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Stadt- und Landesbibliothek

Adresse. Am Kanal 47, 14467 Potsdam; [Karte]
Postfach 60 14 64, 14414 Potsdam
Telefon. (0331) 2842-101 oder -103 (Sekretariat)
Telefax. (0331) 2842-102
Bibliothekssigel. <186>

Unterhaltsträger. Magistrat der Stadt Potsdam mit finanzieller Beteiligung des Landes Brandenburg
Funktion. Universalbibliothek für die Stadt Potsdam und das Land Brandenburg.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Alle Wissensgebiete. 2. Besonderes Sammelgebiet: Brandenburgica.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-20 Uhr, Samstag 9-18 Uhr. Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm-Lesegeräte, Reader-Printer, CD-ROM-Gerät.
Gedruckte Informationen. Benutzungsordnung.
Hinweise für anreisende Benutzer. Von den Bahnhöfen Straßenbahnverbindung (alle Linien) bis Haltestelle Platz der Einheit. Parkplätze in begrenzter Zahl " Am Kanal" vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Stadt- und Landesbibliothek Potsdam wurde 1992 konstituiert. Sie ist hervorgegangen aus der Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek des Bezirkes Potsdam, welche 1969 durch Zusammenlegung zweier Bibliotheken, der Stadt- und Bezirksbibliothek sowie der Brandenburgischen Landes- und Hochschulbibliothek, entstand. Sie nimmt die Aufgaben einer öffentlichen Stadtbibliothek und einer wissenschaftlichen Landesbibliothek wahr.

Die Stadt- und Bezirksbibliothek

1.2 Als Vorläufer der Stadtbibliothek kann die im Jahre 1874 durch einen Volksbildungsverein gegründete Volksbibliothek angesehen werden. Sie umfaßte anfänglich nur wenige Bände, wurde 1899 u. a. durch den Bestand von drei Vereinsbibliotheken erweitert und verfügte am Ende des 19. Jhs über ca. 5000 Bde. Im Jahre 1927 hatte sie 8600 Bde. Zur gleichen Zeit entstand in dem bis zum 1. April 1939 noch selbständigen Babelsberg ebenfalls eine Volksbücherei. Beide Bibliotheken wurden bis in die dreißiger Jahre nebenamtlich geleitet.

1.3 Am 14. April 1945 fiel die Potsdamer Städtische Volksbücherei einem Luftangriff zum Opfer. Vom alten Buchbestand blieben lediglich die ausgeliehenen Bücher erhalten. Aus Teilbeständen der unversehrten Babelsberger Bibliothek sowie aus Bücherspenden der Bevölkerung begann im Mai 1945 der Wiederaufbau, und im Dezember wurde mit knapp 500 Büchern die Ausleihe eröffnet. Zur gleichen Zeit nahm die in ihrem vollen Bestand gerettete Musikbibliothek mit 2710 Musikdrucken und 295 Büchern ihre Arbeit auf.

1.4 Der Aufbau, nun mit hauptberuflich tätigem Personal, ging zügig voran. Durch Ankäufe sowie Übernahme geschlossener privater Leihbüchereien hatte die Bücherei bereits 10 Jahre später einen durch Kataloge gut erschlossenen Buchbestand von fast 40.000 Bdn. Am 1. Oktober 1954 wurde der Stadtbibliothek die Funktion einer Stadt- und Bezirksbibliothek für die Stadt und den Bezirk Potsdam übertragen. Sie übernahm nun auch die Aufgabe der aufgelösten Landesstelle für Büchereiwesen. Zur besseren Versorgung der Bezirksstadt baute sie ein Netz von 9 Zweigbibliotheken und 12 Ausleihstellen auf und wurde nach großzügigem Um- und Ausbau aller Einrichtungen des Stadtnetzes ab 1959/60 den Benutzern in Freihandaufstellung dargeboten.

1.5 Ab Mitte der sechziger Jahre erhöhte die Stadt- und Bezirksbibliothek ihren Bestand an Zeitschriften und erwarb verstärkt Fachliteratur, überwiegend aus DDR-Verlagen, so daß der Bestand bis auf rund 135.000 Bde anstieg.

Die Brandenburgische Landes- und Hochschulbibliothek

1.6 Im Jahre 1791 wurde in Potsdam die Märkische Ökonomische Gesellschaft gegründet. Sie errichtete laut Statut die erste öffentliche wissenschaftliche Bibliothek in der Residenzstadt Potsdam. Zu den Vereinsmitgliedern gehörten u. a. der Pädagoge Friedrich Eberhard von Rochow (1734-1805) sowie Alexander von Humboldt (1767-1859). Das Bestandsverzeichnis von 1821 umfaßte 436 Titel; das von 1846 (in der Bibliothek vorhanden) weist über 3000 Titel aus. Das Gros bestand aus Fachbüchern und populärwissenschaftlichen Abhandlungen verschiedener Wissenschaftsgebiete. Nur ein geringer Teil der Bestände dieser Bibliothek gelangte in die Landesbücherei Brandenburg.

1.7 Die Landesbücherei Brandenburg ist aus der 1922 gegründeten wissenschaftlichen Zentralbibliothek der Provinzialverwaltung Brandenburg hervorgegangen. Diese entstand auf Anregung des Landtages und diente der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung ihrer Beamten. Den Grundstock von 6430 Bdn erschloß ein Alphabetischer und Systematischer Zettelkatalog. Später wurde auch heimatkundliches Schrifttum der Mark Brandenburg angeschafft und die Bibliothek weiteren Benutzerkreisen zugänglich gemacht. Ihr ist das 1935 erworbene Theodor-Fontane-Archiv angegliedert worden. Durch Erwerbung einschlägiger Literatur erhöhte sich der Buchbestand auf fast 100.000 Bde im Jahre 1944.

1.8 Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden wertvolle Bestände an Orte außerhalb Berlins verlagert. Alle in Berlin verbliebenen Bestände sowie auch die in verschiedene Orte Brandenburgs gebrachten Bücher sind durch Kriegseinwirkungen verlorengegangen. Nur der in ein Gebäude der Provinzialverwaltung in Potsdam gebrachte Bestand von etwa 25.000 Bdn entging der Vernichtung und bildete den Grundstock der 1946 neu gegründeten Landesbücherei Brandenburg.

1.9 Bereits am 11. August 1945 wurden alle im Land Brandenburg angesiedelten Verlage von der Abteilung Archiv- und Büchereiangelegenheiten der Brandenburgischen Provinzialverwaltung zur Ablieferung ihrer Belegexemplare an die Bücherei verpflichtet. Im September 1945 erkannte die damalige Landesregierung die Notwendigkeit, eine Landesbibliothek als zentrale Institution für das Land Brandenburg zu errichten. Diese neue Einrichtung sollte der Forschung und Lehre dienen, aber auch allgemeine Bildungsaufgaben erfüllen. Sie sollte eine möglichst lückenlose Sammlung der brandenburgischen Literatur einschließlich der Werke der dort beheimateten Autoren anlegen. Am 1. Dezember 1946 nahm die Landesbücherei Brandenburg, bald in Brandenburgische Landesbibliothek umbenannt, ihre Tätigkeit auf.

1.10 In den Jahren 1947 bis 1950 übernahm die Bibliothek in großem Umfang sichergestelltes Bibliotheksgut unterschiedlichster Herkunft aus dem damaligen Land Brandenburg. Ca. 45 Prozent der angelieferten Literatur stammte auf Grund der Bodenreform aus ehemaligen Schloß- und Gutsbibliotheken. Erwähnenswert sind übernommene Teilbestände von zwei bedeutenden Bibliotheken: der des Staatskanzlers Karl August von Hardenberg (1750-1822) mit überwiegend französischsprachiger Literatur und Werken zu Staat, Recht und Zeitgeschichte zwischen 1718 und 1815, und der Bibliothek des Landschaftsgestalters und Schriftstellers Hermann Ludwig Fürst von Pückler (1785-1871). Die wesentlichen Bestandteile der Sammlung von Pückler vorwiegend aus dem 18. Jh sind in französischer, deutscher und lateinischer Sprache abgefaßte Werke aus allen Wissensgebieten. Übernommen wurde auch Literatur, die für den Wiederaufbau der Volksbüchereien ungeeignet erschien. Die Gesamtzahl dieser Bestände läßt sich auf Grund unvollständiger Unterlagen und durch ständige Zu- und Abgänge nur schätzen (ca. 100.000 Bde). Umfangreiche Bibliotheken wurden an entsprechende Einrichtungen abgegeben, so die Bibliothek des Schöppenstuhls der Stadt Brandenburg (ca. 2300 Bde) an die juristische Fakultät der Humboldt-Universität in Berlin. Die im Land Brandenburg ausgelagerten Teile der Bibliothek des ehemaligen preußischen Kammergerichts (ca. 3800 Bde) wurden der damaligen Richterschule in Potsdam-Babelsberg übereignet. Beide Sammlungen gingen 1963 an die Deutsche Staatsbibliothek.

1.11 Die aufgenommenen Bestände waren in ihrer sprachlichen, zeitlichen und inhaltlichen Zusammensetzung heterogen. Neben kulturhistorisch, wissenschaftsgeschichtlich und buchkünstlerisch wertvollen Büchern, besonders zur brandenburgischen Geschichte, war ein Teil der Literatur für eine Landesbibliothek weniger brauchbar. Da aber im Mittelpunkt der Arbeit der Aufbau und die Eröffnung der Bibliothek im Jahre 1950 standen, wurden diese übernommenen Bestände nur einer groben Durchsicht unterzogen. Am 2. Mai 1950 konnte mit einem ausleihfertigen und katalogisierten Bestand von ca. 100.000 Bdn die Bibliothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die restlichen ca. 80.000 Bde, provisorisch durch Titelblattkopien erschlossen, bibliothekarisch nach PI weiterbearbeitet, kamen in einen Sonderkatalog.

1.12 Seit 1947 erfolgte die Bestandsvermehrung überwiegend durch Kauf. Auch durch Ankauf aus Privatbesitz konnten Bestandslücken geschlossen werden. Im Jahre 1948 wurde die Brandenburgische Landeshochschule gegründet, die spätere Pädagogische Hochschule. Unter dem neuen Namen Brandenburgische Landes- und Hochschulbibliothek übernahm die Landesbibliothek auch die Funktion einer zentralen Hochschulbibliothek. Dies wirkte sich auf die Erwerbungspolitik aus. So wurde u. a. pädagogische Literatur seit 1956 verstärkt erworben; auch die Tauschbeziehungen wurden ausgebaut. Am 31. Dezember 1968 betrug der Gesamtbestand 282.167 Bde und 1230 laufend gehaltene Zeitschriften.

Die Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Potsdam [WAB(B)]

1.13 Am 1. Januar 1969 erfolgte die Zusammenlegung der Brandenburgischen Landes- und Hochschulbibliothek und der Stadt- und Bezirksbibliothek zur Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek des Bezirkes Potsdam [WAB(B)]. Infolge der eigenständigen Entwicklungsgeschichte beider Bibliotheken waren diese Buchbestände heterogen in ihrer inhaltlichen Zusammensetzung. Doch stellten vor allem die umfangreichen historischen Bestände der Brandenburgischen Landes- und Hochschulbibliothek eine gute Grundlage für den weiteren Ausbau eines wissenschaftlichen Bestandszentrums für den Bezirk Potsdam dar. Sie wurden nicht unwesentlich ergänzt und aktualisiert durch die neuere belletristische, Fach- und Sachliteratur der Stadt- und Bezirksbibliothek. Im Jahre 1974 erfolgte die räumliche Zusammenführung der Bestände im jetzigen Neubau. 1978 wurde die Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek mit der Funktion einer medizinischen Bezirksbibliothek für den Bezirk Potsdam betraut. Daher wurde der Bestand an medizinischer Literatur kontinuierlich ausgebaut.

1.14 Im Jahre 1979 übernahm die WAB(B) einen Großteil der Bibliothek des Heimatforschers Rudolph Schmidt (1875-1943) aus Eberswalde, der eine umfassende Bibliothek zur brandenburgischen Orts- und Heimatgeschichte einschließlich Berlin, Altmark und der ehemaligen Neumark aufgebaut hatte. Im Jahre 1994 erwarb die Bibliothek von Fritz Wüllner aus Sandhausen bei Heidelberg eine Gottfried-Benn-Sammlung. Am 2. November 1992 erhielt sie den Status einer Stadt- und Landesbibliothek.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Im Dezember 1991 betrug der Gesamtbestand 787.066 bibliographische Einheiten. Davon sind 28.161 vor 1900 erschienen. Die besonders im 18. Jh häufig vorkommenden Sammelschriften wurden jeweils als ein Werk gezählt.

2.2 Für 8956 Titel des historischen Bestandes war die chronologische und systematische Auszählung nach Sprachen an Hand des nach hauseigenener Systematik angelegten Kataloges möglich. Der größere Teil von 19.205 Titeln, mechanisch aufgestellt und nur durch einen Alphabetischen Katalog nach PI provisorisch erschlossen, wurde am Bestand ausgezählt. Da mehrbändige Werke vielfach verteilt sind, kann die Zahl etwas differieren.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.3 Chronologisch gliedert sich der Monographienbestand in eine Inkunabel ( s. u. 2.48), 212 Titel aus dem 16. Jh, 1374 aus dem 17. Jh, 7939 aus dem 18. Jh und 18.636 aus dem 19. Jh. Im historischen Bestand befinden sich 930 Zeitungs- und Zeitschriftentitel allgemeinen, politischen und fachbezogenen Inhalts (9 aus dem 17. Jh, 244 aus dem 18. Jh und 677 aus dem 19. Jh).

2.4 Unter 20 verschiedenen Sprachen entfallen auf die deutsche 20.228 Titel (93 aus dem 16. Jh, 471 aus dem 17. Jh, 4323 aus dem 18. Jh und 15.341 aus dem 19. Jh). An zweiter Stelle steht die französische Sprache mit 5104 Titeln (12 aus dem 16. Jh, 382 aus dem 17. Jh, 2520 aus dem 18. Jh und 2190 aus dem 19. Jh). Die lateinische Sprache folgt mit 1377 Titeln (80 aus dem 16. Jh, 372 aus dem 17. Jh, 626 aus dem 18. Jh und 299 aus dem 19. Jh). Die englische Sprache ist mit 1000 Titeln vertreten (679 aus dem 19. Jh, 276 aus dem 18. Jh und 45 aus dem 16. und 17. Jh). In Italienisch sind 211 Titel (23 aus dem 16. Jh, 74 aus dem 17. Jh, 67 aus dem 18. Jh und 47 aus dem 19. Jh). Bei der dänischen, schwedischen und niederländischen Literatur liegt der Schwerpunkt im 18. Jh mit 138 Titeln, der Rest fällt in das 17. und 19. Jh. Die Werke in griechischer Sprache (30 Titel) und in spanischer (31) stammen aus dem 16. bis 19. Jh. Kaum ins Gewicht fallen die slawischen Sprachen (33 Titel aus dem 18. und 19. Jh). Die restlichen 9 Titel entfallen auf andere Sprachen. Bei den Zeitschriften überwiegt die deutsche Sprache mit 819 Titeln, gefolgt von der französischen mit 93. Die restlichen 18 verteilen sich auf die englische, lateinische, sorbische und schwedische Sprache.

Systematische Übersicht

2.5 Werke allgemeinen Inhalts machen 281 Titel aus. In dieser Gruppe befinden sich 116 überwiegend deutsche und französische Periodika; aus dem 18. Jh u. a. die Acta eruditorum (1682-1739, lückenhaft), Hannoversche Anzeigen (1750-1786), Mercure de France (1718-1756, lückenhaft) und aus dem 19. Jh die Augsburger Allgemeine Zeitung (1841-1869, lückenhaft) sowie die Leipziger Illustrierte Zeitung (1844-1873, lückenhaft). Außer den wichtigsten deutschen Enzyklopädien liegt hier u. a. auch die Erstausgabe der Encyclopédie von Diderot und d'Alembert (1751-1780) vor. Diese Gruppe umfaßt auch französische, englische und lateinische Veröffentlichungen verschiedener Akademien und Gesellschaften aus dem 18. und 19. Jh sowie mehrere biographische Sammelwerke (so Johann Matthias Schröckh, Allgemeine Biographie, 1767-68, 1791). Erwähnenswert sind 21 (18 französische und 3 deutsche) Drucke teilweise antiklerikalen Inhalts des fingierten Verlages Pierre Marteau (Peter Hammer), Köln, herausgegeben zwischen 1668 und 1794. Unter den drei deutschsprachigen Titeln befinden sich die Hefte 4-10 und 12-18 des Journals Neue Feuerbrände (1807/08).

2.6 191 Titel umfaßt die Gruppe Buch- und Bibliothekswesen, größtenteils Bestandsverzeichnisse vorwiegend deutscher Bibliotheken. Bei den deutschsprachigen Titeln (87) überwiegen Drucke des 19. Jhs, 25 Titel sind aus dem 18. Jh, darunter Nachrichten von lauter alten und raren Büchern (1732-1734). Bei den Auktions- und Versteigerungskatalogen überwiegt mit 63 Titeln die lateinische Sprache aus dem 18. und 19. Jh, gefolgt von 23 französischsprachigen Titeln. Den Rest bilden Kataloge von Privatsammlungen (darunter Paynes Bibliotheca Grenvilliana, London 1842, und der Vollständige Lese-Katalog über die Arnoldsche Lesebibliothek in Buddissin, 1799).

2.7 Zu der Gruppe Erdkunde gehören 1480 Titel, einschließlich 50 Zeitschriften. Fünf Titel sind aus dem 16. Jh, 60 aus dem 17. Jh, 517 aus dem 18. Jh und 898 aus dem 19. Jh. Ca. 380 Werke verteilen sich auf allgemeine Erd- und Länderkunde, Hand- und Lehrbücher, Schriften zur physischen Geographie sowie Biographien und Zeitschriften (so Petermann's geographische Mitteilungen, 1855 ff.). Einen breiten Raum nehmen die ca. 400 deutschen und französischen Forschungs- und Entdeckungsreisen ein. Unter der Reiseliteratur des 18. und 19. Jhs finden sich zahlreiche umfangreiche Ausgaben, wie die Sammlung der besten und neuesten Reisebeschreibungen (1765-1790), das Journal der neuesten Land- und Seereisen (1808-1819) sowie Krusensterns Reisen um die Welt in den Jahren 1803 bis 1806 (1811). Die ca. 60 englischsprachigen Werke beinhalten vor allem Cooks Reisen, aber auch Reisebeschreibungen über England, Irland und Indien. Ca. 200 Werke beziehen sich auf zusammenfassende Länderbeschreibungen, Reisehandbücher und Topographien einzelner deutscher Städte und Landschaften (wie Johann Baptist Homann, Atlas Germaniae specialis, 1753). Bei den Länderkunden Europas (ca. 350 Titel) steht an erster Stelle Frankreich, gefolgt von Italien, Österreich und den nordischen Staaten. Die außereuropäischen Länder sind mit ca. 150 Titeln vertreten ( z. B. Grosse und J. Neaulme, De Beschreyving van Japan, s'Gravenhage 1729). Hier halten sich die deutschen Titel des 19. Jhs und die französischsprachigen des 18. Jhs die Waage.

2.8 Die Bestände zur Geschichte sind umfangreich und umfassen einschließlich der Hilfswissenschaften 4115 Titel, davon 3963 Monographien und 152 Zeitschriften. An erster Stelle steht die deutschsprachige Literatur mit 2512 Titeln, vorwiegend aus dem 19. Jh; es folgen 1079 französischsprachige Titel, überwiegend aus dem 18. Jh, dem auch die meisten lateinischen Titel zuzuordnen sind. Bei der englischen Literatur überwiegt das 19. Jh. Einige Werke sind in griechischer, dänischer, niederländischer, schwedischer und spanischer Sprache. Die historischen Hilfswissenschaften machen insgesamt 283 Titel aus dem 16. bis 19. Jh aus. Darunter sind zahlreiche Werke zur Heraldik und Numismatik, wie Johann David Koehler, Historische Münzbelustigung (1729-1750) und Johann Christoph Hirsch, Des Teutschen Reichs-Münz-Archiv (1756-58, 1768). Adelslexika, Werke über einzelne Dynastien europäischer Herrscherhäuser und adliger Familien sowie die Gothaischen Taschenbücher und Hofkalender ergänzen die Werke zur Genealogie, unter denen sich Georg Lohmeier, Der Europäische Kayser- und Königlichen Häuser historische und genealogische Erläuterungen (1730), und Johann Hübner, Dreyhundert und dreyunddreyssig genealogische Tabellen (1708), befinden.

2.9 Mit 1248 Titeln sind die Gesamtdarstellungen der Weltgeschichte, Einführungen in die Geschichtswissenschaft, Wörterbücher, Quellenwerke, Atlanten sowie mehrbändige Kompendien speziell des 18. und 19. Jhs präsent. Die europäische Staatengeschichte ist mit 650 Titeln in deutschen und französischen Werken des 18. und 19. Jhs vertreten. Mit ca. 150 Titeln überwiegt die Geschichte Frankreichs, speziell mit Darstellungen zur Französischen Revolution, darunter Antoine François Bertrand de Molleville, Histoire de la révolution de France (Paris 1801-1803), Ernst von Odeleben, Die französische Revolution (Leipzig 1830), Jean- Pierre Papon, Histoire de la Révolution de France (Paris 1815). Es folgen Italien und England mit je 70 Titeln und Spanien mit 60. Erwähnenswert sind Herman Cortes, Narratio de novo Hispania (1524), und Bartholomeus de las Casas, Newe Welt. Warhafftige Anzeigung der Hispanier grewlichen, abschewlichen und unmenschlichen Tyranney (1597). Der Rest von 350 Titeln verteilt sich auf weitere europäische Staaten. Zu nennen ist Gulielmus Maius Gottin, Polemographia Belgica (Köln 1594). Die Geschichte der einzelnen deutschen Staaten ist mit 984 Titeln vertreten, davon haben ca. 200 Abhandlungen die preußische Geschichte, hauptsächlich die Regierungszeit Friedrichs II., zum Inhalt. Aus dem 16. Jh ist Heinrich Pantaleon, Teutscher Nation Heldenbuch (Basel 1562), vorhanden. Während bei den 200 deutschsprachigen Darstellungen das 18. Jh vorherrscht, ist es bei den 200 französischen das 19. Jh. Ca. 230 Titel befassen sich mit der Geschichte der außereuropäischen Länder und der Kolonisation; Amerika (90), Asien (65), Afrika (60), Australien (15). Bei den deutschsprachigen Darstellungen überwiegt das 19. Jh, in den anderen Sprachen das 18. Jh.

2.10 394 Titel verzeichnet die Gruppe Militärwesen. Sie enthält Lexika, Beschreibungen von Feldzügen und einzelnen Schlachten, Regimentsgeschichten sowie Literatur über einzelne Waffengattungen. Neben 104 französischsprachigen Werken des 17. bis 19. Jhs ist die Mehrheit der Drucke (262) in Deutsch, so mehrere Werke über Kriegskunst von Jacob Wallhausen aus der ersten Hälfte des 17. Jhs und Leonhardt Fronsperger, Das Kriegßbuch (Frankfurt 1573). 326 Titel entfallen auf Memoirenliteratur, Biographien und Briefe geschichtlicher Persönlichkeiten von Herzog Alba über Friedrich II., Maria Theresia, Peter den Großen bis Wellington. Napoleon und die französischen Kaiser sind mit über 40 Titeln in deutscher und französischer Sprache vertreten.

2.11 Bei den 83 zur Sportliteratur gehörenden Titeln dominieren zusammenfassende Darstellungen zur Geschichte des Sports, Handbücher für Turnen, Sport und Spiel. Es überwiegen Gymnastik und Reitsport. Einige Titel beziehen sich auf das Schachspiel, so C. E. E. Hoverbeck, Das preussische National-Schach (1806). 69 Titel sind in deutscher Sprache, der Rest verteilt sich auf wenige französische und englische Werke aus dem 17. bis 19. Jh.

2.12 Die Kultur- und Sittengeschichte ist mit 570 Titeln vertreten. In der Literatur des 18. Jhs überwiegt Französisch, im 19. Jh Deutsch. Abhandlungen allgemeinen Inhalts umfassen ca. 200 Titel. In den Darstellungen zur Kulturgeschichte europäischer Staaten (140 Titel) bezieht sich die meiste Literatur auf Deutschland (darunter Das galante Sachsen, 1734), es folgen Frankreich und Italien. Bei den außereuropäischen Staaten (90 Titel) bezieht sich die Mehrheit auf Ägypten. Weiterhin sind 140 Titel zu fast allen Teilgebieten vorhanden, darunter Thomas Baxter, Darstellung des ägyptischen, griechischen und römischen Costüms (1815).

2.13 Die 1122 zur Kunst gehörenden Titel einschließlich der 33 Zeitschriften verteilen sich auf das 16. bis 19. Jh in sieben Sprachen. Es dominiert die deutsche Sprache mit 871 Titeln (einer aus dem 16. Jh, 12 aus dem 17. Jh, 146 aus dem 18. Jh, 712 aus dem 19. Jh). Es folgt Französisch mit 161 Titeln (einer aus dem 16. Jh, 10 aus dem 17. Jh, 74 aus dem 18. Jh und 76 aus dem 19. Jh). Die verbleibenden 90 Werke sind in englischer Sprache, darunter Peter Frederick Robinson, Rural architecture (1836) und Village architecture (1837) in italienischer, lateinischer, niederländischer und spanischer Sprache. Etwa die Hälfte aller Werke setzt sich aus Nachschlagewerken und Werken allgemeinen Inhalts (560 Titel) zusammen, wie Dictionnaire d'architecture civile et hydraulique (1755). In den Teilbereichen der Kunst handelt es sich überwiegend um einführende Schriften oder Verzeichnisse, wie J. C. Fuesslin, Raisonnierendes Verzeichnis der vornehmsten Kupferstecher und ihrer Werke (1771). In dieser Gruppe findet sich das früheste in Berlin gedruckte Buch zur Emblematik: Juan de Borja, Emblemata moralia (1697). Ca. 200 Titel beziehen sich auf einzelne Kunstepochen von der Antike bis zur Neuzeit. Museumsführer, Beschreibungen von Kunstdenkmälern, Galerien, Kunststätten und einzelnen Bauwerken in den deutschen Ländern sind mit ca. 200 Titeln vertreten, darunter Ernst Daniel Martin Kirchner, Das Schloss Boytzenburg und seine Besitzer (1860). Bei den europäischen Ländern (60 Titel) stehen England, Frankreich, Griechenland und Italien im Vordergrund. Die orts- und landesspezifischen Werke sind überwiegend in der Landessprache abgefaßt. Aus ca. 100 Titeln besteht die Musikliteratur (Musiklehre, Instrumentenkunde, Liederbücher). Die restlichen Werke sind Musikerbiographien sowie Werkanalysen einzelner Künstler.

2.14 Von den 432 Werken zur Land- und Forstwirtschaft hat die deutschsprachige Literatur des 18. und 19. Jhs mit 380 Titeln den größten Anteil. Aus dem 17. bis 19. Jh sind 28 französische Titel vorhanden. Die 14 englischen Werke aus dem 16. und 19. Jh (teilweise in Übersetzung) haben vorwiegend Gartengestaltung und Gartenbau zum Inhalt, so Philipp Miller, Das englische Gartenbuch (1750-1758) und Das allgemeine Gärtnerlexicon (1772-1776). Ca. 80 Titel beinhalten allgemeine Darstellungen zur Agrarpolitik und zum Agrarrecht einzelner Staaten. 102 Werke befassen sich mit praktischen Fragen der Landwirtschaft, so der Handhabung landwirtschaftlicher Geräte, oder sind Ratgeber, Lehr- und Handbücher. Hier finden sich Werke von Albrecht Thaer (1752-1828), die Möglinschen Annalen (1812-1829) oder Pierre Boitard, L'art de composer et décorer les jardins (1834). Werke zum Garten-, Acker- und Weinbau sowie zur Jagd und zum Waldbau umfassen je 100 Titel, Literatur zur Tierzucht und zur Fischerei 50. Die restlichen 10 Titel verteilen sich auf dänische, italienische, niederländische und schwedische Werke des 17. und 18. Jhs.

2.15 Die Mathematik umfaßt 139 Werke. Am stärksten vertreten sind Lehrbücher, Lexika, Wörterbücher und Überblicke, so Moritz Cantor, Vorlesungen über Geschichte der Mathematik (1894-1900, unvollständig). Dazu kommen einige biographische Werke. Der Rest verteilt sich auf Werke zu einzelnen mathematischen Gebieten, wie Wilhelm von Calchum, Zusammenfassung etlicher geometrischen Aufgaben (1629). Vorherrschend ist die deutsche Sprache mit 119 Titeln (17. bis 19. Jh); weitere Literatur ist in französischer, englischer und lateinischer Sprache vorhanden.

2.16 Zu den Naturwissenschaften liegen 1026 Titel vor, davon 32 Zeitschriften. Bei den deutschsprachigen Werken überwiegt das 19. Jh mit 575 Titeln vor 140 des 18. Jhs. Bei den 145 französischen Titeln dominieren die Werke des 18. Jhs, gefolgt von 41 des 19. Jhs. In Latein (60 Titel aus dem 16. bis 19. Jh) sind vorwiegend die Werke von Plinius und Linné vorhanden. Weitere 65 Werke finden sich in Englisch, Niederländisch, Italienisch und Schwedisch (16. bis 19. Jh). 300 Titel sind allgemeine Darstellungen, Nachschlagewerke, Lehr- und Handbücher, vor allem auch Reise- und Forschungsberichte (Plinius, Bernoulli, Darwin, Humboldt). Ebenfalls 300 Werke aus der Biologie verteilen sich in etwa gleichmäßig auf die Botanik und Zoologie. Beachtenswert sind Prachtausgaben mit handkolorierten Kupfertafeln, vorrangig aus dem 18. Jh, so von Maria Sibylla Merian, Johann Daniel Meyer und Johann Michael Seligmann. Auch Jacob Christian Schaeffer, Einleitung in die Insektenkenntnis (1766), sowie die Monatlich herausgegebenen Insektenbelustigungen (1746-1761), hrsg. von August Johann Rösel, sind vorhanden. Erwähnenswert sind das Fischbuch von Conrad Gessner (1598) und Jan Swammerdams Histoire générale des insectes (1685). In der Physik (126 Titel) überwiegen vor allem Werke zur Mechanik, Optik und Elektrizitätslehre, wie Johann Ulrich Müller, Der unbetrügliche Stundenweiser (1702). Von Ostwald's Klassikern der exakten Wissenschaften sind ca. 80 Bändchen vor 1900 vorhanden. Mit ca. 120 Titeln ist die alchemistische und chemische Literatur vertreten, darunter der Chymische Glücks-Hafen (1682). Auf paläontologische, mineralogische und einige astronomische Werke (darunter Johann Michael Dilhelm, Christliche Betrachtungen dess gläntzenden Himels, 1657) verteilen sich die restlichen 80 Titel. Biographien von Naturwissenschaftlern sind mit ca. 100 Titeln vertreten.

2.17 Die Gruppe Philosophie verzeichnet 689 Titel, davon 341 deutschsprachige. Mit 199 Titeln dominiert das 19. Jh vor 127 aus dem 18. Jh, 12 aus dem 17. Jh und 2 aus dem 16. Jh. In deutscher Sprache sind vorwiegend Einleitungen in die Philosophie und Gesamtdarstellungen (Johann Gottlieb Buhle, Lehrbuch der Geschichte der Philosophie, 1796-1804), aber auch Übersetzungen antiker Philosophen sowie Werke und Systeme einzelner Philosophen der neueren Zeit. Darunter sind Erstausgaben von Hegel, Herbart und Kant. Bei den 261 französischsprachigen Werken überwiegt das 18. Jh mit 194 Titeln vor 48 aus dem 19. Jh und 19 aus dem 17. Jh. Hier finden sich Werke von und über Rousseau, D'Alembert, Diderot, Lamettrie, Voltaire. Der Anteil der 63 lateinischen Drucke (Seneca, Erasmus, Gessner, Leibniz) verteilt sich auf das 16. Jh (3), das 17. Jh (12), das 18. Jh (35) und das 19. Jh (13). Weitere Sprachen sind Englisch mit 19 Titeln, Italienisch (3), Schwedisch und Dänisch (je einer). 100 Titel verteilen sich auf verschiedene Disziplinen wie Logik (Christian Wolff), Moralphilosophie, Metaphysik und Naturphilosophie. In dieser Gruppe befindet sich auch eine Aldine (Dioscorides, 1518).

2.18 Aus 909 Titeln besteht die Gruppe Religionswissenschaft und Theologie. Das 18. Jh liegt mit 433 Titeln an der Spitze vor dem 19. Jh mit 253. Das 17. Jh ist mit 171 Titeln vertreten, das 16. Jh mit 52. Es überwiegen die deutsche Sprache (516 Titel) sowie die französische (203; 18. Jh), gefolgt von Latein (154; 17 Jh). Die restlichen Werke verteilen sich auf Italienisch (15 Titel), Englisch (12) und einige andere Sprachen. In hebräischer Sprache liegt eine Bibelausgabe von Elias H. Hutter vor, die Biblia sacra (Hamburg 1587). Allgemeine Kirchengeschichte, Kirchenrecht und Religionsphilosophie sind zu gleichen Teilen vorhanden (je 200 Titel) sowie Literatur aus der Homiletik. Ausgaben der Kirchenväter, Geschichte der Konzilien und des Papsttums, Biographien einzelner Päpste weisen ca. 150 Titel auf. Allgemeine und einführende Schriften zum Alten und Neuen Testament umfassen ca. 100 Titel. Hier findet sich eines der ältesten Bücher der Bibliothek, ein lateinisch-deutscher Psalter (Straßburg: Knobloch 1508). Gesamt- und Teilausgaben verschiedener Bibeln sind ebenfalls mit ca. 100 Titeln vertreten. Die Ausgaben reichen von einem Lutherdruck von 1520 über die von Johann Heinrich Zedler herausgegebene Lutherausgabe (22 Bde, Leipzig 1729-1733) bis zur Weimarer Ausgabe von 1883 ff. Die Zeit der Reformation ist mit ca. 50 Titeln vertreten. Kirchenordnungen, Beschreibungen einzelner Klöster (Halberstadt, Hildesheim, Lüneburg u. a.) und deren Urkunden-Bücher umfassen ca. 50 Titel. Die restlichen Werke sind den nichtchristlichen Religionen zuzuordnen (darunter De Russorum moscovitarum et tartarorum religione ..., 1582).

2.19 Die kleine Gruppe Psychologie besteht aus 130 Titeln (17. bis 19. Jh). Bei Gesamtdarstellungen, Lehrbüchern und Nachschlagewerken ist die deutsche Sprache vorherrschend (98 Titel), es folgt die französische mit 23. Die 9 Werke in Englisch, Latein, Niederländisch und Italienisch aus dem 17. und 18. Jh sind allgemeine psychologische Abhandlungen. Einige Werke verteilen sich auf Entwicklungspsychologie, Anthroposophie sowie Ratgeber zur Lebenshilfe.

2.20 644 Werke umfaßt die Gruppe der Rechtswissenschaften. Vom 16. Jh (Codices Justiniani) bis zum 19. Jh ist Literatur vertreten, davon über die Hälfte in deutscher Sprache (390 Titel). Es handelt sich vor allem um allgemeine Darstellungen, Einführungen in die Rechtsgeschichte, Lehrbücher (90), Gesetzessammlungen (darunter Ausgaben des Sachsenspiegels), deutsche Reichsgesetze (speziell Preußen), Verfassungen deutscher Länder ( z. B. Das gantze Sechsisch Landrecht, 1572) sowie Kammergerichtsordnungen. Der Schwerpunkt liegt im 18. Jh (205 Titel). Auch bei 113 französischen Titeln liegt der Schwerpunkt mit ca. 70 Titeln im 18. Jh. Vorhanden ist vor allem Literatur zur französischen Staatsverfassung, zum Code Napoléon, zum französischen Naturrecht und zu Friedensedikten (100 Titel). Die 74 in lateinischer Sprache abgefaßten Titel (vom 16. bis 19. Jh) haben vorrangig das Römische Recht zum Inhalt. Auch in deutscher Sprache findet sich Literatur zum Römischen Recht. Die restlichen Schriften beinhalten Lehnsrecht, Adels- und Fürstenrecht, Straf- und Prozeßrecht. In englischer Sprache liegen 31 Titel aus dem 17. und 18. Jh vor. 16 Sammelbände befassen sich mit dem dänischen Rechtswesen. Daneben sind 10 niederländische Titel (17. bis 19. Jh), 5 italienische (16. und 17. Jh) und wenige spanische, schwedische und russische vorhanden.

2.21 Zur umfangreichsten Bestandsgruppe gehört die Sprach- und Literaturwissenschaft mit insgesamt 7218 Titeln, davon 123 Zeitschriften. Sie verteilen sich auf das 16. bis 19. Jh in 13 verschiedenen Sprachen. Die Untergruppe allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft umfaßt 450 Titel, größtenteils in deutscher Sprache und aus dem 18. und 19. Jh. Darunter ist ein Orientalisch- und Occidentalischer Sprachmeister, Welcher nicht allein hundert Alphabete nebst ihrer Aussprache vor Auge legt (1748). In Französisch sind 33 Werke (16., 18. und 19. Jh), in Italienisch 27 (16., 17., 19. Jh), in Englisch 14 Titel (17. und 18. Jh). Der Rest verteilt sich auf verschiedene jeweils in geringem Umfang vertretene Sprachen. Darunter ist ein achtsprachiges Wörterbuch, Colloquia et dictionarium octo linguarum (Amsterdam 1631). Zur Sprechkunde und Sprecherziehung sind 37 deutschsprachige Titel des 19. Jhs nachgewiesen.

2.22 In der Gruppe allgemeine Literaturwissenschaft mit 200 Titeln herrscht Literatur in deutscher Sprache aus dem 18. und 19. Jh vor. Neben den allgemeinen Darstellungen, Lehr- und Handbüchern sowie Lexika ist Literatur über einzelne Literaturgattungen vorhanden. Innerhalb der germanischen Sprachen und Literaturen nimmt die deutsche Sprache und Literatur mit 2837 Titeln einen breiten Raum ein. Auf das 16. Jh entfällt ein Titel, auf das 17. Jh entfallen 10, auf das 18. Jh 362 und auf das 19. Jh 2464. Vorherrschend sind deutschsprachige Werke mit 2786 Titeln, gefolgt von 33 französischen, 7 englischen und 11 lateinischen Titeln. Es finden sich Einführungen in die Sprachwissenschaft, Literatur zur Sprachgeschichte, Grammatiken, Titel zur Mundartforschung u. ä., aber auch Wörterbücher (630). Nennenswert ist Hieronymus Freyers Anweisung zur Teutschen Orthographie (1728).

2.23 Die deutsche Literaturwissenschaft, Literaturtheorie und -geschichte ist mit 670 Werken vertreten, darunter die Encyclopädie der deutschen Nationalliteratur von Oskar Ludwig Bernhard Wolff (7 Bde, Leipzig 1835-1842). Die Literaturdenkmale und Volksdichtungen (darunter Reineke der Fuchs, ins Hochdeutsche übersetzt von Johann Christoph Gottsched, Leipzig 1752) umfassen 325 Titel. Umfangreich ist die Literatur des 18. und 19. Jhs (400 Titel). Erstausgaben sind vorhanden u. a. von Gessner, Goethe, Kleist, Klopstock, Lessing, Schiller, Seume und Tieck. 812 Werke der deutschen Literatur verteilen sich auf Textausgaben, Biographien, Briefwechsel sowie Sekundärliteratur. Die Gottfried-Benn-Sammlung umfaßt 566 Bücher, u. a. Erstausgaben, Sekundärliteratur sowie bibliophile und fremdsprachige Ausgaben. Beiträge aus der bildenden Kunst und der Musik ergänzen den Bestand. Die Benn-Rezeption von 1912 an ist in Jahresmappen dokumentiert. Unter den Zeitschriften sind die Heidelberger Jahrbücher der Literatur (1808-1822), die Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (Bde 1-60, 1765-1797, lückenhaft) und die (Neue) Berliner Monatsschrift für Philosophie, Literatur und Kunst (Bde 3-26, 1800-1811, lückenhaft).

2.24 165 Titel vom 17. bis 19. Jh entfallen auf allgemeine Abhandlungen, Wörterbücher und Einführungen in die niederländische, schwedische, dänische und norwegische Sprache und Literatur. Mit 159 Titeln ist der deutschsprachige Anteil am größten. Die Anglistik und Amerikanistik ist mit 798 Werken vertreten. Mit 590 Titeln überwiegen die Ausgaben des 19. Jhs, gefolgt von 189 des 18. Jhs und 19 des 17. Jhs. Grammatiken, Literaturgeschichten (ca. 100) sind vorwiegend originalsprachig. Ausgaben englischer und amerikanischer Schriftsteller, Anthologien sowie Biographien sind teils in Deutsch, teils in Englisch abgefaßt. Erwähnenswert ist die vierte Folio-Ausgabe Shakespeares (London 1685). Aus dem 18. Jh sind vorhanden Richard Steele, The Funeral, or, Grief à la Mode (London 1710), Samuel Butler, Hudibras (London 1726), John Vanbrugh, The Provok'd Wife (London 1753), und James Thomson, The Seasons (Glasgow 1776).

2.25 Bei 1966 Titeln in den romanischen Sprachen und Literaturen spielt die französische Sprache und Literatur mit 1735 eine dominierende Rolle. Die originalsprachige Literatur ist mit ca. 60 Prozent vertreten, der Rest ist deutschsprachig und lateinisch. Der Bestand gliedert sich in einen Titel aus dem 16. Jh, 58 aus dem 17. Jh, 780 aus dem 18. Jh und 896 aus dem 19. Jh. Gesamtdarstellungen, Sprachlehrwerke, Wörterbücher, Literaturgeschichten und Darstellungen einzelner Gattungen machen 375 Titel aus. 1360 Werke entfallen auf Literatur (Corneille, La Fontaine, Le Sage, Marmontel, Molière, Prévost u. a.). Fast alle namhaften Autoren des 17. Jhs und besonders des 18. Jhs sind präsent. Neben Theater (Répertoire du théétre français, 1743-1818), Roman, Erzählung und Lyrik liegt ein umfangreicher Bestand an Essayistik, Moralistik, Geschichtsschreibung, Salon-, Memoiren- und Briefliteratur vor. Von 170 Werken zur italienischen Sprache und Literatur ist etwa die Hälfte originalsprachig vorhanden. Bei den deutschen, französischen und englischen Übersetzungen überwiegt das 18. Jh und umfaßt Lehrbücher, Wörterbücher und Literaturgeschichten wie Pierre Louis Ginguené, Histoire littéraire d'Italie (1811-1824). Die spanische und portugiesische Sprache und Literatur ist mit 61 Titeln vertreten. Der größte Teil der vom 17. bis 19. Jh erschienenen Lehr- und Lesebücher ist in französischer oder deutscher Sprache.

2.26 Die slawischen Sprachen verteilen sich mit 50 Titeln auf das 18. und 19. Jh und umfassen vorwiegend Wörterbücher. Die Volksliteratur ist teils im Original, teils in deutscher und französischer Übersetzung vorhanden (so Fürst Wladimir und dessen Tafelrunde, 1819). Die meisten der aus dem 19. Jh stammenden 69 Werke der orientalischen (und weiteren) Literaturen und Sprachen sind Wörterbücher, vorwiegend Anthologien in deutscher oder französischer Übersetzung.

2.27 Von 646 Titeln zur Klassischen Philologie stammen aus dem 16. Jh 9 Titel, aus dem 17. Jh 67, aus dem 18. Jh 226 und aus dem 19. Jh 344. Die Hälfte liegt in deutscher Sprache vor, gefolgt von Latein mit 161 Titeln, Französisch mit 92, Griechisch mit 26, Englisch und Italienisch mit je 5. Die Ausgaben der römischen und griechischen Klassiker stammen vor allem aus dem 17. Jh, Übersetzungen nebst Kommentaren vornehmlich aus dem 19. Jh. Bei Autoren stehen Aristoteles, Cicero, Homer, Horaz, Ovid, Seneca und Vergil im Vordergrund. Zu den ältesten Büchern der Bibliothek gehört eine von Sebastian Brant herausgegebene Vergil-Ausgabe (1502). Des weiteren findet sich eine größere Anzahl von Grammatiken, Literaturgeschichten und Wörterbüchern.

2.28 Die Gruppe Staatswissenschaften enthält 2014 Titel, davon 81 Zeitschriften. Von 1280 deutschen Titeln stammen 690 aus dem 19. Jh, 6 aus dem 16. Jh, 77 aus dem 17. Jh und 507 aus dem 18. Jh. Von den 379 französischsprachigen Werken entfallen 183 auf das 19. Jh, 4 auf das 16. Jh, 37 auf das 17. Jh und 155 auf das 18. Jh. Bei den lateinischen Werken überwiegt mit 100 Titeln das 18. Jh vor 88 aus dem 17. Jh, 52 aus dem 19. Jh und 20 aus dem 16. Jh. In englischer Sprache sind 38 Titel aus dem 17. bis 19. Jh vorhanden, der Rest von 57 Titeln verteilt sich auf 5 weitere europäische Sprachen und auf das 16. bis 19. Jh. Ein Großteil behandelt staatstheoretische Themen, so vor allem umfangreiche Sammlungen in Deutsch, Französisch und Latein aus dem 17. und 18. Jh. Gut vertreten sind die Schriften von Friedrich II., Montesquieu und Rousseau. Ca. 600 Titel, vorwiegend des 17. und 18. Jhs, sind Schriften zur Staatslehre (darunter Aristoteles' Doctrina politica, 1606) oder Wörterbücher, Lexika und Periodika. Sammlungen von Staatsverträgen gehen z. T. bis ins 17. Jh zurück, wie Fabers (neue) Europäische Staatscantzley (ca. 180 Bde). Umfangreiche Quellensammlungen zum Staatsrecht und europäischen Recht, u. a. von Johann Jakob Moser (1701-1785), sind vornehmlich in deutscher Sprache vorhanden. Ebenfalls in deutscher Fassung liegen neben Abhandlungen über Reichstage Friedensverträge (speziell Westfälischer Friede) und Verfassungen fast aller europäischer Staaten vor. Unter den Darstellungen ist Gottfried Achenwall, Staatsverfassung der europäischen Reiche im Grundriß (1756). Die Staats- und Verwaltungsgeschichte von Bayern, Pommern, Preußen, Sachsen und einigen europäischen Staaten wie England, Frankreich, Holland, Italien, Schweiz ist Gegenstand von ca. 500 Titeln. Den Abschluß bilden 52 deutschsprachige Titel zur Gesellschaftskunde aus dem 18. und 19. Jh, darunter das Staats- und Gesellschaftslexikon von Hermann Wagner (1859-1866).

2.29 Bei den 230 Bestandseinheiten der Gruppe Technik, Industrie, Handwerk, Verkehrswesen ist das 16. bis 19. Jh vertreten. Fast gleichmäßig verteilen sich die 161 deutschen Werke auf das 18. und 19. Jh. Bei der französischen Literatur mit 46 Titeln rangiert das 18. Jh (33) vor dem 19. Jh (13). Die restlichen Titel sind in englischer (14), lateinischer (6), italienischer (2) und niederländischer Sprache (einer). Zur Literatur zur Technikgeschichte mit Nachschlagewerken und allgemeinen Abhandlungen (25 Titel) gehört J. A. Donndorf, Geschichte der Erfindungen in alphabetischer Ordnung (1817-1818). Von den 170 Titeln über einzelne Gebiete beziehen sich auf die Bautechnik 35, u. a. ein Werk von Tielemann van der Horst über Treppen mit ihren Grundrissen (1763). Ebenfalls 35 Titel sind dem Bergbau zuzurechnen, darunter ein Werk von Christoph Andreas Schlüter über Hüttenwerke (1738). Die Gruppe Metallurgie umfaßt 20 Titel, die Holzbearbeitung 30, die chemische Industrie sowie der Wasserbau je 25 (darunter D. Gilly und J. A. Eytelwein, Praktische Anweisung zur Wasserbaukunst, 1802). Dazu kommen mehrere Werke von Jacob Leupold über Wasserkünste und Brückenbau. Literatur über Verkehrswesen, Ratgeberbücher und biographisches Material bilden mit 35 Titeln den Rest der Gruppe.

2.30 Von 354 Titeln der Gruppe Wirtschaftswissenschaften sind 289 in deutscher, 55 in französischer, 8 in englischer und 2 in lateinischer Sprache. Auf das 18. Jh entfallen 120 Titel und auf das 19. Jh 231, 3 auf das 16. und 17. Jh. Neben allgemeinen Darstellungen betreffen ca. 50 Werke die Wirtschaft einzelner europäischer und außereuropäischer Staaten. Ca. 120 deutsche Titel des 18. und 19. Jhs umfassen vor allem Werke zum Handel und zu Handelsbeziehungen zwischen Europa und überseeischen Staaten. 70 Titel beziehen sich auf einzelne Handwerkszweige (so Johann Beckmann, Anleitung zur Technologie: oder zur Kenntniß der Handwerke, 1787). Die französischen Werke des 18. Jhs haben speziell Finanzprobleme zum Inhalt. Unter den praktischen Anleitungen zur Haushaltsführung sind auch Kochbücher (so François Pierre de La Varenne, Le cuisinier français, 1687).

2.31 Bei der medizinischen Literatur mit 435 Titeln stammen 3 aus dem 16. Jh (darunter 2 Werke von Leonhard Thurneisser zu Thurn), 6 aus dem 17. Jh, 151 aus dem 18. Jh und 275 aus dem 19 Jh. Sprachlich steht mit 348 Titeln Deutsch im Vordergrund. Das 18. Jh verzeichnet 44 französische Werke (darunter Nicolas Venette, La génération de l'homme, 1768) und 34 lateinische. Der Rest entfällt auf englische, niederländische und sorbische Literatur. 151 Titel gliedern sich in Medizingeschichte, Lehrbücher und Kompendien sowie Einführungen in das Gesundheitswesen. Am stärksten vertreten ist bei den einzelnen Gebieten die Pharmazie und Homöopathie mit 59 Titeln. Erwähnenswert sind das Artzneybuch für alle Menschen (1596) des Arnstädter Arztes Johannes Wittich und Elisabeth Blackwells Vermehrtes und verbessertes Kräuterbuch (1750-1754). Die Veterinärmedizin ist mit 39 Titeln präsent. Die anderen medizinischen Gebiete sind zahlenmäßig unbedeutend.

2.32 Die Pädagogische Literatur, seit 1956 schwerpunktmäßig gesammelt, zählt einen historischen Bestand von 2305 Monographien und 111 Zeitschriften. Aus dem 16. Jh stammen 2 Titel (Deutsch und Latein), aus dem 17. Jh 20 (Deutsch, Französisch, Latein und Englisch), aus dem 18. Jh 310 (darunter 234 deutsche und 60 französische). Es überwiegt das 19. Jh mit 1804 deutschsprachigen Titeln, gefolgt von 86 lateinischen, 57 französischen, 25 englischen und einem spanischen. Bei den Zeitschriftentiteln entfallen 5 deutsche auf das 18. Jh ( z. B. Der Kinderfreund, Leipzig 1777-1781) sowie 100 auf das 19. Jh (darunter Rheinische Blätter für Erziehung und Unterricht, 1834-1894). Fünf Titel aus dem 18. Jh sind in französischer Sprache, einer in schwedischer. Neben 330 allgemeinen Erziehungs- und Unterrichtslehren sind pädagogische Enzyklopädien und Darstellungen zur Geschichte der Pädagogik vorhanden sowie Nachschlagewerke, Didaktiken und Literatur zum Schulrecht. 100 Titel beziehen sich auf die Theorie der Bildung und Erziehung, und ca. 280 enthalten Darstellungen einzelner deutscher und europäischer Schulsysteme.

2.33 Bei den einzelnen Schulfächern (208 Titel) handelt es sich vorwiegend um Fachliteratur für Lehrer und Erzieher. Das Fach Deutsch ist am umfangreichsten mit Lehr- und Übungsbüchern, Grammatiken, Rhetoriken und einigen Fibeln. Englische und französische Lehr- und Lesebücher umfassen 150 Titel, 60 Werke sind Schulbücher für den Latein- und Griechischunterricht. Lehrbücher für die naturwissenschaftlichen Fächer sind mit 75 Titeln präsent, 72 befassen sich mit pädagogischer Psychologie und Philosophie; dazu kommen 69 Geschichtsbücher. 176 Titel verteilen sich auf weitere Fächer. Mit 25 Titeln ist das Sonderschulwesen vertreten, 10 beziehen sich auf das Taubstummenwesen. 140 Titel sind Ratgeber für die Familienerziehung und Lebensführung, Anstandsbücher, Briefsteller für junge Leute sowie Erziehungshilfen für Adlige. Dazu finden sich u. a. Konrad Heresbach, De educandis erudiendisque principum liberalis, reipublicae gubernandae destinatis (Frankfurt 1570), und Jacques Joseph Duguet, Institution d`un prince ou traité des qualités, des vertus et des devoirs d`un souverain (London 1743). Mit ca. 220 Titeln sind die Schriften pädagogischer Klassiker (nebst Sekundärliteratur und biographischem Material) repräsentiert (darunter die Galerie berühmter Pädagogen, verdienter Schulmänner, Jugend- und Volksschriftstellern, 1859). Nicht in der Gesamtzahl enthalten sind ca. 400 Schulprogramme brandenburgischer Lehranstalten, vorwiegend aus dem 19. Jh.

2.34 Die Kinder- und Jugendliteratur umfaßt 161 Titel des 18. und 19. Jhs. Die deutsche Sprache steht im Vordergrund, in französischer und englischer sind 17 Titel. 61 Titel sind theoretische oder historische Schriften (so Mathilde Wesendonck, Das deutsche Kinderbuch in Wort und Bild, 1869). 100 illustrierte, belehrende Jugendschriften erstrecken sich auf fast alle Gebiete, wie Georg Christian Raff, Naturgeschichte für Kinder (1786), Gnom (1860), Vater Roberts Abendstunden unter seinen Kindern in Campes Manier (1790). Dazu kommen Reisebeschreibungen (besonders von Campe) sowie Lesebücher von Friedrich Philipp Wilmsen, u. a. Der deutsche Kinderfreund (Augsburg 1812). Sondersammlung

Regionalkundliche Literatur (Brandenburgica)

2.35 Der Gesamtumfang dieser Schwerpunktsammlung beträgt ca. 35.000 Einheiten. Dazu kommen mehr als 8000 biographische Nachweise, eine Bildkartei mit über 2000 Aufnahmen sowie eine umfangreiche Postkartensammlung. Der historische Bestand beläuft sich auf 3430 Monographien und 92 Zeitschriften. Chronologisch entfallen 20 Titel auf das 16. Jh und 104 auf das 17. Jh. Das 18. Jh ist mit 683 Monographien und 7 Zeitschriften vertreten, das 19. Jh mit 2623 Monographien und 85 Zeitschriften. Es dominieren Werke in deutscher Sprache mit 3392 Titeln, gefolgt von 68 französischen, 56 lateinischen, 5 sorbischen und einem englischen.

2.36 In der 92 Titel umfassenden allgemeinen Gruppe finden sich regionalkundliche Periodika, vorwiegend Veröffentlichungen historischer und naturwissenschaftlicher Vereine. Fast lückenlos vorhanden sind u. a. das Neue Lausitzische Magazin (1833-1941); die Mitteilungen des historisch-statistischen Vereins zu Frankfurt/O. (1861-1939); die Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams (1861-1941); die Verhandlungen des Botanischen Vereins der Mark Brandenburg (1863 ff.) und die Mitteilungen des Touristenklubs für die Mark Brandenburg (1894-1933).

2.37 Die 1262 Einzeltitel der 54 Sammelbände vermischten Inhalts stammen aus dem 16. Jh (47 Titel), dem 17. Jh (313), dem 18. Jh (902), vorherrschend in deutscher Sprache. Bei den Gesamtdarstellungen (316 Titel) sind alle wichtigen Werke des 18. und 19. Jhs vertreten. Erwähnenswert sind von Johann Christoph Be(c)kmann (1641-1717), dem Begründer der Landesgeschichtsschreibung, die Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg (1751-1753), ferner die Statistisch-topographische Beschreibung von August Heinrich Borgstede (1788) und Friedrich Wilhelm Bratring (1804-1809) sowie Ernst Fidicin, Die Territorien der Mark Brandenburg (1857-1864).

2.38 Mit 1379 Titeln stellt die Literatur zur brandenburgischen Geschichte die umfassendste Untergruppe. Die ältesten Drucke stammen aus dem 16. Jh, z. B. Christophorus Entzelts Chronicon (1579). Unter den 90 numismatischen Werken sind die von Johann Carl Conrad Oelrichs (1722-1798) erwähnenswert sowie Lorenz Beger, Thesaurus Brandenburgensis selectus (1696) und die Brandenburgischen Münzbelustigungen von Johann Jakob Spies (1768-1774). Auch bei den 388 Titel umfassenden Genealogien und Biographien sind ältere Werke vorhanden, so Reineck von Steinheim, Chronica des ... Hauses der Markgrafen zu Brandenburg (1580); Georg Christoph Renschel, Des durchlauchtigsten Chur Fürstlichen Hauses Brandenburg Stammbaum (1666), und Johann Wolfgang Rentsch, Brandenburgischer Ceder-Hein (1682). Unter den 80 Atlanten, Kreis-, Land- und historischen Karten sind solche von Merian (1652) und Suchodoletz (1685). Zur Ur- und Frühgeschichte sind nur wenige Titel nachgewiesen. Die 80 Titel zur Siedlungsgeschichte und -politik verteilen sich etwa zu gleichen Teilen auf Gesamtdarstellungen und Regionalliteratur (vor allem zum Oderbruch). Über die Hugenotten sind zahlreiche Abhandlungen vorhanden, wie Karl Friedrich Köhler, Die Réfugiés und ihre Kolonien in Preußen und Kurhessen (1867), oder das Edikt von Potsdam (1685) und die Colonieliste von 1699 (1888).

2.39 Die Gruppe Militär- und Kriegswesen enthält 115 Titel, darunter Werke zur Geschichte brandenburg-preußischer Regimenter sowie Beschreibungen einzelner Kriege und Gefechte. So wird die Schlacht bei Kunersdorf in 10 deutschen und einem französischen Werk beschrieben (L. Therbu, Bataille de Cunersdorf, 1759).

2.40 Reichhaltig ist die Gruppe " Brandenburgische Ortsgeschichten und historische Stätten". Nennenswerte Bestände gibt es zu Berlin, Brandenburg/H., Eberswalde, Frankfurt/Oder, Neuruppin, außerdem für die Regionen Lausitz und Uckermark. Die 611 Titel stammen zum großen Teil aus dem 19. Jh, gehen aber vereinzelt auch in frühere Jahrhunderte zurück, so die 1786 von dem Potsdamer Buchhändler und Begründer der Buchhändlerbörse Carl Christian Horvath (1752-1837) publizierte Statistisch-topographische Städtebeschreibung der Mark Brandenburg von Friedrich Ludwig Josef Fischbach. Erwähnenswert ist auch ein Meriandruck, Martin Zeillers Beschreibung der Vornehmbsten und bekanntesten Stätte [Plätze] ... (1652).

2.41 Am umfangreichsten ist die auf Potsdam bezogene Literatur. Mit dem gebürtigen Potsdamer Samuel M. Gerlach (1711-1786), von 1744 bis 1784 Rektor der Großen Stadtschule, beginnt die eigentliche Regionalgeschichtsschreibung. Gerlachs Gesammelte Nachrichten von Potsdam (1750-1776) stehen am Beginn der langen Reihe stadtgeschichtlicher Publikationen. Gerlach folgten Autoren wie Friedrich Nicolai mit seiner Beschreibung der Königl. Residenzstädte Berlin und Potsdam (1769-1779) und Heinrich Ludwig Manger mit seiner Baugeschichte von Potsdam (1789-1790). Im 19. Jh waren es vor allem August Kopisch, Carl Eduard Fidicin, Heinrich Berghaus, Louis Schneider und Georg Sello.

2.42 Die naturwissenschaftlichen Gebiete umfassen 230 Titel in deutscher Sprache. Mit 61 Titeln sind Einführungen in die Pflanzen- und Tierwelt (so Paul Ascherson, Flora der Provinz Brandenburg, Altmark, 1864-1866, und Johann Heinrich Schulz, Fauna Marchica, 1845) sowie Veröffentlichungen über Fische und Bienen aus dem 18. Jh präsent. Bei den 120 Titeln aus der Geographie des 18. und 19. Jhs stehen Gesamtdarstellungen im Vordergrund, gefolgt von Beschreibungen einzelner Orte und Landschaften (wie Johann Philipp von Carosi, Beyträge zur Naturgeschichte der Niederlausitz, 1779). Beim ersten, seit 1722 in Potsdam niedergelassenen Buchdrucker Bartholomäus Neumann († 1750) wurde Jacob Paul von Gundlings Brandenburgischer Atlas: Oder Geographische Beschreibung der Chur-Marck Brandenburg ... (1724) gedruckt. Die restlichen 49 Titel beziehen sich auf geologische und mineralogische Werke sowie Klima- und Wetterkunde.

2.43 Die Abteilung Kultur umfaßt 433 Werke. 24 Titel befassen sich mit kulturhistorischen Fragen sowie dem Wendentum in der Niederlausitz. Zur Gruppe Sprache und Literatur gehören 214 Titel. Es finden sich hier Werke über Mundartforschung, Ortsnamen, Grammatiken (Johann Gottlieb Hauptmann, Nieder-Lausitzische wendische Grammatica, 1761). Gut vertreten ist die Gruppe der auf Orte oder Landstriche bezogenen Sagen und Märchen; dazu kommen die Werke der märkischen Schriftsteller. So sind von Theodor Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg einige Teile in Erstausgaben vorhanden. Die Gruppe Wissenschaftsgeschichte (repräsentiert u. a. durch Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in der Mark Brandenburg von J. C. W. Moehsen, 1783) und Bildungswesen besteht aus 195 Titeln. Die Werke verteilen sich auf allgemeine Darstellungen, Schulordnungen, Geschichte einzelner Lehranstalten, u. a. in Brandenburg/H., Cottbus, Frankfurt/Oder und Lübben. Bei Stein in Potsdam erschienen F. Jankes Eisenhart-Schule zu Potsdam (1897) und Friedrich Langhoffs Beitrag zur Geschichte der preußischen Provinzialgewerbeschule zu Potsdam (1860). Diese Baugewerbeschule wurde 1821 vom Potsdamer Pestalozzi-Anhänger Karl Wilhelm Christian Türk (1774-1846) gegründet, der an die Reformen des märkischen Landschulmannes Friedrich Eberhard von Rochow (1734-1805) anknüpfte. Von beiden sind in der Bibliothek zahlreiche Schriften vorhanden.

2.44 Die Mehrheit der 190 zur Gruppe Kunst gehörenden Werke betrifft die Baukunst (Gesamtdarstellungen und Beschreibungen einzelner Bauwerke). Erwähnenswert sind Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie (1857-1865) von Alexander Duncker.

2.45 Die Gruppe Wirtschaft setzt sich aus 209 Titeln zusammen. Davon beziehen sich 64 auf Handwerk, Gewerbe und Manufakturen. Aus dem 18. und 19. Jh sind nennenswert Valentin August Heinzes Oeconomische und statistische Reise durch die Mark Brandenburg (1786) und Hermann Cramers Beiträge zur Geschichte des Bergbaues in der Provinz Brandenburg (1872-1889). Zur Forst-, Jagd- und Fischwirtschaft liegen 57 Titel vor, darunter Geschichte der Churmärksche/n Forsten und deren Bewirthschaftung von C. F. K. (1789) und König Friedrich Wilhelms I. Renovirte und verbesserte Holtz-Mast-Jagdordnung (1721). In der 56 Titel umfassenden Gruppe Landwirtschaft, Melioration, Gartenbau ragt Johannes Sigismund Elsholtz, Vom Garten-Baw ... (1666), heraus. Mehrere Titel beziehen sich auf die friederizianische Kolonisation, Erschließung neuen Kulturlandes durch Melioration (Große Havelländische Luch, Rhin-Havel-Luch, Oder-Netze-Bruch) sowie auf Maulbeeranbau und Seidenzucht. Die Gruppen Handel, Gastronomie (8) und Verkehrswesen (24) sind ohne herausragenden Titel.

2.46 33 Titel entfallen auf die Sozial- und Medizingeschichte. In Ausgaben von 1694 und 1749 findet sich hier die Königliche Preußische und Churfürstliche Brandenburgische Medicinal-Taxa. Acht Veröffentlichungen, darunter die älteste von 1716, befassen sich mit dem Nutzen von Heilwassern und Mineralbrunnen, speziell mit dem 1684 entdeckten Gesundbrunnen in Freienwalde.

2.47 Die Abteilung Staat, Recht, Verfassung und Verwaltung umfaßt 396 Titel. Neben einigen französischen und lateinischen Drucken des 17. und 18. Jhs ist der überwiegende Teil deutschsprachig und aus dem 19. Jh. Zu den nennenswerten Titeln zählen Joachim Scheplitz, Etzliche Statuta (1608), und Samuel von Pufendorf, Re rebus gestis (1695), sowie das Corpus constitutionum marchicarum von Christian Otto Mylius (1736-1822). Unter den staats- und rechtswissenschaftlichen Abhandlungen findet sich eine Criminalordnung König Friedrich Wilhelms II. von 1717. Zahlreich ist die Literatur zum brandenburgischen Verfassungs- und Verwaltungsrecht. Ca. 30 Werke stehen in der Gruppe " Provinzialrecht der Kurmark" oder beziehen sich auf einzelne Landesteile (Niederlausitz), darunter Georg Adalbert Mülverstedts Ältere Verfassung der Landstände in der Mark Brandenburg des 16. und 17. Jhs (1858). Ca. 200 Titel beziehen sich auf die Steuerverfassung der Kurmark, auf das brandenburgische Finanzwesen, auf Statistiken, Kreis- und Polizei-Ordnungen sowie biographisches Material.

2.48 Aus dem 17. bis 19. Jh stammen die 190 Titel zur Kirchen- und Religionsgeschichte, darunter das älteste Buch des Bestandes, der 1493 aus der Zinnaer Klosterdruckerei hervorgegangene erste Druck der Mark Brandenburg, der Marienpsalter. Die Titel in der Abteilung Kirchengeschichte betreffen vor allem die Zeit der Reformation in der Mark (so Der Chur Brandenburg Reformation Werck, Berlin 1615) sowie kirchliche Bauten. Gut vertreten sind die Orte Brandenburg, Potsdam und Kloster Lehnin. Zur Lehninschen Weissagung liegen ca. 30 Titel aus dem 19. Jh vor. (Das einem Mönch Hermann um 1300 zugeschriebene Werk ist eine den Untergang der Hohenzollern prophezeiende, in lateinischen Hexametern abgefaßte Dichtung.) Zur Geschichte der Orden in der Mark Brandenburg, speziell des Johanniterordens, sind mehrere Werke aus dem 17. bis 19. Jh vorhanden.

3. KATALOGE

Nach der Fusionierung der beiden Bibliotheken im Jahre 1969 wurden die nach unterschiedlichen Regelwerken geführten Alphabetischen Kataloge zusammengeführt und auf RAK umgestellt.

Alphabetischer Katalog

[unterteilt in: Verfasserschriften; Anonyma; Katalog der Zeitschriften und Serien]

Alphabetischer Zentralkatalog

[Dienstkatalog für die Bestände aller Einrichtungen. Nicht aufgenommen sind Noten, Tonträger, Bestände der Artothek, Kinderliteratur.]

Alphabetischer Katalog der Musikliteratur und Musikalien

Alphabetischer Katalog der Kinderliteratur

Alphabetischer Katalog der Artothek

Ein Teil des Altbestandes ist durch Titelblattkopien in einem Alphabetischen Katalog [nach PI] erschlossen [Dienstkatalog].

Systematischer Katalog

[Bestand der Brandenburgischen Landes- und Hochschulbibliothek bis 1977, nach hauseigenen Regeln mit Schlagwortregister, ab 1978 nach der Klassifikation für allgemeine Bibliotheken (KAB) mit Titelregister]

Systematische Teilkataloge des Magazinbestandes

[für die Gebiete Brandenburgica, Medizin, Pädagogik, nach hauseigenen Regeln mit entsprechenden Schlagwortregistern]

Standortkatalog

[für den magazinierten Bestand ab 1947 ff.; Dienstkatalog]

Teilsachkatalog für die Freihandbestände

[mit der Funktion eines Standortkataloges]

[alle Kataloge in Zettelform]

Brandenburgische Zeitungen sind bei Gittig, deutsche Zeitungen teilweise bei Hagelweide nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Hoenke, Dorothea: Die Potsdamer Städtische Bücherei. In: Der Volksbibliothekar 1 (1946) S. 217-220

Skerhut, Toni: Der Aufbau der Brandenburgischen Landes- und Hochschulbibliothek in Potsdam. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 65 (1951) S. 287-291

Ross, Herbert; Goltz, Marianne: Zehn Jahre Stadt- und Bezirksbibliothek Potsdam. In: 10 Jahre Allgemeines Öffentliches Bibliothekswesen Bezirk Potsdam 1954-1964. Potsdam 1964, S. 7-22

Brandes, Heino: Die Brandenburgische Landes- und Hochschul-Bibliothek. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Potsdam 12 (1968) S. 561-574

Die Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes: Materialien des Kolloquiums der WAB Potsdam im Oktober 1974. Potsdam 1975

Die Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Potsdam. Zur Eröffnung des Neubaus ... am 7. Oktober 1974. Hrsg. von der WAB(B). Potsdam 1974

Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Potsdam. Jahresbericht. Potsdam 1975-1988

Al-Muali, Ingetraud: Geschichte der " Brandenburgischen Landes- und Hochschulbibliothek Potsdam". Diplomarbeit. Berlin: Humboldt-Universität 1976

Walter, Guntraut: Von der ehemaligen Stadtbücherei Babelsberg zur größten Zweigbibliothek des Bezirkes Potsdam. Potsdam 1976 (Bibliotheken im Bezirk Potsdam gestern und heute 1)

Zehn Jahre Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Potsdam 1969-1978. Eine Übersicht. Hrsg. von der WAB(B). Potsdam 1979

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Brandenburgische Literatur der Gegenwart. Potsdam 1-19 (1945-1990) [für den Zeitraum bis 1988]

Wirth, Christamaria: Organisation der Arbeit mit dem kulturellen Erbe in wissenschaftlichen Allgemeinbibliotheken. Dargestellt am Beispiel der WAB(B) Potsdam. Diplomarbeit. Berlin: Humboldt-Universität 1981

Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Potsdam. Verzeichnis der laufend gehaltenen Zeitschriften. Stand vom 31.12.1987. Bearb. von Margarete Schwarz. Potsdam 1988

Stand: Dezember 1992

Ina-Maria Treuter


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.