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Státní vedecká knihovna

Staatliche wissenschaftliche Bibliothek


Adresse. Smetanovy sady 2, Postfach 248, 305 48 Plzen
Telefon. (019) 722-4249, -4036, -4080
Telefax. (019) 22 54 78
e-mail. [svk@svkpl.cz]
Internet. http://www.svkpl.cz

Unterhaltsträger. Ministerstvo kultury Ceské republiky [Ministerium für Kultur der Tschechischen Republik]
Bibliothekssigel. <PNA 001>
Funktion. Öffentliche wissenschaftliche Bibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Alle Wissensgebiete. - 2. Besondere Sammelgebiete: Literatur zu Westböhmen einschließlich Pilsnensia, Literatur zu Bierbrauerei, Keramik, Schwermaschinenbau und energetischem Maschinenbau.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand (Veröffentlichungen bis 1918, westböhmische Literatur, Periodika). - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-19 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, reprographischer Dienst, Computer-Arbeitsplätze.
Gedruckte Informationen. Staatliche wissenschaftliche Bibliothek. Plzen 1996.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche, telefonische oder e-mail-Anmeldung empfehlenswert. - Straßenbahnverbindung vom Hauptbahnhof (Linien 1, 2) oder vom Busbahnhof (Linie 2) bis Haltestelle Námestí Republiky (Fußwegnähe ca. 15 Minuten). - Parkmöglichkeiten in der Nähe der Bibliothek.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Staatliche wissenschaftliche Bibliothek in Pilsen wurde 1950 als Zentralbibliothek für Westböhmen begründet. Seitdem werden universale Bestände aller wissenschaftlichen Fächer, aber auch populäre Literatur und Belletristik sowie andere Informationsquellen systematisch gesammelt. Im Zuge der Spezialisierung des tschechoslowakischen Bibliothekssystems wurde dem Ankauf von Werken zu Bierbrauerei, Keramik, Energieerzeugung und zum Schwermaschinenbau aus dem In- und Ausland besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Zudem lag ein Sammelschwerpunkt bei der westböhmischen regionalen Literatur. Seit 1947 besitzt die Bibliothek ein Pflichtexemplarrecht auf Anforderung, das seit 1964 auf die gesamte Tschechoslowakische Republik und von 1993 bis 1995 auf die Tschechische Republik ausgeweitet wurde. Seit 1996 gilt ein besonderes Pflichtexemplarrecht für Westböhmen.

1.2 Den Grundstock der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek bildete 1950 die Bibliothek des Städtischen historischen Museums [Mestské historické muzeum] zu Pilsen (ca. 134.000 Bde), die 1878 zusammen mit dem Gemeindemuseum [Obecní muzeum] gegründet worden war. Bei dieser Gründung wurden auch Bestände aus der Gemeindebibliothek [Obecní knihovna] und ein Teil der Bibliothek des Vereins der Freunde der tschechischen Wissenschaft und Literatur [Spolek prátel vedy a literatury ceské] übernommen. Infolge von Schenkungen und später auch durch Ankäufe wurden die Bibliotheksbestände wesentlich erweitert. Im Jahre 1890 schenkte Dr. Jan Peisker (1851-1933), Mitarbeiter der Prager Universitätsbibliothek und später Universitätsprofessor in Graz, dem Museum ca. 1800 Bde. Der Pilsner Politiker und Journalist František Schwarz (1840-1906) hinterließ dem Museum 1906 seine Bibliothek mit ca. 6400 Bdn. 1910 wurde der Nachlaß einschließlich der Bibliothek des Museumssekretärs und Archäologen František Xaver Franc (1838-1910) angekauft, und 1912 hinterließ der Beamte der Handels- und Gewerbekammer in Pilsen, Edmund Ginzl, seine Bibliothek mit ca. 1300 Bdn (vornehmlich zu Gesellschaftswissenschaften) dem Museum.

1.3 Aus dem Nachlaß des Direktors des deutschen Gymnasiums, Vincenc Graumann (1798-1864), wurden 2150 Bde gewonnen, bei denen es sich vornehmlich um Literatur aus der ersten Hälfte des 19. Jhs zu Philosophie, Geschichte und zur klassischen Archäologie handelt. Der Professor des deutschen Gymnasiums, Basil Grassl (Amtszeit 1899-1924), der die Graumann-Bibliothek gekauft hatte, schenkte sie dem Museum. Weitere größere Büchersammlungen erhielt die Museumsbibliothek von Karel Beníško (1874-1943, Verleger, Drucker und Opernsänger); Vendelín Budil (1874-1928, Schauspieler und Theaterdirektor); Jaroslav Schiebl (1851-1933, Journalist, Schriftsteller und Historiker) und Josef Strnad (1852-1930, Mittelschullehrer und Historiker). Schenkungen von Institutionen kamen zudem hinzu, u. a. vom Stadtrat (vorwiegend alte juridische Schriften) und vom Stadtphysikat (vorwiegend alte medizinische Literatur). Staatliche wissenschaftliche Bibliothek

1.4 Zwei bedeutende Kirchenbibliotheken wurden ebenfalls inkorporiert. Zum einen war es der historische Bestand der Pfarrbibliothek von Planá [Plan], die Pfarrer Jan Náhlovský in den Jahren 1803 bis 1815 aufbaute und Ludvík Vanícek (1883) später stiftete. Es handelt sich um deutsche theologische Unterrichtsliteratur vom Ende des 18. und Beginn des 19. Jhs (850 Bde). Zum anderen war es die bedeutende Bibliothek der Pilsner Erzdechanei [Knihovna plzenského arcidekanství], aus der Erzdechant Jan Plevka (1828-1889) dem neueröffneten Museum 1879 wertvolle Bücher schenkte. Es folgten weitere Schenkungen, so daß die Museumsbibliothek nach und nach den gesamten historischen Bestand der Bibliothek der Pilsner Erzdechanei übernahm mit Ausnahme von 16 illuminierten Handschriften, die 1819 dem Nationalmuseum in Prag übergeben worden waren. Bei der Gliederung des Museums in Archiv, Museum und Bibliothek wurde auch der Bestand der Bibliothek der Pilsner Erzdechanei aufgeteilt: die Handschriften bekam das Archiv der Stadt Pilsen [Archiv mesta Plzne], die Inkunabeln und Werke mit wertvollen Einbänden (etwa 130 Bde) das Westböhmische Museum [Západoceské muzeum] (s. Eintrag dort). In der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek verblieben aus dieser Provenienz 4 Inkunabeln, ca. 340 Alte Drucke sowie ca. 200 Drucke des 19. Jhs.

1.5 Seit Gründung des Museums 1878 lag ein besonderer Sammelschwerpunkt der Bibliothek bei der regionalen Literatur, insbesondere bei den Pilsnensia. Retrospektiv wurde die Pilsner Druckproduktion seit dem 15. Jh erworben, jedoch teilweise später wieder abgegeben. Zwei Pilsner Inkunabeln aus der ersten Pilsner Offizin - Missale ecclesiae Pragensis (1479) und Pasionál cili Knihy o zivotech svatých (nach 1476) von Jacobus de Voragine - sowie 2 Alte Drucke von 1501 und 1511 aus der Offizin von Mikuláš Štetina Bakalár gingen an das Westböhmische Museum, wohingegen die übrigen Pilsner Alten Drucke, darunter 3 Bakalár-Drucke, in der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek verblieben. Mikuláš Štetina Bakalár arbeitete von 1498 bis 1513 als zweiter Drucker in Pilsen. Eine umfangreiche Sammlung Pilsner Drucke aus der ersten Hälfte des 19. Jhs bekam das Museum von Lehrern des deutschen Gymnasiums geschenkt.

1.6 Im Jahre 1911 begann ein Vereinigungsprozeß der verschiedenen Pilsner Fachbibliotheken. In der Museumsbibliothek wurden die Bibliothek des Naturwissenschaftlichen Clubs [Prírodovedný klub] (1000 Bde), die Bibliothek der Gesellschaft für das Pädagogische Museum [Spolecnost pedagogického muzea] (u. a. mit historischen Lehrbüchern) und die Bibliothek der Pilsner Zweigstelle des Clubs der tschechischen Touristen [Klub ceských turist] vereinigt.

1.7 Im Jahre 1912 wurde die Cipera-Bezirksstudienbibliothek [Okresní studijní knihovna Ciperova] gegründet und in der Museumsbibliothek untergebracht. Josef Cipera (1850-1911) war Professor des Realgymnasiums in Pilsen, k.k. Schulrat sowie Landtags- und Reichstagsgesandter. Aufgabe dieser Studienbibliothek war es, Literatur zusammenzutragen, die in anderen Fachbibliotheken der Stadt nicht gesammelt wurde. Gleich nach ihrer Gründung erhielt die Bibliothek vom Bezirksausschuß eine Schenkung von ca. 800 Bdn, weitere 360 Bde von der städtischen Sparkasse sowie die Bibliothek des Tschechischen Ärztegaus [Zupa ceských lékar]. Weiterhin wurden folgende Bibliotheken von Institutionen inkorporiert: die Bibliothek des örtlichen Vereins der tschechischen Ingenieure und Architekten [Spolek ceských inzenýr a architekt], die Bezirkslehrerbibliothek [Okresní ucitelská knihovna], die Bibliothek der westböhmischen Zweiganstalt des Tschechoslowakischen elektrotechnischen Verbandes [Elektrotechnický svaz ceskoslovenský] sowie die Bibliothek des Tschechoslowakischen metallurgischen Vereins in Pilsen [Ceskoslovenský spolek slévárenský v Plzni]. 1915 kaufte der Bezirksausschuß die Jaromír Celakovský-Büchersammlung auf und schenkte sie der Cipera-Bibliothek. Jaromír Celakovský (1846-1914), Jurist, Rechtshistoriker und tschechischer Politiker, war ein Sohn des Dichters František Ladislav Celakovský. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde für die Cipera-Bibliothek die Sammlung chemischer Fachliteratur aus dem Nachlaß des Pilsner Chemikers František Kundrát (1856) gekauft. Alle Schenkungen und Nachlässe wurden in den Hauptbestand der Bibliothek des Städtischen historischen Museums und später entsprechend in die Cipera-Bezirksstudienbibliothek inkorporiert.

1.8 Im Jahre 1943 wurden die Bibliotheken des Städtischen historischen Museums und die Cipera-Bezirksstudienbibliothek unter der Bezeichnung Vereinigte wissenschaftliche Bibliotheken zusammengefaßt. Die Bibliotheksarbeit wurde im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe unterbrochen und 1945 unter dem ursprünglichen Namen Bibliothek des Städtischen historischen Museums wieder aufgenommen. Zwischen 1945 und 1947 wurden in den Bestand u. a. auch deutsche Konfiskate eingegliedert (ca. 500 Bde). Im Jahre 1950 übernahm die damals gegründete Staatliche wissenschaftliche Bibliothek neben der Bibliothek des Städtischen historischen Museums auch die Bibliothek der Handels- und Gewerbekammer [Obchodní a zivnostenská komora] in Pilsen (26.000 Bde), die umfangreiche Regionalliteratur besaß. Später übernahm die Bibliothek ältere Bestände der Mittelschulbibliotheken aus Pilsen und Westböhmen sowie die Bibliothek des Bürgervereinshauses.

1.9 Im Jahre 1950 übernahm die Staatliche wissenschaftliche Bibliothek konfiszierte westböhmische Klosterbibliotheken, darunter die Bibliotheken des Augustinerklosters in Domazlice [Taus] mit 6000 Bdn und in Lnáre [Schlüsselburg] mit 13.000 Bdn, des Franziskanerklosters in Pilsen mit 10.000 Bdn und Tachov [Tachau] mit 4500 Bdn, des Dominikanerklosters in Pilsen mit 8100 Bdn, des Redemptoristenklosters in Planá [Plan] mit 13.000 Bdn und in Pilsen mit 8000 Bdn, des Kapuzinerklosters in Horšovský Týn [Bischofteinitz] mit 3500 Bdn, des Klosters der Tröster von Gethsemane in Nepomuk mit 4500 Bdn sowie die Bibliotheken des Ordens de Notre Dame aus Chotešov [Chotieschau] mit 1000 Bdn, Klatovy [Klattau] mit 400 Bdn, Kout [Kaut] mit 510 Bdn und Kašperské Hory [Bergreichenstein] mit 350 Bdn. Insgesamt wurden so aus aufgelösten Klosterbibliotheken mehr als 72.000 Bde übernommen, von denen religiöse Zeitschriften, zeitgenössische religiöse Literatur und anstößige Literatur wiederum ausgegliedert und abgegeben wurden.

1.10 Die historisch bedeutendste der Klosterbibliotheken ist vermutlich die Bibliothek des Pilsner Franziskanerklosters. Sie wurde daher als geschlossene Gesamtheit bewahrt, um nach der Rekonstruktion des Klosters wieder in den ursprünglichen Raum mit seinen Barockschränken zurückzukehren. Ihr Bestand umfaßt heute ca. 5300 Bde, davon ca. 2450 aus der ursprünglichen historischen Bibliothek, deren beeindruckende Bestandsentwicklung in den Katalogen aus dem 18. Jh dokumentiert ist (s. u. 3.3). Im Rahmen der Restitutionen von Kirchenvermögen wurde von der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek die Rückgabe der Klosterbibliotheken der Pilsner Dominikaner sowie der Tauser Augustiner durchgeführt. Die Rückgabe der Pilsner Franziskanerbibliothek hängt noch von der Rekonstruktion des Klostergebäudes ab. Die Bestände aus den anderen Klosterbibliotheken verbleiben voraussichtlich auch in Zukunft in der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek.

1.11 Im Jahre 1956 kam als konfiszierte Privatbibliothek die Bibliothek des Sammlers und Bibliophilen Otakar Kruliš-Randa (1890-1958) aus Schloß Defurovy Lazany [Lazan-Desfours] im Bezirk Klatovy in den Bestand (s. u. 2.12 ). Sie umfaßt 4600 Bde, darunter 55 Inkunabeln und eine große Zahl Alter Drucke. Die Handschriften hatte der letzte private Besitzer vor 1948 dem Nationalmuseum in Prag geschenkt. In der Sammlung finden sich u. a. Bücher aus den Schloßbibliotheken in Decín [Tetschen] und Mikulov [Nikolsburg] (s. Eintrag dort), die zwischen den beiden Weltkriegen verkauft worden waren. Der Bestand ist jedoch nicht als Ganzes erhalten geblieben: ein als wertlos angesehener Teil wurde ausgesondert, und einen Teil der Alten Drucke übernahm die Nationalbibliothek in Prag (s. Eintrag dort).

1.12 Die Privatbibliothek des Pilsner Ethnographen und Museumsmitarbeiters Ladislav Lábek (1882-1971) wurde 1970 gekauft und umfaßt ca. 2500 Bde (s. u. 2.12). Sie enthielt u. a. 2 Inkunabeln und 120 Alte Drucke. In den achtziger Jahren kamen zwei weitere Bibliotheken durch Schenkungen hinzu: die des Pilsner Literaturhistorikers und -kritikers Emil Felix (1886-1956) mit 7000 Bdn und die des Pilsner Musikhistorikers und -kritikers Antonín Špelda (1904-1989) mit 600 Bdn. Einen Bestand vorwiegend Alter Drucke aus dem Museum des Chodenlandes [Muzeum Chodska] in Domazlice mit 630 Bdn übernahm die Bibliothek unter ihre Verwaltung, von denen ca. 300 Bde zuvor aus dem Museum in Stankov [Stankau] übernommen worden waren. 1992 übergab Professor Vladimír Hubka (1924) der Bibliothek seine Privatbibliothek und sein Archiv mit dem Sammelschwerpunkt Maschinenbau. Zudem erhielt die Bibliothek von der Österreichischen Republik 1995 eine Schenkung als Grundstock für eine sogenannte Österreichische Bibliothek (ca. 3000 Bde).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Im Juni 1997 umfaßte der Gesamtbestand 1.576.191 Bde, darunter 787.882 Bde Monographien und Periodika. Der Restbestand setzte sich zusammen aus 30.037 Musikalien, 6531 Schallplatten und CDs, 239 Videokassetten, 63.422 Mikrokopien, 545.446 Patenten, 141.060 Normen, 1361 Audiocassetten und 213 CD ROMs. Eine umfassende chronologische, sprachliche, typographische, systematische oder inhaltliche Übersicht über den umfangreichen Bestand liegt bisher nicht vor. Dies ist z. T. durch das ungleiche Bearbeitungsniveau der Sammlungen bedingt. Bisher wurden nur die Inkunabeln und ausgewählte historische Bestände näher bearbeitet, die im systematischen Katalog des Städtischen historischen Museums verzeichnet sind (s. u. 3.3).

2.2 Die Bestände gliedern sich in einen Präsenzbestand, einen Ausleihbestand sowie Handbibliotheken und sind nach Numerus currens aufgestellt. Alle Buchbestände sind in den Katalogen der Bibliothek des Städtischen historischen Museums und in den Katalogen der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek verzeichnet. Eine Ausnahme sind die unkatalogisierten Alten Drucke der Klosterbibliotheken (s. o. 1.9-1.10).

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.3 In der Bibliothek befinden sich 35 meist neuzeitliche Handschriften, die in den Klosterbeständen verblieben sind. Die Bibliothek des Franziskanerklosters enthält 48 Hss., größtenteils neuzeitliche, die jedoch in den allgemeinen Bestand eingegliedert wurden, sowie 25 Hss. außerhalb des katalogisierten Bestandes, darunter z. B. Klosterchroniken aus dem 17. und 18. Jh und historische Bibliothekskataloge. Der Großteil der historischen Handschriften aus übernommenen Konfiskaten wurde dem Museum für böhmische Literatur [Památník národního písemnictví] in Prag und einige weitere dem Staatlichen Gebietsarchiv [Státní oblastní archiv] in Pilsen übergeben.

2.4 Der gedruckte Bestand umfaßt 360 Inkunabeln, von denen 3 an das Augustinerkloster in Domazlice zurückgegeben werden sollen. Weitere 187 Inkunabeln stammen aus der Bibliothek des Pilsner Franziskanerklosters. Alte Drucke machen insgesamt etwa 20.000 Bde aus, von denen etwa 15.000 auf konfiszierte Klosterbestände zurückgehen. Etwa 200 Bde der Alten Drucke werden dem Dominikanerkloster in Pilsen und ca. 1000 Bde dem Augustinerkloster in Domazlice zurückgegeben. Aus dem Pilsner Franziskanerkloster stammen mehr als 3000 Alte Drucke. Von den 3500 Bdn Alter Drucke aus der Bibliothek des Städtischen historischen Museums stammen schätzungsweise 5 Prozent aus dem 16. Jh, 15 Prozent aus dem 17. Jh und 80 Prozent aus dem 18. Jh; aus dem 19. Jh kommen ca. 27.000 Bde und aus der ersten Hälfte des 20. Jhs ca. 72.000 Bde hinzu. Die Zahl der Drucke aus dem 19. Jh und aus der ersten Hälfte des 20. Jhs, die seit 1953 bearbeitet werden konnten, liegt bei etwa 100.000 Bdn.

2.5 Die Inkunabeln liegen größtenteils in lateinischer, lediglich 3 in tschechischer und 2 in deutscher Sprache vor. 161 Inkunabeln wurden im deutschsprachigen Raum gedruckt, davon 69 in Nürnberg und 50 in Basel; 88 stammen aus Frankreich, davon 84 aus Straßburg; 52 stammen aus Italien, davon 45 aus Venedig. Der Anteil der Germanica unter den Alten Drucken ist von Sammlung zu Sammlung sehr unterschiedlich. So dominieren unter den Alten Drucken aus Klosterbibliotheken Werke in lateinischer Sprache, z. B. in der Bibliothek der Pilsner Erzdechanei zu mehr als 90 Prozent. Bei den aus dem Städtischen historischen Museum übernommenen Alten Drucken (ca. 3500 Bde) liegen etwa 60 Prozent in deutscher Sprache vor, von denen wiederum etwa die Hälfte im deutschsprachigen Raum gedruckt wurde. Des weiteren sind 25 Prozent der Bestände aus dem Städtischen historischen Museum in lateinischer und 15 Prozent in tschechischer Sprache erschienen. Von den Alten Drucken im historischen Bestand der Pilsner Franziskanerbibliothek sind 92 Prozent lateinische, 3 Prozent deutsche, 3 Prozent italienische und französische sowie 2 Prozent tschechische Titel. Der aus dem Museum des Chodenlandes übernommene Bestand enthält zu 25 Prozent Alte Drucke in deutscher Sprache, der aus dem Museum in Stankov zu 11 Prozent. In beiden Fällen stammt mehr als die Hälfte der Drucke aus dem deutschsprachigen Raum.

2.6 Für die Bestände des 19. und frühen 20. Jhs läßt sich kaum etwas über die sprachliche Zusammensetzung sagen. Allgemein gilt, daß der Anteil der Germanica unter den Drucken des 19. und frühen 20. Jhs höher liegt als bei den Alten Drucken. In der Bibliothek des Städtischen historischen Museums machen deutschsprachige Drucke des 19. Jhs etwa 40 Prozent (10.600 Bde) und aus der ersten Hälfte des 20. Jhs etwa 30 Prozent (22.000 Bde) aus. Eine genauere sprachliche Zusammensetzung der Druckproduktion des 19. und 20. Jhs ist bisher nur für die Lábek-Bibliothek bekannt, in der deutschsprachige Werke ca. 5 Prozent ausmachen.

Systematische Übersicht

2.7 Unter den Inkunabeln der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek dominieren Werke theologischen Inhalts. Als Beispiele seien genannt Albertus Magnus, Compendium theologicae veritatis (Ulm: Johannes Zainer um 1478-1480); Johannes Friburgensis, Summa confessorum (Augsburg: Johann Schönsperger 1489 und 1495); Aurelius Augustinus, Sermones (Basel: Johann Amerbach 1495) und eine Biblia Latina (Mainz: Peter Schöffer 1472). Die älteste deutsche Inkunabel ist Bernardus Claraevallensis, Flores (Nürnberg: Johann Sensenschmidt, nicht später als 1470; GW 3928).

2.8 Aus den Bibliotheken, die für das Städtische historische Museum zusammengeschlossen wurden, ist durch laufende Inkorporation inhaltlich eine Universalbibliothek entstanden. Die Alten Drucke aus den Museumssammlungen sind inhaltlich ebenfalls breit gefächert. Etwas umfangreicher vertreten sind Werke aus den Bereichen Geschichte und Bohemica. Zu den ältesten Titeln zählen 3 Drucke in tschechischer Sprache aus der Werkstatt von Mikuláš Štetina Bakalár, die in Pilsen zwischen 1505 und 1513 gedruckt wurden. Unter den Alten Drucken aus dem Städtischen historischen Museum nimmt die Literatur zur Theologie etwa 30 Prozent ein, zu Geschichte und Geographie zusammen 30 Prozent, zu anderen Gesellschaftswissenschaften (einschließlich Philologie und Wörterbücher) 20 Prozent, zu Kunst 8 Prozent sowie zu Naturwissenschaften und Medizin 8 Prozent. Bei den Konfiskaten aus Klosterbibliotheken dominiert erwartungsgemäß die religiöse Literatur.

2.9 Die Literatur aus dem 19. Jh und der ersten Hälfte des 20. Jhs aus der Bibliothek des Städtischen historischen Museums ist systematisch in 50 Klassen gegliedert (einschließlich Periodika und Pilsnensia); so liegen z. B. vor zur Philosophie 1860 Bde (davon 49 Prozent in deutscher Sprache), Pädagogik 4600 Bde (33 Prozent deutsch), Naturwissenschaften zusammen 6600 Bde (40 Prozent deutsch), Medizin 5600 Bde (39 Prozent deutsch), Technik 10.600 Bde (39 Prozent deutsch), Geographie 2700 Bde (29 Prozent deutsch), Geschichte 7200 Bde (29 Prozent deutsch), Kunst 4800 Bde (35 Prozent deutsch), Literaturwissenschaft und Belletristik 12.600 Bde (32 Prozent deutsch) und Psychologie 790 Bde (33 Prozent deutsch).

2.10 Der Bestand der Periodika in der Bibliothek des Städtischen historischen Museums umfaßt ca. 3500 Titel in etwa 12.500 Bdn. Der Anteil deutschsprachiger Werke beträgt schätzungsweise 3500 Bde, davon etwa 2000 Bde aus dem 19. Jh und 1500 Bde aus der ersten Hälfte des 20. Jhs. Der älteste deutsche Titel im Gesamtbestand ist die Post-Zeitung (Prag 1689).

2.11 Die Pilsnensia aus der Bibliothek des Städtischen historischen Museums umfassen ca. 4000 Bde, darunter Monographien und Periodika sowie insgesamt 1000 deutschsprachige Bände (700 Bde aus dem 19. Jh und 300 aus der ersten Hälfte des 20. Jhs). Sie schließen Werke über Pilsen und die Region sowie in Pilsen gedruckte Werke ein. Zur Abteilung existieren ein Sonderverzeichnis und ein Periodikaverzeichnis (s. u. 3.2, 3.3), in dem z. B. 40 deutschsprachige Pilsner Periodika aus dem 19. und 20. Jh verzeichnet sind.

2.12 Die Lábek-Bibliothek (2500 Bde) stellt eine bedeutende Sammlung ethnographischer, historischer, kunstgeschichtlicher und patriotischer Literatur in verschiedenen Sprachen dar. Auf sie gehen 2 Inkunabeln und 120 Alte Drucke zurück. Die Bibliothek von Otakar Kruliš-Randa mit ihren 4600 Bdn thält u. a. eine Sammlung von Handbüchern zur Geschichte des Buches und des Buchdrucks. Vorhanden sind 55 Inkunabeln und eine große Zahl Alter Drucke. Eine für die Benutzung gesperrte Abteilung umfaßt deutschsprachige Literatur aus der ersten Hälfte des 20. Jhs, die Faschismus und Rassismus propagiert (600 Bde).

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[geführt 1953-1997]

Schlagwortkatalog

[geführt 1953-1997; nach CSN 01 0188]

Systematischer Katalog

[geführt 1953-1997; nach DK]

Ein EDV-Gesamtkatalog wird seit 1991 aufgebaut. Die retrospektive Erfassung der vorhandenen Zettelkataloge ist derzeit in Arbeit. Die Alten Drucke sind seit 1998 in einem speziellen EDV-Katalog verzeichnet.

Die Bestände sind in der Bibliographie der gedruckten fremdsprachigen Bohemica aus den Jahren 1501-1800, die als Datenbank in der Hauptbibliothek der Akademie der Wissenschaften in Prag ausgearbeitet wird, verzeichnet.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Klausnerová, Eva: Prvotisky Státní vedecké knihovny v Plzni [Die Inkunabeln der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek in Pilsen]. Plzen 1990

Vysoká, Ludmila: Soupis periodik vydávaných v Plzni 1835-1974 [Verzeichnis der in Pilsen gedruckten Periodika 1835-1974]. Plzen 1983

3.3 Historische Kataloge

Allgemeine historische Kataloge

Concordantiae non bibliorum solum, sed Librorum et Authorum omnium in Bibliotheca Plsnensi ... (Fratrum Minorum S.O. 1764-1766)

[hschr. systematischer Katalog mit alphabetischem Register; verzeichnet 2722 Bde, davon sind ca. 2450 Bde erhalten]

Alphabetischer Katalog der Bibliothek des Städtischen historischen Museums

[in Zettelform; aufgebaut 1907-1952; einschließlich Pilsnensia; Dienstkatalog]

Systematischer Katalog der Bibliothek des Städtischen historischen Museums

[in Zettelform; aufgebaut 1911-1952; nach hauseigenen Regeln; einschließlich Pilsnensia]

Standortkataloge für den Dienstgebrauch

Standortkatalog

[geführt seit 1953]

Standortkatalog der Lábek-Bibliothek

Standortkatalog der Felix-Bibliothek

Standortkatalog der Špelda-Bibliothek

Standortkatalog der Hubka-Bibliothek

[Alle Standortkataloge in Zettelform; nach Signaturen.]

Handschriftliche Sonderverzeichnisse (zu den wichtigsten Sammlungen der Bibliothek des Städtischen historischen Museums)

Kataloge des Franziskanerklosters in Pilsen

[von 1673, 1693 und 1713; mit veralteten Signaturen]

Farní knihovna z Plané [Pfarrbibliothek aus Plan]

Knihovna plzenského arcidekanství [Bibliothek der Pilsner Erzdechanei]

Dar okresního zastupitelstva z r. 1914 [Schenkung der Bezirksgemeindevertretung aus dem Jahr 1914]

Knihovna Ceskoslovenského spolku slévárenského v Plzni [Bibliothek des Tschechoslowakischen metallurgischen Vereins in Pilsen]

Knihovna západoceské odbocky Elektrotechnického svazu ceskoslovenského [Bibliothek der westböhmischen Zweigstelle des Tschechoslowakischen elektrotechnischen Verbands]

Knihovna plzenského odboru Klubu ceských turist [Bibliothek der Pilsner Zweigstelle des Clubs der tschechischen Touristen]

Knihovna odboru Pedagogického musea v Plzni [Bibliothek des Pädagogischen Museums in Pilsen]

Knihovna místního spolku Svazu inzenýr a architekt [Bibliothek des örtlichen Verbandes der Ingenieure und Architekten]

Okresní studijní knihovna Ciperova [Cipera-Bezirksstudienbibliothek]

Okresní ucitelská knihovna [Bezirkslehrerbibliothek]

Polská knihovna [Polnische Bibliothek]

Knihovna Vendelína Budila [Vendelín Budil-Bibliothek]

Knihovna Jaromíra Celakovského [Jaromír Celakovský-Bibliothek]

Knihovna profesora Fischla [Professor Fischl-Bibliothek]

Knihovna Edmunda Ginzla [Edmund Ginzl-Bibliothek]

Knihovna Františka Aloise Hory [František Alois Hora-Bibliothek]

Knihovna Františka Kundráta [František Kundrát- Bibliothek]

Knihovna Jaroslava Poleníka [Jaroslav Poleník-Bibliothek]

Schieblova knihovna [Schiebl-Bibliothek]

Knihovna Vincence Graumanna [Vincenc Graumann-Bibliothek]

Plzenské oddelení [Pilsnensia-Abteilung]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Quellen zur Geschichte der Bibliothek und zu den Beständen des Städtischen historischen Museums befinden sich im Archiv des Westböhmischen Museums in Pilsen [Západoceské muzeum v Plzni]. Archivalien zur Geschichte der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek befinden sich im hauseigenen Archiv.

4.2 Darstellungen

Machácek, Fridolín: Mestské historické museum v Plzni, jeho vývoj a úkoly. 2. Knihovna [Städtisches historisches Museum in Pilsen, seine Entwicklung und Aufgaben. 2. Bibliothek]. In: Sborník mestského historického musea v Plzni [Sammelband des Städtischen historischen Museums in Pilsen]. Bd 1. Plzen 1909, S. 32-35

Zpráva o cinnosti mestského historického musea roku 1910. 2. Cítárna a knihovna [Bericht über die Tätigkeit des Städtischen historischen Museums im Jahre 1910. 2. Lesesaal und Bibliothek]. In: Sborník mestského historického musea v Plzni [Sammelband des städtischen Museums in Pilsen]. Bd 2. Plzen 1911, S. 163-165

Kostinec, Antonín: Vedecká knihovna v Plzni [Die Wissenschaftliche Bibliothek in Pilsen]. In: Ceský deník [Böhmische Tageszeitung] 48 (1912) Nr. 25, S. 1

Z cinnosti okresní studijní knihovny Ciperovy v Plzni [Zur Tätigkeit der Cipera-Bezirksstudienbibliothek in Pilsen]. In: Ceský deník [Böhmische Tageszeitung] 52 (1916) Nr. 13, S. 1; Nr. 31, S. 3; Nr. 32, S. 3;

Nr. 33, S. 3

Ctrnáct, Václav: Z mestského historického musea v Plzni. Knihovna Pilsnensií [Aus dem Städtischen historischen Museum in Pilsen. Die Bibliothek der Pilsnensia]. In: Vestník plzenských museí, príl. Plzenska [Anzeiger der Pilsner Museen, Beilage zur Pilsner Region] 6 (1924) Nr. 9, S. 1-2

Machácek, Fridolín: Mestské historické museum a mestský archiv roku 1911-1925. 4. Knihovna [Städtisches historisches Museum und städtisches Archiv in den Jahren 1911-1925. 4. Bibliothek]. In: Sborník mestského historického musea v Plzni [Sammelband des Städtischen historischen Museums in Pilsen]. Bd 9. Plzen 1926, S. 10-21

Maur, Jan: Patnáct let Státní vedecké knihovny v Plzni. Soupis clánk o knihovne [Fünfzehn Jahre Staatliche wissenschaftliche Bibliothek in Pilsen. Verzeichnis der Artikel über die Bibliothek]. Plzen 1965

Suchá, Milada: 25 let Státní vedecké knihovny v Plzni [25 Jahre Staatliche wissenschaftliche Bibliothek in Pilsen]. Plzen 1975

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Hálová, Marie; Hejnic, Josef; Placht, Václav: Z dejin plzenské františkánské knihovny [Aus der Geschichte der Pilsner Franziskanerbibliothek]. In: Strahovská knihovna [Die Strahover Bibliothek] 16/17 (1981/82) S. 101-117

Hálová, Marie: Vývoj knihovního fondu Státní vedecké knihovny v Plzni [Die Entwicklung des Buchbestandes der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek in Pilsen]. In: Západoceský historický sborník: Plzen - 700 let krajského mesta [Westböhmisches historisches Jahrbuch: Pilsen - 700 Jahre Kreisstadt] 1 (1995) S. 189-200

[Horáková, Ivanka]: Staatliche wissenschaftliche Bibliothek Plzen. Plzen 1996 [Faltblatt in deutscher Sprache]

Petr, Stanislav: Ceský Nový zákon z knihovny augustiniánského kláštera ve Lnárích [Das tschechische Neue Testament aus der Bibliothek des Augustinerklosters in Schlüsselburg]. In: Studie o rukopisech [Handschriftenstudien] 26 (1986) S. 73-81

Stand: August 1998

Marie Hálová


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.