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Domstiftsarchiv - Kirchenbibliothek St. Nikolai, Lübbenau

Adresse. S. Brandenburg, [Bibliothek des Domstiftsarchivs]
Bibliothekssigel. Kirchlicher Zentralkatalog Berlin <Bc 2>
Unterhaltsträger. Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg. Eigentümer: Evangelische Kirchengemeinde Lübbenau
Funktion. Depositum im Domstiftsarchiv. Abgeschlossener historischer Bestand.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Lübbenauer Kirchenbibliothek besteht fast ausschließlich aus der Privatbibliothek des dortigen Pfarrers Christian Albrecht Ermel (1673-1737). Ermel hatte in Wittenberg studiert und war als Verfasser einiger Erbauungsbücher und einer liturgiegeschichtlichen Abhandlung auch selbst literarisch tätig. Seine Büchersammlung vermachte er testamentarisch der Kirche, um sie Geistlichen und Lehrern zur Verfügung zu stellen. Die Oberaufsicht über diese Stiftung fiel dabei der Herrschaft der Grafen zu Lynar zu. 1738 und 1750 wurden zwei Bestandsverzeichnisse angefertigt; auch tragen die Bücher Signaturen aus dieser Zeit. Dem Wunsch Ermels, die Bibliothek weiter zu vermehren, ist aber so gut wie nicht entsprochen worden. Statt dessen hat die Bibliothek im Laufe der Zeit einige Verluste hinnehmen müssen.

1.2 Im Jahre 1920 befand sich die Bibliothek im Pfarrhaus (Diakonat). Ihr Umfang wurde damals mit 441 Bdn angegeben. Erst 1967 wurde durch den kreiskirchlichen Archivpfleger Siegfried Haßfeld (1913-1982) ein neuer Katalog angefertigt, der allerdings nicht die zahlreichen Stücke der Sammelbände verzeichnete. Inzwischen waren die Bücher auf der Südempore der Kirche aufgestellt worden. Seit Ende 1969 ist der Bestand auch im Kirchlichen Zentralkatalog Berlin nachgewiesen. 1975 deponierte man die gesamte Bibliothek im Domstiftsarchiv Brandenburg, wo auch die zahlreichen angebundenen Schriften katalogisiert worden sind.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Nach der Auszählung stammen von 496 Titeln 32 aus dem 16. Jh (6,5 Prozent), 202 aus dem 17. Jh (40,7 Prozent), 222 aus dem 18. Jh (44,8 Prozent) und 12 aus dem 19. Jh (2,4 Prozent). Bei 28 Drucken ist das Erscheinungsjahr unbekannt (5,6 Prozent). Darüber hinaus enthalten 20 Konvolute insgesamt 734 Dissertationen und sonstige, vorwiegend akademische Kleinschriften aus dem 17. und dem Anfang des 18. Jhs.

2.2 Der überwiegende Teil, 296 Titel (59,7 Prozent), ist deutschsprachig, 196 (39,6 Prozent) sind lateinisch. Je ein Werk ist hebräisch, griechisch, französisch und italienisch verfaßt.

Lübbenau

2.3 Deutliche Schwerpunkte der Bibliothek sind exegetische Werke sowie Predigt- und Erbauungsliteratur. Die Sammlung spiegelt damit offenkundig die Interessen ihres einstigen Besitzers wider, soweit diese an seinen veröffentlichten Büchern erkennbar sind. In theologiegeschichtlicher Hinsicht ist der Bestand durch Autoren der lutherischen Orthodoxie in Sachsen geprägt, wozu das niederlausitzische Lübbenau bis 1815 gehörte. Darunter sind sowohl die ältere, in Wittenberg und Jena lehrende Theologengeneration des 17. Jhs (Abraham Calov, Johann Gerhard, Leonhard Hutter, Johann Andreas Quenstedt) als auch die jüngeren, in Leipzig wirkenden Theologen vertreten (Johann Benedikt Carpzov, Martin Geier, Johann Günther, Thomas Ittig, Johann Adam Scherzer). Als regionale Besonderheit verdienen 5 zwischen 1716 und 1733 in Bautzen, 2 in Lübben (1714, 1716) und ein in Cottbus entstandener Druck (1732) erwähnt zu werden.

2.4 Die akademischen Druckerzeugnisse entstammen vornehmlich den Universitäten Wittenberg und Leipzig, doch sind auch Halle, Rostock, Jena, Erfurt, Frankfurt/Oder und andere Orte vertreten. In der Mehrzahl handelt es sich um theologische Dissertationen und Disputationen; daneben sind einige philosophische, juristische und medizinische Abhandlungen sowie sonstige Schriften zu Festakten u. ä. vorhanden.

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Haßfeld, Siegfried: Kirchenbibliothek Lübbenau. Altdöbern 1967

[Standortkatalog, mschr., weitgehend alphabetisch geordnet]

Die Bestände sind im Katalog des Domstiftsarchivs und im Kirchlichen Zentralkatalog nachgewiesen. Die Titel sind ferner durch den Drucker- und Verlegerkatalog des Domstiftsarchivs erschlossen.

3.2 Historische Kataloge

Standortkatalog von 1738 im Landeshauptarchiv Potsdam [Pr. Br. Rep. 37 Herrschaft Lübbenau Nr. 2406, Bl. 4-55 mit insgesamt 714 Nummern]

Standortkatalog von M. Johann Gottlieb Hauptmann, 1750 [ebda, Bl. 56-72]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

[anonym: Über die Bibliotheksstiftung Ermels mit Auszügen aus dessen Testament]. In: Destinata literaria et fragmenta Lusatica. Bd 1. Lübben 1738, S. 265-267

Fahlisch, I[mmanuel] F[riedrich] P[aul]: Geschichte der Spreewaldstadt Lübbenau. Lübbenau 1877, S. 153; 2. [erw.] Aufl. Lübbenau 1928, S. 190-191

Kolbe, E[mil]: [Die Lübbenauer Kirchenbibliothek]. In: Monatsblätter des Touristenklub für die Mark Brandenburg 29 (1920) S. 11 [dass. wenig verändert in: Brandenburg. Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatpflege 1 (1921) S. 80]

Lenn, Rudolf: Niederlausitzische Bibliotheken. In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte 42 (1991) S. 19-20

Stand: Januar 1993

Uwe Czybatynski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.