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Stader Predigerbibliothek und Bibliothek des ehemaligen Predigerseminars Rotenburg/Wümme in der Stadtbibliothek Stade

Adresse. An der Wassermühle 12, 21682 Stade [Karte]
Telefon. (04141) 401-464
Bibliothekssigel. <896>

Unterhaltsträger. Stadt Stade
Funktion. Verwaltung der Bibliothek des ehemaligen Predigerseminars Stade bzw. Rotenburg/Wümme.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt (außer bei den Zeitschriften).

Benutzungsmöglichkeiten. Die Bibliothek ist z. Z. nicht benutzbar; sie wird erst nach Eröffnung des für sie bestimmten Anbaus der Stadtbibliothek (1999) für die Benutzung zur Verfügung stehen. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten der Stadtbibliothek: Montag 9.30-13 Uhr; Dienstag, Mittwoch und Freitag 9.30-17.30 Uhr; Donnerstag 9.30-18 Uhr und Samstag 9.30-12 Uhr. Leihverkehr: über die Landesbibliothek Oldenburg.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät; Mikrofiche- und Mikrofilm-Lesegerät.
Gedruckte Informationen. Faltblatt. Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 10 Minuten). A 1, Ausfahrt Rade, B 3, B 73; A 7, Ausfahrt Hamburg-Heimfeld, B 73.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek wurde 1840 in Stade von dem Generalsuperintendenten der Herzogtümer Bremen und Verden und früheren Professor in Kiel Dr. theol. et phil. Friedrich Köster (1791-1878) gegründet. Er verfolgte damit das Ziel, den Landpredigern die für die Ausübung ihres Berufes notwendige Literatur zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig sollten die in der Region entstandenen oder auf die Region bezogenen theologischen Werke gesammelt werden. Ein Bedürfnis nach einer derartigen Bibliothek bestand umso mehr, als für die Weiterbildung der Geistlichen in der näheren Umgebung keine geeignete Bibliothek zur Verfügung stand.

1.2 Den Grundstock der Sammlung bildeten Teile der Bibliotheken von St. Cosmae und St. Nicolai (letztere 1834 aufgehoben) sowie eine Schenkung des Königlichen Ministeriums der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten von 150 Talern. Durch weitere Spenden einzelner Geistlicher und einiger Buchhandlungen wuchs der Bestand der Bibliothek bis 1841 auf 1100 Bde an; 1852 hatte er sich bereits verdoppelt. Ein größerer Zuwachs konnte verzeichnet werden, als die Privatbibliothek Friedrich Kösters als Vermächtnis in den Bestand überging. 1907 betrug er 3500 Bde. Der Unterhalt der Bibliothek wurde durch einen jährlichen Zuschuß aus der Hauptklosterkasse gesichert. Bis zum Zweiten Weltkrieg war die Situation der Bibliothek geprägt durch eine geringe Bestandsvermehrung, unzulängliche Unterbringung und unvollständige Katalogisierung.

1.3 1945/46 wurden die nunmehr etwa 6000 Bde der Bibliothek im Auftrag des Geistlichen Ministeriums Stade von Lic. theol. Wilhelm Schneemelcher und Dr. phil. Bernhard Wirtgen neu geordnet und katalogisiert. Der Bestand wurde von nun an systematisch erweitert und erreichte 1960 7500 Bde. Seit 1955 war die Bibliothek im Hause des Landessuperintendenten in zwei Räumen untergebracht. 1967 wurde sie in das neu eingerichtete Prediger-Seminar nach Rotenburg/Wümme verlegt. Nach Auflösung des Predigerseminars befindet sie sich seit 1988 wiederum in Stade. Dort ist sie als Depositum der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers in der Stadtbibliothek getrennt aufgestellt worden. Zwischen 1985 und 1987 erfolgte eine Neukatalogisierung nach RAK, die inzwischen weitgehend abgeschlossen ist.

1.4 Die Angabe bei Gebhardt, Spezialbestände in deutschen Bibliotheken (1977), daß sich im Bestand die Bibliothek des Generalsuperintendenten Johann Heinrich Pratje (1710-1791) mit ca. 3000 Bdn befindet, ist unzutreffend. Es handelt sich lediglich um eine zur Zeit nicht zu quantifizierende Menge (maximal 100 Bde) von Werken zur Theologie sowie kirchliches und landeskundliches Schrifttum aus den Bezirken Bremen, Verden und Stade aus Pratjes Privatbibliothek. Sie sind über den Bestand verstreut und nur über handschriftliche Besitzvermerke Pratjes zu ermitteln.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek umfaßt bei einer Gesamtzahl von ca. 25.000 Bdn einen Altbestand von 4669 Titeln. Hinzu kommt eine nach Orten getrennt aufgestellte Gesangbuchsammlung von 175 Titeln. Die Auszählung erfolgte anhand des 1985-1987 neu bearbeiteten Systematischen Katalogs. Für die noch nicht neu katalogisierten Gruppen wurde auf den alten Zettelkatalog zurückgegriffen. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek umfaßt einschließlich der Gesangbuchsammlung 89 Titel des 16. Jhs, 285 Titel des 17. Jhs, 1447 Titel des 18. Jhs und 2954 Titel des 19. Jhs. Für 69 Titel ließ sich kein Erscheinungsjahr ermitteln. Der Schwerpunkt des Bestandes liegt im 18. (30 Prozent) und 19. Jh (61 Prozent).

2.3 Mit 3899 Titeln liegt der weitaus größte Teil der Werke in deutscher Sprache vor (80 Prozent). Auf das Lateinische entfallen 17 Prozent (818 Titel), die Titel in anderen Sprachen machen 3 Prozent aus. Systematische Übersicht

2.4 Von den 14 Hauptsachgruppen sind 6 der Theologie zuzuordnen und machen mit 3918 Titeln 81 Prozent des Bestandes aus. Die Bibelwissenschaft mit 844 Titeln, die Praktische Theologie mit 1040 Titeln, die Systematische Theologie mit 431 Titeln und die Geschichte mit 1329 Titeln stellen die umfangreichsten Sachgruppen dar.

2.5 Im Bereich der Bibelwissenschaft (844 Titel) bilden die 201 Kommentare zum Neuen Testament den größten Anteil. Sie sind fast ausschließlich in deutscher Sprache verfaßt und stammen zum überwiegenden Teil aus dem 19. Jh. Es folgen Kommentare zum Alten Testament (118 Titel, davon wiederum mit 93 Titeln der größte Anteil deutschsprachig). Die Sachgruppen Die " Bibel als Ganzes" (97 Titel), " Das Urchristentum" (86 Titel) und Textausgaben des Alten Testaments (82 Titel, davon 55 in Latein) stellen die nächstgrößeren Einheiten.

2.6 Bei der Praktischen Theologie (1040 Titel) weist die Homiletik mit 505 Titeln den höchsten Anteil auf, davon entfallen 395 Titel auf die Untergruppen Predigten und Kasualien. Des weiteren ist die Andachts- und Erbauungsliteratur (158 Titel) und die Katechetik mit 182 Titeln vertreten. Auch hier handelt es sich fast nur um deutsches Schrifttum, primär des 19. Jhs.

2.7 Bei der Systematischen Theologie (431 Titel) entfallen auf die Dogmatik mit 270 Titeln die meisten Werke. Allgemeines (79 Titel, davon 44 aus dem 18. Jh) und Ethik (82 Titel) sind gleichermaßen repräsentiert, wobei es sich im Bereich Allgemeines überwiegend um Titel zur älteren Apologetik (17. und 18. Jh) handelt.

2.8 Die Sachgruppe Geschichte (1329 Titel) beinhaltet fast ausschließlich Werke zur Kirchengeschichte, lediglich 117 Schriften sind der Profangeschichte zuzuordnen. Den Schwerpunkt stellen mit 417 Titeln die Untersuchungen zur Neuzeit. Dabei sind insbesondere die Orthodoxie mit 137 Werken (vorwiegend Kleinschrifttum) und das 19. Jh mit 130 Titeln gut dokumentiert. Mit 283 Titeln sind hier 68 Prozent dem deutschen Schrifttum zuzurechnen; fast 200 Werke stammen aus dem 18. Jh. Die nächstgrößere Einheit innerhalb der Geschichte stellen die Kirchengeschichte einzelner Länder und die Territorialgeschichte mit 231 Titeln dar. Es handelt sich hierbei u. a. um ca. 40 Schriften zum Stader Katechismusstreit von 1723/24; des weiteren sind als Schwerpunkte Schriften von Johann Heinrich Pratje und Johann Caspar Velthusen zu nennen. Es überwiegen Titel zu Bremen und Verden (hier auch zum Bremer Kirchenstreit von 1840). Wenig Literatur findet sich zu Braunschweig, Hamburg und Hannover. Als weitere Gruppe innerhalb der Geschichte ist das Mittelalter und die Reformation mit 186 Titeln anzuführen. Den Schwerpunkt bilden hier mit 60 Titeln die Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte.

2.9 Diese vier großen theologischen Sachgruppen werden ergänzt durch 161 Titel zum Kirchenrecht, wobei der Schwerpunkt mit 79 Titeln bei den Kirchenordnungen und Protokollen der Landessynoden des 18. und 19. Jhs liegt. Hinzu kommen 113 Titel ausschließlich des 19. Jhs zur Mission. Sie verteilen sich gleichmäßig auf die Innere und Äußere Mission.

2.10 Es verbleiben sieben weitere Gruppen, die jedoch alle weniger als 200 Titel umfassen. In der Philosophie (161 Titel) sind die wichtigsten Autoren des 18. und 19. Jhs teilweise mit Erstausgaben vertreten. Hinzu kommen ein kleiner Bestand (126 Titel) an Klassischer Philologie in lateinischen und griechischen Ausgaben vor allem des 18. Jhs sowie 88 Titel moderner fremdsprachiger Literatur. Die in einer gesonderten Gruppe zusammengefaßten Zeitschriften theologischen Inhalts umfassen 100 Titel, von denen 12 aus dem 18. Jh stammen, die übrigen aus dem 19. Jh. Auf die restlichen 3 Gruppen entfallen jeweils unter 100 Titel. Es handelt sich hierbei um Allgemeines (Enzyklopädien, Festschriften, Wörterbücher etc.), Varia und 86 Titel aus dem 19. Jh, die bisher noch nicht katalogisiert wurden. Sondersammlung

2.11 Bei der getrennt aufgestellten Gesangbuchsammlung handelt es sich um 175 Titel, die bis auf 4 deutschsprachig sind. Aus dem 17. Jh stammen 10, aus dem 18. Jh 84 und aus dem 19. Jh 75 Titel sowie 6 Titel ohne Angabe des Erscheinungsjahres. Die Sammlung ist durch eine Liste erschlossen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach RAK]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; beide Kataloge wurden 1985/87 erstellt; im Systematischen Katalog noch nicht revidiert wurde der Bestand Varia und Zeitschriften]

Froriep, Ruth: Liste der Gesangbücher und Liedsammlungen. Rotenburg i. Hann. 1967 mschr.; vermerkt Erscheinungsjahr und -ort, Drucker/Verleger, Verfasser/Hrsg., Konfession/Zielgruppe und evtl. Beigaben (Noten etc.)]

Die Bestände sind weder im Niedersächsischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen. Sie sind jedoch im Katalog der wissenschaftlichen und heimatkundlichen Literatur im Elbe-Weser-Raum des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden in Stade verzeichnet [Alphabetischer Standort-Kurztitelkatalog nach RAK; auf Mikrofiche und maschinenlesbar in Dbase III-plus].

3.2 Historische Kataloge

Katalog der Prediger-Bibliothek zu Stade für die Herzogthümer Bremen und Verden. Heft 1-8. Stade 1840-57 [gedruckt]

Jährliches Zuwachsverzeichnis in: Kirchliche Chronik des Consistorial-(1961) S. 19-20 [enthält nur eine kurze Erwähnung der Bibliothek]

Köster, Friedrich: Geschichte des Königlichen Consistoriums der Herzogthümer Bremen und Verden. Aus den Quellen mitgetheilt. Stade 1852, S. 48-49

Michelsen, Friedrich W.: Die Bibliotheken in der Stadt Stade im Jahre 1959. Diplomarbeit. Hamburg: Bibliotheksschule 1960, S. 57-59 [enthält nur eine kurze Erwähnung der Bibliothek]

Walsdorff, H.: Von der Stader Predigerbibliothek. In: Niederdeutsche Heimatblätter 29 (1952) [unpaginiert]

Stand: Oktober 1997

Alwin Müller-Jerina


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.