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Bibliothek der Staatlichen Münzsammlung

Adresse. Residenz, Residenzstr. 1, 80333 München [Karte]
Telefon. (089) 2272-21 oder 2272-22
Telefax. (089) 29 98 59
Bibliothekssigel. <M 21>

Unterhaltsträger. Freistaat Bayern
Funktion. Spezialbibliothek der Staatlichen Münzsammlung.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Numismatik aller Zeiten und Länder, Medaillenkunde, Glyptik, Geld- und Wirtschaftsgeschichte. 2. Besondere Sammelgebiete: Numismatik der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit (besonders Deutschland, Bayern).

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek (Lesesaal). Öffnungszeiten: Montag 8.30-16 Uhr, Dienstag bis Donnerstag 8-16 Uhr, Freitag 8-14 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen (Ausnahme: mittelbar angeschlossen in Bezug auf Dauerleihgaben der BSB München).
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Telefonische Voranmeldung erbeten. U-Bahnverbindung (Linien U3-U6) bis Haltestelle Odeonsplatz, S-Bahnverbindung (mehrere Linien) bis Haltestelle Marienplatz. Altstadt, Marstallplatz 8: Parkmöglichkeit im Einzelfall nach telefonischer Anmeldung.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Bibliothek fällt mit der der Münzsammlung zusammen. Ihre Ursprünge gehen zurück auf Herzog Albrecht V. (1550-1579), der neben einer vielfältigen Sammlung kostbarer Münzen und Antiken auch eine reichhaltige Bibliothek aus Beständen Hartmann Schedels, Johann Albrecht Widmanstetters und (1571 erworben) des Augsburgers Johann Jakob Fugger aufgebaut hatte. In der zweiten Hälfte des 16. Jhs, in der die stetig wachsenden Bestände an Münzen und Pretiosen erste literarische Beschreibung und Auswertung in einem handschriftlichen Inventarbuch (1598), in Katalogen und Verzeichnissen erfuhren, dürften auch die frühesten speziell numismatischen Publikationen (meist Darstellungen römischer Kaiserbildnisse) akquiriert worden sein (ein konkreter Nachweis ist aufgrund der Quellenlage nicht zu führen).

1.2 Im Dreißigjährigen Krieg mußten die Bestände unter erheblichen Verlusten aus dem alten Münzgebäude (heute Münzhof) in München nach Ingolstadt ausgelagert werden, wo sie bis zum Westfälischen Frieden verblieben. In der Folgezeit fand die Sammlung nur wenig Beachtung. Erst unter Kurfürst Karl Theodor (1777-1779) nahm sie regen Aufschwung, als nach der Vereinigung der wittelsbachischen Territorien Pfalz und Bayern (1777) die bedeutende Mannheimer Münzsammlung nach München verlegt und mit der bayerischen verschmolzen wurde. Auf diesem Wege dürfte auch die Bibliothek eine wesentliche Erweiterung ihrer Bestände erfahren haben, obschon Exlibris der Bibliotheca Palatina in den Münchner Beständen heute nur noch vereinzelt anzutreffen sind. Die Aufsicht über das Münzkabinett hatte der bibliophile Kurfürst dem späteren Oberhofbibliothekar Kasimir Johann Baptist Freiherr von Haeffelin (1737-1827) übertragen, der 1781 von Mannheim nach München berufen wurde. Von Haeffelins reger Erwerbungs- und Sammeltätigkeit, auch schon in seiner Pfälzer Zeit, zeugen die Initialen J. C. H. sowie einige Notizen zum Ankauf in diversen numismatischen Werken, die über das Mannheimer Münzkabinett, aber teilweise wohl auch aus Haeffelins Privatsammlung an die Münchner Bibliothek gelangt sind. Weitere Bücher kamen aus dem Fundus des kurfürstlich Geheimen Rats Johann Goswin Widder (1734-1800) nach München, dessen bedeutende Münzsammlung von Haeffelin 1795 angekauft, wegen der eingetretenen Kriegsunruhen aber erst 1808 in die Münchner Bestände integriert werden konnte.

1.3 Exlibris belegen auch die Herkunft aus anderen bedeutenden in- und ausländischen Privatbibliotheken des 17. und 18. Jhs. Nachzuweisen sind Einzelstücke, etwa aus der Sammlung des Adrien de Valois, Seigneur de La Mare (1607-1692, Historiograph Ludwigs XIV.) oder der Bibliotheca Woogiana (Moritz Karl Christian Woog, 1684-1760, Theologe, Antiquar und Numismatiker zu Dresden).

1.4 Im Zuge der Vereinigung der wissenschaftlichen Institute erfolgte 1782 die kurfürstliche Weisung, das Münzkabinett mit seiner Büchersammlung aus der Residenz in das Wilhelminische Gebäude (das frühere Jesuitenkolleg zwischen der Neuhauser- und Maxburgstraße) zu verlegen, wo sich auch Hofbibliothek und Akademie befanden. Die Konstituierung als " Wissenschaftliche Sammlung" mit Anschluß an die Akademie der Wissenschaften (1807) stellte die Münzsammlung auf eine Stufe mit den bedeutendsten internationalen Instituten. Entsprechend erfolgte der systematische Ausbau der Büchersammlung zur numismatischen Fachbibliothek. Zwei Erwerbungslisten aus dem Jahr 1787 belegen den Kauf von über 150 Titeln im Wert von nahezu 800 Gulden.

1.5 Auch die Säkularisation der bayerischen Klöster 1802/03 hat der Bibliothek vielfältige Zugänge beschert, wie Exlibris oder handschriftliche Besitzeinträge zeigen, u. a. aus Benediktbeuern, Polling (Exlibris von Probst A. Oswald, 1709, sowie drei von Probst F. Töpsl, jeweils 1744), aus Tegernsee, Wessobrunn, Weyarn oder aus den bereits 1773 aufgelösten Jesuitenkollegien Amberg und München. Viele dieser Bücher waren jedoch zunächst an die Hofbibliothek gekommen, die sie als Dubletten an die Münzsammlung weiterleitete.

1.6 Dem lebhaften Interesse an der numismatischen Wissenschaft von König Ludwig I. (1825-1848), durch häufige persönliche Studien im Münzkabinett bekundet, sowie dem seiner Nachfolger Maximilian II. (1848-1864) und des kunstsinnigen Ludwig II. (1864-1886) ist der weitere Ausbau der numismatischen und literarischen Sammlung zu verdanken.

1.7 Auch aus privaten Bibliotheken namhafter Münz- und Literatursammler des 19. Jhs konnten numismatische Werke für die Münzsammlung gewonnen werden. Stempel, handschriftliche Einträge oder Exlibris in einer Vielzahl gerade älterer Bücher dokumentieren als Vorbesitzer Emil Bahrfeldt (1850-1929), Max von Bahrfeldt (1856-1936), Heinrich Philipp Cappe († 1862), Eduard Eibler (1844-1914/18?), Carl Fieweger (1816-1883), Paul Henckel (1843-1875), Johann Veit Kull (1836-1920), Karl Friedrich von Posern-Klett (1798-1849), Friedrich von Schennis (1852-1918), Friedrich Wilhelm Adolf Schlickeysen (1795-1871), Hans Schwalbe (1859-1916), Max von Wilmersdörffer (1824-1903) u. a. m. Des weiteren sind einzelne Bücher mit Stempeln der Schloß-Bibliothek des Fürstentums Reuß, jüngere Linie, der Berghauptmannschaft in Olmütz oder des Bayerischen Hauptmünzamts München versehen.

1.8 Unter der Leitung des profunden Medaillenkenners Georg Habich (1868-1932, ab 1894 am Münzkabinett, ab 1907 Direktor) stand der Erwerb kunstgeschichtlicher und medaillenkundlicher Literatur, darunter auch älterer Publikationen, im Vordergrund. Max Bernhart (1883-1952, ab 1908 am Kabinett, ab 1933 Direktor) legte besonderen Wert auf die Beschaffung geldgeschichtlicher Werke, für die er Anfang der dreißiger Jahre eine eigene Abteilung einrichtete. Auch die Auktions- und Verkaufskataloge hatten unter Georg Habich eine gesonderte Abteilung erhalten. Aus der aufgelösten Münzhandlung Eugen Merzbacher (Nachf.), vom Münchner Juristen Ludwig Benzino und von dem Mediziner Ignaz Streber (Bad Tölz) aus der Sammlung der früheren Direktoren Franz Ignaz (1758-1841) und seines Neffen Franz Streber (1806-1864) waren umfangreiche Bestände von vor und nach der Jahrhundertwende eingegangen. Die Übernahme von Teilen der nachgelassenen Fachbibliotheken von Max Bernhart, Heinrich Buchenau (1862-1931), vor allem zur Numismatik des deutschen Mittelalters, und von Georg Habich, besonders zur Medaillenkunde (darunter jeweils etliche Titel des ausgehenden 19. Jhs), brachten der Bibliothek weiteren Zuwachs.

1.9 Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bibliothek zu einem großen Teil nach Türkheim verlagert. Handbücher, Zeitschriften, in Arbeitsapparaten zusammengestellte Bücher, vor allem aber zwei geschlossene Partien historischer, in gesonderten Räumen aufbewahrter Werke, verbrannten im 1944 völlig ausgebombten Akademiegebäude: im einzelnen ca. 680 Bde, meist aus dem 16. bis 19. Jh, ca. 1500 Auktions- und Verkaufskataloge (nahezu Totalverlust), sämtliche Bibliotheks-Zugangsbücher sowie historische Sammlungs-Inventare, Kataloge, Manuskripte etc. In den Jahren 1947 und 1948 erfolgte die Rückführung der Bibliothek nach München, wo in der Meiserstraße ein Ausweichquartier (Art Collecting Point) u. a. auch für die numismatischen Bestände geschaffen worden war. Erst 1960 kehrten Münzsammlung und Bibliothek in die wiederaufgebaute Münchner Residenz, ihr heutiges Domizil, zurück.

1.10 In der Nachkriegszeit galt es, die Verluste an historischer Literatur so weit wie möglich auszugleichen. Von der Oberfinanzdirektion München wurden im Jahre 1954 insgesamt 792 Titel aus ehemaligem Reichsbesitz überlassen, die bereits seit 1949 in der Münzsammlung eingestellt waren. Von den historischen Bücher- und Zeitschriftentiteln (insgesamt 433) entfallen hierbei 7 auf das 16. Jh, 53 auf das 17. Jh, 120 auf das 18. Jh und 253 auf das 19. Jh; hinzu kommt eine Sammlung von Auktions- und Verkaufskatalogen des 19. Jhs (69 Titel in 223 Einzelheften). Geringfügig geschmälert wurde der Umfang dieses Bücherschatzes durch Rückgaben einzelner Werke in den Jahren 1949 (31 Titel, darunter 27 historische) und 1967 (30 Titel, davon 13 vor 1900 publizierte).

1.11 Aus Mitteln der Volkswagen-Stiftung wurden 1966 bis 1968 nach den eingesehenen Unterlagen insgesamt 268 Titel angekauft, wovon (unter Berücksichtigung der Münzmandate) 4 dem 16. Jh, 20 dem 17. Jh, 65 dem 18. und 76 dem 19. Jh angehören. Die Bayerische Staatsbibliothek München hatte u. a. die Jahrgänge 1858-1938, 1941-1948 und 1954-1955 des Numismatic Chronicle als Dauerleihgabe geliefert. In den fünfziger und sechziger Jahren lag der Anteil älterer Bücher an der Gesamtzahl der Neuerwerbungen bei durchschnittlich knapp 10 Prozent. Als zum Ende der achtziger Jahre die Ankaufszahlen deutlich sanken, konnten nur noch vereinzelt historische Werke (einige Münzmandate) akquiriert werden.

1.12 Unter der Direktion von Prof. Bernhard Overbeck (ab 1991) wurden eine wesentliche Steigerung der Neueinkäufe, darunter auch wieder historische Drucke, und eine Neuordnung der Bestände zur Antike (einschließlich Signierung und Titelaufnahme nach RAK) eingeleitet. Münzausstellungen des Hauses werden regelmäßig durch die Präsentation früher Werke aus der Bibliothek ergänzt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Mit Ausnahme der Zeitschriften, Sonderdrucke und der Verkaufslisten, deren Zahlen am Fach ermittelt wurden, erfolgte die Auszählung am Autorenkatalog. Wenn nicht anders vermerkt, beziehen sich alle Angaben auf Titel.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der Gesamtbestand umfaßt etwa 23.500 Werke, darunter 2906 historische Titel. Auf das 16. Jh entfallen 48, auf das 17. Jh 122, auf das 18. Jh 407 und auf das 19. Jh 2329 Titel. Insgesamt stehen 1723 historischen Titeln in deutscher Sprache 1183 (41 Prozent) fremdsprachige Werke gegenüber: 515 in französischer, 250 in lateinischer und 192 in italienischer Sprache. Überdies finden sich 110 englische, 49 niederländische, 11 dänische, 9 polnische, 8 schwedische, 7 griechische, 7 ungarische, je 5 spanische und russische Titel sowie 6 in anderen Sprachen; 9 sind zwei- oder mehrsprachig.

2.3 Die Schriften des 16. Jhs gliedern sich in 38 deutsche, 6 lateinische, 2 niederländische und je einen französischen und italienischen Titel. Deutsche und fremdsprachige Titel halten sich unter den 122 Werken des 17. Jhs durch 46 lateinische, 11 französische, 3 niederländische und einen italienischen Titel die Waage. Das Lateinische hat mit 135 Titeln auch im 18. Jh ein deutliches Übergewicht gegenüber 19 französischen, 4 niederländischen, 3 italienischen und 2 englischen Schriften. Der überwiegende Teil des Bestandes (240 Titel) ist in deutscher Sprache. Im 19. Jh fällt die lateinische Literatur mit 63 Titeln hinter die französische (484), italienische (187) oder englische (108) zurück, wobei mehr als die Hälfte aller Titel auch in diesem Jahrhundert deutschsprachige Publikationen ausmachen.

2.4 Unter den Beständen zur antiken Numismatik stehen 222 deutschen Titeln 422 fremdsprachige gegenüber, die sich auf 172 französische, 123 lateinische, 74 italienische, 37 englische, 6 griechische, 4 niederländische und 10 in anderen Sprachen verteilen.

2.5 Bei der historischen Literatur zur Numismatik des Mittelalters folgen auf 908 deutsche 230 französische, 124 lateinische, 84 italienische, 49 englische und 35 niederländische Titel; hinzu kommen 8 polnische, 8 schwedische, 7 dänische, 4 russische, 3 spanische und 11 in weiteren Sprachen. An älteren Ausstellungs- und Museumskatalogen besitzt die Bibliothek außer 26 deutschen 7 französische, 3 englische, 2 italienische, 2 ungarische, 2 holländische und einen spanischen. Die Auktions- und Verkaufskataloge verzeichnen neben 286 deutschen auch 28 fremdsprachige ( u. a. 14 französische und 9 englische) Titel.

2.6 Bei den Periodika (46 Titel in über 340 Bdn) entfallen 23 auf deutsche, 11 auf französische und je 5 auf englische und italienische Titel; je ein Titel liegt polnisch bzw. niederländisch vor. Die Sammlung von Sonderdrucken zur Münz-, Medaillen- und Gemmenkunde (379 Titel) setzt sich aus 254 deutschen, 81 französischen, 26 italienischen, 7 englischen, 6 holländischen und einem lateinischen zusammen.

Systematische Übersicht

2.7 Die Aufstellung nach bestimmten Sachgruppen folgt weitgehend dem in der Numismatik seit geraumer Zeit geltenden Darstellungs- und Einteilungsschema: Antike (umfassend Kelten, Griechen, Römer, Byzanz); Mittelalter und Neuzeit (Karolinger, Kreuzfahrer, deutsche geistliche Münzherren und Städte, deutsche Länder, Europa, Orient, Islam, Übersee); anschließend Medaillen, Wappen und Siegel sowie Kunstgeschichtliches. In getrennten Abteilungen befinden sich Ausstellungs- und Museumskataloge, Auktionskataloge und Verkaufslisten, Periodika und Separata.

2.8 Antike Numismatik. Die größtenteils unsignierten Bücher sind, ungeachtet des Alters oder der Provenienz, alphabetisch nach Verfassern aufgestellt. Die frühen Werke befassen sich vorwiegend mit Prägungen der römischen Kaiserzeit, etwa Jakob von Strada, Epitome thesauri antiquitatum (Lyon 1553, Zürich 1557), Diethelm Keller, Kunstliche und aigendtliche bildtnussen der Rhömischen Keyseren (Zürich 1558), Hubert Goltzius, Fasti magistratuum et triumphorum Romanorum (Brügge 1566), Paolo Pedrusi, I Cesari in oro (Parma 1694-1727) oder Adolph Occo, Imperatorum Romanorum numismata a Pompeio Magno ad Heraclium (Antwerpen 1579), gewidmet dem Begründer der Münchner Kunstsammlungen, Herzog Albrecht V. Aus dem 18. Jh stehen Beschreibungen bedeutender Sammlungen wie Numismata Cimelii Caesarei Regii Austriaci Vindobonensis (Wien 1755), Numophylacium Reginae Christinae (La Haye 1742) oder Christian Sigismund Liebe, Gotha numaria (Amsterdam 1730) im Vordergrund. Angesichts der Verbindung zur kurpfälzischen Münz- und Gemmensammlung sind auch die Werke der Heidelberger Kustoden Ezechiel Spanheim, Dissertationes de praestantia et usu numismatum antiquorum (Amsterdam 1717), in denen erstmals der wissenschaftliche Wert der antiken Numismatik definiert wird, und Lorenz Beger, Thesaurus ex thesauro Palatino selectus (Heidelberg 1685), zu nennen.

2.9 In seiner Doctrina numorum veterum (Wien 1792-1798) begründete Joseph Hilarius Eckhel (1737-1798) ein System zur Vorlage antiker Münzen, das allen numismatischen Darstellungen, Katalogen usw. als Vorbild diente und im wesentlichen bis heute Gültigkeit bewahrt hat. Von Domenico Sestini (1750-1832), 1819/20 an der Inventarisierung der Münchner Bestände beteiligt, besitzt die Bibliothek über 30 Bde. Auch die Münchner Konservatoren Franz Ignaz Streber, Franz Streber und Hans Riggauer (1849-1907) waren auf dem Gebiet der antiken Numismatik tätig und bereicherten die Bibliothek mit etlichen Werken. In die Abteilung integriert ist die Literatur zu den antiken geschnittenen Steinen. Hervorzuheben sind hier des Abrahami Gorlaei Dactyliotheca (Leiden 1695), die Dactyliothec von Philipp Daniel Lippert mit einem Supplement (Leipzig 1767/1776) und Johann Joachim Winckelmanns Description des pierres gravées du feu Baron de Stosch (Florenz 1760).

2.10 Numismatik des Mittelalters und der Neuzeit. Den Münzmandaten, -ordnungen, Valvationen, Wardein- und Zahlbüchern folgen Werke zu den Münzen der Karolinger- und Kreuzfahrerzeit, ferner zu den Prägungen der deutschen geistlichen Münzherren und Städte sowie (nach dem Ende der reichsstädtischen Münzprägung 1806) der einzelnen deutschen Länder. In eigenen Unterabteilungen finden sich die Veröffentlichungen zur Numismatik der verschiedenen europäischen und außereuropäischen Staaten. Angeschlossen ist die Literatur zur Medaillen-, Wappen- und Siegelkunde. Die Werke sind alphabetisch geordnet (bei den Münzordnungen nach Gebietsnamen, bei den deutschen Prägungen nach dem Namen der Stadt oder des Landes, in den anderen Unterabteilungen nach Verfassernamen).

2.11 Die Bibliothek besitzt über 100 Münzmandate, vor allem aus dem 16. bis 18. Jh, im Original-Druck und etwa 50 weitere in Reproduktion. Das älteste (1507, nur als Reproduktion vorhanden) ist von Herzog Albrecht IV. von Bayern dekretiert, der früheste im Original erhaltene Druck datiert aus dem Jahre 1535 (Ordnung auf was Korrnn und gehallt hinfüran gemünzt und was für Müntz geschlagen werden sollen) und ist der älteste Band der Bibliothek. Von 1572 ist ein niedersächsisches, aus dem folgenden Jahr ein obersächsisches und von 1582 ein Prager Münzbuch erhalten. Aus der Unterabteilung Bayern sind Johann Georg von Lori, Sammlung des baierischen Münzrechts eine Kompilation von Dokumenten aus den Jahren 908 bis 1765 -, Peter Paul Finauer, Baierische Münzbelustigung (München 1768) und Joseph Eucharius Obermayr, Historische Nachricht von Bayerischen Münzen (Frankfurt und Leipzig 1763) zu nennen. Besonders hervorzuheben ist Friedrich Ludwig Exters Versuch einer Sammlung von Pfälzischen Medaillen, Schau-, Gedächtnis- und allerley andern Müntzen (Zweibrücken 1759-1775). Dieser - bis heute einzigen Gesamtschau pfälzischer Münzen und Medaillen suchte Exter einen Tafelband beizugeben, dessen Drucklegung aus Kostengründen jedoch unterblieb. Exter vermachte sein Handexemplar dem Kurfürsten Karl Theodor, der es an das Münchner Münzkabinett weiterleitete, wo 1988 eine Faksimileausgabe publiziert wurde.

2.12 Aus den separat aufgestellten Sammlungen zu europäischen und außereuropäischen Ländern ist auf August Ludwig Schlözer, Münz-, Geld- und Bergwerks-Geschichte des Russischen Kaiserthums (Göttingen 1791), Kazimierz Bandtkie, Numismatyka Krajowa (Warschau 1839) und Georg Jacob Kehr, Mogolis Magni Aurenk Szeb numisma (Leipzig 1725) hinzuweisen.

2.13 Erwähnenswert unter den Werken zur Heraldik ist Onofrio Panvinio, Epitome Pontificum Romanorum (Venedig 1557), aus der medaillenkundlichen Sammlung ein Promptuaire des médailles (Lyon 1581) oder die Histoire métallique des XVII provinces des Pays-Bas (La Haye 1732-1737) von Gerard van Loon.

2.14 Alphabetisch nach Orten aufgestellt, beschreiben die ältesten Museums- und Ausstellungskataloge die Sammlung Schacnn zu Gotha (Catalogue raisonné d'une Collection de médailles, s. l. 1774) und die Nummi Germaniae medii aevi qui in nummophylacio Caesareo Vindobonensi adservantur (Wien 1783).

2.15 Auktionskataloge und Verkaufslisten sind nach Auktionshäusern aufgestellt, bei frühen Sammlungen auch nach dem Eigentümer. Die ältesten Versteigerungskataloge bieten das Cabinet van Zilvere Medailles von Andries Schoemaker ('s Gravenhage 1720), das Numophylacium Claussenianum (Hamburg 1738) oder eine Sammlung von allerhand raren Thalern, Müntzen und Medaillen (bei Johann Gottfried Krügnern, Leipzig 1743) an. Die raren Münzkataloge der Ansbacher, später Münchner Münzen- und Medaillenhandlung Oberndörffer (1825 ff.) sind vorhanden.

2.16 Die Periodika sind größtenteils nach Ländern geordnet. Neben der ersten rein numismatischen Zeitschrift (Johann David Köhlers Historische Münz-Belustigung, 1729-1750; Registerbände 1764-1765) liegen u. a. vor die Numismatische Zeitung (1834-1874), Blätter für Münzkunde (1834-1839), Zeitschrift für Münz-, Siegel- und Wappenkunde (1841-1846, mit der Fortsetzung Berliner Zeitschrift für Münz-, Siegel- und Wappenkunde, bis 1873) und die internationalen Fachzeitschriften Numismatic Chronicle (1838 ff., mit Lücken), Revue numismatique (1836 ff.) und Revue de la Numismatique Belge (1842 ff.). Von Angehörigen der Münzsammlung initiiert bzw. zeitweilig betreut wurden die Mitteilungen der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft (1882 ff.) und die Blätter für Münzfreunde (1865 ff.).

2.17 In der Sammlung der Sonderdrucke, die auch kleinere Ausstellungskataloge, Werkverzeichnisse, Zeitungsausschnitte u. ä. einschließt, ist eine Fortsetzung der kurzen, doch zuverlässigen Nachricht von denen sich nach und nach verlierenden Müntzen der ausgestorbenen Grafen von Hohnstein von Friedrich Christian Leßern (Nordhausen 1750) das früheste Werk. Gesammelte Schriften kamen u. a. vom ehemaligen Leiter der Münzsammlung, Franz Streber, (21 Separata) an die Bibliothek sowie von dem 1942 verstorbenen Quintilio Perini (von 65 Sonderdrucken sind 13 aus dem 19. Jh; hinzu kommen diverse Briefe).

3. KATALOGE

Außer einem Standortkatalog sind keinerlei Kataloge oder Zugangsverzeichnisse aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg vorhanden.

Kartenkataloge:

Alphabetische Kataloge der Bücher

[Autorennamen; Antike und Mittelalter/Neuzeit getrennt; nach Hausregeln]

Sonderdrucke [Autorennamen]

Zeitschriften [Titel]

Museums- und Ausstellungskataloge [Ortsnamen]

Auktionskataloge [Namen des Auktionshauses sowie des Sammlungseigners]

Bandkatalog:

Standortkatalog

[o. J., wohl bis zum Zweiten Weltkrieg geführt; mit Revisionsergebnis 1912]

Liste der durch Kriegseinwirkung verlorengegangenen Bücher [1950]

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Aktenmaterial zur Überlassung von Werken aus ehemaligem Reichsbesitz [1954, 1967]

Aktenmaterial zum Erwerb von Büchern aus Mitteln der Stiftung Volkswagenwerk [1966-1969]

Bestellbuch 1950-1968 5 Zugangsbücher: 1947-1957, 1958-1966, 1966-1976, 1976-1988, 1988-lfd. Weitere Archivalien zur Bibliotheksgeschichte finden sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv.

4.2 Darstellungen

Spezielle Publikationen zur Geschichte der Bibliothek existieren nicht. Gleichwohl bieten die folgenden Werke zur Geschichte des Münzkabinetts vielfältige Informationen auch zu Auf- und Ausbau der literarischen Sammlung.

Bachmann, Wolf: Münzkabinett. In: ders.: Die Attribute der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1807-1827. Kallmünz 1966, S. 238-248

Bernhart, Max: Geschichte der Staatlichen Münzsammlung. In: Führer durch die Staatliche Münzsammlung in München, I. Teil. München 1935

Streber, Franz Ignatz: Geschichte des königlichen Münzkabinets zu München. In: Denkschriften der königlich baierischen Akademie der Wissenschaften 1808, 1815 (Fortsetzung), 1821 (Zweyte Fortsetzung)

Vom Königlichen Cabinet zur Staatssammlung. (Bearb.: Wolfgang Heß u. a.) Ausstellung zur Geschichte der Staatlichen Münzsammlung 7. Oktober 1982 9. Januar 1983. München 1982

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bernhart, Max: Erwerbungs- und Tätigkeitsbericht der Staatlichen Münzsammlung in München 1932 mit 1935. In: Mitteilungen der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft 54 (1936) S. 184-188

Exter, Friedrich: Pfälzische Münzen und Medaillen [Faksimileausgabe nach Friedrich Exters Handexemplar zu seinem Versuch einer Sammlung von Pfälzischen Medaillen ..., Zweibrücken 1759-1775], hrsg. von der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank Aktiengesellschaft in Verbindung mit der Staatlichen Münzsammlung München. München 1988 [mit einer Einführung von Wolfgang Heß zur Geschichte des Werkes und dessen Weg in die Münchner Bibliothek]

Stand: August 1992

Matthias Barth


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.