FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Europa > Tschechische Republik > Maehren > Brno [Brünn]  

Zámecká knihovna hrabat Khuen-Belasi z Emina dvoru u Hrušovan nad Jevišovkou ulozena v Moravské zemské knihovne

Schloßbibliothek der Grafen Khuen-Belasi aus Emmahof bei Grußbach deponiert in der Mährischen Landesbibliothek


Adresse. Moravská zemská knihovna/Univerzitní knihovna, Kounicova 1, 601 87 Brno

Unterhaltsträger. Moravská zemská knihovna/Univerzitní knihovna [Mährische Landesbibliothek/Universitätsbibliothek]
Funktion. Schloßbibliothek
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzstudium in der Mährischen Landesbibliothek/Universitätsbibliothek (s. Eintrag dort).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Allodialgut Hrušovany nad Jevišovkou [Grußbach] erwarb die Adelsfamilie Khuen-Belasi durch Heirat im Jahre 1884. Die Herrschaft gehörte vorher den adeligen Geschlechtern Althann (seit 1668) und Hardegg (seit 1840). Graf Eduard und seine Gemahlin Emanuela Freiin Kammel von Hardegger waren große Kunstliebhaber. Sie unterstützten den jungen Maler Alfons Mucha (1860-1939), der später durch die Sezession berühmt wurde, und standen in engen freundschaftlichen Beziehungen mit dem bekannten Wiener Kunsthistoriker Max Dvorák (1874-1921), der später in Grußbach starb. Dieses Interesse spiegelt sich im Bestand der Bibliothek wider, deren einer Teil deutlich von der Kunstgeschichte geprägt ist.

1.2 Der ältere, aus dem frühen 19. Jh stammende Bestand entspricht einer charakteristischen zeitgemäßen Adelsbibliothek, in der sich Schriften zu allen Wissenschaftsgebieten einschließlich Medizin und Alchemie befinden, und mit einem beträchtlichen Anteil an französischer Literatur. Zahlreiche Bücher tragen Besitzeinträge der Familienangehörigen, z. B. der Grafen Althann, der Grafen Güntter von Sternegg und besonders der Freiherren Hardegg.

1.3 Unter den jüngeren Beständen der Bibliothek überwiegt die deutschsprachige Literatur über Kunst, die das kunstliebende gräfliche Ehepaar Karl Friedrich von Khuen-Belasi, ein Schüler und Freund Max Dvoráks, und Nora, geb. Gräfin von Lützow, zusammengetragen hat. Gräfin Nora war schon vor ihrer Heirat eine eifrige Büchersammlerin, wie sich an ihren zahlreichen Exlibris erkennen läßt. Die Bibliothek auf Schloß Emmahof war im 19. Jh ein bedeutendes ländliches Kulturzentrum. Im Jahre 1945 wurde die Bibliothek konfisziert und der Brünner Landes- und Universitätsbibliothek zugeteilt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand umfaßt 3362 Bde. Darunter ist eine Inkunabel, 10 Bde entfallen auf das 16. Jh, 120 auf das 17. Jh, 1554 auf das 18. Jh, 640 auf das 19. Jh und 1038 auf das 20. Jh. Die Alten Drucke (1684 Bde) machen 50 Prozent des Gesamtbestandes aus.

2.2 Sprachlich überwiegt die deutschsprachige Literatur mit ca. 70 Prozent, die sich auf alle Jahrhunderte verteilt. Aus dem 16. Jh stammen 3 deutschsprachige Titel, aus dem 17. Jh 40, aus dem 18. Jh 841, aus dem 19. Jh 340. Der Bestand des 20. Jhs ist fast ausnahmslos deutschsprachig. Der Rest der Alten Drucke verteilt sich vor allem auf Französisch und einzelne Titel in lateinischer, italienischer und spanischer Sprache (6 Titel aus dem 17. Jh).

2.3 Die einzige lateinische naturwissenschaftliche Inkunabel ist Albertus Magnus' De mineralibus (Köln ca. 1499). Sie wurde in die Inkunabelsammlung der Universitätsbibliothek eingeordnet.

2.4 Die 10 Drucke des 16. Jhs stammen aus Basel (5), Augsburg (2), Frankfurt a. M., Straßburg und Genf (je einer). Deutschsprachige Drucke sind durch einen Sammelband mit medizinischen und naturwissenschaftlichen Werken vertreten, darin Hans von Gersdorfs Feldbuch der Wundartzney (Augsburg ca. 1530), Philipp Ulsteds Coelum philosophorum. Heimlichkeit der naturen genant ... (Straßburg 1527) und Konrad von Megenbergs Naturbuch (Frankfurt a. M. 1536).

2.5 Unter den Drucken aus dem 17. und 18. Jh (1674 Bde) machen deutschsprachige etwa die Hälfte aus. Sie verteilen sich auf verschiedene profane Fächer, besonders Recht, Politik, Medizin, Pädagogik, Landwirtschaft, Reisebeschreibungen, Theaterstücke sowie Zweibrückener Ausgaben der Klassiker, deutsche Almanache und Belletristik vom Ende des 18. Jhs, darunter vornehmlich Werke von Karl Gottlob Cramer. Genannt seien Johann Wilhelm, Architectura civilis (Nürnberg 1650); Levinus Hulsius, Dictionarium Teutsch-Frantzösisch-Italiänisch-Lateinisch (Frankfurt a. M. 1628); Andreas Cellarius, Atlas universalis (Amsterdam 1660); Gregorius Anglus Sallwig, Tractatus Mago-Cabbalistico-Chymicus et Theosophicus. Von des Saltzes Uhrsprung ... (Salzburg 1729); Johann Neithold, Alchymia denudata (Leipzig und Stralsund 1728); Ph. Geber, Curieuse Chymische Schrifften (Frankfurt und Leipzig 1710); Johann Nikolaus Martius, Unterricht Von der Magia naturali (Frankfurt und Leipzig 1724); Johann Wolfgang Dienheim, Taeda trifida chimica (Nürnberg 1674) und andere alchemistische Werke. Barockliteratur ist beispielsweise vertreten durch Anton Ulrich Herzog zu Braunschweig, Die Römische Octavia (Braunschweig 1712); Jane Barker, Der ins Elend verjagte Römer Exilius (Leipzig 1721) und Martin Opitz, Opera Geist- und Weltlicher Gedichte (Breslau 1689).

2.6 Neuere kunstwissenschaftliche Literatur vom Ende des 19. Jhs und aus der Zeit kurz nach 1900 ist durch die Autoren Karl Atz, Ludwig von Baldass, Julius Baum, Bernard Berenson, Georg Biermann, Jacob Burckhardt, Max Dvorák u. a. vertreten. Die Literatur zur Kunst ist vorwiegend deutschsprachig.

3. KATALOGE

3.1 Moderner allgemeiner Katalog

Alphabetischer Zettelkatalog

[nach PI]

3.2 Moderner Sonderkatalog

Vobr, Jaroslav: Catalogi librorum saec. XVI typis impressorum, qui in bibliothecis, quae ad Scientiarum bibliotecam publicam Brunensem pertinent, asservantur. Bde 9-10. Brno 1977 und 1981

[2 Bde; verzeichnet die Drucke des 16. Jhs]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Vobr, Jaroslav: Catalogi librorum saec. XVI typis impressorum, ...Bd 9. Brno 1977 [Vorwort]

Stand: Mai 1992

Jaroslav Vobr

Ergänzt: April 1998


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.