FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst

Adresse. Urbansplatz 2, 70182 Stuttgart [Karte]
Telefon. (0711) 212-4848
Bibliothekssigel. <STG 111>

Unterhaltsträger. Land Baden-Württemberg
Funktion. Fachbibliothek für Studenten und Dozenten der Hochschule.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Hauptsächlich Noten, musikwissenschaftliche Fachbücher, Literatur zu Theater und Pädagogik, Tonträger. Im Altbestand findet die Vermehrung nur noch punktuell, nicht mehr planmäßig statt. 2. Besondere Sammelgebiete: Amerikanische und französische Komponisten.

Benutzungsmöglichkeiten. Magazinbibliothek mit Sofortausleihe. Lesesaalbenutzung für Nichthochschulangehörige bzw. Kopierdienst. - Öffnungszeiten: Montag, Dienstag und Donnerstag 9-12 Uhr und 14-16 Uhr, Mittwoch 9-12 Uhr und 15-18 Uhr. In den Ferien gilt eine Sonderregelung. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Gedruckte Informationen. Neuerwerbungslisten (jährlich), Bestandsauswahlverzeichnis, Benutzungsinformationen. Hinweise für anreisende Benutzer. Telefonische Anmeldung erwünscht. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof in Richtung Staatsgalerie (ca. 10 Minuten). Parkhaus in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Bibliothek ist mit der Geschichte der Musikhochschule verbunden. Allerdings wurde das Hochschulgebäude durch Kriegseinwirkung im Juli und September 1944 fast vollständig zerstört, weshalb über die Hochschule selbst und damit über die Bibliothek kaum noch Unterlagen existieren. Da jedoch zumindest ein Teil des Vorkriegsbestandes und der Verwaltungsunterlagen der Bibliothek erhalten sind, liegt die Vermutung nahe, daß die Bibliothek während des Krieges ausgelagert oder dezentral untergebracht war. Rückschlüsse auf Bestand und Bestandsentwicklung sind möglich infolge von Besitz- und Spendenvermerken in Noten und Büchern selbst sowie durch Inventarstempel und Vermerke in Zugangsbüchern (soweit erhalten).

1.2 Als Gründungsjahr der Hochschule ist das Jahr 1857 verbürgt. Sie führte den Namen Stuttgarter Musikschule, bis man 1865 in Anlehnung an den allgemeinen Sprachgebrauch (Parallelgründungen Berlin Sternsches Konservatorium 1850, Köln 1850 und Dresden 1856) die Bezeichnung Conservatorium für Musik übernahm. 1867 stellte sie sich unter das Ehrenprotektorat des Königs Karl von Württemberg, führte aber erst ab 1896 die Bezeichnung Königliches Konservatorium für Musik. Aus dem Lehrkörper dieser Zeit sind zwei Namen zu nennen, die mit der Geschichte des Bestandes der Bibliothek verbunden sind: Edmund Singer (1831-1912), Geiger und Konservatoriumslehrer von 1856 bis 1903 und Immanuel Faißt (1823-1894), Klavierpädagoge und Konservatoriumsdirektor seit 1859. Edmund Singer hat, wie aus Herkunftsvermerken im Bestand ersichtlich ist, zumindest einen Teil seines Privatbesitzes an Literatur der Hochschule zur Verfügung gestellt. Ein Großteil der Violinliteratur im Altbestand stammt von ihm.

1.3 Ein Teil der Literatur für Klavier solo und Klavierkammermusik ist mit dem Eigentumsvermerk Immanuel Faißts versehen. Es ist anzunehmen, daß diese Bestände ebenfalls in Form einer Schenkung in Besitz der Hochschule gelangt sind. In welcher Größenordnung eine weitere Schenkung anzusiedeln ist, läßt sich allerdings nicht mehr nachvollziehen: König Karl und Königin Olga von Württemberg verfügten, daß nach ihrem Ableben ein Großteil ihrer musikalischen Bibliothek dem Konservatorium übergeben werden solle. Daß das Konservatorium zu damaliger Zeit bereits entsprechende Sammlungen besaß, ist aktenkundig. Der Bestand wurde durch Schenkungen vergrößert, Käufe wurden gelegentlich getätigt. Immerhin waren " ... neben praktischer Musik ..., größere Sammelwerke, Publikationen, Bücher usw...." (s. u. 4.2, Eisenmann) erworben worden, war der Bestand also gewachsen. Seine Verwaltung und planmäßige Erweiterung waren so aufwendig geworden, daß sich die Leitung des Konservatoriums entschloß, mit diesen Aufgaben einen Bibliothekar zu betrauen. Es war dies Prof. Anton Enz, der seit 1897 zunächst als Klavierlehrer, ab 1901 dann als Bibliothekar für das Konservatorium tätig war.

1.4 In die Zeit seines Wirkens fiel die Eingliederung von Schenkungen Theodor Wieyers (1870-1947), der in Stuttgart von 1908 bis 1924 eine Professur für Klavier innehatte und der Bibliothek vor allem wertvolle musiktheoretische Literatur überließ, und Leopold Kirchwegers (eines privaten Spenders), dem die Bibliothek den gesamten Bestand an Stimmenmaterial zu Violinkonzerten und konzertanten Sinfonien verdankt. Zahlenmäßig zwar weniger bedeutend, aber nicht minder erwähnenswert sind einige Titel aus dem Besitz Siegfried Wilhelm Dehns (1799-1858), des Berliner Musikgelehrten und " Kustos" der Musiksammlung der Königlichen Bibliothek, die als Schenkung zunächst an Immanuel Faißt, dann in die Bibliothek gelangt sind. Ebenfalls genannt werden müssen einige Werke aus der Sammlung Alois Fuchs' (1799-1853), des Wiener Musikforschers und bedeutenden Autographensammlers, deren Weg in das Konservatorium jedoch nicht mehr rekonstruierbar ist.

1.5 Im Jahre 1938 wurde das Konservatorium verstaatlicht. Mit den Kriegszerstörungen reißen Berichte über Hochschule und Bibliothek ab. Ungefähr die Hälfte des Altbestandes, der hauptsächlich aus dem 19. Jh stammt, lagerte jahrelang in verschiedenen Kellerräumen der Hochschule und wurde erst 1986 bei einem Umzug entdeckt. Diese Bestände waren zwar als Besitz der Hochschule registriert, bislang aber formal nicht erschlossen. Die Erfassung erfolgte 1988.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek verfügt über einen historischen Bestand von 694 Titeln, der ca. 0,8 Prozent des Gesamtbestandes (ca. 87.000 Titel) ausmacht. Diese Zahl wurde durch Auszählen der Katalogisate ermittelt, wobei die Werk-, nicht die Buchbindereinheit, maßgebend war. Der Bestand gliedert sich wie folgt: 601 Noten, 60 Bücher, 33 Hss. Davon entfallen 17 Bücher auf das 18. Jh, 43 auf das 19. Jh, 36 Noten auf das 18., 565 auf das 19. Jh. Die Hss., die größtenteils noch genauer zu identifizieren sind, stammen nach ersten Schätzungen teils aus dem Ende des 18., teils aus dem 19. Jh.

2.2 Bei den Büchern finden sich 10 französischsprachige, ein italienischsprachiges und 49 deutschsprachige Werke. Es handelt sich um musiktheoretische Schriften über Generalbaß, Kontrapunkt und Harmonielehre, um musikgeschichtliche Darstellungen des 18. und 19. Jhs sowie um Musiklexika des 19. Jhs. Im Bereich der Vokalmusik (Klavierlied, Oper, Chorwerke) sind von 245 Werken 28 nur in französischer, 23 nur in italienischer und ein Werk nur in russischer Sprache, der Rest ist deutschsprachig oder zweisprachig.

2.3 Im Notenbestand steht die Oper mit 144 Titeln an der Spitze: 132 im Klavierauszug (überwiegend 19. Jh, vor allem unbekanntere Werke bekannter Komponisten) und 12 in Partitur (Erstdrucke von Opern Lullys, Glucks und Mozarts). An zweiter Stelle stehen die Werke für Klavier solo mit 104 Titeln, vereinzelt aus dem 18. Jh, größtenteils aus dem 19. Jh. Die Klaviermusik von Franz Liszt ist mit ca. 60 Prozent überrepräsentiert. An dritter Stelle folgen Konzerte, Konzertstücke und Konzertante Sinfonien für Violine(n) und Orchester mit 67 Titeln, 56 davon mit vollständigem Stimmenmaterial, die restlichen 11 im Klavierauszug. Hierbei handelt es sich fast ausschließlich um Werke des 19. Jhs. An geistlichen Chorwerken liegen 65 Titel vor, 11 in Partitur, 5 als Orchestermaterial (18. Jh) und 49 als Klavierauszug.

2.4 Die Sachgruppe Streichquartett folgt mit 48 Werken, 8 sind als Partitur und 40 als Stimmausgabe vertreten. Für Gesang mit Begleitung des Klaviers und/oder anderen Instrumenten finden sich insgesamt 33 Werke als Lied-Einzelausgaben. Es folgen Klavierkonzerte mit 25 Titeln überwiegend des 19. Jhs, davon 13 als Partitur, 4 in der Orchestermaterial-Ausgabe und 8 in der vierhändigen Bearbeitung. Für Klavier vierhändig sind 23 Werke vorhanden, gefolgt von der Sachgruppe Klaviertrio mit 22 Titeln, die alle in der Stimmenausgabe vertreten sind. In der Besetzung Violine und Klavier finden sich 16, für Violoncello und Klavier 6 Titel; bei der Literatur für Streichquintett sind 9, für Klavierquartett 3, Klavierquintett 5 und Oktett 3 Werke als Stimmenausgaben vorhanden. Sonstige Werke für Kammermusikbesetzung, die noch weiter zu untergliedern sich als wenig sinnvoll erwies, gibt es 12 in der Stimmenausgabe.

2.5 Der größte Teil der Kammermusik stammt aus dem 19. Jh. Auch die sinfonischen Werke, die mit 10 Titeln in Partitur vertreten sind, stammen aus dieser Zeit. Die noch verbleibenden 6 Werke verteilen sich auf den Bereich Choralbuch mit 3 Titeln (Beginn des 19. Jhs), Orgel mit einem Titel (Beginn des 18. Jhs) und Vermischte Sammlungen.

3. KATALOGE

Rund fünfzig Prozent des historischen Bestandes waren zu Beginn 1988 noch nicht katalogisiert und mußten für die Vorarbeiten zu diesem Handbuch erst gesichtet und erfaßt werden. Ein Teil der Werke mußte aus dem Ausleihbestand im Regal erst herausgezogen werden, was nicht ausschließt, daß einige Titel noch latent im Ausleihbestand vorhanden sind. Die hier beschriebene Sammlung ist jedoch mittlerweile vollständig erschlossen:

Alphabetischer Katalog

Systematischer Katalog [in Planung]

Die Bestände vor 1800 sind größtenteils im Répertoire international des sources musicales (RISM), Reihe A aufgeführt.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Ministerium für Kirchen- und Schulwesen/Kultusministerium. Kabinettsunterlagen 1806-1945 (Hauptstaatsarchiv Stuttgart)

4.2 Darstellungen

Faißt, Immanuel: Rede zur 10jährigen Stiftungsfeier des Conservatoriums für Musik in Stuttgart gehalten den 11. April 1867 vom Verfasser. Stuttgart 1867

Eisenmann, Alexander: Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Königlichen Konservatoriums für Musik Stuttgart 1857-1907. Stuttgart 1907

Keller, Hermann: Zur Hundertjahrfeier der Staatlichen Hochschule für Musik Stuttgart 1857-1957. Stuttgart 1957

Stand: Juni 1989

Claudia Niebel


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.