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Schloßbibliothek Reuss

Adresse. 2115 Ernstbrunn
Telefon. (02576) 25 44-0 oder 25 45-0

Unterhaltsträger. Familie Reuss
Funktion. Private Schloßbibliothek.
Sammelgebiete. Kunst- und Kulturgeschichte, Geschichte, Philosophie, Naturwissenschaften, Recht, Belletristik. - Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Nur in Ausnahmefällen und nach Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Ab Korneuburg Bundesbus bis Ernstbrunn. - B 6 Richtung Laa/Thaya.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Schloßbibliothek wurde in den Jahren 1910 bis 1945 von Heinrich XXXIX. Prinz Reuss (1891-1946) eingerichtet. Er hat wohl auf der Grundlage nicht sehr großer Bestände, die sein Vater, sein Großvater und sein Urgroßvater angeschafft hatten, die Büchersammlung aufgebaut. Vor der Familie Reuss war die Familie Sinzendorf auf Schloß Ernstbrunn ansässig, von deren Bibliothek kaum etwas auf die Familie Reuss gekommen sein dürfte. Als Heinrich XXXIX. Reuss 1945 aufgrund der sowjetischen Besatzung Schloß Ernstbrunn verließ, umfaßte seine Bibliothek mehr als 40.000 Bde, die sich vielfach durch besonders schöne Einbände auszeichneten. Die Familie beschäftigte wiederholt den Wiener Buchbinder Bakkala, von dem noch Einbände erhalten sind.

1.2 Von der einst umfangreichen Bibliothek sind heute nur mehr Restbestände vorhanden. Das Schloß lag 1945 mehrere Wochen im Kampfgebiet, wurde geplündert und stand bis 1955 unter sowjetischer Verwaltung. Nach Westösterreich ausgelagerte Werke entgingen der Zerstörung, darunter eine Sammlung von modernen Pressendrucken (wurden jedoch nach dem Krieg bis auf wenige Exemplare verkauft), etliche Inkunabeln, Aldinen, eine Sammlung von Elzevier-Drucken und einige schöne Editionen aus dem 18. Jh. Nach 1955 kamen viele Bücher aus dem 17. und 18. Jh wieder nach Ernstbrunn zurück. Schloßbibliothek Reuss

1.3 Einen großen, repräsentativen Bibliotheksraum gab es im Schloß nicht. Die Büchersammlung war in vier gewölbten Räumen im Erdgeschoß des Hauptschlosses aufgestellt und in der sogenannten Europa, einem Raum mit einem Deckenfresko aus der Zeit um 1700, welcher erst 1940 zu einer Bibliothek im Stil des 18. Jhs ausgestaltet wurde. Das Inventar der Europa wurde nach dem Krieg verheizt. Die Restbestände der Bibliothek stehen wieder im Erdgeschoß des Schlosses, sind allerdings nicht geordnet.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 8000 Bdn beläuft sich das historische Buchgut auf rund 2500 Bde, die sich auf verschiedene Wissensgebiete verteilen. Ein nach Sachgebieten geordneter Katalog, der erhalten geblieben ist (s. u. 3), gibt Auskunft über die Zusammensetzung der Bibliothek, wie sie vor dem Zweiten Weltkrieg bestand.

2.2 Demnach gab es Literatur zur Kulturgeschichte, Kunstgeschichte, Weltgeschichte und Literaturgeschichte, ferner Memoiren und Briefwechsel, Dichtung, Gesamtausgaben (Luxusausgaben), Belletristik, Essays, Werke zur Geographie und zu Reisen sowie zu den Bereichen Philosophie, Theologie, Ethik, Naturgeschichte, Mathematik, Physik und Nationalökonomie, Wirtschaft, Jurisprudenz. Ferner verzeichnet der Katalog Lexika, Kataloge und Fremde Literatur. Bestandsschwerpunkte bildeten ehemals Literatur, Kunstgeschichte, Geschichte, aber auch Bibeln, bibliophile französische Ausgaben aus dem 18. Jh, Aldinen, Elzevier-Drucke und moderne Pressendrucke (z. B. Bremer Presse). Im heute noch vorhandenen Bestand fehlen bei mehrbändigen Werken oft einzelne Bände. Die Aldinen und Elzevier-Drucke haben den Krieg überdauert, ebenso Ausgaben französischer Literatur aus dem 18. Jh.

Systematischer Katalog

[4 Bde, stimmt mit dem tatsächlich vorhandenen Bestand nicht überein; enthält Eintragungen bis 1943]

Stand: April 1995

Heinrich IV. Reuss


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.