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Bibliothek der St. Annenkirche

Adresse. Kleine Kirchgasse 23, 09456 Annaberg-Buchholz [Karte]
Telefon. (03733) 2 31 90

Unterhaltsträger. Evangelisch-Lutherisches Pfarramt St. Annen, Annaberg
Funktion. Kirchenbibliothek, ruhende Traditionsbibliothek.
Sammelgebiete. Der Bestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nur nach schriftlicher Anmeldung mindestens einen Monat im voraus. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe ab Annaberg, Unterer Bahnhof (ca. 25 Minuten). A 4, A 72 (E 40, E 441), Ausfahrt Chemnitz-Süd, B 95; B 101. Begrenzte Parkmöglichkeiten an der St. Annenkirche.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Stadt Annaberg wurde im Jahre 1496 gegründet, in der Absicht, die einige Jahre zuvor entdeckten Silbergruben der Region besser zu nutzen. Unter der Regierung von Herzog Albrecht von Sachsen wurde von seinem Sohn Herzog Georg dem Bärtigen der planmäßige Ausbau der Stadt gefördert. Dazu gehörten der Bau der großen Stadtkirche St. Anna in den Jahren 1499 bis 1525, die Errichtung eines der Heiligen Dreifaltigkeit geweihten Hospitals und die Gründung eines Franziskanerklosters, das von 1502 bis 1512 gebaut und reichlich ausgestattet wurde. Während die beiden anderen kirchlichen Einrichtungen auch nach der Reformation bestehen blieben, wurde das Kloster 1539 aufgehoben. Das Gebäude wurde 1604 durch einen Brand vernichtet. Die Mönche, die sich nicht zur Reformation bekannten, wanderten nach der Visitationsentscheidung von 1540 nach Kaaden [Kadan] und Eger [Cheb] in Böhmen aus.

1.2 Das Franziskanerkloster wurde von Anfang an mit einer Bibliothek ausgestattet, die durch planmäßige Anschaffungen und durch Schenkungen und Zuweisung von beschlagnahmten Büchern schnell wuchs. Größere Schenkungen kamen von Magister Heinrich Seger († 1500) und von Ludwig Götze, dem Beichtvater Herzog Georgs (1450 nach 1529). Die Bücher des von 1498 bis 1501 in Annaberg amtierenden Pfarrers Johannes Pfennig kamen aufgrund seines besonderen Schicksals in die Bibliothek. Pfennig war ein Anhänger der Hussiten, flüchtete im Jahr 1501 zu ihnen, wurde aber gefangen und starb 1511 während seiner Gefängnishaft in Stolpen. Die Bücher, die er hinterlassen hatte, wurden offenbar dem Kloster zur Verfügung gestellt. Die genaue Abgrenzung der Franziskanerbibliothek steht noch aus. Sie wird vermutlich einen Umfang von ca. 500 Bdn gehabt haben. Da die Bücher in der Mehrzahl Kettenspuren aufweisen, besaß das Kloster sicher einen Bibliotheksraum mit Bücherpulten. Die nicht angeketteten Bücher konnten in den Zellen oder bei Wanderungen der Mönche zum Sammeln von Almosen benutzt werden.

1.3 Auch das Hospital zur Heiligen Dreifaltigkeit besaß nach den Eintragungen in verschiedenen Büchern eine Büchersammlung, die vor allem auf Schenkungen der dort tätigen Prediger beruhte. Die vermutlich nicht sehr umfangreiche Sammlung diente offenbar den am Hospital amtierenden Geistlichen zum Studium. Die Bücher sind vermutlich erst nach dem Entstehen der protestantischen Kirchenbibliothek zur St. Annenkirche gekommen.

1.4 Die Franziskanerbibliothek wurde schon 1540 in die Kirche überführt. Das scheint der Anstoß dafür gewesen zu sein, eine reformatorische Kirchenbibliothek aufzubauen. Sie sollte wie in anderen Städten den " Kirchendienern", das heißt den Pfarrern und Schullehrern helfen, sich weiterzubilden. Die ersten Datierungen von Geschenken und Anschaffungen zugunsten der Bibliothek stammen aus dem Jahre 1557. Im folgenden Jahr stifteten Ottilia, die Witwe des angesehenen herzoglichen Bergbeamten Heinrich vom Elterlein (1485-1539), und der Bürgermeister Johannes Schwarz (1509-1584) wertvolle Bücher. Ihr Vorbild sollte offenbar andere Bürger der Stadt zu Schenkungen zugunsten der Bibliothek bewegen, die auch bis zum Jahre 1619 kontinuierlich eintrafen. Der Name der Bibliothek lautete in dieser Zeit Bibliotheca Annabergensis, weil sie von den Bürgern getragen wurde und ihnen indirekt durch Pfarrer und Lehrer Nutzen brachte. Diesen Namen trägt auch das erste, von dem Stadtphysicus Dr. Matthaeus Klingeisen geschriebene Verzeichnis aus dem Jahre 1560, das 605 Bde nachweist.

1.5 Schon im Jahre 1558 wurde die Bibliothek der angesehenen Lateinschule der Stadt zur Verfügung gestellt und fortan von einem der Lehrer verwaltet. Anschaffungen spiegeln das Interesse der Schule. Vermutlich bürgerte sich schon in dieser Zeit der Name Bibliotheca scholae Annabergensis ein; dies belegt das Supralibros einiger Bücher. Die Zahl der erhaltenen Bücher beweist, daß die Bibliothek in dieser Periode stetig wuchs. Obwohl der Stadtbrand vom 27. April 1604 auch die Schule zerstörte, blieb die Bibliothek " durch fleissige Aufsicht" erhalten.

1.6 Im Jahre 1627 kehrte die Bibliothek in die Kirche zurück. Es ist anzunehmen, daß die Schule nicht genug Raum besaß oder daß die Pfarrer mit einer angemessenen Unterbringung der Bibliothek das Jubiläum der Augsburgischen Konfession im Jahre 1630 vorbereiten wollten. In einem gesonderten Raum wurden aufgrund einer Schenkung von Theodor Werner, dem Sekretär des Oberkonsistoriums in Dresden, neun Schränke angeschafft, eine Tafel mit zwei Flügeln aufgestellt, " worauf ein Bibliothecscatalogus geklebet" und ein Pult benutzt, " so sich umdrehen und auf allen vier Seiten mit Büchern belegen läßt". Bei dieser Gelegenheit wurden offenbar die Ketten der Bücher aus der Franziskanerbibliothek entfernt. Es wurde jetzt auch eine Geldquelle für regelmäßige Anschaffungen erschlossen, nämlich Gebühren für Hochzeiten erhoben, die zwei Tage dauern oder an einem Dienstag stattfinden sollten. Trotz der Überführung in die Kirche blieb das Interesse der Schule an der Bibliothek erhalten. Die regelmäßige Inspektion der Bibliothek wurde gemeinsam von dem Superintendenten, dem Rektor der Schule und dem Bürgermeister durchgeführt. Die Rechnung wurde von einem Lehrer vorgelegt, der die ständige Verwaltung wahrnahm. Die wertvolle Einrichtung von 1627 scheint in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, von dem Annaberg stark betroffen war, so gelitten zu haben, daß 1696 eine bauliche Erneuerung notwendig wurde. Das Interesse an der Bibliothek ließ offenbar in der Folgezeit nach, wie der geringe Bücherbestand aus dieser Zeit beweist. Man entschloß sich auch 1777, unter deutlichem Druck der Regierung, der Königlichen Bibliothek in Dresden 25 Inkunabelbände mit 53 seltenen Drucken zu überlassen. Der Preis der Bücher von 209 Thalern und 12 Groschen wurde z. T. durch die Übergabe von Dubletten aus der Dresdner Bibliothek bestritten.

1.7 In den Jahren 1814 bis 1877 kehrte die Bibliothek noch einmal in die Städtische Schule, jetzt Realschule genannt, zurück. Die Kirchenverwaltung fühlte sich offenbar durch die Verwaltung der Bibliothek überfordert. In der Schule dagegen war das historische Interesse des 19. Jhs spürbar, das sich in den Schriften der Lehrer zur Geschichte der Bibliothek und ihrer Kostbarkeiten dokumentiert. Um Neuanschaffungen zu gewährleisten, zog man in den Jahren 1816 bis 1821 die Schüler zu Beiträgen für die Finanzierung neuer Bücher heran. Die Umwandlung der Schule in ein Gymnasium und der Übergang von der städtischen in die staatliche Betreuung stellten jedoch diese Konzeption in Frage. 1855 erhob die Stadt Anspruch auf die Bibliothek mit der Begründung, die alte Franziskanerbibliothek gehöre weder der Schule noch der Kirchengemeinde, die Bürger hätten durch ihre Beiträge wesentlich zum Aufbau der Bibliothek beigetragen und ein Teil der Bücher sei unmittelbar der Realschule geschenkt worden. Die Kirchgemeinde wehrte sich gegen diese Absicht und wendete ein, daß die Franziskanerbibliothek als Teil eines kirchlichen Stiftungsvermögens anzusehen sei, die Bibliothek überwiegend theologische Werke enthalte und die Aufsicht über die Bibliothek immer gemeinschaftlich von Kirche, Schule und Stadtverwaltung verantwortet worden sei. 1873 kam es schließlich zu einer Einigung mit folgenden Festlegungen: Das Eigentum der Kirche an der Bibliothek wurde anerkannt; die Schule wurde zur Herausgabe der Bibliothek veranlaßt; die Aufsicht sollte künftig beim Oberpfarrer liegen und ein neuer Katalog sollte die öffentliche Nutzung der Bibliothek ermöglichen und gedruckt vorgelegt werden. Bei der Rückgabe der Bibliothek an die Kirche wurden offenbar die im 19. Jh angeschafften, für die Arbeit der Schule wichtigen Bücher zurückbehalten. Die mit der Rückführung verknüpfte Aufgabe der Neukatalogisierung wurde von dem Realschullehrer Theodor Seyffarth erfüllt, zu einem Druck des Kataloges kam es jedoch nicht.

1.8 Nachdem diese Regelung für die Bibliothek von 1877 bis 1930 bestand, führten wirtschaftliche Not der Kirche sowie historisches Interesse der Stadt zu einer erneuten Veränderung. Den Angeboten der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden, die Bibliothek zu kaufen oder als Depositum zu übernehmen, widerstand die Kirchgemeinde zwar, dem Drängen der Stadt, die Bibliothek mit dem Archiv der Stadt zu verbinden und im Rathaus aufzustellen, gab sie jedoch nach. Besonders aktiv bei diesen Bemühungen war Medizinalrat Dr. Heinrich Harms zum Spreckel, der auch auf der Basis des Zettelkataloges von Theodor Seyffarth ein alphabetisches Verzeichnis des Buchbestandes erstellte.

1.9 Während des Zweiten Weltkrieges blieb die Bibliothek im Rathauskeller vor Kriegsschäden bewahrt. Da andere Aufgaben die Stadtverwaltung beschäftigten, wurde die Bibliothek 1946 an ihren alten Platz in der St. Annenkirche zurückgeführt. 1969 wurden zwei Chorbücher aus der Franziskanerbibliothek an die Sächsische Landesbibliothek in Dresden verkauft. Seitdem ist der wertvolle Bestand der Kirchenbibliothek zusammengeblieben. Die Erarbeitung eines modernen Inkunabelkatalogs und eines Einbandkatalogs wurden in Angriff genommen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Zählungen erfolgten anhand des Kataloges von Heinrich Harms zum Spreckel, in dem Verweisungen schwer von Hauptaufnahmen zu trennen sind und der einer Überprüfung bedarf. Die Zahlen sind nur als Annäherungswerte zu betrachten.

2.2 Bei einem Gesamtbestand von 2578 Titeln sind 351 Inkunabeln vorhanden. Das 16. Jh ist mit 831 Titeln und das 17. Jh mit 1152 vertreten. Die 233 Titel aus dem 18. Jh und die 11 Titel aus dem 19. Jh lassen deutlich werden, wie das Interesse an der Fortsetzung der Bibliothek nachließ.

2.3 Die deutsche Sprache hat mit 1184 Titeln einen geringeren Anteil am Gesamtbestand (15. Jh 10 Titel, 16. Jh 253, 17. Jh 746, 18. Jh 103, 19. Jh 4) als die lateinische Sprache mit 1394 Titeln (15. Jh 340 Titel, 16. Jh 563, 17. Jh 397, 18. Jh 91, 19. Jh 3). Von den biblischen Grundsprachen ist das Hebräische mit 7 Titeln, das Griechische mit 55 Titeln vertreten. Von den europäischen Sprachen fehlt das Englische ganz, in französischer Sprache liegen 5 Titel vor. Jeweils ein Titel ist in italienischer Sprache (15. Jh), in kroatischer (16. Jh) und in syrischer Sprache (18. Jh). Systematische Übersicht

2.4 Der allgemeinen Literatur sind 22 Titel zuzurechnen, zu denen Werke wie der Thesaurus eruditionis (Wittenberg 1655) des Basilius Faber Soranus, das Allgemeine Europäische Bücherlexikon (Leipzig 1742) von Theophilus Georgius und die Allgemeine Biographie (Berlin 1771) von Johann Matthaeus Schröckh gehören. Während Disputationen und Dissertationen kaum vertreten sind, liegen 7 Einladungen zur Promotion aus dem 17. Jh vor. Am Ende des 17. Jhs und am Ende des 18. Jhs konnten einzelne Jahrgänge von insgesamt 9 Zeitschriften beschafft werden. Hervorzuheben sind die Acta eruditorum (Leipzig 1682-1714) und Zeitschriften aus der Zeit der Französischen Revolution aus den Rheinlanden, Courier du Bas-Rhin (1790-1792) und Nouvelles extraordinaires de divers endroits (1793-1797).

2.5 Zur Theologie allgemein liegen 6 Titel vor, darunter das Catholicon des Johannes Balbus (Lyon 1493). Zur Bibelwissenschaft zählen 34 Bibelausgaben, die meisten in deutscher (15) und lateinischer Sprache (14). Dazu kommen ein hebräischer Text und 2 griechische Texte sowie 2 Übersetzungen ins Französische. Die unmittelbare Auslegung der Bibel betreffen 52 Titel aus dem 15. und 16. Jh, die meisten in lateinischer Sprache. 55 Werke behandeln spezielle Themen der Bibelwissenschaft, davon 3 in hebräischer Sprache.

2.6 Im Bereich der Kirchengeschichte dominieren die Editionen der Kirchenväter mit 86 Titeln (15. Jh 45, 16. Jh 31) und die Werke der Reformatoren, darunter die Schriften Luthers mit insgesamt 86 Titeln, die bis auf 3 aus dem 16. Jh stammen. Mit 29 Titeln ist der Anteil an kirchengeschichtlichen Monographien gering.

2.7 Bei der Systematischen Theologie sind nur 4 Ausgaben an Bekenntnisschriften vorhanden. Die Dogmatik nimmt mit 169 Titeln, davon 147 lateinischen, ebenso wie die Polemik mit 211 Titeln großen Raum ein. Dabei sind die katholischen Gegner der Reformation, wie Johann Cochlaeus, Hieronymus Dungersheim, Johannes Eck, Hieronymus Emser und Georg Witzel, jeweils mit mehreren Schriften vertreten. Vermutlich dienten diese Schriften zur Abwehr der Reformation im Franziskanerkloster. Werke zur christlichen Ethik liegen mit 41 Titeln vor, darunter zahlreiche Inkunabeln.

2.8 Zur Praktischen Theologie allgemein liegen keine Titel vor, dafür jedoch 20 Werke zur Pastoraltheologie. Mit 22 Titeln sind Agenden und andere Quellenschriften zur Liturgie vertreten. Fünf Titel stammen aus dem 15. Jh, darunter die Ausgaben des Missale Misnense (Mainz: Peter Schöffer 1485 und Speyer: Peter Drach 1498), sowie 5 Titel aus dem 16. Jh. Eine Ausgabe der Cantiones ecclesiasticae (Magdeburg 1545) von Johannes Spangenberg ist noch vorhanden, während zwei wichtige Chorbücher an die Sächsische Landesbibliothek Dresden verkauft wurden. Aus dem Bereich der Kirchenmusik haben sich 6 Titel erhalten, darunter das Tabulaturbuch von Johann Rühling von Born (Leipzig 1583), das Syntagma musici (Teil 2, Wolfenbüttel 1618) von Michael Praetorius, Samuel Scheidts Tabulatura nova (Hamburg 1624) und die Melodien von Heinrich Schütz zu den gereimten Psalmen Davids von Cornelius Becker (Dresden 1661).

2.9 Die Homiletik ist mit 8 Titeln in lateinischer Sprache vertreten, Predigtbände mit 136 Titeln (15. Jh 52, 16. Jh 48). Die zahlreichen Leichenpredigten (268 Titel) stammen nahezu sämtlich aus dem 17. Jh und beziehen sich vorwiegend auf Personen aus Annaberg, Leipzig und Wittenberg. Noch zahlreicher sind die Hochzeitspredigten aus derselben Region mit 327 Titeln, davon 33 aus dem 16. Jh. Bei der Erbauungsliteratur mit 61 Titeln handelt es sich zum guten Teil um Werke des 15. und 16. Jhs, zur Hälfte in lateinischer Sprache. Darunter sind das Speculum passionis Jesu Christ (Nürnberg 1507) von Ulrich Pinder und die Relevationes coelestes (Nürnberg 1521) der Hl. Brigitta von Schweden.

2.10 Nur ein Titel behandelt die Grundlagen der Katechetik; trotz der engen Zusammenarbeit der Bibliothek mit der Annaberger Schule finden sich nur 13 Katechismen. Auch das Interesse am Kirchenrecht war gering, zumal von den 59 Titeln dieses Gebietes 36 aus dem 15. Jh, der Zeit vor der Reformation, stammen.

2.11 Etwa ein Drittel der Bücher beziehen sich nicht oder nicht unmittelbar auf die Theologie. Das erklärt sich aus der langen Nutzung der Bibliothek für Schulzwecke. Bei den philosophischen Werken, Lexika und Grammatiken dominiert mit 58 Titeln das Lateinische (44 Titel), gefolgt vom Griechischen (10) und Hebräischen (3). Beachtlich ist der Bestand an Werken antiker Autoren (197 Titel), davon 154 in lateinischer, 35 in griechischer Sprache und 7 in deutscher Übersetzung. Der aktive Umgang mit der lateinischen Sprache wird durch die 165 Titel neulateinischer Dichtung und Rhetorik belegt. Darunter finden sich auch Werke von Francesco Petrarca (De remediis utriusque fortunae ..., Straßburg: H. Eggestein, nicht nach 1479) und von Conrad Celtes (Proseuticum ad divum Fridericum tertium ..., Nürnberg: F. Kreusner 1487). Eine Sammlung persischer Dichtung in lateinischer Übersetzung ( Wien 1771) schließt sich an. Zur deutschen Literatur sind 37 Titel zu rechnen, bei denen sich auch 15 kleinere Glückwunschgedichte finden. Ende des 18. Jhs ist noch der Beginn der deutschen Klassik mit Werken von Klopstock, Lessing und Wieland belegt.

2.12 Beachtung fand auch die Philosophie des 15. bis 17. Jhs. Von den 137 Titeln sind 127 in lateinischer Sprache. Das gleiche gilt von der Geschichte mit 131 Titeln. Dabei spielt zuweilen religionsgeschichtliches Interesse eine Rolle, wie die Werke von Johann Herold, Die Heydenweldt von ihrer Götter anfänglichem Ursprung (Basel 1554), und von Adreas Lens, Das Kostüm der meisten Völker des Altertums (Dresden 1784), zeigen. Zu nennen sind historische Flugschriften mit 22 Titeln, meist aus dem 16. und 17. Jh, ebenso 15 geographische Werke mit Philippus Ferrarius, Novum Lexicon geographicum (Teil 1, Eisenach 1677).

2.13 Das allgemeine Recht behandeln 53 Titel, die bis auf zwei Ausnahmen aus dem 15. und 17. Jh stammen. Die Mathematik und die Naturwissenschaften sind mit 36 Titeln vertreten, am stärksten die Mathematik mit 16 Titeln sowie Astronomie und Astrologie mit 10. Die Medizin weist 32 Titel auf, darunter 3 aus dem 15. Jh. Von Paracelsus liegen 9 Titel vor.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Standortkatalog

[in Zettelform; hschr., angelegt nach 1977 von Theodor Seyffarth]

Alphabetischer Katalog

[ca. 1930; Bandkatalog, nach den Aufnahmen von Theodor Seyffarth angelegt von Heinrich Harms zum Spreckel]

Suckow, Ninon: Vorläufiger Katalog der Inkunabeln der Bibliothek der Kirche St. Anna zu Annaberg. Berlin 1988 [mschr.]

3.2 Historische Kataloge

Klingeisen, Matthias: Index bibliothecae Annabergensis. 1560

Vogelhaupt, Johann [Rektor]: Katalog [der Annaberger Kirchenbibliothek]

[angelegt wahrscheinlich 1660; erwähnt von Ernst August Bach, 1855]

Wilisch, Christian Friedrich: Incunabula scholae Annabergensis. Annaberg 1712

Wilisch, Christian Gotthold: Catalogus bibliothecae Annabergensis. 1722

Grimm, David Christian [Mag., Rektor]: Verzeichniß der Bücher auß der Bibliothek zu St. Annaberg von anno 1400 bis 1500. 30. Oktober 1776

[Nennung der 203 Bde ohne Jahreszahl und Druckort]

Verzeichnis der an den Stadtrat zu Annaberg abgelieferten Bücher der Kirchenbibliothek [um 1930]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

In den Akten der Superintendentur Annaberg: Rechnungen der Bibliothek und einzelne Vorgänge aus der Zeit von 1696 bis 1877

In den Akten des Pfarramtes: Schriftverkehr ab 1928 und ein Gutachten zur Bibliothek aus dem Jahre 1913 von Lic. Dr. Karl Albrecht Bonhoff

4.2 Darstellungen

Jenisius (Jenisch), Paulus: Annaebergae Misniae urbis historia. Dresden 1605

Goetze, Georg Heinrich: Dissertatio epistolae ad P. Ambrosium Lennum de bibliotheca scholae Annaebergensis. In: Nova literaria Germaniae collecta. Teil 1. Hamburg 1703, S. 448-460 (repr., hrsg. von P. A. Lenn und G. Strasberg. Hamburg, Leipzig und Frankfurt 1903)

Juncker, Christian: Discours von einigen in den chur- und fürstlichen Sächsischen Landen befindlichen öffentlichen Bibliotheken. Eisenach 1709, S. 4-5

Emmerling, Christoph: Die Herrligkeit des Berühmten Annabergischen Tempels. Schneeberg 1713, S. 40-42

Wilisch, Christian Gotthold: Oratio de meritis Senatus Annaebergensis in rem scholasticam. Leipzig 1715, S. 10-15

Wilisch, Christian Gotthold: Durch diese Kurtze Nachricht von der öffentlichen Bibliotheque der Schulen zu St. Annenberg ... Annaberg 1724

Wilisch, Christian Gotthold: Arcana bibliothecae Annabergensis. Leipzig 1730

Richter, Adam Daniel: Chronika der freien Bergstadt St. Annaberg. Teil 1. Annaberg 1746, S. 50, 162-164

Meier, Johann Christian: Die Herrlichkeit des Annabergischen Tempels. Chemnitz 1776, S. 112-115

Köhler, Gustav Eduard: Nachrichten über das Lyceum zu Annaberg. Annaberg 1834, S. 6-7

Andrä, C. H. Gottfried: Chronologische Nachrichten der Bergstadt Annaberg nebst denen dahin gehörenden Ephoral-Ortschaften von 1495 bis 1836. Schneeberg 1837, S. 101

Petzholdt, Julius: Literatur der Sächsischen Bibliotheken. Dresden und Leipzig 1840, S. 2-3

Vogel, Ernst Gustav: Literatur früherer und noch bestehender europäischer öffentlicher und Corporations-Bibliotheken. Leipzig 1840, S. 22-23

Steche, Richard: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Heft 4: Amtshauptmannschaft Annaberg. Dresden 1885, S. 49

Bartusch, Paul: Die Annaberger Lateinschule im 16. Jahrhundert. Annaberg 1894, S. VII, 192

Schmidt, Ludwig: Mittelalterliche Bibliotheken in Sachsen. In: Dresdner Anzeiger. Sonntagsbeilage Nr. 10 vom 8. März 1903, S. 53-54

Deckert, Helmut: Katalog der Inkunabeln der Sächsischen Landesbibliothek zu Dresden. Leipzig 1957, S. 15-217 (Zentralblatt für Bibliothekswesen, Beih. 80)

Jenisius (Jenisch), Paulus: Annaberger Chronik. [Übersetzt,] zusammengestellt und bearb. von Helmut und Reinhart Unger. Mit Weiterführung der Jahresgeschichte von 1605 bis 1735, zusammengestellt von Helmut Unger. Leipzig 1994, S. 76-273, 280, 319

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Albrecht, Hans: Annaberger Chorbücher. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart 1 (Kassel, Basel 1949-1951) Sp. 489-491

Clemen, Otto: Ein Buch aus Ulrich von Huttens Bibliothek. In: ders.: Miscellen zur Reformationsgeschichte. In: Theologische Studien und Kritiken 74 (1901) S. 129-130 (repr. in: ders.: Kleine Schriften zur Reformationsgeschichte. Bd 1. Leipzig 1982, S. 413-414)

Funck, Heinz: Die Chorbücher der St. Annenkirche in Annaberg im Erzgebirge. Ein Beitrag zur Geschichte der Pflege mehrstimmiger Musik in deutschen Stadtkirchen um 1500. Habilitationsschrift. Freiburg: Philosoph. Fakultät 1935 [mschr., hschr.]

Gottleber, Johann Christian: Von einigen alten und sehr seltenen Bibeln der Schulbibliothek zu Annaberg. Annaberg 1786

Kreyssig, Johann Gottlieb: Dissertatio de codicis membranacei C. Plinii Caecilii epistolas olim complexi fragmento in bibliotheca Lycei Annaemontani reperto. Leipzig 1814

Suckow, Ninon; Michel, Holger: Libri M. Henrici Segers. In: Von der Wirkung des Buches. Festgabe für Horst Kunze zum 80. Geburtstag. Gewidmet von Schülern und Freunden. Besorgt von Friedhilde Krause. Berlin 1990, S. 9-23

Zur kirchenmusikalischen Heimatforschung. In: Der Kirchenchor. Mitteilungsblatt des Kirchenchorverbandes der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsen, 49 (Rötha 1938) S. 117

Stand: März 1997

Konrad von Rabenau


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.