FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Semmelweis Orvostörténeti Könyvtár

Semmelweis-Bibliothek für Geschichte der Medizin


Adresse. Török u. 12, H-1023 Budapest
Telefon. (01) 212-5421 und 212-5368
Telefax. (01) 212-5438

Unterhaltsträger. Népjóléti Minisztérium [Ministerium für Volkswohlfahrt]
Funktionen. Wissenschaftliche Fachbibliothek für Geschichte der Medizin, Bewahranstalt für alte medizinische, medizin- und pharmaziegeschichtliche Literatur.
Sammelgebiete. Ungarische und allgemeine alte medizinische sowie medizin- und pharmaziegeschichtliche Fachliteratur, wichtige Werke verwandter und angrenzender Disziplinen sowie Geschichte, Wissenschaftsgeschichte, Kunst und Kunstgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Lesesaal, Kataloge: Montag und Donnerstag 9-19 Uhr, Dienstag und Mittwoch 9-17 Uhr, Freitag 9-16.30 Uhr, Samstag 9-12 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegerät.
Gedruckte Informationen. Aus der Geschichte der Heilkunde. Budapest 1984 (Communicationes de Historia Artis Medicinae 13/14, Supplement). [Führer in deutscher und ungarischer Sprache].
Hinweise für anreisende Benutzer. Die Bibliothek befindet sich am Brückenkopf der Margaretenbrücke auf der Budaer Seite der Donau. - Vom Hauptbahnhof Straßenbahnverbindung (Linien 6, 4, 87) und Autobusverbindung (Linien 6, 26, 60, 86, 91, 191) bis Haltestelle Török utca bzw. Margit híd.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Semmelweis-Bibliothek wurde am 1. Mai 1951 gegründet. Den Grundbestand bildete die säkularisierte Spitalsbibliothek der Barmherzigen Brüder in Buda (ca. 6000 Bde), erweitert durch medizinische, pharmakologische und botanische Werke aus weiteren Ordensbibliotheken, so 300 Bde aus der 1726 gegründeten Bibliothek der Barmherzigen Brüder in Eger [Erlau] und ca. 500 Bde aus der Klosterbibliothek in Pécs [Fünfkirchen]. Aus dieser bedeutenden medizinischen Sammlung (gegr. 1796) gelangten auch einige Inkunabeln in die Bibliothek. Ein kleinerer Bestand von ca. 50 Bdn kam aus der 1778 gegründeten Bibliothek der Piaristen in Vác [Waitzen]. Einen bedeutenden Zuwachs brachte die Inkorporierung der Bestände der Bibliothek des Budapester Königlichen Ärztevereins (gegr. 1837; 60.000 Bde) sowie der ältesten Bücher einiger Institute der Medizinischen Fakultät der Péter-Pázmány-Universität in Budapest, darunter das Institut für Heilkräuter- und Drogenkunde und die Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Die Bibliothek besitzt daher eine umfangreiche Sammlung früher venerologischer und dermatologischer Fachliteratur.

1.2 Eine systematische Bestandsergänzung fand durch Ankäufe in staatlichen und privaten Antiquariaten, bei Buchauktionen sowie durch Schenkungen oder Ankäufe von Nachlässen statt. Hinzu kamen Dubletten verschiedener Bibliotheken. Ausländische Fachliteratur erhält die Bibliothek z. T. im Tausch für die von ihr herausgegebene Zeitschrift Communicationes de Historia Artis Medicinae und als Rezensionsexemplare.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 58.000 Titeln sind neben 15 Inkunabeln 700 Titel aus dem 16. Jh vorhanden, 1800 Titel aus dem 17. Jh, ca. 6000 aus dem 18. Jh und eine noch nicht erfaßte größere Anzahl aus dem 19. Jh.

2.2 Die sprachliche Gliederung des Bestandes kann nur annäherungsweise angegeben werden. Auf Latein entfallen ca. 60 Prozent der Alten Drucke (bis 1800), auf Deutsch 20 Prozent und auf weitere Sprachen ebenfalls 20 Prozent. Für den Bestand aus dem 19. Jh verändert sich dieses Verhältnis zugunsten der ungarischen und deutschen Werke. Bei den Zeitschriften (ca. 20.000 Bde) erreicht die Zahl der deutschsprachigen fast den Prozentsatz der ungarischen. Unter den älteren Titeln sind vereinzelt italienische, französische, altgriechische und englische. Die modernen medizinischen und wissenschaftlichen Zeitschriften des 20. Jhs liegen größtenteils in Deutsch oder Englisch vor.

Systematische Übersicht

2.3 Die bestehende Fachordnung wurde bei der Einarbeitung der Titel nicht immer konsequent angewandt. Die Sachkataloge bieten dennoch einen guten Überblick und ermöglichen die Orientierung. Die wichtigsten Fachgruppen entsprechen den medizinischen Fächern und weisen jeweils bedeutende historische Bestände auf.

2.4 Die Klassiker der Medizinwissenschaft des Altertums und des Mittelalters (meistens Sammelausgaben) können keinem speziellen Fach zugeordnet werden. Die bedeutendste deutschsprachige Ausgabe ist Hippokrates' Opera omnia (Basel 1549). In Basel wurde 1549 auch Opera omnia von Claudius Galenus gedruckt. Erwähnenswert sind von den Autoren des Altertums auch Caelius Aurelianus' Tardarum passionum libri V (Basel 1529) und Dioscorides Pedacius' De medicinali materia libri V (Köln 1529). Unter den hervorragenden mittelalterlichen naturwissenschaftlichen und medizinischen Werken finden sich z. B. Albertus Magnus' Sechs Bücher (Frankfurt 1581), Arnoldus de Villanovas Conservandae sanitatis praecepta (Frankfurt 1599), Scholae Salernianae opusculum (Frankfurt 1553), Moses Maimonides' Tractatus Rabbi Moysi de regimine sanitatis (Augsburg 1518) und Raimundus Lullus' De secretis naturae (Augsburg 1518). Auch Werke von Aulus Cornelius Celsus und Avicenna sind vorhanden.

2.5 Die erste größere Gruppe entsprechend der Fachordnung bilden Werke der Anatomie mit ca. 3000 Titeln aus dem 15. bis 20. Jh. Sie ist nicht auf Vollständigkeit angelegt, jedoch sind die wichtigen Werke des In- und Auslandes vorhanden, darunter Andreas Vesalius' Anatomia deutsch (Nürnberg 1551) in der Fabricius-Ausgabe, Caspar Bauhinus, Theatrum anatomicum (Frankfurt a. M. 1605), Bartholinus Eustachius, Tabulae anatomicae (Rom 1728), Giovanni Baptista Morgagni, Adversaria anatomiae omnia (Leiden 1740-1741) und William Smellie, Tabulae anatomicae ... Sammlung anatomischer Tafeln (Nürnberg 1758).

2.6 Zur Inneren Medizin mit ihren sämtlichen Teilgebieten wurden ca. 5000 Titel gezählt. Neben den Beschreibungen der Krankheiten sind auch Werke zur Therapie sowie zu den wichtigsten Medikamenten und Instrumenten vorhanden. Es handelt sich um eine weitgehend vollständige Sammlung der ungarischen und ausländischen Fachliteratur, die einen guten Überblick über die Geschichte des Faches ermöglicht. Nur bei den Lehrbüchern des 20. Jhs sind Lücken vorhanden. Der Bestand thält u. a. Gabriel Fallopius, Opera (Frankfurt 1584), Johannes Fernelius, Universa medicina (Frankfurt 1575), Thomas Jordanus, Pestis phaenomena (Frankfurt 1576), Aemilius Campolongus, Nova cognoscendi morbos methodus (Wittenberg 1601), Andreas Gallus, De peste (Frankfurt 1606), Gregorius Horstius, Bericht von der hitzigen Krankheit (Ulm 1633), Hermann Boerhaave, Institutiones medicae (Nürnberg 1756), Leopold Auenbrugger, Experimente (Wien 1761), Edward Jenner, Untersuchungen über die Ursachen der Kuhpocken (Hannover 1799) und Joseph Skoda, Abhandlungen über Perkussion und Auskultation (Wien 1839).

2.7 Die Sammlung zur Chirurgie umfaßt ca. 8000 Titel, die sich zum größeren Teil aus historischer Literatur, zum kleineren Teil aus Lehrbüchern des 20. Jhs zusammensetzen. Auch die Kriegschirurgie wurde hier eingereiht. Erwähnenswert sind Johann Gersdorff, Feldtbuch der Wundartzney (Straßburg 1517), Paracelsus, Chirurgia magna (Basel 1589-1591), Johann Agricola, Chirurgia parva (Nürnberg 1643), Johannes Jessenius, Anweisung zur Wund-Arzney (Nürnberg 1674), Laurentius Heister, Chirurgie (Nürnberg 1752) und Albrecht von Haller, Chirurgische Disputationen (Leipzig 1777). Einen Schwerpunkt bilden Titel des 19. Jhs, die Operationsverfahren und die dazu nötigen Instrumente darstellen, u. a. Theodor Billroths Die allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie (Berlin 1863).

2.8 Mit ca. 3000 Titeln, vor allem des 19. Jhs, sind Gynäkologie und Geburtshilfe vertreten. Das Fach enthält ferner Literatur zur Hebammenkunst (u. a. Jacob Ruef, Hebammenbuch, Frankfurt a. M. 1580) und Verordnungen zum Gesundheitswesen. Im Mittelpunkt stehen die Werke, Polemiken und Kontroversen von Ignác Semmelweis (1818-1865), Professor der Geburtshilfe in Pest ab 1855, der die Gynäkologie im 19. Jh durch prophylaktische Maßnahmen modernisierte; darunter sind Die Aetiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers (Pest und Wien 1861) und Zwei offene Briefe (Pest 1861).

2.9 Der relativ umfangreiche Bestand zur Physiologie umfaßt ca. 5000 Titel. Hervorzuheben sind Albrecht von Haller, Elementa physiologiae (Lausanne 1757-1761) und Grundriss der Physiologie (Berlin 1784), Emil Du Bois-Reymond, Untersuchungen über thierische Elektrizität (Berlin 1848), Claude Bernhard, Leçons sur les propriétés physiologiques et les altérations pathologiques des liquides de l'organisme (Paris 1859) sowie Mihály Ignác Lenhossék, Physiologia medicinalis (Pest 1816-1818). Auch Werke weiterer bedeutender Physiologen liegen vor, u. a. von Hermann von Helmholtz und Johannes Purkinje.

2.10 Auch die Gruppe Pathologie ist mit ca. 5000 Titeln umfangreich. Hierher gehören Albrecht von Haller, Opuscula pathologica (Venedig 1756), Franciscus Joel, Operum medicorum tomus quintus (Rostock 1629) und Rudolf Virchow, Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie (Erlangen 1855-1865).

2.11 Die aus der Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten stammende Sammlung zur Venerologie bildet mit ca. 3000 Titeln eine wertvolle geschlossene Einheit innerhalb des historischen Bestandes. Außer einigen Inkunabeln und Werken von Joannes Almenar, Gabriel Fallopius sowie Hieronymus Fracastorius sind vorhanden Ulrich von Hutten, De guaiaci medicina et morbo Gallico liber unus (Mainz 1519) und Paracelsus, Von der frantzösischen Kranckheit drey Bücher (Nürnberg 1552).

2.12 Eine selbständige Einheit bildet auch die Sammlung zum Morbus Hungaricus. Diese typhusartige Infektion, die besonders unter den Soldaten der westeuropäischen Heere ihre Opfer fand, wurde auch in der ausländischen Fachliteratur intensiv behandelt. Beispiele sind Samuel Spielenberger, Theses de morbo Hungarico (Basel 1597), Martin Rulandus, De morbo Ungarico (Leipzig 1610), Johannes Oberndorfer, Descriptio morbi ungarici, das ist: wahrhafftige und eigendliche Erklärung der genanten ungarischen Krankheit (Frankfurt a. M. 1620), Johannes Georgius Landbeck, Disputatio medica ...de morbo hungarico (o. O. 1677), Georg Ernst Stahl, Problemata practica febrium pathologiae et therapiae (Halle und Magdeburg 1722) und József Csapó, De febre hungarica (Basel 1795).

2.13 Unter Medizinische Polizei wurden Schriften zum öffentlichen Gesundheitswesen eingeordnet (ca. 3000 Titel). Zu den Epidemien und Volkskrankheiten finden sich hier Gesetze und Verordnungen des 18. Jhs, z. B. Quarantänemaßnahmen für Mensch und Tier. Ferner ist hier Literatur über die Erforschung gefährlicher Krankheiten sowie über Maßnahmen zur Eindämmung der Volkskrankheiten, wie Impfungen, Isolation von Kranken u. a. eingestellt. Die vorhandene Literatur gibt einen guten Einblick in den Entwicklungsstand des Gesundheitswesens der einzelnen Länder Europas. Erwähnenswerte Einzeltitel sind Peter Franke, System einer vollständigen medicinischen Policey (Mannheim u. a. 1779-1819) und Karl Otto Moller, Consilium medicum wie man sich vor der Pest praeserviren soll (Preßburg 1739).

2.14 Zur Volksmedizin wurden ca. 1000 Titel gesammelt. Sie war in Ungarn besonders stark verbreitet, da man aufgrund des Ärztemangels auf Selbstbehandlung oder die Hilfe von nicht medizinisch geschulten Heilern angewiesen war. Deren Wissen und Erfahrungen wurden auch schriftlich festgehalten und publiziert. Heute hat sich der Sammelbereich neben der Literatur über Heilmethoden auf Elemente des Volksglaubens und Volksbräuche erweitert. Hinzu kommen zu Magie und Okkultismus ca. 1500 Titel aus dem 16. bis 19. Jh, z. B. Johannes Baptista Porta, Magiae naturalis libri V (Köln 1562) und Petrus Amelungius, Tractatus nobilis secundus (Leipzig 1608).

2.15 Der umfangreiche Bestand zur Pharmakologie und Pharmazie (ca. 7000 Titel) setzt sich zusammen aus historischen Werken zur Materia medica, d. h. zu den pflanzlichen, tierischen und mineralogischen Bestandteilen der Heilmittel, ferner aus Pharmakopöen und Dispensatorien, z. B. Quintus Apollinaris, Handtbüchlein vieler Arztneyen (Frankfurt 1561), Hieronymus Mercurialis, De venenis (Frankfurt 1584), Johannes Wittich, Newes Artzneybuch (Leipzig 1598), Joannes David Ruland, Pharmacopoea nova (Nürnberg 1644) und Hieronymus Brunschwig, Das nüwe distilier bouch (Straßburg 1528).

2.16 Zur Balneologie sind ca. 5000 Titel vorhanden. Der große Umfang der Sammlung ist in der Existenz zahlreicher Heilquellen und Heilwässer im historischen Ungarn begründet. Die ersten Darstellungen stammen aus dem 16. Jh und beschreiben die Heilquellen Siebenbürgens und Oberungarns. Als eines der frühesten Werke zur ungarischen Balneologie findet sich hier Georg Werner, De admirandis Hungariae aquis hypomnemation (Wien 1561).

2.17 Die Gruppe Naturwissenschaften beinhaltet vor allem Werke der Mathematik, Physik, Chemie und Botanik (ca. 7500 Titel). Den Schwerpunkt bildet die Botanik mit Kräuterbüchern aus Ungarn und anderen Ländern Europas. Hervorzuheben sind Hieronymus Bock, Kreutterbuch (Straßburg 1580), Petrus Andreas Matthiolus, Kreutterbuch (Frankfurt 1586), Adam Lonicerus, Kräuterbuch (Frankfurt 1593) und Jacobus Theodorus Tabernaemontanus, New vollkommentlich Kreuterbuch (Frankfurt 1625). In der chemischen Literatur sind als frühe Werke der Alchimie erwähnenswert Roger Bacons Speculum alchemiae (Nürnberg 1541) und Von der Medicin und Artzney oder Tinctur des Antimonnii (Leipzig 1611) sowie Hermes Trismegistus' Tabula smaragdina de alchemia (Nürnberg 1541). Zur Zoologie liegt Georges Louis Leclerc Buffons Naturgeschichte der Vögel (Brünn 1788) vor.

2.18 Im Hungarica-Bestand aus dem 16. und 17. Jh sind auch ungarische Autoren medizinischer Werke gut vertreten (schätzungsweise 1500 Titel); viele davon wurden im deutschen Sprachgebiet veröffentlicht. Einer der bedeutendsten ungarischen Wissenschaftler des 16. Jhs war János Zsámboki (Sambucus), Professor an der Universität Bologna und Hofarzt in Wien. Von seinen 44 Werken liegen die wichtigsten vor, z. B. Emblemata (Antwerpen 1564). Von Sambucus herausgegeben wurden Petrus Ransanus' Epitome rerum Ungaricarum (Wien 1558) und Antonio Bonfinis Symposion trimeron (Basel 1572). Péter Juhász (Melius) war eine führende Persönlichkeit der ungarischen Reformation und verfaßte neben seinen religiösen Werken und Streitschriften auch ein Herbarium auf der Grundlage der Arbeiten von Galen, Plinius und Lonicerus, das 1578 in Klausenburg von Gáspár Heltai gedruckt wurde. Zu nennen sind ferner Thomas Jordán, Pestis phenomena (Frankfurt 1576), Joannes Jeszensky, Nova cognoscendi morbos methodus (Wittenberg 1601), János Lippay, Posoni kert (Tyrnau 1664) mit den beigebundenen Werken Veteményes kert und Gyümölcsos kert (Wien 1667) desselben Verfassers sowie Joannes Webers Ianus bifrons. Medizin-politischer Spiegel (Leutschau 1662). Ferenc Pápai Páriz' Pax corporis (Klausenburg 1690) liegt in mehreren Ausgaben vor. György Felvinczis De conservanda bona valetudine (Leutschau 1650) ist eine ungarische Übersetzung des Werkes über die medizinische Schule von Salerno. Viele Werke der Professoren an den ungarischen Universitäten sind im 18. bis 19. Jh in Wien in deutscher oder lateinischer Sprache erschienen, z. B. Joseph Jakob Plenck, Anfangsgründe der Geburtshilfe (Wien 1768), Joseph Jakob Winterl, De metallis dubiis (Wien 1770) und Mihály Ignác Lenhossék, Darstellungen des menschlichen Gemüths (Wien 1824-1825).

2.19 Der Zeitschriftenbestand umfaßt über 20.000 Bde (bis 1945). Darunter finden sich sowohl Publikationen zur Medizingeschichte als auch zum aktuellen Stand der Wissenschaft. Die ältesten Titel stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs und aus dem deutschen Sprachgebiet. Hervorzuheben sind die Acta Eruditorum (Leipzig 1683-1687) und die Acta Helvetica Physico-Mathematico-Anatomico-Botanico-Medico (Basel 1751-1772) sowie das Giornale di Medicina (Venedig 1764-1765). Aus dem 18. und beginnenden 19. Jh stammen ferner Der Arzt (Wien und Leipzig 1778), die Ephemerides Meteorologica Medicinae (Wien 1794), das Journal der Pharmacie für Aerzte, Apotheker und Chemisten (Leipzig 1795-1806), das Archiv für Physiologie (Halle 1796-1829), das Journal für die Chirurgie, Geburtshülfe und Gerichtliche Arzneykunde (Jena 1797-1804), die Medizinisch Chirurgische Zeitung (Salzburg und Innsbruck 1790-1849), das Journal der Practischen Arzneykunde und Wundarzneykunde (Jena 1795-1844) und die Bibliothek der Practischen Heilkunde (Jena 1790-1843).

2.20 Im Laufe des 19. Jhs nahm die Zahl der medizinischen Zeitschriften infolge der Spezialisierungen innerhalb des Faches stark zu. Bemerkenswert sind die europäischen medizinischen Wochenschriften, die z. T. auch heute noch erscheinen, darunter die Wiener Medizinische Wochenschrift (1851-1944), die Münchener Medizinische Wochenschrift (1854-1944), die Deutsche Medizinische Wochenschrift (Stuttgart 1854-1944), das British Journal (1878-1949) sowie das Archiv für Pathologische Anatomie und Physiologie und für Klinische Medizin (heute Virchows Archiv, Berlin 1847-1931). Hinzu kommen das Archiv für die Homöopathische Heilkunst (Leipzig 1822-1937), die Allgemeine Homöopathische Zeitung (Leipzig 1822-1939), die Österreichische Zeitschrift für Homöopathie (Wien 1844-1863), Hasonszenvi Közlöny [Homöopathisches Mitteilungsblatt, Eger 1864-1865] und seine Fortsetzung Hasonszenvi Lapok [Homöopathische Blätter, Pest 1866-1876] sowie Homöopathia (Budapest 1895-1898).

2.21 Die erste ungarische medizinische Zeitschrift, Orvosi Tár (Pest 1831-1849), liegt als vollständige Serie vor. Orvosi Hetilap [Medizinische Wochenschrift, Pest 1857 ff.] war das erste Wochenblatt; es erscheint auch heute noch. Als Beilage erschien u. a. der von Ignác Semmelweis redigierte Titel No- és Gyermekgyógyászat [Frauen- und Kinderheilkunde] 1864 bis 1865. Medizinhistorisch besonders interessant sind die Magyar Orvosok és Természetvizsgálók ...vándorgyulésének munkálatai [Arbeiten der Wandertagungen der ungarischen Ärzte und Naturwissenschaftler; Budapest 1841-1912, 1934] und die Städtemonographien, die über die Tagungsorte der Konferenzen herausgegeben wurden. Die Zeitschrift für Natur und Heilkunde in Ungarn (Pest 1851-1860) und die Medizinisch-Chirurgische Presse (Pest, später Budapest 1865-1916) waren bei den deutschsprachigen Ärzten in Ungarn sehr beliebt.

Sondersammlungen

2.22 Die Sammlung wertvoller Drucke umfaßt Handschriften, Inkunabeln, seltene Drucke zwischen 1500 und 1600 und ungarische Alte Drucke bis 1800 (insgesamt ca. 1000 Titel). Darüber hinaus finden sich hier Veröffentlichungen berühmter Druckereien, illustrierte Werke, wertvolle Einbände und Bücher aus dem Besitz bekannter Sammler. Von den 15 Inkunabeln sind 2 deutschsprachig, 9 erschienen im deutschen Sprachgebiet. Zu diesen gehören die Versehung von Leib, Seele, Ehre und Gott (Nürnberg 1489), eine anonym erschienene populär-medizinische Arbeit, Hieronymus Brunschwigs Chirurgia (Augsburg 1497), Conradus Schelligs In pustulas malas morbum quem malum de Francia vulgus appellat consilium (Heidelberg 1490), Joseph Grünbecks Tractatus de pestilentiali Scorra, sive mala de Franzos (Nürnberg 1496-1497), eine Schrift, die auch in deutscher Sprache herausgegeben wurde, Johann Widmans Tractatus de pustulis (Straßburg 1497) und Osualdus de Lascos Sermones dominicales Biga salutis intitulati (Hagenau 1498). Zwei Inkunabeln sind Dokumente einer interessanten medizinischen Diskussion. Der Rektor der Leipziger Universität, Simon Pistoris, bezog mit seiner Schrift Declaratio defensiva cuiudam positionis de malo franco (Leipzig 1500) Position gegen die These des sächsischen Hofarztes Martin Pollich, der den Morbus Gallicus als Seuche bezeichnete. In diese Kontroverse griff auch Johannes Manardus mit seinem Werk Opus de erroribus Simonis Pistoris circa morbum gallicum (Nürnberg 1500) ein.

2.23 Die Sammlung medizinischer Dissertationen (ca. 6000 Titel) enthält außer ungarischen Inauguraldissertationen auch viele von ungarischen Medizinstudenten an ausländischen Universitäten eingereichte Thesen. Die älteste stammt von Samuel Spielenberger aus dem Jahr 1597 und wurde in Basel gedruckt (s. o. 2.12 ). Eine sprachliche Gliederung wurde bisher nicht vorgenommen, der Bestand ist jedoch überwiegend lateinisch, z. B. István Király, De genuino et simplicissimo doloris podagrici remedio (Halle 1697). Nur wenige Titel sind in deutscher oder ungarischer Sprache verfaßt.

2.24 Die Sonderdrucke (über 10.000 Titel) weisen dieselbe inhaltliche Zusammensetzung auf wie die neuere medizingeschichtliche Fachliteratur.

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Alphabetischer Grundkatalog

Bestandskatalog

Sachkatalog

Schlagwortkatalog

[Ergebnis der Aufgliederung des historischen Bestandes in medizinische, pharmazeutische und wissenschaftshistorische Werke]

Zeitschriftenkatalog

[alphabetisch und nach Fächern geordnet]

[alle Kataloge in Zettelform]

3.2 Sonderkataloge

Sammlung wertvoller Drucke:

Verfasserkatalog

Chronologischer Katalog

[nach Erscheinungsjahren geordnet]

Katalog der Druckorte und Drucker

Sonderdrucke:

Verfasser- und Sachkatalog

Dissertationen:

Verfasserkatalog

Ungarische Alte Drucke:

Verfasserkatalog

[alle Kataloge in Zettelform]

Außer diesen Katalogen wurden ausführliche Beschreibungen von den einzelnen Bänden der Rara-Sammlung sowie vom Bestand des 17. Jhs verfertigt. Sie enthalten bibliographische Angaben, Umstände der Ausgaben, Drucker, Graveure, Verfasser und Vorbesitzer. Darüber hinaus finden sich auch Informationen zum Erhaltungszustand, zum Einband, zu Eintragungen und Exlibris.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Im Semmelweis-Archiv für Geschichte der Medizin (H-1013 Budapest, Apród u. 1-3, Geburtshaus von Semmelweis) befinden sich Schriften und Übernahmeprotokolle ab 1951, die sich auf das Institut beziehen und für die Forschung von Bedeutung sind.

4.2 Darstellungen

Antall, József; Harkó, Viola R.: A Semmelweis Múzeum és Könyvtár rövid ismertetése, kialakulásának története [Kurze Beschreibung der Entwicklung des Semmelweis-Museums und der Entstehungsgeschichte der Bibliothek für Geschichte der Medizin]. In: Orvosi Könyvtáros [Medizinischer Bibliothekar] 11 (1971) S. 3-16

Communicationes de Historia Artis Medicinae, Suppl. 5 (1972) und Suppl. 13-14 (1984)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Buzinkay, Géza: XV-XVIII. századi ritkaságok a Semmelweis Órvostörténeti Könyvtárban [Rara des 15. bis 18. Jhs in der Semmelweis-Bibliothek für Geschichte der Medizin]. In: Magyar Könyvszemle [Ungarische Bücherschau] 89 (1973) S. 395-397

Csanád, Vilmos; Némethy, Ferenc: Semmelweis széljegyzetei a Neue Zeitschrift für Geburtskunde c. folyóirat köteteiben [Randbemerkungen von Semmelweis in den Bänden der Neuen Zeitschrift für Geburtskunde]. In: Communicationes de Historia Artis Medicinae 81 (1977) S. 123, 133

Harkó, Viola R.; Vida, Tivadar: Jelentos régi orvosi muvek a Semmelweis Orvostörténeti Múzeum Könyvtárában [Bedeutende alte medizinische Werke in der Bibliothek des Semmelweis-Museums für Geschichte der Medizin]. In: Orvosi Könyvtáros [Medizinischer Bibliothekar] 8 (1968) S. 129-157

Pajorin, Klára T.: A Semmelweis Orvostörténeti Könyvtár Ritkasággyujteménye [Die Rarasammlung der Semmelweis-Bibliothek für Geschichte der Medizin]. In: Communicationes de Historia Artis Medicinae 78/79 (1976) S. 111-137

Palla, Ákos: A Biga Salutis címu osnyomtatvány orvostörténeti vonatkozásai [Die medizinhistorische Bedeutung der Inkunabel Biga Salutis]. In: Orvosi Hetilap [Medizinische Wochenschrift] 95 (1954) S. 819-821

Stand: Dezember 1994

Károly Kapronczay

und Mitarbeiter


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.