FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Europa > Tschechische Republik > Prag Praha

Státní ústrední archiv Praha - knihovna a archivní fondy

Staatliches Zentralarchiv Prag - Bibliothek und Archivbestände


Adresse. Zentralgebäude [Hlavní budova]: Archivní 4/2257, 140 00 Praha 4 - Chodovec; 1. Abteilung [1. oddelení]: Milady Horákové 133, 166 21 Praha 6 - Dejvice
Telefon. (02) 67 91 10 00-3 (Zentralgebäude), 24 31 15 09 (1. Abteilung)
Bibliothekssigel. < ABE 343>

Unterhaltsträger. Ministerstvo vnitra Ceské republiky [Innenministerium der Tschechischen Republik]
Funktion. Wissenschaftliche Bibliothek für Mitarbeiter des Staatlichen Zentralarchivs und Wissenschaftler.
Sammelgebiete. Geschichte Böhmens; politische, ökonomische und kulturelle Geschichte Europas, Topographie, Archivwesen, Karten und Pläne.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliotheken im Zentralgebäude und in der 1. Abteilung mit beschränkter Ausleihmöglichkeit für Archivmitarbeiter und Wissenschaftler. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-12 Uhr und nach Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegerät.
Gedruckte Informationen. S. u. 5.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - Zum Zentralgebäude: U-Bahnverbindung (Metrolinie C) bis Station Opatov, dann Busverbindung (Linien 213, 260) bis Haltestelle Chodovec; Fußwegnähe (5 Minuten). Zur 1. Abteilung: U-Bahnverbindung (Metrolinie A) bis Station Hradcanská; Fußwegnähe (ca. 300 m) in Richtung der Prager Burg. - Parkmöglichkeiten am Zentralgebäude vorhanden, aber kaum Parkmöglichkeiten bei der 1. Abteilung.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Staatliche Zentralarchiv Prag tstand am 1. Oktober 1954 durch die Vereinigung des Zentralarchivs des Innenministeriums [Ústrední archiv ministerstva vnitra] mit dem Böhmischen Landesarchiv [Archiv zeme Ceské]. Früheste Quellen über die Existenz eines böhmischen Staatsarchivs stammen aus der Zeit Karls IV. (böhmischer König 1346-1378); seitdem wurden Urkunden und wichtige Staatsdokumente kontinuierlich auf der Prager Burg gesammelt. Mit dem Aufbau einer bürokratisch organisierten Verwaltung im Land im Laufe des 16. Jhs richteten auch die verschiedenen Ämter hauseigene Archive ein, so beispielsweise die Böhmische Kanzlei [Ceská kancelár]. Mit einer Sortierung der alten Schriften wurde erst im 18. Jh begonnen, sie konnte aber nicht beendet werden. Seit 1760 bewahrte das Gubernium, seit 1850 die Böhmische Statthalterei [Ceské místodrzitelství] die alten Bestände auf. Die Geschichte des Zentralarchivs des Innenministeriums reicht bis ins 19. Jh zurück, als 1849 das Archiv der Statthalterei [Místodrzitelský archiv] gegründet wurde, das seit 1919 seine Tätigkeit als Archiv des Innenministeriums fortsetzte. Ebenfalls 1919 gingen alle Bestände der Böhmischen Statthalterei in das Archiv des Innenministeriums ein.

1.2 Am 1. Januar 1956 wurde dem Staatlichen Zentralarchiv das Zentralarchiv für Landwirtschaft und Forstwesen [Ústrední zemedelsko-lesnický archiv] angegliedert, das zuvor seit 1919 als Abteilung des Ministeriums für Landwirtschaft bestanden hatte. Zeitgleich kamen die Bestände und Sammlungen des Verkehrsarchivs [Dopravní archiv] und des Archivs für Chemie [Chemický archiv] hinzu. Den Grundstock der Bibliothek des Staatlichen Zentralarchivs bilden die Bestände von drei inkorporierten Archivbibliotheken: die Bibliothek des Zentralarchivs des Innenministeriums (genannt Bibliothek A), die Bibliothek des Böhmischen Landesarchivs (Bibliothek B) und schließlich die Bibliothek des Zentralarchivs für Landwirtschaft und Forstwesen (Bibliothek C). Die administrative Vereinigung dieser Bibliotheken wurde zwischen 1954 und 1956 vollzogen, räumlich blieben sie jedoch getrennt. Die Bibliotheken A und C sind heute im Zentralgebäude untergebracht, die Bibliothek B befindet sich im Gebäude der 1. Abteilung.

1.3 Die Bibliothek A des Zentralarchivs des Innenministeriums war aus der Handbibliothek des Guberniums, der der Statthalterei und der des Gubernialarchivs für jeweils hauseigene Bedürfnisse entstanden. Obwohl die Bestände recht umfangreich waren, wurden sie bis 1918 nicht fachlich geordnet oder katalogisiert. Erst mit der Angliederung des Archivs an das Innenministerium der Tschechoslowakischen Republik 1919 begann man auch eine Systematisierung und Bearbeitung der Buchbestände. Bücher kamen vor allem durch Ankauf, Schenkung und Austausch mit anderen Institutionen hinzu sowie durch Pflichtexemplare von zahlreichen tschechischen wissenschaftlichen Institutionen und Behörden. Ferner kam eine beträchtliche Anzahl durch die Übernahme zensierter und aus inkorporiertem Archivmaterial ausgesonderter Bücher sowie durch die Übernahme ausgesonderter Bestände aus aufgehobenen Behörden in die Bibliothek. Nach 1936 lag die Zahl der Bände bei mehr als 30.000. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges kam es zu keinen bedeutenden Bestandsverlusten, und nach 1945 vergrößerte sich der Bestand durch die Übernahme konfiszierter Sammlungen und Bibliotheken weiter, z. B. aus dem Ministerium für die Vereinheitlichung der Gesetze [Ministerstvo pro sjednocení zákon], dem Innenministerium, den Kreisgerichten, dem Genealogischen Amt, sowie durch Nachlässe. Seit 1954 wurde der Bestand durch regelmäßige Einkäufe zeitgenössischer Titel aus den Bereichen Archivwesen und Geschichte erweitert. Die Anordnung der Bestände nach Numerus currens wurde durch eine systematische Gliederung in 9 Fachgruppen ersetzt, für die systematische Signaturen eingeführt wurden. Die Bibliothek A zählt heute ungefähr 175.000 katalogisierte und 45.000 bisher unbearbeitete Bände.

1.4 Die Bibliothek B des Böhmischen Landesarchivs entstand 1862 zeitgleich mit dem Archiv. 1904 umfaßte sie 4352 Bde; in den Folgejahren setzte sich die Bestandsentwicklung mit schnell ansteigender Tendenz fort. Neue Publikationen wurden vor allem von österreichisch-ungarischen Institutionen, aber auch durch den Austausch mit ausländischen Bibliotheken gewonnen. Nach 1918 wurde die Bibliothek zusätzlich um eine Reihe historischer Werke vom Landesausschuß erweitert. 1940 zählte sie ca. 16.000 Bde. Ihre heutigen Sammelschwerpunkte liegen bei böhmischer Geschichte bis 1848, Kirchengeschichte bis in die Gegenwart und selbstverständlich auch bei enzyklopädischer Literatur und Handbüchern. Der Bestand umfaßt ca. 55.000 katalogisierte Bde und ca. 30.000 Bde bisher unbearbeiteter Werke.

1.5 Die Bibliothek C des Zentralarchivs für Landwirtschaft und Forstwesen wurde gleichzeitig mit dem Archiv im Jahre 1918 eingerichtet, mit dem Ziel, den Angestellten und Forschern bei der Arbeit und dem vergleichenden Studium der tsprechenden Bereiche der Wirtschaftsgeschichte zu dienen. Im Jahre 1936 umfaßte sie ca. 19.000 katalogisierte Bde. Heute zählt sie ca. 50.000 katalogisierte Bde und ca. 45.000 bisher unbearbeitete Titel.

1.6 Neben den Buchbeständen der Bibliotheken A, B und C besitzt das Staatliche Zentralarchiv einen umfangreichen schriftlichen Archivbestand mit Dokumenten aus den zentralen staatlichen Ämtern und Institutionen des Königreichs Böhmen und der österreichisch-ungarischen Monarchie vom 12. Jh bis 1918. Er umfaßt heute annähernd 100.000 Inventarnummern. Hinzu kamen ab 1918 Schriften der Tschechoslowakischen und ab 1993 der Tschechischen Republik. Insgesamt wurden etwa 1400 Archivbestände übernommen, darunter die Registraturen der böhmischen Landesämter ab 1520 bis zur Gegenwart sowie Schriften von Klöstern und Verbänden sowie Nachlässe bedeutender Politiker, Archivare, Historiker u. a. Die Archivbestände werden als eigene Abteilung separat im Zentralgebäude und im Gebäude der 1. Abteilung aufbewahrt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der gesamte Bibliotheksbestand umfaßt ca. 400.000 Bde, von denen ca. 280.000 katalogisiert und ca. 120.000 unkatalogisiert sind. Auf die Bibliothek A entfallen ca. 220.000 Bde, auf die Bibliothek B ca. 85.000 Bde und auf die Bibliothek C 95.000 Bde. Der Großteil der Bücher ist historischer Bestand aus dem 16. bis 19. Jh. Auf das 16. und 17. Jh entfallen je 3 Prozent des Bestandes, auf das 18. Jh 4 Prozent und auf das 19. Jh 25 Prozent; die Mehrheit von 65 Prozent stammt aus dem 20. Jh. Inkunabeln liegen nicht vor.

2.2 Die Archivbestände umfassen heute etwa 100.000 laufende Meter, die durch Findbücher (Inventare) und Kataloge erschlossen sind. Die Urkunden und Schriften aus dem 12. bis 15. Jh sind überwiegend in lateinischer Sprache, weiterhin je ca. 10 Prozent in tschechischer und deutscher Sprache. Vom 16. Jh bis 18. Jh liegen etwa 30 Prozent in tschechischer und 65 Prozent in deutscher Sprache vor, da vom Anfang des 17. Jhs Deutsch die Amtssprache war. Die restlichen 5 Prozent verteilen sich auf die lateinische, spanische, polnische, englische und andere Sprachen. Im 19. Jh dominiert ebenfalls die deutsche Sprache. Nach 1918 liegen nahezu alle Schriften in tschechischer Sprache vor; in deutscher Sprache sind nur einige Beilagen zu tschechischen Dokumenten. In der Patentsammlung aus den Jahren 1508-1848 liegen von den Patenten aus dem 16. und 17. Jh 30 Prozent in deutscher, 55 Prozent in tschechischer Sprache und 15 Prozent zweisprachig vor. Für die Patente aus dem 18. und 19. Jh liegt die Verteilung bei ca. 40 Prozent in deutscher, 45 Prozent in tschechischer Sprache und 15 Prozent zweisprachig.

Systematische Übersicht

Bibliotheksbestände

2.3 Der Buchbestand der Bibliothek A umfaßt Drucke von 1526 bis in die Gegenwart. Handschriften sind nicht mehr vorhanden, da sie nach dem Ersten Weltkrieg allmählich in den Archivbestand der Handschriften eingereiht wurden. Die Eingliederung wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschlossen. Zu den ältesten Drucken gehören Gesetzessammlungen und juristische Werke aus dem 16. Jh mit Bezug zu den böhmischen Ländern in tschechischer und deutscher Sprache. In tschechischer Sprache liegen vor Werke von Daniel Adam z Veleslavína, Bartolomej Paprocký, Pavel Kristián z Koldína und Jan Kocín z Kocínetu. Bei den älteren deutschsprachigen Titeln finden sich Rechtsbücher zur österreichischen Monarchie und zu den deutschen Ländern, darunter Sechsisch Weychbild und Lehenrecht (o. O. 1537), Die Rechte und Errichtungen des Landes aus dem Jahr 1549 (Praha 1549), Sachsenspiegel, auf's neue übersehen, mit Summariis und neuen Additionen (Leipzig 1569), Ludolphus Schraders Tractatus feudalis (Frankfurt 1594), Jacobus Schickfusius' New vermehrte Schlesische Chronica und Landesbeschreibung (Leipzig 1625) sowie Reichstag Abschiede und alles des heiligen Römischen Reichs gehaltene Reichstäge, Ordnung, Satzung und Abschied sampt anderen Keyserlichen und Königlichen Constitutionen (Mainz 1621).

2.4 Aus der Bibliothek des Landgerichts übernahm die Bibliothek des Archivs des Innenministeriums seltene Montanliteratur aus dem 16. bis 18. Jh, größtenteils in deutscher Sprache. So liegen z. B. vor Bergordnung des freien Königlichen Bergwerks Sanct Joachimsthal (Zwickau 1548); ...Zinnbergwerks-Ordnung der Bergkstadt Schlackenwalden, Schönfelden, Lautterbach ... (Zwickau 1548); Zinnbergwerk-Ordnung auf die Bergwerck Hengst, Pernink, Lichtenstadt, Platten, Gotsgab, Kaff, Mückenberg und andere derselbigen Orten (Zwickau 1548); weiterhin Johannes Mathesius' Sarepta oder Bergpostill sampt der Joachimsthalischen kurtzen Chroniken (Nürnberg 1562); von Christian Herzog zu Sachsen die Bergordnung 1579 (Dresden 1579); M. Petrus Albinus' New Meissnische Land und Bergchronika (Dresden 1589-1590); Lazar Erckers Beschreibung aller fürnemisten mineralischen Ertzt und Bergwercksarten ... (Frankfurt a. M. 1598) und Georg Agricolas Bergwerck-Buch (Basel 1621). Aus dem 17. und 18. Jh finden sich u. a. Sechshundert Berg-Urtheil-Schied und Weisung bey vorgefallenen Differentien unterschiedlicher Orten (Wolfenbüttel 1673), Sebastian Spans Speculum iuris metallici, oder Berg-Rechts-Spiegel (Dresden 1698), Balthasar Rösslers Speculum metallurgiae politissimum oder, Hell-polierter Berg-Bau-Spiegel (Dresden 1700), Christoph Herttwigs Neues und vollkommenens Berg-Buch (Dresden und Leipzig 1710); Johann Georg von Loris Sammlung des baierischen Bergrechts ... (München 1764), Joseph A. von Sperges' Tyrolische Bergwerksgeschichte (Wien 1765) sowie Johann Carl W. Voigts Mineralogische und Bergmännische Abhandlungen (Leipzig 1780).

2.5 In der Bibliothek A findet sich überdies eine umfangreiche Serie historischer Kalender seit dem Jahr 1671, Schematismen für verschiedene Ämter, Grundbesitzer u. a. (der älteste von 1721, größtenteils nach 1760), politische Broschüren aus dem 19. Jh, Literatur zum Archivwesen, zu historischen Hilfswissenschaften und verwandten Fächern wie Geographie, Topographie, Toponymik, Demographie, Statistik, Archäologie, Ethnographie und Sprachwissenschaft. Einen bedeutenden Teil nimmt juristische Literatur aus der Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie ein, ferner fremdsprachige Literatur zur europäischen Geschichte (auch deutschsprachige), zum Verfassungs- und Öffentlichen Recht in Europa und Literatur zu anderen Rechtsgebieten (internationales Recht, Kommunal-, Straf- und Privatrecht). Etwa die Hälfte davon ist in deutscher Sprache oder im deutschen Sprachgebiet erschienen. Bei den fremdsprachigen Werken sind weiterhin französische, italienische und lateinische Titel vertreten. Bestandteil der Bibliothek A ist überdies eine separat aufgestellte und verzeichnete Periodika-Sammlung, die ca. 1000 Regalmeter einnimmt. Die Sammlung enthält Zeitungen und Zeitschriften zur Jurisprudenz, Landwirtschaft, Politik und zu einzelnen Regionen. Sie stammen vom Ende des 18. Jhs bis in die Gegenwart, der Großteil allerdings aus dem 20. Jh. Germanica machen ca. 30 Prozent der Periodika aus, ca. 20 Prozent sind in Fremdsprachen erschienen, z. B. in englischer, französischer, russischer, polnischer und italienischer Sprache. Die restlichen 50 Prozent der Zeitschriften und Zeitungen liegen in tschechischer und slowakischer Sprache vor.

2.6 Die Bibliothek B beherbergt eine bemerkenswert vollständige Sammlung tschechischsprachiger Literatur über tschechische Geschichte sowie eine große Zahl fremdsprachiger Literatur zu allgemeiner Rechts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Unter den Fremdsprachen dominiert die deutsche Sprache. In der Abteilung der Alten Drucke sind ca. 1000 Bde zu verschiedenen Themen verzeichnet, die zu ca. 95 Prozent in tschechischer, lateinischer oder deutscher Sprache vorliegen. Andere Fremdsprachen sind nur marginal vertreten (z. B. Französisch). Die Titel, die im historischen deutschen Sprachgebiet gedruckt wurden, machen ca. 25 Prozent der Alten Drucke aus.

2.7 Bemerkenswert sind hier Titel aus dem 16. und 17. Jh wie die Ordnung des ...Bergwergs in S. Joachims Thal (o. O. 1548), Kurze und eigentl. Beschr. des zu Regensburg in diesem 94 Jar gehalt. Reichstag (o. O. 1594); Sebastian Münsters Cosmographey, das ist Beschreibung aller Länder (Basel 1598; Titelblatt fehlt), Der Kayserlichen vnd Königlichen Stadt Bresslaw Statuta vnd Ordnungen (Breslau 1610), Nicolaus Bellus' Österreichischer Lorberkrantz oder Kayserl. Victori (Frankfurt 1625), Caspar Londorpius' Die röm. K. K. M. Ferdinandi II. Acta publica (Frankfurt a. M. 1627), Johann Philipp Abelins Theatrum Europaeum (Frankfurt a. M. 1635 und 1662-1734) und Samuel von Pufendorfs Sechs und Zwantzig Bücher der Schwedisch und Deutschen Kriegs Geschichte (Frankfurt a. M. 1688). Aus dem 18. Jh liegen u. a. vor Johann Christian Luenigs Das Teutsche Reichs-Archiv (Leipzig 1713-1722), Franz Christoph Khevenhüllers Annales Ferdinandei (Leipzig 1721-1726), ein Allgemeines Historisches Lexicon von T. Fritsch (Leipzig 1722), Theophilus Georgis Allgemeines Europäisches Bücher-Lexicon (Leipzig 1742) sowie Drucke aus der Druckerei des Grafen Sporck.

2.8 Vorhanden sind ebenfalls deutschsprachige Zeitschriften mit historischem Bezug, jedoch vermehrt aus dem 19. Jh. Die Bibliothek B besitzt bei den Periodika u. a. Politisches Journal (1806-1809), Jahrbuch für slavische Literatur, Kunst und Wissenschaft (1843-1847), Jahrbücher des Vereines für mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde (1838-1889), Baltische Studien (1832-1876), Münchener historisches Jahrbuch (1865-1866), Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg (1884-1894) und Verhandlungen des historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg (1841-1940).

2.9 Als separate Sondersammlung ist die ehemalige Klosterschulbibliothek des Piaristenordens (ca. 7000 Bde) aus der Prager Neustadt in der Bibliothek B aufgestellt. Ihre Bestände beziehen sich hauptsächlich auf die Philosophie, Astronomie, Mathematik und Geschichte aus dem 17. und 18. Jh. Sie stammen vor allem aus dem deutschen, französischen und lateinischen Sprachgebiet (ca. 90 Prozent); andere Sprachen wie Tschechisch und Italienisch sind nur geringfügig vertreten. Bislang existiert kein Verzeichnis dieser Bestände; derzeit werden sie aber nach und nach katalogisiert.

2.10 Die Bibliothek C enthält in bemerkenswerter Vollständigkeit die tschechische historische Literatur zur Städtegeschichte Böhmens und darüber hinaus eine große Anzahl Bände deutscher Literatur zu historischen Themen, z. B. zahlreiche Werke zur politischen und wirtschaftlichen Geschichte Schlesiens. Landwirtschaftliche Literatur ist vor allem durch die bedeutendsten deutschen und österreichischen landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Fachzeitschriften vertreten; Handbücher und Lexika aus der Zeit vom 17. Jh bis in die Gegenwart fehlen ebenfalls nicht. Zum Recht liegen vor Gesetzesbücher, z. B. von Hermann Roth, Johann Kanka und Josef Kropatschek sowie österreichische Reichsgesetze (etwa ab Mitte des 18. Jhs, vor allem gedruckt in Wien), Protokolle und Gesetzesvorlagen des Reichs- und Landtages, Schematismen u. a. Ebenfalls zahlreich sind französische, italienische, englische, polnische und russische Werke aus dem 17. bis 20. Jh zu fast allen Fachgebieten.

Archivbestände

2.11 Neben den drei Bibliotheken besitzt das Staatliche Zentralarchiv umfangreiche Archivbestände, vor allem aus Polizeiarchiven, den Archiven des österreichischen und tschechoslowakischen Innenministeriums und der Böhmischen Statthalterei mit verschiedenartigen, z. T. gedruckten Dokumenten (u. a. Bekanntmachungen, Zirkulare, Patente). Ein Großteil stammt aus Böhmen, dem ehemaligen Österreich und ein geringer Anteil aus Deutschland. Dem Inhalt nach handelt es sich um Amtsdekrete, Verordnungen, Bekanntmachungen, Patente, Zirkulare, Plakate, Flugblätter, Anmeldungen, Firmenkataloge, Schriften von Vereinen, Verbänden und Parteien, Theater- und Konzertprogramme, Einladungskarten sowie zahlreiche Zeitungen, Zeitschriften und Kalender. Des weiteren finden sich hier Schriften, die der Zensur und Beschlagnahmung seit Mitte des 18. Jhs unterlagen. Im historischen Archivbestand ist die Patentsammlung aus den Jahren 1508-1848 bemerkenswert, die ca. 2400 Inventarnummern amtlicher gedruckter Patente und Verordnungen enthält.

2.12 Im Teilbestand Alte Montana [Staré Montanum] werden die Schriften der Berg- und Münzzentralämter, z. B. des Oberbergmeisteramts, des Obermünzmeisteramts, der Böhmischen Kammer sowie von den Bergämtern der einzelnen Bergbaustädte aus den Jahren 1520 bis 1784, aufbewahrt. Unter der Signatur MM-4 liegen verschiedene deutsch gedruckte Münzpatente und Verordnungen zu böhmischen und deutschen Regionen vor, ferner verschiedene erlaubte und verbotene Drucke aus Böhmen und Deutschland. Unter der Signatur MM-5 finden sich u. a. gedruckte Bergbaurechte - die ältesten aus dem 16. Jh - für Bergbaustädte im böhmischen Teil des Erzgebirges, z. B. für Jáchymov [St. Joachimsthal], Horní Slavkov [Schlaggenwald], Hrebecná [Hengst], weiterhin für Jílové [Eule] bei Prag, Príbram [Pribram] und andere Orte. Im Bestand der Amtsbücher liegt eine Reihe deutschsprachiger handschriftlicher Amtsbücher zu vielfältigen Themenbereichen tschechisch-deutscher Beziehungen im Bergbau vor, darunter die bedeutende Handschrift von Lazarus Ercker, Beschreibung Allerfürnemsten Mineralischen Erzt vnnd Berckwercks arten ie dieselbicen vnnd eine jede in sonderheit ... probiret vnd in kleine feuer sollen versucht werden ... (1569). In einem kleinen Umfang sind überdies Schriften zum Forstrecht für die Wälder Tirols aus dem 16. Jh erhalten.

2.13 Der Bestand Oberbergamt Jáchymov mit Dokumenten aus den Jahren 1516-1868 umfaßt interessantes deutschsprachiges handschriftliches (vereinzelt auch gedrucktes) Quellenmaterial zu Bergwerksorten im böhmischen und deutschen Teil des Erzgebirges sowie zu deutsch-böhmischen Bergwerksunternehmen, insbesondere im 16. Jh. Damals waren in Böhmen Bergwerksunternehmer aus verschiedenen deutschen Städten tätig, z. B. aus Annaberg, Freiberg, Leipzig, Dresden, Augsburg und Nürnberg. Ihre Tätigkeit dokumentieren die Eintragungen in Lehenbücher (Eintragungen zur Bergwerkvermietung, Namen von Lehensträgern) sowie sogenannte amtliche Gegenbücher (Eintragungen der Namen der Bergwerke, der Schieds- und Vertragsbücher). Aufsätze zu montanistischen Themen liegen ebenfalls im Archivbestand Böhmische Hofkammer aus den Jahren 1525-1748 vor.

2.14 Schriftliche Aufsätze der Zentralämter ist ein Archivbestand, der auf die ursprünglich in Wien ansässigen Zentralämter für die böhmischen Länder zurückgeht und nach dem Ersten Weltkrieg von der Tschechoslowakischen Republik übernommen wurde. Er wurde nach und nach in das Archiv des Innenministeriums überführt, seit 1954 in das Staatliche Zentralarchiv. Der Anteil deutscher Handschriften und Drucke liegt hier verständlicherweise bemerkenswert hoch. Es sind gedruckte Dokumente vorhanden, beispielsweise aus dem Außenministerium in Wien (1866-1918, Signatur XLVIII), mit Schriften, die bis auf das Jahr 1537 zurückreichen, Schriften zum Druckwesen in Böhmen 1896-1918 sowie im Zeitraum 1896-1918 in Böhmen beschlagnahmte tschechische und deutsche Zeitungen und Zeitschriften. Im Bestand des Innenministeriums in Wien (1848-1918) mit Schriften ab 1833 liegen u. a. Dokumente zur Kohlenausfuhr nach Deutschland (Signatur 13) sowie Schriften zum Druckwesen, zur Einfuhr ausländischer Drucksachen - auch zu deutschen Zeitungen und Zeitschriften - und zu Beschlagnahmungen vor (Signatur 16). Im Bestand des Justizministeriums in Wien (1849-1918) finden sich Dokumente über Beschlagnahmungen von Zeitschriften, Plakaten und Flugblättern (Signatur IV), von denen die deutschsprachigen in Böhmen, Österreich, Österreich-Ungarn und Deutschland erschienen sind.

2.15 Das Schulwesen dokumentieren Schriftstücke aus dem Bestand des Ministeriums des Kultus und des Unterrichts (1859-1918), darunter Schriften zur Tschechischen und Deutschen Universität in Böhmen und Mähren (Signatur Presidium V - Schulen). Bei den Schulagenda eingereiht sind Schriftstücke der Tschechischen und Deutschen Universitäten in Prag, Brno [Brünn] und Olomouc [Olmütz] (Signatur 5) sowie tschechische und deutsche Schriften - auch Drucke - zum Fach Technik in Prag und Brünn (Signatur 7). Deutsche Drucke finden sich auch unter anderen Signaturen, z. B. bei den Einladungskarten zu Ausstellungen, Veranstaltungen und Kursen. Zu den verschiedenen Schultypen liegen Dokumente der allgemeinen Registratur der Mittelschulen (Signatur 10), der Fachschulen (Signatur 14), der Industrie- und berufsbildenden Schulen (Signatur 16) sowie der National- und Bürgerschulen in Böhmen und Mähren (Signatur 18) vor. Den Bestand ergänzen Jahresberichte und andere Drucksachen aus tschechischen und deutschen Schulen. Schriften zum Museumswesen, die ebenfalls zum Bestand des Kultus und des Unterrichts gehören, werden unter den Signaturen 15, 16 aufbewahrt, darunter z. B. Berichte über Konferenzen österreichischer Museen, Plakate und Einladungskarten zu Ausstellungen, die sowohl in tschechischer als auch in deutscher Sprache vorliegen. Mit der tschechoslowakischen Unabhängigkeit entstanden nach 1918 neue Zentralbehörden in Prag, zu deren Schriftstücken vereinzelt auch deutsche Drucke zählen, so z. B. in Böhmen oder Deutschland erschienene Zeitungen, Zeitschriften und Broschüren, die als Beilagen oder beschlagnahmte zensierte Publikationen in die Registraturen der tschechischen Behörden kamen.

2.16 Ähnlich wie mit den Dokumenten der Zentralbehörden in Prag verhält es sich mit den deutschen Archivbeständen der deutschen Verbände, Vereine und Institutionen. Im Bestand Nationalausschuß 1918 bewahrt man neben regulären Schriftstücken auch Druckdokumentationen, Zeitungsausschnitte und Nachrichten der Tschechoslowakischen Presseagentur [Ceskoslovenská tisková kancelár] auf, zusammen mit einer großen Zahl deutscher Zeitungen. Im Bestand Präsidium des Ministerialrates 1918-1945 finden sich zahlreiche deutsche Zeitungen, und Musikalische Kontakte mit Deutschland sind ebenfalls dokumentiert (Signatur 18/1).

2.17 Besonders umfangreiche Archivbestände besitzt das Staatliche Zentralarchiv zur deutsch-tschechischen Geschichte von 1918 bis 1945 in den Beständen Justizministerium 1918-1953 (Schriften ab 1894) und Ministerium für Schulwesen 1918-1950 (Schriften ab 1911). Sie dokumentieren die Tätigkeiten deutscher Verbände und Vereine, sudetendeutscher Organisationen, politischer Parteien, nationalsozialistischer Behörden und Verbände, der Arbeiterbewegung, des Gerichts-, Schul-, Presse- und Gesundheitswesens, deutsch-tschechische Wirtschaftsbeziehungen sowie kulturelle Veranstaltungen. Deutschsprachige in Deutschland und Böhmen erschienene Zeitungen und Zeitschriften aus dieser Zeit sind ausgesprochen zahlreich vorhanden, zum Teil bedingt durch die Pressezensur und Beschlagnahmungen.

2.18 Deutsche Drucksachen finden sich unter den Schriftstücken der Behörden der tschechischen Landesverwaltung. Es handelt sich z. B. im Bestand Böhmische Statthalterei - Präsidium 1852-1937 um Theater- und Musikdokumente, Einladungskarten u. a. Dokumente zu Emigration und Immigration, insbesondere in die Vereinigten Staaten, gehen auf die fünfziger bis siebziger Jahre des 19. Jhs zurück. In der Allgemeinen Registratur der Böhmischen Statthalterei 1836-1953 (Signatur 4) liegen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs das Landesregierungsblatt in der ersten Auflage und das Regierungsgesetzblatt (1856-1910) vor. Hinzu kommen Schriften zu Theatervorstellungen, Musikfestspielen und anderen kulturellen Aktivitäten wie Vorträgen, Festlichkeiten, zur Tschechischen und Deutschen Universität, zu anderen Hochschulen, zu wirtschaftlichen und technischen Institutionen sowie zu Vereinen und Verbänden.

2.19 Umfangreiches deutschsprachiges gedrucktes Material befindet sich in chronologischer Ordnung in den Archivbeständen der Polizeibehörden, insbesondere im Bestand der Polizeidirektion Prag - Präsidium (1785-1945). Für den Zeitraum von 1818 bis 1852 liegen hier auch Dokumente des Freundschaftsbundes in Cheb [Eger] vor (Signatur F 15), aus den dreißiger Jahren des 19. Jhs Dokumente zu Handelsverbänden, zum Theater, zum Pressverein in Plauen sowie Bücher und Drucksachen aus Sachsen, Plakate, Journale und Zeitschriften, darunter Ausgaben der Leipziger Allgemeinen Zeitung und der Prager Zeitschrift Kettenbrücke. Auf die vierziger Jahre gehen Dokumente zu Preußen, zu politischen Verhältnissen in Deutschland (insbesondere zu demokratischen Bestrebungen), Plakate sowie zahlreiche deutsche und deutschsprachige böhmische Zeitschriften zurück. Vorhanden sind z. B. Bohemia, das Blatt für den Ellbogener Kreis, Ökonomische Neuigkeiten, Reichenberger Anzeiger, Prager Tagblatt, Deutsche Zeitung, Tribune der Deutschen, Eger Anzeigerblatt, Allgemeine Zeitung aus Böhmen, Israelitisches Volksblatt, Prag und Communalblatt. Aus den fünfziger Jahren des 19. Jhs liegen im Bestand der Polizeidirektion Schriften zum Verein Deutsches Casino (Deutsche Casino-Zeitschrift, 1850), Plakate, Flugblätter und wiederum Zeitungen und Zeitschriften vor. Die Bestände aus den letzten drei Jahrzehnten des 19. Jhs sind noch vielfältiger: neben in- und ausländischen Zeitschriften finden sich Dokumente zu verschiedenen Vereinen, zur deutschen Opposition, zur Presse im allgemeinen, ferner Broschüren, Romane, Erzählungen, Kritiken, Einladungen, Denkschriften, Zirkulare, Flugblätter, Kalender, Karten, Korrespondenz, Lieder, Musikwerke und Plakate. Der Bestand aus dem beginnenden 20. Jhs zeigt vergleichbare inhaltliche Strukturen.

2.20 Im Archivbestand Polizeidirektion - Allgemeine Registratur (1769-1945) stammen die ältesten Dokumente zu den Studentenzünften und Flugblätter aus den neunziger Jahren des 18. Jhs. Aus der ersten Hälfte des 19. Jhs sind vorhanden Genehmigungen verschiedener kultureller Veranstaltungen (Theater, Konzerte, Vorträge, Bälle), Dokumente zu Prager Theatern, zum Frankfurter Parlament sowie Plakate, Zirkulare und Bekanntmachungen. Die Bestände aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs konzentrieren sich auf Dokumentationen zum Theater - auch zu öffentlichen Produktionen und Vorstellungen - und zur Vereinstätigkeit. Die Archivbestände vom Beginn des 20. Jhs sind alphabetisch nach Namen sortiert, so daß Schriften z. B. unter dem Namen der Zeitschrift, der Zeitung oder der zugehörigen Institution zu finden sind. Die Schriften bis zum Ende des 19. Jhs sind nach Sachsignaturen geordnet.

2.21 Die im Staatlichen Zentralarchiv erhaltenen Gerichtsakten beinhalten ebenfalls deutsche Drucke. Im Bestand der Oberstaatsanwaltschaft (1850-1948, Signatur III f 18) liegen konfiszierte periodische und nichtperiodische Schriften ab 1821 vor, zu denen jährliche Verzeichnisse von 1881 bis 1937 existieren. Im Zeitraum von 1918-1948 wurden insbesondere ausländische Zeitschriften beschlagnahmt sowie ausländische Broschüren, Flugblätter, Plakate und Kalender.

2.22 Deutsche Drucke befinden sich weiterhin in den Beständen mit Sammlungscharakter. So umfaßt Das alte Druckarchiv (1809-1918) Tagespresse, Zeitschriften (darunter tschechische und deutsche Orts- und Kreiszeitschriften, Verordnungsblätter, Wiener und preußische Regierungszeitungen und Fachzeitschriften) in 74 Kartons. Die Sammlung der Dokumente 1831-1919 (3 Kartons) beinhaltet gedruckte tschechische und deutsche Plakate, Flugblätter und Kundmachungen, die die Arbeiterbewegung sowie politische und soziale Verhältnisse während des Ersten Weltkrieges dokumentieren; ferner Dokumente zu Weltausstellungen zwischen 1831 und 1919, Broschüren von 1848 bis 1917, Etiketten, Stempel und Stempelabdrucke. Bei der Böhmischen Statthalterei wurde für behördliche Zwecke eine Sammlung gedruckter Zirkulare und Kundmachungen für eine bessere Orientierung der Beamten gegründet, aus der der Bestand der Zirkulare und Kundmachungen 1850-1918 hervorgegangen ist. Bis 1900 ist die Anordnung chronologisch, danach erfolgt sie in vier Abteilungen: Drucke der Böhmischen Statthalterei (chronologisch), Kundmachungen und Zirkulare der Statthalterei mit Bezug auf die Mobilisation, Drucke anderer Institutionen und die Abteilung nach Sachgruppen (z. B. Militärgebühren, Überprüfungen, Landsturm). Der Großteil ist in deutscher Sprache gedruckt, ein kleiner Teil ist zweisprachig und ca. 40 Prozent sind in tschechischer Sprache. Die Drucksachen umfassen 73 Kartons.

2.23 In der Sammlung Dokumentation 1918-1966, die im Jahre 1975 durch die Vereinigung der Sammlung der Plakate und Flugblätter mit der Sammlung der Dokumente und der Sammlung zur Entwicklung der Arbeiterbewegung entstand, finden sich in 23 Kartons Plakate aufbewahrt, von denen ca. 20 Prozent deutsche Plakate sind. In den 58 Kartons mit Flugblättern sind ca. 10 Prozent in deutscher Sprache gedruckt; ein in etwa gleicher Anteil findet sich auch bei den Broschüren. Ein eindeutiger Schwerpunkt liegt bei Schriften aus der Zeit nach 1918, einige reichen bis 1892 zurück. In den 21 Kartons mit Zeitungen ist der Anteil deutscher Presse ungleich höher, z. B. liegen vor Zeitungen zu den Bereichen Arbeiterbewegung, Gewerkschaften und Genossenschaften, Sozialismus und Nationalsozialismus, aber auch zu bestimmten Regionen wie Nordböhmische Wacht, Sudetendeutsche Bauernzeitung, Sudetendeutsche Monatshefte, Sudetendeutsches Wochenblatt und Znaimer Wochenblatt. In dem Bestand befinden sich überdies auch Lebensmittelanweisungen, Kandidatenlisten verschiedener politischer Parteien, Ausweise, Marken, Etiketten, Stempel und Abzeichen.

2.24 Im Staatlichen Zentralarchiv befinden sich weiterhin einige Sammlungen mit Zeitungsausschnitten aus deutschen Zeitungen; z. B. umfaßt die Pressesammlung 1846-1945 außer Zeitungsausschnitten auch Ausschnitte von Zeitschriften und nichtperiodischen Drucken. Ausschnitte aus deutschen Drucken sind in 60 Kartons deponiert. Im Bestand Außenministerium - Ausschnittdienst (1918-1955) sind Ausschnitte, die Deutschland betreffen, in ungefähr 300 Kartons deponiert und nach Ländern (z. B. Preußen, Bayern, Sachsen, Saarland) und Städten geordnet. Auch das Ausschnittsarchiv der Prager Presse umfaßt Ausschnitte zur sogenannten Deutschen Frage. In der Ausländischen Press-Sammlung (1939-1946), die während des Zweiten Weltkrieges in New York entstand, befinden sich mehr als 150 Kartons mit Ausschnitten zu deutschen Themen. Zahlreiche andere Ausschnitte aus deutschen Zeitungen befinden sich in weiteren Sammlungen und Abteilungen.

Karten und Pläne

2.25 Zu den Archivbeständen des Staatlichen Zentralarchivs gehören zwei Sammlungen mit Karten und Plänen, die einen hohen Anteil von Produktionen in deutscher Sprache oder aus dem deutschen Sprachgebiet aufweisen. Die Sammlung der Karten und Pläne im Zentralgebäude zählt 14.000 katalogisierte und ca. 75.000 bisher nicht bearbeitete Stücke, wobei sich der Anteil der gedruckten Karten und Pläne etwa bei einem Drittel bewegen dürfte. Schätzungsweise 30 Prozent der Drucke sind in deutscher Sprache, 55 Prozent in tschechischer, 5 Prozent in lateinischer und 10 Prozent in weiteren Sprachen erschienen. Die Sammlungen wurden seit 1918 aufgebaut und umfassen Handschriften und Drucke aus dem 16. bis 19. Jh, die teilweise durch die Vereinigung von Kartensammlungen verschiedener Behörden im Archiv des Innenministeriums (z. B. des Guberniums und der Böhmischen Statthalterei) sowie durch Pflichtexemplare zusammenkamen. Seitdem wurden Karten systematisch gesammelt, bereits vorhandene Karten aus den Beständen ausgesondert und historische Karten antiquarisch hinzugekauft. Zu den ältesten Drucken zählen die Karten Böhmens aus dem 16. Jh, z. B. Karte Böhmer Kunigreich mit Bergen und Wälder gerings umbbeschlossen von Klaudián (Münster 1544), die Karte des Königreichs Böhmen von Zikmund z Púchova (Prag 1554), Regnum Bohemiae, eique annexe provinciae et ducatus Silesiae, Marchionatus Moraviae et Lusatis (Amsterdam o. J.), Regni Bohemiae descriptio (o. O. 1568) und Chronographia insignis regni Bohemiae (o. O. 1568). Aus dem 17. und 18. Jh seien beispielsweise genannt die Karte Böhmens von Pavel Aretinus von Ehrenfeld (Prag 1619) und Regni Bohemiae, Ducatus Silesiae, Marchionatus Moraviae et Lusatise tabula generalis (Nürnberg 1716).

2.26 Zu den interessanten gedruckten Karten mit Bezug zu Deutschland gehören hier L'Empire d'Allemagne divisé parcercles subdivisés et leurs Etats et souverainetés Assujeti aux Observations astronomique ... (M. Ressondini und P. Santini, Venedig 1700), Grundt-Riss der Landt-Gräntzen zwischen der Königreich Böheimb und dem Herzogthumb Bayern ... ausgemessen eingerichtet in den Jahren 1706, 1707 und 1708 (A. B. Klauser 1753), Carte topographique d'Allemagne contenant une partie de la royaume du Bohème ... (D. A. Mauer, Frankfurt a. M. 1750) und Das Margrafthum Nieder-Lausitz (J. Steiner, o. O. o. J.). Zu Dresden liegen zwei Pläne vor (Dresden 1854 und 1893), zur böhmisch-bayerischen Grenze 4 Karten aus den vierziger Jahren des 19. Jhs und eine Sammlung mit 319 Blättern aus der Zeit um 1860 sowie ein Historisch-Geographischer Handatlas zur Geschichte der Staaten Europas von Aufgang des Mittelalters bis auf die neueste Zeit (Gotha 1846). Ein umfangreicher Komplex mit Bergwerkskarten

und -plänen (mehr als 6000 Stück) liegt zum überwiegenden Teil handschriftlich vor.

2.27 Die Sammlung der Karten und Pläne in der 1. Abteilung des Staatlichen Zentralarchivs umfaßt insgesamt 1550 Inventarnummern aus dem 16. bis 20. Jh. Ungefähr 100 Stück (ca. 15 Prozent) liegen als gedruckte Karten und Pläne deutscher Provenienz oder in deutscher Sprache vor. Aus dem 16. Jh stammt ein Prozent, aus dem 17. Jh stammen ca. 4 Prozent, aus dem 18. Jh 28 Prozent, aus dem 19. Jh 35 Prozent und aus dem 20. Jh 32 Prozent. Zu den interessantesten gedruckten Karten zählen Schlachtprospekte wie Eigentlicher Abrisz der Treffen, so vorgangen bei Rheinfeld zwischen Ihr F. Gn. Hertzog Bernhardt von Weimar und den Keisrischen geschehen den 18/28 bisz den 21. Februarii anno 1650 (1650), zur Schlacht bei Tuttlingen (Eigentliche Delineation welcher gestalt die Frantzesisch-Weimarische armee bei und in Tuttlingen im Thonauthal ... gäntzlich ruiniert worden, 1643), Karten zu Frankfurt (Novam hanc territorii Francofurtensis tabulam ... Johan et Cornel Blaeu, 17. Jh), zum Fürstentum Münsterberg (Anfang des 17. Jhs); zu Bayern (Nürnberg o. J. [post 1678, ante 1724]); Hessen-Darmstadt (Göttingen 1751); Westfalen (Antwerpen o. J.) sowie eine Neuvermehrte Post-Charte durch ganz Deutschland ... (Nürnberg 1714); eine Deutschlandkarte (Augsburg, vor 1750); eine Geographische Verzeichnung des Goerlitzer Creises (Nürnberg 1753), ein Deutscher Atlas der Schlachten und Schlachtfelder 1357-1815 (o. O. o. J.) und Graphische Beilagen zum XIV. und XV. Band der Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen (Geschichte der Kämpfe Österreichs) (Wien um 1900). Sie sind teilweise koloriert.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Das Staatliche Zentralarchiv verfügt über eine Vielzahl von Katalogen und Verzeichnissen zur Bibliothek und zum Archivbestand, die nicht alle im einzelnen genannt werden können. Es liegen z. B. vor:

Alphabetische Kataloge

Namen- und Sachkataloge

Topographische Kataloge nach Ortsnamen

Standortverzeichnis der Bücher

Zuwachsverzeichnisse

[Alle Kataloge in Zettelform.]

Katalog der Alten Drucke [in Bandform]

Namen- und Sachregister zu den Sammlungen der Karten und Pläne [in Bandform; betrifft den Archivbestand]

Halb- bis vierteljährlich erscheinen nach Bedarf weitere Zuwachsübersichten der Bibliothek.

3.2 Sonderkataloge

Zu einzelnen Archivbeständen existieren zahlreiche historische und moderne Kataloge und Inventare, die in den Benutzerräumen aufgestellt sind.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Kollmann, Josef: Dejiny ústredního archivu ceského státu [Die Geschichte des Zentralarchivs des böhmischen Staats]. Praha 1992

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Prvodce po Ústredním archivu ministerstva vnitra v Praze [Führer durch das Zentralarchiv des Innenministeriums in Prag]. Praha 1952

Státní ústrední archiv v Praze. Prvodce po archivních fondech a sbírkách. Díl II [Staatliches Zentralarchiv in Prag. Führer durch die Archivbestände und Sammlungen. Teil II]. Praha 1987-1990

Stand: Januar 1999

Jirí Úlovec

Ludmila Kubátová


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.