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Senckenbergisches Institut für Geschichte der Medizin

Adresse. Theodor-Stern-Kai 7, 6000 Frankfurt (Main) [Karte]
Telefon. (069) 5671 und 5662
Bibliothekssigel. <F 60>

Unterhaltsträger. Land Hessen
Funktion. Öffentlich zugängliche Fachbereichsbibliothek. Sammelgebiet. Geschichte der Medizin.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag und Freitag 9-15 Uhr; Mittwoch 12-18 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Straßenbahnverbindung vom Hauptbahnhof (Linien 19, 21) bis Haltestelle Universitätsklinikum.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Fach Geschichte der Medizin wurde an der Universität Frankfurt seit 1917 von dem Frankfurter Internisten, Medizintheoretiker und Medizinhistoriker Richard Koch (1882-1949) vertreten. Im Jahre 1927 gelang es ihm, ein eigenes Seminar für Geschichte der Medizin zu gründen. Koch wurde 1933 von den Nationalsozialisten entlassen, 1936 mußte er emigrieren. Das Seminar wurde aufgehoben, die Bibliothek blieb erhalten. Im November 1938 stiftete die Dr. Senckenbergische Stiftung aus Anlaß ihres 175jährigen Bestehens ein neues Universitätsinstitut, das Senckenbergische Institut für Geschichte der Medizin.

1.2 Die Institutsbibliothek bestand zunächst aus den Beständen des ehemaligen Seminars, darunter dem von Richard Koch erworbenen Teil der Bibliothek des Berliner Dermatologen und Medizinhistorikers Iwan Bloch (1872-1922). Die Senckenbergische Administration konnte als damaliger Träger des neuen Instituts zur Eröffnung den Nachlaß des Sozialhygienikers Alfons Fischer (1873-1936) ankaufen. Später kamen die Bibliothek des Frankfurter Arztes Wilhelm Kallmorgen (1865-1936) hinzu, dann eine Anzahl alter Zeitschriften aus der Bibliothek des Medizinalkollegiums in Magdeburg und der Ärztebibliothek in Stralsund und schließlich wesentliche Teile der medizinischen Abteilung der Fürstlich Stolberg-Wernigerodeschen Bibliothek. Der Darmstädter Fabrikdirektor Wilhelm Köhler stiftete dem Institut umfangreiche medizinische Bücherbestände aus Familienbesitz. Aus dem Nachlaß des Pathologen und Medizinhistorikers Edgar Goldscdt (1881-1957) konnte eine Sammlung von Sonderdrucken angeschafft werden. Weiter erhielt die Bibliothek aus Gießen eine Sammlung von 56 lfd. Metern anatomischer Tafelwerke und seltener alter Bücher des Anatomen Ferdinand Wagenseil (1887-1967).

1.3 Das Institut wurde im Zuge der Universitätsreform 1962 in eine wissenschaftliche Betriebseinheit umgewandelt, die den Namen Senckenbergisches Institut für Geschichte der Medizin erhielt. Nachdem es in der Nachkriegszeit mehrmals umziehen mußte, befindet es sich jetzt innerhalb des Klinikgeländes der Frankfurter Universität im gleichen Gebäude wie die Medizinische Hauptbibliothek des Klinikums.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand umfaßt ca. 50.000 Einheiten, darunter 41 laufende Zeitschriften, 30 medizinhistorische Reihen und Serien. Der historische Bestand zählt ca. 3200 Titel, in Bdn zwei- bis dreimal soviel. Außer einer Inkunabel (Regimen sanitatis salernitanum, Straßburg 1491) sind es 174 Titel aus dem 16. Jh, 579 Titel aus dem 17. Jh, 778 Titel aus dem 18. Jh und 1669 Titel aus dem 19. Jh. Sprachlich gliedert sich der Bestand in 1161 lateinische, 1911 deutsche, 133 französische, 22 italienische und 38 englische Titel sowie einige in anderen Sprachen. Systematische Übersicht

2.2 Der Bestand ist in rund 40 systematische Abteilungen gegliedert, deren historischer Anteil unterschiedlich ist. So finden sich ca. 900 Titel in einer allgemeinen Abteilung Gesamtmedizin. Diese Abteilung umfaßt Bibliographien und Kataloge wie Johann Georg Schencks Biblia iatrica sive bibliotheca macta (Frankfurt 1609), De scriptis medicis des Johann Antonides van der Linden (Amsterdam 1651) und Albrecht von Hallers vierbändige Ausgabe der Bibliotheca medicinae practicae (Bern 1777-1788) sowie Wilhelm Gottfried Plouquets Initia bibliothecae medico-practicae et chirurgicae (Tübingen 1794-1803). Außer medizinischen Hand- und Lehrbüchern, Gesamtdarstellungen zu einzelnen Epochen der Medizin sowie Sammel- und Einzelbiographien berühmter Ärzte und Naturwissenschaftler befinden sich in dieser Abteilung eine große Anzahl biographischer Lexika wie die Bibliotheca realis medica des Martin Lipenius (Frankfurt und Leipzig 1679) und die vierbändige Folio-Ausgabe des Johann Jakob Manget, Bibliotheca scriptorum medicorum (Genf 1731). Die Abteilung Pharmakologie und Pharmazie enthält ca. 170 historische Titel, darunter De medicinali materia von Pedanius Dioscorides (Frankfurt 1549) und das Florilegium Hippocrateo Galeno-chymicum novum (Leipzig 1645) von Philipp Gerhard Grueling. Gironimo Mercurialis De compositione medicamentorum tractatus ist mit einer Ausgabe (Frankfurt 1591) vertreten. Bemerkenswert ist eine größere Zahl deutscher Pharmakopöen des 16. bis 18. Jhs, z. B. Oswald Gaebelkhouers Arzneybuch (Tübingen 1594).

2.3 In der Gruppe Geburtshilfe (56 Titel) findet sich das früheste italienische Lehrbuch von Geronimo Scipione Mercurio in der deutschen Übersetzung von Gottfried Welsch: Kindermutter- oder Hebammenbuch (Wittenberg 1671). Eine Abteilung mit 42 historischen Titeln ist dem Chirurgen Ambroise Paré (1517-1590) gewidmet. Zu einer anderen kleinen Sonderabteilung gehört Karl Heinrich Baumgaertners Krankenphysiognomik (Stuttgart 1842) mit handkolorierten Kupfertafeln.

2.4 Gesondert aufgestellt sind ca. 200 Tafelwerke, überwiegend aus dem 18. und 19. Jh, darunter Leonardo da Vincis Quaderni d'anatomia, 6 Bde (Faksimile; Christiania 1911-1916). Erwähnenswert, wenn auch jüngeren Datums, sind eine Reihe von Atlanten zur pathologischen Anatomie, zu Krankheiten des Uterus und illustrierte Abhandlungen über Steinoperationen, z. T. in Übersetzungen aus dem Französischen. Als Autoren sind Johann Friedrich H. Albers, Ludwig Choulant, Guillaume Dupuytren und Robert Froriep zu nennen. Sondersammlungen

2.5 Die Sammlungen Wagenseil und Stolberg-Wernigerode umfassen zusammen ca. 1500 Titel. Die anatomiegeschichtliche Sammlung Wagenseil enthält z. B. die Levelingsche Vesal-Ausgabe (Ingolstadt 1783), die Opera omnia anatomica et physiologica von Hieronymus Fabricius ab Aquapendente (1738) und die Anatomia von Giovanni Valverde (Venedig 1586). Eine Rarität ist eine anatomische Wandtafel aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs, vermutlich ein Unterrichtsmittel von Chirurgenschülern oder Studenten aus der Zeit. Zu dieser Gruppe anatomischer Darstellungen gehören auch das Compendium anatomicum von Lorenz Heister (Nürnberg 1741) und die Tabulae anatomicae von Johann Adam Kulmus (Amsterdam 1744); ferner das Museum anatomicum von Abraham Vater (Helmstedt 1750) und die deutsche Ausgabe der Anatomia von Thomas Bartholinus (Nürnberg 1677).

2.6 Typische Beispiele aus der umfangreichen Gruppe Chirurgie sind Lorenz Heisters Institutiones chirurgicae (Amsterdam 1739) und Rare und wunderbare Chyrurgisch- und Geneeßkünstige Anmerckungen von Job Janszoon van Meekren (Nürnberg 1675) mit der ersten Mitteilung über eine Knochentransplantation. In der Sammlung Stolberg-Wernigerode, die zahlreiche chirurgische Titel des 17. und 18. Jhs umfaßt, befinden sich 60 Bde mit ca. 2000 lateinischen Dissertationen des 18. Jhs. Ferner sind 24 Bde der Miscellanea curiosa medico-physica der Leopoldina (Frankfurt und Leipzig 1670-1706) vorhanden.

2.7 Die Bestände des Nachlasses Alfons Fischer, überwiegend hygienischen und medizinisch-topographischen Inhalts, sind in den allgemeinen Bestand integriert, eine umfangreiche Sonderdrucksammlung ist separat aufgestellt. Gleiches gilt für die Francofurtensien aus der Sammlung Wilhelm Kallmorgen. Hier handelt es sich überwiegend um Titel zum Gesundheitswesen der Stadt Frankfurt (17. bis 19. Jh) und zur Geschichte einzelner Vereine Frankfurts. Als Beispiel seien genannt: Die Medizinalordnung der Stadt Frankfurt aus dem Jahre 1687 sowie die Gründliche Abhandlung von dem Gehalt und den Eigenschaften der gemeinen Wassern ... in der Stadt Franckfurt am Mayn (Frankfurt 1748).

2.8 Bei den Periodica ist eine gesonderte Auszählung nicht erfolgt. Erwähnenswert sind mehrere Zeitschriften des 18. und 19. Jhs, z. B. Hufelands Journal der practischen Arzneykunde (1795-1844), Schmidt's Jahrbücher der in- und ausländischen Medicin (1834/40-1907) und Cannstatt's Jahresberichte (1851-1876). Überdies liegen die Encyclopädie von Johann Georg Krünitz (1782-1800) und das Encyclopädische Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften der Berliner Fakultät (1828-1849) vor.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [nach PI]

Systematischer Katalog [gleichzeitig Standortkatalog]

Schlagwortkatalog

Bildkartei

Biographischer Katalog

Die Bestände sind weder im Hessischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Artelt, Walter: Eröffnung des Senckenbergischen Instituts für Geschichte der Medizin an der Universität Frankfurt a. M. In: Mitteilungen zur Geschichte der Medizin, Naturwissenschaften und der Technik 38 (1939) S. 352

Artelt, Walter; Raue, Ingeborg (Hrsg.): Dreißig Jahre Senckenbergisches Institut für Geschichte der Medizin der Universität Frankfurt am Main 1938-1968. Frankfurt am Main 1968

Preiser, Gert; Raue-Winkelmann, Ingeborg (Hrsg.): Fünfzig Jahre Senckenbergisches Institut für Geschichte der Medizin 1938-1988. Bericht und Bibliographie. Hildesheim 1988 (Frankfurter Beiträge zur Gesch., Theorie und Ethik der Medizin. Sonderheft 1)

Stand: Mai 1991

Ingeborg Raue-Winkelmann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.