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Somogyi-Könyvtár

Somogyi-Bibliothek


Adresse. Dóm tér 1-4, H-6720 Szeged
Telefon und Telefax. (062) 321-921
e-mail. [library@sk-szeged.hu]
Internet. http://www.sk-szeged.hu

Unterhaltsträger. Szeged Megyei Jogú Város Önkormányzata [Generalversammlung der Stadt Szeged]
Funktionen. Stadtbibliothek, Zentralbibliothek für die Öffentlichen Bibliotheken im Bezirk Csongr d, wissenschaftliche Bibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Sämtliche Wissensgebiete, ungarische Sprache und Literatur. - 2. Besondere Sammelgebiete: Literatur über Szeged und die ungarische Geschichte mit Anspruch auf Vollständigkeit.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand. - Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch 10-19 Uhr, Donnerstag 13-19 Uhr, Samstag 10-16 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Computerterminals, Fotostelle für Auftragsarbeiten.
Gedruckte Informationen. Somogyi-Könyvtár [Somogyi-Bibliothek]. Szeged 1996 [Faltblatt]. - Könyvtár-használati útmutató [Informationen zur Bibliotheksbenutzung]. Szeged 1996 [Faltblatt]. - Fremdsprachiges Informationsmaterial (Englisch, Deutsch, Französisch, Russisch, Polnisch, Serbisch) steht als Faltblatt (1995, 1996) zur Verfügung.
Hinweise für anreisende Benutzer. Voranmeldung empfehlenswert. - Vom Bahnhof Straßenbahnverbindung (Linie 1) bis Haltestelle Somogyi utca, von dort Fußwegnähe (1 Minute). - Autobahn von Passau über Wien, Hegyeshalom nach Budapest, von dort Autobahn M 5 (E 75) bis Szeged. Parkmöglichkeiten in Bibliotheksnähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Stadt Szeged errichtete ihre erste Öffentliche Bibliothek 1874 und ergänzte damit das Angebot der gut funktionierenden Vereins- und Privatbibliotheken. Der Gründungsbestand setzte sich aus der ehemaligen privaten Leihbibliothek des Buchhändlers Emerich Bába (ca. 600 Bde) und aus Schenkungen (ca. 400 Bde) zusammen. Inhaltlich handelte es sich überwiegend um fremdsprachige Belletristik. Ein Hochwasser im Jahre 1879 zerstörte die Stadt und den Großteil ihrer materiellen und geistigen Schätze, darunter auch die junge Stadtbibliothek mit einem Bestand von ca. 2300 Bdn. Am 26. April 1880, als der Wiederaufbau bereits im Gange war, bot K roly Somogyi (1811-1888), Domherr in Esztergom [Gran], der Stadt Szeged seine wissenschaftlich hochrangige und umfangreiche Bibliothek an (43.701 Bde). Die Stiftungsurkunde ist auf den 15. Februar 1881 datiert, daher die Jahreszahl 1881 als Gründungsjahr im Siegel der Bibliothek. K roly Somogyi war ein herausragend gebildeter Geistlicher seiner Zeit und legte eine zyklopädische Bibliothek an. Als Zeitschriftenredakteur und Buchverleger hat er wesentlich zur Etablierung und Entwicklung des Ungarischen als geistlich-literarischer Sprache beigetragen. Die Deutsche Morgenländische Gesellschaft erklärte Somogyi im Jahre 1869 zu ihrem ordentlichen Mitglied. Er war nicht nur bei ungarischen Buchhändlern, sondern auch in Wiener und deutschen Antiquariaten Stammkunde, so bei Kubasta und Voigt in Wien, List und Francke in Leipzig, Stoll und Bader in Freiburg und Scheible in Stuttgart. Die nach ihrem Stifter benannte Bibliothek wurde am 16. Oktober 1883 von Kaiser Franz Joseph eröffnet und steht seither für die Benutzung zur Verfügung. Noch während der Erschließungsarbeiten an der Sammlung Somogyis kamen vereinzelt weitere Schenkungen in die Bibliothek und wurden inkorporiert, so daß die Stiftung nicht als intakte Einheit erhalten blieb.

1.2 Die Sammlung, die der allgemeinen Bildung und der Wissenschaft dienen sollte, wurde nach dem Willen des Stifters zunächst bis zum Zweiten Weltkrieg als Präsenzbibliothek geführt. Die Kulturpolitik des staatssozialistischen Systems der Nachkriegszeit hielt dies jedoch für aristokratisch und schrieb der Bibliothek die Errichtung von Zweigstellen sowie eine Tätigkeit als Leihbibliothek vor. Ohne entsprechende Vorbereitung und ohne die Verfügbarkeit von Dubletten wurde 1952, zum Nachteil der Präsenzsammlung, mit der Ausleihe begonnen. Im gleichen Jahr nahm die erste von heute 21 Zweigstellen ihre Tätigkeit auf. Die Bedeutung der Präsenzsammlung trat zunehmend in den Hintergrund; die Erwerbung von Büchern wurde mehr vom Prinzip der Volksbildung und weniger von der früheren wissenschaftlichen Ausrichtung und ihren inhaltlichen Schwerpunkten bestimmt. Nach Änderungen im kommunalen Verwaltungssystem erfüllt die Somogyi-Bibliothek seit 1973 auch die Aufgaben einer Bezirksbibliothek.

1.3 Je nach ihren finanziellen Möglichkeiten bemühte sich die Bibliothek, den Bestand der Stiftung systematisch zu erweitern. Sie erhielt auch, nach Somogyis Vorbild, wertvolle Schenkungen und Nachlässe von Privatpersonen und Institutionen. Die bedeutendsten sind 1507 Bde der ersten Stadtbibliothek von Szeged, die das Hochwasser beschädigt überstanden hatten; die Schenkung von Ministerialrat Lajos Lechner (1833-1897), dem leitenden Architekten des Wiederaufbaus (1884; 533 Titel in 762 Bdn); die mineralogische Fachbibliothek von S ndor Schmidt (1855-1904), Professor der Technischen Universität (1909; 2982 Titel in 3857 Bdn); die stenographische Bibliothek des Anwalts J nos Czig ny (1850-1909; 1909; 240 Bde); die Sammlung des Propstes P l Oltv nyi (1823-1909; 1910; 530 Titel in 800 Bdn); die deutschsprachigen militärwissenschaftlichen Bücher und Kriegskarten des ehemaligen k. u. k. Majors Moyses von Radischits (1911; 141 Titel in 271 Bdn); die Fachbibliothek des Vereins der Szegeder Stenographen, die aus Platzgründen abgegeben wurde (1919; 2131 Bde); ein Teil der Bibliothek des Piaristenlehrers Andr s Dugonics (1740-1818), Verfasser des ersten Romans in ungarischer Sprache (1938; 390 Werke in 146 Bdn; s. u. 2.21 ), dessen Sammlung heute auf Bibliotheken im ganzen Land verstreut ist; die Bibliothek des Ungarischen Esperanto-Museums [Hungarlanda Esperanto Muzeo kaj Biblioteko; 1960; 2100 Bde, 127 Zeitschriften]; die Dokumentensammlung des aus Szeged stammenden amerikanischen Geistlichen Ödön Vasv ry (1888-1977) über die in Amerika lebenden Ungarn (1978; Zeitungsausschnitte in 463 Aktenordnern; s. u. 2.27).

1.4 1972 erhielt die Bibliothek das Pflichtexemplarrecht für Schrifttum zur Pädagogik; ab 1978 kamen Drucke ungarischer Literatur sowie Literatur zu Sport, Reisen und Musik hinzu, die durch die Universitätsbibliothek in Szeged verteilt wurden. Der Bestandszuwachs und spätere Änderungen ihrer Funktionen zwangen die Bibliothek mehrmals umzuziehen. Bei ihrer Eröffnung zunächst in einem ehemaligen Schulgebäude untergebracht, wurde sie 1897 in den Palast der Allgemeinen Bildung verlegt, in dem sie bis 1984 arbeitete. Am 6. Juni 1984 wurde ein neues, größeres Bibliotheksgebäude am Dom eröffnet. Der Entwurf des eigens für die Bibliothek errichteten Gebäudes berücksichtigte allerdings nicht die besonderen Aufbewahrungsbedingungen des Präsenzbestandes. Deshalb verfügt die Bibliothek nicht über geschlossene Magazine mit tsprechenden klimatischen Bedingungen.

1.5 Die Bibliothek besaß vor dem Neubau kein Magazin mit hinreichendem Fassungsvermögen. Anfang der sechziger Jahre wurden daher die alten Zeitungen mit geringer Benutzerfrequenz und der gesamte Bestand der bis 1956 erworbenen fremdsprachigen Belletristik in den Gebäuden ehemaliger Schulen untergebracht. Dieses wertvolle Material kam teilweise beschädigt erst 1984 in die Bibliothek zurück. Aufgrund von baulichen Mängeln am alten Bibliotheksgebäude erlitten Teile des Bestandes Wasserschäden, besonders die Reiseliteratur, darunter die Zeitschriften Das Ausland (München, Stuttgart und Tübingen 1828-1887) und L'Univers. Histoire et description de tous les peuples (Paris 1835-1860). Schlechte Klimabedingungen in den neuen Bibliotheksräumen haben zur Folge, daß der gesamte Periodikabestand und der Monographienbestand zwischen 1880 und 1950 Schäden aufweisen. Die Buchbinderei und die Restaurationswerkstatt arbeiten ständig an der Konservierung des Bestandes.

1.6 Die Umzüge, die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Gebäudeschäden, die kurzfristige provisorische Unterbringung der Bücher außerhalb der Bibliothek und der Rücktransport führten nicht zu nennenswerten Verlusten. Werke jüdischer Autoren wurden 1941 nicht aus dem Bestand ausgesondert, sondern nur mit der Signatur gesperrt versehen. 1944/45 waren ca. 40.000 Bde, die beinahe die gesamte Stiftung Somogyis und damit den wertvollsten Teil des Bestandes einschlossen, in Schulen der Umgebung von Szeged ausgelagert und gelangten später unversehrt zurück. Auch die ideologischen Vorschriften der Nachkriegsepoche haben keine allzu großen Verluste verursacht. Von den Werken sogenannter faschistischer Autoren, die nach dem Weltkrieg den Sowjets hätten abgeliefert werden müssen, wurden dem sowjetischen Kommandanten nur die Duplikate übergeben. Im Präsenzbestand der ungarischsprachigen schöngeistigen Literatur hat indes die der Bibliothek aufgezwungene Funktion einer Leihbibliothek Schäden verursacht, die nicht wieder gutgemacht werden konnten. Insbesondere Erstausgaben und Dedikationsausgaben gingen durch Ausleihe verloren.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand umfaßte am 31. Dezember 1995 858.800 Bde, einschließlich der Ausleihbestände der Zweigbibliotheken (ca. 255.200 Bde). Zum Bestand gehören überdies 2200 Zeitschriften (51.000 Bde), 8500 Schallplatten, 1000 Musikkassetten, 600 Videokassetten sowie 15.000 Manuskripte, Kleindrucke und Mikrofilme. Die Sammlung gliedert sich in zwei Teile: in den systematisch aufgestellten Bestand, der 1956 abgeschlossen wurde, und in den ab 1956 nach Formaten aufgestellten Bestand. Die Bestandsbeschreibung bezieht sich auf den systematisch geordneten Bestand, weil dieser sowohl die Stiftung Somogyis als auch den Großteil der Drucke vor 1900 (insgesamt ca. 79.000 Bde) enthält.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek besitzt einen Kodex und 36 Inkunabeln. Das 1895 gekaufte handgeschriebene Meßbuch, das Prager Missale, stammt aus dem Jahre 1492. In der Sammlung finden sich weiterhin 340 Antiqua (Drucke des 16. Jhs). Außerdem vorhanden sind 2600 Bde aus dem 17. Jh, 16.000 Bde aus dem 18. Jh (2369 Titel dieses Bestandes sind Drucke aus Ungarn) und 60.000 Bde aus dem 19. Jh. Die Chronologie als Ordnungsprinzip spielte in der Sammlung keine Rolle.

2.3 Die Inkunabeln liegen bis auf eine Ausnahme ausschließlich in lateinischer Sprache vor. Die Antiqua sind zu 60 Prozent Germanica. 10 Prozent sind deutschsprachig, 25 Prozent, die von deutschen Autoren in Deutschland veröffentlicht wurden, sind Lateinisch abgefaßt; weitere 25 Prozent sind lateinische Werke von deutschen Autoren, die in anderen Ländern erschienen.

2.4 Die Stiftung Somogyis enthält zu 75 Prozent fremdsprachige Literatur, erst im Bestand aus dem 19. Jh wächst die Zahl der Werke in ungarischer Sprache. Bei unterschiedlicher Verteilung von Jahrhundert zu Jahrhundert sind die in der Sammlung thaltenen Werke zu 30 Prozent in lateinischer Sprache, zu 25 Prozent in deutscher Sprache und zu 20 Prozent in sonstigen Sprachen (Französisch, Italienisch, Englisch, Griechisch, Hebräisch) erschienen. Der Zuwachs des Bestandes bis 1956 (110.000 Titel, 150.000 Bde) ist zu 40 Prozent Ungarisch, zu 35 Prozent Deutsch und zu 25 Prozent in sonstigen Sprachen (Englisch, Russisch, Serbisch, mitunter Latein). Der seit 1956 errichtete Präsenzbestand gliedert sich in 70 Prozent Ungarisch, 15 Prozent Deutsch, 7 Prozent Russisch, 8 Prozent Sonstiges (Englisch, Französisch). In dieser Aufstellung wurde die Sondersammlung in Esperanto nicht berücksichtigt.

2.5 Der Anteil der in Ungarn erschienenen deutschsprachigen Drucke in der Sammlung ist niedrig. Es gibt keine Drucke aus dem 16. und 17. Jh, und aus dem 18. Jh sind nur 120 Werke verzeichnet. Dies sind 5,1 Prozent der in Ungarn erschienenen Alten Drucke.

Systematische Übersicht

2.6 Die bis 1956 erweiterte und dann abgeschlossene Sammlung (131.118 Titel, 193.998 Bde) wurde systematisch aufgestellt. Dabei wurde das in der Budapester Universitätsbibliothek angewandte Prinzip übernommen, das seinerseits das Münchener System zum Vorbild hatte. Der Bestand wurde in zehn Signaturgruppen eingeteilt (A bis J), innerhalb derer Untergruppen gebildet wurden. Unabhängig von ihrem Inhalt erhielten die Inkunabeln und bestimmte ausgewählte Bände die Signatur Inc (s. u. 2.22). Die Fachzeitschriften wurden zunächst im jeweiligen Wissenschaftszweig eingeordnet und mit dessen Signaturen versehen. Später wurden sie bei den Periodika untergebracht und dort nach dem Format eingeordnet. Die Zeitschriften und Zeitungen vermischten Inhalts wurden anfangs unter den Signaturen J.a bis J.c verzeichnet. Später wurde die Gruppe aufgelöst und die Titel ebenfalls nach dem Format geordnet in die Periodikasammlung (s. u. 2.29) aufgenommen.

2.7 Der Bestand gliedert sich heute in neun Signaturgruppen unterschiedlicher Größe mit weiteren Unterteilungen: (A) Theologie, (B) Rechtswissenschaft, (C) Staatswissenschaften, (D) Medizin, (E) Mathematik und Naturwissenschaften, (F) Philosophie, Ästhetik und Pädagogik, (G) Geschichte und Geographie, (H) Linguistik und Literatur, (I) Sonstiges.

2.8 Die 12.085 Bde der Gruppe Theologie (A) sind als Ganzes von Bedeutung. Von den Bibelausgaben (Signatur A.a) sind 2 polyglotte Ausgaben hervorzuheben. Die Biblia sacra Hebraice, Chaldaice, Graece et Latine (Antwerpen: Plantin 1569-1572) besitzt buchgeschichtlichen Wert. Der 1657 in London erschienenen Biblia sacra polyglotta - herausgegeben von Brian Walton - kommt wegen ihrer philologischen Exaktheit hoher Wert zu. Das Exemplar aus der Sammlung Somogyis ist eine besonders wertvolle Variante - die Textabschnitte in den einzelnen Sprachen sind nicht nur durch den Umbruch, sondern auch durch rot gedruckte Linien voneinander getrennt. Von dieser Ausgabe wurden höchstens 12 Exemplare fertiggestellt. Die Bedeutung wichtiger Reihen wie der Acta Sanctorum (Paris 1863-1887; Brüssel 1894-1940) oder der Werke von Jacques Paul Migne, so der Encyclopédie théologique, ou série de dictionnaires sur toutes les parties de la science religieuse (Paris 1844-1849) und Patrologiae cursus completus (lateinisch und griechisch, Paris 1844-1866), wird durch den Umstand erhöht, daß sie in ähnlicher Vollständigkeit in dieser Region nicht vorhanden sind.

2.9 In der Bibliothek des Katholiken Somogyi findet sich ein unerwartet hoher Anteil an Reformationsliteratur, der ihren Wert noch steigert. Die Schriften Luthers sind u. a. vertreten durch Theologia Teutsch (Augsburg 1518), Tomus primus omnium operum (Wittenberg 1550) und Das Neue Testament Unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi, Verteutscht (Erfurt 1736). Den Bestand der Gruppe ergänzen die Historische Volks-Bilder-Bibel für katholische Christen (Grätz 1839) von Theophilus Nelk (i. e. Aloys Adalbert Waibel), Die heiligen Schriften des Alten und Neuen Testamentes, übersetzt und herausgegeben von Leander van Ess (Sulzbach 1856) sowie Johann Jahn, Biblische Archäologie (Wien 1797-1805). Unter den Periodika sind die Theologische Quartalschrift (Tübingen 1819-1883) sowie Theologische Studien und Kritiken. Eine Zeitschrift für das gesamte Gebiet der Theologie (Hamburg 1828-1875) von Bedeutung.

2.10 Die Gruppe Rechtswissenschaft (B) umfaßt 8336 Bde (4917 Titel). Die Untergruppen Römisches Recht (B.b) und Kirchenrecht (B.c) sind besonders reich, weil Somogyi neben dem Erzbischof von Gran Aufgaben in diesen Bereichen wahrnahm. Im Bestand zur Allgemeinen Rechtswissenschaft und Rechtsgeschichte (B.a) finden sich neben Johann Christian Lünigs Corpus juris feudalis germanici (Frankfurt a. M. 1727) verschiedene Ausgaben von Samuel Pufendorfs De jure naturae et gentium libri octo (Frankfurt und Leipzig 1744, 1759). Ein Beispiel für deutsche Drucke zum Römischen Recht ist Henricus Jacobus Zoesius, Commentarius ad digestorum seu pandectarum juris civilis libros L. (Köln 1725). Den umfangreichen Bestand zum Kirchenrecht repräsentieren Joannes Georgius Reinhard, Meditationes de iure principum Germaniae (Halle 1717), Justus Henning Boehmer, Ius ecclesiasticum protestantium (Halle 1714-1736), Johann Georg Pertsch, Recht der Beichtstühle, Recht des Kirchen-Bannes (Wolfenbüttel 1738), Enricus Pirhing, Ius canonicum in V libros decretalium distributum (Dillingen 1722) und Analectus Reiffenstuel, Ius canonicum universum (Ingolstadt 1738-1746). In der Signaturgruppe sind auch die - im 18. Jh noch üblichen - handschriftlichen Kopien der verabschiedeten Gesetze und Protokolle der ungarischen Landtage gesammelt.

2.11 Die Staatswissenschaften (C) repräsentieren 11.996 Bde (9002 Titel). Aus der Stiftung Somogyis stammen 369 Titel in 517 Bdn. Den umfangreichen Bestandszuwachs verursachten die zahlreichen Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Statistik sowie die politischen Broschüren. Fremdsprachige Literatur ist umfangreich vertreten und findet sich vor allem in der Untergruppe Politik, Gesellschaftswissenschaften und Verfassungslehre (C.a) sowie in dem Nachlaß von Radischits (s. o. 1.3), den die Untergruppe Militärwissenschaft (C.e) einschließt. Als ungarischer Druck selten und daher besonders erwähnenswert ist Justus Lipsius, Politicorum sive civilis doctrinae libri sex (Tyrnau 1760). Den inhaltlich vielseitigen Bestand repräsentieren ferner Titel wie Johann Peter Süßmilch, Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts (Berlin 1775-1776) und Johann Heinrich Gottlob von Justi, Der Grundriß einer guten Regierung (Frankfurt und Leipzig 1759). In Radischits ausschließlich deutschsprachiger Sammlung finden sich u. a. Ludwig Carl von Reiche, Versuch einer vollständigen Bau-Praktik für Feld-Ingenieure und Infanterie-Offiziere (Leipzig 1820), Johann Schels, Leichte Truppen, kleiner Krieg (Wien 1813-1814) und Ludwig von Eckhardt, Synchronistisch tabellarische Darstellung der Taktik der kaiserlich königlich oesterreichischen Infanterie (Wien 1820).

2.12 Der Bestand zur Medizin (D) umfaßt 5465 Bde. Zu den älteren Titeln der Gruppe gehören Andreas Vesalius' De humani corporis fabrica libri septem (Basel 1555), die Opera omnia von Galen (Venedig 1550-1551) sowie Experimenta. Von Zwentzig Pestilentz Wurzeln vnd Kreutern von Ociorus (i. e. Tarquinius Schnellenberg; Frankfurt a. M. 1563). Die medizinische Forschung späterer Jahrhunderte repräsentieren Heinrich Palmaz Leveling, Anatomische Erklärung der Original-Figuren von Andreas Vesal (Ingolstadt 1783), Theoretisch-praktisches Handbuch der Chirurgie mit Einschluss der syphilitischen und Augen-Krankheiten, herausgegeben von Johann Nepomuk Rust (Berlin und Wien 1830-1836) und das Universal-Lexikon der praktischen Medicin und Chirurgie (Leipzig 1845-1849). Die reiche Dissertations- und Thesensammlung (D.f) ist von besonderer wissenschaftsgeschichtlicher Relevanz. In ihr werden die (meist Lateinisch abgefaßten) Thesen von ungarischen Studenten aufbewahrt, die im 17. bis 19. Jh an der Wiener und an deutschen Universitäten (Wittenberg, Göttingen, Greifswald) promoviert wurden.

2.13 Im Bestand Mathematik und Naturwissenschaften (E) sind insbesondere die Kräuterbücher der Untergruppe Naturkunde, Botanik und Zoologie (E.c) von Interesse. Hierzu gehören Hieronymus Bock, Kreutter Buch. Darinn underscheidt Namen unnd Würkung der Kreutter ...so inn Teutschen Landen wachsen (Straßburg 1560) mit handkolorierten Holzschnitten sowie Jacobus Theodorus Tabernaemontanus, Neuw und vollkommentlich Kreuterbuch ...mit schönen künstlichen und leblichen Figuren (Frankfurt a. M. 1588-1591, mit Holzschnitten). Die botanische Arbeit von Nicolas J. Jacquin, Icones plantarum rariorum (Wien 1781-1795), ist auch buchkünstlerisch von hohem Rang, da sie 648 handkolorierte Kupferstiche enthält. Die Untergruppe Physik, Astronomie, Chemie (E.b) enthält zu 65 Prozent deutsche Drucke wie Georg Agricola, De re metallica libri XII (Basel 1617), Johann Samuel Traugott Gehler, Physikalisches Wörterbuch neu bearbeitet (Leipzig 1825-1845) und das Handwörterbuch der reinen und angewandten Chemie von Justus Liebig und Johann Christian Poggendorff (Braunschweig 1837-1864). Für die wichtigste Erwerbung der Untergruppe Technologie, Maschinenkunde, Architektur (E.d) hielt Somogyi die 220 Bde des Polytechnischen Journals. Die seit 1820 in Stuttgart erschienene Zeitschrift erwarb Somogyi komplett bis 1883.

2.14 Im Bestand der Gruppe Philosophie, Ästhetik, Pädagogik (F; 16.383 Bde, 11.897 Titel) ist Somogyis Sammlung mit 1937 Titeln in 3452 Bdn vertreten. Die Philosophie (F.a) ist durch alle bedeutenden Denker von der Antike über Descartes und Immanuel Kant bis zu dem für Somogyi zeitgenössischen Arthur Schopenhauer vertreten. Erwähnenswerte deutsche Drucke sind Jacobus Brucker, Historia critica philosophiae a mundi incunabulis ad nostram usque aetam deducta (Leipzig 1742-1744; Appendix Leipzig 1767), Franz Michael Vierthaler, Philosophische Geschichte der Menschen und Völker (Salzburg 1787-1794) und Wilhelm Traugott Krug, Allgemeines Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaften nebst ihrer Literatur und Geschichte (Leipzig 1832-1838).

2.15 Somogyis besonderes Interesse galt der pädagogischen Literatur (F.c). Seine Tätigkeit als Verleger und Herausgeber der Zeitschrift Religio és Nevelés [Religion und Erziehung, 1841-1919, ab 1849 unter dem Titel Religio] zeugt davon. Die im Bestand vertretene deutsche Jugendliteratur reicht von Christian Felix Weisses Kinderfreund (Tübingen 1776-1782) über Thekla von Gumperts Töchter-Album (28 Bde, Glogau 1856-1883) und Herzblättchen's Zeitvertreib (28 Bde, Glogau 1857 ff.) bis zum Münchener Jugendfreund. Eine illustrierte Wochenschrift von Johann Baptist Zürg (München 1852-1859). Neben erziehungstheoretischen Arbeiten umfaßt die Untergruppe auch eine umfangreiche Lehrbuchsammlung. Johannes Amos Comenius' (Jan A. Komenský) Orbis sensualium pictus quadrillinguis (Leutschau 1728, Hermannstadt 1738) und Friedrich Johann Justin Bertuchs Bilderbuch für Kinder (Weimar 1792-1824, Wien 1808) sind in mehreren Auflagen, z. T. unvollständig, vorhanden.

2.16 Die Gruppe Geschichte und Geographie (G) umfaßt mit 1439 Werken in 8798 Bdn den zweitgrößten Teilbestand der Stiftung Somogyis. Von herausragendem Wert ist die Literatur zur Weltgeschichte (G.a), deren Titel bis zum 18. Jh überwiegend in Latein, später zu 75 Prozent in Deutsch vorliegen. Der Großteil der lateinischen Veröffentlichungen stammt jedoch von deutschen Autoren und Verlegern, so daß die Gesamtzahl der Germanica dieser Gruppe höher als dieser Prozentsatz ist. Die Chroniken und Urkundensammlungen bilden wichtige Quellen der Forschung. Die Bände der Monumenta Germaniae historica von Georg Heinrich Pertz (Hannover 1826-1874) befinden sich zur Zeit als Dauerleihgabe in der Bibliothek der Attila-József-Universität Szeged. Interessante und umfassende Darstellungen sind die reich illustrierten Bände von Hiob Ludolffs Allgemeiner Schau-Bühne der Welt (Frankfurt a. M. 1699-1731), die Monumenta inedita rerum Germanicarum praecipue Cimbricarum, et Megapolensium (Leipzig 1739-1745) von Ernst Joachim von Westphalen sowie die komplette Reihe der ursprünglich aus dem Englischen übersetzten und später in Deutschland fortgeführten Allgemeinen Welthistorie (Halle 1744-1814). Das Schrifttum zur Ungarischen Geschichte (G.e) weist eine Vollständigkeit auf, die zu einer ständigen Vermehrung mit gleichem Anspruch verpflichtet. Die Stiftung Somogyis enthielt zu diesem Gebiet 800 Titel in 1223 Bdn, die bis 1956 auf 5162 Titel in 6265 Bdn vermehrt wurden.

2.17 Die Untergruppe Allgemeine Geographie, Entdeckungsreisen, Karten (G.c) enthielt ursprünglich 654 Reisebeschreibungen in 1828 Bdn. Von den wertvollen, mit Holzschnitten und Kupferstichen illustrierten Bänden und Atlanten seien einige erwähnt: Sebastian Münster, Cosmographiae universalis libri VI. (Basel 1550) sowie Anton Friedrich Büschings große Erdbeschreibung in 24 Bdn mit 4 Registerbänden (Troppau und Brünn 1785-1790) und sein Magazin für die neue Historie und Geographie (Hamburg und Halle 1767-1776). Letztere wurden übrigens von Somogyi in seinen Anmerkungen als teilweise erdichtete Reisebeschreibungen bezeichnet. Unter den prachtvollen Atlanten zeichnet sich besonders der Atlas Novus ...Neuer mit Wort-Registern versehener Atlas (Wien 1730) aus, in welchem die Karten von Mattheus Seutter mit einem Special-Index von Mattheus Roth versehen wurden. Erwähnenswert ist ferner die Fachzeitschrift Mittheilungen aus Justus Perthes' Geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie (Gotha 1855-1922). Wegen der Schwierigkeiten der Erwerbung schätzte Somogyi besonders die 189 Bde der Reihe Nouvelles annales des voyages, de la géographie et de l'histoire avec des cartes et planches (Paris 1819-1865).

2.18 Im Bestand Linguistik und Literatur (H) zeugen die Vielfalt und der Reichtum der sorgfältig erworbenen und zusammengestellten Wörterbuchsammlung von Somogyis umfassenden Sprachkenntnissen. Im Gesamtbestand (42.898 Bde) ist die Sammlung Somogyis mit 6096 Bdn vertreten. Ambrosius Calepinus' umfangreiches Wörterbuch Dictionarium undecim linguarum (Basel 1598) hatte er bereits als Vierzehnjähriger von seinem Vater bekommen. Da die Wörterbücher in der systematischen Aufstellung in den Untergruppen H.a (Griechisch und Latein, Mythologie, Literaturgeschichte, Wörterbücher), H.c (Orientalische und andere Fremdsprachen) und H.d (Vergleichende und moderne Sprachwissenschaft) untergebracht wurden, hat die Wörterbuchsammlung mit ihren etwa 500 Bdn keine Sonderstellung. Der Bestand an Wörterbüchern der deutschen Sprache ist besonders reich. Hierzu gehören Johann Georg Scherzius' Glossarium Germanicum medii aevi potissimum dialecti Suevici, herausgegeben von Jérémit Jacques Oberlinus (Straßburg 1781-1784), Johann Christoph Adelungs Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (Leipzig 1793-1801), ergänzt von Joachim Heinrich Campes Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke (Braunschweig 1801), Joachim Heinrich Campes Wörterbuch der Deutschen Sprache (Braunschweig 1807), Johann Andreas Schmellers Bayerisches Wörterbuch. Sammlung von Wörtern und Ausdrücken ...des Königreichs Bayern ...mit urkundlichen Belegen (Stuttgart und Tübingen 1827-1837) und selbstverständlich die vollständige Reihe von Jakob und Wilhelm Grimms Deutschem Wörterbuch (Leipzig 1854-1911). Von den Wörterbüchern der klassischen und exotischen Sprachen sind zwei Rara hervorzuheben: das zweibändige Wörterbuch in 200 Sprachen, Linguarum totius orbis vocabularia comparativa (St. Petersburg 1787-1789), herausgegeben von Peter Simon Pallas, und das von Napoleon geförderte chinesische Wörterbuch von Chrétien Louis Joseph De Guignes, Dictionnaire Chinois, Français et Latin (Paris 1813).

2.19 Überwiegend deutschsprachiges Schrifttum (75 Prozent) findet sich in den Untergruppen Griechische und Römische Autoren (H.b) und Nicht-ungarische (fremdsprachige) Literatur (H.f) sowie Gesammelte Werke (I.d). Neben Gesamtausgaben von Goethe, Schiller und Herder sowie der vollständigen Reihe der National-Bibliothek der Deutschen Classiker. Eine Anthologie in 100 Bänden (Hildburghausen und New York o. J.) besaß Somogyi auch mehrere Werkausgaben von Jean Paul (Jean Paul's sämmtliche Werke, 65 Bde, Berlin 1826-1838; Jean Paul's Werke, 60 Bde, Berlin o. J.; Gustav Hempel, Jean Paul's ausgewählte Werke, 16 Bde, Berlin 1865). Die Ausgabe von 1865 enthält mehrseitige Glossen von Somogyi, in denen er den Autor scharf kritisiert. In der Sammlung ist eine Reihe weiterer bekannter deutscher Autoren vertreten, so Martin Opitz mit Teutsche Gedichte in vier Bände abgetheilet (Frankfurt a. M. 1746) und Christoph Martin Wieland mit Sämmtlichen Werken (43 Bde, Wien 1818-1821). Bei den Gesamtausgaben von Carl Gutzkow ist die mehrseitige emotionsgeladene Kritik zu erwähnen, die Somogyi in Gutzkows Werk Der Zauberer von Rom (Leipzig 1858) eingetragen hat. Aus einem besonderen Grunde ist auf die Schriften von Caroline Pichler hinzuweisen (56 Bde, Stuttgart 1821-1829). Ihr Roman Gleichnisse wurde 1806 von Somogyis Mutter, Borbála Kelemen, ins Ungarische übersetzt. Die Untergruppe H.f war in der Stiftung ursprünglich mit 763 Titeln in 2849 Bdn repräsentiert. Bis 1945 überwog die deutschsprachige Belletristik, ihr folgte die französische. Mitberücksichtigt in der deutschsprachigen Belletristik sind auch die deutschen Übersetzungen der Werke Victor Hugos, Shakespeares (so Shakspeare's dramatische Werke, übersetzt von Schlegel und Tieck, Berlin 1867), Dickens', Byrons u. a., wie auch die umfassende Reihe Das belletristische Ausland, die Carl Spindler herausgab (813 Bde, Stuttgart 1843-1847). Entsprechend finden sich die Übertragungen der klassischen Autoren der Antike in der Untergruppe H.b, so daß die in deutscher Sprache verfügbare Belletristik ein sehr breites Spektrum umfaßt. Die Literatur der allgemeinen Sprachwissenschaft (H.d) war im 19. Jh beinahe ausschließlich deutschsprachig.

2.20 Die Gruppe Sonstiges (I) wuchs von 706 Titeln (6022 Bdn) der Stiftung Somogyis auf 3309 Titel (12.200 Bde) im Jahre 1956. Die allgemeinen Enzyklopädien und Lexika (I.b) sind mit 82 Titeln (931 Bdn) vertreten. Die Fachlexika wurden den jeweiligen Wissenschaftsbereichen zugeordnet. Die wichtigsten allgemeinen Nachschlagewerke sind Johann Peter von Ludewigs Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschaften und Künste

 (68 Bde, Halle und Leipzig 1732-1754) und die Allgemeine
Encyclopädie der Wissenschaften und Künste (Teile I-III, Leipzig 1818-1850) von Ersch und Gruber sowie die zweite Auflage der von Diderot und d'Alembert herausgegebenen Encyclopédie, ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers (Paris 1758-1776).

Sondersammlungen

Károly Somogyi Gedenkbibliothek

2.21 Die Gedenkbibliothek ist keine Spezialsammlung, sondern eine repräsentative Auswahl aus dem Stiftungsbestand. Sie wurde 1984 errichtet, als im neuen Gebäude ein Raum zum Gedächtnis an den Stifter eingerichtet wurde. Es handelt sich um eine Galeriebibliothek, die man mit den originalen Büchergestellen und den alten Möbeln des früheren Bibliotheksgebäudes eingerichtet hat. Die Gedenkbibliothek erfüllt zugleich die Aufgabe eines buch- und bibliotheksgeschichtlichen Museums mit einer Auswahl von Büchern, die vor 1800 gedruckt wurden. Die ca. 10.000 Bde wurden gemäß der ursprünglichen Anordnung der Sammlung von Somogyi untergebracht. Jeder Wissenschaftsbereich, der in der Stiftung geführt wird, ist mit seinen wichtigsten Werken und wertvollsten Ausgaben vertreten. Unabhängig von dem Zeitpunkt der Erwerbung werden alle Inkunabeln und Antiqua der Bibliothek wie auch die Bücher aus der Bibliothek von András Dugonics hier aufbewahrt.

2.22 Die Inkunabeln wurden seit Bestehen der Bibliothek mit der Signatur Inc versehen und in separaten Bücherschränken untergebracht. Unter gleicher Signatur werden außerdem alle besonders wertvollen Antiqua und fast alle Drucke der Alten Ungarischen Bibliothek (ungarische Drucke bis 1711) aufbewahrt. Die Signaturgruppe umfaßt insgesamt 314 Bde. Acht von insgesamt 36 Inkunabeln sind in Ungarn Unikate. Hartmann Schedels Buch der Chroniken (Nürnberg: Anton Koberger 1493) ist die einzige deutschsprachige Inkunabel. 22 Inkunabeln in lateinischer Sprache stammen aus Offizinen des deutschen Sprachraums. Die älteste Inkunabel der Sammlung ist die Historia scholastica von Petrus Comestor (Augsburg: Günther Zainer 1473). Die Legenda aurea sanctorum von Jacobus de Voragine (Straßburg 1482) ist das einzige Exemplar in Ungarn.

2.23 Antiqua finden sich zu allen Fächern, am reichsten jedoch zur Theologie (Reformationsliteratur) und den Geschichtswissenschaften (Chroniken). Erwähnenswerte Beispiele sind Luthers Epistolarum ...tomus primus (Jena 1556), Secundus tomus epistolarum (Eisleben 1565) und Der Erste- ...Achte Theil aller Bücher und Schriften (Jena 1578-1590; die einzelnen Bände abwechselnd in der 4. bzw. 5. Ausgabe), die Werkausgabe Melanchthons (Wittenberg 1572), Otto Phrisingensis' Rerum ab origine mundi ad ipsius usque tempora gestarum libri octo; De gestis Friderici primi ...libri duo (Straßburg 1515) und Zwinglis Streitschriften (Zürich 1523-1525).

Heimatkundliche Sammlung

2.24 Die Heimatkundliche Sammlung umfaßt einschließlich der überwiegend Szeged betreffenden Handschriften ca. 70.000 nur z. T. bearbeitete Dokumente über die Stadt Szeged und fördert die heimatkundlichen Forschungen. Ihre Vermehrung ist etwas unsystematisch und hängt vor allem seit 1989 davon ab, wie diszipliniert die Abgabe der Pflichtexemplare der Szegeder Druckereien erfolgt.

Plakat- und Kleindrucksammlung

2.25 Die Plakat- und Kleindrucksammlung enthält 47.268 erschlossene Dokumente. Das nicht bearbeitete Material von Photos, Traueranzeigen und Ansichtskarten umfaßt ca. 10.000 Einheiten. Gesammelt werden auch die Publikationen (789 Dokumente) der 1801 gegründeten Druckerei Grünn, die die erste Druckerei in Szeged war.

Esperanto-Sammlung

2.26 Die Esperanto-Sammlung ist in ihrer Art eine bedeutende Kollektion von 2100 Büchern und 127 Zeitschriften. Sie entstand aufgrund enger Kontakte von Esperantisten in Szeged mit entsprechenden ausländischen Gruppen, die Drucke und Zeitungen schenkten. Anläßlich einer Ausstellung dieses Materials in der Somogyi-Bibliothek erhielt der Esperanto-Kreis 1960 eine Schenkung von Dubletten des Wiener Esperanto-Museums. Die Esperanto-Sammlung wurde auch weiterhin in der Somogyi-Bibliothek aufbewahrt. 1996 wurde sie um einen reichen, aber noch nicht erschlossenen Nachlaß des Esperantisten und Fremdsprachenlehrers Erno Farkas (1912-1996) erweitert (406 Bücher, 154 Zeitschriften in 289 Heften).

Sammlung Vasváry

2.27 Die Sammlung Vasváry besteht aus 463 Aktenordnern, 200 Bdn, 20.000 Katalogzetteln sowie annähernd 100 Bildern und geographischen Karten. Ödön Vasváry übereignete der Bibliothek bereits 1972 die von ihm angelegte Datensammlung, das Ergebnis einer mehrere Jahrzehnte dauernden Forschungsarbeit. 1978 wurde seine Sammlung nach Szeged überführt und der Somogyi-Bibliothek eingegliedert. Seine Sammlung von Zeitungsausschnitten dokumentiert seit dem 16. Jh die Emigration von Ungarn nach Amerika und stellt somit wichtiges Hungarica-Material dar. Eine Schenkung der Library of Congress in Washington bereicherte 1994 die Sammlung um zahlreiche Biographien von Ungarn, die nach Amerika ausgewandert sind. Das Material stammt ursprünglich aus der Hungarian Reference Library in New York, die Ende der dreißiger Jahre Daten für ein geplantes amerikanisch-ungarisches Lexikon sammelte, und enthält auf 3600 Seiten die Lebensdaten von 930 Ungarn. Der Vasváry Collection Newsletter informiert seit 1989 jährlich zweimal über die Sammlung.

Stenographische Sammlung

2.28 Die Stenographische Sammlung ist eine erwähnenswerte Sammlung von 2371 Bdn, die räumlich jedoch nicht getrennt aufbewahrt wird. Die in der ursprünglichen Systematik nicht vorgesehene Untergruppe Stenographie (F.d) wurde hierfür erst 1919 gebildet. Germanica machen ca. 20 Prozent der Sammlung aus. Es finden sich u. a.

Wilhelm Marnet's Büchersammlung für Gabelsberger'sche Stenographen (Neustadt o. J., 48 Bde), die Deutsche Stenographen-Zeitung von Eduard Pfaff (Wolfenbüttel 1912-1930) und die Monatsblätter des Gabelsberger Stenographen-Vereins in Augsburg (Augsburg 1905-1918).

Periodikasammlung

2.29 Die Sammlung basiert auf den Periodika, die aus dem systematisch geordneten Bestand herausgezogen wurden. Von den ältesten ungarischen Zeitschriften (Magyar Hírmondó, Preßburg 1781-1782, 1785, Wien 1792-1803; Merkur von Ungarn, Ofen 1786-1787; Siebenbürgische Quartalschrift, Hermannstadt 1790-1798) bis zu den Fachzeitschriften und jüngsten Periodika werden z. Z. 2200 Titel in 20.000 Bdn erfaßt. 1996 hielt die Bibliothek insgesamt 638 Zeitschriften. 35 Prozent des Bestandes wurden im deutschen Sprachgebiet publiziert, nur 7 Titel sind deutschsprachig. Am reichsten ist der Bestand an alten Szegeder Zeitungen. Die Zeitschriften aus dem 19. Jh sind zu 60 Prozent deutschsprachig. Die erste deutsche wissenschaftliche Zeitschrift, die Acta eruditorum (Leipzig 1682-1776), liegt vollständig vor. Erwähnenswert sind außerdem die Zeitschrift der Deutschen morgenländischen Gesellschaft (Leipzig 1847-1901) und die Augsburger Allgemeine Zeitung (1832-1876). Somogyis Sammlung enthielt darüber hinaus die Titel Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland (München 1838-1878), Unsere Zeit. Jahrbuch zum Conversations-Lexikon (Leipzig 1857-1864; fortgesetzt als Unsere Zeit. Deutsche Revue der Gegenwart. Monatsschrift zum Conversations-Lexikon, Leipzig 1865-1885), das Literaturblatt von Wolfgang Menzel (Stuttgart 1826-1869) und Kritik über gewisse Kritiker, Rezensenten und Broschürenmacher (Augsburg 1787-1795).

Die Bibliothek verfügt über mehrere abgeschlossene Kataloge. Ihre Sammlung wurde bis 1956 nach den Preußischen Instruktionen in einem Alphabetischen Katalog erschlossen. Bis 1952 wurden die Beschreibungen auf rubrizierten Hauptblättern im Quartformat handschriftlich vorgenommen, nach 1952 maschinenschriftlich auf Katalogzetteln. 1956 wurde die systematische Aufstellung abgeschlossen; für Neuzugänge wurde eine moderne, normgeregelte Titelaufnahme gewählt, die den Anforderungen des Alphabetischen Katalogs entsprach. Am 31. Dezember 1981 wurde auch dieser Katalog abgeschlossen und durch eine bibliographische Beschreibung nach neuer, internationaler Norm ersetzt. Der gesamte Alphabetische Katalog des Bestandes, der vor 1982 erschlossen wurde, steht den Lesern auf Mikrofiche zur Verfügung. Der nach der Farbe der Schachtel Schwarze Titelsammlung genannte Katalog - die ursprünglichen Hauptblätter - wurde archiviert, zumal er die Handschrift namhafter ungarischer Schriftsteller wie István Tömörkény und Ferenc Móra bewahrt. Sie haben zunächst als Bibliothekare, später als Direktoren die Erschließungsarbeit ausgeführt. Der Bestand vor 1956 ist auch durch einen handschriftlichen Sachkatalog (Standortkatalog) zugänglich, der heute noch benutzt werden kann. In die nachfolgende Liste wurden nur jene Kataloge aufgenommen, die den Präsenzbestand erschließen.

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog des Bestandes bis 1956

[Mikrofiche-Version des alten Zettelkatalogs]

Alphabetischer Katalog des Bestandes von 1956 bis 1981

[Mikrofiche-Version des alten Zettelkatalogs; verzeichnet nur Neuzugänge seit Abschluß der systematischen Aufstellung]

Alphabetischer beschreibender Katalog

[mschr., in Zettelform; nach ISBD/M; angelegt 1982]

Standortkatalog des Bestandes bis 1956

[hschr., in Zettelform; nach Magazinsignaturen geordnete Sachtitelsammlung des 1956 abgeschlossenen Präsenzbestandes in systematischer Aufstellung]

Schlagwortkatalog des Bestandes bis 1956

[hschr. und mschr., in Zettelform; innerhalb der Stichwörter chronologisch geordnet, vereinfachte Titelaufnahme]

Sachkatalog des Bestandes seit 1956

[mschr., in Zettelform; geordnet nach DK]

3.2 Sonderkataloge

Heimatkundlicher Szeged-Katalog

[mschr., in Zettelform; beschreibender Katalog der Bücher, Zeitungs- und Zeitschriftenartikel sowie Karten der Heimatkundlichen Sammlung; alphabetisch nach Verfassern und nach Themen geordnet]

Katalog der Szegeder Veröffentlichungen

[in Zettelform; chronolgisch geordnet und innerhalb nach der alphabetischen Reihe des Ordnungswortes der Katalogzettel]

Alte ungarische Drucke und Hungarica (1488-1800)

[EDV-Katalog; seit 1995 zugänglich über das System der Universitätsbibliothek der Attila-József-Universität; Datenbasisprogramm BRS/SEARCH mit freien Suchmöglichkeiten]

3.3 Gedruckte Kataloge

Katalogo de la Hungarlanda Esperanto Biblioteko. Zusammengestellt von György Gyuris. Szeged 1967 (A Somogyi-könyvtár kiadványai 3)

Gyuris, György: Dugonics könyvtára. Katalógus [Die Bibliothek von Dugonics. Ein Katalog]. Szeged 1972 (A Somogyi-könyvtár kiadványai 14)

Mutató a Vasváry-gyujteményhez [Register der Vasváry-Sammlung]. Zusammengestellt von András Csillag. Szeged 1984 (A Somogyi-könyvtár kiadványai 30)

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Das Archiv bewahrt die Briefwechsel, Urkunden, Statuten und Berichte der Bibliothek seit 1880 auf.

4.2 Darstellungen

Péter, László (Hrsg.): A Somogyi-könyvtár száz éve. Könyvtártörténeti tanulmányok [100 Jahre Somogyi-Bibliothek. Studien zur Bibliotheksgeschichte]. Szeged 1984 [enthält eine Bibliographie von Veröffentlichungen zur Bibliothek, S. 407-411]

Kórász, Mária: Amerikai magyar életrajzgyujtemény - Washingtonból Szegedre [Biographien von Ungarn in Amerika - Von Washington nach Szeged]. In: Könyvtári Figyelo [Bibliotheksbeobachter] 6 (1996) S. 21-22

Nagy, Erzsébet: Somogyi Károly gyujteménye a szegedi Somogyi-könyvtárban [Die Sammlung von Károly Somogyi in der Szegeder Somogyi-Bibliothek]. In: Könyvtári Figyelo 6 (1996) S. 15-19

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bezerédy, István: A Prágai Misekönyv. 1492 [Das Prager Missale. 1492]. In: Somogyi-könyvtári Muhely [Mitteilungen der Somogyi-Bibliothek] 4 (1983) S. 137-145

Téglásy, Imre: A Somogyi-könyvtár osnyomtatványai [Die Wiegendrucke der Somogyi-Bibliothek]. In: Somogyi-könyvtári Muhely 4 (1983) S. 238-239

Téglásy Imre: A Somogyi-könyvtár két új osnyomtatványai [Zwei neue Wiegendrucke in der Somogyi-Bibliothek]. In: Somogyi-könyvtári Muhely 4 (1983) S. 239-240

Stand: August 1996

Erzsébet Szokefalvi-Nagy


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.