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Valsts arhivu Speciala biblioteka

Spezialbibliothek des Archivwesens Lettlands


Adresse. Raina boulv. 15, 1050 Riga
Telefon. 7 22 38 71 oder 7 21 17 28
Telefax. 7 21 39 94 (Generaldirektion der Staatsarchive Lettlands)
Bibliothekssigel. < 34 >

Unterhaltsträger. Latvijas Valsts arhivu generaldirekcija [Generaldirektion der Staatsarchive Lettlands]
Funktionen. Archivbibliothek, öffentliche wissenschaftliche Bibliothek.
Sammelgebiete. Geschichtsforschung, Baltica.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-17 Uhr, Freitag 9-16 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte.
Hinweise für anreisende Benutzer. Eine schriftliche Anmeldung ist empfehlenswert. - Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 10 Minuten). Vom Flughafen Busverbindung (Linie 22) zum Stadtzentrum.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Spezialbibliothek des Archivwesens Lettlands wurde 1984 als Bibliothek der Staatsarchive Lettlands [Latvijas Valsts arhivu biblioteka] gegründet. Als historische wissenschaftliche Bibliothek umfaßt sie ca. 73.000 bibliographische Einheiten, die sich aus der Bibliothek des Historischen Staatsarchivs Lettlands [Latvijas Valsts vestures arhiva biblioteka], der Bibliothek des Staatsarchivs Lettlands [Latvijas Valsts arhiva biblioteka] und der Bibliothek des aufgelösten Instituts für Parteigeschichte Lettlands [Latvijas KP partijas vestures instituta biblioteka] zusammensetzen. Die Erweiterung der Sammlungen erfolgt im Hinblick auf die Sammelgebiete Geschichtsforschung und Baltica.

1.2 Der historische Bestand, der ca. 20 Prozent des Gesamtbestandes ausmacht, stammt aus der Bibliothek des Historischen Staatsarchivs Lettlands, wo er von 1918 bis 1984 aufbewahrt wurde. Dieser Bestand umfaßt die aus dem 19. Jh stammende Sammlung russischsprachiger Werke rechtlichen und kulturhistorischen Inhalts sowie eine Sammlung deutschbaltischer, deutscher und fremdsprachiger Literatur des 16. bis 19. Jhs. Die Grundlage der letzteren bildet die Bibliothek der Livländischen Ritterschaft [Vidzemes brunniecibas biblioteka], die von 1853 bis 1918 in Riga bestand. In sie war ein Teil der Büchersammlung von Hermann Trey (

†1849), des Oberpastors von St. Johann in Riga, eingegangen. Es handelt sich dabei um die Baltica der ursprünglich von Dr. Liborius Bergmann (1754-1823), Oberpastor von St. Petri in Riga, angelegten und von seinen Erben an Trey verkauften Büchersammlung. Diese Baltica-Sammlung umfaßte Werke zur baltischen Geschichte, Geographie und Rechtskunde, die von Balten verfaßt oder im Baltikum gedruckt wurden.

1.3 Da die deutsche Sprache bis zum Beginn des 20. Jhs als die Sprache der kulturhistorischen Forschung in Lettland galt, wurden die Bestände der Bibliothek der Livländischen Ritterschaft im Hinblick auf deutschsprachige Literatur erweitert. Leider wurde die umfangreiche Sammlung im 20. Jh zerstreut, und es ist schwer zu bestimmen, über welchen Anteil davon die Spezialbibliothek des Archivwesens Lettlands z. Z. verfügt. Ihren heutigen Namen erhielt die Bibliothek im Jahre 1996. Riga [Riga] 4 Spezialbibliothek des Archivwesens Lettlands

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der historische Bestand zählt ca. 15.000 bibliographische Einheiten bei einem Gesamtbestand 73.000 Einheiten. Die Sammlung Alter Drucke (bis 1800) umfaßt ca. 1500 Titel in 1700 Bdn (ca. 11 Prozent des historischen Bestandes). Die Drucke des 19. Jhs sind nicht separat aufgestellt, sondern an den entsprechenden Systemstellen in den Hauptbestand eingearbeitet. Es handelt sich um schätzungsweise 10.000 bibliographische Einheiten.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 In der Sondersammlung Alter Drucke bis 1800 stammen 40 Bde aus dem 16. Jh (darunter 23 deutschsprachige), 303 aus dem 17. Jh (darunter 101 deutschsprachige) und 1323 aus dem 18. Jh (darunter 848 deutschsprachige). Einige Titel sind undatiert. Insgesamt macht das deutsche Schrifttum etwa 58 Prozent der Sammlung aus. Im übrigen verteilt sich die Sondersammlung Alter Drucke auf die Sprachen Latein (396 Bde, davon 16 aus dem 16. Jh, 167 aus dem 17. Jh und 186 aus dem 18. Jh), Polnisch (67 Bde, davon einer aus dem 16. Jh, 2 aus dem 17. Jh und 55 aus dem 18. Jh) und Französisch (146 Titel, davon 7 aus dem 17. Jh und 139 aus dem 18. Jh). Die übrigen Alten Drucke (7 Prozent) liegen in italienischer, spanischer, griechischer und russischer Sprache sowie in skandinavischen Sprachen vor.

Systematische Übersicht

2.3 Die Sondersammlung ist chronologisch (nicht systematisch) gegliedert. Sie enthält Werke aus den Gebieten Geschichte, Rechtswissenschaft, Kirchengeschichte, kirchliche Hymnologie und Geographie.

2.4 Der Bestand aus dem 16. Jh (40 Bde) weist 12 Druckorte des deutschen Sprachgebiets auf, darunter sind Frankfurt a. M. (11 Titel), Basel (4) und Leipzig (3) am häufigsten vertreten. Die restlichen Drucke stammen aus Danzig, Görlitz, Heidelberg, Königsberg, München, Oldenburg, Rostock, Wittenberg u. a. Der Bestand enthält Werke zur allgemeinen Geschichte und Geographie, so u. a. Sebastian Münster, Cosmographey oder Beschreibung aller Länder Herrschaften und fürnemsten Stetten des ganzen Erdbodens (Basel 1592). Unter den ebenfalls vertretenen Werken zur baltischen Regionalgeschichte ist Salomon Henning, Liffländische, Churländische Chronica (Rostock 1590). Religiöses Schrifttum liegt vor in Originalwerken der Reformatoren, u. a. Luthers Der hundert und XXVII Psalm (Wittenberg 1534), sowie in frühen Werken zur Reformationsgeschichte, z. B. Kirchen Reformation des Fürstenthumbs Churland und Semigallien, in Lieflandt ... 1570 (Rostock 1572). Hierzu ist auch Salomon Hennings Analyse der lettischen Religiosität zu zählen: Wahrhaftiger und bestendiger Bericht, wie es bisshero und zu heutiger Stunde - in Religionssachen im Fürstenthum Churland, Semgalln und Lieffland - ist gehalten worden (Rostock 1589).

2.5 Das deutschsprachige Schrifttum des 17. Jhs stammt aus 23 Druckorten. Riga, Krakau, Stettin, Danzig, Frankfurt a. M. und Rostock stellen ungefähr die Hälfte der Drucke. Die in Riga publizierte Literatur umfaßt Verwaltungsverordnungen (z. B. Lieffländische Landes-Ordnungen, 1673, 1697), Lob- und Gelegenheitsschriften (z. B. Königliche Huldigungs-Predigt. Des Tages ...da man dem ...Herrn Carl Gustaff der Schweden König den Huldigungs-Eidt zu Riga leistete, 1655), kirchliche Hymnologie (z. B. Rigisches Gesang-Buch, 1690) und Schriften geistlichen Inhalts. Zur letzten Gruppe gehört die Schrift des kurländischen Superintendenten Paul Einhorn, Wiederlegunge [sic] der Abgötterey und nichtigen Aberglaubens ... so vorzeiten ... in diesem Lande tsprossen (1627), in der der Autor sich mit den heidnischen Vorstellungen der Letten auseinandersetzt. Vereinzelt sind auch Schriften aus anderen baltischen Druckorten vertreten.

2.6 Im deutschsprachigen Bestand des 18. Jhs (ca. 40 Druckorte) machen die im Baltikum erschienenen Bücher einen ansehnlichen Teil aus. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts liegen Schriften aus 36 Druckorten vor, vorwiegend aus Danzig, Leipzig und Riga. In der zweiten Hälfte des 18. Jhs (ca. 42 Druckorte) dominiert als Druckort Riga, gefolgt von Mitau, Leipzig und St. Petersburg. Gut vertreten im örtlichen deutschen Schrifttum sind Verwaltungs- und Selbstverwaltungsverordnungen (z. B. Eines Wohl-Edlen Raths der ... Stadt Riga Verordnung für die hieherkommende und allhier sich aufhaltende fremde Negotianten, Riga 1760) sowie Dokumente der baltischen adeligen Selbstverwaltung (darunter Diarien der Kurländischen Landtage). Unter den Schriften, die das Verhalten der Ritterschaft zu aktuellen politischen Angelegenheiten widerspiegeln, ist der Titel In Gesetzen und Wahrheit gegründete Gedanken eines Curländers (1762). Zahlreich sind verschiedene Informations-, Lob- und Gelegenheitsschriften, wie Johann Georg Müntzel, Tabellen über die Rigische Licent-Portorien-Stadts-Accise und Sund-Zoll Taxa (Riga 1768). Bemerkenswert sind u. a. Werke zur lokalen Kirchengeschichte (z. B. Carl Ludwig Tetsch, Kurländischer Kirchen-Geschichte erster Versuch, Königsberg 1743) und zur kirchlichen Hymnologie (z. B. Rigisches Gesangbuch, Leipzig 1705, Riga und Leipzig 1730; Mitausches Gesangbuch, Mitau 1771 und 1778).

2.7 Die Bibliothek besitzt eine Reihe der von dem baltischen Verleger Johann Friedrich Hartknoch publizierten Werke. Darunter sind u. a. Ludwig August Mellin, Atlas von Lieffland oder von den beyden Gouvernementern und Herzogthümern Lieff- und Ehstland und der Provinz Oesel (Riga und Leipzig 1798); Über die freye Ein- und Ausfuhr des Getreides in Betracht Estlands (Riga 1772); August Wilhelm Hupel, Statistisch-Topographische Nachrichten von den Herzogthümern Kurland und Semgalln (Riga 1785); Die gegenwärtige Verfassung der Rigischen und der Revalschen Statthalterschaft (Riga 1789); Geschichte des teutschen Reichs (Riga und Leipzig 1778); Chronologischer Auszug der Geschichte von Polen (Riga und Mitau 1768) und Peter Rytschkov, Orenburgische Topographie oder umständige Beschreibung des Orenburgischen Gouvernements (Riga 1772). Als weitere Beispiele der deutschbaltischen Aufklärung seien erwähnt Heinrich Johann von Jannau, Geschichte von Lieff- und Ehstland, pragmatisch vorgetragen (Riga 1793) sowie Gotthard Friedrich Stender, Lettisches Lexikon in zwei Teilen (Mitau 1789).

2.8 Aus dem 19. Jh liegt deutsches Schrifttum in ca. 10.000 bibliographischen Einheiten vor. Im übrigen verteilt sich der Bestand auf Russisch, Französisch, Latein, Polnisch, Lettisch, Estnisch und die skandinavischen Sprachen. Das deutsche Schrifttum ist sowohl durch im deutschen Sprachgebiet (Deutschland, Österreich u. a.) publizierte Werke, als auch durch baltische Publikationen (Riga, Reval, Dorpat, Mitau u. a.) vertreten. Einen beachtlichen Anteil machen genealogische Nachschlagewerke aus.

2.9 Der Aufstellungssystematik liegt eine sachliche Aufgliederung des Bestandes zugrunde. Schwerpunkte sind die Gruppen Regionalgeschichte, Historische Landeskunde, Kulturgeschichte, Rechtsgeschichte, Religions- und Kirchengeschichte, Allgemeine Geschichte sowie Geschichte der regionalen Institutionen.

3. KATALOGE

Verzeichnis der Bibliothek der livländischen Ritterschaft. Leipzig 1872

Das personale Gelegenheitsschrifttum im Bestand der Bibliothek

 wird im Rahmen eines von der Volkswagen-Stiftung geförderten Projekts
verzeichnet und in Kürze auf Mikrofiche zugänglich gemacht.

April 1997

Ligita Vasermane


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.