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Adresse. An der Katharinenkirche 1 (Pfarramt) oder Wollweberstraße 72 (Gemeindebüro), 29410 Salzwedel
Telefon. (03901) 2 33 79 (Pfarramt), 2 27 21 (Büro)
Bibliothekssigel. Kirchlicher Zentralkatalog Berlin <Sa 14>
Unterhaltsträger. Evangelische Kirchengemeinde St. Katharinen Salzwedel
Funktion. Kirchenbibliothek.
Sammelgebiete. Abgeschlossener historischer Bestand.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbestand. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiermöglichkeit im Gemeindebüro.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Bahnverbindung über Wittenberge oder Stendal. Fußwegnähe vom Bahnhof. - A 2 (E 30), Helmstedt-West, B 244, B 248.
1.1 Obwohl die Katharinenbibliothek bereits 1467 und 1474 urkundlich bezeugt ist, sind keine Reste mehr aus dieser Zeit erkennbar. Die heutige Bibliothek wurde erst durch das Testament des 1626 verstorbenen Bürgermeisters Adam Holzkamp begründet. Außer seinen etwa 400 Bdn stiftete er ein Stipendium, das auch zu Buchanschaffungen verwendet werden sollte. Die Stipendiaten erhielten überdies die Möglichkeit, während des Studiums Bücher zu entleihen. Im Jahre 1650 schenkte der Bürgermeister Balthasar Gödemann (1573-1659) 150 Bde. Diese Vermehrung löste in den folgenden Jahren eine Reihe von Schenkungen seitens der Geistlichen und Honoratioren der Stadt und ihrer Umgebung aus. Eine dritte namhafte Erweiterung erfuhr die Bibliothek 1692 durch den Ankauf der Privatbibliothek des Superintendenten und Erbauungsschriftstellers Magister Leonhard Ulrich Buroner (1627-1691). Diese Sammlung umfaßte 576 Bde und wurde für 350 Taler erworben, wovon 200 durch den Bürgermeister Nikolaus Rademin aufgebracht wurden.
1.2 Weiteren Zuwachs, vor allem an exegetischen Hilfsmitteln, erfuhr die Bibliothek durch Gelder aus dem Holzkampischen Stipendium. 1790 übergab der Historiker Philipp Wilhelm Gercken (1722-1791) der Kirchenbibliothek wertvolle historische Materialien, von denen heute nur Reste erhalten sind. Um 1815 kam der Bestandsaufbau weitgehend zum Erliegen.
1.3 Im 19. Jh begannen Bemühungen, den vorhandenen Bestand zu erschließen. 1858 wurde erstmals die wertvolle Sammlung gedruckter Musikalien katalogisiert. 1862 bis 1864 wurde der gesamte Bücherbestand durch Pfarrer Otto Solbrig (1818-1892) neu aufgestellt und in zwölf Hauptgruppen katalogisiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Bandkataloge auf Karteikarten übertragen. Im Zusammenhang mit der Erfassung des Bestandes für den Kirchlichen Zentralkatalog wurde der alphabetische Zettelkatalog in den Jahren 1971 bis 1993 grundlegend überarbeitet.
2.1 Die Auszählung des Kataloges ergab einen Gesamtbestand von rund 4200 Titeln. Davon sind 15 Inkunabeln; 1361 Titel gehören in das 16. Jh (32,4 Prozent), 2684 in das 17. Jh (63,9 Prozent), 77 in das 18. Jh (1,8 Prozent), 33 in das 19. Jh und 6 in das 20. Jh. Nicht datiert sind 24 Titel.
2.2 Auf die lateinische Sprache entfallen 2552 Drucke (60,8 Prozent), auf die deutsche 1621 (38,6 Prozent), 11 auf die griechische, 8 auf die hebräische und 5 auf die niederdeutsche. Je ein Titel ist in holländischer und arabischer Sprache verfaßt.
2.3 Da ein erheblicher Teil der Bücher aus dem Besitz zweier Bürgermeister stammt, sind neben den theologischen Fächern auch philosophische und juristische Literatur des 16. und 17. Jhs vorhanden. Eine ungefähre Übersicht über den Inhalt der Bibliothek geben die heute gültigen Signaturen der Hauptgruppen: Exegese (A); Dogmatik (B); Kirchengeschichte (C); Praktische Theologie (D); Historische und geographische Werke (E); Altphilologie, Kulturgeschichte (F); Altphilologie, Geschichte (G); Kirchenrecht (H); Dissertationen, Personalschriften (J); Bibliographien, Kollektaneen, Exzerpte (K); Musikalien (M). Von besonderem Interesse ist eine ziemlich große Zahl von Sammelbänden, die in sich Kleinschriften wie Dissertationen und Personalschriften vereinigen. Eine Anzahl von Handschriften des 17. und 18. Jhs, darunter hauptsächlich Predigten des Magisters Buroner, sind noch nicht näher erschlossen.
3.1 Moderne Kataloge
Alphabetischer Katalog als Hauptkatalog
[in Zettelform; nach PI]
Älterer Standortkatalog
[ohne Verzeichnis der zahlreichen angebundenen Drucke].
Die Bestände sind im Kirchlichen Zentralkatalog Berlin (Mikroficheausgabe 1997) nachgewiesen.
3.2 Historische Kataloge
Systematischer Standortkatalog
Alphabetischer Bandkatalog
[beide angelegt von Otto Solbrig 1862-1864; Teilkataloge des 18. Jh s. Stier-Meinhof S. 64]
Staatsbibliothek Berlin, Haus 1, Musikabteilung: Mus. ms. theor. Kat. 285
[Katalog der Musikalien von 1858]
4.1 Archivalien
Stadtarchiv Salzwedel: Urkunden Nr. XVI/42, XXVI/49a und XXXII/26 Im Archiv der Kirchengemeinde: " Kirchen-Buch" von 1649 (eine Art Inventar und Kopialbuch) sowie ein Ordner mit 26 Aktenstücken zur Geschichte der Bibliotheksverwaltung Staatsbibliothek Berlin, Haus 1, Handschriftenabteilung: Nachlaß Oelrichs Nr. 658 [Verzeichnis des Nachlasses von Gercken] Archiv des Evang. Konsistoriums Magdeburg, Bd IX/171: Bericht über die Bibliothek von Eduard Jacobs, 1890
4.2 Darstellungen
Bekmann, Johann Christoph; Bekmann, Bernhard Ludwig: Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. Bd 2. Berlin 1753, Teil 5, Buch 1, Kapitel 3, Sp. 100 mit Zusätzen am Ende des Bandes, Sp. 18
Pohlmann, August Wilhelm: Geschichte der Stadt Salzwedel ... Halle (Saale) 1811, S. VI, 202-203, 287 [S. 196-198 zur Schulbibliothek] Danneil, Johann Friedrich: Kirchengeschichte der Stadt Salzwedel. Halle (Saale) 1842, S. 222, 263
Riedel, Adolph Friedrich: Codex diplomaticus Brandenburgensis. Bd A XIV. Berlin 1857, S. 334-335
Stier-Meinhof, Renate: Die Geschichte der Bibliothek der St. Katharinenkirche in der Neuen Stadt Salzwedel. In: Kirchenbibliotheken als Forschungsaufgabe. Hrsg. von Uwe Czubatynski, Adolf Laminski und Konrad von Rabenau. Neustadt a. d. Aisch 1992, S. 47-68 (Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche 19)
Danneil, Johann Friedrich: Aus dem Leben Philipp Wilhelm Gerckens. In: Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie 3 (1840) S. 39-74 und 4 (1841) S. 56-95
Kuchenbuch, F[ranz]: Ueber Leichenpredigten des Stendaler Geistlichen Daniel Schaller d. Ä. [† 1630]. In: Beiträge zur Geschichte und zur Landes- und Volkskunde der Altmark 7 (1938/41) S. 260-280
Stand: Januar 1995
Uwe Czubatynski