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Fachbibliothek für Slawistik an der Universität Graz

Adresse. Merangasse 70 (Universitätszentrum Wall-Gebäude), 8010 Graz [Karte]
Telefon. (0316) 380-2527
Telefax. (0316) 380-3621
Bibliothekssigel. <UBG-GSL>

Unterhaltsträger. Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Universitätsbibliothek Graz
Funktion. Öffentlich zugängliche Fachbibliothek.
Sammelgebiete. Allgemeine sprach- und literaturwissenschaftliche Literatur zu allen slawischen Sprachen (Schwerpunkte: Russisch, Serbokroatisch, Slowenisch), ferner Balkanistik, Byzantinistik und Belletristik.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-16.30 Uhr, Freitag 9-13 Uhr. - Leihverkehr: ÖLV, internat. Leihverkehr über UB Graz.
Technische Einrichtungen für Benützer. 2 Kopiergeräte, Mikrofiche-Lesegerät, OPAC.
Hinweise für anreisende Benützer. Straßenbahnlinie 3 bis Station Herz-Jesu-Kirche oder Autobuslinie 63 ab Hauptbahnhof bis Station Nibelungengasse. - Wenige Parkplätze vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Graz ist traditionell ein Bildungszentrum für die östlichen Nachbarstaaten, aber auch Verlagszentrum für die Drucke des slawischen Raums. An der Jesuitenuniversität in Graz erhielten im 16. und 17. Jh viele Zöglinge aus dem Osten ihre Ausbildung. Bereits 1780 erwog die Regierung die Einführung des slowenischen Sprachunterrichts, vornehmlich für Theologen und Juristen. Aber erst 1811 wurde provisorisch ein Lehrer bestellt, eine eigene Lehrkanzel für slawische Philologie 1870 eingerichtet. Gregor Krek (1840-1905), ab 1867 Privatdozent für slawische Sprachen und Literatur, erhielt zunächst die außerordentliche Professur, ab 1874 fungierte er als ordentlicher Professor. 1872 wurde auch ein Seminar für Slawistik gegründet, dessen Schwerpunkt auf dem Slowenischen lag. 1896 schuf man zusätzlich eine außerordentliche Professur für Slowenische Sprache und Literatur, die aber nach dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie wieder eingezogen wurde.

1.2 Gleichzeitig mit der Einrichtung des Lehrstuhls erfolgte auch die Anlage einer Bibliothek. Die Inventarbücher belegen Buchbestände ab dem Jahr 1871, deren Anzahl durch Ankäufe, Schenkungen und Nachlässe kontinuierlich erweitert wurde. 1914/1915 verzeichnet das Inventar einen Zuwachs von 378 Nummern, hauptsächlich serbokroatische Literatur aus dem Nachlaß eines Gott. Kranjc, dessen Beziehungen zum Institut für Slawistik nicht näher festgestellt werden konnten. Aus einem russischen Kriegsgefangenenlager kamen 1925 ca. 60 Bde russischer Literatur an die Bibliothek. Die derzeit noch gültige Sachgruppenordnung legte Prof. Matthias Murko - von 1902 bis 1917 an der Karl-Franzens-Universität in Graz tätig - an. Zu dieser Zeit wurde auch eine Umsignierung der Bestände durchgeführt. In den zwanziger Jahren des 20. Jhs gab es nur geringe Zuwächse an Büchern (lediglich Reihenwerke und Periodika erfuhren Fortsetzung), da aufgrund der schlechten Wirtschaftslage und der geänderten politischen Verhältnisse die Anzahl der Studenten abnahm.

1.3 Den Zweiten Weltkrieg überstanden Institut und Bibliothek unbeschadet. Gegen Ende des Krieges erhielt das Institut eine Lieferung von ca. 1000 Bdn, hauptsächlich polnische, aber auch ukrainische Literatur sowie einige wissenschaftliche Werke, deren Herkunft ungeklärt blieb. Auch der Teilnachlaß Prof. Josef Matls (1897-1974), der die Grazer Lehrkanzel von 1948 bis 1964 innehatte, gelangte an das Institut. Er bestand im wesentlichen aus seiner Separata-Sammlung, die Bibliothek wurde anderweitig veräußert. Im Frühjahr 1994 übersiedelte das Slawistik-Institut von der Heinrichstraße nahe des Universitätshauptgebäudes in das neu adaptierte Wall-Gebäude, in welchem auch andere Institute mit ihren Bibliotheken untergebracht wurden. Der Bibliothek des Instituts für Slawistik steht neben dem Bibliotheksraum auch genügend Platz im Kellermagazin zur Verfügung. Der jährliche Zuwachs beträgt ca. 2000 Werke, 1994 wurden sogar 3000 angekauft.

1.4 Die Bibliothek - seit 23. August 1994 Fachbibliothek für Slawistik - soll den gesamten Bereich der slawischen Sprachwissenschaft in Graz abdecken. Im März 1995 erhielt sie die russischen Bestände der Steiermärkischen Landesbibliothek (ca. 2000 Bde, erschienen nach 1945). Den Schwerpunkt dieser Sammlung, die derzeit katalogisiert wird, bilden Belletristik und Werke zur Geschichte. Der historische Bestand wird durch gelegentliche antiquarische Käufe erweitert. Besonders wertvolle und seltene Ausgaben (71 Bde des 19. Jhs, 14 des 18. Jhs, 4 des 17. Jhs und einer aus dem 16. Jh) befinden sich nicht in der freihand aufgestellten Bibliothek, sondern in einem eigenen Schrank in den Institutsräumen. Sie sind aber größtenteils im Katalog verzeichnet. Fachbibliothek für Slawistik

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Fachbibliothek umfaßt ca. 70.000 Bde, darunter befinden sich 1991 vor 1900 erschienene Werke. Hinzu kommen 81 Titel ohne Jahresangabe und ca. 2700 Separata. Ein Druck stammt aus dem 16. Jh, 2 sind aus dem 17. Jh, 15 aus dem 18. Jh und 1972 aus dem 19. Jh. Diese Zahlen wurden durch Auszählung der Inventarlisten ermittelt.

2.2 Der Großteil der Textausgaben ist in den Originalsprachen vorhanden. Serbokroatisch und Slowenisch überwiegen. Es liegen auch Werke in Russisch, Weißrussisch, Ukrainisch, Polnisch und Tschechisch vor, außerdem finden sich kleine Bestände in Kaschubisch, Sorbisch und Polabisch. Die meisten Werke der Sekundärliteratur sind deutschsprachig, es gibt aber auch einige in slawischen Sprachen und in Latein (ältere Drucke).

Systematische Übersicht

2.3 Die Bibliotheksbestände sind nach Sachgruppen geordnet aufgestellt. Zur Gruppe Allgemeines, die aus Lexika, Enzyklopädien, Werken zur Sprach- und Literaturwissenschaft, aber auch zur Geschichte, Philosophie und zu indogermanischen und romanischen Sprachen besteht, gehören 123 Titel (5 Periodika) aus dem 19. Jh und 14 o. J. Erwähnung verdient der in Sonderaufstellung befindliche Druck Franz von Mesgnien Meninskis, Linguarum orientalium Turcicae, Arabicae, Persicae institutiones seu grammatica Turcica (Wien 1680).

2.4 Dem Gebiet des Allgemein Slawischen sind 133 Werke des 19. Jhs zuzuzählen, darunter 2 Zeitschriften und Karl Gottlob Antons Erste Linien eines Versuchs über der alten Slawen Ursprung, Sitten, Gebräuche, Meinungen und Kenntnisse (Leipzig 1783). 22 davon entfallen auf die Philologie, 25 auf Landeskunde und Onomasiologie, der Rest verteilt sich auf Literatur, Geschichte und Reihenwerke, Enzyklopädien und Festschriften. Zum Kirchenslawischen zählen 107 Titel aus dem 19. Jh und 4 o. J. Textausgaben (29) überwiegen, weiters finden sich Werke über die Slawenapostel (26) sowie Darstellungen zur Geschichte der slawischen Liturgie und der orthodoxen Kirche (40). Den Bereich Allgemein Südslawisch betreffen 94 Werke (92 aus dem 19. Jh, je eines aus dem 17. und 18. Jh). Sie unterteilen sich in 22 Titel zur Literaturwissenschaft, 17 zur Geschichte, 7 zur Sprachwissenschaft, 2 zur Landeskunde, 19 zur Volkskunde sowie in 14 Textausgaben und 13 Enzyklopädien. Das Makedonische ist durch 3 Werke des 19. Jhs repräsentiert, sie befassen sich mit Geschichte (1) und Literaturwissenschaft (2).

2.5 Zur bulgarischen Sprache sind 95 Werke (darunter 3 Akademie-Veröffentlichungen) vorhanden, davon 2 o. J. Den Schwerpunkt bilden 51 zumeist originalsprachige Textausgaben. Im historischen Bestand am besten repräsentiert ist die serbokroatische Sprache mit 609 Titeln aus dem 19. Jh (2 Periodika), 4 aus dem 18. Jh und einem aus dem 17. Jh (Rituale Romanum, Rom 1640, in illyrischer Sprache); 17 Werke weisen kein Erscheinungsjahr auf. Dieser Bestand setzt sich zusammen aus 30 Akademie-Veröffentlichungen, 37 Enzyklopädien, 18 sprachwissenschaftlichen Werken, 28 Grammatiken und 16 Wörterbüchern (z. B. Andrea Jambressichs Lexicon Latinum Interpretatione Illyrica, Germanica et Hungarica, Zagreb 1742). Vorhanden sind weiters 70 Volksdichtungen (u. a. Sima Milutinovic Sarajlijas Serbianka, Leipzig 1826), 29 Alte Texte, 149 Neue Texte (dazu 4 o. J.), 80 Titel zur Literaturwissenschaft, 71 zur Geschichte, 35 zur Landeskunde, 20 zur Volkskunde und 30 Varia. Auch die Literatur zum Slowenischen ist mit 326 Drucken (10 o. J.) gut vertreten. 308 stammen aus dem 19. Jh und 8 aus dem 18. Jh. 119 Textausgaben bilden die größte Unterabteilung.

2.6 Allgemein Ostslawisch ist mit 41 Titeln aus dem 19. Jh und einem Werk aus dem 18. Jh repräsentiert. Der Bestand zum Russischen umfaßt 175 Drucke des 19. Jhs: 26 Akademie-Veröffentlichungen, 14 Enzyklopädien, 20 Titel zur Sprachwissenschaft, 13 Grammatiken, 10 Wörterbücher, 37 Texte (z. B. eine russische Übersetzung von Tacitus' Annalen, St. Petersburg 1805), 28 Werke zur Literaturwissenschaft, 9 zur Geschichte, 4 zur Landes- und 12 zur Volkskunde. Zur ukrainischen Sprache sind 13 Drucke (einer o. J.) vorhanden, darunter 4 Akademie-Veröffentlichungen. Ferner zählen 4 Drucke in Weißrussisch zum Bestand an ostslawischen Schriften. Dem Polnischen sind 172 Werke aus dem 19. Jh zuzuordnen, aber auch Gregorius Cnapius' Thesauri polono-latino-graeci (Krakau 1632) und eine polnische Bibelübersetzung (Biblia Sacra, Magdeburg 1726). 26 der Drucke des 19. Jhs widmen sich der Sprachwissenschaft, 18 der Geschichte, 26 sind Textausgaben, 16 Grammatiken und 16 Varia. In Tschechisch liegen 76 Titel aus dem 19. Jh vor, darunter 24 Textausgaben, 13 Werke zur Literaturwissenschaft, 9 zur Philosophie, 6 zur Geschichte und 6 Enzyklopädien. Auch das älteste Buch dieser Sammlung, die Bibly Czeská (Prag 1570), ist dieser Sprachgruppe zuzurechnen. Es befindet sich, wie die Originalausgabe des Sonetten-Zyklus Jan Kollárs, Sláwy dcera (Pest 1832), in Sonderaufstellung. Vier Titel befassen sich mit dem Slowakischen.

2.7 Ferner gibt es 5 Drucke aus dem 19. Jh in Kaschubisch, 12 aus dem 19. Jh in Sorbisch und 5 (4 aus dem 19. Jh und einen aus dem 18. Jh) zur polabischen Sprache. Zu den in Österreich lebenden slawischen Volksgruppen sind nur 2 historische Titel in der Bibliothek, es werden aber fast alle Neuerscheinungen zu diesem Thema angekauft.

3. KATALOGE

Alter Autorenkatalog

[hschr., nach PI, geführt bis 1960]

Autorenkatalog

[mschr., nach PI, geführt bis 1992]

Autorenkatalog

[nach RAK, mschr.]

Periodika-Katalog

[teils hschr., teils mschr.]

Signaturenkatalog zur Sachaufstellung

Schlagwortkatalog

[alle Kataloge in Zettelform]

EDV-Katalog [BIBOS, ab 1993]

Zeitschriftenbestände sind in der Österreichischen Zeitschriftendatenbank nachgewiesen.

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Prunic, Erich; Sax, Barbara: Slowenische Drucke in der Steiermark. Graz 1994 [zu den Beständen der Fachbibliothek passim]

Stand: März 1995

Diana-Grazia Lauenberg

Andrea Pregernig


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.