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Bibliothek St. Gabriel

Adresse. Gabrielerstr. 171, 2340 Mödling [Karte]
Telefon. (02236) 46 351-294
Bibliothekssigel. <626>

Unterhaltsträger. Gesellschaft des Göttlichen Wortes (SVD). Missionshaus St. Gabriel
Funktion. Haus- und Studienbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, Philosophie, Religionswissenschaft, Völkerkunde, Länderkunde, Allgemeine Weltgeschichte, Kunstgeschichte, Literatur.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Benützung nach Vereinbarung. - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 9-15.30 Uhr (15. August bis 15. September geschlossen). - Leihverkehr: ÖLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Voranmeldung erwünscht. - Schnellbahn bis Mödling, ÖBB-Bus ab Bahnhof Mödling bis St. Gabriel. - A 2, Abfahrt Mödling.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das 1889 durch P. Arnold Janssen errichtete Missionshaus St. Gabriel verfolgte von Anfang an den Zweck eines Ausbildungszentrums für die neugegründete Missionskongregation (Societas Verbi Divini, SVD, Gesellschaft des Göttlichen Wortes). Mit der Schaffung von Ausbildungseinrichtungen war auch der Aufbau einer Bibliothek verbunden, die mit der Reichhaltigkeit ihres Bestands angesichts der relativ kurzen Dauer ihres Bestehens überrascht.

1.2 Zunächst ergab sich für die Studienbibliothek ein Schwerpunkt auf theologischem und philosophischem Gebiet, der jedoch bald durch die Einführung eines Lyzeums auf naturwissenschaftlich-technische Fachbereiche und die humanistischen Bildungsfächer erweitert wurde. Daneben twickelten sich zwei Fachbibliotheken: die Missionswissenschaftliche Bücherei und die Bibliothek des von P. Wilhelm Schmidt gegründeten Anthropos-Institutes. Vor allem die zwanziger und dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts brachten infolge der umfassenden Forschungs- und Lehrtätigkeit Schmidts und seiner Schüler (Paul Schebesta, Martin Gusinde, Wilhelm Koppers) besonders großen Zuwachs. Dazu kam die Herausgabe wissenschaftlicher Zeitschriften, wie z. B. des Anthropos.

1.3 Mit der Machtübernahme durch das NS-Regime in Österreich und der Aufhebung des Ordenshauses am 2. Mai 1941 endete vorläufig jedwede Tätigkeit. Die Demontage der Bibliothek hatte bereits 1938 mit der Verlegung des Großteils der Anthropos-Bibliothek in die Schweiz begonnen, wohin P. Schmidt inzwischen geflohen war und wo er das Institut wiedererrichtet hatte. Diese Bestände kamen nach dem Krieg nur teilweise nach St. Gabriel zurück (1940 ins Völkerkundemuseum, danach nach St. Gabriel), der größere Teil blieb nach abermaligem Transport in St. Augustin bei Bonn (s. Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Bd 4, S. 281-283). Mit der Beschlagnahme des Missionshauses 1941 erfolgte dann die allgemeine Auslagerung der Bibliothek in die Nationalbibliothek, wo sie in Kisten verpackt, mehr oder weniger gut gelagert, bis zum Kriegsende blieb.

1.4 Erst im Sommer 1946 konnte der Buchbestand nach St. Gabriel zurückgeführt werden. Die Bücher und Zeitschriften wurden in den früheren Räumlichkeiten wieder aufgestellt. Doch war deren Kapazität bald erschöpft. Die Wiederaufnahme des vollen Theologiestudiums an der Ordenshochschule im Studienjahr 1964/1965 (von 1961 bis 1964 nur Noviziat und Philosophiestudium) war Anlaß, mit einem größeren Umbau und Ausbau der Bibliotheksräume zu beginnen, der 1967 abgeschlossen war.

1.5 Nach Beratungen mit maßgeblichen Stellen im österreichischen Bibliothekswesen, vor allem mit der Universitätsbibliothek Wien und der Planungsstelle für das wissenschafltiche Bibliothekswesen an der Österreichischen Nationalbibliothek, entschied man sich für das damals im Entstehen begriffene, zukunftsorientierte Programm RAK, um die Buch- und Zeitschriftenbestände einer umfassenden Neuordnung zuzuführen. Damit war die Bibliothek St. Gabriel die erste Bibliothek Österreichs, die mit dem Ziel, ihren gesamten Bestand neu aufzunehmen, mit diesem System zu arbeiten begann.

1.6 Von 1972 an entfaltete sich die Bibliotheksneuordnung kontinuierlich. Für die verschiedenen Fachbereiche der Hochschule entstanden insgesamt 15 Fachbibliotheken. In den Jahren 1982 bis 1987 wurden sämtliche Periodika-Bestände der Bibliothek in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Nationalbibliothek vollständig erfaßt und die Daten der Österreichischen Zeitschriftendatenbank (ÖZDB) zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus meldet die Bibliothek ihre Bestände der Datenbank des Missiologischen Instituts St. Augustin bei Bonn, der Büchernachweisstelle der Österreichischen Nationalbibliothek und dem EDV-Bibliothekssystem Bibos. Die Neuordnung des gesamten Altbestandes (ausgenommen die musikwissenschaftliche Sammlung) war im April 1992 abgeschlossen.

1.7 Mit einem jährlichen Zuwachs von etwa 1500 Bdn und 400 Periodika, davon 180 Zeitschriften, ist die Bibliothek für ihre wissenschaftlichen Aufgaben bestens ausgestattet. Als Einrichtung einer geisteswissenschaftlich orientierten Bildungs- und Forschungsstätte ist es ihr Ziel, in möglichst lebendiger Weise in das Bildungsgeschehen einbezogen zu sein und für die verschiedenen Initiativen im Bereich der theologischen Forschung, vor allem für die Begegnung mit den nichtchristlichen Religionen, offenzustehen.

Christoph Steiner

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Insgesamt beläuft sich der Bestand auf 155.903 Bde (ohne Musik- und Notenbestand, der noch in Bearbeitung ist). Bei einem historischen Gesamtbestand von 18.951 Titeln entfällt der Großteil auf das 19. Jh, nämlich 16.939 Titel. 1589 Titel stammen aus dem 18. Jh, 376 aus dem 17. Jh und 46 aus dem 16. Jh. Zudem gibt es eine Inkunabel.

2.2 Mehr als zwei Drittel der Bücher sind deutschsprachig (13.769), 428 glisch, 52 in anderen germanischen Sprachen, 2531 lateinisch, 161 griechisch, 990 französisch, 651 italienisch, 64 spanisch, 29 in anderen romanischen, 65 in slawischen Sprachen; der Rest (101) ist in sonstigen Sprachen verfaßt.

Systematische Übersicht

2.3 1031 Titel entfallen auf die Systematische Theologie (4 aus dem 16. Jh, 27 aus dem 17. Jh, 85 aus dem 18. Jh und 915 aus dem 19. Jh). 656 Titel betreffen die Philosophie, darunter die einzige Inkunabel, Johannes Duns Scotus' Scriptum in quattuor libros sententiarum (Nürnberg: Anton Koberger 1481); 7 Titel sind aus dem 16. Jh, 5 aus dem 17. Jh, 23 aus dem 18. Jh und 620 aus dem 19. Jh. Die Bibelwissenschaften sind mit 1051 Titeln (4 aus dem 16. Jh, 32 aus dem 17. Jh, 122 aus dem 18. Jh und 893 aus dem 19. Jh) vertreten.

2.4 Entsprechend dem großen Stellenwert der Seelsorge in der theologischen Ausbildung ist die Literatur zur Praktischen Theologie recht umfangreich (1353 Titel; 8 aus dem 17. Jh, 101 aus dem 18. Jh und 1244 aus dem 19. Jh). Weitere 1112 Titel (3 aus dem 16. Jh, 27 aus dem 17. Jh, 165 aus dem 18. Jh und 917 aus dem 19. Jh) sind der Homiletik zugeordnet (z. B. Matthias Fabers Auctuarium operis concionum tripartiti, Graz 1646), 2636 (8 aus dem 16. Jh, 193 aus dem 17. Jh, 615 aus dem 18. Jh und 1820 aus dem 19. Jh) der spirituellen Theologie. Der Bestand zur Liturgie umfaßt 935 Titel (einen aus dem 16. Jh, 16 aus dem 17. Jh, 102 aus dem 18. Jh und 816 aus dem 19. Jh), jener zum Kirchenrecht 469 (einen aus dem 16. Jh, die Decretales Gregorii, Lyon 1548, 8 aus dem 17. Jh, 43 aus dem 18. Jh und 417 aus dem 19. Jh).

2.5 906 Titel liegen zur Profangeschichte vor (3 aus dem 16. Jh, 8 aus dem 17. Jh, 43 aus dem 18. Jh und 852 aus dem 19. Jh), 1193 zur Kirchengeschichte (8 aus dem 16. Jh, 9 aus dem 17. Jh, 75 aus dem 18. Jh und 1101 aus dem 19. Jh). Dazu kommen zahlreiche Biographien (889 Titel; 6 aus dem 17. Jh, 25 aus dem 18. Jh und 858 aus dem 19. Jh) und kunstgeschichtliche Werke (724 Titel; 2 aus dem 17. Jh, 14 aus dem 18. Jh und 708 aus dem 19. Jh) sowie 35 Titel des 19. Jhs zur Geschichte des eigenen Hauses und der Kongregation.

2.6 Im Hinblick auf die Ausrichtung der Institution nehmen die missionswissenschaftlichen Bestände eine besondere Stellung ein (389 Titel; 2 aus dem 16. Jh, z. B. Emanuel Acostas Historia rerum a Societate Jesu in oriente gestarum, Paris 1572, 4 aus dem 17. Jh, 11 aus dem 18. Jh und 372 aus dem 19. Jh), ebenso die Ethnologie (99 Titel; 2 aus dem 17. Jh, z. B. Oliver Dappers Umständliche und eigentliche Beschreibung von Africa, Amsterdam 1671, 3 aus dem 18. Jh und 94 aus dem 19. Jh), die Religionswissenschaft und Linguistik (849 Titel; einer aus dem 16. Jh, 6 aus dem 17. Jh, 45 aus dem 18. Jh und 797 aus dem 19. Jh) und die Länderkunde (346 Titel; 4 aus dem 18. Jh und 342 aus dem 19. Jh).

2.7 1140 Titel zu naturwissenschaftlichen Disziplinen (16 aus dem 18. Jh und 1124 aus dem 19. Jh), Werke der Belletristik und Schriften zu diversen geisteswissenschaftlichen Themen (2882 Titel; 4 aus dem 16. Jh, 22 aus dem 17. Jh, 85 aus dem 18. Jh und 2771 aus dem 19. Jh) runden nebst Nachschlagewerken (127 Titel; 8 aus dem 18. Jh und 119 aus dem 19. Jh) und Quelleneditionen (129 Titel; einer aus dem 17. Jh, 4 aus dem 18. Jh und 124 aus dem 19. Jh) den Bestand ab.

Hildegard Strassky

3. KATALOGE

Zentralkatalog

[Nominalkatalog in Zettelform, nach RAK-WB]

Fachkatalog zu jedem Seminar

[Standortkatalog, mschr., in Zettelform, alphabetische Ordnung, katalogisiert nach RAK-WB]

Zeitschriftenbestände sind in der Österreichischen Zeitschriftendatenbank nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Bsteh, Andreas: Die Bibliothek. In: 100 Jahre Missionshaus St. Gabriel: 1889-1989. Festschrift. Hrsg. vom Missionshaus St. Gabriel. Mödling 1989, S. 108-111

Stand: Oktober 1993

Christoph Steiner

Hildegard Strassky


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.