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St. Kunigundenbibliothek

Adresse. Evangelisch-Lutherisches Pfarramt, Mühlplatz 6, 09306 Rochlitz [Karte]
Telefon. (03737) 4 25 24

Unterhaltsträger. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Rochlitz
Funktion. Pfarrbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbenutzung nach vorheriger Anmeldung und Zustimmung des Pfarramtes. Sprechzeiten (während derer die Bibliothek eingesehen werden kann): Montag bis Donnerstag 8-12 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät im Pfarramt.
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 30 Minuten). A 4 (E 40), Ausfahrt Chemnitz-Nord, B 107; A 14 (E 49), Ausfahrt Döbeln, B 175. Beschränkte Parkmöglichkeit am Kirch-Gemeindezentrum Leipziger Straße 26.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Entstehen der St. Kunigundenbibliothek ist wesentlich der 1698 in Leipzig verstorbenen Catharina Elisabeth Hanemann, Tochter des Rochlitzer Superintendenten Enoch Hanemann (1621-1680) zu danken, die der Kirche 100 Gulden vermachte mit der Bestimmung, etwas Nutzbares für die Rochlitzer Kirche anzuschaffen. Die Erben entschieden sich, die Zinsen für die Erbauung eines Bibliothekszimmers und den Ankauf von Büchern zu verwenden. 1709 entstand der Einbau des Bibliotheksraumes über dem Vorbau des Mittelturmes der St. Kunigundenkirche.

1.2 Die Absicht des für die Verwaltung zuständigen Archidiakons Caspar Fiedler (1649-1719, Amtszeit ab 1679), nach englischem Vorbild eine " Lesebibliothek zu religiöser und sonst gemeinnützlicher Unterhaltung für Jedermann" zu schaffen, fand zu seiner Zeit offenbar viel Anklang, denn es folgten zahlreiche Schenkungen. Auch seine Nachfolger Johann Christoph Löser (1671-1740, Amtszeit ab 1719) und besonders Christian Gotthelf Barth (1704-1763, Amtszeit seit 1740), konnten eine Reihe von " Wohlthätern" nennen. Nach dem Siebenjährigen Krieg erfuhr der gesammelte Geldfonds jedoch eine Abwertung auf ein Drittel. Zweimal wöchentlich zwei Stunden gewährte Barth " jedem honetten Menschen zum erlaubten Gebrauche und Erbauung" den Zugang zu den beachtenswerten, z. T. seltenen Beständen, und auch Mitte des 19. Jhs wurde von einer unentgeltlichen Benutzung der Bibliothek durch nichtgeistliche Personen sowie von einzelnen Legaten berichtet. Nach Barths Index von 1741 fertigte Archidiakon Otto Köhler (1812-1880) in seiner Amtszeit ab 1855 einen weiteren Katalog an. 1875 wurde der Bestand mit 700 Bdn, zahlreichen Landkarten, 2 Globen und anderem beziffert. Die teilweise Zerstörung der Kirche durch einen Brand 1804 hatte der Bibliothek offenbar kaum geschadet.

1.3 Anfang des 20. Jhs siedelte die Bibliothek aus der St. Kunigundenkirche an den damaligen Sitz des Kirchenamts Leipziger Straße 26 über. Vermutlich im Anschluß daran entstand nach der numerischen Ordnung etappenweise das in Maschinenschrift vorliegende Standortverzeichnis, dessen letzter Teil Literatur der Erscheinungsjahre bis Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jhs ausweist.

1.4 Wegen der Unterbringung von Flüchtlingen mußten die Bibliotheksräume im Jahre 1944 aufgegeben und die Kirchenbibliothek zunächst in Räume des Amtsgerichts auf dem Rochlitzer Schloß untergebracht werden. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Bestände nach Wechselburg verlagert. Nach zwei weiteren provisorischen Unterkünften in Rochlitz während der siebziger und achtziger Jahre konnte die Bibliothek 1988 an ihren Standort im heutigen Evangelisch-Lutherischen Kirch-Gemeindezentrum in der Leipziger Straße 26 zurückkehren. Erweiterungen des historischen Bestandes erfolgen fast ausschließlich durch Geschenke von Geistlichen oder Rochlitzer Familien.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Zählung und Beschreibung der historischen Bestände basieren auf dem dreiteiligen Standortverzeichnis aus den ersten Dezennien des 20. Jhs mit insgesamt 3290 Eintragungen, wovon nur 5 Titel als fehlend vermerkt sind. Bei 35 Werken wurden bis zu 11 angebundene Titel festgestellt. Der Einblick in den Bestand ergab leider zahlreiche Lücken. Nach Abzug der vermutlich an Standorten außerhalb der kirchlichen Obhut eingetretenen Verluste verblieben in der Pfarrbibliothek 1959 historische Titel. Darunter sind 2 Inkunabeln. 195 Werke erschienen im 16. Jh, 438 im 17. Jh, 931 im 18. Jh. Das 19. Jh ist mit 338 Titeln vertreten. Hinzu kommen 35 nicht datierte Drucke, ferner mindestens 30 Hss.

2.2 Mit insgesamt 1118 Titeln haben deutschsprachige Werke den stärksten Anteil, insbesondere im 18. Jh (540 Titel) und im 19. Jh (343). Eine relativ hohe Anzahl deutschsprachiger Titel (76) aus der Zeit der Reformation erscheint erwähnenswert. Die insgesamt 798 lateinischen Titel verteilen sich auf das 15. Jh mit einem und das 16. Jh mit 113 Werken; die Schwerpunkte liegen im 17. Jh mit 303 und im 18. Jh mit 371 Titeln; aus dem 19. Jh liegen noch 12 Titel vor. In hebräischer Sprache verblieben 7 Werke (16. Jh eines, 17. Jh 2, 18. Jh 4) , in Griechisch 15, in Französisch 9, in Englisch und Holländisch je 5 und in sorbischer Sprache 2 Titel. Zwei türkische Werke und ein persisches Werk aus dem 17. und 18. Jh sind verlorengegangen. Zusätzlich wurden 56 bisher nicht eingearbeitete Drucke des 17. Jhs (3 Titel in Latein), des 18. Jhs (17 in Deutsch, 5 in Latein) und des 19. Jhs (30 in Deutsch, einer in Latein) mit vorwiegend theologischem Inhalt vorgefunden. Systematische Übersicht

2.3 Knapp 79 Prozent des Bestandes sind theologische Werke. Der geringere Anteil betrifft profane Geschichte, Sprachen, Literatur, Philosophie, Recht, Naturwissenschaften, Pädagogik und Wissenschaftsgeschichte.

2.4 Sechzehn von 38 Titeln zur Religionsgeschichte insgesamt und zu außerchristlichen Glaubenslehren sind der Geschichte der jüdischen Religionsausübung gewidmet. Von Johann Georg Walch (1693-1775) liegen vor 2 Ausgaben der Historie und theologische(n) Einleitung in die vornehmsten Religionsstreitigkeiten außerhalb der evangelischen lutherischen Kirche (Jena 1728-1736 und 1730-1739). Geschichte, Glaubenslehren und Kirchengebräuche der alten und neuen griechischen Kirche stellte Johann Michael Heineccius in Eigentliche und wahrhafftige Abbildung der alten und neuen Griechischen Kirche ... (Leipzig 1711) dar. 46 Werke gelten der Geschichte der christlichen Religion und den Glaubenslehren des Protestantismus, der Calvinisten sowie den katholischen Sitten der alten Kirche (Hugo Johann Bestmann, Nördlingen 1885). Die ältesten Titel dieser Gruppe sind der Ware bericht d'Alten Christlien Meß, Nachtmal des Herrn usw. (Ulm 1532) von Joannes Spreterus und die Institutiones Christianiae religionis ( o. O. 1579) des Rochlitzer Archidiakons Nicolaus Selnecker (1574-1619; amtierte 1604-1619). 1624 erschien in Leipzig die Historie Jesu Christi von Johannes Mathesius (1504-1565), einem gebürtigen Rochlitzer, Schüler und Biograph Martin Luthers. Vorhanden ist außerdem Paul Bolduan, Bibliotheca theologica seu Elenchus scriptorum Ecclesiasticorum (Jena 1614). Unter den 21 Werken zur Sektengeschichte findet sich zusammengebunden mit weiteren alchimistischen Werken die Satire Chymische Hochzeit von 1459 (Straßburg 1616), die der württembergische Theologe Johann Valentin Andreae (1586-1654) dem Ritter Christianus Rosencreutz (*1378) zuschrieb, der die Bruderschaft der Rosenkreuzer gegründet haben soll.

2.5 Lexika, Hand- und Wörterbücher zu den kirchlichen Texten (17 Titel) stammen vorrangig aus dem 17. und 18. Jh. Von der Mitte des 18. Jhs existieren 2 Zeitschriften (Neue Beiträge von alten und neuen theologischen Sachen, 1760-1761; Geistliches Magazin für Lehrer und andere Christen, 1763-1765). Weitere 11 Periodika stammen aus dem 19. Jh, darunter das Allgemeine Kirchenblatt für das evangelische Deutschland (1-73, 1852-1924, mit einigen Lücken) und das Sächsische Kirchen- und Schulblatt (1851-1896, 1899-1919).

2.6 Die gesammelten Schriften Luthers liegen in 14 Ausgaben des 16. bis 18. Jhs vor, darunter Opera Latina (Jena 1563-1603) und deutsche Werkausgaben (Jena 1550-1600 und Wittenberg 1578). Das Konkordienbuch, z. T. nebst Kommentar, ist ab 1608 mit 4 Ausgaben zu finden. Hinzu kommen aus den zwanziger und dreißiger Jahren des 16. Jhs 12 Streitschriften Luthers insbesondere gegen die katholische Gottesdienstausübung. Von Melanchthon besitzt die Bibliothek die Opera (Wittenberg 1562-1564), die Orationes (Bde 5-6, Wittenberg 1571-1572) und den Liber selectarum declamationum (Straßburg 1541).

2.7 Der Bestand weist 19 vollständige Bibelausgaben auf (16. Jh 3, 17. Jh 3, 18. Jh 11, 19. Jh 2). Von der ersten vorliegenden Lutherbibel (Wittenberg 1571) an gibt es 8 Bibeln in deutscher Sprache, 5 in Latein, je eine in Hebräisch und in Französisch sowie je eine aus dem 17. Jh (London 1684) und dem 18. Jh (Cambridge 1734) in englischer Sprache. Mehrsprachig ist die in 2 Exemplaren vorhandene Biblia pentapla (Wandsbeck 1711-1712, mit Illustrationen).

2.8 Die Bibliothek besitzt die Bilderfolge Biblische Historie figürlich fürgebildet (Frankfurt: Egenolph 1533), die bedeutendste Leistung des Malers und Kupferstechers Sebald Beham (1500-1550), ferner die Biblischen Figuren des Alten Testaments sowie die Biblische Figuren des Neuen Testaments [mit 225 durchschossenen Blättern] ... gerissen durch Vergilius Solis, Maler und Kupferstecher zu Nürnberg (1514-1562; Frankfurt 1565), deren Holzschnitte ursprünglich für eine zweibändige, bei Sigmund Feyerabend in Frankfurt gedruckte Bibel angefertigt, später auch selbständig veröffentlicht wurden. Drei Anthologien biblischer Sprüche stammen aus dem 17. und 18. Jh. In z. T. mehreren Exemplaren (insgesamt 25 Titel) liegen 9 Ausgaben der Biblischen Ergetzlichkeiten von Misander (d. i. Johann Samuel Adami, 1638-1713) vor (Dresden und Leipzig, 1693 bis 1704).

2.9 Vom Alten Testament existiert eine nicht ganz vollständige Gesamtausgabe der Übersetzung Luthers aus dem Jahre 1606 (o. O.). Noch nach seiner deutschen Übertragung von 1523 erschien das Erste Buch Mose erneut in lateinischer Sprache (Wittenberg 1544); die Lehren des Propheten Jesaias liegen in Latein vor (Tübingen 1583). Vorhanden sind 17 Gesamtausgaben des Neuen Testaments, davon 8 in deutscher Sprache, 3 in Latein, 2 in Griechisch sowie 4 in Griechisch und Latein. Drei Titel stammen aus dem 16. Jh, 6 aus dem 17. Jh, 5 aus dem 18. Jh und 3 aus dem 19. Jh. Apocrypha und Neues Testament befinden sich im Sammelband mit Luthers Die Propheten alle Teutsch und anderen Schriften (sämtlich Altenburg 1676). Die Psalmen Davids sind in 3 Ausgaben verfügbar (Hamburg 1586, o. O. 1608 und Stuttgart 1741).

2.10 Zur Geschichte der biblischen Texte, ihren Sprachen und Übersetzungen liegen 34 Titel vor (16. Jh 2, 17. Jh 15, 18. Jh 16 und 19. Jh einer), mit Ausnahme von 6 deutschsprachigen Arbeiten zumeist in Latein. Zu den frühesten Autoren gehören Melanchthon ( z. B. Unterschied des alten und neuen Testaments, Unterschied zwischen reiner christlicher Lehre des Evangeliums und der abgöttlichen Papisten Lehre, beide Nürnberg 1550) und Michael Walther (1593-1662) mit der gründlichen Behandlung aller kritischen Fragen im Geiste lutherischer Orthodoxie in der Officina biblica noviter adaperta (Wittenberg 1668). Außerdem ist eine historische Geographie des Alten und Neuen Testaments von Eduard Well vorhanden (Nürnberg 1765). Die Bibliothek besitzt 3 Bibelkonkordanzen von Johannes Buxtorf (Basel 1632), Friedrich Lanckisch (Leipzig und Frankfurt 1680) und J. F. J. Bernhard (Leipzig 1857). Acht Titel (17. Jh einer, 18. Jh 4, 19. Jh 3), u. a. aus der Feder August Hermann Franckes (1663-1727), sollten die Vorbereitung auf die Lektüre und das Verständnis biblischer Texte fördern.

2.11 32 Werke kommentieren die Gesamtheit des biblischen Textes (eine Inkunabel, 2 Titel des 16. Jhs, 14 des 17. Jhs, 13 des 18. Jhs und 2 des 19. Jhs). Als ältestes Stück blieb die Postilla. In Vetus et Novum Testamentum (5 Bde, Straßburg 1492) des Franziskaners und Bibelwissenschaftlers Nikolaus von Lyra erhalten. Unter den vielseitigen Analysen befinden sich mehrere Summarien, Verzeichnisse biblischer Textstellen, u. a. die Conciliationes locorum scripturas, qui inter se pugnare videntur (Bautzen 1560) von Andreas Althamerus (vor 1500-um 1539). Durch Übertragung in mehrere Sprachen war seit dem Erstdruck 1581 das in 2 Ausgaben vorhandene Itinerarium sacrae scripturae (Magdeburg 1611; Erfurt 1754) von Heinrich Bünting (1545-1606) weit verbreitet.

2.12 Von den 85 exegetischen Werken zum Alten Testament erschienen 22 in deutscher, 62 in lateinischer Sprache. Fünf Titel stammen aus dem 16. Jh, 35 aus dem 17. Jh, 40 aus dem 18. Jh und 6 aus dem 19. Jh. Gegenstand der Auslegungen sind insbesondere die Bücher Moses, die Geschichtsbücher wie auch die Bücher der Propheten. Je ein Titel des 16. und des 17. Jhs sowie 6 des 19. Jhs erläutern die Psalmen. Von den 121 Kommentaren zum Neuen Testament sind 88 in Latein, der Rest in Deutsch verfaßt. Die frühesten Auslegungen aus dem 16. Jh stammen von Melanchthon (7 Titel), Luther (3) und Calvin. Weitere Autoren sind Hieronymus Weller (Nürnberg 1558), Leonhard Culmanns (Nürnberg 1557) sowie Jochen W. Wiegand und Matthäus Judicus mit den Syntagma seu Corpus doctrinae ... (Basel 1563 und 1575) des Alten und Neuen Testaments. Als umfangreichste Arbeiten sind aus dem 18. Jh von Carl Heinrich von Bogatzky (1690-1774) u. a. die Gottseligen Betrachtungen und Gebet über das Neue Testament (Halle 1756-1761) zu nennen, aus dem 19. Jh Wilhelm Friedrich Bessers (1816-1884) Aufbereitungen von 11 Texten des Neuen Testaments für Bibelstunden (Halle 1855-1873).

2.13 Fünf der 18 Titel zu den Lehren der Kirchenväter stammen aus dem 16. Jh, darunter Melanchthons zunächst in Latein verfaßte Arbeit Von der Kirche und alten Kirchenlehrern, verdeutscht durch Justus Jonas (Wittenberg 1540). Zu den 7 Titeln des 17. Jhs gehören die Ausgewählten Werke des Aurelius Augustinus (Basel 1656, in Latein) und Dialogum de patriis illustrium doctrina et scriptis virorum (Wittenberg 1691) von Johann Andreas Quenstedt (1617-1688). Fünf Titel erschienen im 18. Jh. Unter 2 Titeln des 19. Jhs ist Mignes Patrologiae cursus completus (Paris 1844-1864).

2.14 Der Bestand zur Systematischen Theologie setzt sich zusammen aus 77 Titeln zur Dogmatik und 74 zur Symbolik; 44 Schriften gelten Fragen christlicher Ethik und Moral, 96 sind Polemica im weitesten Sinne (Disputationen, öffentliche Streitschriften u. a.), vorrangig aus dem 17. und 18. Jh. 92 Werke sind in Deutsch, 197 in Latein verfaßt. Die ältesten Stücke in der Gruppe Dogmatik sind 2 deutsche Schriften Melanchthons (Nürnberg 1550) und sein Corpus doctrinae Christianae (Leipzig 1560) sowie Calvins Institutio Christianae religionis (Genf 1554). Zu den Autoren des 17. Jhs (73 Titel) gehören u. a. Martin Chemnitz (1522-1586), Johann Arndt (1535-1621), der orthodoxe lutherische Dogmatiker Johann Gerhard (1582-1637), Johann Michael Dilherr (1604-1669) und Johann Adam Scherzer (1628-1683). Aus dem 18. Jh (89 Titel) stammen mehrere Auflagen der Instititutiones theologiae dogmaticae (Leipzig 1723, 1724, 1741) von Johann Franz Budde (1667-1729), Johann Gustav Reinbecks Betrachtungen über die in der Augsburger Confession enthaltenen Religionswahrheiten (Berlin und Leipzig 1740-1753) und die deutsche Übersetzung der Dogmatik von Samuel Friedrich Nathana"el Morus (1736-1792; Halberstadt 1795). Vier deutsche Titel erschienen im 19. Jh.

2.15 Die zumeist lateinischen Werke zur Symbolik stammen ebenfalls vorrangig aus dem 17. und 18. Jh. Vorhanden ist eine Summula, complectens sacramentorum altissima mysteria (Köln 1508) des Dominikaners, Kanonikus und Archidiakons von Barcelona, Raymundus de Pennaforti († 1275); als ältester deutschsprachiger Druck liegt Sigmund von Schichtigks Das Christi Leib und Blut im Abendmahl (Frankfurt/Oder 1591) vor. Der früheste vorhandene Titel zur christlichen Ethik und Moral ist die Inkunabel Libellus ad succurendum lamentabili devotionis defectui sacerdotum (Straßburg 1490). Von dem Rochlitzer Archidiakon Johann Christoph Löser stammt das Examen Conscientiae (Dresden 1722).

2.16 Die Gruppe Polemica enthält eine größere Anzahl Sammelwerke von theologischen Disputationen, insbesondere des 18. Jhs, vor allem an den Universitäten Leipzig und Marburg, z. T. personalbezogen auf Präsides wie Aegidius Hunnius (1550-1603), Daniel Arcularius (†1596; Marburg 1596), Johannes Wessel (1420-1485; Basel 1522) und Melanchthon (Basel 1523; Nürnberg 1531). Zu den frühen Autoren gehört auch Cyriacus Spangenberg (1528-1578) mit Wider die böse Sieben in Teufels Karnöffelspiel (Eisleben 1562), gerichtet gegen die Bulle Papst Pius IV. vom Jahre 1560. An den theologischen Auseinandersetzungen des 17. Jhs beteiligten sich Michael Walther, Philipp Jakob Spener (1635-1705), Veit Ludewig von Seckendorff (1626-1692), Polycarp Leyser (1552-1610), Johannes Olearius (1639-1713) u. a. Zu den Verfassern aus dem 18. Jh zählen die Rochlitzer Geistlichen Samuel Gottlieb Heine (1683-1746) und Johann Kaspar Löscher (1677-1751, Amtszeit ab 1710). Die Streitschriften sind in der Mehrheit in lateinischer Sprache.

2.17 Den größten Anteil stellen die Werke zur Praktischen Theologie mit 556 Titeln. Die Werke zur Äußeren Mission (9 Titel) umfassen 6, z. T. über mehrere Jahrzehnte des 18. Jhs erschienene deutschsprachige Berichte von dem Wirken evangelischer Missionare in Ostindien und Pennsylvania. Von dem Hallenser Begründer der evangelischen Missionswissenschaft Gustav Warneck (1834-1910) liegt eine Verteidigungsschrift der evangelischen Heidenmission gegen Angriffe der römischen Kurie vor (Gütersloh 1884). Neun Titel des 18. Jhs und 7 des 19. Jhs gelten Fragen der Inneren Mission. Zu nicht bekannter Zeit gelangte die Bibliothek in den Besitz von Ambrosius Meibanus' Das herrliche Mandat Jhesu Christi usw. Gehet hynn jnn die gantze welt. Mit einer Vorrede Martin Luthers (Wittenberg 1537) aus der Schulbibliothek Schleiz.

2.18 Zur Gestaltung der Gottesdienste im allgemeinen sowie besonderer Festgottesdienste liegen 49 Titel vor, darunter 5 aus dem 16. Jh, 6 aus dem 17. Jh, 21 aus dem 18. Jh und 17 aus dem 19. Jh, bis auf 8 lateinische Schriften sämtlich in deutscher Sprache. Dazu gehören 7 Kirchenbücher (3 des 18. Jhs, 4 des 19. Jhs) sowie 13 Ausgaben von Agenden (Kirchenordnungen) für die evangelische Kirche Sachsens (16. Jh 3, 18. Jh 4, 19. Jh 6). Allein 4 Titel enthalten Anweisungen zur Gestaltung des Friedens-Dankfestes im kurfürstlichen Sachsen nach Beendigung des Bayerischen Erbfolgekrieges von 1778/79.

2.19 Allgemeine Fragen der Homiletik und der Pastoraltheologie behandeln 33 Titel (16. Jh einer, 17. Jh 9, 18. Jh 16, 19. Jh 7), davon 14 in Latein. Unter den Verfassern befindet sich der Rochlitzer Archidiakon Caspar Fiedler mit Mund und Weisheit evangelischer Prediger (Leipzig 1688). Ein Repertorium Homileticum des Rigaer Hennig Witten erschien 1582 in Danzig. Vorhanden sind außerdem Unschuldige Nachrichten von alten und neuen theologischen Sachen zur heiligen Sonntagsausübung, verfaßt von einigen Dienern des göttlichen Wortes (51 Teile, Leipzig 1701-1737), ergänzt durch Valentin Ernst Löscher (1673-1749, Superintendent der Kreuzkirche Dresden 1709-1749) mit Theologischen Annales der ersten 3 Decennien des 18. Jahrhunderts oder Begriff der unschuldigen Nachrichten ... (Leipzig 1701-1730, mit Register).

2.20 Von den 201 Predigtausgaben sind 79 Predigtsammlungen einzelner Geistlicher oder mehrerer Prediger in bestimmten Zeitabschnitten. Aus dem 16. Jh stammen 8, aus dem 17. Jh 26, aus dem 18. Jh 39 und aus dem 19. Jh 6 Ausgaben, u. a. von den Rochlitzer Pastoren Matthäus Lungwitz d. Ä. (1582-1655; Leipzig 1616), Johann Kaspar Löscher (Altenburg 1710), Samuel Gottlieb Heine (Dresden und Leipzig 1719; Leipzig 1722) und Christian Gottlieb Istrich (1724-1782, amtierte seit 1758; Altenburg 1778). Zu erwähnen sind Predigtsammlungen von Luther (5 Titel), Melanchthon, Johannes Mathesius (4 Titel), Fürst Georg zu Anhalt (1507-1553) und Johann Agricola (1494-1566). Nur 4 Texte erschienen in Latein. 61 Predigtausgaben haben Ereignisse des Kirchenjahres zum Anlaß oder gelten speziellen Bibelstellen; unter den Autoren finden sich ebenfalls Rochlitzer Geistliche. Ereignisse der Kirchengeschichte, Gedenktage des gesellschaftlichen und politischen Lebens sowie Brände und andere Katastrophen bilden den Inhalt weiterer 18 Predigtdrucke (17. Jh 2, 18. Jh 11, 19. Jh 5). 39 Trauer-, Leichen- und Gedächtnispredigten (16. Jh 4, 17. Jh 7, 18. Jh 24, 19. Jh 4 sowie 4 nicht datierte) sind Persönlichkeiten des Adels und des sächsischen Herrscherhauses (2 des 17. Jhs, 8 des 18. Jhs), des Bürgertums (je eine des 16. und 17. Jhs, 5 des 18. Jhs) sowie Geistlichen gewidmet (4 des 18. Jhs, 3 des 19. Jhs). Außerdem existieren 7 Sammelbände (16. Jh 3, 17. Jh 2, 18. Jh 2) und 4 nicht datierte Sammlungen. Die gedruckten 4 Traureden wurden u. a. von Johannes Mathesius und Friedrich Ernst Bucer (1698-1781) gehalten.

2.21 Die Veröffentlichungen zur Liturgik stammen zumeist aus dem 18. Jh (5) und dem 19. Jh (eine). Verfügbar sind u. a. 10 Jahrgänge des 18. und 19. Jhs von den Täglichen Losungen und Lehrtexten der Brüdergemeine (Herrnhut, später Gnadau; ab Jg. 1728). Dieser Gruppe zuzuordnen ist die nur unvollständig erhaltene Ordo Missae (Großfolio, Großdruck mit Noten), die um 1515 in Leipzig (vermutlich bei Melchior Lotter) gedruckt worden sein soll. Der Bestand enthält außerdem 50 Gesangbücher, beginnend mit 2 Leipziger Ausgaben aus den Jahren 1678 (hrsg. von Johannes Olearius) und 1682 (mit Notensätzen bis zu 6 Stimmen) sowie dem Geist- und lehrreichen Kirchen- und Haußbuch voller Gesänge nach Ahrt vormahls edirten Dreßdnischen Hoff-Gesang-Buchs ... (Dresden 1694). Die ältesten der vorhandenen Rochlitzer Gesangbücher erschienen 1746. 19 Titel insbesondere des 18. und 19. Jhs sind Dresdner Gesangbücher.

2.22 Die christliche Katechetik ist Inhalt von 66 Titeln (16. Jh 5, 17. Jh 8, 18. Jh 42, 19. Jh 11), davon 11 in lateinischer, einer in englischer Sprache. Die Katechismen des 16. Jhs stammen von Melanchthon (Basel 1521; Leipzig 1543 und 1561) und Johannes Brenz (1499-1570; Wittenberg 1553 und 1555). Außerdem liegt von dem Rochlitzer Johann Christoph Löser das Examen conscientiae catecheticum (Dresden 1722) vor. Aus dem 18. Jh existieren 2, aus dem 19. Jh ein katholischer Katechismus sowie ein englischsprachiger Church-Catechism (London 1705). Hinzuweisen ist auf 2 Wegweiser zur Erbauungsliteratur von Hermann Beck (Gotha 1891) und Konstantin Große (Hermannsburg 1900).

2.23 72 Erbauungs- und Gebetbücher sind zumeist in deutscher Sprache (66), vereinzelt in Latein (5) und Sorbisch (eines). Aus dem 16. Jh stammen 2 Titel, vielleicht auch das undatierte Summarium constitutiones et indulgentiarum ac decretorum Papae Pii V. Missale ( o. O. o. J.); 12 erschienen im 17. Jh, 50 im 18. Jh und 7 im 19. Jh. Verfasser sind u. a. Johannes Mathesius (Postilla symbolica oder Spruchpostille, Leipzig 1588) und die Rochlitzer Archidiakone Matthäus Lungwitz d. Ä. (Altenburg 1653) sowie Caspar Fiedler (Leipzig 1685).

2.24 Fragen der Seelsorge behandeln 10 Werke (3 des 17. Jhs in lateinischer Sprache, 6 des 18. Jhs und eines aus dem 19. Jh in Deutsch). Theologische und wirtschaftliche Fragen für soziale kirchliche Einrichtungen ( z. B. August Hermann Franckes Stiftungen sowie Waisenhäuser in Greiz und Waldheim) sind Inhalt von 7 Werken des 18. Jhs (6) und 19. Jhs (eines).

2.25 23 Titel des 16. bis 19. Jhs gelten insbesondere dem sächsischen Kirchenrecht. Die Bibliothek besitzt Benedict Carpzovs (1595-1666) Jurisprudentia ecclesiastica sive consistorialis (Leipzig 1665) und die Additiones ad Benedicti Carpzovi Iurisprudentiam ecclesiasticam (Dresden und Leipzig 1718) von Andreas Beyer. Vorhanden sind die maßgebenden Sammlungen des Corpus iuris ecclesiastici Saxonici (Dresden 1708), Julius Bernhardt von Rohrs Vollständiges obersächsisches Kirchenrecht (Frankfurt und Leipzig 1723) und der Codex des im Königlichen Sachsen geltenden Kirchen- und Schulrechts, des Eherechts, ... von Eduard Schreyer mit 2 Ausgaben (Leipzig 1840 mit Suppl. 1852; 2. Aufl. 1864). Wilhelm Haans Lexikon des Kirchenrechts und der Pfarramtsführung im Königreich Sachsen (Leipzig 1860) liegt in 2 Exemplaren vor. Vorhanden ist der erste deutschsprachige Abdruck der Visitationsartikel nebst Kommentar (Leipzig 1592), 2 weitere Ausgaben von Daniel Heinrich (1615-1666) folgen aus dem 17. Jh (Leipzig 1662). Abhandlungen zu Einzelfragen des kanonischen Rechts aus dem 17. und 18. Jh sind zumeist noch in lateinischer Sprache. Eine Regelung der Witwenversorgung von Rochlitzer Pfarrern war ein besonderes Anliegen in der Schrift des dortigen Archidiakons Christian Gotthelf Barth (Rochlitz 1753, 2 Exemplare).

2.26 Zur Kirchengeschichte liegen 177 Titel vor, davon 19 aus dem 16. Jh, 23 aus dem 17. Jh, 64 aus dem 18. Jh und 71 aus dem 19. Jh. 16 Titel des 17. Jhs, 17 des 18. Jhs und einer des 19. Jhs wurden in Latein veröffentlicht, je einer in Griechisch (16. Jh), Holländisch (17. Jh) und Französisch (18. Jh). Die Gesamtdarstellungen zur evangelischen Kirchengeschichte gehen bis auf wenige Ausnahmen (16. Jh eine, 17. Jh 2) auf das 18. und 19. Jh zurück (8 und 13 Titel). Zur Kirchengeschichte Sachsens sind 5 Titel vorhanden, je ein Titel des 19. Jhs betrifft die Kirchen- und die Reformationsgeschichte von England und Schottland.

2.27 Einen Schwerpunkt bilden die Bestände zur deutschen Reformationsgeschichte, darunter 10 zeitgenössische Titel aus der ersten und 6 aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs. Zu mehreren Flugschriften und ins Deutsche übertragenen öffentlichen Disputationen aus den zwanziger und dreißiger Jahren des 16. Jhs schrieb Luther das Vorwort. Erhalten sind weiterhin 18 Schriften über die Augsburger Konfession, 3 über die Interims von Regensburg, Augsburg und Leipzig. Zur Geschichte der katholischen Kirche und der Päpste besitzt die Bibliothek 18 Veröffentlichungen (16. Jh eine, 17. Jh 6, 18. Jh 3, 19. Jh 7), darunter eine Synopsis errorum pontificiorum (Leipzig 1684) von Jacob Straus (1485-1533) und eine Ausgabe der Belehrung von Ursprung und Wachstum des Papstthums nebst Schutzschrift für die Reformation (Hof 1769) von Ernst Salomon Cyprian (1673-1745). Acht Titel sind Chroniken und Beschreibungen einzelner Kirchen, u. a. der Kunigundenkirche in Rochlitz und deren Orgel (1844, s. u. 4) von Carl Friedrich Zinck. Einzelne Jahrgänge von Kirchennachrichten aus Pirna und Rochlitz liegen aus dem 19. Jh vor.

2.28 42 Titel sind Biographien, Gratulationen und Huldigungen einzelner evangelischer Geistlicher, z. T. sächsischer Herkunft, aber auch katholischer Persönlichkeiten (7 Titel). Neben Luther (5 Titel), Melanchthon, Calvin und Zwingli (je ein Titel) gelten die Schriften den Rochlitzern Johannes Mathesius, Theodor Gotthold Thienemann (1754-1827, Superintendent 1817-1827) und anderen. Sieben Zusammenfassungen von Lebensdarstellungen existieren z. B. über die kurfürstlich sächsischen Hofprediger (Johann Andreas Gleichen, Dresden und Leipzig 1730), die Superintendenten von Dresden (Christian S. Schlegel, 1697; Friedrich Gottlob Peck, 1721, beide Dresden) und die Kanzler des Stifts Naumburg (Johann Christian Gruber, Zeitz 1748).

2.29 Die umfangreichste der nicht-theologischen Bestandsgruppen ist die zur Geschichte mit 112 Titeln (16. Jh 3, 17. Jh 34, 18. Jh 46, 19 Jh 25), darunter 47 in Latein, je einer in Griechisch und Latein sowie in Englisch. Zur allgemeinen Geschichte, Weltgeschichte und europäischen Geschichte liegen 13 Gesamtdarstellungen, Tabellenwerke und Chroniken vor, beginnend mit dem von Melanchthon und Caspar Peucer (1525-1602) herausgegebenen und vermehrten Chronicon Carionis (Basel 1581). Die Bibliothek besitzt die Übersetzung der in England erschienenen Allgemeinen Welthistorie (61 Teile, Halle 1744-1795) nebst der Sammlung von Erläuterungsschriften und Zusätzen (Halle 1747-1756).

2.30 Der Geschichte des Altertums gelten 22, der des Mittelalters und des Reformationszeitalters je ein Werk. Mit z. T. mehreren Titeln sind ca. 10 römische Geschichtsschreiber vertreten, beginnend mit Cicero (Leiden 1539, 1551, Straßburg 1569, Leipzig 1723) und Cornelius Nepos (Zweibrücken 1788) bis zu Marcus Junianus Justinus (Frankfurt 1616; o. O. ca. 17. Jh) und Ammianus Marcellinus (Leipzig 1773). Von Erasmus enthält ein Sammelband des 16. Jhs den Dialogus Ciceronianus (1528) und Xenophontis Hierons sive Tyrannus (1530, beide bei Froben in Basel gedruckt). Gesamtdarstellungen existieren zur Geschichte des jüdischen Volkes, der Phönizier, des chinesischen Volkes, der Türkei und Englands.

2.31 Der früheste der 15 Titel zur deutschen Geschichte ist der Erneuwerte Sleidanus: Wahrhafftige Beschreibung geistlicher und weltlicher Geschichte von 1517-1617, hrsg. von Theobald Schönwetter (Frankfurt 1612). Die von Heinrich Meibom (1555-1625) und Schacher besorgten De Quatuor Summis Imperiis Jo. Sleidani erschienen 1642 in Wittenberg. Der Rochlitzer Archidiakon Matthäus Lungwitz verfaßte Alexander magnus redivivus: Vita et facta Gustavis Adolphi (Leipzig 1632). Gesamtdarstellungen zur Geschichte des deutschen Volkes, des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, des deutschen Reichstages, genealogische Tabellen u. a. stammen vorwiegend aus dem 17. und 18. Jh, zumeist in lateinischer Sprache. Sechs Sammelbände, sämtlich aus dem 17. Jh, enthalten Abhandlungen zu unterschiedlichen historischen Themen, z. B. von Antonius de Guevera, Bischof zu Mondoñedo (1480-1545; Bd 1-3, Frankfurt 1644) und Christian Weise (1642-1708; Politischer Redner, 1684, Neu erleuterter politischer Redner, 1686; beide Leipzig). Neun Werke sind biographische Darstellungen geschichtlicher Persönlichkeiten der Antike sowie des In- und Auslandes aus dem 17. bis 19. Jh.

2.32 Zur Geschichte Sachsens liegen 23 Titel vor (17. Jh 5, 18. Jh 10, 19. Jh 8). Von dem Rochlitzer Matthäus Lungwitz d. Ä. findet sich eine Vita et facta (Leipzig 1652) über Johann Georg I., Kurfürst von Sachsen (*1585, reg. 1611-1656). Aus dem 19. Jh stammen die Geschichte Heinrichs des Erlauchten und Darstellung der Zustände in seinen Landen (Dresden und Leipzig 1845) von Friedrich Wilhelm Tittmann, die Darstellungen König Friedrich August II. (reg. 1836-1852; Julius Schladebach, Dresden 1879) und König Johanns von Sachsen (reg. 1854-1873; Johann Paul von Falkenstein, Dresden 1879). Sechs der im 17. Jh vorwiegend in Latein veröffentlichten 11 Werke behandeln die Anfänge Sachsens und der Wettinischen Herrschaft sowie die Geschichte Conrads des Großen, Markgraf zu Meißen (reg. 1123-1156), der 1143 die Grafschaft Rochlitz erhielt. Hingewiesen sei auf das von dem Gutsbesitzer und Fabrikanten Carl Gabriel Freude (1800-1879) aus Ebersbach in der Lausitz herausgegebene Friedensblatt (1869-1872); sein Anliegen war die bedingungslose Friedenserhaltung bei allen politischen, gesellschaftlichen, militärischen, erzieherischen, sozialen und kirchlichen Auseinandersetzungen.

2.33 Zum gesellschaftlichen Leben in der Stadt Rochlitz blieben nur 12 Titel erhalten, darunter die nach früheren Geschichtsschreibern von Friedrich Bode fortgeführte Chronik der Stadt Rochlitz und Umgebung (1866). Vier Titel sind Gelegenheitsreden und -gedichte für Rochlitzer Bürger und Vereine. Über den Reformator Johannes Mathesius und seine Familie finden sich 2 Veröffentlichungen des 18. Jhs. Neun Arbeiten des 18. und 19. Jhs liegen zu anderen sächsischen Städten vor: Borna, Chemnitz, Colditz, Dresden, Frauenstein, Geringswalde (je ein Titel), Leipzig (2 Zeitungen und 3 Veröffentlichungen zu Jubiläen der Universität aus den Jahren 1739, 1751 und 1809).

2.34 Der Bestand enthält 16 linguistische Titel, davon 7 Wörterbücher, 4 Grammatiken und 4 Lehrbücher (16. bis 18. Jh) zur lateinischen Sprache. Das früheste vorhandene elfsprachige Wörterbuch von Ambrosius Calepinus erschien 1598 in Basel, der Orbis sensualium pictus von Comenius (Titelblatt fehlt) ist vermutlich dem 17. Jh zuzuordnen. Außerdem findet sich ein " Kinder-Donat" (C. Seidel, Portula Latinae linguae aurea, Jena 1680). Zur griechischen Sprache liegen 3 Grammatiken aus dem 16. Jh und ein Lehrbuch aus dem 17. Jh vor. Das Hebräische behandeln 7 Grammatiken, 4 Lehrbücher und ein Wörterbuch (16. Jh ein Titel, 17. Jh 3, 18. Jh 8). Chaldäische Sprachkenntnisse vermitteln eine Grammatik des 18. Jhs sowie 3 hebräisch-chaldäische " Lexika", davon 2 Ausgaben (Basel 1645 und 1676) von Johann Buxtorf (1564-1629) und eine Ausgabe von Johann Simonis (Halle 1771). Von Johann Christian Clodius stammt ein Scrutinium linguarum orientalium (Wittenberg 1664). Zu den modernen Sprachen existieren ein französischer Sprachführer (Amsterdam 1662), eine Grammatik des Neugriechischen (J. Jacob Weller, Leipzig 1671) und ein deutsch-englisches Wörterbuch (Theodor Arnold, Leipzig 1739).

2.35 Die meisten literarischen Werke (43 von 71) liegen in lateinischer Sprache vor. Ausnahmslos gilt dies für die des 16. Jhs. Unter den 3 deutschsprachigen Titeln des 17. Jhs befindet sich eine Übersetzung der satirischen Werke des Ferrante Pallavicini (enthauptet 1644; Freywalde 1683) aus dem Italienischen. Aus dem 18. Jh sind 9 deutsche Publikationen vorhanden, davon je eine Übersetzung aus dem Lateinischen und dem Englischen, aus dem 19. Jh 10 deutsche Titel. Neben einer griechisch-lateinischen Ausgabe der Odyssee (Straßburg 1585) und 2 Exemplaren der Distichen des Dionysius Cato (griechisch-deutsch; Hamburg 1674, Danzig 1697) finden sich 2 griechische Lesebücher aus dem 18. Jh sowie ein französisches aus dem 19. Jh. Wesentlichen Anteil an den lateinischen Veröffentlichungen (16. Jh 18, 17. Jh 15, 18. Jh 7) haben die antiken Schriftsteller (24 Titel), hinzu kommen Neulateiner des 15. Jhs ( z. B. Johannes Jovianus Fontanus 1426-1503), des 16. Jhs (Eobanus Hessus 1488-1540; Nicodemus Frischlin 1547-1590; Johann Clajus 1555-1592), des 17. Jhs (Friedrich Taubmann 1565-1613; Gerhard Johann Voß 1577-1649; Caspar Barth 1587-1658; Christian Weise 1643-1708) und des 18. Jhs (Menantes, d. i. Christian Friedrich Hunold 1680-1721, u. a.). Dem Erwerb rhetorischer Werke des 17. und 18. Jhs galt besondere Beachtung. Aus dem 16. Jh existieren zur Musik 2 lateinische 1532 in Wittenberg erschienene Lehrbücher von Georg Rhaw (1488-1548) und die Kurtze deutsche Musica (Wittenberg 1530) des Kantors und Musiktheoretikers Martin Agricola (eigentlich Sore, 1486-1556).

2.36 Die Gruppe Philosophie umfaßt 72 Titel, darunter 11 aus dem 16. Jh, 29 aus dem 17. Jh, 30 aus dem 18. Jh und 11 aus dem 19. Jh. Aus dem 16. Jh liegt ein Titel, aus dem 17. Jh liegen 2 Werke in deutscher Sprache vor, davon ist Justus Lipsius' (1547-1606) Von der Beständigkeit (Hamburg 1667) eine Übertragung aus dem Lateinischen. Die 4 Aristoteles-Ausgaben stammen aus dem 16. Jh. Neben Platons Opera ( o. O. 1616) liegen vor Melanchthons Philosophiae moralis epitome libri duo (Wittenberg 1544) sowie seine Enarratio aliquot librorum ethicorum Aristotelis (Wittenberg 1545). Von Erasmus sind vorhanden De utraque verborum et rerum copia libri duo (Jena 1515), Apophthegmatum collectorum libri octo (Köln 1547), De scribendis epistolis (Amsterdam 1636) sowie das Epitome adagiorum (Amsterdam 1663). Weitere Autoren des 17. Jhs sind u. a. der Theologe August Pfeiffer (1640-1698; 1684, 1685, beide Leipzig), Johannes Scharf (Institutiones logicae, Wittenberg 1656; Manuale Logicum, Wittenberg 1652, Leipzig und Frankfurt 1694) sowie Christian Weise (Doctrina Logica, Leipzig und Frankfurt 1691). Für das 18. Jh ist auf Leibniz' Theodicee (Hannover 1735) sowie den Ausführlichen Entwurf einer vollständigen Historie der Leibnitzischen Philosophie (Leipzig 1732) von Carl Günther Ludovicus hinzuweisen. Hinzu kommen Christian Wolffs Moral (Halle 1739) und Logik (Halle 1742). Zwei Werke des 19. Jhs, u. a. von Carl Gustav Carus (1789-1869), gehören zur Psychologie. Der Dämonologie (Parapsychologie) zuzuordnen ist die Sammlung von Briefen und Aufsätzen über die Gaßnerische und Schröpferischen Geisterbeschwörungen (Halle 1776, in 2 Exemplaren) von dem Theologen Johann Salomo Semler (1725-1791).

2.37 Die kleine Gruppe " Recht, Staat, Wirtschaft" umfaßt 24 Werke (17. Jh 7, 18. Jh 10 und 19. Jh 7), davon 14 Titel des 17. und 18. Jhs in Latein. Die 17 Veröffentlichungen des 17. und 18. Jhs gelten zumeist dem Zivilrecht, dem öffentlichen Recht und der Rechtsgeschichte. Die Werke des 19. Jhs haben soziale und wirtschaftliche Fragen zum Inhalt. Zu den Monographien der Staatslehre gehört Samuel Pufendorfs Einleitung zur Sitten- und Staatslehre (Frankfurt 1691).

2.38 Zehn Titel (16. Jh 3, 17. Jh einer, 18. Jh 6) gelten den medizinischen Wissenschaften. Neben den Werkausgaben von Hippokrates (Basel 1526) und Claudius Galenus (Basel 1538) liegen in deutscher Sprache vor Arzneikunst und Wundenbuch (Leipzig 1590-1605) des Michael Bapst von Rochlitz sowie Abhandlungen zum Aderlassen (Leipzig 1728 und 1729) des preußischen Leibarztes Georg Ernst Stahl (1660-1729).

2.39 Fünf lateinische Werke des 16. Jhs und 2 deutsche Titel des 17. Jhs bilden die Gruppe Mathematik. Neben dem anonymen Enchiridion artis numerandi (Köln 1529) veröffentlichte der Österreicher Georg Peurbach (Purbach, 1423-1461) 2 arithmetische Bücher (Wittenberg 1536). In deutscher Sprache liegen von Adam Ries (1492-1552) ein Rechenbuch (Erfurt 1611) und die Visierkunst (Erfurt 1616) des Melchior Ochßner von Pößneck vor. Erhalten blieben 8 Titel naturwissenschaftlichen Inhalts (17. Jh 3, 18. Jh 5). Drei deutschsprachige Werke (18. Jh) und 4 lateinische (je 2 des 17. und 18. Jhs) sind Gesamtdarstellungen des derzeitigen naturkundlichen Wissens, u. a. von Albertus Magnus (Nürnberg 1745) und dem Schweizer Naturforscher Johann Jacob Scheuchzer (1672-1733; Zürich 1721 und 1743). Zur Astronomie ist ein Titel des 17. Jhs vorhanden, zur Geographie finden sich 3 Reisebeschreibungen über den Orient (19. Jh) und Ostindien (Pirna 1708) sowie 2 Erläuterungen zur Erd- und Himmelsglobographie.

2.40 Eine zeitgenössische Bestandsaufnahme des 16. und 17. Jhs in der Gruppe Technik ist das aus dem Italienischen übersetzte Werk Piazza universale oder allgemeiner Schauplatz aller Künste, Professionen und Handwerke (Frankfurt 1659) von Tomaso Garzoni. Die Deploratio des Erasmus zum Tod seines Freundes, Beraters und Druckers Johann Froben (Basel 1527) sowie 2 Titel des 19. Jhs würdigen den Buchdrucker und Buchbinder. Außerdem findet sich ein Mineral- und Bergwerks-Lexicon (Chemnitz 1743).

2.41 Neun Titel (17. Jh einer, 18. Jh 2, 19. Jh 6) bilden die Gruppe Pädagogik und Schulwesen. Sie enthält Werke zur Methodik von Erziehung und Unterricht, allgemeine Darstellungen zum Schulwesen und das Handbuch der Schulstatistik für das Königreich Sachsen (N. F. 12-21, Dresden 1882-1909), außerdem 2 Biographien pädagogischer Persönlichkeiten.

2.42 In der Gruppe Wissenschafts- und Literärgeschichte sind 35 Titel zusammengefaßt (16. Jh 2, 17. Jh 4, 18. Jh 23 und 19. Jh 6). Als eine Art Universalenzyklopädie mit vorwiegend bibliographischem Wert gab Theodor Zwinger (1533-1588) das von seinem Vater Konrad Lycosthenes (Wolffhart) begonnene Theatrum humanae vitae (Basel 1586) in 29 Teilen heraus, das Caspar Fiedler bereits bei seinem Amtsantritt in der St. Kunigundenkirche vorgefunden hatte. Neben dem Katalog der St. Kunigundenbibliothek (Christian Gotthelf Barth: hschr. Index 1741, Druck Altenburg 1751) und dem der Fürstenschulbibliothek Grimma (Leipzig 1738) befinden sich 10 gedruckte Kataloge von Gelehrtenbibliotheken im Bestand, z. B. des Ernst Salomo Cyprian, des Dresdner Superintendenten Valentin Ernst Löscher, des Hallenser Juristen Nikolaus Hieronymus Gundling (1671-1729) und anderer bedeutender Gelehrter, ferner Verzeichnisse von seltenen Werken und eine Ausgabe des Index librorum prohibitorum (Köln 1620). Je 3 Titel des 18. und 19. Jhs sind Rezensionsorgane für deutsche und ausländische Literatur. Von Gabriel August Freude stammt ein Wegweiser älterer und neuerer gemeinnütziger Schriften aus den Jahren 1858-1863 (Ebersbach). Zu den wissenschaftlichen Zeitschriften unterschiedlicher Disziplinen gehören die Acta Eruditorum (1724 und 1729), Revue des Deux Mondes (1857) u. a. Unter den wissenschaftsgeschichtlichen Werken finden sich auch kritische Darstellungen wie Johann Burckhard Menckes Zwei Reden von der Charlanterie oder Marktschreyerey der Gelehrten (Leipzig 1727).

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Bücherverzeichnis der St. Kunigundenbibliothek zu Rochlitz/Sachsen. Teil 1-3

[mschr. Standortkatalog in numerischer Titelfolge; verkürzte Titelaufnahmen, entstanden ca. Ende 1920 Ende 1930]

3.2 Historische Kataloge

Fiedler, Caspar: Bibliotheca zu St. Kunigunden in Rochlitz. 1708

[hschr. Katalog der ungebundenen Disputationen, Predigttexte und einzelner Textbände]

[Barth, Christian Gotthelf:] Index librorum für die Kirchenbibliothek zu St. Kunigunde zu Rochlitz

[Hs., 1741]

Barth, Christian Gotthelf: Index Librorum, qui asservantur Rochlitii, in Bibliotheca ad Aedem Cunegundanam sita ... a Christiano Gotthelff Barthio ... In: Kurtze Nachricht von der bey der Stadt- und Kunigunden-Kirche zu Rochlitz seit einigen Jahren angefangenen Kirchen-Bibliothec ... Altenburg 1751, S. 34-92 [alphabetisches Verzeichnis der Titel (nach Autoren), in getrennten Formatgruppen, den Gruppen Predigten/Dissertationes, Programmata ... sowie Karten und Atlanten; Verzeichnis der Spender; Autorenregister]

Köhler, Otto: Verzeichnis der St. Kunigunden-Bibliothek [Hs., Mitte 19. Jh]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Löser, Johann Christoph: Die kluge Abigeil oder Nachricht von Rochlitzer Legatis. Rochlitz 1726

Barth, Christian Gotthelff: Kurtze Nachricht von der, bey der Stadt- und Kunigunden-Kirche zu Rochlitz seit einigen Jahren angefangenen Kirchen-Bibliothec, nebst genauem Verzeichnisse, sowohl was die darinnen befindlichen Bücher, Schriften, Curiosa, Land-Charten, Bilder und übrigen Vorrath; als auch die eigentlichen Nahmen derer Wohlthäter und jedesmahligen Bibliothecorum [sic] anbetrifft ... Altenburg 1751 Rochlitz, Kunigundenkirche. In: Sachsens Kirchengalerie. Dresden 1845. Bd 10, S. 196, 208-209

Zinck, Carl Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Kunigundenkirche in Rochlitz. Rochlitz 1864 [zur Bibliothek S. 12-14]

Stand: Oktober 1995

Waltraut Guth


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.