FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Staats- und Universitätsbibliothek

Adresse. Postfach 33 01 60, 28331 Bremen; Lieferadresse: Bibliothekstraße, 28359 Bremen [Karte]
Telefon. (0421) 218-2615
Telefax. (0421) 218-2614
Bibliothekssigel. <46>

Unterhaltsträger. Land Bremen
Funktion. . Literaturversorgung der Universität Bremen, der Hochschule Bremen, der Hochschule für Gestaltende Kunst und der Hochschule Bremerhaven (7 Bereichsbibliotheken, 5 Hochschulbibliotheken); Landesbibliothek für das Bundesland Bremen; Versorgung der wissenschaftlichen Einrichtungen, Firmen sowie der Bevölkerung mit wissenschaftlicher Literatur.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: alle Wissensgebiete; Anschaffungspolitik in Absprache mit den Fachbereichen der Universität Bremen und der Hochschule Bremen. - 2. Besondere Sammelgebiete: Bremensien (Pflichtexemplare); Literatur zur Stadt und den früheren Erzbistümern Hamburg-Bremen und Bremen-Verden sowie zu Ost- und Westfriesland. 3. Sondersammelgebiete der Deutschen Forschungsgemeinschaft: Publizistik und Journalismus allgemein, Theorie und Geschichte des Pressewesens.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Freihandaufstellung der neueren Literatur, ca. 750.000 Bde auf den vier Ebenen der Zentralbibliothek, Präsenzbestand ca. 380.000 Bde. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-20 Uhr, Samstag 9-13 Uhr. Ausleihe: Montag bis Dienstag, Donnerstag bis Freitag 9-20 Uhr, Mittwoch 11-20 Uhr, Samstag 9-13 Uhr. Handschriftenlesesaal: Montag bis Dienstag, Donnerstag bis Freitag 9-13 Uhr, Mittwoch geschlossen; nach Voranmeldung auch außerhalb der genannten Zeiten in Absprache mit den Referatsmitarbeitern (Tel.: 218-3648). - Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte in der Freihandzone, Fotostelle, Lesegeräte für Mikroformen, Reader-Printer, CD-ROM, AV-Zentrum mit entsprechender apparativer Ausstattung für Ton- und Bildvorführungen.
Gedruckte Informationen. Bibliotheksprofil. Faltblatt der SuUB Bremen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung für den Handschriftenlesesaal (Rara) erwünscht. Für die alte Bremensiensammlung keine Sofortausleihe (Ziehung einmal täglich vor 9 Uhr). Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 5) mit Umsteigen an der Kuhlenkampfallee (Buslinie 22 oder 23) bis Universität. A 27, Ausfahrt Bremen-Horn/Universität. Parkplätze vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die erste öffentliche Bibliothek in Bremen wurde am 7. November 1660 im theologischen Auditorium des ehemaligen Katharinenklosters eröffnet, nachdem der Rat der Stadt im Januar desselben Jahres die administrativen und organisatorischen Grundlagen geschaffen hatte. Die Bibliothek verstand sich in erster Linie als Sammlung für das reformierte Gymnasium Illustre (1610 gegründet, zurückgehend auf eine Lateinschule des Jahres 1528 und deren erweiterte Form von 1584). Ihr Bestand rekrutierte sich aus der Kirchenbibliothek (im Zuge der Reformation gegründet und mit Übernahmen aus dem Katharinenkloster ausgestattet), der Ratsbibliothek ( s. u. 2.49-2.53), der Bibliothek aus dem Nachlaß des Ratssyndikus Gerlach Buxtorf († 1628, juristische und historische Literatur) und der Gymnasialbibliothek. Diese umfaßte Schenkungen von Professoren der Hohen Schule (in seltenen Fällen durch entsprechende Eintragungen verifizierbar) und für den Schulbetrieb angeschaffte Literatur. Spätestens seit der Ernennung des ersten Bibliothekars Gerhard Hanewinkel (1583-1669, Orientalist) im Jahre 1620 ist an eine gezielte Anschaffungspolitik zu denken. Gewichtigsten Anteil an der neuen Bibliothek hatte zweifellos die Hinterlassenschaft, die der Rat 1646 von den Erben des Polyhistors und Juristen Melchior Goldast von Haiminsfeld (1578-1635, s. u. 2.54-2.58) erworben hatte. Der Gesamtbestand lag bei rund 2000 physischen Einheiten, mit Schwergewicht auf Geschichte, Jurisprudenz und Klassischer Philologie. Die Verwaltung oblag zunächst einem Mitglied aus dem Professorenkollegium des Gymnasiums, unterstützt von einem Inspektor aus den Reihen des Rates. Aufgrund der Übernahme des Erzbistums Bremen-Verden (und damit auch von Dom und Dombezirk in der Stadt) durch Schweden nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges besteht keine Kontinuität des Buchbestandes vom (lutherischen) Dom zum (reformierten) Gymnasium der Stadt. Die vorhandenen Sammlungen von Domschule und Domkapitel erfuhren unter schwedischer Verwaltung eine Reihe von Abgängen, ehe sie nach 1681 zum Kernbestand der Bibliothek des Athenäums wurden, einer lutherischen Gegengründung zum Gymnasium Illustre.

1.2 Für etwa 100 Jahre erlebte die Bibliotheca Bremensis keine wesentliche inhaltliche Bestands- veränderung. In ihrer konfessionell-humanistischen Ausrichtung veraltete sie rasch. 1711 ist ein Bestand von ca. 5000 Einheiten anzunehmen. Die Bibliothek erhielt erstmals 1783 mit der erworbenen Sammlung von Johann Philipp Cassel (1707-1783, s. u. 2.59-2.66) einen Zugang, der inhaltlich deutlich anders akzentuiert war als der bisherige Bestand. Theologische und juristische Disputationen, Gelegenheitsschrifttum und neulateinische Literatur bildeten in Cassels Nachlaß die Schwerpunkte. 1793 wurde zudem der Bestand der Bremischen Deutschen Gesellschaft übernommen, der nach der Zielsetzung der Gesellschaft eine andere Struktur hatte als die bisherige Bibliotheca Bremensis ( s. u. 2.85).

1.3 Die Auflösung von Gymnasium Illustre und Athenäum (inzwischen unter hannoverscher Verwaltung), verbunden mit der Begründung eines überkonfessionellen Schulwesens (1812), löste die Bibliothek von der Schule. Die Buchbestände des Athenäums gingen jedoch erst viel später, z. T. erst nach dem Zweiten Weltkrieg, in den Besitz der Stadt- bzw. Staatsbibliothek über.

1.4 Für die Geschichte der Stadtbibliothek Bremen im 19. Jh bestehen objektive Wissenslücken, weil entweder Quellen fehlen oder die vorhandenen nicht adäquat ausgewertet wurden. In Teilen steht die Provenienz einzelner Bücher fest, aber die Datierung der Übernahme ist offen. Sofern bei größeren Bestandsgruppen die Umstände der Eingliederung überliefert sind, wird dies mitgeteilt.

1.5 Eine wesentliche Erweiterung des Bestandes erfolgte erst, nachdem 1863 Johann Georg Kohl (1808-1878) zum ersten hauptamtlichen Leiter der Stadtbibliothek ernannt und ihm ein ordentlicher Anschaffungsetat bewilligt worden war. Die Bibliothek verfügte bei seinem Amtsantritt über lediglich ca. 30.000 Bde, damit über weitaus weniger als einige Lesegesellschaften in der Stadt. Kohl gelang die Vermehrung der Bestände weniger durch Anschaffungen per Etat als durch Inkorporierung von Körperschafts- und Privatbibliotheken oder deren Teilen. Zu nennen sind Reste der vormaligen Dombibliothek, soweit sie nicht noch zu Schulzwecken benutzt wurde, die Sammlungen des Ärztlichen Vereins (1865) und des Landwirtschaftlichen Vereins, Teile der Sammlung der Gesellschaft Museum und der Bibliothek des Naturwissenschaftlichen Vereins. Aufgrund der schwierigen Quellenlage lassen sich exakte Übernahmedaten und Bestandsbeschreibungen kaum nachweisen, zumal die Übernahmen meist in den allgemeinen Katalog eingearbeitet und nicht als Teilbestände separat geführt wurden. Gleiches gilt für die Bibliotheken von Nikolaus Delius (1813-1888, Anglist), der Familie Heineken, von Albert Hermann Post (1839-1895, Jurist) und die Fragmente der Sammlung von Wilhelm Olbers (1758-1840, Astronom). Auf eine Reihe von Sondersammlungen wie die Dombibliothek, die Fromme-Bibliothek, Warnekes Archiv und die Bibliothek Gut Grolland ( s. u. 2.84) finden sich noch Hinweise im Bandkatalog, doch sind diese Teilbestände entweder im Zweiten Weltkrieg durch Auslagerung verloren gegangen, in den allgemeinen Bestand überführt oder an das Staatsarchiv überstellt worden. Fortgeführt wurden bis 1929 die Sammlungen " Schriften der historischen Abtheilung des Künstlervereins" und, bis 1930, " Bremer Bataillon" ( s. u. 2.76-2.77).

1.6 Gegen Ende des 19. Jhs waren durch die Leistungen Kohls und seines Nachfolgers Heinrich Bulthaupt (1849-1905) die Bestände derart angewachsen, daß eine angemessene Unterbringung in den bisherigen Räumlichkeiten nicht mehr gesichert war. 1896 erhielt die Stadtbibliothek einen Neubau, den ersten in Deutschland, der mit einer freitragenden Regalanlage ausgestattet war. 1927 wurde die Stadtbibliothek in Staatsbibliothek umbenannt, ohne daß sich dadurch zunächst an der Anschaffungsweise Wesentliches hätte ändern können. Bis 1939 hatte sich die Anzahl der vorhandenen Bände auf ca. 300.000 erhöht.

1.7 Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden zunächst wichtige Bestände in Bremen ausgelagert; nach den ersten schweren Luftangriffen auf die Stadt wurden Teile nach auswärts verlagert. Als schwerwiegend erwies sich die Auslagerung von ca. 100.000 Bdn im Herbst 1942 in ein Kalibergwerk bei Bernburg a. d. Saale, darunter ein großer Teil an historisch wertvollem Altbestand. Die Nichtrückkehr dieser Bestände (Abtransport in die ehemalige Sowjetunion) nach dem Krieg bedeutete einen unersetzbaren Verlust für die Stadtbibliothek. Die Verluste betrafen insbesondere die Bestände aus den Bereichen der Klassischen Philologie, der Gesamtausgaben, der Nachschlagewerke und der bibliophilen Holzschnitt- und Kupferstichwerke des 16. bis 19. Jhs. Ferner ging ein Großteil der Porträt- und Kartensammlung verloren, soweit sie sich auf Bremen bezog. Etwa 20.000 Bde dieser Abgänge befinden sich heute in der Russischen Nationalbibliothek in St. Petersburg (Reserve-Fonds). Hinzu kommen Verluste durch Brand- und Wasserschäden. Allerdings waren am Bestand der Bremensien nahezu keine Verluste zu verzeichnen, ein Umstand, der die heutige Staats- und Universitätsbibliothek zu einem der bedeutendsten Standorte für Regionalia im nordwestdeutschen Raum werden läßt.

1.8 In der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde die Bibliothek (1948 wiedereröffnet) zeitweise vom Leiter des Staatsarchives mit verwaltet, oder die vorgesetzte senatorische Behörde übte durch den zuständigen Senatsdirektor diese Leitung direkt aus; 1960 wurde ein Gesamtbestand erreicht, der dem der Vorkriegszeit glich. Von 1951 bis 1961 war Dr. Hans Wegener Direktor der Staatsbibliothek. Unter seiner Leitung wurde der Benutzungsbereich neu organisiert, der Alphabetische Katalog überarbeitet und der Systematische Katalog neu angelegt. Während dieser Zeit richtete man durch Aufstockung ein viertes Geschoß im Bibliotheksgebäude ein. Im Jahre 1965 wurde die Staatsbibliothek im Hinblick auf die neu zu gründende Universität zur Universitätsbibliothek im Aufbau. Unter Dr. Rolf Kluth wurde eine Verzehnfachung des Bestandes innerhalb weniger Jahre in die Wege geleitet. In der Vorlaufphase vor der Eröffnung der Universität wurden einzelne geschlossene Privatbibliotheken übernommen, so die Sammlungen des Kunsthistorikers Carl Georg Heise (1890-1979) und des baltendeutschen Juristen Olaf Welding (1893-1960; s. u. 2.78-2.80).

1.9 1972 wurde die Staatsbibliothek als Universitätsbibliothek in die Universität als zentrale Betriebseinheit integriert, 1974 erfolgte der Umzug aus der Stadtmitte auf den Universitätscampus. Eine räumliche oder organisatorische Trennung derjenigen Bestände, die der Funktion einer Regionalbibliothek zuzuordnen sind, wurde nicht vorgenommen. Die Überführung der Bestände der ehemaligen Pädagogischen Hochschule Bremen (1974) in die Universitätsbibliothek stellte den vorerst letzten Vorgang einer räumlichen Eingliederung dar. Seit der Schaffung des Bremer Hochschulsystems mit der heutigen Staats- und Universitätsbibliothek als zentraler Betriebseinheit im Jahre 1982 blieben die übrigen Hochschulbibliotheken des Landes von der Zentrale räumlich und bestandsmäßig getrennt. Von ihnen weist lediglich die Bibliothek der Hochschule für Gestaltende Kunst und Musik erwähnenswerten Altbestand auf.

1.10 Kleinere Mengen von historisch wertvollem Buchbestand befinden sich in einigen weiteren Teilbibliotheken des Systems der Bremer Hochschulbibliotheken (ehemalige Hochschule für Technik, Hochschule für Nautik). Sofern sie für die aktuellen Aufgaben der Lehre in diesen Einrichtungen nicht mehr benötigt werden, sollen sie in den Bestand der Zentralbibliothek überführt und als Rara eingearbeitet werden; so wurden 1992 die Altbestände aus der Hochschule für Nautik durch die Staats- und Universitätsbibliothek übernommen. Im Jahre 1986 wurden durch Gesetz auch die regionalbibliothekarischen Aufgaben für die Staats- und Universitätsbibliothek Bremen festgelegt. Der Gesamtbestand beträgt ca. 2,3 Millionen Bde.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die besondere Katalogsituation ( s. u. 3.1) macht es erforderlich, die Bezifferung des historischen Buchbestandes in drei Varianten anzugeben, je nachdem ob sie vom Großrechner ermittelt, von Hand am alten Standortkatalog und Zugangsbuch oder am Regal ausgezählt wurden. Beispielsweise ist die Sammlung Goldast im alten Standortkatalog komplett enthalten, aber ohne konsequente Kennzeichnung der Provenienz. Umgekehrt ist sie im neuen EDV-Katalog als gesonderter Nummernkreis streng nach der Provenienz erfaßt, aber nicht vollständig (nur Folio und Quart). Da es sich zum größten Teil um Buchbinderkonvolute handelt, mußten Bandangaben autoptisch ausgezählt werden. Die physische Aufstellung folgt den alten systematischen Gruppen, aber die Inkunabeln sind aus der Goldast-Sammlung herausgenommen und in der Inkunabelsammlung aufgestellt. In den vom Großrechner ermittelten Bestandsangaben für das 16. und 17. Jh sind daher jeweils diejenigen Bände der Sammlung Goldast mit erfaßt, die schon in den EDV-Katalog eingegeben wurden. Dieselben Einheiten sind in den an Hand des Standortkataloges ermittelten Ziffern auch noch enthalten, da sie bei der Umarbeitung dort nicht ausgetragen wurden. Lediglich die in der EDV-Statistik enthaltene Ziffer für Umarbeitungen ( s. u. 2.34) läßt gewisse Schlüsse auf realen Bestandszuwachs in den betreffenden Gruppen nach 1965 zu.

2.2 Die folgende Gesamtübersicht spiegelt mit den genannten Einschränkungen den in den Jahren 1500 bis 1899 veröffentlichten Buchbestand, einschließlich der hier nicht gesondert benannten Sonderbestände: Altbestand nach den Standortkatalogen (bis 1929) 23.541 Titel; Altbestand nach den Zugangsbüchern (1930-1965) 11.100; Neuerwerbungen laut EDV-Katalog (nach 1965) 12.780; Sammlung Goldast 4092 (ohne Inkunabeln und mittellateinische Literatur); Mittellateinische Literatur 2690 Titel (2596 plus 94 Titel) und 12 Inkunabeln (Sachgruppe IV in den Sammlungen Cassel und Goldast); Kleinschrifttum der Sammlung Cassel 2850 Blätter (143 Kapseln), 1720 Broschüren; Bremensien (Brem., alte Aufstellung) 3492 Titel; Sammlung Welding (16. bis 19. Jh) 494 Titel; Alte Zeitungen 175 Titel in 2006 Bdn; Theaterzettel 22.599 Blätter; Proklame 3599 Titel.

2.3 Die präzisesten Angaben über den Altbestand lassen sich nach den handgeschriebenen Standortkatalogen ermitteln. Diese systematische Gruppenaufstellung 1930 von einer reinen Numerus-currens-Aufstellung abgelöst umfaßt 17 Sachgruppen, wobei im allgemeinen römische Ziffern die Großgruppe symbolisieren. In zwei Fällen wurden Großbuchstaben zur Ausgliederung der Fächer Bildende Kunst (II.A) und Pädagogik (VIII.A) verwendet. Zur weiteren Unterteilung konnten einzelne Großgruppen durch arabische Ziffern untergliedert werden, wie dies bei Geschichte, Theologie und Jurisprudenz extensiv genutzt wurde. Das in Bremen verwandte System besteht aus den folgenden Großgruppen: Nichtdeutsche Sprachen und Literaturen (I); Deutsche Sprache und Literatur (II); Bildende Kunst (II.A.); Klassische Literatur des Altertums (III); Mittellateinische Literatur (IV); Historische Hilfswissenschaften, Geographie, Archäologie, Numismatik (V); Bibliographien, Allgemeine Nachschlagewerke (VI); Geschichte (VII); Philosophie (VIII); Pädagogik (VIII.A); Politikwissenschaft, Wirtschaft (IX); Mathematik, Technik (X); Naturwissenschaften (XI); Theologie (XII); Recht (XIII); Medizin (XIV); Schriften der Historischen Abtheilung des Künstlervereins, Schriften von Historischen Gesellschaften (XV). Die kriegsbedingten Verluste ( s. o. 1.7) betreffen alle Signaturengruppen des Altbestandes. Sie sind jedoch im einzelnen schwer zu erfassen. Die Verlustaufnahmen nach Signaturen sind gelegentlich pauschalisiert und daher nur ungenau zu bewerten. Sie können jedoch einen generellen Eindruck von den tatsächlichen Abgängen vermitteln. So weisen die Aufnahmen für einzelne Signaturengruppen bis zu 300 aufeinander folgende Signaturen als fehlend auf. Soweit sich detaillierte Angaben machen lassen, werden diese in der Systematischen Übersicht über die Altbestände mitgeteilt.

2.4 Die 23.541 Titel Altbestand verteilen sich dabei wie folgt: Nichtdeutsche Sprachen und Literaturen 3606; Deutsche Sprache und Literatur 1885; Bildende Kunst 531; Klassische Literatur des Altertums 129; Historische Hilfswissenschaften, Geographie, Archäologie, Numismatik 1296; Bibliographien, Allgemeine Nachschlagewerke 954; Geschichte 1610; Philosophie 1004; Pädagogik 2801; Politikwissenschaft, Wirtschaft 1058; Mathematik, Technik 535; Naturwissenschaften 3467; Theologie 1163; Recht 1161; Medizin 1776; Schriften der Historischen Abtheilung des Künstlervereins, Schriften von Historischen Gesellschaften 565. Ausgelassen wurde die Gruppe IV (Mittellateinische Literatur), weil die zu ermittelnden Ziffern gleich der Summe aus den entsprechenden Inkunabeln sowie der Sammlungen Goldast und Cassel sind. Bei dieser Summenbildung sind die undatierten Schriften unbesehen den historischen Buchbeständen zugeschlagen worden, obwohl sie auch z. T. aus dem 20. Jh stammen können.

2.5 Zur detaillierten Analyse wurde die Feingliederung der systematischen Gruppenaufstellung herangezogen, da sie dem historischen Buchbestand angemessen ist und die Gewichtungen der Sammlung genauer erkennen läßt. Die undatierten Schriften wurden hierbei ausgelassen, ebenso 45 Inkunabeln, die in der Gruppe VI.9 (Alte Drucke) eingeordnet sind. Die Zahlen stehen insofern unter Vorbehalt, als 192 Sammelkapseln und Buchbinderkonvolute, von denen allein 58 bei Politikwissenschaft, Wirtschaft (IX) und 40 bei Recht (XIII) nachgewiesen sind, in den Zahlen nicht berücksichtigt worden sind, da die Standortkataloge zu undifferenzierte Eintragungen aufweisen.

2.6 Der überwiegende Anteil des historischen Buchbestandes entfällt mit ca. 19.800 Titeln auf das 19. Jh. Es folgt das 17. Jh mit ca. 840 Titeln vor dem 16. Jh mit ca. 620 und dem 18. Jh mit ca. 400. Die geringen Titelangaben für das 18. Jh sind durch die wenigen Anschaffungen der Bibliothek in dieser Zeit zu erklären.

2.7 Bei der sprachlichen Verteilung vom 16. bis zum 19. Jh steht Deutsch mit 16.913 Titeln vor Englisch (2072), Latein (1372), Französisch (996), Italienisch (128) und Spanisch (76). Hinzu kommen 114 mehrsprachige Titeleinheiten; diese Kategorie ist aber mit Sicherheit zu schwach besetzt, da die Titel in der latinisierten Form angesetzt wurden. Die Art der Ansetzung läßt auch keine exakten Angaben für griechische Schriften zu. Ihre Anzahl dürfte mit unter 50 zu beziffern sein. Erstaunlich niedrig ist angesichts der engen kulturellen und politischen Beziehungen der Anteil von niederländischen Titeln (21), die in die Gruppe Schriften der Historischen Abtheilung des Künstlervereins, Schriften von Historischen Gesellschaften (XV) fallen. Die Übersicht über die sprachliche Verteilung wird dadurch verzerrt, daß im 19. Jh ein starkes Kontingent englischsprachiger Titel erworben wurde.

2.8 Im 16. Jh überwiegt Latein mit 450 Titeln gegenüber Deutsch (81). Weiterhin sind vorhanden 29 mehrsprachige Titel, 19 französische und ein italienischer. Im 17. Jh finden sich 603 lateinische und 131 deutschsprachige Titel. Französische Titel (36), mehrsprachige (32) und italienische (5) sind ebenfalls vertreten. Das Verhältnis ändert sich im 18. Jh mit 279 deutschen, 63 lateinischen, 14 englischen, 13 französischen, 8 mehrsprachigen sowie einem italienischen Titel. Aus dem 19. Jh sind überwiegend deutsche Titel vorhanden (16.422); darauf folgen englische (2058), französische (928), lateinische (256), italienische (121), spanische (76) und mehrsprachige (45). Systematische Übersicht Altbestand nach Fachgruppen

2.9 Die Bestandsgruppe Nichtdeutsche Sprachen und Literaturen (I) umfaßt 2879 Titel und zählt zu den größeren Kontingenten in den historischen Beständen. Davon entfallen 2773 Titel auf das 19. Jh. Die Bestände für das 16. bis 18. Jh sind gering (45, 32 und 29 Titel). Durch die Ankäufe im 19. Jh kommt dem Englischen eine starke Stellung zu, gefolgt vom Französischen. Wie weit der sprachliche und inhaltliche Bogen gespannt war, zeigt sich daran, daß sich unter der Signatur I.b.319 ein traditioneller chinesischer Mondkalender mit Horoskop (Kanton 1881, heutige Signatur FZ 0002) sowie Jahrgänge einer chinesischen Zeitschrift befinden ( s. u. 2.106).

2.10 Die Abgangsverzeichnisse belegen für diese Bestandsgruppe starke Verluste. Es sind nur noch wenige Signaturengruppen durchgehend vorhanden. Der heutige Bestand an älteren Titeln bezieht sich überwiegend auf die Linguistik und allgemeine Philologie, Textausgaben sind weniger vertreten. Die allgemein gehaltene Definition dieser Gruppe bedingt ein breites Spektrum, das die humanistischen Sprachen (Latein, Griechisch, Hebräisch), Englisch, Italienisch, Spanisch bis hin zur Indogermanistik und Orientalistik umfaßt. Der verbliebene Bestand an alten Drucken rekrutiert sich fast durchweg aus der Sammlung Goldast. Er umfaßt Ausgaben in Griechisch ( z. B. Henricus Stephanus, Thesaurus Graecae Linguae, Paris 1573; Dictionarium Graeco-Latinum, Basel 1583), Hebräisch ( z. B. Casparus Waserus, Elementale Hebraicum, Basel 1602) und überwiegend Latein ( z. B. Aldus Manutius, Orthographiae ratio, Venedig 1566; Erasmus von Rotterdam, De conscribendis epistolis, Basel 1567; Robertus Constantinus, Supplementum linguae Latinae, Genf 1573; Lorenzo Valla, Elegantiarum libri, Köln 1577; Georg Fabricius, De re poetica, Leipzig 1580; Eilhardus Lubinus, Antiquarius, Straßburg 1594; Hadrianus Junius, Nomenclator, Frankfurt a. M. 1596). Andere Sprachen (z. B. Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Lyon 1569; Melchior de Santa Cruce, La Floresta Spagnola, Lyon 1600) bilden die Ausnahme.

2.11 Die Bestandsgruppe Deutsche Sprache und Literatur (II) rekrutiert sich fast durchgängig aus Titeln des 19. Jhs. Der frühere Bestand ist mit lediglich 62 Titeln zu beziffern. Die Verzeichnisse belegen für diese Gruppe überdurchschnittliche Verluste. Zu den noch verbliebenen Titeln s. auch u. 2.43-2.48 (Inkunabeln), außerdem s. u. 2.85 (Bremische Deutsche Gesellschaft).

2.12 Die Bestandsgruppe Bildende Kunst (II.A) ist der Gruppe Deutsche Sprache und Literatur in ihren Grundzügen vergleichbar. Mit 478 Titeln ist sie die kleinste, mit Ausnahme der Sammlung zur klassischen Literatur. 470 Titeln aus dem 19. Jh stehen nur 8 aus dem 16. bis 18. Jh gegenüber. Der Bestand aus dem 16. bis 18. Jh ist, mit Ausnahme der benannten geringen Reste, zu den Verlusten zu zählen. Vorhanden ist noch Salomon Neugebauer, Selectorum Symbolorum Heroicorum (Frankfurt a. M. 1619).

2.13 Die Bestandsgruppe Klassische Literatur des Altertums (III) besteht heute aus nur noch ca. 200 Titeleinheiten, davon 116 aus dem 16. Jh und 83 aus dem 17. Jh. Der geringe Bestand erklärt sich aus dem Verlust von Großteilen der klassischen Sammlung durch Auslagerung. Die wenigen hier nachgewiesenen Stücke gehören großenteils zur Sammlung Goldast ( s. u. 2.54-2.58), soweit sie seinerzeit nicht nach Bernburg a. d. Saale ausgelagert worden waren und daher für Bremen erhalten blieben. Im einzelnen zeigt sich, daß die Foliobestände der Untergruppe Klassische Literatur der Griechen (III.1) fast vollständig verloren sind. Das noch vorhandene Material spiegelt durchweg Goldasts Sammelinteressen. Der überwiegende Teil der auch heute bekannten griechischen und römischen Autoren ist vorhanden, ergänzt durch Sammeleditionen (Poetae Graeci veteres, Genf 1606; Scriptores Latinae minores, Frankfurt a. M. 1588). Als Ergänzung sind einige neulateinische Autoren (Janus Dousa, Centurionatus, Leiden 1587; Antonio de Guevara, Horologium Principum, Torgau 1611; Jacobus Eyndius, Centurio Batavus Poemata, Leiden 1611; Merlinus Cocajus, Opera, Venedig 1613) und neugriechische Autoren (Georgios Sphrantzes, Historiae Mauricii Tiberii Imp. libri octo item Georgii Phranzae Protovestiarii Chronicorum, Ingolstadt 1604) zu nennen.

2.14 Zur Bestandsgruppe Mittellateinische Literatur (IV) s. u. 2.59-2.65.

2.15 Die Bestandsgruppe Historische Hilfswissenschaften, Geographie, Archäologie, Numismatik (V) enthält 1347 Titel mit Schwerpunkten auf den Gebieten Geographie und historische Reisebeschreibungen. Der überwiegende Anteil entstammt dem 19. Jh, nur 47 Titel sind aus diesen Bereichen dem 16. bis 18. Jh zuzuordnen. Hinzu kommen 33 Titel des 16. bis 18. Jhs, die die Archäologie und die sogenannten " Antiquitäten" (Baudenkmäler, Numismatik) betreffen. Der geringe Anteil an alten Drucken erklärt sich durch die großen Verluste, die diese Bestandsgruppe erfahren hat. Sie betreffen alle Teilgruppen: Historische Hilfswissenschaften (V.1), Geographie und Reisebeschreibungen (V.2), Archäologie, Antiquitäten, Mythologie (V.3) und Numismatik (V.4). Aus den verbliebenen Beständen sind nennenswert: Muhamedus Alfraganus Arabs, Chronologica et astronomica elementa (Frankfurt a. M. 1590); Benjaminus Tudelensis, Itinerarium (Paris 1575); Jodocus Sincerus, Itinerarium Galliae ( Lyon 1616); Johann Jacobus Reissardus, Antiquitates Romanae (Frankfurt a. M. 1597); Petrus Apianus, Inscriptiones sacrosanctae (Ingolstadt 1534); Natalis Comes, Mythologiae (Frankfurt a. M. 1588), und Renerus Budelius, De monetis et re numaria (Köln 1591).

2.16 Die Bestandsgruppe Bibliographien, Allgemeine Nachschlagewerke (VI) wurde im Zweiten Weltkrieg stark dezimiert. Durch einen Brand im Lesesaal wurde fast der gesamte Bestand an Nachschlagewerken (Wörterbücher, Lexika, Bibliographien) vernichtet, durch Auslagerung gingen zudem die Untergruppen Allgemeine Geschichte der Wissenschaften (VI.1) und Biographien (VI.6) fast vollständig verloren. Die verbliebenen 822 Titel sind im wesentlichen dem 19. Jh zuzuordnen. Interessant sind allerdings eine Reihe von vorhandenen Bibliothekskatalogen: Oxford (1605), Utrecht (1670), Wien (1690), Wolfenbüttel (1744-1746), Dresden (1744), Bibliotheca Bunaviana (Leipzig 1750), Groningen (1758) und Greifswald (1775). Von den übrigen Titeln, zu großen Teilen aus der goldastschen Bibliothek, sind bemerkenswert: Joachim Camerarius, Epistolarum libri VI (Frankfurt a. M. 1583); Henricus Susonius, Opera (Köln 1588); Johann Wowerius, Epistolarum centuriae (Hamburg 1608); Daniel Heinsius, Orationes (Leiden 1612); Hermann Kirchner, Orationes XXXVI (Erfurt 1621), und Johann Heinrich Alstedt, Encyclopaedia (Leiden 1649).

2.17 Die Bestandsgruppe Geschichte (VII) mit insgesamt 11 Untergruppen reicht von Allgemeiner Weltgeschichte bis zur in sich gegliederten Territorialgeschichte. Von ca. 1500 Titeln entfallen als Hauptbestandteil ca. 440 auf die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit, 240 auf die Geschichte der preußischen Länder und auf die Städtegeschichte sowie 234 auf die Geschichte der nordischen, europäischen und außereuropäischen Staaten. Der zeitliche Schwerpunkt liegt auf dem 19. Jh, ältere Titel sind fast durchgängig auf die Sammlung Goldast zurückzuführen.

2.18 Eine quantitative Analyse der Verluste belegt, daß diese Bestandsgruppe im Vergleich weniger betroffen war. Allerdings ist die Untergruppe Geschichte der nordischen, europäischen und außereuropäischen Staaten (VII.5) nur noch fragmentarisch vorhanden. Die allgemeine Weltgeschichte wird im wesentlichen durch die protestantischen Historiographen Johannes Sleidanus und Johannes Carion vertreten. Für die Territorialgeschichte sind erwähnenswert André de Foryn, Histoire de Navarre (Paris 1612); Petrus Bembus, Opera omnia (Straßburg 1609); Christian Wurstisen, Basler Chronik (Basel 1580); Martinus Crusius, Annales Suevici (Frankfurt a. M. 1595-1596, Provenienz Senatus Bremensis); Petrus de Vineis, Epistolae (Basel 1566); Werner Rolevinck, De Westphalorum (Köln 1602); Georgius Fabricius, Saxoniae (Leipzig 1616), und Caspar Schütz, Historia Rerum Prussicarum (Leipzig 1599). Bemerkenswert sind 2 in den Untergruppen Geschichte des Altertums (VII.2) und " Miscellanea historica et politica" (VII.11) vorhandene Bände, die beide das osmanische Reich bzw. die Türkenkriege und die Eroberung Konstantinopels zum Thema haben. Zum einen handelt es sich um Laonikos Chalkondyles, Historia rerum oriente gestarum (Frankfurt a. M. 1587) und Historiae Byzantinae scriptores tres (Genf 1615), zum anderen um ein Buchbinderkonvolut, das auch Inkunabeln enthält (dazu s. u. 5, Hetzer, Turcica-Katalog).

2.19 Die Bestandsgruppe Philosophie (VIII) mit ca. 900 Titeln enthält nur 72 Schriften des 16. bis 18. Jhs. Auch sie entstammen überwiegend der Sammlung Goldast. Die Verluste betrafen hier besonders die Foliobestände. Da der Bestand der alten Drucke wesentlich auf Goldast zurückgeht, bestimmen seine Interessen das Bild der verbliebenen Titel. Ein Schwergewicht liegt dabei auf dem Gebiet der griechischen Philosophie (Aristoteles, Plato). Die zeitgenössische Philosophie wird z. B. repräsentiert von Bartholomaeus Keckermann, Logica (Hanau 1599), Michel de Montaigne, Essais ( Lyon 1602), oder Nicolaus Faber, Opuscula (Basel 1614).

2.20 Die Bestandsgruppe Pädagogik (VIII.A) ist mit über 3600 Titeln die größte systematische Gruppe. Davon entfallen allerdings über 98 Prozent auf das 19. Jh. Die überwiegende Prägung des Bestandes durch Literatur des 19. Jhs bewahrte diese Abteilung vor einschneidenden Verlusten durch Auslagerung. Vorhanden sind pädagogische Wörterbücher und Lexika, Schulschriften, Abhandlungen über die Geschichte der Pädagogik und Erziehung sowie Schriften und Gesamtausgaben von Pädagogen des 19. und 20. Jhs (Diesterweg, Fröbel, Herbart, Pestalozzi, von Rochow).

2.21 Die Bestandsgruppe Politikwissenschaft, Wirtschaft (IX) kann mit ca. 980 Titeln beziffert werden. Der Bestand von ca. 110 Titeln aus dem 16. bis 18. Jh ist fast durchweg auf die Sammlung Goldast zurückzuführen. Neben den z. T. in mehrfachen Ausgaben vorhandenen staatstheoretischen Klassikern Bodin, Macchiavelli und Morus finden sich Schriften wie William Barclay, De Regno et Regale (Paris 1600); Zacharias Fridenreich, Politicorum liber (Straßburg 1609); Johann Althusius, Politica (Herborn 1614); Hermann Kirchner, Respublica (Marburg 1614); Daniel Heinsius, De politica sapientia oratio (Leiden 1614); Eberhardus de Weihe, Aulicus politicus (Frankfurt a. M. 1615); Christopherus Besoldus, Politicorum libri II (Frankfurt a. M. 1620), und Reinhard König, Theatri politici ( Jena 1621).

2.22 Die Bestandsgruppe Mathematik, Technik (X) zählt neben der Gruppe Bildende Kunst (II.A) zu den kleinsten. Die 505 Titel stammen überwiegend aus dem 19. Jh. Der geringe Umfang läßt sich möglicherweise aus der Struktur des bremischen Bildungswesens erklären, das bis zum Anfang des 19. Jhs in einer schulhumanistisch-konfessionellen Ausrichtung stand und erst im 19. Jh reformiert wurde. Die starke Prägung durch Literatur des 19. Jhs hat ebenso ihre Ursache im Ankauf von naturwissenschaftlich und mathematisch orientierten Sammlungen während dieses Zeitraumes ( s. o. 1.5). Der geringe Anteil an älteren Titeln erklärt sich zudem durch Verluste, aber auch durch das nur geringe mathematisch-technische Interesse Goldasts. Aus dem Besitz Goldasts stammen jedoch Einzelwerke wie Archimedes, Opera (Basel 1544), und Gemma Frisius, Arithmetica (Köln 1571).

2.23 Was für die Gruppe Mathematik und Technik gilt, ist aus der Sicht der Bibliotheksgeschichte auch auf die Bestandsgruppe Naturwissenschaften (XI) übertragbar. Von ca. 3300 vorhandenen Titeln entfallen weniger als 3 Prozent auf das 16. bis 18. Jh. Der große Zugang im 19. Jh ist erneut erklärlich durch den Ankauf von Sammlungen. So stammt ein Bestand von ca. 2000 Titeln zur Landwirtschaft aus dem Erwerb der Bücher des Landwirtschaftlichen Vereins unter J. G. Kohl. Die wenigen alten Drucke sind daher umso bemerkenswerter. Darunter befindet sich eine Abhandlung von Heinrich Knaust über die Bierbraukunst (Erfurt 1614). Weiter sind anzuführen im Bereich der Naturwissenschaften Sextus Placitus, De medicina animalibus ( o. O. 1539); Philipp Melanchthon, Initia doctrinae physicae (Wittenberg 1549); Simon Majolus, Dies caniculares (Ursel 1600); im Bereich Landwirtschaft Johannes Schöner von Karlstadt, Arzneibüchlein (Augsburg 1528); Caspar Jugelius, Oeconomica (Leipzig 1617).

2.24 Die Bestandsgruppe Theologie (XII) umfaßt mit acht Untergruppen lediglich ca. 1300 Titel. Diese niedrige Ziffer ist einerseits durch die Verluste zu erklären, andererseits durch die nicht differenzierten Sammlungen und Buchbinderkonvolute ( s. o. 2.5). Im Gegensatz zu den meisten übrigen Bestandsgruppen ist hier der Anteil von Titeln aus dem 16. bis 18. Jh größer; er liegt bei ca. 23 Prozent. In Teilgruppen übertrifft dieses Schrifttum eindeutig die Zugänge des 19. Jhs. Historisch erklärt sich dies durch die Sammlung Goldast und die Rolle, die Bremen in der reformierten Theologie des 17. und 18. Jhs spielte. Die Verluste betreffen die Untergruppen in unterschiedlicher Stärke, z. T. fehlen einige Formatgruppen. Hingegen verzeichnet die Signaturengruppe Historia ecclesiastica (XII.4) kaum Abgänge. Insgesamt handelt es sich im wesentlichen um eine Sammlung reformierter Prägung ( s. u. 2.25).

2.25 Die Sachgruppe Philologia sacra (XII.1) beinhaltet zu großen Teilen Bibelausgaben des 16. bis 19. Jhs. Große Teile der philologischen Hilfsmittel müssen als Verlust gelten. Hingegen ist der Bestand an Kirchenväter-Literatur (Patres, concilia et instituta ecclesiastica, XII.2) umfangreich, da er zu großen Teilen der Provenienz Goldast zuzuordnen ist ( z. B. Fulgentius, Opera, Köln 1526; Synesios, Epistolae, Paris 1605; Alexander Cyrillus, Opera, Paris 1605; Salvianus, De gubernatione Dei, Paris 1607; Arnobius, Disputationes, Hamburg 1610; Ennodius, Opera, Paris 1611). Gleiches gilt für die Abteilung Scriptores ecclesiastici veteres (XII.3), die neben mittelalterlichen Autoren auch Theologen und Humanisten des 15. und 16. Jhs enthält ( u. a. Erasmus von Rotterdam, Opera, Basel 1540 und Wessel Gansfort, Opera, Groningen 1614). Des weiteren sei auf die Gruppe Historia ecclesiastica (XII.4) hingewiesen, da sie einen relativ starken Anteil von Titeln enthält, die nicht auf Goldast zurückgeführt werden können. Diese Tatsache erklärt sich durch regionale Bezüge, da sich eine Reihe Professoren des Gymnasium Illustre im 17. und 18. Jh mit der Geschichte der Reformation und reformierten Konfessionalisierung befaßten ( z. B. Daniel Gerdes, Historia Reformationis, Groningen 1744-1752; ders., Specimen Italiae Reformatae, Leiden 1765).

2.26 Ähnliches gilt auch für die Bestandsgruppe Recht (XIII) mit 12 Untergruppen. Die Erklärungen für den relativ niedrigen Bestand in der Gruppe Theologie gelten auch hier. Von ca. 1130 Titeln entfallen 35 Prozent auf das 16. bis 18. Jh. In einigen Teilen überwiegt dieser Bestand den der Erwerbungen des 19. Jhs. In Teilbeständen (XIII.4: Ältere Praktiker, XIII.7: Jus feudale, XIII.9: Miscellanea) wurde nach dem 17. Jh offensichtlich keine neue Literatur angeschafft. Auf das 16. Jh entfallen ca. 160 Titel, auf das 17. Jh 242, auf das 18. Jh lediglich 13.

2.27 Im Bereich Recht rekrutiert sich der Bestand des 16. und 17. Jhs aus zwei wesentlichen Quellen, der Sammlung Goldast und der Sammlung Senatus Bremensis. Als heute nur fragmentarisch mit älteren Beständen ausgestattet können die Untergruppen Ältere Praktiker (XIII.4) und Handels- und Seerecht (XIII.11) gelten, starke Verluste verzeichnen die Abteilungen Jus Germanicum (XIII.3), Miscellanea (XIII.9) sowie Jus Publicum (XIII.10). Die letztgenannte Gruppe besteht heute vorwiegend aus Goldasts eigenen Publikationen. Das Material zum germanisch-deutschen Recht ( u. a. Johannes Oldendorp, Hartwig Dassel) entstammt mit wenigen Ausnahmen der Bibliothek Goldasts. Insgesamt gesehen umfaßt der Bremer Bestand drei inhaltliche Großgruppen: Römisches Recht, Rezeption des Römischen Rechts (einschließlich der Übernahme in Nationalrechte) und Rechtspraxis. Den umfassenden Interessen Goldasts stehen die begrenzten des Bremer Senates gegenüber, dessen Sammlung sich überwiegend auf Rechtspraxis und vergleichende Rechtsgeschichte bezog ( s. u. 2.49-2.53).

2.28 Die Bestandsgruppe Medizin (XIV) enthält ca. 1775 Titel, mit einem Anteil von 43 Schriften aus dem 16. bis 18. Jh. Davon ist wiederum ein Teil auf die Sammlung Goldast zurückzuführen. Die verbliebenen Schriften dürften überwiegend aus der Sammlung des Ärztlichen Vereins stammen, ebenfalls eine Erwerbung des 19. Jhs. Erwähnenswert aus dem 16. und 17. Jh sind: Theophilos Protospatharios, In Galeni de usu partium libros Epitome (Paris 1540); Hippokrates, Aphorismi ( o. O. 1591); Joachim Olhafius, Theses therapeuticae (Altdorf 1593, Dissertation); Embitor Arabs, De limonibus tractatus (Paris 1602); Paracelsus, Schriften (Frankfurt a. M. 1603), und Rudolphus Goclenius, De vita propaganda (Mainz 1608).

2.29 Die Bestandsgruppe Schriften der Historischen Abtheilung des Künstlervereins, Schriften von Historischen Gesellschaften (XV) umfaßt heute 564 Titel, davon 10 aus dem 18. Jh und 554 aus dem 19. Jh. Vgl. dazu die Bemerkungen zu den Sonstigen Sammlungen ( s. u. 2.86). Altbestand nach den Zugangsbüchern 1930-1965

2.30 Mit der Einführung der Numerus-currens-Aufstellung wurde die bis dahin geltende Trennung von Standortkatalog in Bandform und Zugangsverzeichnis aufgegeben. Für den genannten Zeitraum enthalten die Zugangsbücher in erster Linie Daten, die die Finanzbuchhaltung betreffen. Es sind darin aber auch Hinweise auf die Herkunft (Lieferant, Geschenkgeber), die Sachgruppe (Wissenschaftsgebiet) und die Aufstellung im Magazin verzeichnet. In späterer Zeit hielt man darin auch Verluste fest (nicht nur solche, die im Zweiten Weltkrieg durch Auslagerung erfolgten). Man müßte also auf dieser Grundlage ein vielschichtiges Bild über Herkunft, Preis, Aufstellung und Verbleib gewinnen können. Tatsächlich aber geben die Zugangsbücher weniger her als die alten Standortkataloge, weil nicht nur Erscheinungsort und -jahr unzuverlässig eingetragen sind (in ca. 17 Prozent der Fälle fehlt die Jahresangabe), sondern vor allem deshalb, weil 1930, 1937 und 1953 die Zuweisung zu den Wissenschaftsgebieten jeweils in einer von den vorhergehenden abweichenden Form erfolgte. Aus diesen Gründen muß für den Anschaffungszeitraum von 1930 bis 1965 darauf verzichtet werden, den Altbestand nach Fächern zu gliedern. Allein nach Sprachen kann spezifiziert werden, soweit die Titelform in Kombination mit dem Erscheinungsort eine Zuweisung gestattet. Da für die 1963 angeschaffte Sammlung Welding ein eigener Katalog existiert ( s. u. 2.78-2.80), werden die betreffenden Ziffern hier ausgespart. Zu vermerken ist, daß 1939 21 Inkunabeln aus dem Antiquariat erworben wurden; im gesamten Zeitraum von 1930 bis 1965 waren es 33 Inkunabeln.

2.31 Von 11.100 ermittelten Titeleinheiten entfallen 10.064 auf das 19. Jh, 806 auf das 18. Jh, 173 auf das 17. Jh und 57 auf das 16. Jh. Hinzuzurechnen sind die 33 Inkunabeln.

2.32 In sprachlicher Hinsicht dominiert das Deutsche (7830 Titel), gefolgt vom Englischen (1144 Titel) und Lateinischen (1109 Titel). Der relativ hohe Anteil von lateinischen Titeln erklärt sich durch 447 Anschaffungen aus dem 16. bis 18. Jh (z. T. als Ersatz für Verluste nach 1945) sowie durch die Erwerbung von Klassikerausgaben des 19. Jhs. Weiter sind zu nennen 754 französische Titel, 99 niederländische, 61 italienische, 24 spanische, 13 mehrsprachige und 9 griechische. Bei den 57 Titeln in sonstigen Sprachen handelt es sich um skandinavische Sprachen im 17. und 18. Jh; im 19. Jh kommen slawische Sprachen und Ungarisch hinzu.

2.33 Einschließlich von 1862 undatierbaren Schriften wäre von einem Gesamtbestand von 12.962 Titeln auszugehen. Es ist aber anzunehmen, daß gerade Bücher aus der laufenden Produktion ohne Datum eingetragen wurden, während man dieses bei älteren Veröffentlichungen sorgfältig verzeichnen würde. Daher ist es sinnvoller, von der niedrigeren Zahl auszugehen. Aus ähnlichen Überlegungen heraus wurde darauf verzichtet, nicht nur die Fortsetzungsveröffentlichungen, sondern auch die Dissertationen auszuwerten, für die jeweils eigene Zugangsverzeichnisse geführt wurden. Altbestand nach dem EDV-Katalog (nach 1965)

2.34 Der EDV-Katalog der Bibliothek verzeichnet für den historischen Buchbestand eine Zahl von 28.989 Titeln; abzüglich von 16.209 Umarbeitungen aus dem Altbestand ergibt sie die unter 2.2 genannte Zahl von 12.780 Neuerwerbungen. Die Gesamtzahlen benennen für das 19. Jh 23.461 Titel, für das 18. Jh 1899, für das 17. Jh 2518 und für das 16. Jh 1111 Titel. Der erhebliche Anteil von Schriften des 16. und 17. Jhs ergibt sich weitgehend durch die Sammlung Goldast, soweit sie in den EDV-Katalog eingearbeitet ist. Hinzu kommen die untergeordnete Rolle, die Bestände des 18. Jhs von jeher in der Bibliothek spielten, und die Tatsache, daß die Sammlung Cassel komplett noch nicht im neuen Katalog erfaßt ist. Daher sind für die Bestände des 17. und 18. Jhs die anhand der Standortkataloge gewonnenen Ziffern als Korrektiv zu den auf EDV-Statistik beruhenden Angaben heranzuziehen. Abzüglich der Umarbeitungen entfallen als Neuerwerbungen 10.754 Titel auf das 19. Jh, 1201 auf das 18. Jh, 663 auf das 17. Jh und 162 auf das 16. Jh. Das läßt von den absoluten Zahlen her den größten Zuwachs im 19. Jh erkennen, in Prozenten (63 Prozent) ist jedoch die Steigerungsrate in bezug auf die Bücher des 18. Jhs am größten.

2.35 Eine detaillierte, systematische und sprachliche Analyse ergibt in Teilen abweichende Zahlen von den globalen Bestandsangaben. Die systematischen Notationen des EDV-Katalogs gehen von 60 Bibliotheks-" Fächern" aus, in die, ungeachtet des Wissenschaftsverständnisses früherer Jahrhunderte, die Bücher bei der Umarbeitung eingefügt werden mußten. Nur bei etwa einem Fünftel dieser modernen Fächer finden sich relevante Zahlenangaben. Ähnlich verhält es sich in bezug auf die Sprachangaben. Die Ziffern weisen kaum ausgefallene Sprachen nach. Titel. Darauf folgen Latein (2594), Englisch (1977), mehrsprachige Schriften (1834), Italienisch (508), Griechisch (189), skandinavische Sprachen (122) und slawische (61). Dem müssen zum Verständnis die Zahlen für die tatsächlichen Neuerwerbungen gegenübergestellt werden, soweit sie sich aus der sprachlichen Aufstellung im Vergleich mit den Umarbeitungen ermitteln lassen: Deutsch (4690 Titel), Latein (947), mehrsprachig (696), Englisch (587), Französisch (570), Italienisch (434), skandinavische Sprachen (91), Griechisch (66), slawische Sprachen (45). Die beiden Sammlungen Storia Italiana und Teatro Italiano ( s. u. 2.81-2.83) bewirken die relativ hohen Zuwächse bei den italienisch-sprachigen Beständen. Die hohen Ziffern für mehrsprachige Ausgaben bezeichnen keine echten zweisprachigen Ausgaben, sondern spiegeln die Zählweise, die Wörterbücher u. ä. unter diese Kategorie faßt. gegliedert, ändert sich das generelle Bild naturgemäß. Im 16. Jh dominiert das Lateinische, auf das 488 Titel mit 83 Neuerwerbungen entfallen. Es folgen Deutsch mit 302 Titeln (24 Neuerwerbungen), Griechisch mit 37 Titeln (11 Neuerwerbungen) und 7 mehrsprachige Titel. Demgegenüber sind die übrigen Sprachen zu vernachlässigen. Das 17. Jh zeigt mit 1288 lateinischen Titeln (495 Neuerwerbungen) und 653 deutschen (101 Neuerwerbungen) die gleiche Grobstruktur. Bemerkenswert ist der starke Anteil von mehrsprachigen Schriften (164, 29 Neuerwerbungen), bereits gefolgt von 36 französischen Titeln (21 Neuerwerbungen), 16 italienischen (15 Neuerwerbungen) und lediglich 7 griechischen (2 Neuerwerbungen). Das 18. Jh bringt im Hinblick auf die sprachlichen Präferenzen eine deutliche Neuentwicklung mit sich. Der Katalog weist 968 deutschsprachige Titel (632 Neuerwerbungen) aus, dazu 188 lateinische (69 Neuerwerbungen), 138 mehrsprachige (46 Neuerwerbungen), 108 französische (73 Neuerwerbungen) und 108 italienische (99 Neuerwerbungen), 30 englische (8 Neuerwerbungen) und lediglich 5 griechische (eine Neuerwerbung). Die deutliche Prägung des Altbestandes ergibt sich wesentlich durch die Bestände des 19. Jhs mit 10.273 Titeln (3933 Neuerwerbungen), ergänzt durch 1947 englische Titel (575 Neuerwerbungen). Eine Erklärung für die 1525 mehrsprachigen Titel (620

Neuerwerbungen) ist bereits gegeben (s. o. 2.36). Neben 1067 französischen Titeln (476 Neuerwerbungen) fallen 630 lateinische (300 Neuerwerbungen) und 383 italienische (300 Neuerwerbungen) deutlich ab. Erstmals sind hier Titel aus den Bereichen der skandinavischen (122 Titel, 91 Neuerwerbungen) und slawischen Sprachen (61 Titel, 45 Neuerwerbungen) nachweisbar.

2.38 Die Beschreibung der inhaltlichen Struktur des Altbestandes nach EDV-Katalog hat sich an den heutigen Fächerzuordnungen zu orientieren. Die Angaben sind daher nur bedingt mit denen zu vergleichen, die anhand der alten Systematik ermittelt worden sind, ungeachtet der zahlreichen Umarbeitungen aus dem Altbestand, besonders aus der Sammlung Goldast für das 16. und 17. Jh. Die Pädagogik umfaßt vor allem Elementarlehrbücher. In den philologischen Fächern lassen sich die Quellentexte und Sekundärliteratur nicht trennen.

2.39 Der EDV-Katalog weist für das 16. Jh für das Fach Geschichte 333 Titel aus, das damit am stärksten vertreten ist. Es folgen Klassische Philologie (213), Theologie (182) und Recht (161). Von allen übrigen Fächern ist lediglich die Germanistik in größerem Umfang (65 Titel) nachweisbar. Gewichtung und Abfolge der Bestände resultieren aus der Umarbeitung, die tatsächlichen Neuerwerbungen schwanken zwischen 7,6 Prozent (Germanistik) und 19,7 Prozent (Klassische Philologie).

2.40 Im 17. Jh ist der Bestand für den Bereich Geschichte mit 771 Titeln ebenfalls am größten. Verschiebungen ergeben sich durch 673 juristische, 345 theologische und 289 Schriften aus dem Bereich der Klassischen Philologie. Im Vergleich zum 16. Jh belegt die EDV-Analyse eine wachsende Bandbreite in bezug auf die Fächer. So entfallen 100 Titel auf Germanistik, 44 auf Philosophie sowie jeweils 42 auf die Bremensien und die Romanistik. Die allgemeine Reihenfolge entspricht wiederum in weiten Teilen den Umarbeitungen. Die Neuerwerbungen reichen von 78 Prozent (Romanistik) bis 4,5 Prozent (Philosophie, Pädagogik).

2.41 Im 18. Jh entfällt der größte Buchbestand auf die Germanistik (427 Titel); es folgen Geschichte (259), Klassische Philologie (250), Romanistik (165), der Notenbestand (90), Bremensien (74), Theologie (57) und Anglistik (57). Kleinere Bestände von 11 bis 27 Titeln entfallen auf alle übrigen Fächer. Diese Rangfolge ergibt sich durch die hohe Zahl von Neuerwerbungen. So entfallen auf Germanistik 89 Prozent Neuerwerbungen, auf Geschichte 65 Prozent. Die Einarbeitung der Sammlung Cassel würde dieses Bild grundlegend ändern. Bemerkenswert ist die Erwerbung von 89 Notendrucken gegenüber dem vorherigen Bestand eines einzigen Notenwerks aus dieser Zeit. (Der neu erworbene Bestand an Noten ist durchweg in schlechtem Zustand und konnte z. T. bis heute nicht für die Benutzung hergerichtet werden.) Von 26 Titeln aus dem Bereich Landwirtschaft stammen 25 aus dem Altbestand, vermutlich ein Teil der Sammlungen des Landwirtschaftlichen Vereins.

2.42 Für das 19. Jh weist der Katalog 26 Gruppen mit Altbestand aus, der sich in wesentlichen Teilen auf sechs Gruppen konzentriert: Germanistik (3179 Titel), Klassische Philologie (2142), Anglistik (2001), Geschichte (1528), Romanistik (1232) und Recht (1086). Fächer wie Allgemeine Sprach- und Literaturwissenschaft (130), Botanik (314), Geologie (103), Politik (226), Psychologie (149), Publizistik (100), Skandinavistik (229), Slawistik (139), Soziologie (192), Sport (209), Volkskunde (172) und Zoologie (152) sind hier erstmals in den Altbeständen nachweisbar, die Neuerwerbungen übertreffen dabei überwiegend die Altbestandsübernahmen. Hingegen liegen die Neuerwerbungen in den Fächern Germanistik (885 Titel), Klassische Philologie (791), Anglistik (405) und Romanistik (473) z. T. weit unter den Altbestandsübernahmen, lediglich bei Geschichte (902) und Recht (780) übersteigen sie diesen. Beim Fach Orientalistik sind 17 Mechitharisten-Drucke aus Wien (1820 bis 1897) in türkischer Sprache, aber in armenischer Schrift eingearbeitet. Diese sogenannten Daçkeren-Texte stellen Rara dar, da sie nicht systematisch gesammelt wurden. Der (Pseudo-)Thomas von Kempen (De imitatione Christi libri quattuor) in einer türkischen Übersetzung aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs ist nicht nur ein Kuriosum, sondern auch ein Sprachdenkmal, das die türkische Volkssprache der Zeit dokumentiert. Sondersammlungen Inkunabeln

2.43 Die Inkunabelsammlung enthält traditionell auch einige Postinkunabeln. Bis zu einer Neubearbeitung des Seedorfschen Katalogs ( s. u. 3.2) ist von 180 bibliographischen Einheiten dieser Sammlung auszugehen. Da die Inkunabeln häufig nur wenige Blätter umfassen, wurden sie früher mit jüngeren Schriften zu Buchbinderkonvoluten zusammengefaßt. Soweit dieses Kleinschrifttum später nicht aus den alten Beständen für eine gesonderte Aufstellung entnommen wurde, sind in der Inkunabelsammlung auch Titel aufgestellt, die eigentlich nicht dazu zählen. Es wurde jeweils der ganze Buchbinderband, der bis zu 20 Kleinschriften verschiedenen Alters umfassen kann, aus der allgemeinen Aufstellung separiert.

2.44 Von den angegebenen 180 bibliographischen Einheiten gehen 40 auf die Sammlung Goldast zurück, ein anderer Teil auf den Nachlaß Cassels (4). Für die Bibliotheksgeschichte interessant sind eine Inkunabel aus der vormaligen Dom- oder Athenäumsbibliothek (Cicero, Orationes, Venedig 1483) und 7 aus dem Bestand des im Verlaufe der Reformation aufgelösten Paulsklosters zwei der wenigen Nachweise von vorreformatorischem Buchbestand in Bremen. Die älteste Inkunabel gehört zum Nachlaß Treviranus (Cicero, De officiis, Mainz 1466).

2.45 Die 180 bibliographischen Einheiten der Inkunabelsammlung sind in 137 Buchbindereinheiten aufgestellt. Davon sind 167 Titel lateinisch, je 4 mittelniederdeutsch oder mittelhochdeutsch und 5 griechisch.

2.46 Den wesentlichen inhaltlichen Bestand machen die der Theologie (98) zuzurechnenden Titel aus (Bibelausgaben, mittelalterliche Theologen, homiletische Hilfsmittel). Mit 24 Titeln folgen die Klassische Philologie und die Literatur des Klassischen Altertums ( u. a. Euripides, Horaz, Cicero, Petronius). 15 Titel entfallen auf antike oder mittelalterliche Philosophie und Philosophiegeschichte ( u. a. Walter Burley), 14 auf Geschichte ( u. a. Hartmann Schedel), 12 auf Geographie, Naturkunde ( u. a. Plinius) und Astronomie. Nur ein Titel ist juristischen Inhalts (Johannes Andreae, Summa per secundo decretalium, Köln o. J.). Zwei Titel liegen vor zur volkssprachlichen Literatur, darunter Reynke de Vos (Lübeck 1498, übernommen von der Bremischen Deutschen Gesellschaft). Der im Vergleich relativ hohe Anteil an Schriften zur Philosophie und zur Literatur des Klassischen Altertums geht auf die Sammelinteressen Goldasts zurück.

2.47 Vor dem Zweiten Weltkrieg umfaßte die Inkunabelsammlung 227 bibliographische Einheiten, von denen 55 seither verschollen sind; 6 davon wurden 1994 in der Russischen Nationalbibliothek in St. Petersburg wiedergefunden.

2.48 Eine Analyse der Druckorte belegt eine deutliche Dominanz des oberrheinischen Gebietes, besonders von Straßburg und Köln, auf die ca. 30 Prozent der Drucke entfallen. Es folgen italienische Provenienzen (im wesentlichen Florenz, Rom und Venedig) und süddeutsche (Augsburg, Nürnberg). Etwa 11 Drucke aus dem mittel- und ostdeutschen Raum haben zu großen Teilen ihren Ursprung in Leipzig, von 8 Drucken aus der Schweiz stammen 5 aus Basel. Der norddeutsche Raum ist mit 4 Inkunabeln (meist Lübeck) schwach vertreten; 7 Stücke aus dem belgisch-niederländischen Raum sind im wesentlichen in Antwerpen, Deventer und Zwolle verfertigt worden. Sammlung Senatus Bremensis (Ratsbibliothek)

2.49 Diese kleine Sammlung umfaßt z. Z. 116 Bde und ist gesondert aufgestellt. Erschlossen ist sie alphabetisch und systematisch über den alten Zettelkatalog.

2.50 Wann die Ratsbibliothek gegründet wurde, läßt sich heute nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Unklar ist, wann eine Trennung vom Ratsarchiv stattgefunden hat. Eine Besitzeintragung seitens des Rates ist erstmals 1592 nachzuweisen, später finden sich auf Banddeckeln die Vermerke " Senatus Bremensis" u. ä., verbunden mit einer Jahresangabe.

2.51 Nach dem Erwerb der Goldastschen Sammlung durch den Rat wurden offensichtlich Dubletten zwischen den Neuerwerbungen und der Ratsbibliothek festgestellt und entsprechend veräußert. Dies könnte einen Teil des Schwundes im Bestand Goldast erklären.

2.52 Dem Format nach besteht die Sammlung überwiegend aus Folio-Bänden (86); 20 sind in Oktav und 10 in Quart. In sprachlicher Hinsicht überwiegt das Lateinische (203 Titel), gefolgt vom Deutschen (43), von 11 mehrsprachigen Titeln und 2 niederländischen.

2.53 Die Ratsbibliothek enthält hauptsächlich juristische Texte und Kommentare (225 Titel), darunter Römisches Recht, deutsches Recht und eine Sammlung von Stadtrechten (Straßburg, Frankfurt u. ä.). Komplementär dazu gehören 24 Titel historischen und 17 theologischen Inhalts (Augsburger Konfession und entsprechende Kommentare u. ä.) zu dieser " Arbeitsbibliothek" des Rates. Als Prachtstück der Sammlung ist die 1641 von Merian in Frankfurt herausgegebene und mit Kupferstichen reich illustrierte Ausgabe von Johann Angelius von Werdenhagens De rebus publicis hanseaticis tractatus anzusehen. Die Bibliothek besitzt von diesem Werk noch eine weitere Ausgabe in Folio und 4 in Kleinoktav, aber sämtlich ohne Abbildungen. Sammlung Goldast

2.54 Die Sammlung Goldast bildete bis ins 18. Jh den Kernbestand der Bibliotheca Bremensis, sowohl für den Buch- als auch den Handschriftenbestand. Ein Großteil der Bände ist äußerlich durch die Prägung in Großbuchstaben MGHV auf dem Vorderdeckel zu erkennen, da Goldast während seines Aufenthaltes in Bückeburg (seit 1615) seiner gesamten Bibliothek ein einheitliches Gesicht hatte geben lassen. Heute sind die dazu gehörigen Folio- und Quart-Bände sämtlich im EDV-Katalog eingearbeitet. Daher sind die Ziffern für die Altbestandsumarbeitungen des 16. und 17. Jhs ( s. o. 2.34) nahezu identisch mit den Angaben für die Sammlung Goldast.

2.55 Ohne Hss. und Inkunabeln (erfaßt im EDV-Katalog) besitzt die Sammlung an Folio- und Quart-Formaten 2804 Titel, mit Schwergewichten auf den Gebieten Geschichte (981 Titel), Rechtswissenschaften und Klassischer Philologie. Wichtig ist auch das verstreut beigebundene Kleinschrifttum (Flugschriften, Einblattdrucke etc.), das sich auf andere Wissensgebiete erstreckt.

2.56 Das Bild ändert sich bei einer Analyse der Oktavbestände. Hier dominieren die theologischen Titel (251), gefolgt von der Literatur des Klassischen Altertums (224) und der Jurisprudenz (201). Starke Anteile entfallen auf nichtdeutsche Sprachen und Literaturen (136), Geschichte (120) sowie Politik und Staatswissenschaft (115). Weniger stark vertreten sind naturwissenschaftliche und mathematische Teilgebiete.

2.57 Die Sammlung, die sprachlich vom Lateinischen dominiert wird, gewinnt an Bedeutung weniger durch einzelne Titel als durch den Gesamteindruck. Trotz der Verluste ist die Bibliothek Goldasts eine der wenigen nahezu vollständig erhaltenen Bibliotheken des Späthumanismus im Zeitalter der Konfessionalisierung, zumal im nordwestdeutschen Raum.

2.58 Der Bestand enthält alle wichtigen antiken und spätantiken Autoren, ergänzt durch die wesentlichen antiken, mittelalterlichen und rezenten Philosophen. Titel aus den Bereichen Jurisprudenz, Theologie und Geschichte galten für Goldast als Arbeitshilfen. Die Sammlung enthält die Werke von bedeutenden Theologen und Philologen der Zeit. Naturwissenschaften (Gemma Frisius) und Medizin (Hippokrates, Paracelsus) bilden Anhängsel. Von Fachautoren abgesehen, sind besonders deutsche Volksbücher der Frühen Neuzeit zu erwähnen, so Sprichwörtersammlungen wie Die sieben weisen Meister, Von Reinicken Fuchß, Historia Tyllen Eulenspiegels, Die Schöne Magelone u. ä. Erwähnenswert ist auch ein unter der Signaturengruppe Klassische Literatur des Altertums (III) erhaltener, arabisch gedruckter Dialog, in dem sich zwei Personen über Erfahrungen während einer Pilgerfahrt nach Mekka unterhalten. Sammlung Cassel

2.59 Neben der Bibliothek Goldast hatte die Sammlung Cassel seit dem Ende des 18. Jhs wesentlichen Anteil am Bestand der Bibliotheca Bremensis. Cassel zählt zu den bedeutendsten Gelehrtenpersönlichkeiten Bremens im 18. Jh. Er verkörpert eine der zentralen Personen, die in der Hansestadt für die Aufklärung stehen. Nach der Ausbildung in Bremen und dem Rektorat an der reformierten Friedrichsschule im preußischen Magdeburg wurde Cassel 1749 an das Paedagogeum in Bremen berufen; 1764 erhielt er die ordentliche Professur für Eloquenz am Gymnasium Illustre. Cassel verstand sich, im Sinne seiner Zeit, als Universalgelehrter. Von bleibendem Wert sind seine Studien zur bremischen Geschichte. 1749 wurde er Ehrenmitglied der Lateinischen Gesellschaft in Jena, 1752 der Deutschen Gesellschaften in Göttingen und Bremen. Die Bremer Gesellschaft erwählte ihn schließlich zum Sekretär und Bibliothekar. Sein umfangreicher Nachlaß gelangte am Ende des 18. Jhs in die Bremer Bibliothek. Dabei muß es zu Aussonderungen gekommen sein, wie ein Vergleich zwischen Cassels eigenen Verzeichnissen ( s. u. 3.3) und einer im Staatsarchiv Bremen (Signatur 2-T.5.f.1.d.) befindlichen Ankaufsliste dokumentiert. Anderes kann in die Bibliothek der Bremischen Deutschen Gesellschaft integriert oder später verlorengegangen sein.

2.60 Heute ist sein Nachlaß in drei Aufstellungsordnungen erhalten: (1) Kleinschrifttum und ungebundenes handschriftliches Material in Kapseln (Signatur C.S.), (2) Buchhandschriften und Drucke zur Bremischen Geschichte unter Bremensien (Signatur Brem.) und (3) die übrigen Druckschriften in der alten Gruppenaufstellung. Da letztere vorwiegend der Sachgruppe Mittellateinische und Neulateinische Literatur angehören (Autoren des 16. bis 18. Jhs), wurde in den letzten Jahren die gesamte Gruppe Mittellateinische Literatur im Handschriftenlesesaal aufgestellt, ohne daß die Bände umsigniert wurden. Als Sammlung Cassel können zunächst diese 904 Bde gelten. Gewöhnlich sind die Bände des Buchnachlasses Cassel an einer handschriftlichen Eintragung als Besitz des Bremer Professors zu identifizieren; nur 15 Bde der Aufstellung unter der Sachgruppe Mittellateinische Literatur (IV) gehören mit Sicherheit nicht zu Cassels Nachlaß, da sie nach seinem Tod erschienen sind. Weitere Bände dieser Gruppe wurden wegen des Erscheinungsjahres in die Inkunabelsammlung oder die Sammlung Goldast gestellt, da sie aus dieser Provenienz stammen.

2.61 Der Teil der Sammlung Cassel, der von der Aufbewahrungsform her zu den Sondermaterialien gerechnet werden müßte, besteht aus 143 Kapseln, von denen 86 arabisch und weitere 57 römisch numeriert sind. Die römisch numerierten C.S.-Kapseln enthalten durchschnittlich je 50 Blätter Gelegenheitsschriften oder eine entsprechende Anzahl verwandter Materialien, darunter auch Handschriftliches. Zum Teil sind die Kapselinhalte nach Cassels Tod zu datieren, so daß auch hier offensichtlich ein Teil des Materials postum der Sammlung zugefügt wurde. Einige der Gelegenheitsschriften, vornehmlich des ausgehenden 16. Jhs, sind lediglich durch Cassels Abschriften nachweisbar.

2.62 Die arabisch numerierten Kapseln enthalten jeweils 10 bis 20 Broschüren mit Dissertationen, die von Bremern an Hochschulen anderer Städte anläßlich akademischer Festivitäten gehalten oder pro gradu verteidigt wurden. Es überwiegen Dissertationen juristischen Inhalts (30 Kapseln), gefolgt von theologischen (10), medizinischen (4) und philosophischen (3). Aufgrund der reformierten Konfessionalisierung Bremens seit dem zweiten Drittel des 16. Jhs stammt ein Teil dieser Dissertationen aus dem niederländischen Raum ( z. B. Franeker).

2.63 Ferner sind vorhanden 5 Kapseln mit Orationen, 5 mit handschriftlichen Carmina sowie 19 mit Dissertationen von den beiden Bremer Hohen Schulen. Die Gelegenheits- und Schulschriften der Sammlung Cassel sind über die Personenkartei des Alten Katalogs erschlossen.

2.64 Wegen des überwiegenden Anteils der Abteilung Mittellateinische Literatur (IV) hat die Sammlung Cassel sprachlich einen geschlosseneren Charakter als die Sammlung Goldast. Von 2560 bibliographischen Einheiten sind 2409 lateinisch und 104 mehrsprachig. Nur 47 Einheiten entfallen auf sonstige Sprachen, wobei die deutschen Titel mit 26 am stärksten vertreten sind. 732 Bde der Sammlung sind im Oktavformat, so daß sie insgesamt den Charakter einer Bibliothek kleinformatiger Taschenausgaben hat. Es gehören nur vier Foliobände zur Sachgruppe Mittellateinische Literatur dieser Aufstellungsordnung. Bei dieser offensichtlichen Schwerpunktsetzung bleibt allerdings zu berücksichtigen, daß Cassel wie seine Kataloge zeigen auch über einen geringen Bestand an antiken Autoren verfügte, die möglicherweise zu den Kriegsverlusten der Gruppe Klassische Literatur des Altertums zu zählen sind.

2.65 Unter den Autoren aus der Sammlung finden sich George Buchanan, Gregor Bersmann, Joachim Camerarius, Nathan Chyträus, Euricius Cordus, Janus Dousa, Georg Fabricius, Paul Fleming, Eobanus Hessus, Giovanni Pico della Mirandola, Martin Opitz und Julius Caesar Scaliger. Beachtenswert ist der große Anteil von Schriften zur neulateinischen Rhetorik.

2.66 Bei den in der Bremensien-Sammlung (Signatur Brem.) enthaltenen Bänden des Nachlasses Cassel handelt es sich z. T. um Hss. archivalischen Charakters, die hier außer Betracht bleiben. Da sich nach Cassels eigenen Aufzeichnungen auch eine beträchtliche Anzahl von bremischen Drucken (Bremensia) in seiner Bibliothek befanden (ca. 1900 Titeleinheiten), ist anzunehmen, daß diese in die Bremensien-Sammlung übernommen worden sind, ohne daß dies bisher durchgehend am Bestand überprüft worden ist. Stichpunktartige Autopsien ergaben, daß ein nicht unerheblicher Anteil der Bestände der Bremensien-Sammlung Cassels Besitzeintrag aufweist. Bremensien

2.67 Die Bremensien-Sammlung gliedert sich in drei formale Gruppen: (1) den in den EDV-Katalog eingearbeiteten Bestand, wovon der größte Teil in der Freihandzone steht, (2) die sogenannten alten Bremensien aus der Signaturengruppe Brem., die in Sondermagazinen aufbewahrt werden, und (3) Sondermaterialien wie die Kapseln der Sammlung Cassel (Signatur C.S.), Proklame, alte Zeitungen, Theaterzettel u. ä. Der Anteil der im 16. bis 19. Jh gedruckten Bücher an " neuen" Bremensien wurde mit 520 bibliographischen Einheiten beziffert, davon 303 Umarbeitungen aus dem Altbestand. Die Sondermaterialien werden separat behandelt ( s. u. 2.90 ff.).

2.68 Der Begriff Bremensien ist weit gefächert. Es handelt sich zum einen um Literatur, die die Stadt Bremen oder sie umgebende Gebiete (Erzstift) betrifft, zum anderen um Literatur, die von Bremern verfaßt worden ist. Dabei ist diese Sondersammlung nicht auf den Druckort Bremen fixiert. Die Bremer Drucke bilden eine eigene Untergruppe, die aber hier auch als Sondersammlung definiert wird, da sie über eine eigene Kartei erschlossen ist ( s. u. 2.72-2.75). Inhaltlich hat die Bremensien-Sammlung im weitesten Sinne landeskundlichen Charakter. Sie umfaßt politische Geschichte, Sozialgeschichte, Kulturgeschichte und Kirchengeschichte. Seit dem 19. Jh überwiegen Darstellungen, während für die vorherigen Zeiträume ein großer Anteil von Quellenmaterial vorhanden ist. Der ältere Bestand gewinnt dadurch an Bedeutung, daß er die konfessionellen Entwicklungen und Auseinandersetzungen spiegelt, die Bremen vom 16. bis zum 18. Jh nach innen und außen bestimmten (Reformation, reformierte Konfessionalisierung, Dogmenstreitigkeiten innerhalb des Calvinismus, Pietismus). Darüber hinaus sind Schriften z. T. juristischen, z. T. polemischen Inhalts hervorzuheben, die im Zusammenhang mit Bremens politischer und juristischer Stellung im 16. und 17. Jh zu sehen sind. Wesentliche Punkte waren hier bis zum Dreißigjährigen Krieg die Frage nach der Reichsfreiheit und im Anschluß das ungeklärte Rechtsverhältnis zur Territorialmacht Schweden. In kulturgeschichtlicher Hinsicht bietet die Sammlung grundlegende Materialien zur bremischen Schul- und Geistesgeschichte, bevorzugt zur Geschichte des reformierten Gymnasiums und des lutherischen Athenäums (Lektions-Indices, Programme), zur Entwicklung des literarischen Lebens (bis ins 19. Jh überwiegend Kasualschrifttum, s. u. 2.90-2.95), zur Geschichte der wissenschaftlichen Gesellschaften des 18. und 19. Jhs sowie zur bremischen Buchdruck- und Buchhandelsgeschichte.

2.69 Die Übersicht an Hand der bis 1929 geführten Standortkataloge läßt die Hss. unberücksichtigt (ca. 600 Bde, meist in Folio). Bei den Drucken handelt es sich um 246 Sammelkapseln oder Buchbinderkonvolute mit Kleinschrifttum sowie weitere 3795 Katalog-Einheiten. Es überwiegen Werke in deutscher Sprache; ein Anteil von 17 Prozent entfällt auf die lateinischen Titel. Dieses Verhältnis relativiert sich bei einer detaillierten Betrachtung der Zeiträume: Im 16. und 17. Jh ist ein annähernder Gleichstand von lateinischen und deutschen Titeln nachweisbar (16. Jh 89 deutsche und 83 lateinische; 17. Jh 227 lateinische und 168 deutsche), im 18. und besonders im 19. Jh dominieren deutschsprachige Schriften. Erstaunlich gering ist die Zahl der niederländischen Werke. Die meisten Drucke, die sich auf die Niederlande beziehen, sind in lateinischer Sprache. Dies ist angesichts der engen politischen und kulturellen Beziehungen zwischen Bremen und den nördlichen Niederlanden hervorzuheben.

2.70 Von 3795 bibliographischen Einheiten müssen 303 Umarbeitungen aus dem Altbestand abgezogen werden, so daß unter Ausschluß der Kriegsverluste und der Umarbeitungen der Bestand an alten Bremensien vermutlich 3492 Titel beträgt. Eine exakte Zahl kann deshalb anhand der Kataloge nicht ermittelt werden, weil zwischen 1930 und 1965 die Bremensien nicht mehr als eigene Signaturengruppe weitergeführt wurden und somit Altbestandsumarbeitungen auch aus der Numerus-currens-Aufstellung möglich waren.

2.71 Wegen der geringen Verluste ist die Bremensien-Sammlung für das 16. bis 19. Jh eine historische Quellensammlung von hohem Wert. Neben den erwähnten Schwerpunkten ( s. o. 2.68) sind u. a. erwähnenswert ein beachtlicher Bestand an Schriften des Hamburger Lessing-Kontrahenten Johann Melchior Goetze (1715-1786) sowie die Bibliotheca Bremenis (1718-1727), das Museum Bremensis (1728-1732) und die Bibliotheca Bremensis nova (1760-1767). Es handelt sich hierbei um gelehrte Zeitschriften, die, herausgegeben von Bremer Theologen, als wichtige Kommunikationsorgane innerhalb einer pietistisch ausgerichteten Gelehrtenschicht im 18. Jh galten und Beiträge enthalten, die sich z. B. auch mit philologischen Fragen aus dem Bereich der Orientalistik befassen. Bremer Drucke

2.72 In der Vergangenheit wurden in Bremen hergestellte Druckschriften gewöhnlich als Bremensien aufgefaßt, auch wenn der Inhalt an sich keinen lokalen oder regionalen Bezug ( z. B. bei Bibelausgaben) erkennen ließ. Bremer Drucke, Personalschriften und Proklame sind daher Unterkategorien der Bremensien. Je nachdem, ob es sich um Buchbinderbände oder lose Blätter handelt, wurden getrennte Aufstellungen gewählt. Die Sammelkapseln stehen zusammen mit dem entsprechenden Anteil der Sammlung Cassel im Tresorraum, die Buchbinderkonvolute in der Signaturenfolge der Bremensien.

2.73 Für die Bremer Drucke wurde eine gesonderte Steilkartei angelegt, die Titel von 1511 bis 1799 nachweist. Für das 19. Jh hingegen liegen entsprechende Vorarbeiten nicht vor, so daß hier nur das 16. bis 18. Jh berücksichtigt werden kann. Die Kartei weist Schriften aus den Signaturengruppen Brem., C. S. (Cassel), der allgemeinen Gruppenaufstellung und der Numerus-currens-Aufstellung nach. Bei der Auszählung nicht berücksichtigt wurden echte Dubletten. Gleiche Titel, die in verschiedenen Jahren erschienen, sind hingegen nicht als Dubletten ausgesondert worden.

2.74 Bei einem Gesamtbestand von 2821 Titeln entfallen 100 auf das 16. Jh, 1447 auf das 17. Jh, 1255 auf das 18. Jh; 19 Titel sind ohne Jahresangabe. Diese Zahlen spiegeln die Entwicklung des Bremer Buchdruckes, der sich zögerlich im letzten Drittel des 16. Jhs entwickelte und im 17. Jh, parallel zur Bedeutung des reformierten Gymnasiums, an Bedeutung gewann. Der Bestand an Bremer Drucken kann zwar eine Vorstellung von der Entwicklung Bremens als Druck- und Verlagsort vermitteln, hat aber Lücken aufzuweisen. Wichtige Bremer Drucke fehlen hier; sie finden sich im Bestand von Bibliotheken mit ehemals vergleichbar reformierter Ausrichtung, so im Inland (Emden, Kassel) und im Ausland, hier vor allem in niederländischen Bibliotheken (Den Haag, Groningen, Leeuwarden, Utrecht), aber auch in der Tschechischen Republik und in Polen. Zu berücksichtigen sind auch Bestände der Herzog August Bibliothek (Wolfenbüttel) und der British Library (London).

2.75 Die Bremer Drucke sind überwiegend in deutscher Sprache, je nach Inhalt kommen auch lateinische Titel vor. Nur sporadisch wurde in der Neuzeit noch in niederdeutscher Sprache gedruckt. Inhaltlich lassen sich vier große Kategorien feststellen: Gelegenheitsschriften, theologische Streitschriften und Traktate, Gesangbücher und Schulbücher. Bremer Bataillon

2.76 Mit Bremer Bataillon wird eine kleine Sondersammlung militärwissenschaftlicher Werke bezeichnet, die gegen Ende des 19. Jhs, vermutlich unter J. G. Kohl, angelegt und seit 1930 nicht mehr fortgeführt wurde. Unter der Signatur B. B. umfaßt sie rund 3000 bibliographische Einheiten, aus der Zeit vor 1900 aber nur 129 Bde und zwei Kapseln. Zu einem Teil handelt es sich um Kriegsgeschichte, d. h. Erinnerungen aus den Feldzügen des 19. Jhs sowie des Ersten Weltkrieges. Wegen des Charakters des Bestandes wurde in neuerer Zeit ein Teil davon in den neuen Katalog umgearbeitet, wobei der Zusammenhalt der Sammlung nicht gewahrt blieb. Unter der Signatur B.B. sind daher vorwiegend solche Titel übriggeblieben, denen wenig aktueller Wert beigemessen wurde.

2.77 Ausgehend vom alten Standortkatalog (etwa ein Fünftel der Sammlung dürfte inzwischen nach RAK umgearbeitet worden sein) sind lediglich 3 Bde aus dem 18. Jh und 116 aus dem 19. Jh vorhanden, überwiegend in deutscher Sprache. Sammlung Welding

2.78 Die Sammlung Welding stellt den Buchnachlaß des Amtsgerichtsrats a. D. Olaf Welding (1893-1960) dar. Dieser war in Mäxhof bei Dorpat (Tartu) geboren und hatte seine Ausbildung zum Juristen noch im kaiserlichen Rußland erhalten. Später trat er in den estnischen Staatsdienst. Zeitlebens sammelte Welding Bücher über seine livländische Heimat. Seit im Jahre 1941 die Baltendeutschen ausgesiedelt wurden, stellt diese Sammlung eine wichtige Quelle zur Geschichte des Deutschtums im östlichen Ostseeraum dar. 1963 veräußerten die Erben Weldings die Sammlung an die Bibliothek mit der Auflage, sie geschlossen zu halten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Weil die damaligen Planungen für eine Universitätsgründung in Bremen einen Schwerpunkt bei der Erforschung des Deutschtums im Osten vorsahen, beabsichtige die Bibliotheksleitung, diesen Bestandsschwerpunkt durch Neuerwerbungen auszubauen. Dessen ungeachtet wurde die eigentliche Sammlung Welding nicht angetastet und in bezug auf die Bestandszahlen auf dem Stand von 1963 belassen. Lediglich die Einarbeitung in die Kataloge unter einer eigenen Signaturengruppe sowie die buchbinderische Bearbeitung sind gegenüber dem Zeitpunkt der Anschaffung als Eigenleistung der Bibliothek hinzugekommen. Auf diese Weise läßt sich einwandfrei die Provenienz darstellen.

2.79 Die Schwerpunkte der Sammlung liegen auf den Gebieten Historische Landeskunde, Ortsgeschich- te, Sozial-, Wirtschafts- und Agrargeschichte des Baltikums sowie Biographie und Genealogie für das Baltikum. Bemerkenswert sind allerdings auch Stücke russischer Belletristik, die in der Teilsammlung enthalten sind, so zahlreiche Ausgaben von Aleksandr Gribojedow (1795-1829), darunter Erstausgaben. Die Sammlung ist nach RAK katalogisiert worden. Der inzwischen vorliegende Standortkatalog ( s. u. 3.2) weist 1700 bibliographisch selbständige Titel nach, einschließlich Kleinschriften, Separatdrucke, Hss. und Archivalien.

2.80 Der überwiegende Anteil der Sammlung besteht aus Schriften der ersten Hälfte des 20. Jhs. Der historische Bestand umfaßt einen Titel des 16. Jhs, 10 des 17. Jhs und 83 des 18. Jhs, überwiegend in deutscher Sprache. Etwa 20 Prozent stammen aus dem 19. Jh. Sammlungen Storia Italiana und Teatro Italiano

2.81 Diese beiden Sammlungen wurden 1967 im Handel erworben. Als Storia Italiana wird ein Bestand von rund 2000 Bdn bezeichnet, der historiographischen Inhalts ist und z. T. aus Fortsetzungswerken besteht. Durchschnittlich entfallen zwei Buchbindereinheiten auf einen Titel. Bislang sind 88 von 1089 Titeln in den neuen EDV-Katalog eingearbeitet, so daß die Bestandsanalyse an Hand einer Interimskartei vorgenommen werden mußte. Die Werke sind meist in italienischer Sprache; hinzu kommen lateinische Titel.

2.82 Der Bestand hat seinen Schwerpunkt im 19. und 20. Jh, beinhaltet aber auch 44 Titel für das 16. Jh, 52 für das 17. Jh und 203 für das 18. Jh. Bemerkenswert ist der Anteil von Postinkunabeln in italienischer und lateinischer Sprache, die nicht im Inkunabelkatalog erfaßt sind, sowie von Drucken der zweiten Hälfte des 16. Jhs. Unter den Autoren sind Giovambattista Adriani, Flavio Biondo, Constanzo Felici, Paolo Giovio, Nicolo Leonico, Marco Antonio Sabellio und Gabriello Simeoni zu nennen. Im 17. Jh dominieren die italienischsprachigen Drucke. Ein inhaltlicher Schwerpunkt dieser Sammlung liegt bei der Literatur aus und über Norditalien (Toskana, Venetien u. a.).

2.83 Die Sammlung Teatro Italiano umfaßt 474 Titel in italienischer Sprache aus der Zeit zwischen 1532 und 1853. Es handelt sich nicht nur um italienische Autoren, sondern auch um italienische Übersetzungen von Schriften deutscher, französischer, englischer und russischer Schauspielautoren. 41 Stücke sind Gelegenheitsdichtung, 32 Opernlibretti. Der Bestand aus dem 16. und 17. Jh ist gering, lediglich für das 18. Jh sind größere Anteile vorhanden. Sonstige Sammlungen

2.84 Als Bandkatalog oder Steilkartei sind Nachweise für folgende alte Teilsammlungen erhalten: Dom-Bibliothek, Fromme-Bibliothek (unter VII.F. inventarisiert), Warnekes Archiv (Signaturengruppe W.A.), Bibliothek Gut Grolland, Münz- und Medaillen-Sammlung, Bremer Portraits, Stadt- und Gebäude-Ansichten (in 10 römisch numerierten Mappen) und Kolonialwesen. Diese Teilbestände sind entweder im Zweiten Weltkrieg durch Auslagerung verlorengegangen, in den Bestand eingearbeitet oder ans Bremer Staatsarchiv überstellt worden. Es handelt sich durchweg um nicht mehr aktuelle eigene Sach- und Aufstellungsgruppen.

2.85 Die von der Bremischen Deutschen Gesellschaft übernommenen Bände ( s. o. 1.2) bilden keine besondere Aufstellungsordnung. Sie sind über ein handschriftliches Bestandsverzeichnis (Signatur Brem.a.62) nachweisbar, das allerdings vermutlich von der Stadtbibliothek für die Bestandsgruppe Deutsche Sprache und Literatur (II) bis etwa 1835 fortgeführt wurde. Das Bestandsverzeichnis ist kein Übergabeverzeichnis oder Sonderkatalog; nicht alle dort verzeichneten Bestände waren bei Übergabe der Sammlung an die Stadtbibliothek noch vorhanden. Die Büchersammlung dieser Lesegesellschaft ist bisher nicht analysiert worden. Sie enthält wichtige Teile an älterer deutscher Literatur (Reineke Fuchs, Totentanz-Dichtung, Geiler von Kaysersberg), dazu starke Anteile von italienischen und französischen Autoren, ergänzt durch deutsche Autoren des 18. Jhs (Joachim Heinrich Campe).

2.86 Die Sachgruppe XV des alten Standortkataloges definiert sich als Schriften der historischen Abtheilung des Künstlervereins. Ursprünglich handelte es sich um 1157 bibliographische Einheiten, darunter ein großer Anteil von Fortsetzungswerken. Da die Sammlung bis 1929 weitergeführt wurde, handelt es sich nicht um einen Bestand, den der Künstlerverein der damaligen Stadtbibliothek unter J. G. Kohl abgetreten hat. Vielmehr hat der Bestand nach Kriegsverlusten, durch Auslagerung und aufgrund von Umarbeitung in den neuen Katalog den Charakter einer Sammlung von Veröffentlichungen Historischer Gesellschaften, und zwar aus ganz Europa. Inhaltlich gibt es zwischen den alten Sachgruppen Geschichte (VII und XV) keinen erkennbaren Unterschied, außer daß bei der letztgenannten die Fortsetzungswerke in der Überzahl sind. Diese Aufstellungsordnung ist deshalb bemerkenswert, weil es die einzige ist, in der Werke in niederländischer Sprache (21) und in den nordischen Sprachen (Dänisch 35, Norwegisch 22, Schwedisch 21) in größerer Zahl vorhanden sind.

2.87 1978 wurde der Forschungsschwerpunkt Spätaufklärung an der Universität Bremen eingerichtet. Arbeitsbibliothek und Handbibliothek dieses Projektes befanden sich im Gebäude der Bibliothek. Die Bestände dieser durch Kauf ergänzten Sammlung setzten sich im wesentlichen zusammen aus (a) Xerokopien, (b) ohne Veränderung der Signaturen aus dem Bestand der Bibliothek herausgezogenen Bänden und (c) antiquarischen Neuerwerbungen. Ein inhaltlicher Schwerpunkt der Sammlung lag bei Reiseberichten des 18. Jhs. Es handelte sich aber weder um ein Sondersammelgebiet im strengen Sinne, noch war die Sammlung formal so gekennzeichnet, daß die Bücher im Katalog der " Spätaufklärung" zugeordnet waren.

2.88 Die kunsthistorische Sammlung Heise (s. o. 1.8) enthält nur zu einem unerheblichen Anteil vor 1900 erschienene Literatur. Außerdem ist sie in den allgemeinen Bestand eingearbeitet und bildet keine eigene Aufstellungsgruppe; über einen speziellen Nummernkreis (BH) ist die Provenienz allerdings geschlossen nachweisbar.

2.89 Weitere Sammlungen von besonderem Interesse stellen die jeweils rund 150 Bde der Bremer Presse (1911-1935) sowie anderer Handpressen des 20. Jhs dar, aufgestellt und im EDV-Katalog bei den entsprechenden Systemstellen der Bremensien oder des Fachs Buch- und Bibliothekswesen erfaßt. Für die Bremer Presse (beeinflußt von Rudolf Borchardt, Rudolf Alexander Schröder und Hugo von Hofmannsthal) wird Vollständigkeit durch Nachkauf angestrebt. In bezug auf die anderen Pressen-Drucke erfolgt die Anschaffung selektiv. Sondermaterialien Gelegenheitsschriften

2.90 In der Bremensien-Sammlung stellen die Gelegenheitsschriften eine Untergruppe dar, die die umfangreichste Kategorie der Sondermaterialien bildet. Es handelt sich entweder um Dichtung oder Prosa. Die Anlässe sind im wesentlichen Hochzeit, akademische Festivitäten, Examen oder Tod. Dementsprechend finden sich Gedichte zu freudigen Anlässen oder Leichenpredigten sowie Nachrufe in Prosa. Eine besondere Kategorie bilden die Programmata, die Eröffnungsreden zu Beginn eines Schuljahres im Gymnasium Illustre oder im Athenäum sowie Einladungen zu akademischen Reden.

2.91 Die Leichenreden sind überwiegend in deutscher Sprache, die Schulprogramme in lateinischer. Bei den Gedichten überwiegen die deutschen; das gilt allerdings nicht für Schriften aus dem akademischen Milieu. Hier dominiert das Latein, z. T. ergänzt durch griechische und hebräische Beiträge.

2.92 Die Gelegenheitsschriften sind nicht geschlossen aufgestellt; einerseits sind sie im Bestand der Bremensien als Buchbinderkonvolute verstreut, andererseits in der Sammlung Cassel ( s. o. 2.59-2.66) als lose Blätter in Kapseln aufbewahrt. Erschlossen sind sie über die Personenkartei des Alten Katalogs. Als Auszug aus dem alten Personalschriftenkatalog erschien 1960 die Bibliographie Witzendorff-Rehdigers ( s. u. 3.2). Das Material wird darin nach Anlaß klassifiziert (Hochzeit, Trauerfall u. ä.), aber es ist der Bibliographie nicht zu entnehmen, ob es sich um ein Gedicht, eine Predigt oder ein Schulprogramm handelt.

2.93 Ohne Rücksicht auf die Untergattungen wurden diese Gelegenheitsschriften nach Format gebunden. Neben 78 Buchbinderkonvoluten mit Drucken des 16. bis 19. Jhs existieren noch weitere 89 Kapseln oder Buchbinderkonvolute mit undatierbaren Gelegenheitsschriften oder solchen Materialien, in denen neben Gelegenheitsschriften auch andere ephemere Drucke enthalten sind. In ungebundener Form kommen Gelegenheitsschriften in den Kapseln der Sammlung Cassel vor.

2.94 Ohne die 57 Kapseln der Sammlung Cassel sind folgende Bestände nachzuweisen (mit einer Anzahl von Dubletten): 16. Jh 3 Bde (2 deutsch, einer lateinisch), 17. Jh 17 Bde (11 deutsch, 6 lateinisch), 18. Jh 46 Bde (33 deutsch, 13 lateinisch), 19. Jh 12 Bde (sämtlich deutsch) sowie 89 undatierte Bde (52 deutsch, 37 lateinisch).

2.95 Die Gelegenheitsschriften-Sammlung ist bisher kaum erschlossen. Witzendorff-Rehdigers Verzeichnis zielte im wesentlichen auf familiengeschichtliche Nachweise. Untersuchungen unter gattungsgeschichtlichen und sozialgeschichtlichen Fragestellungen sind erst in Teilbereichen vorgenommen worden ( s. u. 5). Die Sammlung zählt zu den bedeutendsten in der Bundesrepublik. Neben der großen Quantität ist ihre reformierte Ausrichtung von Interesse. Theaterzettel

2.96 Als Theaterzettel werden Ankündigungsplakate bezeichnet, aus denen der Titel der gespielten Stücke, die Besetzung der Hauptrollen und der Aufführungstermin hervorgehen. Es handelt sich um Archivalien, die für die Geschichte des Bremer Theaterlebens von Wichtigkeit sind. Da ein gesondertes Theaterarchiv nicht existiert, sind die Bestände der Bibliothek die einzige Primärquelle.

2.97 Insgesamt handelt es sich um 132 Bde im Großfolio-Format mit 22.599 Blättern. Der gesamte Bestand ist verfilmt; die Originale sind für die Benutzung gesperrt. Neben den Theaterzetteln existieren im Oktavformat noch Jahresberichte und vergleichbare vom Staatstheater veröffentlichte Materialien. Sie sind aber in bezug auf das 19. Jh lückenhaft und bieten keine geschlossene Übersicht über das Bremer Theaterleben vom Ende des 18. Jhs bis zum Beginn des 20. Jhs. Die Theaterzettel sind nicht inhaltlich erschlossen, es gibt kein Namenregister; das Material ist chronologisch geordnet und gebunden.

2.98 Das Bremer Staatstheater und seine Vorgängerinstitutionen weisen eine lange Tradition auf. Seit 1762 sind mit Lücken (1763 bis 1796) Aufführungsankündigungen erhalten. Daneben gibt es im 19. Jh noch das sogenannte Sommertheater mit Aufführungen im Volksgarten (1849 bis 1864), in Saltzmanns Garten (1868) sowie im Tivoli (1886 bis 1890). Aus dem Jahre 1851 ist ein Band mit 21 Ankündigungen von Bremer Gastspielen (Opernaufführungen) in Oldenburg erhalten. Das Schwergewicht der Sammlung liegt im 19. Jh. Für das 18. Jh sind lediglich 5 Bde mit 607 Blättern aus dem Staatstheater vorhanden.

2.99 Neben den Theaterzetteln sind 9 Bde handgeschriebene Theaterarchivalien diesem Teilbestand zugeschlagen worden. Es handelt sich um 2 Bde Rechnungsbücher (1797 bis 1807 und 1799 bis 1811) und 7 Bde Theaterprotokolle des Stadttheaters (1812 bis Januar 1839). Proklame

2.100 Als Proklame werden " obrigkeitliche Bekanntmachungen" geführt, die in der Regel als Einblattdrucke in Kapseln aufbewahrt werden. Es gibt jedoch auch Buchbinderkonvolute, die entweder ganz aus Proklamen bestehen oder vereinzelte Stücke enthalten. Manche Proklame liegen handschriftlich vor; sie ersetzen verlorengegangene Originale. Bei den Bremensien (Signatur Brem.) existiert ein von Cassel angefertigtes handschriftliches Register zu den Proklamen. In der Steilkartei sind die Proklame nur unzureichend erfaßt; ein Sonderkatalog existiert nicht. Die Proklame sind in aller Regel in deutscher Sprache. Es sind jedoch auch 129 lateinische oder französische sowie zweisprachige Stücke erhalten.

2.101 Die Sammlung im engeren Sinne besteht aus 35 Kapseln im Tresorraum. Darin sind die losen Blätter chronologisch von 1528 bis 1848 abgelegt; eine Kapsel enthält undatierte Materialien. Schwergewichte der Bestände liegen auf dem 18. Jh (11 Kapseln) und dem 19. Jh (20 Kapseln). Unter historischen Gesichtspunkten sind besonders die Proklame des 16. und 17. Jhs von Interesse. Für das 16. Jh sind 16 Einzelstücke erhalten, davon 12 in Hss. als Unikate. Für das 17. Jh sind 373 Stücke vorhanden, davon 29 handschriftlich.

2.102 Inhaltlich den Proklamen eng verwandt sind Gesetze und Verordnungen, die jedoch der Druckform nach nicht dazu geeignet sind, als Plakat angeklebt zu werden. Zumeist handelt es sich dabei um doppelseitig bedruckte, gefaltete Blätter; 38 derartige Stücke werden in Kapseln aufbewahrt. Weitere 94 Bde innerhalb der Bremensien-Sammlung enthalten Amtsdruckschriften des 16. bis 19. Jhs, durchweg in deutscher Sprache mit Schwerpunkten im 18. und 19. Jh. Zeitungen

2.103 Die alte Stadt-, später Staatsbibliothek Bremen sammelte in erster Linie die bremischen und norddeutschen Zeitungen, die dann der Sondersammlung Bremensien (Signaturgruppe F.Brem.) zugeordnet wurden. In der zweiten Hälfte des 20. Jhs erfuhr der Zeitungsbestand jedoch im Zusammenhang mit der Tätigkeit der Abteilung Deutsche Presseforschung, die 1957 in der damaligen Staatsbibliothek ihre Forschungsarbeit aufnahm, eine beträchtliche Vermehrung. Verstärkt wurden nach 1965, in der Aufbauphase der Universitätsbibliothek, Zeitungen angeschafft, besonders auch ausländische. So verfügt die Bibliothek heute über einen ansehnlichen Bestand an in- und ausländischen Zeitungen in Originalen. In einer besonderen Zettelkartei und beim Standortkatalog der Deutschen Presse werden die deutschsprachigen Zeitungen sowie die zahlreichen Mikrofilme deutschsprachiger Zeitungen nachgewiesen. Die Betreuung erfolgt im Fachreferat Publizistik. Die Abteilung Deutsche Presseforschung ist inzwischen aus der Bibliothek organisatorisch ausgegliedert und gehört als Zentrale Wissenschaftliche Einrichtung zur Universität Bremen.

2.104 Zeitungen gleich welchen Alters sind nicht durchgängig im EDV-Katalog nachgewiesen; einen vollständigen Überblick gewährt nur eine Steilkartei sowie der 1982 von Ubbens veröffentlichte Bandkatalog ( s. u. 3.2). Anhand dieser Erschließungsmittel wurden die Bestände an Zeitungsoriginalen aus dem 18. und 19. Jh ermittelt. Nur komplette Jahrgänge wurden berücksichtigt.

2.105 Das Schwergewicht liegt auf Bremer Zeitungen, von denen für das 18. Jh 5 Katalogeinheiten (9 Jahrgangsbände) und für das 19. Jh 76 Katalogeinheiten (1047 Jahrgangsbände) nachgewiesen werden können. Die Anzahl von Katalogeinheiten für die übrigen deutschen Zeitungen gleicht in etwa diesen Zahlen, allerdings sind im 19. Jh Jahrgangsbände weitaus häufiger vertreten (18. Jh 31; 19. Jh 627). Demgegenüber sind fremdsprachige Zeitungen mit lediglich 19 Katalogeinheiten nachgewiesen.

2.106 Unter den Bremer Zeitungen erschien die Zeitung des Departements der Wesermündungen 1812 bis 1813 in deutscher und französischer Sprache. Von den fremdsprachigen verdienen die moralische Wochenschrift The Spectator (2nd ed., vols. 1-3, 5-6, 8) sowie Le Moniteur (1789-1875 mit Lücken) besondere Erwähnung. Mit einer Lücke von 1810 bis 1814 ist die (Augsburger) Allgemeine Zeitung von 1798 bis 1911 kontinuierlich vorhanden, die Londoner Times ab 1818 bis zur Gegenwart. Während die Times später erworben wurde, gehört Le Moniteur zum Altbestand, der von der Gesellschaft Museum übernommen wurde. Bemerkenswert sind ebenfalls die ersten drei Jahrgänge der Zeitschrift Dianshizhai (Shanghai 1884-1886, Signatur FZ 0001). Diese besteht fast komplett aus Lithographien und bildet ein frühes Beispiel für das europäisch beeinflußte Pressewesen im Alten China. Ein Kuriosum stellt die handgeschriebene Hamburger Zeitung (1731-1757) dar (Signatur msa 0095-Z).

2.107 Unter den fremdsprachigen Zeitungen dominieren die englischen (7 Titel, 207 Bde) vor den französischen (6 Titel, 54 Bde). Geringe Bestände sind an dänischen, schwedischen und italienischen Zeitungen (L'opinione, 1897-1898) nachzuweisen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Allgemeine Kataloge:

Alphabetischer Katalog

[Zettelkatalog; Anlage nach PI; verzeichnet Verfasser bzw. Sachtitel bis 1965]

Systematischer Katalog

[Zettelkatalog; Ordnung nach Wissensgebieten und Regionen; 1965 abgebrochen]

Personenkatalog [Zettelkatalog]

Ortskatalog [Zettelkatalog]

Chronologischer Nachweis der bis 1800 vorhandenen Bremer Drucke [Zettelkatalog]

[Mit der Umstellung von der systematischen Gruppenaufstellung zum Numerus currens im Jahre 1930 wurden die von J. G. Kohl angelegten Bandkataloge ( s. u. 3.3) nicht mehr fortgeschrieben. An ihre Stelle traten Zettelkataloge internationalen Formats (Steilkartei), den PI angenähert. Dieser sogenannte Alte Katalog, der 1950 neu aufgelegt wurde, wurde 1965 abgebrochen.]

EDV-Katalog

[Anlage nach RAK; seit 1965. Geplant war, den gesamten Altbestand nach dem neuen System der systematischen Freihandaufstellung umzuarbeiten, was jedoch nur für einen Teil der vor 1965 akzessionierten Bücher gelang. Der EDV-Katalog bietet die Möglichkeit der Recherche nach Erscheinungsjahren (oder -zeiträumen) sowie nach Sprachen bzw. Sprachgruppen. Außerdem besteht die Möglichkeit, Regionalkataloge zu erstellen.]

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind im Norddeutschen Zentralkatalog und in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Moderne Sonderkataloge

[Seedorf, Henry]: Die Inkunabeln der Stadtbibliothek. In: Mitteilungen aus der Stadtbibliothek Bremen 2 (1910) S. 29-32, 37-40, 43-48, 51-56, 58-64, 74-80; 3 (1911) S. 3-5, 11-14 [Inkunabelkatalog; wird heute noch, obwohl veraltet, benutzt. Durchschossene Exemplare mit hschr. Zusätzen verzeichnen Kriegsverluste und Neuerwerbungen; nicht im EDV-Katalog nachgewiesen]

Verlustkatalog

[Zettelkatalog; verzeichnet die Kriegsverluste und andere, zeitbedingte Abgänge]

Witzendorff-Rehdiger, Hans Jürgen von (Bearb.): Die Personalschriften der Bremer Staatsbibliothek bis 1800. Bremen 1960 (Bremische Bibliographie 1) [Klassifizierung des Materials nach Anlaß; Initienkatalog fehlt]

EDV-Katalog der Bibliothek Goldast in 3 COM-Versionen:

Standortkatalog

Alphabetischer Katalog

Systematischer Katalog

[Titelaufnahme nach RAK erfolgte 1980 bis 1984 mit Förderungsmitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft lediglich für die Formate Folio und Quart, 1990 wurden von T. Elsmann die Oktavbände katalogisiert. Für die Formate Folio und Quart können ursprünglich vorhandene, jedoch verlorene Titel der Provenienz Goldast mit Standort-Nachweis von Parallelstücken ausgedruckt werden.]

Ubbens, Wilbert (Bearb.): Zeitungen und zeitungsähnliche Periodika. Original- und Mikrofilmbestände: Stand 1. Dezember 1982. Bremen 1982 (Materialien der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen 1) [enthält Mikrofilme und Zeitungen in Papierform (hard copy). Der Zeitungsbestand ist nicht komplett im EDV-Katalog nachgewiesen.]

Hetzer, Armin (Bearb.): Standortkatalog der Sammlung Welding. München [u. a.] 1990

3.3 Historische Kataloge

Allgemeine Kataloge:

Catalogus Bibliothecae Ampliss. Senatus Bremensis Ordine Alphabetico exhibitus a Johanne Havighorst 1711 [hschr., lediglich noch als historisches Material zu verwenden; alphabetisch geordnet; von späterer Hand fortgeführt; Sig. Brem.a.53]

[Rump, Heinrich]: Alphabetisches Verzeichniss sämmtlicher Bücher der Bremischen öffentlichen Bibliothek mit Bezeichnung des Standortes eines jeden Buches in derselben. 2 Bde. Bremen 1833-34 [erster gedruckter Katalog; alphabetisch]

[Rump, Heinrich]: Verzeichniss der handschriftlichen Bücher und einiger alten Drucke der Bremischen öffentlichen Bibliothek welche in den Schränken des großen Bibliotheks-Saals aufbewahrt wird. Bremen 1834 [Nachweis der Hss. nach Standorten]

[Rump, Heinrich]: Verzeichniss sämmtlicher Bremensien der Bremischen öffentlichen Bibliothek zusammengestellt auf dem kleinern Bibliotheks-Saale. Bremen 1834 [verzeichnet Drucke und Hss. gemischt]

[Meyer, Elard]: Alphabetisches Verzeichniss der Bücher der Bremischen öffentlichen Bibliothek. Erste Fortsetzung des im Jahre 1833 und 1834 erschienenen Verzeichnisses. Bremen 1859

[Die Kataloge von Rump und Meyer sind heute zu praktischen Zwecken nicht mehr benutzbar, da unter J. G. Kohl die Signaturen geändert wurden.]

Bandkatalog [ca. 1860-1930]. 160 Bde

[hschr.; von J. G. Kohl erstellt. Enthält drei Serien: Alphabetische, Systematische, Real- und Standortkataloge. Der Standortkatalog dient für die Zeit vor 1882 als Inventarliste. Da die Realkataloge keine Revisionsvermerke aufweisen, ist die alphabetische Verlustkartei zusätzlich heranzuziehen. Das Staatsarchiv der Hansestadt Bremen besitzt Mikrofilmkopien der alten handgeschriebenen Bremensien-Kataloge.]

Neuerwerbungslisten der Stadt- bzw. Staatsbibliothek Bremen. Bremen 1903-41 [gedruckt; ein Satz ist archiviert]

Kataloge inkorporierter Bibliotheken:

Bibliotheca Goldastiana sive librorum excursorum manuscriptorum, omnium et singulorum a ...

Dn. Melchiore Goldasto ab Haimensfeld. Catalogus classicus. Secundum Materiarum et facultatum seriem digestus et publicatus per Haeredes Schleichianos. Frankfurt a. M. 1641 [umfaßt nur einen Teil des tatsächlichen Bestandes; zur wissenschaftlichen Erschließung sind hinzuzuziehen: Inventarliste der Goldastsammlung von 1646/47 (Sig. msb 0274); Bücherverzeichnis, die Bibliothek betreffend (Sig. Brem.a.363); Bücherverzeichnisse der Jahre 1646/47 (Sig. Brem.a.362, Brem.a.368)]

[Cassel, Johann Philipp]: Bibliotheca Bremensis Casseliana [1777; hschr.; Sig. Brem.a.374]

[Cassel, Johann Philipp]: Catalogus poetarum J. P. Casselii ... [hschr.; Sig. Brem.b.614a]

[Cassel, Johann Philipp]: Poetae, quos possidet J. P. Cassel [hschr.; Sig. Brem.b.614]

Katalog der Bücher-Sammlung der Deutschen Gesellschaft in Bremen [hschr.; Sig. Brem.a.62]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Die Quellen zur Bibliotheksgeschichte lassen sich einteilen in Verwaltungsakten und handschriftliche Bestandsverzeichnisse.

Verwaltungsakten: Korrespondenz, Rechnungen, Rechnungsbücher (Buchführung) sowie Inventarlisten. Im einzelnen sind noch vorhanden (in Klammer die Anzahl der physischen Einheiten): (a) Aufbewahrte Rechnungen aus den Jahren 1840-1878 (15), 12 Bde mit gehefteten Rechnungen aus den Jahren 1896-1913, Rechnungsbuch des Direktors für den Zeitraum 1896-1936 (eines), Rechnungsbuch der Stadtbibliothek für 1897-1922 (eines), Zugangsbücher (Rechnungslegung) für 1904-1935 (2), 1964-1973 (11), Kassenbuch für 1942-1943 (eines), zusammen 43 Einheiten; (b) Korrespondenz: Postausgang: 6 Kopierbücher aus den Jahren 1888-1922; eingehende Korrespondenz aus den Jahren 1864-1866, 1872-1877 (4), 1882-1886 (eine), 1897-1931 (20); Wachbücher 1940-1942 (2); (c) Inventarlisten 1882-1965 (74); (d) Leserverzeichnisse 1907-1921 (5), Ausleihbücher 1826-1895 (43), Fernleihnachweise 1928-1938 (2), Ausleihstatistik April 1928-April 1945 (eine), Statistik des Leihverkehrs 1896-1907 (eine). Der Umfang aller Bibliotheksarchivalien beläuft sich auf 168 physische Einheiten. In den Jahren 1936 bis 1965 wurden die Inventarlisten gleichzeitig als Zugangsbücher für die Rechnungslegung geführt, sonst laufen beide Gattungen parallel, sind aber anscheinend unvollständig erhalten. Die Leserverzeichnisse enthalten nur Personalien, keine Titel oder Signaturen ausgeliehener Bücher; umgekehrt sind in den Ausleihbüchern nur Titel und Signaturen, aber keine Personalien der Leser verzeichnet.

Handschriftliche Bestandsverzeichnisse: s. o. 3.3

Einschließlich der Bandkataloge beläuft sich die Gesamtzahl der Bibliotheksarchivalien auf 358 physische Einheiten, zumeist Folio-Bände.

Weitere Archivalien im Staatsarchiv Bremen (Sig. 2-T.5.f.; 3-S.19.), im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt und im Geheimen Staatsarchiv Berlin; s. dazu Decke-Cornill, Renate: Repertorium bibliotheksgeschichtlicher Quellen. Wiesbaden 1992, S. 37-38.

4.2 Darstellungen

Uffenbach, Zacharias Conrad von: Merkwürdige Reisen durch Niedersachsen, Holland und Engelland. Zweyter Theil. Ulm 1753, S. 175-215

Wegener, Hans (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte der Staatsbibliothek Bremen. Bremen 1952 [Sammelband, ursprünglich (1947) von Julius Rodenberg zusammengestellt; bis heute wichtigstes Auskunftsmittel für die ältere Bibliotheksgeschichte ebenso wie für die Jahre während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg]

Deminatus, Karl: Zur Geschichte der Staatsbibliothek Bremen. Diplomarbeit. Hamburg: Bibliotheksschule 1952 [mschr.; enthält eine ausführliche Bibliographie über die als unselbständige Veröffentlichungen erschienenen einschlägigen Vorarbeiten, meist Artikel der Tagespresse]

Wegener, Hans: Bremer Bibliotheken der Aufklärungszeit. In: Jahrbuch der Bremischen Wissenschaft 1 (1955) S. 393-404 Bruch, Bernhard: Die alte Bremer Dombibliothek. Ihre Geschichte und die hochromanische Buclerei in Bremen. In: Philobiblon 4 (1960) S. 292-353 [enthält Hinweise zur Geschichte der ehemaligen Dombibliothek im 17. Jh]

Wegener, Hans: Die Bremer Bibliotheken. In: Geistiges Bremen. Bremen 1960, S. 73-82

Kluth, Rolf; Blühm, Elger; Bruch, Bernhard: Staatsbibliothek Bremen. In: Wilhelm Totok und Karl-Heinz Weimann (Hrsg.): Regionalbibliotheken in der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt/Main 1971, S. 26-32 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderheft 11)

Engelsing, Rolf: Der Bürger als Leser. Lesergeschichte in Deutschland 1500-1800. Stuttgart 1974, S. 46-55, 110-120 [basiert zu großen Teilen auf bremischem Material und enthält Hinweise zur Geschichte der alten Stadtbibliothek]

DFW. Dokumentation und Information. Sonderheft Universitätsbibliothek Bremen 25 (1977) Budach, Wolfgang: Staats- und Universitätsbibliothek Bremen. In: Rolf Fuhlrott, Gerhard Liebers und Franz-Heinrich Philipp (Hrsg.): Bibliotheksneubauten in der Bundesrepublik Deutschland. 1968-1983. Frankfurt/Main 1983, S. 37-46 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderheft 39)

Koch, Hans-Albrecht: Zur Neuordnung der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen. In: Bibliotheken im Dienste der Wissenschaft. Festschrift für Wilhelm Totok zum 65. Geburtstag am 12. September 1986. Frankfurt/Main 1986, S. 47-70

Koch, Hans-Albrecht: Ein Blick in das älteste Bremer Ausleihbuch. In: Kultur og natur. Vandringer blant bøker og bokfolk. Festskrift til Gerhard Munthe, 28. april 1989. Oslo 1989, S. 99-107

Hetzer, Armin: Johann Georg Kohl als Bremer Stadtbibliothekar. Ein Beitrag zur Geschichte der Bremer Stadtbibliothek im 19. Jahrhundert. In: Hans-Albrecht Koch, Margrit B. Krewson, John A. Wolter und Thomas Elsmann (Hrsg.): Progress of Discovery: Johann Georg Kohl. Auf den Spuren der Entdecker. Graz 1993, S. 170-180

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Blühm, Elger: Die " Deutsche Presseforschung" in Bremen. In: Jahresbibliographie Bibliothek für Zeitgeschichte. Weltkriegsbücherei (Stuttgart) 39 (1967) S. 507-522

Die Bremer Presse. Eine Gemeinschaftsausstellung der Universitätsbibliothek Bremen und der Stadtbibliothek Hannover mit Leihgaben aus dem Klingspor-Museum in Offenbach. Bremen 1980 (Veröffentlichungen der Abteilung Gesellschaftswissenschaften und der Spezialabteilung 26)

Deutschsprachige China-Literatur. Sprache, Schrift, Schöne Literatur, Glaubensvorstellungen und bildende Kunst. Auszug aus dem systematischen Bestandskatalog ... Bearbeitet und mit einer Einführung versehen von Armin Hetzer. Bremen 1983 (Materialien der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen 3)

Elsmann, Thomas: Danziger akademisches Schrifttum im Umfeld des Bremer Gymnasium Illustre. In: Hospitium Ecclesiae 19 (1993) S. 101-116

Elsmann, Thomas; Lietz, Hanno; Pettke, Sabine (Hrsg.): Nathan Chytraeus 1543-1598. Ein Humanist in Rostock und Bremen. Bremen [1991] Forschungsschwerpunkt " Die Deutsche Literatur der Spätaufklärung" an der Universität Bremen. o. O., o. J. [Bremen 1985] Froriep, Ruth: Bibliographie Bremer Gesangbücher. In: Hospitium Ecclesiae 13 (1982) S. 11-99

Froriep, Ruth; Rudloff, Ortwin (Bearb.): Lobe den Herren ... 1680-1980. Bremer Gesangbücher und Kirchenlieddichter. Ausstellung im Bremer Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte (Focke-Museum). Bremen 1980

Fuchs, Juliane: HimmelFelß und Glückes Schutz: Studien zu Bremer Hochzeitsgedichten des 17. Jahrhunderts. Frankfurt/Main 1994 (Helicon. Beiträge zur Deutschen Literatur 16)

Gelegenheitsschriften. Ausstellungskatalog und Literaturverzeichnis (Auswahl). Bearbeitet vom Fachreferat Bremensien, Rara, Handschriften unter Mitarbeit von Jan Drees. Bremen 1977 (Veröffentlichungen der Abteilung Gesellschaftswissenschaften und der Spezialabteilung 12)

Hetzer, Armin: Daçkeren-Texte. Armenierdrucke des 19. Jahrhunderts in türkischer Sprache (Osmanisch). Ein Beitrag zur Erhellung der kulturellen Wechselbeziehungen zwischen der Donaumonarchie und dem Osmanischen Reich im Zeitalter der beginnenden Europäisierung des Orients. In: 14. ABDOSD-Tagung. Lüneburg, 13.-14. Mai 1985. Referate und Beiträge. Berlin 1985, S. 36-49 [Bibliographie]

ders. (Bearb.): Daçkeren-Texte. Eine Chrestomathie aus Armenierdrucken des 19. Jahrhunderts in türkischer Sprache. Unter dem Gesichtspunkt der funktionalen Stile des Osmanischen ausgewählt und bearbeitet von Armin Hetzer. Wiesbaden 1987

ders.: Die Erschließung der Sammlung Welding in der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen. In: Bibliotheksdienst 21 (1987) Heft 10, S. 1024-1026

ders.: Pressen-Drucke. Buchkunst aus dem Besitz der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen. Katalog zur Ausstellung. Bremen 1985

ders.: Die Sammlung Welding in der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen eine ansehnliche baltendeutsche Handbibliothek. In: Mitteilungen der ABDOSD 5 (1985) Heft 4, S. 1-8

ders.: Turcica. Das Osmanische Reich betreffende Bestände der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen ... Katalog zur Ausstellung vom 15. Mai bis 11. Juni 1986 in der SuUB Bremen. Bremen 1986 (Schriften der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen 2)

ders.: Vom Umgang mit orientalischen Handschriften und Drucken. Überarbeitete Fassung des zur Eröffnung der Ausstellung " Turcica" am 21. Mai 1986 gehaltenen Vortrags. In: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte 12 (1987) Heft 1-3, S. 25-52

Jäger, Hans-Wolf: " Die Literatur der Spätaufklärung". Ein Forschungsschwerpunkt der Universität Bremen. In: Jahrbuch der Wittheit zu Bremen 27 (1983) S. 141-162

Knoll, Gerhard (Bearb.): Die Buchdrucker des Alten Gymnasiums. Ausstellung anläßlich der 450-Jahrfeier des A. G. Bremen. Bremen 1978

Knoll, Gerhard; Schmidt, Klaus P.: Die Erschließung der Bibliothek des Humanisten Melchior Goldast von Haiminsfeld (1578-1635) in Bremen. In: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte 5 (1980) S. 203-223 [enthält die Systematik für den EDV-Katalog der Sammlung Goldast]

Leigthon, Joseph: Die Gelegenheitsschriften der Universitätsbibliothek Bremen. In: Gelegenheitsdichtung. Referate der Arbeitsgruppe 6 auf dem Kongreß des Internationalen Arbeitskreises für Deutsche Barockliteratur Wolfenbüttel, 28. bis 31. August 1976. Bremen 1977, S. 9-17 (Veröffentlichungen der Abteilung Gesellschaftswissenschaften und der Spezialabteilung 11)

Schunke, Ilse: Einbände aus der bremischen Staatsbibliothek. In: Bremisches Jahrbuch 33 (1931) S. 490-501

Stand: April 1995

Thomas Elsmann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.