und 1850 zum Präsidenten des Reichsrats ernannt. Es gelang ihm, die österreichischen Finanzen zu konsolidieren. 1841 sprach er sich für das Prinzip der Staatsbahnen aus und konzipierte 1846 einen Plan für das Telegraphennetz. In seiner Bibliothek tritt sein persönliches Interesse an Volkswirtschaft, Rechts- und Staatswissenschaft, Politik, Finanzwesen sowie an Handel, Industrie und Technik klar hervor. Er besaß neben deutschsprachiger Literatur auch eine Reihe italienischer und französischer Werke.

1.2 Unter den Büchern seines Sohnes Maximilian (*1835) überwiegen Reisebeschreibungen, Titel zum Jagdwesen und Memoiren. In der Bibliothek Freiherr Maximilians findet sich weiterhin eine überraschend große Zahl englischer Bücher, die sich aus seiner Stellung als Legationsrat in London erklärt.

1.3 Ebenso wie andere Schloßbibliotheken wurde die Lechowitzer im Jahre 1945 konfisziert und der Brünner Landes- und Universitätsbibliothek übereignet.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand umfaßt 3557 Bde. Davon entfallen 5 auf das 17. Jh, 374 auf das 18. Jh, 2968 auf das 19. Jh und 210 auf das 20. Jh.

2.2 Sprachlich überwiegt das Deutsche mit 2792 Bdn (77 Prozent, 105 Bde aus dem 18. Jh, 2488 Bde aus dem 19. Jh und 199 Bde aus dem frühen 20. Jh). Der Rest (23 Prozent) ist in anderen Sprachen verfaßt. Davon sind 396 Bde in französischer Sprache (11 Prozent, einer aus dem 17. Jh, 219 aus dem 18. Jh, 170 aus dem 19. Jh und 6 aus dem 20. Jh), 143 Bde in italienischer Sprache (4 Prozent; 23 aus dem 18. Jh, 120 aus dem 19. Jh), 125 Bde in lateinischer Sprache (3,4 Prozent; 4 aus dem 17. Jh, 25 aus dem 18. Jh, 96 aus dem 19. Jh) und 97 Bde in englischer Sprache (2,7 Prozent; 2 aus dem 18. Jh, 90 aus dem 19. Jh, 5 aus dem 20. Jh). Es liegen 2 Bde in Spanisch und je ein Band in Polnisch und Ungarisch vor.

2.3 Gemäß den Hauptinteressen des Bibliotheksgründers (s. o. 1.1) sind die Bestandsschwerpunkte gelagert. Die Volkswirtschaft ist u. a. vertreten durch Werke von Georg Graf von Buquoy (Die Theorie der Nationalwirthschaft, Leipzig 1815; Das nationalwirthschaftliche Prinzip, Leipzig 1816), Johann Paul Harl, Ludwig Heinrich von Jakob (eigene Werke und Übersetzung von Jean Baptiste Say), Karl Theodor von Kleinschrod, Joseph Kudler, August Ferdinand Lüder, Johann Oberndorfer, Pierre Joseph Proudhon (übersetzt von Wilhelm Jordan) und Karl Heinrich Rau. Das Grundlagenwerk von Adam Smith liegt in Übersetzungen von Christian Garve (Wien 1814) und Max Stirner (Leipzig 1846-1847) vor; ferner ist von Julius von Soden und Heinrich Friedrich von Storch Cours d'économie politique (St. Petersburg 1815) vorhanden. Die juristischen Schriften betreffen meist auch Gewerbe, Handel oder Staatsverwaltung. Zur Staatswissenschaft sind Werke von Alexander Lips, Maximilian Obentraut, Ferdinand Leopold Schirding und Heinrich Christoph Wilhelm von Sigwart vertreten. Die Politik umfaßt Schriften von Karl Ludwig von Haller, Josef von Hammer, David Hausemann, Arnold Hermann Ludwig Heeren sowie Memoiren und Briefwechsel bedeutender Staatsmänner. Brno [Brünn] 1i Mährische LB - Schloßbibliothek der Freiherren Kübeck von Kübau 1.1

2.4 Das Finanzwesen behandeln z. B. die Werke von Johann Georg Büsch (Abhandlung von dem Geldumlauf, Hamburg 1800), Leopold Hartwig von Plessen und Anton Seyff; den Handel betreffen die Werke von Joseph Harkup, Vinzenz Nolte, Joseph Oberhauser und Ernst von Schwarzer. Verhältnismäßig zahlreich sind die Werke über Statistik, u. a. von Siegfried Becher, Joseph Konstantin Bisinger, Moritz Fränzl, Johann von Metzburg, Georg Norbert Schnabel, Johann Springer und Johann Zizius. Erwähnenswert sind auch Werke über den Eisenbahnverkehr und das Postwesen, darunter Franz Anton von Gerstners Über die Vortheile der Anlage einer Eisenbahn zwischen der Moldau und Donau (Wien o. J, ca. 1826), Friedrich Wilhelm von Redens Die Eisenbahnen Deutschlands (Berlin 1845) und Alois Dessárys Die österreichische Post-Verfassung (Wien 1848). Unter der technischen Literatur finden sich die Schriften von Andreas von Baumgartner, Adam Burg, Karl von Hinterlang und Johann Josef Prechtl.

2.5 Darüber hinaus fehlt es nicht an Werken der Schönen Literatur, Theaterstücken, Werken zu Kunstgeschichte, Philosophie und Medizin (besonders der Homöopathie). Erwähnt seien aus dem 17. Jh Francis Bacon, Opera omnia (Leipzig 1694); Jean Devaux, Le médecin de soi-même (Den Haag 1699); Gaius Sallustius Crispus (Amsterdam 1684) und Johann Christoph Wagenseil, De Sacri Romani Imperii Libera Civitate Noribergensi commentatio (Altdorf 1697). Unter den französischen Büchern finden sich Voltaires Oeuvres complètes (Zweibrücken 1792) und zahlreiche Londoner Ausgaben von Rousseau. Einige englische Bücher aus dem 19. Jh sind in Indien gedruckt oder betreffen die englisch-indische Geschichte, so z. B. W. J. Shepherd, A Personal Narrative of the Outbreak and Massacre at Cawnpore 1857 (Lucknow 1879).

2.6 Unter den deutschen Büchern des 19. Jhs liegt eine polyglotte Ausgabe von Johann Amos Comenius' Neuer Orbis pictus für die Jugend (Reutlingen 1838) vor. Von den Arbeiten der Familie Kübeck seien in erster Linie die Werke des Bibliotheksstifters genannt, die sein Sohn Maximilian herausgab. Ferner liegen Werke von Familienangehörigen vor: Max von Kübeck, Die Meeresküste in ihrer Bedeutung für den Handel und die Cultur der Nationen (Wien 1892), Ein Ausflug zu den Himalayas (Wien 1881) und Vortrag über das Kaiserreich Indien (Wien 1887); von seiner Tochter Blanche von Kübeck Handbuch der Englischen Geschichte (Wien 1896) und von Karl Friedrich von Kübeck, Tagebücher (Wien 1909) und Briefwechsel Metternich und Kübeck (Wien 1910).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach PI]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Vobr, Jaroslav: Catalogi librorum saec. XVI typis impressorum, qui in bibliothecis, quae ad Scientiarum bibliothecam publicam Brunensem pertinent, asservantur. Bd 9. Brno 1977 [Vorwort]

Stand: Mai 1992

Jaroslav Vobr

Ergänzt: April 1998


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.