FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Státní vedecká knihovna

Staatliche wissenschaftliche Bibliothek


Adresse. Ul. Riegrova 3, 370 59 Ceské Budejovice; Abteilung für Handschriften und seltene Drucke: 382 02 Zlatá Koruna [Goldenkron]
Telefon. (038) 7 31 23 52, 5 75 61; Abteilung für Handschriften und seltene Drucke: (0337) 74 31 32 Telefax. (038) 2 79 83; Abteilung für Handschriften und seltene Drucke (0337) 74 31 26
e-mail. [library@cbvk.cz]
Internet. http://www.cbvk.cz
Bibliothekssigel. <CB 001>

Unterhaltsträger. Ministerstvo kultury Ceské republiky [Ministerium für Kultur der Tschechischen Republik]
Funktion. Öffentliche wissenschaftliche Bibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Alle Wissensgebeite. - 2. Besondere Sammelgebiete: Literatur zu und aus der Region Südböhmen, Theologie, Philosophie.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand. - Öffnungszeiten: Lesesäle: Montag bis Donnerstag 9-18 Uhr, Samstag 8-12 Uhr. - Abteilung für Handschriften und seltene Drucke: Montag bis Freitag 8-15 Uhr (nur Präsenzstudium). - Leihverkehr: nationaler Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm-Lesegeräte, Fotowerkstatt.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche, telefonische oder e-mail-Anmeldung empfehlenswert. - Die Bibliothek befindet sich im Stadtzentrum. Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe vorhanden. - Die Zweigstelle in Zlatá Koruna [Goldenkron] befindet sich 20 km von Ceské Budejovice, Straße Nr. 159 in Richtung Ceský Krumlov [Krumau]. - Bahnverbindung nach Zlatá Koruna von Ceské Budejovice in Richtung Volary. Eine regelmäßige Busverbindung besteht von Ceský Krumlov. - Parkmöglichkeiten am Gebäude.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Staatliche wissenschaftliche Bibliothek entstand 1958 durch Zusammenlegung der ehemaligen Bezirksvolksbibliothek [Krajská lidová knihovna] mit der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek Dr. Zdenek Nejedlý [Státní vedecká knihovna dr. Zdenka Nejedlého]. Die Bezirksvolksbibliothek geht auf die 1885 gegründete tschechische Bibliothek des Nationalen Böhmerwaldvereins [Národní jednota pošumavská] zurück, die nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik an die Stadt Budweis übergeben wurde und den Namen Öffentliche Stadtbibliothek Dr. August Zátka [Verejná mestská knihovna dr. Augusta Zátky] erhielt. Die Staatliche wissenschaftliche Bibliothek Dr. Zdenek Nejedlý wurde 1945 begründet. Den Grundstock ihres Bestandes bildeten Bibliotheken einiger südböhmischer Mittelschulen, darunter auch die 1945/46 beschlagnahmten Bibliotheken aller deutschen Mittelschulen in Budweis sowie die Bibliotheken von aufgelösten Vereinen. Wissenschaftliche Literatur und Lehrwerke aus dem 19. und 20. Jh machen den Großteil der Bestände aus.

1.2 Die umfangreichsten Zugänge erhielt die Bibliothek durch die Beschlagnahmung von Bibliotheken kirchlicher Institutionen in Südböhmen nach 1950. Einige dieser historischen Bibliotheken sind langfristige Depositen der zuständigen kirchlichen Institutionen und werden von der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek verwaltet. Sie sind jedoch als eigenständige historische Komplexe im ehemaligen Kloster in Zlatá Koruna [Goldenkron] untergebracht, wobei bei einigen Depositen die Eigentumsverhältnisse bislang noch ungeklärt sind. Im einzelnen handelt es sich dabei um die Bestände nachfolgender Institutionen.

1.3 Die Bibliothek des Bistums Budweis [Knihovna Budejovického biskupství] entstand unmittelbar mit der Errichtung des Bischofssitzes in Budweis im Jahre 1785. Ihr Begründer war der erste Budweiser Bischof, Johann Prokop von Schaffgotsch (1748-1813), ein Bibliophiler, der dem Bistum seine private Büchersammlung hinterließ. Die Bestände vergrößerten sich im Laufe der Zeit sowohl durch Ankäufe als auch durch Nachlässe der an der Bischofskirche wirkenden Domherren. Zusätzlich trugen Spenden, die die Bischöfe bei ihren Visitationsbesuchen im ganzen Land erhielten, zur Erweiterung der Bistumsbibliothek bei. Sie wurde 1960 zum Depositum.

1.4 Die Bibliothek des Bischöflichen Seminars in Budweis [Knihovna biskupského semináre v Ceských Budejovicích] entstand auf Initiative von Bischof von Schaffgotsch mit der Gründung der theologischen Lehranstalt im Jahre 1803. Ihr Bestand wuchs in erster Linie durch Spenden und Nachlässe von ehemaligen Professoren und Absolventen des Seminars und wurde 1951 zum Depositum.

1.5 Die Anfänge der Bibliothek des Minoritenklosters in Krumau [Knihovna kláštera minorit v Ceském Krumlove] reichen zurück in die Zeit des Einzugs der Minoriten in Krumau in der Mitte des 14. Jhs. 1502 besaß die Bibliothek 169 größtenteils liturgische Bücher. Ihre Bestände wuchsen im Laufe der Zeit vor allem durch Schenkungen von Klosterbrüdern und Klostervorstehern. Zu Beginn des 18. Jhs erhielt die Bibliothek Bücher aus aufgelösten Jesuitenkollegien. Letzter bedeutender Spender war Štepán Vodicka (1862), ein Klostermitglied, der etwa 300 bis 400 Drucke zeitgenössischer religiöser Literatur schenkte. In der ersten Hälfte des 20. Jhs wurde die Betreuung der ältesten Bibliothek in Krumau vernachlässigt, so daß es zu Verlusten kam, insbesondere in der Zeit des Ersten Weltkrieges, als in den Gebäuden ein Militär-Lazarett untergebracht war. 1938 wurden 63 wertvolle mittelalterliche Codices als Depositum an die Nationalbibliothek in Prag verliehen, wo sie bis heute verblieben sind.

1.6 Die Gründung der Bibliothek des Servitenklosters Gratzen [Knihovna kláštera servit v Nových Hradech] in Südböhmen wird ungefähr auf das Jahr 1681 datiert, in dem das Konventgebäude ausgebaut wurde. Der Gründer des Klosters, Graf Ferdinand von Buquoy (1634-1685), stiftete damals eine 100 Bücher umfassende Sammlung aus seinem Privatbesitz als Grundstock für die Bibliothek. Spätere Ankäufe, Spenden und Nachlässe erweiterten die Bestände; sie waren fast ausschließlich deutscher oder österreichischer Provenienz. Im sudetendeutschen Gebiet gab die kulturelle und geographische Nähe zu Deutschland und zur Habsburgermonarchie den Ausschlag. Tschechische Einflüsse waren nicht dominant. Eine bedeutende Schenkung des 18. Jhs geht auf Prior Prokop Kreutzinger († um 1750) zurück. Die Schriften aus dem 15. bis 18. Jh bilden die sogenannte Alte Bibliothek, während die Bücher des 19. und 20. Jhs zum Bestand der Jüngeren Bibliothek zählen.

1.7 Die Prälatenbibliothek in Krumau [Prelátská knihovna v Ceském Krumlove] entstand 1655 auf Initiative des ersten Prälaten Jirí Bílek z Bílenberka (1586-1657) für seinen privaten Gebrauch und den Gebrauch der Priester. Den Bestand vermehrten in erster Linie Spenden verschiedener Prälaten. Die Bibliothek kam 1974 im Rahmen der Verstaatlichung und Renovierung des Gebäudes unter die Verwaltung der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek.

1.8 Die Bibliothek der Franziskaner in Neuhaus [Knihovna františkán v Jindrichove Hradci] geht auf das Jahr 1469 zurück, in dem das Klostergebäude fertiggestellt wurde. Im Laufe der Jahrhunderte erlitt die Bibliothek mehrmals durch Kriege und Brände erhebliche Bestandsverluste. 1785 wurde die Aufhebung des Klosters geplant und demzufolge ein Großteil der Bestände verkauft. Die geplante Aufhebung wurde jedoch nicht vollzogen. 1801 vernichtete ein Brand einen Teil der Bestände, der später großenteils wieder ergänzt wurde. 1951 wurde die Bibliothek zum Depositum.

1.9 Die Bibliothek der Franziskaner in Bechin [Knihovna františkán v Bechyni] wurde 1284 von Bischof Tobiáš z Bechyne (†1296) gegründet. Wiederholt wurde die Bibliothek geplündert, weshalb ein Großteil des erhaltenen Buchbestandes aus dem 17. und 18. Jh stammt und ältere Werke ausgesprochen selten sind. In der ersten Hälfte des 19. Jhs wurde sie reorganisiert und signiert; ein Katalog aus dieser Zeit ist jedoch nicht erhalten geblieben. Die Buchrücken erhielten einen einheitlichen schwarzen Anstrich. Die Bibliothek wurde 1951 zum Depositum.

1.10 Die Pfarrbibliothek in Gojau [Farní knihovna v Kájove] übernahm im Jahre 1785 aus dem aufgelösten Zisterzienserkloster in Zlatá Koruna 670 Bde. Der Großteil der Klosterbibliothek wurde allerdings nach Prag in die damals in Gründung befindliche Nationalbibliothek verbracht. Einzelne Werke wurden verkauft oder an Pfarrbibliotheken in Südböhmen übergeben. Ein Teil der Sammlung in Gojau stammt aus dem Privatbesitz früherer Klostermitglieder, darunter finden sich auch die Bücher von Dominik Lebitsch (

†1781), der von 1770 bis 1781 im Ort als Pfarrer tätig war. Der historische Katalog stammt aus dem Jahr 1805 (s. u. 3.3). Spätere Bestandszuwächse waren geringfügig. 1951 wurde die Bibliothek zum Depositum.

1.11 Die Bibliothek des Redemptoristenklosters in Budweis [Knihovna kláštera redemptorist v Ceských Budejovicích] tstand im Jahre 1885, als die Redemptoristen das zuvor aufgelöste Piaristenkollegium übernahmen. Die Piaristen waren in andere piaristische Kollegien in Böhmen übergesiedelt. Zum Aufbau der Bibliothek trugen andere böhmische Redemptoristenklöster durch Schenkung von Duplikaten bei. Hieraus erklärt sich die vielfältige Provenienz der Bücher. Der Bestand der Bibliothek wurde bis zur Mitte des 20. Jhs ergänzt. 1951 wurde die Bibliothek zum Depositum.

1.12 Die Kaplanbibliothek in Krumau [Kaplanská knihovna v Ceském Krumlove] besteht seit Einrichtung einer Stelle für einen tschechischen Prediger an der örtlichen St. Veits-Kirche im Jahre 1380. Sie wurde ermöglicht durch eine Spende von Agnes von Wallsee, verheiratet mit Jošt z Rozmberka, und von Elsa von Hals, verheiratet mit Jan z Rozmberka. Auf die Spenderinnen ist auch die älteste Bibliotheksordnung zum Schutz der Bücher aus dem 14. Jh zurückzuführen. Am Anfang des 16. Jhs schenkte der als Kanzler für das Haus der Rosenberger tätige Humanist, Václav z Rovného (1449-1531), der Bibliothek einen beträchtlichen Teil seiner Privatbibliothek, die u. a. eine Sammlung mit mehr als 40 italienischen Inkunabeln enthielt. Bislang konnten 231 Bücher aus seiner Provenienz identifiziert werden; weitere befinden sich in der Schloßbibliothek Ceský Krumlov [Krumau] (s. Eintrag dort). Nach dem Einzug der Jesuiten in Krumau im Frühjahr 1584 wurde die Kaplanbibliothek für den Bedarf der Kirche und den des Jesuitenklosters aufgeteilt. Mehr als die Hälfte der Bücher ging an die Jesuiten. Nach dem Aussterben des Geschlechts der Rosenberger verlor die Bibliothek ihre wichtigsten Mäzene, und ihr allmählicher Niedergang setzte ein. Im Jahre 1785 erhielt der erste Bischof von Budweis, Johann Prokop von Schaffgotsch, die wertvolle Büchersammlung, die er in die Bistumsbibliothek eingliederte. Einige Bücher gingen an die Prälatenbibliothek und an die Schwarzenberger Schloßbibliothek in Ceský Krumlov. Von der ursprünglichen, historisch bedeutenden Bibliothek blieb nur ein Restbestand erhalten, der 1974 unter die Verwaltung der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek gestellt wurde.

1.13 Die Sammlung der Handschriften und seltenen Drucke bildet eine eigene Abteilung. Der Bestand stammt u. a. aus Ankäufen, Spenden und Beschlagnahmungen. Systematische Sammelschwerpunkte liegen dementsprechend nicht vor. Bei zahlreichen Büchern ist die Herkunft nicht mehr feststellbar. Zum Bestand zählen auch Alte Drucke der Professorenbibliothek des ehemaligen Jirsík-Gymnasiums, des reformierten Realgymnasiums in Ceské Budejovice, des Gymnasiums in Jindrichv Hradec [Neuhaus] sowie einiger weiterer Schulbibliotheken. Die Handschriften und Alten Drucke aus historischen kirchlichen Bibliotheken sind im ehemaligen Kloster Zlatá Koruna deponiert und dort zugänglich.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Insgesamt werden von der Abteilung für Handschriften und seltene Drucke in Zlatá Koruna 370 Hss., 320 Inkunabeln und annähernd 28.500 Bde Alte Drucke verwaltet. Sie stammen aus dem historischen Bestand der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek sowie aus den aufbewahrten kirchlichen Bibliotheken. Aus dem 16. Jh liegen 943 Drucke vor, aus dem 17. Jh 7710 und aus dem 18. Jh 16.550. Im Besitz der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek finden sich hingegen nur 5 Handschriften, 14 Inkunabeln und 3350 Alte Drucke. Den Großteil bilden hier Bestände des 19. und 20. Jhs, davon ca. 40.000 bis 50.000 Drucke aus der Zeit vor 1900.

Systematische Übersicht

2.2 Keine der historischen kirchlichen Bibliotheken weist eindeutige Sammelschwerpunkte auf. Inhaltlich nehmen theologische Schriften, insbesondere zur Moraltheologie und Predigtliteratur, den größten Raum ein. Weltliche wissenschaftliche Literatur ist nur durch eine geringe Zahl von Titeln vertreten, da die Institutionen und Mitglieder der Orden in der Regel nicht mit wissenschaftlicher Arbeit befaßt waren. Eine Ausnahme bildet die Bistumsbibliothek.

Bibliothek des Bistums Ceské Budejovice

2.3 Die Bistumsbibliothek umfaßt 5478 Bde gedruckte Bücher, darunter 78 Inkunabeln, 90 Drucke aus dem 16. Jh, 1322 aus dem 17. Jh und 3988 aus dem 18. Jh. Darüber hinaus besitzt die Bibliothek 69 mittelalterliche Handschriften. Die meisten Drucke stammen aus dem mitteleuropäischen Raum; der Anteil der deutschsprachigen Titel liegt schätzungsweise bei 30 Prozent. Zahlreich vertreten sind bayerische Druckorte wie Augsburg, Nürnberg, Würzburg und Ingolstadt, aber auch andere deutsche Druckorte sind mehrfach vertreten, z. B. Frankfurt, Köln und Leipzig. Andere, mehrfach vertretene europäische Druckorte sind Wien, Prag, Paris, Lyon, Amsterdam, Antwerpen und Venedig.

2.4 Inhaltlich sind die Standardsammelgebiete einer theologischen Bibliothek vertreten, insbesondere Predigtliteratur und Werke zur Kirchengeschichte. Die allgemeine Geschichte ist ebenfalls vorhanden. Von besonderem Wert und größerer Bedeutung sind aus Deutschland und Frankreich stammende enzyklopädische Werke aus dem 18. Jh, darunter ein von Johann Franz Buddeus herausgegebenes Allgemeines historisches Lexikon (Leipzig 1709) und Jacob Christoph Iselins Historisch und geographisches Lexikon (Basel 1747). Genealogische und heraldische Titel ergänzen den Bestand, z. B. Johann Sibmachers New Wappenbuch (Nürnberg 1605) und Johann Hübners Genealogische Tabellen (Leipzig 1725-1728). Ungewöhnlich ist ein Konvolut mit 27 Werken zur Französischen Revolution, darunter auch Friedrich Gentz' Betrachtungen über die französische Revolution (Berlin 1793).

Bibliothek des Bischöflichen Seminars in Ceské Budejovice

2.5 Die Seminarbibliothek umfaßt insgesamt annähernd 20.000 Bde. Neben 34 Inkunabeln in 26 Bdn sind 78 Drucke aus dem 16. Jh vorhanden, 1020 Titel aus dem 17. Jh, 3469 Titel aus dem 18. Jh und etwa 15.000 aus dem 19. Jh. Die Anzahl der Handschriften beträgt 20. Aus deutschen Druckereien stammende Werke in deutscher oder lateinischer Sprache stellen den Großteil der Bestände. Deutschsprachige Bücher dürften etwa ein Viertel ausmachen.

Bibliothek des Minoritenklosters in Ceský Krumlov

2.6 Die Bibliothek der Minoriten zählt 3417 Bde, die alle vor 1800 erschienen sind. Aus dem 15. Jh liegen 99 Titel vor und aus dem 16. Jh 265, zumeist frühe Postinkunabeln. Der überwiegende Teil der Drucke des 16. Jhs ist in Basel, Straßburg, Köln und Ulm erschienen; nur 25 stammen aus böhmischen Druckorten. Bemerkenswert und historisch bedeutungsvoll an dieser Bibliothek ist, daß die meisten Drucke jeweils schon bald nach ihrem Erscheinen angeschafft und eingeordnet wurden. Aus dem 17. Jh stammen 1530 Titel, aus dem 18. Jh 1622. Die Bibliothek besitzt darüber hinaus 55 Handschriften, und weitere ca. 60 Handschriften aus ihrem Bestand werden aufgrund ihres künstlerischen und historischen Werts in der Prager Nationalbibliothek aufbewahrt.

2.7 Unter der vornehmlich theologischen Literatur dominieren Werke der Franziskaner. Später kamen jesuitische Literatur sowie Werke der Aszetik, Apologetik und Liturgik hinzu. Bei den Inkunabeln fehlen nicht Hartmann Schedels Liber chronicarum (Nürnberg: Anton Koberger 1493) und 3 Ausgaben der Legenda aurea von Jacobus de Voragine (Nürnberg: Anton Koberger 1481; Köln: Ludwig von Renchen 1485; Straßburg: Georg Husner 1485).

Bibliothek des Servitenklosters Nové Hrady

2.8 Die Bibliothek der Serviten zählt ca. 3000 Titel in 3814 Bdn, darunter 22 Handschriften, 27 Inkunabeln und 2627 Alte Drucke. 166 Titel stammen aus dem 16. Jh, 1131 aus dem 17. Jh und 1330 aus dem 18. Jh. In den Beständen zeichnen sich die engen Beziehungen des Klosters zu Deutschland ab: mehr als 40 Prozent der Bücher sind deutschsprachig. Von den 166 Titeln des 16. Jhs sind 104 Germanica, 22 von ihnen liegen in deutscher Sprache vor. Nur 46 überwiegend fremdsprachige Titel sind Bohemica, 10 von ihnen deutschsprachig. Bücher aus deutschen Druckereien wurden vermutlich direkt in Deutschland angekauft, da die Vorbesitzer keine Kontakte zum tschechischen Buchmarkt hatten.

2.9 Neben theologischer Literatur sind im Bestand auch Werke aus den Bereichen Philosophie, Rechtswissenschaft, Sprachwissenschaft, Mathematik, Geschichte und Geographie vertreten. Deutschsprachige Publikationen finden sich in erster Linie bei den Kleindrucken.

Prälatenbibliothek in Ceský Krumlov

2.10 Der Bestand der Prälatenbibliothek umfaßt 28 Inkunabeln, 39 Titel aus dem 16. Jh, 402 Titel aus dem 17. Jh und 835 Titel aus dem 18. Jh. Mehr als ein Drittel der theologischen Literatur aus dem 17. und 18. Jh bezieht sich auf das böhmische und slowakische Kulturgebiet und liegt in Fremdsprachen vor. In deutscher Sprache finden sich hier ca. 30 Prozent des Bestandes; Germanica machen insgesamt ca. 40 Prozent aus. Von den 3333 Bdn theologischer Literatur aus dem 19. und frühen 20. Jh ist der Großteil im historischen Österreich erschienen.

2.11 Inhaltlich dominieren die theologischen Fächer Homiletik, Patristik und Katechetik. Ferner besitzt die Bibliothek Werke griechischer und römischer Klassiker in Ausgaben des 16. Jhs, Werke europäischer Belletristik des 18. Jhs in deutschen Übersetzungen sowie eine umfangreiche Predigtsammlung aus dem 17. und 18. Jh, vorwiegend in lateinischer Sprache. Die meisten gedruckten Predigten stammen aus Prager Druckereien.

Bibliothek der Franziskaner in Jindrichv Hradec

2.12 Der Bestand umfaßt insgesamt ca. 5050 Bde. Vorhanden sind 3 Inkunabeln, 64 Drucke des 16. Jhs in 53 Bdn, 445 Titel des 17. Jhs und 740 Titel des 18. Jhs sowie 1121 Titel des 19. Jhs. 45 Handschriften stammen überwiegend aus dem 18. und 19. Jh. Zwei der Inkunabeln sind deutscher Herkunft und liegen in lateinischer Sprache vor. Drei Drucke des 16. Jhs sind deutschsprachig und stammen aus deutschen Druckorten, 33 Drucke des 16. Jhs liegen in lateinischer Sprache vor. Der Anteil tschechischer Drucke ist mit mehr als 50 Prozent bemerkenswert hoch. Für das 19. Jh liegt er sogar bei 80 Prozent. Inhaltlich umfaßt der Bestand die religiöse Gebrauchsliteratur der Zeit, vornehmlich mit Bezug zu den Franziskanern, sowie einige Werke zur Geschichte.

Bibliothek der Franziskaner in Bechyne

2.13 Diese Bibliothek der Franziskaner umfaßt 1583 Titel in 1558 Bdn, davon 513 Titel aus dem 17. Jh, 668 Titel aus dem 18. Jh und ca. 400 Titel aus dem 19. Jh. Der Anteil der deutschsprachigen Germanica liegt schätzungsweise bei 20 bis 25 Prozent. Fremdsprachige Bohemica machen ca. 65 Prozent des Bestandes aus, die meisten liegen in lateinischer Sprache vor. Unter den 32 Handschriften in ihrem Besitz befinden sich auch einige mittelalterliche Codices. Besonders bedeutend sind ihre Inkunabelsammlung mit 38 Titeln in 32 Bdn sowie 102 Drucke aus dem 16. Jh.

Pfarrbibliothek in Kájov

2.14 Im Bestand des Gojauer Pfarrhauses ist nur noch ein Bruchteil der inkorporierten Klosterbibliothek der Zisterzienser in Zlatá Koruna erhalten. Derzeit umfaßt er 10 Drucke aus dem 16. Jh, 183 Titel aus dem 17. Jh, 497 Titel aus dem 18. Jh sowie 75 Handschriften vorwiegend aus dem 18. Jh. Inkunabeln sind nicht erhalten; Bestände aus dem 19. Jh liegen ebenfalls nicht vor. Sprachlich überwiegen lateinische Werke (z. T. in Prag gedruckt); Werke in deutscher Sprache machen ca. 20 Prozent des Bestandes aus.

2.15 Inhaltlich handelt es sich fast ausschließlich um Werke der Theologie. Sogenannte Schulabsolventen-Drucke von Mitgliedern der Ordenskollegien (besonders des Zisterzienserordens), Dissertationen und Disputationen machen den Großteil aus. Einige Titel befassen sich mit bayerischen und oberösterreichischen Klöstern, z. B. in Passau und Linz.

Bibliothek des Redemptoristenklosters in Ceské Budejovice

2.16 In der Bibliothek finden sich 13.655 Bde überwiegend theologischer Literatur. Sie besitzt 2 Inkunabeln, 18 Drucke aus dem 16. Jh, 302 Drucke aus dem 17. Jh und 640 aus dem 18. Jh. Den Hauptbestand bilden Werke des 19. und frühen 20. Jhs. Deutschsprachige Werke machen etwa die Hälfte aus; sie stammen vorwiegend aus dem 19. und 20. Jh. Der Großteil der historischen theologischen Werke ist in der Habsburgermonarchie erschienen. Gut vertreten sind Disziplinen wie kirchliches und weltliches Recht, Kirchengeschichte und Liturgik.

Kaplanbibliothek in Ceský Krumlov

2.17 Der erhaltene Bestand der Kaplanbibliothek umfaßt 7 Inkunabeln und 387 Alte Drucke, darunter 39 Drucke aus dem 16. Jh, 71 Titel aus dem 17. Jh und 284 Titel aus dem 18. Jh. Handschriften liegen nicht vor. Von den Inkunabeln stammen 6 aus deutschen Druckereien. Insgesamt sind 220 Titel im deutschen Sprachgebiet in verschiedenen Sprachen gedruckt, die Hälfte davon deutschsprachig.

2.18 Unter den Alten Drucken überwiegen theologische Titel, darunter zahlreiche Kleinschriften und Gebetbücher. Seit Ende des 18. Jhs stieg der Anteil weltlicher Literatur im Bestand. Die Klassiker der deutschen Literatur wie Klopstock, Goethe und Schiller in Erstausgaben sind ebenso vertreten wie wissenschaftliche Literatur. Als naturwissenschaftliche Beispieltitel seien genannt Georg Wolfgang Knorrs Deliciae naturae selectae (Nürnberg 1754, 1766) und Nicolaus J. Jacquins Fragmenta botanica (Wien 1809).

Handschriften und seltene Drucke in der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek

2.19 Im Besitz der Bibliothek befinden sich nur 5 Handschriften, 14 Inkunabeln, 70 Titel des 16. Jhs, 1010 des 17. Jhs und 2270 des 18. Jhs. Die Sammlung wird weiterhin vermehrt, insbesondere um Werke aus böhmischer Produktion. Derzeit stellen tschechische Drucke mit ca. 45 Prozent eine sprachliche Mehrheit dar, gefolgt von deutschen Drucken mit ca. 35 Prozent. Den Rest bilden lateinische, französische, englische, italienische sowie andere fremdsprachige Werke.

2.20 Neben theologischer Literatur sind landwirtschaftliche, politikwissenschaftliche und philosophische Werke sowie Belletristik des 18. Jhs vorhanden. Eine Landkartensammlung zählt mehr als 1000 Blätter aus dem 17. bis 19. Jh. Deutsche Atlanten des 18. Jhs sind vornehmlich durch die Werke von Johann Baptist Homann vertreten, beispielsweise durch dessen Atlas novus terrarum orbis imperia (Nürnberg o. J.). Aus dem 19. Jh besitzt die Bibliothek eine Reihe Atlanten aus dem Gothaer Verlagshaus Justus Perthes. In der Regionalabteilung befindet sich eine umfangreiche Sammlung Sudetica aus dem 19. Jh aus Südböhmen, darunter auch landeskundliche Sammelschriften und Jahresberichte von Vereinen aus der Region. Die Werke stammen größtenteils aus regionalen Druckereien, z. B. aus Ceské Budejovice und Vimperk [Winterberg], insbesondere aus dem Winterberger Verlag Steinbrenner. Ungewöhnlich ist ein Konvolut religiöser Titel in sogenannten Kolibri-Ausgaben, die in zahlreichen Fremdsprachen für den Export gedruckt wurden. Das Konvolut ist bislang unbearbeitet.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek

[für Bestände des 20. Jhs; seit 1995 auch als EDV-Katalog]

Alphabetischer Katalog der Studienabteilung der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek

[in Zettelform; verzeichnet Bestände bis 1800]

Sachkatalog der Studienabteilung der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek

[in Zettelform; nach DK; verzeichnet Bestände bis 1800]

Alphabetischer Katalog der Handschriften und Alten Drucke aus südböhmischen Bibliotheken in der Abteilung für Handschriften und seltene Drucke in Zlatá Koruna

[in Zettelform; unvollständig]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Ryba, Bohumil: Soupisy rukopis a starých tisk z fondu Státní vedecké knihovny v C. Budejovicích. Svazek 3 [Verzeichnisse der Handschriften und Alten Drucke im Bestand der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek in Budweis. Band 3]. Ceské Budejovice 1985 [verzeichnet die Bestände der beschriebenen Bibliotheken mit Ausnahme der Bistumsbibliothek]

Ryba, Bohumil: Rukopisy biskupské knihovny v Ceských Budejovicích. Soupisy rukopis a starých tisk do r. 1800 z fond Krajské knihovny v C. Budejovicích [Die Handschriften der Bistumsbibliothek in Budweis. Verzeichnisse der Handschriften und Alten Drucke bis zum Jahre 1800 in der Kreisbibliothek in Budweis]. Bd 1. Ceské Budejovice 1974

Spunar, Pavel; Weber, Jaroslav; Tríška, Josef: Soupis rukopis v Treboni a v Ceském Krumlove [Verzeichnis der Handschriften in Wittingau und Krumau]. Praha 1958 [Verzeichnis der Handschriften der Prälatenbibliothek und der Kaplanbibliothek S. 303-311, 314-324]

Vácha, Lumír: Tisky 16.-18. století z knihovny kaplan v Ceském Krumlove. Soupisy rukopis a starých tisk [Drucke aus dem 16. bis 18. Jh in der Kaplanbibliothek in Krumau. Verzeichnisse der Handschriften und Alten Drucke]. Bd 4. Ceské Budejovice 1990

Seznam casopis z fondu Krajské knihovny v Ceských Budejovicích [Verzeichnis der Zeitschriften im Bestand der Kreisbibliothek in Budweis]. 2 Bde. Ceské Budejovice 1969-1970

3.3 Historische Kataloge

Gabriel, Carolus: Catalogus Bibliothecae Episcopalis Bohemo-Budvicensis. 1846-1887

[hschr.; Signatur 1 Bi 2]

Alphabetischer Katalog der Budweiser Bistumsbibliothek. [um 1845]

[hschr.; Signatur 1 Bi 59]

Catalogus systematicus bibliothecae Praelaturae Crumloviensis. 1838-1848

[hschr.; Signatur 1 PR 1]

Cathalogus Bibliothecae Conventus Franciscanorum Novodomensium

[hschr.; aus dem 19. Jh; Signatur 1 JH 56]

Seznam knih kláštera v Jindrichove Hradci [Verzeichnis der Bücher des Klosters in Neuhaus]. 1932

[hschr.; Signatur 1 JH 55]

Catalogus bibliothecae conventus BVM Bechinensis. 1916

[hschr.; Signatur 1 Be 40]

Weinhuber, Jacob: Catalogus bibliothecae Gojaviensis. 1805

[hschr.; Signatur 1 Se 3]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Tadra, Ferdinand: Kanceláre a písari v zemích ceských za král z rodu Lucemburského [Kanzleien und Schreiber in Böhmen zur Zeit der Könige aus dem Geschlecht der Luxemburger]. In: Rozpravy Ceské akademie ved [Abhandlungen der Böhmischen Akademie der Wissenschaften]. Praha 1892 [zur Bibliothek der Krumauer Kirche und Bibliothek des tschechischen Predigers in Krumau 1380, S. 214, 273-274, 293]

Volf, Josef: Vášen amanuense Peiskerícka [Die Leidenschaft des Gerichtsbeamten Peiskerícek]. In: Vitrinka [Die Vitrine] 10 (1933) S. 161-165 [zur Franziskanerbibliothek in Bechin und den Bibliotheken in Krumau]

Volf, Josef: Zalození tzv. kaplanské knihovny v Ceském Krumlove r. 1380 [Die Gründung der sogenannten Kaplanbibliothek in Krumau im Jahre 1380]. In: Marginálie [Marginalien] 9 (1935) S. 1-8

Cempírková, Kveta: 100 let Státní vedecké knihovny v Ceských Budejovicích [100 Jahre Staatliche wissenschaftliche Bibliothek in Budweis]. Ceské Budejovice 1986

Špinar, Jindrich: Knihovna kláštera cisterciák ve Zlaté Korune [Die Bibliothek des Zisterzienserklosters in Goldenkron]. Ceské Budejovice 1997

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Denkstein, Vladimír: Románská renesance v inkunábulích jihoceských humanist [Romanische Renaissance in den Inkunabeln südböhmischer Humanisten]. In: Zpráva o cinnosti Mestského musea v Ceských Budejovicích za léta 1932 a 1933 [Tätigkeitsbericht des Stadtmuseums von Budweis in den Jahren 1932 und 1933]. Ceské Budejovice 1934, S. 95-101

Haškovec, Prokop: Rukopis Rokycanova Výkladu na ev. sv. Jana [Die Rokitzaner Erläuterungshandschrift zum Johannes-Evangelium]. In: Listy filologické [Philologische Blätter] 29 (1902) S. 62-66, 150-157

Hejnic, Josef: O knihovne Václava z Rovného [Über die Bibliothek von Václav z Rovného]. In: Sborník Národního muzea v Praze, rada A [Sammelband des Nationalmuseums, Reihe A] 22 (1968) Nr. 5, S. 229-356

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Štefan, Jan; Špinar, Jindrich: Jan Jirí Balzer - knizní illustrace a grafika druhé poloviny 18. století [J. J. Balzer - Buchillustration und Graphik in der zweiten Hälfte des 18. Jhs]. Ostrava 1995 [mit einem Verzeichnis der Drucke und deutscher Übersetzung]

Stand: Februar 1998

Jindrich Špinar


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.