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Adresse. Haus St. Josef, 86513 Ursberg
[Karte]
Telefon. (08281) 92-1160
Telefax. (08281) 92-1000
Bibliothekssigel. <AKThB 85>
Unterhaltsträger. St. Josefskongregation CSJ Ursberg
Funktion. Archivbibliothek. Sammelgebiet. Ursberger Geschichte.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Busverbindung ab Augsburg-Hauptbahnhof (Linie Augsburg-Krumbach: Haltestelle Ursberg). A 8, Ausfahrt Burgau, Richtung Thannhausen. Parkplätze vorhanden.
1.1 Der Beginn der Ursberger Bibliothek kann mit der Gründung des Prämonstratenser-Reichsstiftes Ursberg im Jahre 1125 angenommen werden. Wahrscheinlich brachten die ersten Chorherren liturgische Hss. für den Gottesdienst und das Chorgebet mit, die zunächst den Grundstock der Bibliothek bildeten. Nachrichten aus dieser Zeit sind spärlich. Nachweislich wurden auch Handschriften-Bücher hergestellt. Seit 1500 kamen gedruckte Bücher hinzu. Eine erste Nachricht über die Bibliothek stammt aus der Zeit des Propstes Conrad von Lichtenau (1228-1240). Durch Brände und Plünderungen sind viele Bücher vernichtet worden. Durch Schenkungen und Erwerb wurde die Bibliothek immer wieder erneuert. Trotzdem blieb sie eine bescheidene Klosterbibliothek.
1.2 Ein repräsentativer Bibliotheksbau wurde von der verarmten Reichsabtei erst 1791 beschlossen. Er entstand über der Kirchenvorhalle und wurde kurz vor der Säkularisation fertiggestellt. Ab 1776 wurden die Bücher in ein " Sommerhaus" im Konventgarten gebracht, wo sie bis 1805 verblieben. Zu Zeiten der Prämonstratenser stand nie ein Buch in diesem Neubau. Erst 1935, nachdem der Bibliothekssaal renoviert wurde, wurden die ersten Bücher hier eingestellt. Durch die Säkularisation sind die Bücher verstreut worden. 1822 erfolgte eine Versteigerung. Nur wenige Drucke aus der Zeit der Prämonstratenser sind im heutigen Bestand vorhanden.
1.3 Die Bücher stammen aus Nachlässen und Schenkungen. Eine große Anzahl schenkte Superior Maurus Gerle (1854-1926), der Nachfolger des Gründers der St. Josefskongregation Dominikus Ringeisen (1835-1904). Ferner kamen ca. 4100 Bde von Franz Utz († 1946), dem Direktor des Landerziehungsheimes für Mädchen in Breitbrunn, nach Ursberg. Auch heute gelangen verschiedene Nachlässe nach Ursberg. Dadurch gestaltet sich der Bestand uneinheitlich. Vor Jahren wurden Teilbestände aus den Filialen der Kongregation nach Ursberg verlegt. Dadurch sind hier viele Dubletten vorhanden. Bei einem Teil der Bücher kann die Herkunft durch Besitzeinträge oder Exlibris nachgewiesen werden.
1.4 Seit etwa 1935 wurden die Bücher von Sr. M. Aquinata betreut und katalogisiert. 1964 begann Präfekt Alfred Lohmüller mit der Neuordnung der Bibliothek. Seit 1985 gibt es einen hauptamtlichen Bibliothekar, der den Bestand im ehemaligen Kapitelsaal und im Hause St. Salvator neu ordnete, vor allen Dingen im Hinblick auf Sicherung und Konservierung.
2.1 Die Bibliothek besteht heute aus drei getrennten Teilbibliotheken mit einem Gesamtbestand von ca. 45.000 Buchbindereinheiten (ohne Dubletten). Davon sind z. Z. etwa 35.000 erschlossen. In der ehemaligen Prämonstratenserbibliothek stehen ca. 12.000 Bde. Ein Katalog ist vorhanden, doch muß der Bestand in den nächsten Jahren neu erschlossen werden. Im ehemaligen Kapitelsaal des Klosters sind ca. 25.500 Bde aufgestellt. Im Hause St. Salvator wurde eine Bibliothek mit ca. 9500 Bdn neu eingerichtet. Die beiden letztgenannten Bibliotheken sind durch einen alphabetischen Autorenkatalog und einen alphabetischen Sachkatalog vollständig erschlossen. Bei der Neuerschließung des Bestandes von St. Josef und St. Salvator wurden die Drucke bis 1800 gesondert aufgestellt. In der alten Prämonstratenserbibliothek wird bei der künftigen Neukatalogisierung dieses Prinzip nicht eingeführt werden. Die alten Signaturen sollen weitgehend beibehalten werden.
Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen
2.2 Für die quantitativen Ermittlungen wurde teilweise am Regal gezählt (16. bis 18. Jh), teilweise durch Hochrechnung an Hand des Zettelkataloges oder von Stichproben. Die Anzahl der Bände bis 1800 kann genau angegeben werden. Hingegen ist der Bestand zwischen 1800 und 1900 durch Hochrechnung ermittelt worden.
2.3 Von den ca. 12.000 Bdn der Prämonstratenserbibliothek sind ca. 60 Prozent dem historischen Bestand zuzuordnen (16. Jh 51 Bde, 17. Jh 223, 18. Jh 1203 und 19. Jh ca. 5400). Der Rest stammt aus der ersten Hälfte des 20. Jhs. Bei den meisten älteren Drucken handelt es sich um Werke in lateinischer Sprache. Erst unter den Drucken des 18. Jhs sind deutsche Werke zahlreicher vertreten. Die Bücher stammen vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum, doch sind auch unter den lateinischsprachigen Werke aus Frankreich, Italien und Holland.
2.4 Die Teilbibliothek im ehemaligen Kapitelsaal besteht aus ca. 25.500 Bdn, davon mehr als 30 Prozent historischer Bestand der verschiedensten Fachgebiete. Die Drucke bis 1800 haben einen eigenen Standort. Es sind 2 Inkunabeln vorhanden, aus dem 16. Jh stammen 20 Bde, aus dem 17. Jh 37, aus dem 18. Jh 157. Die meisten Werke sind in deutscher Sprache abgefaßt. Unter den Fremdsprachen ist Latein vorherrschend. Daneben gibt es 23 Bde in hebräischer Sprache, vorwiegend Bibeln und Schulbücher. Ausländische Literatur ist nur in geringer Menge vorhanden.
2.5 Die Teilbibliothek im Hause St. Salvator bildet eine Fortsetzung der Bibliothek im Kapitelsaal mit fortlaufenden Signaturen und gemeinsamem Katalog. Der historische Bestand ist hier höher und dürfte bei ca. 50 Prozent liegen. Auch hier sind die Werke bis 1800 gesondert aufgestellt. Aus dem 17. Jh sind 40 Bde vorhanden, aus dem 18. Jh 425 und aus dem 19. Jh ca. 4000. Systematische Übersicht
2.6 Im Bestand der Prämonstratenserbibliothek stellen Werke zu Aszetik und Mystik mit 17 Prozent den größten Anteil, gefolgt von Kirchengeschichte, Weltgeschichte, Hagiographie und Homiletik mit jeweils ca. 10 Prozent. Bibeln und exegetische Schriften machen 4,5 Prozent des historischen Bestandes aus; vorhanden sind z. B. die Griechisch-lateinische Glossenbibel (Basel 1570) und die Luther-Bibel (Frankfurt 1583).
2.7 Zahlreich sind auch die Werke zur Praktischen Theologie, was sich aus der Herkunft der Bücher erklärt. Von dem " Chronicon Abbatis Urspergensis" des Propstes Burchard (1215-1226), dessen Originalschrift 1632/33 verloren ging, sind 4 Drucke vorhanden, darunter 2 von 1540. Eine Besonderheit bildet die Musikaliensammlung. Sie besteht aus Drucken und Hss. des 18. und 19. Jhs, die von der Bayerischen Staatsbibliothek in München katalogisiert wurden. Sie wurden aus dem Kloster Holzen nach Ursberg gebracht und stammen aus dem Besitz der Grafen Fischler-Treuberg.
2.8 Dem historischen Bestand im ehemaligen Kapitelsaal sind über 30 Prozent des Gesamtbestandes zuzuordnen. Die Aufstellung erfolgt in mehr als 40 Sachgruppen. Zu den ältesten Drucken gehören eine guterhaltene Bibelausgabe (Basel 1491), eine Ausgabe der Emblemata von Andrea Alciati (Lyon 1551), Luthers Tischreden (Frankfurt 1592), das Theatrum Europaeum von Merian (zwischen 1635 und 1698) und ein Malleus maleficarum von Heinrich Krämer und Jakob Sprenger aus dem Jahre 1519. Den größten Anteil stellen belletristische Werke (35 Prozent), gefolgt von theologisch-aszetischen Werken mit 29 Prozent. Bibeln und exegetische Schriften machen etwa 4 Prozent aus. Mit über 7 Prozent ist der Anteil an pädagogischen und juristischen Schriften, die zeitweilig gezielt gesammelt wurden, auffallend groß. Bavarica sind in einem eigenen Standort zusammengefaßt. Hier gilt die besondere Aufmerksamkeit dem Schrifttum über Ursberg und seiner näheren Umgebung. Christoph von Schmids Werke werden bevorzugt gesammelt, ebenso die von Isabella Braun (1815-1886) und dem Arzt und Jugendschriftsteller Wilhelm Bauberger (1809-1883).
2.9 An Werken ehemaliger Prämonstratenserchorherren sind vorhanden Candidus Maurus (1717-1775, Novizenmeister), Dreyfacher Leit-Stern, Gott in dieser Welt zu finden durch einen frommen Lebens-Wandel (Augsburg 1761); Abt Maximilian Endgruber (1630-1686), Himmlisches Creutz-Gärtlein (Augsburg 1728), ein Wallfahrtsbüchlein für Mindelzell. Erstausgaben und Widmungsexemplare sind gesondert aufgestellt. Widmungen finden sich u. a. von Sebastian Kneipp, Karl May, Enrica von Handel-Mazzetti, Hans Carossa. Erwähnenswert sind außerdem handgeschriebene Gebetbücher aus dem 19. Jh. Nicht erschlossen sind die Bestände an Landkarten, religiösen Kleinschriften und Andachtsbildchen.
2.10 Ein großer Teil der Bücher im Hause St. Salvator stammt aus Priesternachlässen. Es handelt sich überwiegend um Predigtliteratur und Literatur zu Seelsorge und Aszetik. Von den insgesamt über 400 Titeln an Zeitschriften, Jahrbüchern und Kalendern ist nur ein geringer Teil dem historischen Bestand zuzuordnen, da ein systematisches Sammeln erst kurz vor 1900 begann.
3.1 Moderne Kataloge
Alphabetischer Katalog der Teilbibliotheken St. Josef und St. Salvator
[in Zettelform, ab 1985 erstellt; umfaßt ca. 35.000 Bde]
Schlagwort-/Stichwortkatalog der Teilbibliotheken St. Josef und St. Salvator
[in Zettelform, ab 1985 erstellt; alphabetisch]
Standortkatalog
[in Bandform; umfaßt mehr als 40 Standorte]
Die Musikhandschriften der St. Josefskongregation Ursberg, des Cassianeums Donauwörth und der Malteser-Studienstiftung Amberg. Beschrieben von Nicole Schwindt-Gross und Barbara Zuber. München 1992 (Kataloge Bayerischer Musiksammlungen 15)
[darin auch Drucke aufgeführt]
Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.
3.2 Historische Kataloge
Catalogus librorum bibliothecae Urspergensis
[Bandkatalog; 1786 von P. Anton Rist verfaßt; verzeichnet ca. 5600 Bde. Original des Kataloges (4 Bde) in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Sig. Kat. 8]
Katalog der alten Prämonstratenserbibliothek
[zwischen 1935 und 1950 angelegt; muß überarbeitet werden]
Die übrigen zwischen 1935 und 1950 angelegten Kataloge sind nicht mehr verwendbar.
Standortkatalog der Bibliothek Franz Utz [umfaßt 4100 Bde]
Lohmüller, Alfred: Die Bibliothek des Prämonstratenser-Reichsstiftes Ursberg, 1125-1803. In: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 10 (1976) S. 281-301
Lohmüller, Alfred: Das Reichsstift Ursberg. Weißenhorn 1987, S. 218-219 und 277-296
Lang, Rudolf: Kloster Ursberg, Bibliothek, Handschriften, Bücher. In: Analecta Praemonstratensia XXVIII (1952) S. 46-52
Stand: Mai 1993
Rolf Werner Haleksy