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Stadt- und Regionalbibliothek

Adresse. Hauptbibliothek: Domplatz 1, 99084 Erfurt; [Karte]
Postfach 243, 99005 Erfurt; Abteilung Wissenschaftliche Sondersammlungen: Michaelisstr. 39, 99084 Erfurt
Telefon. (0361) 6551-590 (Hauptbibliothek); 6551-523 (Abteilung Wissenschaftliche Sondersammlungen)
Telefax. (0361) 65 15 99
Bibliothekssigel. <63>

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Erfurt
Funktion. Stadtbibliothek mit Regionalfunktion.
Sammelgebiete. Regionalliteratur zur Geschichte der Stadt Erfurt und zum Erfurter Gebiet sowie zu Nordthüringen; Gartenbau.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek für die historischen Bestände. Öffnungszeiten: Hauptbibliothek: Montag bis Freitag 10-19 Uhr, Samstag 9-13 Uhr; Abteilung Wissenschaftliche Sondersammlungen: Montag, Mittwoch, Freitag 10-16 Uhr, Dienstag und Donnerstag 10-19 Uhr. - Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Anfertigung von Mikrofilmen, Reader-Printer.
Gedruckte Informationen. Faltblattservice.
Hinweise für anreisende Benutzer. Ab Hauptbahnhof Erfurt Straßenbahnverbindung (Linien 3, 4 und 5) bis Haltestelle Fiscrkt oder Domplatz. A 4 (E 40), Ausfahrt Erfurt-Ost oder -West, Richtung Stadtmitte (Domplatz). Parkmöglichkeiten am Domplatz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt verdankt ihre heutige Gestalt der Zusammenführung von Einzelbibliotheken. 1969 wurden die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Erfurt und die Stadt- und Bezirksbibliothek Erfurt zur Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek (von 1969 bis 1990: des Bezirkes) Erfurt vereinigt. Seit Januar 1997 führt sie die Bezeichnung Stadt- und Regionalbibliothek.

Wissenschaftliche Bibliothek Erfurt

1.2 Ihr umfangreicher und wertvoller Buchbestand war das Ergebnis einer jahrhundertelangen Bestandsentwicklung. Sie wandelte sich von der 1407 gegründeten Universitätsbibliothek 1816 zur Königlichen Bibliothek und 1908 zur wissenschaftlichen Stadtbücherei, ab 1946 Stadtbibliothek. Es sind vier Herkunftsbereiche zu unterscheiden: Der normale Zuwachs der " Hauptbibliothek", die Schenkung der Boineburg-Bibliothek, der Zugang durch Auflösung von Klöstern, Gymnasien, Leih- und Privatbibliotheken und die Amplonianische Sammlung. Der Buchbestand bis 1899, außer der Kinderliteratur des 19. Jhs, steht seit 1982 in einem Gebäude der Michaelisstraße (Abteilung Wissenschaftliche Sondersammlungen).

1.3 Die frühen Anfänge der Erfurter Bibliotheksgeschichte können nicht genau datiert werden. Von den mittelalterlichen Beständen der Klöster sind bekannt: der rekonstruierte Bestand des Petersklosters, der Katalog des Serviten- und der des Kartäuser-Klosters mit über 800 Eintragungen ( s. u. 4.1). Auch zu Beständen der Augustiner-Eremiten gibt es Nachrichten (Zumkeller, s. u. 4.2). Nach der Eröffnung der städtischen Universität 1392 wurde zuerst in den Statuten der Philosophischen Fakultät von 1400 der Aufbau einer eigenen Bibliothek bestimmt.

1.4 Die Universitätsbibliothek wurde formell 1407 gegründet und bestand bis 1816. Sie war in einem Privathaus untergebracht; ihre ersten Bestände sind verlorengegangen. Diese frühe Phase ist umstritten; die Nachrichten darüber stammen aus den Akten der Universität (Matrikel, Statuten) sowie aus Abschriften der sechs Verzeichnisse und der beiden Kataloge, die Heinrich Ernst Seebach 1753 besorgte und die in der Bearbeitung von Paul Lenn 1928 gedruckt wurden ( s. u. 5). Von diesen scheint als Original nur noch das nach 1472 geschriebene " Registrum librarie domo universitatis Studii Erdfordensis" in der Ehemaligen Universitätsbibliothek Kopenhagen vorhanden zu sein (Lange, s. u. 4.2).

1.5 Von Anfang an war die Bibliothek der Philosophischen Fakultät in ihrem Gebäude, dem Collegium maius, als Universitätsbibliothek geführt worden. 1510 wurde dieses Gebäude bei einer Kirmesrandale zerstört; in welchem Maße die Bibliothek davon betroffen war, ist nicht bekannt. Bis 1691 führte sie ein Schattendasein.

1.6 Amplonius Rating de Bercka (aus Rheinberg; 1365/67-1435) hatte 1412 seine Handschriftensammlung, die sogenannte Bibliotheca Amploniana, nach Erfurt an das von ihm gegründete und nach ihm benannte Collegium porta coeli geschenkt. Die Bibliotheca Amploniana gehörte zu keiner Zeit der Universität oder Stadt, sie war Eigentum des Collegium Amplonianum. Amplonius hatte 1412 selbst den Katalog seiner Bibliothek geschrieben, die bis etwa 1475 durch Neuzugänge ergänzt worden ist. In den Statuten des Collegiums verankerte er, daß dessen Kollegiaten auch weiterhin Bücher erwerben sollten ( s. u. 2.38). Von der Erfindung des Buchdrucks bis 1816 sind heute noch 1472 Bde " Libri Amplonianae" vorhanden. Die Statuten begründeten eine Sonderstellung des Collegiums und seiner Büchersammlung, die auch nach 1816 wirksam blieb.

1.7 1590 wurde das wiederaufgebaute Universitätsgebäude durch einen Brand zerstört. Bis 1691 ist über die Wirksamkeit der Philosophischen Fakultäts- und Universitäts-Bibliothek ( s. u. 2.46) nichts bekannt. Von 1631 bis 1648 befand sich Erfurt unter schwedischer Herrschaft. Die von der Kommission zur Hebung der Universität vorgeschlagene Wiederherstellung der Bibliothek, vor allem durch die Übernahme des Bücherbesitzes aufzulösender Klöster, kam nicht zur Ausführung. Um 1642 fand die Zerstörung des Franziskaner- und des Servitenklosters und die Plünderung des Petersklosters statt. Die 1646 eröffnete Bibliothek des Evangelischen Ministeriums (s. Eintrag dort) war bis 1691 die einzige öffentliche Bibliothek der Stadt.

1.8 Zum 300. Jahrestag der Universitätsgründung im Jahre 1692 veranlaßte der Rektor Georg Christoph Petri von Hartenfels (1633-1718) die Wiedergründung der Universitätsbibliothek. Der Universitätssekretär Esaias Cromhard (1648-1732) wurde ihr Bibliothekar. Petri sammelte die Reste der Bibliothek der Philosophischen Fakultät (193 Bde) und der Universitätsbibliothek (68 Bde) ein und vereinigte beide. Durch die Schenkungen, die er tätigte oder veranlaßte, kamen 242 Bde hinzu. Cromhards Katalog zu diesen 503 Bdn unterschied die ursprünglich vorhandenen von den neu hinzugekommenen Werken. Er ist nicht erhalten, sein System aber durch Seebach ( s. u. 4.1) überliefert.

1.9 1709 überwies der Statthalter und Rektor der Universität, Philipp Wilhelm von Boineburg (1656-1717), die Churfürstliche Maintzische Regierungsbibliothek zu Erfurt an die Universitätsbibliothek. Im gleichen Jahr bereiste Zacharias Conrad von Uffenbach (1683-1734) " zu Pferde" auch die Erfurter Bibliotheken und wies in seinem Bericht u. a. auf die " unwürdige Unterkunft" der Amploniana hin.

1.10 1716 erhielt die Universitätsbibliothek die Bibliothek des Mainzer Diplomaten, Gelehrten und Wissenschaftsförderers Johann Christian von Boineburg (1622-1672) durch seinen Sohn Philipp Wilhelm zum Geschenk ( s. u. 2.48-2.52). Diese Büchersammlung war 1667 durch Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) geordnet worden. Leibniz, Erzieher des jungen Boineburg, fertigte einen " Index" für diese Bibliothek an. Da seine Arbeit daran nach Johann Christian Boineburgs Tod unbezahlt blieb, lieferte er ihn nicht ab. Es handelte sich dabei um einen Schlag- oder Stichwortkatalog ( s. u. 4.1). Leibniz dürfte hier zum ersten Mal die Erschließungsform verwendet haben, mit der er als Bibliothekar Bahnbrechendes leisten sollte.

1.11 In der etwa um 1710 wiederaufgenommenen Korrespondenz mit Leibniz besprach der Statthalter Philipp Wilhelm von Boineburg seine Absicht, die von ihm geringfügig vermehrte Bibliothek seines Vaters der Erfurter Universität zu schenken. Leibniz befürwortete eine erweiterte Öffentlichkeit der Bibliothek, empfahl eine Aufstellung nach Sachgebieten sowie Öffnungszeiten für die Benutzer.

1.12 Das komplizierte, über mehrere Stufen zustandegekommene Testament Boineburgs enthält ein " Gesamt-Fundations- und Donations-Instrument", die Übereignung der Bibliothek betreffend. Es beinhaltet die Schenkung der Bibliothek selbst. Sie sollte mit der Universitätsbibliothek vereinigt werden und Boineburgische Universitäts-Bibliothek heißen. Sollten weitere Bibliotheken angeschlossen werden, so wären diese mit ihr zu vereinigen. Weiterhin betrifft es die Stiftung eines Kapitals von letztlich 10.000 Talern, dessen Zinsen für die Anschaffung von Büchern, zur Stiftung einer Professur für Geschichte und Staatsrecht und zur Besoldung des Bibliothekars zu verwenden waren. Professur und Bibliothekariat waren zu vereinigen.

1.13 Erster Bibliothekar wurde Philipp Franz von Bellmont (1683-1740), Cromhard wurde Vize-Bibliothekar. Nach Seebach ( s. u. 4.1) betrug der Umfang der Bibliothek fast 7500 Bde mit 30.000 Schriften, darunter 2265 theologische, 1780 historische, 1145 juristische, 282 medizinische und 1921 philosophische und philologische Werke. Der Vergleich mit den 503 verbliebenen Büchern (1692) der vereinigten Universitäts- und Philosophischen Fakultäts-Bibliothek mit dieser Büchersammlung macht die Bedeutung der Boineburgischen Stiftung für die heutige Gesamtbibliothek deutlich.

1.14 Das Schema für die von 1720 bis 1722 von Cromhard erstellten Kataloge (ein Sachindex " nach Leibniz" und ein Autoren- und Schreiberindex) ist durch Seebach überliefert. Die Verwaltung der Bibliothek wurde durch die " Instructio pro bibliothecario Bibliothecae Boineburgicae" geregelt (Stange, s. u. 4.2, S. 10-15). 1723 schlug Bellmont dem Kurfürsten u. a. den Anschluß oder Kauf der Amploniana vor.

1.15 Die Durchführung der Bestimmungen Boineburgs geschah nur schleppend, das Testament wurde angefochten, Leibniz' Vorstellungen der Buchaufstellung verworfen und dann doch wieder akzeptiert. Die Katalogisierungsarbeiten zeigen keine klare Linie (vier Kataloge im Zeitraum von 1732 bis 1735, davon drei sogleich wieder unbrauchbar). Der Bibliothekar (seit 1740) und Universitätsreformer Johann Arnold von Bellmont jun. (1718-1803) war in politische Querelen verwickelt, die ihn nur bedingt zur Bibliotheksarbeit kommen ließen. 1726/28 und 1768 zog die Bibliothek um, zuletzt in den Packhof (heute Angermuseum).

1.16 Der erste erhalten gebliebene Katalog, der 8143 Bde verzeichnet, entstand 1741. Er war der fünfzehnte oder sechzehnte Katalog insgesamt und der achte, der seit 1691 in Angriff genommen wurde. Um die Jahrhundertmitte verfaßte Heinrich Ernst Seebach (1709-1758) mit der " Historie der Boineburgischen Universitäts-Bibliothek zu Erfurt" (Teil 3 des handschriftlichen Werkes " Thuringia literata", s. u. 4.1) den ersten zusammenfassenden Bericht.

1.17 1754 erfolgte die Gründung der Kurfürstlichen (Mainzischen) Akademie nützlicher Wissenschaften, die enge Beziehungen zur Universitätsbibliothek unterhielt. Die Universitätsreform von 1767/68 durch Kurfürst Emmerich Joseph zu Breidbach und Bürresheim (1707-1774) gab letztlich den Anstoß zur Anschaffung moderner wissenschaftlicher Literatur und generell zu einem kontinuierlichen Bestandsaufbau. 1772 beginnt die Statthalterschaft von Karl Theodor von Dalberg (1744-1817), der das Ansehen der Stadt und ihrer Bildungseinrichtungen zu heben versuchte.

1.18 1782 wurde der erste Gesamtkatalog der Boineburgischen Universitäts-Bibliothek abgeschlossen (9552 Eintragungen, 15.532 Bde). Der Teil " Jus" im Band 2 des Sachkataloges ist für einen Teil der Sachgruppe Recht heute noch gültig.

1.19 Die Übernahmen der aufgelösten Kloster-, Ordens- und Gymnasialbibliotheken sowie der Privatbibliothek Dalbergs, die heute als Provenienzen gesondert aufgestellt sind, erfolgten zwischen 1786 und 1822. 1786 wurde die Bibliothek des 1772 aufgehobenen Jesuiten-Kollegiums ( s. u. 2.54-2.56; ohne dessen geographischen und philologischen Teil, der an das Katholische Gymnasium als der Nachfolgeeinrichtung überging) übernommen. 1796 erfolgte die Überweisung eines Teiles der Ratsbibliothek ( s. u. 2.53).

1.20 Die Zinsen des Boineburg-Kapitals gingen 1801 im linksrheinischen Amt Loreck an Frankreich verloren. Dalberg schenkte 1802 seine Privatbibliothek, die von Johann Jakob Dominikus (1762-1819) betreut wurde, zu gleichen Teilen an das Evangelische und das Katholische Gymnasium. Von dort gelangte sie später in die Öffentliche Königliche Bibliothek ( s. u. 1.22; 2.77-2.81).

1.21 1802 wurde Erfurt, bis dahin zum Erzbistum Mainz gehörig, Teil der preußischen Provinz Sachsen. Als Folge der Säkularisation (Reichsdeputationshauptschluß 1803) wurden die noch existierenden Klöster aufgehoben oder gingen ein. Napoleon stiftete 1808 u. a. der Universitätsbibliothek einen Jahresetat von 300 Talern für Buchanschaffungen und die Besoldung des Bibliothekars. 1810 überwies er die Bibliotheken der ehemaligen Benediktiner-Abtei St. Peter und Paul (Peterskloster; s. u. 2.58-2.62), der Kartause ( s. u. 2.63-2.64) und des Severistifts ( s. u. 2.84) der Universität. Entgegen der Bestimmung Boineburgs waren sie gesondert aufgestellt und eigene Kataloge vorgesehen, doch der erst 17jährige Heinrich August Erhard (1793-1851), mit der Katalogisierung der Neuzugänge betraut, wies energisch auf die Zweckmäßigkeit ihrer Vereinigung hin.

1.22 1816 erfolgte die Aufhebung der Universität, doch bestand die Bibliothek als Öffentliche Königliche Bibliothek weiter. Gleichzeitig wurde die Auflösung des Amplonianischen Collegiums verfügt, von dem nur die Bibliothek übrigblieb ( s. u. 2.36-2.45). Über sie wurde zunächst kein Beschluß gefaßt. Der Konzentrationsprozeß im innerstädtischen Bibliothekswesen setzte sich fort: 1817 wurde die medizinische Fakultätsbibliothek in den Bestand aufgenommen, 1820 folgten die Bibliothek des Klosters der Schotten-Benediktiner ( s. u. 2.65-2.69) und die 1797 von dem Orientalisten Johann Joachim Bellermann (1754-1842) begründete Bibliothek des Evangelischen Ratsgymnasiums ( s. u. 2.74-2.76), mit dieser zusammen auch der eine Teil der Privatbibliothek Dalbergs. Bei dieser Gelegenheit formulierte die vorgesetzte Behörde den allgemeinen Verfahrensgrundsatz: " Eine große Bibliothek bringt mehr Nutzen als viele kleine." 1822 wurden die im Augustiner-Eremiten-Kloster untergebrachten Bibliotheken (s. u. 2.70-2.73) übernommen: die Bibliothek des Klosters selbst, der geographische und philologische Bestand aus dem ehemaligen Jesuiten-Kollegium und der katholische Teil der Dalberg-Bibliothek.

1.23 Erhard, seit 1817 als Hilfskraft praktisch allein für die Königliche Bibliothek verantwortlich, ab 1822 ihr Bibliothekar, wurde 1824, sehr zum Nachteil der Erfurter Bibliothek, an das Provinzialarchiv Magdeburg berufen. Sein Hauptziel, eine einheitliche Bibliothek zu schaffen, hatte er durch ein vereinfachtes Katalogisierungsverfahren zu erreichen versucht. Er verfaßte eine Instruktion für den Bibliothekar und eine Benutzungsordnung; durch Dublettenverkäufe (1362 Titel) beschaffte er Mittel für den Bücherkauf. 1832 begannen die Bestandsabgaben an die Königliche Bibliothek Berlin. Berlin seinerseits gab gewissermaßen im Tausch eine Anzahl griechischer und römischer Klassiker sowie Hegels Werke nach Erfurt.

1.24 Aufgefordert durch die vorgesetzte Behörde, regte 1833 Justus Friedrich Kritz (1798-1869) an, durch Druck von Katalogauszügen und Bekanntmachen der Bibliotheksgeschichte der Bibliothek eine größere Öffentlichkeit zu verschaffen. Vorschläge, den Bestand durch Antiquariatskäufe nachzubessern, konnten erst durch Emil Stange um 1900 verwirklicht werden. Um 1837 erstellte Kritz für die aus einem Verlies gerettete Amplonianische Sammlung, die er vorher gesichtet hatte, einen Systematischen Katalog. Zum ersten Mal wurden auch die Drucke katalogisiert ( s. u. 2.36 ff.). 1842 wurde durch eine königliche Kabinettsordre festgelegt, daß die Amploniana endgültig in Erfurt verbleiben sollte. 1886 wurde sie als Sondersammlung der Königlichen Bibliothek übereignet.

1.25 Bis 1848 war die Bibliothek gemäß einer Verlautbarung des Ministeriums für geistliche, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten an vorgesetzter Stelle für das neue Königliche Gymnasium (Nachfolger des Ratsgymnasiums) sowie für die Akademie gemeinnütziger Wissenschaften mit zuständig. Das bedeutete einerseits ein erhebliches Anwachsen der Literatur zur griechischen und römischen Antike, zur Klassischen Philologie und zur " allgemeinen Gelehrsamkeit", andererseits aber mehr Hinwendung zu den gemeinnützig-praktischen Gebieten der Naturwissenschaft, Landwirtschaft, Medizin, Technik und schließlich auch zur Kunst.

1.26 1868 beschreiben die Leitsätze des Dezernenten Wilhelm von Tettau (1804-1894) anläßlich der Amtseinführung von Johann Christian Hermann Weißenborn (1813-1886) den Charakter der Königlichen Bibliothek als den einer wissenschaftlichen Universalbibliothek, so wie es Leibniz gewünscht hatte. Als Sammelgebiete nannte Tettau mit Hinblick auf die Bedürfnisse der einheimischen und auswärtigen Benutzer Philosophie, Geographie, Geschichte mit ihren Hilfswissenschaften, Naturkunde, Literatur und Kunst.

1.27 1886 war der wissenschaftliche Standortkatalog (15 Bde) fertiggestellt. Theologie und Medizin wurden darin nach den alten Fakultätsprinzipien geordnet, die übrigen Gebiete als selbständige Wissenschaften behandelt und mit einem relativ festen Untergliederungsschema versehen. Die Signaturen haben eine mnemotechnische Mischform, z. B. " T.pat. 4o/97" für eine Kirchenväter-Ausgabe. Für etwa die Hälfte des Bestandes bis 1800 und etwa ein Sechstel des Bestandes bis 1899 sind diese Signaturen heute noch standortbestimmend. Parallel dazu wurde unter Leitung Weißenborns der alphabetische Gesamtkatalog (in Zettelform) abgeschlossen (45.000 Nachweise). 1887 erschien das Verzeichnis der amplonianischen Hss. von Wilhelm Schum. Nach 1894 kam die Königliche Bibliothek in den Besitz der ehemals 30.000 Bde und zahlreiche Karten umfassenden Bibliothek (Herrmann, s. u. 4.2) des Preußischen Oberregierungsrates Wilhelm von Tettau mit ihren Schwerpunkten Erdkunde und Geschichte, Staats- und Buchwesen.

1.28 1895 wurde der Gymnasialprofessor Emil Stange (1864-1919) Erster Bibliothekar (ab 1849 gab es zwei, ab 1861 drei Personalstellen). Er und sein Nachfolger Wolfram Suchier (1883-1964, Bibliotheksdirektor von 1919 bis 1941) beide vorher in Halle tätig machten die Bibliothek zu einer vorwiegend wissenschaftlichen, aber auch allen Bevölkerungsschichten und Bildungsinteressen entgegenkommenden Allgemeinbibliothek mit wesentlich erweiterter Öffentlichkeit.

1.29 1906 erschien Die Königliche Bibliothek in Erfurt von Emil Stange, die erste Gesamtgeschichte der Bibliothek einschließlich der Amploniana. Stange gab ein Fazit der nun 55.000 Bde umfassenden Einrichtung: Die Bibliothek sollte " in erster Linie den hier lebenden Gelehrten das nötige wissenschaftliche Handwerkszeug bieten", zugleich aber auch " eine volkstümliche Bibliothek höheren Grades ... sein, ein Gemeingut aller, die auf dem Wege der Lektüre und des eigenen Studiums ihre Bildung vertiefen wollen". Er wandte sich dagegen, die Aufmerksamkeit allein der Amploniana zuzuwenden und dabei die dazugehörige Allgemeinbibliothek in der Provinzialität zu belassen. Mit Bedauern stellte er fest, daß wegen fehlender Mittel z. B. die Erfurt-Drucke nicht vervollständigt werden konnten. Vor allem forderte er, daß mit dem Wachsen der Bevölkerung, die gerade die Einwohnerzahl von 100.000 überschritten hatte, und dem Ausbau der örtlichen Industrie auch die entsprechende Aufbesserung von Bestand, Personal und Haushaltsmitteln einhergehen müsse.

1.30 1907 wurden die Magistratsbibliothek, die Bibliotheken des Vereins für Geschichte und Altertumskunde von Erfurt und des Alpenvereins übernommen. 1908 wurde der Vertrag über die Übergabe (Kauf) der Bibliothek von der Königlichen Regierung an die Stadt Erfurt unter der Bedingung abgeschlossen, die Sammlung " mit allen ihren Beständen dauernd zu erhalten und einzelne namentlich wertvolle Teile der übernommenen Bestände nicht zu veräussern". Zu den weiteren Festlegungen gehörte die Übergabe von 203 nicht-amplonianischen Hss., 645 Inkunabeln sowie 5070 Drucken bis 1599 an die Königliche Bibliothek Berlin (s. Handbuch Bd 14, Eintrag Staatsbibliothek zu Berlin, 1.62; erfaßt im " Accessionsjournal Erfurt 1909" der Königlichen Bibliothek Berlin). Die Erfurter Königliche Bibliothek wurde in Stadtbücherei Erfurt umbenannt.

1.31 Im Zusammenhang mit dem " Katalogisierungsplan der Kommission der preußischen Direktorenkonferenz" wurde seit 1909 unter Stanges Leitung ein neuer Systematischer Katalog erarbeitet, nach dem der gesamte Bestand umzustellen war. Diese Arbeit wurde nicht zu Ende geführt: Teile der Gruppen Theologie, Medizin, Recht und Politik blieben in der alten Ordnung. Parallel dazu wurde der gesamte Alphabetische Katalog entsprechend den Preußischen Instruktionen überarbeitet.

1.32 Um 1910 wurde die Leihbibliothek Hugo Neumann übernommen ( s. u. 2.86; etwa 4800 Bde). 1911 folgten die Bibliotheken des aufgelösten Königlichen bzw. Städtischen Gymnasiums (über 9000 Bde) und des Königlichen Realgymnasiums (2511 Bde, 10.000 Programme). Seit Suchiers Amtsübernahme 1919 war die Bibliothek rege am Schriftentausch beteiligt. Seit 1924, vor allem aber seit dem Umzug in die Michaelisstraße (1936), gingen bis etwa 1941 von der Reichstauschstelle über 3000 Bde aus dem 17. bis 20. Jh ein.

1.33 Zum 20. Deutschen Bibliothekartag 1924 in Erfurt fand die Ausstellung " 1000 Jahre Schrift und Buch" statt, an der vor allem der Buchbinder Adolf Rhein (1885-1964) beteiligt war. Zum ersten Mal wurde eine Übersicht über die Rolle Erfurts als Stadt der Buclerei, des Buchdruckes und der Buchbinderei gegeben. Der 1925 gegründete Förderverein Erfurter Bibliotheksgesellschaft vermittelte u. a. die Erwerbung von 5000 Bdn zur Theologie (Erscheinungsjahre 1822 bis 1922), um Lücken vor allem im Bestand des 19. Jhs zu schließen. 1928 gab Suchier den Katalog der in Erfurt verbliebenen Inkunabeln heraus.

1.34 1935 war der Bestand der wissenschaftlichen Stadtbücherei auf 235.000 Bde angewachsen. Wegen der schwierigen Personal- und der Katalogsituation mußte Suchier 1935 die Mitarbeit am Deutschen Gesamtkatalog ablehnen. 1936 zog die Bibliothek in ein Gebäude am ursprünglichen Standort um, dem ehemaligen Gelände der alten Universität; die Sammlungen hatten einen würdigen Rahmen gefunden.

1.35 Im Zweiten Weltkrieg wurde am 9. Februar 1945 das alte Universitätsgebäude mit einem Teil der Bibliotheksräume zerstört, wobei etwa 15.000 Bde vernichtet wurden. Am 2. September 1946 konnte die Bibliothek als wissenschaftliche Stadtbibliothek wieder eröffnet werden. Von 1953 bis 1957 stand sie als Stadt- und Hochschulbibliothek unter der Leitung von Elfriede Trott (*1912); sie hatte den Bestandsaufbau der neugegründeten Medizinischen Akademie Erfurt mit zu übernehmen. Die seit 1957 als Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Erfurt bestehende Einrichtung wurde 1969 mit der Stadt- und Bezirksbibliothek vereinigt. Volksbibliothek

1.36 Die Stadt- und Bezirksbibliothek Erfurt ist aus der 1897 gegründeten städtischen Lesehalle und Volksbibliothek, deren Geschichte erst in Ansätzen erforscht ist, hervorgegangen. Seit 1908 bestand für die Wissenschaftliche Stadtbücherei und für die Volksbibliothek eine gemeinsame Kommission, die u. a. den Bestandsaufbau koordinierte und bereits 1924 den Plan einer gemeinsamen Unterbringung beider Institutionen verfolgte. Die nach dem Zweiten Weltkrieg vereinigten Volksbibliotheken profilierten sich 1954 zur Stadt- und Bezirksbibliothek, die ihr städtisches Bibliotheksnetz laufend erweiterte. Im Zuge der Bibliotheksverordnung der DDR vom 31. Mai 1968 fusionierte sie 1969 mit der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Erfurt. Aus der frühen Volksbibliotheksphase dürften die historischen Kinderbücher aus dem 19. Jh stammen. Stadt- und Regionalbibliothek

1.37 Die 1969 gebildete Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Erfurt vereinigte in sich nun einen wissenschaftlichen und einen aus der Volksbibliothek stammenden Bibliotheksteil. Auf der Grundlage weiterführender Bestimmungen (Beschluß des Rates der Stadt Erfurt von 1975 zur Errichtung eines Literaturmuseums; Kulturgutschutzgesetz der DDR vom 3. Juli 1980) wurde auch ein Maßnahmeplan für die historischen Buchbestände eingeleitet. Mit der Rekonstruktion des Hauptgebäudes der Bibliothek, Domplatz 1, wurden zugleich die bisher seit dem Zweiten Weltkrieg an verschiedenen Standorten ausgelagerten Bücher des 16. bis 19. Jhs im Gebäude Michaelisstraße 39 konzentriert und eine Revision durchgeführt. Sie betraf die Amploniana, Libri Amplonianae, Inkunabeln, Erfurter Hss. sowie auch die Boineburg-Bibliothek und die Erfurter Drucke. Die Bestände des 16. bis 18. Jhs wurden auf Besitzvermerke hin überprüft und entsprechend diesen nach Provenienzen aufgestellt. 1991 erhielt diese Abteilung die Bezeichnung Wissenschaftliche Sondersammlungen.

1.38 Von 1991 bis Dezember 1996 trug die Bibliothek den Namen Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek der Stadt Erfurt, seit Januar 1997 heißt sie Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt. Ihre Funktion ergibt sich zum einen aus ihrer historischen Entwicklung, zum anderen aus der Arbeit mit den aktuellen und überlieferten Beständen. Der Bestand ist - entsprechend der historischen Entwicklung der Bibliothek der einer wissenschaftlichen und allgemein-öffentlichen Gebrauchsbibliothek, der die örtlichen, regionalen, überregionalen und weltweiten Bezüge Erfurts widerspiegelt und sich an alle Interessenten in und außerhalb Erfurts wendet.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek enthält insgesamt 651.825 Bestandseinheiten (31. Dezember 1992). Davon umfaßt der über die Kataloge ermittelte historische Bestand 90.097 Titel Druckschriften (13,8 Prozent des Gesamtbestandes): 16. Jh 7497 (8,3 Prozent des historischen Bestandes), 17. Jh 21.424 (23,8 Prozent), 18. Jh 18.081 (20,1 Prozent), 19. Jh 40.428 (44,8 Prozent), ohne Jahresangabe 2667 (3 Prozent). Hinzu kommen 724 Inkunabeltitel.

2.2 In deutscher Sprache liegen 48.433 Titel vor (53,8 Prozent; 16. Jh 1479, 17. Jh 3939, 18. Jh 6551, 19. Jh 36.464), in lateinischer Sprache 32.692 (36,3 Prozent; 16. Jh 5107, 17. Jh 16.239, 18. Jh 10.010, 19. Jh 1336), in französischer Sprache 3543 (3,9 Prozent; 16. Jh 401, 17. Jh 738, 18. Jh 1091, 19. Jh 1313), in englischer Sprache 744 (16. Jh einer, 17. Jh 32, 18. Jh 77, 19. Jh 634) und in weiteren Sprachen 2018 Titel (2,2 Prozent; 16. Jh 509, 17. Jh 476, 18. Jh 352, 19. Jh 681). Die 2667 Titel ohne Jahresangabe (3 Prozent) wurden hierbei nicht berücksichtigt. Von den Inkunabeln liegen 716 in lateinischer und 8 in deutscher Sprache vor.

2.3 Auffällig ist das Verhältnis der Zahlen für das 17. Jh zu denen des 18. Jhs. Eine große Anzahl von Titeln aus der Zeit vor 1700 kam erst später in den Bestand. Auch das Collegium Amplonianum hatte nach 1700 nur noch 50 Neuzugänge zu verzeichnen. Boineburgs Privatbibliothek endet im wesentlichen vor 1700. Mit den Geldern aus dem Boineburgischen Legat wurden für die Universitätsbibliothek viele ältere Werke nachgekauft. Deshalb ist für das 17. Jh, in dem die Hauptbibliothek fast zum Erliegen kam, heute eine höhere Titelzahl zu verzeichnen als für das 18. Jh.

Systematische Übersicht Bestandszusammensetzung nach Fachgruppen

2.4 Unterschieden wird nach " alten" und " neuen" Signaturen. Der Systematische Katalog der neuen Signaturen ist im Hauptgebäude am Domplatz frei zugänglich, die Bandkataloge für die alten Signaturen befinden sich im Standort Michaelisstraße. Anhand dieser Kataloge wurden die Titel ausgezählt. An die Übersicht nach Fachgruppen, die vor allem den Umfang und die zeitliche Schichtung der einzelnen Gruppen wiedergibt, schließt sich eine Darstellung des nach Provenienzen aufgestellten Bestandes bis 1800 an. Diese berücksichtigt die Geschichte der historisch gewachsenen Bestände und die sich daraus ergebenden inhaltlichen Schwerpunkte.

2.5 Die Sachgruppe Allgemeine Gelehrsamkeit (Eu) umfaßt 1428 Titel (1,6 Prozent; 16. Jh 233, 17. Jh 301, 18. Jh 415, 19. Jh 471, o. J. 8) und gliedert sich in Gelehrtengeschichte (197 Titel; 62 in lateinischer und 123 in deutscher Sprache), Geschichte und Veröffentlichungen von Akademien (67), Enzyklopädien (174), literarische Zeitschriften Deutschlands (294) und des Auslands (33) sowie Zeitungen (41). Hervorzuheben sind Zedlers Universallexikon (Leipzig 1732-1750) und die Bibliothèque générale des écrivains de l'ordre de St. Benoît (Bouillon 1777-1778).

2.6 Der Bestand zum Buch- und Bibliothekswesen (L) mit den Hauptgruppen Buchgewerbe, Buchhandel, Bibliographie, Bibliophilie und Bibliomanie sowie Bibliothekswesen (letztere mit 12 Untergruppen) umfaßt 753 Titel (16. Jh 14, 17. Jh 60, 18. Jh 143, 19. Jh 528, o. J. 8). Davon entfallen auf Buchdruck 106 Titel, auf Buchhandel 194 (davon 13 aus dem 16. Jh), auf Buchhandelskataloge 71 (darunter 5 Messekataloge, u. a. die Collectio in unum corpus omnium librorum, Frankfurt: Bassaeus 1592, und die Relationis de libris novis anni 1752, Fasc. 1-3, Göttingen 1752), auf Auktionskataloge 12, auf Bibliographien 86, auf Bibliophilie 51 (davon 39 zu Privatbibliotheken) und auf Bibliothekswesen 280.

2.7 Zur Erdkunde (G) liegen 2686 Titel vor (3 Prozent; 16. Jh 38, 17. Jh 308, 18. Jh 331, 19. Jh 1991, o. J. 18). Zu den 18 Untergruppen gehören u. a. Allgemeine Atlanten (108), Geschichte der Entdeckungen (35), physische Geographie (66), historische Geographie (59), Anthropogeographie (60), Kolonien (30), Ozeanien (16) und Thüringen (201). Darunter befinden sich der Historisch-politisch-geographische Atlas der gantzen Welt von Antoine-Augustin Bruzen de La Martinière mit einer Vorrede von Christian Wolff (Leipzig 1744-1750), Alexander von Humboldts Reise in die Aequinoktialgegenden des neuen Continents (Stuttgart 1815-1829) und die Eisenbahnkarte der Vereinigten Staaten und des Britischen Nord-Amerika von E. G. Ravenstein (Frankfurt a. M. 1872). Vollständig vorhanden sind die Werke über die Südseereisen von Hawkesworth, Cook und Forster. Stellvertretend für die topographischen, Wetter- und Höhenkarten soll die Topographische Specialkarte von Central-Europa von Gottlob Daniel Reymann (Glogau 1816-1872) genannt werden.

2.8 Die Gruppen Geschichte (H), Erfurtensien (Ea-Ek), Altertumskunde, Kulturgeschichte (A), Historische Hilfswissenschaften (Hs) und Biographien (B) beinhalten insgesamt 16.333 Titel (18,1 Prozent; 16. Jh. 787, 17. Jh 3192, 18. Jh 5277, 19. Jh 6953, o. J. 125).

2.9 Bei der speziellen Geschichte (H) ist die jeweils zugehörende Kultur- und Kirchengeschichte als Untergruppe angehängt. In der Gruppe " Weltgeschichte, Geschichtsdenken, allgemeine Politik" (Hu) mit 2331 Titeln (16. Jh 167, 17. Jh 440, 18. Jh 460, 19. Jh 1246, o. J. 18) entfallen auf Darstellungen und Lehrbücher 575 Titel, auf Kalender 89. Die Deutsche Geschichte (Hg) mit 3866 Titeln (16. Jh 225, 17. Jh 602, 18. Jh 731, 19. Jh 2269, o. J. 39) gliedert sich in die Großgruppen Deutschland, Preußen, Preußische Provinzen und Deutsche Staaten außer Preußen. Der Bestand umfaßt u. a. Quellen (74), Literatur zur Ältesten Geschichte (42), zum Mittelalter bis 1517 (198), zur Geschichte bis 1648 (169), zu Preußen (339), zur Provinz Sachsen (247) und zu den Thüringischen Staaten (596). Hervorzuheben sind die Monumenta Germaniae historica (1826 ff.) und die Geschichte der europäischen Höfe seit der Reformation von Eduard Vehse (Hamburg 1851-1859).

2.10 Die Geschichte Österreich-Ungarns (Ho) behandeln 177 Titel (16. Jh 6, 17. Jh 54, 18. Jh 51, 19. Jh 65, o. J. einer). Über Norwegen, Schweden, Island und Dänemark (Hsc) liegen 120 Titel vor (16. Jh 12, 17. Jh 39, 18. Jh 34, 19. Jh 29, o. J. 6). Die Gruppe Britische Inseln (Han) umfaßt 180 Titel (16. Jh 7, 17. Jh 51, 18. Jh 49, 19. Jh 71, o. J. 2) und schließt die Kolonialliteratur ein. Weitere Untergruppen innerhalb der Ländergeschichtsschreibung bilden Benelux (Hn) mit 157 Titeln (16. Jh 9, 17. Jh 108, 18. Jh 18, 19. Jh 19, o. J. 3), Frankreich (Hga) mit 560 Titeln (16. Jh 34, 17. Jh 233, 18. Jh 110, 19. Jh 176, o. J. 7), die Pyrenäenhalbinsel (Hp) mit 87 Titeln (16. Jh 4, 17. Jh 31, 18. Jh 20, 19. Jh 27, o. J. 5), Italien, San Marino, Monaco (Hi) mit 179 Titeln (16. Jh 17, 17. Jh 76, 18. Jh 51, 19. Jh 33, o. J. 2) und die Schweiz (Hh) mit 62 Titeln (17. Jh 7, 18. Jh 16, 19. Jh 39).

2.11 Zur Geschichte des Balkan (Ht; T = Türkenreich, das restliche Rumänien, Serbien und Montenegro, Griechenland, Bulgarien eingeschlossen) liegen 94 Titel vor (16. Jh 28, 17. Jh 40, 18. Jh 8, 19. Jh 18); zur Geschichte des Zarenreichs (Hsl, eingeschlossen Finnland, das Baltikum, Polen) 292 Titel (16. Jh 7, 17. Jh 138, 18. Jh 54, 19. Jh 91, o. J. 2). Asien, Australien, Ozeanien (Has, einschließlich Zypern, Kaukasien und des östlichen Zarenreichs) beschreiben 139 Titel (16. Jh 13, 17. Jh 30, 18. Jh 37, 19. Jh 55, o. J. 4). Zur Geschichte beider Amerika einschließlich der Kolonisierung (Ham) liegen 59 Titel vor (16. Jh. 5, 17. Jh 3, 18. Jh 9, 19. Jh 42), darunter De Gallorum expeditione in Floridam von Hieronymus Benzon (Genf 1581); zu Afrika und seiner Kolonialgeschichte (Haf) 28 Titel (17. Jh 2, 18. Jh 5, 19. Jh 21).

2.12 Die umfangreiche Gruppe " Erfurt und sein Gebiet" (Ea-Ek) umfaßt 5742 Titel (16. Jh 117, 17. Jh 974, 18. Jh 3161, 19. Jh 1474, o. J. 16). Untergruppen bilden Verwaltung (Ef, 236 Titel), Geistliches Leben (Eh, 769 Titel, davon 213 Leichenpredigten), Bildung (Ei, 3207 Titel, darunter 3133 Universitätsschriften, u. a. 1610 Dissertationen). Ein großer Teil der Erfurtensien ist im Freihandbereich " Heimatkunde" am Domplatz direkt zugänglich. Einschließlich des 20. Jhs umfaßt der Bestand insgesamt 12.000 Titel, neben den Erfurtensien weitere 640 Titel zu Nord- oder Gesamt-Thüringen.

2.13 Unter " Kulturgeschichte, Mythologie, Urgeschichte, Religionen" (A) wurden 946 Titel gezählt (16. Jh 34, 17. Jh 131, 18. Jh 142, 19. Jh 630, o. J. 9). Davon entfallen auf Einzelne Religionen 275 Titel und auf Kulturgeschichte 592. Erwähnenswert ist Niniveh und Babylon von Austin Henry Layard (Leipzig 1856).

2.14 Die Historischen Hilfswissenschaften (Hs) sind mit 865 Titeln vertreten (16. Jh 90, 17. Jh 187, 18. Jh 250, 19. Jh 331, o. J. 7), unterteilt in Genealogie (208), Chronologie und Kalenderwesen (184), Numismatik (151), Heraldik (83), Inschriften (34) und Diplomatik (31). Die Sachgruppe Biographien (B; soweit sie nicht in ein bestimmtes Gebiet fallen) beinhaltet 449 Titel (16. Jh 12, 17. Jh 46, 18. Jh 71, 19. Jh 316, o. J. 4).

2.15 Der Bereich Sprachwissenschaft (Gr und Lex) gliedert sich in (1) Sprachwissenschaft (Gr; auch Stenographie und Historisches zur Schrift) mit 1265 Titeln (16. Jh 84, 17. Jh 316, 18. Jh 312, 19. Jh 548, o. J. 5), wobei auf Latein 347 Titel entfallen, auf Deutsch 209, auf Hebräisch 140, auf Griechisch 129 und auf Französisch 99. Unter (2) " Allgemeine und fachliche Wörterbücher" (Lex) sind 880 Titel eingeordnet (16. Jh 32, 17. Jh 140, 18. Jh 170, 19. Jh 528, o. J. 10). Das Quellenwerk Suidae Lexicon, vorhanden in den Ausgaben Basel 1544 und Canterbury 1705, steht für die antike Welt. Das Werk des Erfurter Orientalisten Hiob Ludolf, Lexicon aethiopico-latinum (London 1661), ist ebenfalls zu nennen.

2.16 Zur Literaturwissenschaft (Lu, Lgp) sind insgesamt 1807 Titel vorhanden (2 Prozent; 16. Jh 35, 17. Jh 136, 18. Jh 136, 19. Jh 1478, o. J. 22). Auf (1) " Literaturwissenschaft, Literaturgeschichte und Rhetorik", soweit nicht speziell deutsch (Lu), entfallen 547 Titel (16. Jh 26, 17. Jh 123, 18. Jh 88, 19. Jh 299, o. J. 11), darunter die Gruppen Rhetorik (184; 17. Jh 100, davon 90 lateinisch), Poetik (51), Stilistik (31), Anthologien der Weltliteratur (22), Zitatsammlungen und Sprichwörter (15). (2) Der entsprechende Bestand zur Deutschen Literatur (Lgp) umfaßt 1260 Titel (16. Jh 9, 17. Jh 13, 18. Jh 48, 19. Jh 1179, o. J. 11). Untergruppen bilden die Deutsche Dichtung des Mittelalters (381; 19. Jh 358), Anthologien und Gelegenheitsdichtung (314; 19. Jh 290), Nordische und deutsche Heldensagen (74). Hinzuweisen ist auf die Translatzen des Nicolas von Wyle (Straßburg 1510), die Edda Islandorum (Kopenhagen 1665) und Der Nibelungen Liet, hrsg. von Christoph Heinrich Myller (Berlin 1782).

2.17 Die Abteilung Einzelne Literaturen (L [Lingua] mit Buchstabe) umfaßt 13.593 Titel (15,1 Prozent; 16. Jh 1053, 17. Jh 1211, 18. Jh 1283, 19. Jh 9820, o. J. 226). Für die Ordnung der einzelnen Literaturen wurde der sprachliche Gesichtspunkt gewählt. Zu jeder Literatur-Sachgruppe gehören zunächst eine allgemeine Übersicht und Geschichte, dann folgen die einzelnen Autoren (Primär- und Sekundärliteratur).

2.18 Auf " Literatur der Griechen und Römer" (Lcl) entfallen 3661 Titel (16. Jh 714, 17. Jh 575, 18. Jh 519, 19. Jh 1829, o. J. 24). Darunter befinden sich vor allem griechische Werke ( z. B. die Sibyllinorum oraculorum libri VIII, lateinisch und griechisch, Basel 1555), aber auch eine Homer-Ausgabe in Plattdeutsch (Homers Gesänge, in niederdeutscher poetischer Übertragung von August Dühr. Teil 1. Ilias; Kiel und Leipzig 1895). 1644 Titel in lateinischer Sprache stehen 1514 Titeln in griechischer Sprache gegenüber. " Latini recentiores" (Lr, mittel- und neulateinische Autoren) wurden seit der Universitätsreform von 1519 besonders intensiv gesammelt, so daß Erfurt zu einer Pflegestätte des neuen klassischen Latein werden konnte. Der Bestand umfaßt 944 Titel (16. Jh 313, 17. Jh 428, 18. Jh 102, 19. Jh 72, o. J. 29), darunter von Erasmus von Rotterdam die Omnia opera (Basel: Froben 1540-1541) und von Ludvig Holberg Nicolai Klimii Iter subterraneum (Kopenhagen und Leipzig 1741).

2.19 In der Gruppe Deutschsprachige Literatur (Lg) mit 5150 Titeln (16. Jh einer, 17. Jh 39, 18. Jh 373, 19. Jh 4691, o. J. 46) befinden sich über 1000 Titel aus der Leihbibliothek Hugo Neumann, die um 1912 übernommen wurde, und 173 Kinder- und Jugendbücher. Die Literatur in skandinavischen Sprachen (Lsc) ist mit 224 Titeln (18. Jh 2, 19. Jh 220, o. J. 2) vertreten, darunter die Kongesager, observat af Gustav Storm (Kristiania 1900) von Snorri Sturluson; die Englischsprachige Literatur (Lan) mit 1227 Titeln (17. Jh 13, 18. Jh 70, 19. Jh 1116, o. J. 28); die Literatur in Niederländisch, Flämisch, Afrikaans (Ln) mit 62 Titeln (17. Jh einer, 19. Jh 60, o. J. einer); die französische, provenzalische und bretonische Literatur (Lga) mit 1737 Titeln (16. Jh 4, 17. Jh 85, 18. Jh 181, 19. Jh 1388, o. J. 79), wobei wiederum über 1000 Titel des 19. Jhs aus der Neumannschen Leihbibliothek stammen.

2.20 Die Gruppe " Alle Spanisch- und Portugiesisch-Schreibenden" (Lp) umfaßt 93 Titel (16. Jh 7, 17. Jh 18, 18. Jh 6, 19. Jh 58, o. J. 4); die Italienische Literatur (Li) 289 Titel (16. Jh 14, 17. Jh 51, 18. Jh 30, 19. Jh 190, o. J. 4); die Slawischen Literaturen (Lsl; auch baltische Autoren) 80 Titel (19. Jh 71, o. J. 9). Der Bereich " Linguae orientales" (Sprachen des Ostens, Lor) schließt Literatur in europäischen und nichteuropäischen Sprachen ein. Hier finden sich u. a. Finnisch, Ungarisch, Rumänisch, Türkisch, Neugriechisch, Byzantinisch und Chinesisch (126 Titel; 17. Jh einer, 19. Jh 125), darunter Theophilus Spizels De re literaria Sinensium commentarius (Leiden 1660), Der Diwan von Hafiz (aus dem Persischen zum erstenmal ganz übersetzt von Joseph von Hammer-Purgstall, Stuttgart und Tübingen 1812-1813) und Mahabharata-Ausgaben, z. B. Bhagavad-Gita (aus dem Indischen übersetzt von Robert Boxberger, Berlin 1870).

2.21 Der Gesamtbereich Kunst (K) und Musik (M) enthält 3842 Titel (4,2 Prozent; 16. Jh 9, 17. Jh 39, 18. Jh 133, 19. Jh 1942, o. J. 1719), davon entfallen auf (1) Bildende Kunst 1095 Titel (16. Jh 3, 17. Jh 17, 18. Jh 91, 19. Jh 970, o. J. 14), deren Einteilung zum einen nach Gattungen und zum anderen nach Epochen erfolgte. Darunter befinden sich die Denkmaeler aus Aegypten und Aethiopien von Richard Lepsius (Berlin und Leipzig 1850-1913). Im Bereich (2) Musik, Mimik, (Film) liegen 2747 Titel vor (16. Jh 6, 17. Jh 22, 18. Jh 42, 19. Jh 972, o. J. 1705), einschließlich Textbücher (261) und Notendrucke (etwa 1200). Besonders stark vertreten sind die Erfurter Komponisten Johann Wilhelm Häßler (1747-1822; 155 Titel) und Johann Ludwig Böhner (1787-1860; 126 Titel).

2.22 Zur Philosophie (Pe, Pl, Pm, Pu) und zur Psychologie (Ps) sind insgesamt 4015 Titel (4,5 Prozent; 16. Jh 393, 17. Jh 1747, 18. Jh 961, 19. Jh 787, o. J. 127) vorhanden. Die Gruppe Philosophie-Ethik (Pe) umfaßt 455 Titel (16. Jh 51, 17. Jh 186, 18. Jh 133, 19. Jh 75, o. J. 10), darunter Darstellungen zum Gesamtgebiet (148) und zu Einzelfragen (222). Weitere Disziplinen sind Logik (Pl) mit 617 Titeln (16. Jh 50, 17. Jh 441, 18. Jh 92, 19. Jh 29, o. J. 5) und Metaphysik (Pm; Gegenstück zur " Physik", enthält Natur- sowie Religionsphilosophie) mit 414 Titeln (16. Jh 15, 17. Jh 143, 18. Jh 129, 19. Jh 27, o. J. 100). Darüber hinaus wurden unter " Schriften zur Philosophie als solcher" (Pu; einschließlich der Gruppe Jus N, Naturrecht) 2195 Titel gesammelt (16. Jh 258, 17. Jh 913, 18. Jh 539, 19. Jh 479, o. J. 6), darunter Schriften zur Philosophiegeschichte und Werkausgaben von Philosophen. Raymundus Lullus ist u. a. mit seinem Werk Ars operativa et alia quaedam (Basel 1561) vertreten, Kant mit den Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte und Beurtheilung der Beweise, derer sich Herr von Leibniz und andere Mechaniker in dieser Streitsache bedienet haben (Königsberg 1746). Zur Psychologie sind 334 Titel vorhanden (16. Jh 19, 17. Jh 64, 18. Jh 68, 19. Jh 177, o. J. 6), darunter als Teilbereiche Geheimwissenschaften, Physiognomik und Graphologie (73).

2.23 Die Sachgruppe Theologie (T mit Buchstabe und T Punkt) umfaßt 16.185 Titel (18 Prozent; 16. Jh 2643, 17. Jh 6974, 18. Jh 2958, 19. Jh 3416, o. J. 194). Die alte Systematik gliederte den Bestand in 14 Gruppen, die zu 5 neuen zusammengefaßt wurden: (A) Bibeln und Bibelauslegung (Te, einschließlich Phil. sac.) mit 2347 Titeln (16. Jh 352, 17. Jh 686, 18. Jh 359, 19. Jh 924, o. J. 26). (B) Kirchen-, Klöster-, Ketzergeschichte; Polemik (soweit schon " historisch" geworden); Kirchenpolitik, Asketik, Versöhnungsfragen, Ordensregeln (Th, einschließlich T.as., T.ir., T.pol.) mit 5834 Titeln (16. Jh 785, 17. Jh 2975, 18. Jh 1124, 19. Jh 894, o. J. 56), u. a. mit den Untergruppen Papsttum, Kardinäle, Konzilien (416), Jesuiten (139); Geschichte der Häresien und Sekten und ihre Bekämpfung (239); und Allgemeine Reformationsgeschichte (322, darunter Melanchthons Articuli de quibus egerunt per visitatores in regione Saxoniae, Wittenberg 1527).

2.24 Die dritte Gruppe (C) umfaßt Praktische Theologie, Katechetik, Seelsorge, Liturgik, Moraltheologie, Pastoraltheologie (Tp, einschließlich T.cat., T.hom., T. lit., T.mor., T.pas.) und beläuft sich auf 4456 Titel (16. Jh 377, 17. Jh 2167, 18. Jh 1099, 19. Jh 769, o. J. 44), die sich u. a. in " Christliches Leben und Liebestätigkeit", " Kirche und soziale Fragen" sowie Erbauungstexte gliedern. Die Hymnologie ist mit 252 Titeln vertreten, davon 161 Gesangbücher, 1086 Predigten und 608 Leichenpredigten, die nicht Erfurt betreffen. Vorhanden ist auch ein Catalogus gesammleter Leich-Predigten und Funeralien ( o. O. 1733).

2.25 In der vierten Gruppe (D) Systematische Theologie, Apologie, Dogmatik (Ts, einschließlich T.ap., T.d.) liegen 1819 Titel vor (16. Jh 353, 17. Jh 677, 18. Jh 245, 19. Jh 521, o. J. 23), u. a. zur Dogmatik (896) und zur Symbolik (73). Die letzte Gruppe (E) " Theologia universalis" (Tu, einschließlich T.pat. und T.un.) enthält allgemeine Schriften, Kirchenväter-Ausgaben und gesammelte Werke neuerer Theologen (1729 Titel; 16. Jh 776, 17. Jh 469, 18. Jh 131, 19. Jh 327, o. J. 26), darunter auch Zeitschriften (44).

2.26 Zum Recht (R, Jus.) einschließlich Völker-, Kirchen- und Militärrecht wurden 9645 Titel gesammelt (10,7 Prozent; 16. Jh 1581, 17. Jh 4047, 18. Jh 2126, 19. Jh 1869, o. J. 22). Umfangreichere Untergruppen sind Römisches Recht (750 Titel), Deutsches Recht (680), Kirchenrecht (463) und Preußisches Privatrecht (229). Dieser Bestandsgruppe wurde auch seitens der Universität besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

2.27 Die Sachgruppen Staat (S) und Politik (Pol.) enthalten insgesamt 1821 Titel (2 Prozent; 16. Jh 78, 17. Jh 589, 18. Jh 380, 19. Jh 766, o. J. 8). Davon entfallen auf Staatswesen, Verwaltung, Militär, Finanzen 1135 Titel (16. Jh 42, 17. Jh 123, 18. Jh 200, 19. Jh 766, o. J. 4). Hervorzuheben sind die Teilbereiche Polizeiwesen (123 Titel), Finanzwirtschaft (121), Gemeindewesen (72) und Parlamentsverhandlungen (23). Der Bestand enthält Adolph Freiherr von Knigges Politisches Glaubensbekenntniß, mit Hinsicht auf die französische Revolution und deren Folgen (Frankfurt, Leipzig, [Hannover] 1792) und die von Gustav Freytag entworfene Reichstags-Wahlkarte des Deutschen Reiches. Nach dem Ergebniß der Wahlen vom 15. Juni 1893 ( Wien 1893). Zur Politik liegen 686 Titel vor (16. Jh 36, 17. Jh 466, 18. Jh 180, o. J. 4), darunter der Tractatus theologico-politicus von Baruch de Spinoza (Hamburg i. e. Amsterdam 1670), Niccoló Macchiavellis Tutte le opere ([Florenz] 1550) und weiterhin Schriften von Guicciardini, Cardanus, Bodin, Lipsius, Conring und Adam Smith.

2.28 Die Literatur zu " Soziales, Soziologie, Sozialismus, Stände, Gesellschaften" (So) umfaßt 561 Titel (17. Jh 11, 18. Jh 36, 19. Jh 511, o. J. 3), die sich auf Freimaurerei (173), Wohlfahrtseinrichtungen (120), Sozialismus und Sozialpolitik (101), Geheime Gesellschaften (96), Arbeiterstand (71) verteilen.

2.29 Die Pädagogik (P) betreffen 4122 Titel (4,6 Prozent; 16. Jh 120, 17. Jh 658, 18. Jh 576, 19. Jh 2753, o. J. 15). Neben 874 Titeln zu Universitäten sind Schulbücher und Schriftenreihen sowie Originaltexte von Pädagogen vorhanden, u. a. der in Erfurt wirkenden Pädagogen Wolfgang Ratke (La grammaire universelle pour la didactique, Köthen 1619), Matthäus Dresser und Carl Constantin Haberle. Christian Gotthilf Salzmann ist mit zahlreichen Schriften vertreten.

2.30 Zu den Naturwissenschaften (N, N mit Buchstabe) und zur Mathematik (Nm) liegen insgesamt 3894 Titeln vor (4,3 Prozent; 16. Jh 182, 17. Jh 700, 18. Jh 911, 19. Jh 2043, o. J. 58). Allgemeine naturkundliche Schriften, Naturphilosophie (N) sind mit 533 Titeln vertreten (16. Jh 9, 17. Jh 14, 18. Jh 83, 19. Jh 425, o. J. 2), darunter Lexika und Atlanten (13), Literatur über " Gesellschaften" (81) und die Biographien sämtlicher Naturwissenschaftler. In diesem Bestand befindet sich u. a. ein Allgemeiner physiokratischer Briefwechsel einer Gesellschaft teutscher Gelehrten, hrsg. von Johann Karl Friedrich Hauff (Bd 1, Erlangen 1810). Die Unterscheidung von " älteren" und " neueren" Werken wurde nicht nach dem Erscheinungsjahr getroffen, sondern danach, ob ein Werk der Wissenschaftlichkeit neueren Verständnisses entsprach. Auf Mathematik entfallen 633 Titel (16. Jh 37, 17. Jh 146, 18. Jh 208, 19. Jh 264, o. J. 8), von denen 331 Titel als " ältere Werke" eingestuft wurden, darunter Perspectivae libri VI (Pisa 1600) von Guido Baldus Ubaldus, dem Vorläufer Galileis.

2.31 Die Astronomie und Astrologie (Na) betreffen 332 Titel (16. Jh 34, 17. Jh 108, 18. Jh 63, 19. Jh 117, o. J. 10), darunter 166 " ältere" und 53 " neue" Darstellungen, wie Claudii Ptolemaei Pelusiensis libri IV (Basel 1535). Die Astrologie (10) ist über die ganze " ältere" Herkunft verstreut. Im Bereich Botanik (Nb) mit 443 Titeln (16. Jh 7, 17. Jh 11, 18. Jh 71, 19. Jh 348, o. J. 6) ist die Botanica in originali seu herbarium vivum centuria 1-12 des Erfurter Botanikers Johann Hieronymus Kniphof (Erfurt 1747-1748) besonders zu erwähnen. Zur Chemie (Nc) liegen 474 Titel vor (16. Jh 44, 17. Jh 235, 18. Jh 58, 19. Jh 131, o. J. 6), darunter ältere Schriften zum Gesamtgebiet vor Liebig (81) und zur Alchemie (7). Hervorzuheben sind die Furni novi philosophici (Teil 1-5, Amsterdam 1651) von Johann Rudolph Glauber und das Chemische Journal (Teil 1-6, Lemgo 1778-1781) von Lorenz Crell, von dem die Bibliothek noch weitere Schriften besitzt.

2.32 Der Gesamtbereich Medizin (M mit Buchstabe und M Punkt) umfaßt 4120 Titel (4,6 Prozent; 16. Jh 208, 17. Jh 938, 18. Jh 1498, 19. Jh 1425, o. J. 51). Teilbereiche bilden die Pharmazie ( u. a. 50 Jahrgänge des Almanachs oder Taschenbuches für Scheidekünstler und Apotheker von dem Jenaer Chemiker Johann Friedrich August Göttling u. a., Weimar 1781-1829), die Toxikologie (Ma, M.pha.; 268), die Anatomie (Man, M.an.; 147), die Chirurgie und Orthopädie (Mch, M.ch.; 157) darunter das Feldbuch der Wundartzeney des Johann von Gersdorff (Straßburg 1517, [vielmehr] Augsburg um 1530) -, die Frauenheilkunde, Geburtshilfe, Kinderheilkunde (Mf; 128), die Gerichtliche Medizin (Mg; 50), die Innere Medizin mit Nerven-, Geistes-, Zahnheilkunde (Mi; 409), die Allgemeine Krankheitslehre (Mp, M.pa.; 437), die Physiologie, auch Sexuologie (Mph, M.ph.; 193). Den Abschluß bilden die Therapie, auch Diätetik, Hypnose, Krankenpflege, Hygiene (Mt, M.d(i).; 477) sowie Allgemeine Schriften, u. a. zur Geschichte der Medizin und zur Weltanschauung (Mu, M.u., M.ma.; 1854), z. B. die Materia medica von Carl von Linné (Stockholm 1749).

2.33 Unter Kameralistik (T, V, O) wurden insgesamt 3147 Titel eingeordnet (3,5 Prozent; 16. Jh 7, 17. Jh 57, 18. Jh 435, 19. Jh 2600, o. J. 48). Die Gruppe " Technologie" (T), einschließlich Handwerk, Verkehr, Gastronomie, Photographie, Schreibwesen, Sport und Spiel sowie " Sammeln" enthält z. B. Gymnastik für die Jugend von Johann Christoph Friedrich GutsMuths (Schnepfenthal 1793). Sie umfaßt 1083 Titel (16. Jh 3, 17. Jh 30, 18. Jh 169, 19. Jh 867, o. J. 14), darunter 70 Titel zur Berg- und Hüttenkunde, 26 Enzyklopädien und Titel zur Geschichte der Technik. Im Bereich Volkswirtschaft (V) mit 840 Titeln (18. Jh 50, 19. Jh 779, o. J. 11) liegt u. a. Literatur zur Ökonomie von Handel und Schiffahrt (155) vor, zu Gewerbe und Handwerk (112), zum Verkehrswesen (71) und zur Land- und Forstwirtschaft (40). Hierzu gehört das Vollständige Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon (Zwickau 1814-1833) von August Schumann. Die Ökonomie (O, Gartenbau, Ackerbau und Viehzucht, Forst-, Fisch-, Hauswirtschaft, Jagd) betreffen 1224 Titel (16. Jh 4, 17. Jh 27, 18. Jh 216, 19. Jh 954, o. J. 23). Davon entfallen auf Gartenbau 449 Titel, auf Forstwirtschaft und Jagd 167, auf Ackerbau 147, auf Viehzucht 142, auf Hauswirtschaft 98, auf Lehrbücher 71 und auf Geschichte der Landwirtschaft 44, u. a. Franz Ludwig von Cancrins Vermischte meist ökonomische Schriften (Riga 1786) und Albrecht Thaers Grundsätze der rationellen Landwirtschaft (Berlin 1809-1812) und dessen Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin (Berlin 1815).

2.34 Im Gesamtbestand befinden sich über 900 Periodika, darunter die Acta eruditorum (Leipzig 1682-1731) und The Spectator (Vol. 1, 8. Aufl., London 1726; Vol. 2, 2. Aufl., London 1713) sowie Schriftenreihen der Akademien, etwa 30.000 Dissertationen (1908, 25.586), die z. T. in Sammelbänden zusammengefaßt sind (194 Bde unter den " alten Signaturen" mit 60 bis 70 Nummern). Weiterhin wurden 1292 Leichenpredigten gesammelt (unter " Praktische Theologie" und " Erfurt, geistliches Leben" zusammen 821, hinzu kommen z. B. Leichenpredigten über Fürsten bei der Geschichte und Naturforscher bei ihrem Fachgebiet usw.) und etwa 20.000 Schulprogramme.

Bestandszusammensetzung nach Provenienzen

2.35 Unabhängig von der Zugehörigkeit eines Werkes zu einer der Fachgruppen ist der Bestand seit 1983 neu nach Provenienzen (jeweils nach dem Stand zur Zeit der Übernahme) in der zeitlichen Reihenfolge des Zugangs aufgestellt worden. Die Provenienz-Signatur ergibt sich aus der Ziffer für die jeweilige Provenienz (Nr. 1-21) in Kombination mit der Systematik-Signatur. Zeitliche Obergrenze für die Zuordnung zu den Provenienzgruppen 1 bis 16 ist das Jahr 1800 (Bücher des 19. Jhs einzelner Provenienzgruppen stehen demzufolge bei dem gesondert aufgestellten Bestand des 19. Jhs). Die Leihbibliothek Hugo Neumann ist die einzige gesondert gestellte und katalogisierte Provenienz aus dem 19. Jh. Die Ermittlung der ursprünglichen Einzelbesitzer ist z. Z. im Gange, sie werden in Sonderkatalogen erfaßt. Die nachfolgende Übersicht über die Provenienzen Nr. 1 bis 21 schließt neben den rekonstruierten Bestandsgruppen auch Formalgruppen ein.

Bibliothek des Collegium Amplonianum, Porta coeli (LA = Libri Amplonianae; Druckschriften)

2.36 Im Rahmen des Bibliotheksbestandes ist die Amploniana die einzige original überlieferte Provenienz. Innerhalb der Stiftung des Amplonius sind seine eigene Bibliothek, die den Grundstock bildete, und die aus seinem Stiftungskapital erwachsene Kollegiatsbibliothek der Porta coeli zu unterscheiden, wobei wiederum die Hss. von den Drucken abzugrenzen sind. Soweit bekannt, handelt es sich um die einzige überlieferte Bibliothek eines mittelalterlichen Collegiums, das zudem bis ins 19. Jh existierte. Die " Himmelspförtner" lernten, lehrten und lebten nach den Statuten, die ihnen Amplonius 1434 gegeben hatte und aus denen der hohe Stellenwert der Bibliothek ersichtlich ist (Position 11 bis 14). " Zweck der Anstalt" war (nach Oergel, s. u. 4.2) " von Anfang an die Förderung gelehrter Studien [...]; sie war daher der Universität eingegliedert [ d. h. hatte einen Vertrag mit ihr], aber als Korporation mit eigenen Rechten ausgestattet". Amplonius wollte " seine Collegiaten zu Gelehrten ausbilden, zu Gelehrten seiner noch ganz von der Scholastik beherrschten Zeit".

2.37 In dem für damalige Verhältnisse universell angelegten Bestand dominiert die Theologie (Kirchenväter). In unparteiischer Weise spiegelt er aber auch die theologischen Auseinandersetzungen seit dem Humanismus wider. An der Zusammensetzung des Bestandes fällt das prinzipielle Festhalten an Lehrautoritäten auf, wobei als bevorzugte Autoren auch der Franziskaner Angelo de Clavasio († 1494) und der Dominikaner Luis de Granada (1504-1588) hervorzuheben sind. Die humanistische Literatur und die Renaissance-Literatur ist entsprechend den universitären Aufgaben reichlich vorhanden (z. B. Valla, Pico, Reuchlin, Agrippa von Nettesheim, Paracelsus, Joachim und Philipp Camerarius).

2.38 Die Amplonianische Bibliothek hatte sich laut Statut (Position 21) bei Androhung von Disziplinarstrafe von " hussitischer Ketzerei fernzuhalten", wozu später auch Luther und die Reformierten bis zum Paritätisch-Werden der Konfessionen 1666 zählten. An der naturwissenschaftlich gestützten Aufklärung seit Descartes nahm das Collegium keinen Anteil mehr (der Staatsrechtler Samuel von Pufendorf bildet eine Ausnahme).

2.39 Von Amplonius' eigener Bibliothek unterscheidet sich die Kollegiatsbibliothek erheblich: Jene hatte ihren Ruhm durch ihre Aristoteles-Kommentare (Avicenna, Averroës, Albertus Magnus, Wilhelm von Ockham, Buridan), ihren überdurchschnittlichen Anteil an arabischen Autoren, ihren außerordentlichen Bestand an Medizin. Dem Collegium fehlen diese Merkmale, hier war, wie in der Universität, die Rechtsfakultät vorherrschend.

2.40 Während die Handschriften-Sammlung als Ganzes (neben der Fülle von Einzeldarstellungen) mehrfach beschrieben worden ist, gibt es zu den Druckschriften keine Untersuchung. Ein Katalog der Vorbesitzer mit 291 Namen- und 176 Initial-Eintragungen wurde 1992 erstellt. An der Spitze der Wohltäter stehen die Namen der Dekane Hugo in Curia (Imhof; † 1595) und Hermann Lindanus (Zurlinden; 1565-1644) sowie der Prediger Lambert Heck († 1632).

2.41 In der Gesamt-Bestandsbeschreibung ( s. o. 2.1-2.34) sind die Druckschriften des Collegium Amplonianum in den jeweiligen Fachgruppen erfaßt. Als besonders systematisierter Provenienzbestand (LA) bestehen die Druckschriften aus 3039 Titeln in 1472 Bdn (darunter 12 Inkunabeln; 16. Jh 2074 Titel, 17. Jh 878, 18. Jh 50, o. J. 25). Von allen Beständen der Gesamtbibliothek hat dieser allein sein gesamtes ursprüngliches Schrifttum aus dem 16. Jh behalten.

2.42 Im Bestand LA befinden sich 2695 Titel in lateinischer und 306 Titel in deutscher Sprache, die sich nach folgenden Sachgruppen zusammensetzen: Jurisprudenz (1161), Theologie (628), Philosophie (396), Auctores veteres (317), Miscellanea (182), Historia (122), Eruditio universalis (111), Politica et Cameralia (84), Medizin (15), Mathematik (15), Poesie (8).

2.43 Einen Sammelband mit 13 Schriften (LA 4 58) könnte man als das " Reformationsbuch Luthers" bezeichnen. Er enthält u. a. die 95 Thesen, Resolutiones disputationum de Indulgentiarum virtute (Conclusio 1-95, [Wittenberg] 1518; VD 16 L 5786-5787) und den Schriftwechsel mit dem päpstlichen Legaten Sylvester Prieratis ([Silvestro Mazzolino:] In praesumptuosas Martini Luther conclusiones de potestate pape dialogus ([Leipzig] 1519; VD 16 L 4458 oder 4459) und in deutscher Sprache z. B. die Trostpredigt Ein gutte trostliche predig von der wirdigen bereytung zu dem hochwirdigen Sacrament ([Leipzig 1518]; VD 16 L 5986, 5991-5992), Eyn Freiheyt deß Sermons Bebstlichen ablaß un[d] gnad belangend ([Leipzig] 1518; VD 16 L 4743) und Eyn deutsch Theologia (Wittenberg 1518; VD 16 T 896). In derselben Weise gibt es Sammelbände von Schriften Huttens (vor allem die Briefe an die Fürsten enthaltend), des Erasmus, Karlstadts und von Cochlaeus. Die " Schwärmer" Caspar Schwenckfeldt und Valentin Weigel sind vertreten. Mit Calvins Institutio Christianae Religionis (Genf 1554) beginnt die Aufnahme des Schrifttums der Reformierten.

2.44 Schriften von Erfurtern, wie z. B. Johannes Draconites (1494-1566), Conrad Cling OFM (1518-1556), Bartholomäus Arnoldi von Usingen OSA (1462-1537), die Juristen Henning Goede (um 1450-1521) und Henning Rennemann (1567-1646), der Historiker Johann Vollbracht (1599-1664), der Mathematiker Hiob Ludolf (1649-1711), der Dichter Ernst Stieda (1585-1632), sind hier konzentriert überliefert. Auch des Euricius Cordus einziges in Erfurt verbliebenes Werk, Epigrammata (Erfurt 1520), oder die Theologia scholastica (Mainz 1669-1679) des Augustiner-Generalvikars Augustinus Gibbon de Burgo befinden sich in dieser Bestandsgruppe. Zu erwähnen sind eine Ausgabe des Reinicke Fuchß (Frankfurt a. M. 1544) und von Boccaccios Il Decamerone (Venedig 1594), weiterhin die Proverbia teutonica (Antwerpen 1558) des Nicolaus Zeger van Espen und das anonym erschienene Dictionarium gemmagemmarum (ein Wörterbuch der Gegenwartssprache, Straßburg 1520).

2.45 Außer der als Sondersammlung aufgestellten Bibliothek des Collegium Amplonianum gehört zur Kollegiatsbibliothek der " Himmelspforte" noch die Provenienz " Porta coeli" (72 Bde mit 74 Titeln). Provenienz 1: Universitätsbibliothek

2.46 Der rekonstruierte Teil der Universitätsbibliothek (zu ihrer Geschichte s. o. 1.7 ff.) umfaßt 1897 Bde, darunter 1285 zu Staat und Recht, 300 zur Theologie und 106 zur Medizin. Die heutige Aufstellung zeigt den Unterschied zwischen den ständigen Zugängen, die durch Petri ab 1692, und denen, die durch Boineburg ab 1717 veranlaßt wurden (vgl. auch Provenienz 13: Nicht Zuzuordnendes). Die Petri-Zugänge haben als fast einzige Bibliothek keinen Eigentums-Text, sondern ein gewöhnliches Schildchen und gelegentlich die dreigliedrige Cromhard-Signatur auf dem Rücken oder im Deckel ( z. B. 44.Bb.Z: Plautus, Comoediae, Neapel: Fischer 1619). Die Zugänge aus Boineburg-Mitteln sind durch das Exlibris " Bibliotheca Academiae Erfurtensis Boineburgica" gekennzeichnet. Die Fakultäten als solche sind nicht kenntlich, Fakultätsbibliotheken sind nur bei der Philosophischen und bei der Medizinischen Fakultät bekannt geworden. Letztere wurde 1718 von dem Lizentiaten Johann Karl Möller der Medizinischen Fakultät vermacht und dann 1817 von der Königlichen Bibliothek übernommen.

Provenienz 2: Porta coeli

2.47 Die Sammlung enthält 72 Bde mit 74 Titeln, die zum Collegium Amplonianum gehören und nicht mit dessen Sondersammlung vereinigt worden sind ( s. o. 2.36; 2.45). Provenienz 3: Bibliothek des Barons Johann Christian von Boineburg und seines Sohnes Philipp Wilhelm von Boineburg

2.48 Der Diplomat Johann Christian von Boineburg (1622-1672, s. o. 1.10) wollte sich als Mäzen in einer Gelehrtenrepublik betätigen. Von seinem Programm, dessen geistiger Rahmen wohl nirgends so deutlich in Erscheinung tritt wie in seiner Bibliothek, ist allerdings nur wenig zur schriftlichen Ausführung gelangt. Namen wie Georg Calixtus (Vertreter der religiösen Toleranz und Theoretiker der Wiedervereinigung der Konfessionen), Hermann Conring (Repräsentant des Späthumanismus und vor allem des an der Antike orientierten Universalismus), Leibniz als Erzieher seines Sohnes Philipp Wilhelm, Hugo Grotius (der das Interesse von Boineburgs an der modernen Wissenschaft förderte) und Kurfürst Johann Philipp von Schönborn umreißen das Spektrum seiner geistigen Welt. Sie bilden gewissermaßen die Koordinaten der Privatbibliothek. Durch den Kurfürsten war Boineburg sen. ebenso in die Tages- und Realpolitik eingebunden, wie später sein Sohn durch den fünften Nachfolger des Kurfürsten, Lothar Franz von Schönborn (1655-1729).

2.49 Die Sammeltätigkeit von Boineburgs begann 1637 (aus diesem Jahr stammt die erste handschriftliche Jahresangabe). Zu den frühen, über das Schulische hinausgehenden Erwerbungen gehören 2 Werke von Hugo Grotius (De iure belli ac pacis, Amsterdam 1632; Apologeticus [...], Paris 1640) und 2 Titel zum Bibliothekswesen (Musei sive bibliothecae von Claudius Clemens, Leiden 1635; Bibliothecae Cordesianae catalogus von Gabriel Naudé, Paris 1643). In der Erfurter Lokaltradition wurde aus verständlichen Gründen der Schenkungsvorgang durch den Sohn in den Vordergrund gerückt, doch geht die durch Exlibris (Vater und Sohn) gekennzeichnete " Familienbibliothek Boineburg" fast ausschließlich auf den Vater zurück.

2.50 Die Sammlung umfaßt in ihrer jetzigen Gestalt 4560 Bde, darunter die Fachgruppen Theologie (1199), Geschichte (591), Recht (423), Römische und griechische Schriftsteller (287), Philosophie (211), Neulateiner (159), Staatsrecht (143), Sprachwissenschaft (111), Literarische Werke der Neuzeit (92), Medizin (79), Allgemeine Gelehrsamkeit (74), Naturwissenschaft (71), Geographie (65), Pädagogik (32), Rhetorik (32), Bibliothekswesen (18).

2.51 In der Bibliothek finden sich zu einer Reihe von Sachgruppen beeindruckend geschlossene Bestände. Das gilt z. B. für die antiken Autoren, darunter die Epistolarum libri X des Symmachus (Leiden 1653) und der Briefwechsel Kaiser Trajans mit Plinius d. J. (Epistolarium libri X, Basel 1530), sowie für die Geschichte und Kirchengeschichte. Zahlreiche Werke sind in Paris in der Imprimerie Royale gedruckt, deren erster " Directeur", Sébastien Cramoisy, neben Plantin, Wechel und Elzevir als Verleger innerhalb dieser Sammlung am häufigsten vertreten ist.

2.52 Unter den Universitätsschriften werden besonders die Beziehungen Boineburgs zu Helmstedt und die von Leibniz zu Altdorf deutlich. Besondere Wertstücke sind ein Ottheinrich-Band aus der ehemaligen Palatina (Gyraldus' De Deis gentium, Basel: Oporinus 1548), das gezählte Exemplar (Nr. 24) einer Aldine, Dictorum factorumque memorabilium libri X des Valerius Maximus (Venedig: Aldus 1514), das topographische Werk von Martin Zeiller (Frankfurt, auch Ulm, 1644-1677) und der Atlas major (Amsterdam: Johann Blaeu 1662). Unter den Autoren nimmt Hugo Grotius (1583-1645) eine Sonderstellung ein, seine Schriften sind zahlreich vorhanden, u. a. auch das Frühwerk Syntagma Arataeorum opus (Leiden 1600). Das Naturrecht wurde von Boineburg als einzige Spezialdisziplin besonders gepflegt.

Provenienz 4: Regierungs-Bibliothek

2.53 Es handelt sich nicht um die " Churfürstlich Mayntzische Regierungsbibliothek" (1709 an die Bibliothek überwiesen, 1723 übernommen), die im Bestand aufgegangen ist, sondern um den 1796 zugeführten größeren Teil der alten Ratsbibliothek (der kleinere Teil bildete den Grundstock der heutigen Bibliothek des Stadt- und Verwaltungsarchivs Erfurt, s. Eintrag dort). Die Ratsbibliothek wurde um 1480 gegründet; die zu ihr gehörigen Bücher aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg sind an dem repräsentativen, reichgeprägten, wappengeschmückten Schweinsledereinband zu erkennen. Unter den 336 meist wuchtigen Bänden (von denen keiner nach 1664 erschienen ist) überwiegen Schriften staatsrechtlichen Inhalts; so sind z. B. Das Gantze sechsisch Landrecht (Leipzig 1571) und die Cosmographia prosometrica von Stephan Ritter (Marburg 1619) vorhanden. Provenienz 5: Bibliothek des Jesuitenkollegiums und des Gymnasium Emmericianum

2.54 In Erfurt sind die Jesuiten vorrangig auf der mittleren Schulebene oder der Gymnasialebene wirksam gewesen. Ab 1611 ist ihre Lehrtätigkeit belegt (die ersten Bücher mit Besitzvermerken sind von 1601), 1619 wurde das Kollegium eingerichtet. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens in Erfurt (1772) wurde ein " Exjesuitenfonds" zur Unterstützung der katholischen Schulen gebildet. 1774 wurde das Gymnasium Emmericianum gegründet, das 1822 als Gymnasium, 1834 als Progymnasium aufgehoben wurde.

2.55 Ursprünglich umfaßte die Bibliothek des Jesuitenkollegiums etwa 5000 Bde. Im Besitz der Bibliothek befinden sich davon heute noch 2485, ein anderer Teil gelangte nach Berlin. In dem Erfurter Teil (1786 übernommen) sind 1025 Bde zur Theologie vorhanden (davon Polemik 243, Asketik 195, Kirchenväter 48), 87 zur neulateinischen Literatur, 58 zur klassischen antiken Literatur sowie 42 zur Rhetorik. Der geographische und philologische Teilbestand des Jesuitenkollegs gelangte nach der Aufhebung des katholischen Gymnasium Emmericianum 1822 an die Königliche Bibliothek.

2.56 Unter den führenden Jesuiten ist der überkonfessionell wirksame Francisco Suarez aus Coimbra hervorzuheben. Die inhaltliche Spannweite des Bestandes schließt auch die Auseinandersetzung mit " Irrlehren" ein, Motscnn ( s. u. 4.2) bezeichnete deshalb um 1730 die Jesuitenbibliothek auch als " Ketzerbibliothek". Erasmus ist mit 17 Titeln vertreten, u. a. mit der Schrift Die Ausslegung disses Sprichworts, die Sileni Alcibiadis [...] volgendt verdeutscht (Mainz 1520), die sich in einem Sammelband mit 6, z. T. seltenen Anti-Luther-Schriften befindet. Vorhanden sind auch die Wittenberger Luther-Bibel von 1534 neben dem deutschen Neuen Testament von Hieronymus Emser (1527) und Erasmus' In Novum Testamentum annotationes (Basel 1516). Die Jesuitenpoesie ist besonders gut vertreten, z. B. mit Jakob Baldes Opera poetica omnia (München 1729), den Dichtungen des Erfurter Rektors Johann Kreihing, Poemata aposcholosmatica [...] libri VI (Frankurt 1658) oder mit dem Magnum theatrum vitae humanae von Laurentius Beyerlinck (Leiden 1665-1666). Die Einbände, auf die die Jesuiten besonderen Wert legten, sind mit dem Strahlenoval und " IHS" oder dem Monogramm MRA mit Krone und Engelsköpfen verziert.

2.57 Die 1911 vom Königlichen (oder Städtischen) Realgymnasium (gegr. 1844) übernommenen Bände (nach Schwenke, Adreßbuch 1893, waren es insgesamt 2511 Bde, 10.000 Schulprogramme und 30 Karten) sind noch nicht vollständig eingearbeitet. Provenienz 6: Bibliothek des Petersklosters

2.58 Vorhanden sind noch 1990 Bde, u. a. zu den Fächern Theologie (702), spezielle Gesellschaftswissenschaften (237), Geschichte (186), Recht (176), Medizin (83), Geographie (58), Naturwissenschaft (55), allgemeine Gelehrsamkeit (43).

2.59 Am Bibliotheksbestand des Petersklosters wird die überörtliche Bedeutung von Abtei (gegr. vielleicht 706) und Kirche deutlich. Die Bibliothek hatte nach ihrem Selbstverständnis den Charakter einer " Reichsklosterbibliothek". Für das Jahr 1181 sind die ersten Bücherschenkungen dokumentiert; das Kloster verfügte über eine eigene Schreibwerkstatt und Buchbinderei. 1479 wurde hier die erste Buchdruckerpresse in Thüringen aufgestellt und ein Lectionarium (24. Dezember 1479, 1 Bl., Folio; Suchier Nr. 144, s. u. 3.2) gedruckt. Am Peterskloster wurde durch eigene Autoren besonders die Historiographie gepflegt. Der um 1280/82 wohl hier entstandene satirische Liber occultus des Nicolaus von Bibra ist als ältester Titel zu nennen. Ab 1446 war das Kloster Mitglied der Kongregation von Bursfelde.

2.60 1612 vermachte der Kanonikus C. Burchard († um 1612) seinen Bücherschatz dem Peterskloster, das häufige Bücherverluste zu beklagen hatte. Unter dem Abt Placidus Casselmann (1658-1737, Abt ab 1705) wurde den vorhandenen Büchern eine geordnete Aufstellung gegeben und der Bestand durch Erwerbung kirchengeschichtlicher und juristischer Werke kontinuierlich ausgebaut. Peter Friderici († 1720) bestimmte die Zinsen einer Schenkung von 200 Imperialen zum Bücherkauf. Verdienste um die Bibliothek erwarb sich der Bibliothekar Carl Trautwein († 1750) durch seinen Sammeleifer für ökonomische, physikalische, medizinische und botanische Schriften. Die " ansehnliche Büchersammlung" des Mainzischen Capitains du Change brachte einen Zuwachs an französischen Werken. Auch die von Günther (III.) Basting (1720-1794; Abt ab 1773) den als Gelehrten tätigen Konventsmitgliedern erteilte Erlaubnis, selbst ausgewählte Lektüre zu erwerben, verschaffte der Klosterbibliothek, die diese erbte, manchen wertvollen Beitrag.

2.61 Der 1783 erstellte Katalog (heute Dom-Archiv, Besitzer Lorenzkirche) verzeichnet 6524 Titel. Im Erfurtischen Intelligenzblatt wurde damals öffentlich zur Rückgabe von Büchern mit unbekanntem Verbleib aufgefordert. Werke aus der Bibliothek des Petersklosters sind in Uppsala (Böckner, S. 115; s. u. 5), in Pommersfelden und anderen Mainzer Besitzungen, in französischen Bibliotheken und in der Vaticana zu finden. Der charakteristische Besitzeintrag lautet: " Bibliothecae Regalis Monasterij SS. Apostol. Petri et Pauli Erfordiae".

2.62 Als Autor hervorzuheben ist Ordensbruder Jean Mabillon (1632-1707), der mit den Annales ordinis S. Benedicti [...] (Paris 1701-1719) vertreten ist. Von Voltaire ist der Essai sur les guerres civiles de France (Den Haag 1729) und von Bernhard Le Bovier de Fontenelle die Lebensbeschreibung von Leibniz in deutscher Übersetzung (Amsterdam 1720) vorhanden. Für das Peterskloster charakteristische Schriften sind die Tabulae anatomicae von Christian Ludwig Welsch (Leipzig 1697) und die Bibliothèque germanique (Amsterdam 1720-1733). Provenienz 7: Bibliothek des Kartäuserklosters

2.63 Die der Bibliothek zugefallenen Druckschriften aus dem 1372 gegründeten Kartäuserkloster zählen noch 348 Bde, davon sind 93 nicht aus dem Gebiet der Theologie. Der 1783 erstellte Katalog (heute im Bistumsarchiv) verzeichnet 976 Titel. Die Erfurter Kartäuserkloster-Bibliothek war im Mittelalter neben Paris, Mainz, Basel und Köln eine der größten des gesamten Ordens. Unter der Bibliothek soll es einen feuerfesten Raum gegeben haben. Der Bestand wurde in alle Welt zerstreut.

2.64 In der Bücherei fallen in den um 1500 gedruckten Bänden Signete von Pariser, Lyoneser und Baseler Druckern auf, z. B. das " Prelum Ascensi" von Jodocus Badius und die Apostelumrahmung von Cratander (Basel). Die Mystikerinnen Birgitta von Schweden (1303-1373) und Katharina von Siena (1347-1380) sind mit Würdigungen und Viten bei den Drucken vertreten (ihre Werke gehören zu den Hss.). Später ist ein größeres Interesse am Weltgeschehen festzustellen, im Bestand befinden sich u. a. die ... Akten des Westfälischen Friedens mit den Schweden (Frankfurt 1650). Auch ein Vorhof der Meßkunst (Bautzen 1721) von Christian Peschek ist vorhanden. In einzelne Bände sind die einführenden Beschreibungen aus Jacob Volradis Katalog von 1477 (abgedruckt bei Lenn, s. u. 5), oft mit Zusätzen, übertragen worden. Überhaupt zeigen die Bücher rege Gebrauchsspuren. Bald nach 1600 wird ein Supralibros " Carthaus Erfurt" verwendet. Es zeigt auf dem Vorderdeckel einen auferstandenen Christus und den Klosternamen, auf dem Rückendeckel den Ordensgründer Bruno. Nach 1664 gab es wieder regelmäßige Bücheranschaffungen, darunter so umfangreiche Werke wie das Magnum bullarium Romanum (Luxemburg 1733-1742) und prächtige Gebrauchswerke, wie das Antiphonarium diurnum ( o. O. 1679) für den Gebrauch der Kartäuser, autorisiert vom Prälaten von Grenoble, in dessen Bezirk das Stammkloster La Chartreuse liegt. Provenienz 8: Bibliothek des Schottenklosters

2.65 Die 1820 aus dem Schottenkloster St. Jakob (Benediktinerorden) übernommenen Bibliotheksbestände machen einen relativ geschlossenen Eindruck. Es handelt sich um 504 Bde, u. a. der Sachbereiche Theologie (95), Belletristik (59), Philosophie (56), Physik (36), Recht (27), Mathematik (21), Astronomie (8) und Medizin (8).

2.66 " Schotten" (Iren) sind seit der Bonifatius-Mission in Erfurt bekannt, die Angaben zur Gründung des Klosters schwanken zwischen 1036 und 1336. Die Schule wird 1363 als eine der vier Hauptschulen genannt. Die Schottenklöster in Regensburg, Würzburg und Erfurt bestanden auch nach der Reformation weiter, das Erfurter wurde 1803 aufgegeben und erlosch 1820. Die Bibliothek des Schottenklosters war eine Schatzkammer ausgesuchter Werke der Literatur aus allen Wissensgebieten, vorzüglich Mathematik, Arithmetik, Algebra, Naturgeschichte, Physik und Philosophie (Scholle, s. u. 5).

2.67 Die für die Lehrer aus dem Schottenkloster charakteristische Verbindung von Naturwissenschaft und Philosophie hat insbesondere den seit 1735 dort lehrenden Andreas Gordon (1712-1751) zu einem begehrten Korrespondenzpartner der Londoner und Pariser Akademien sowie des Vatikan-Bibliothekars Kardinal Angelo Maria Quirini (1680-1759) gemacht, wie die zahlreichen Buchgeschenke beweisen. Zu Universitätszeiten lehrten die Schottenmönche hauptsächlich Experimentalphysik, Mathematik und Algebra sowie Logik und Anthropologie. Drei Namen von Schenkern treten hervor: Placidus Fleming (1642-1720), der Prior und Missionar Marianus Brockie (1689-1755) und Andreas Gordon. Charakteristische Einträge sind der allgemeine Besitzvermerk " Mon(aste)rij S. Jacobi Scotorum Erfurti. [Jahr]" und zahlreiche individuelle Vermerke, z. B. " Ex dono Dr. Fraser, regis bibliothecarius Londoniensis". Im Lexicon Arabico-Latinum von Jakob Golius (Leiden 1653) steht: " Monasterium [...] 1685 [...] sub abbate Placido Flamino. Sir Andrew Foster sent this book in a gift with eleven more to Ephrem Reed, who was his old friend and then Prior at Erfurt". Die Wertheim-Bibel von 1735 trägt den Vermerk " Liber prohibitus primae classis".

2.68 Die Poesie ist reich vertreten, darunter Daniel Heinsius' Poemata latina et graeca (Amsterdam 1649), Poems and translations, with the Sophy (London 1684) von John Denham und das Gedicht The Hind and the Panther (London 1687) von John Dryden. Vor allem aber sind die Naturwissenschaften gut ausgestattet. Vorhanden sind u. a. Schriften von Johannes Kepler (Ad vitellionem, Frankfurt 1604), Otto von Guericke (Experimenta nova, Amsterdam 1672) und Michael Stiefel (Arithmetica integra, Nürnberg 1544; mit einer Mappe handschriftlichen Materials). Neben der Vorliebe für alles Britische ist auch das Interesse für Westeuropa überhaupt hervorzuheben. Den Veröffentlichungen von Erfurtern ( z. B. Hiob Ludolfs, des Mathematikers, Tetragonometria tabularia, Frankfurt und Leipzig 1690) und vor allem dem Briefwechsel von Gelehrten wurde Aufmerksamkeit geschenkt.

2.69 Durch die Schottenmönche, deren Eigenart die Erfurter akzeptierten, kam " Glanz und Farbe" in die Universität, sie trugen das " katholische Element" in die Philosophische Fakultät (Kleineidam, s. u. 4.2). Mehr als die Alteingesessenen waren sie in der Lage, auf das Weltgeschehen und die aktuelle Wissenschaft zu reagieren, letztlich Erfurt vor dem Provinzialismus zu bewahren. Dies belegt die Bibliothek, welche die Lehrtätigkeit nicht das tägliche Leben im Kloster dokumentiert. Provenienz 9: Bibliothek des Augustinerklosters (Augustiner-Eremiten) einschließlich des Conventus Augustinus (Provenienz 14)

2.70 Von den 2505 im Bestand noch vorhandenen Bänden entfallen 656 auf die Theologie (darunter u. a. praktische Predigt- und Pastoraltheologie 258, Moraltheologie 76, Dogmatik 66, Asketik 66) und 312 auf die Rechtswissenschaft.

2.71 Die Augustiner hatten im Mittelalter und wieder nach 1650 Bedeutung für die theologische Fakultät. Über ihre Bibliothek liegen allerdings kaum Nachrichten vor. Hinsichtlich der Vollständigkeit kann nach den vier Umzügen zwischen 1556 und 1650 und den chaotischen Zuständen bei der Übergabe 1822 keine Feststellung getroffen werden. Das Augustinerkloster wurde 1266 gegründet. Bereits 1346 besaß es eine eigene Buchbinderei. Der Generalprior Wilhelm von Cremona († 1356) gab den Augustiner-Bibliotheken Statuten, die Bibliotheksordnung trat für Erfurt 1329 in Kraft. Zwischen 1502 und 1516 wurde ein neues zweistöckiges Bibliotheksgebäude errichtet. 1618 und 1655 erhielten die Augustiner jeweils neue Klostergebäude; 1818 wurde das Augustinerkloster aufgehoben, aber erst 1822 wurde die Aufhebung vollzogen.

2.72 Die Bibliothek stellte Literatur für das ordenseigene philosophisch-theologische Studium an der Universität sowie für Ausübung von Predigt und Seelsorge bereit. Besonders ausgeprägt ist die Sammlung der Schriften der sogenannten jüngeren Augustinerschule. Vorhanden sind z. B. von Henricus de Noris Historia Pelagiana (Padua 1677) und von Johann Laurentius Berti Theologia historico-dogmatico-scholastica (München 1749-1750). Der größte Teil des Bestandes stammt aus der Zeit nach 1655. Unter den Augustiner-Eremiten besaßen Augustinus Gibbon de Burgo (1613-1671), Isidor Keppler (1715-1792) und Jordan Simon (1719-1776) die umfangreichsten Büchersammlungen. Die Inkunabeln hatten Rückenschilder, die sie " mit ihren großen Bandzahlen und kleinen Abteilungsbuchstaben" in jeder fremden Bibliothek als Augustinerbände kenntlich machten (Rhein, s. u. 5). Ein Merkmal der klösterlichen Buchpflege im 18. Jh waren die großgezackten Rückenschilder mit meist nur einer Bandnummer. Die Bände trugen in der Regel den Besitzeintrag " Conventus ord. ff. Erem. S. Aug. Erfurti". Der Bibliotheksbestand bezeugt die dem Orden eigene Reformoffenheit ebenso wie das besonders nachdrückliche Bestehen auf der " richtigen Lehre", ähnlich wie es bei Luther der Fall war. Die Bibliothek enthält u. a. auch Literatur über das Hexenwesen. Jordan Simon (1719-1776), dem viele Bücher " ad usum" gegeben wurden, hat in seinen Schriften die Hexenverfolgung erbittert bekämpft, aber auch die Aufklärer, vor allem Friedrich Just Riedel (1742-1785). Zu erwähnen ist die Anpreisung der allergnädigsten Landesverordnung Ihrer Kaiserl. Königl. apostolischen Majestät, wie es mit dem Hexenprozesse zu halten sey (München 1767).

2.73 Unter den zahlreichen Werken Luthers sei Der Teil der Bücher, der in den Witt. u. Jen. Tomus nicht zu finden ist (Eisleben 1565) hervorgehoben. Ausführlich gesammelt wurden auch Schriften des Lehrers von Luther, Gabriel Biel (um 1425-1495), sowie Werke des Nicolaus de Cusa (von Kues, 1401-1464), des Förderers reformatorischer Bestrebungen von 1440 bis 1451. Einer der bevorzugten Autoren ist der Minorit Pelbartus von Temesvár († Anfang des 16. Jhs), z. B. mit Sermones pomerii de tempore (Hagenau 1507). Mit mehreren Schriften sind Johann Geiler von Kaysersberg und Gottfried Arnold (1665-1714) vertreten. In zahlreichen Bänden finden sich handschriftliche Eintragungen, z. B. ein Textstück aus Melanchthons Rede vor dem Augsburger Reichstag 1530 in Der Erste Teil aller Bücher und Schrifften des thewren seligen Mans Doct. Mart. Lutheri (Jena 1555; VD 16 L 3322). Jun Matsuura ( s. u. 5) hat 1983 Eintragungen von Luthers eigener Hand in Georgius Vallas De expetendis et fugiendis rebus opus (Venedig: Aldus Manutius 1501; Sig.: 9-gr 2o Ev 4005) sowie in einem Werk Bonaventuras (Opuscula parva, Straßburg 1495; Inkunabel 385) entdeckt.

Provenienz 10: Bibliothek des Evangelischen Ratsgymnasiums

2.74 Die Sammlung wurde 1797 von dem Gymnasialdirektor und Orientalisten Johann Joachim Bellermann gegründet, als Universitätsbibliothek und Universität in der Krise steckten und eine leistungsfähige öffentliche Bibliothek vermißt wurde. Das Gymnasium bestand schon seit 1561, besaß aber selbst keine Bibliothek. Die neue Bibliothek setzte sich fast ausschließlich aus Geschenken unterschiedlichster Provenienz zusammen. Der bedeutendste Stifter war Johann Andreas Wilhelm Büchner (1730-1811), Physikus in Bergen (Norwegen), dessen Geschenke oft mit Widmungen versehen sind. Er überreichte u. a. die Sammlung von [Johann Christian] Günther's, aus Schlesien, Gedichten (Frankfurt und Leipzig 1726) mit einer Würdigung des Dichters. Zu nennen sind weiterhin der Kammerrat und Kameralprofessor Adam Friedrich Christian Reinhard (1747-1808), Johann Friedrich Ockhart (Sprichwörter, Frankfurt 1555), Wilhelm Stieghan (1757-1798), Karl Theodor von Dalberg, der Sondershäuser und der Rudolstädter Hof sowie die Verleger Keyser in Erfurt, Rudolph Zacharias Becker in Gotha und Crusius in Leipzig.

2.75 Die Gymnasialbibliothek ist reich an Autorengeschenken: Die Beiträge zur Sächsischen Geschichte (Stück 1, Altenburg 1791) übersandte 1791 Friedrich von Beust, Hofhistoriograph in Altenburg. Das Namenregister über P. S. Pallas Charakteristik der Thierpflanzen (Nürnberg 1798) kam 1798 von dem Erarbeiter Johann Samuel Schröter; Christian Gotthilf Salzmann stiftete die Christliche Hauspostille (Schnepfenthal 1792-1794). Im Bestand sind u. a. Otfrid von Weißenburgs Evangeliorum liber (Basel 1571), die Tabulae Rudolphinae von Tycho de Brahe, hrsg. von Johannes Kepler (Ulm 1627), Friedrichs II. Hinterlassene Werke (Berlin 1788) und Johann Bernhard Basedows Operis elementaris (Dessau 1774). Es gibt keine besonders favorisierten Sachgebiete, aber ein Interesse an neuer und neuester Forschung ist unverkennbar. Am Beispiel von Carl Wilhelm Noses geologischen Erkundungsreisen wird die unverzügliche Aufeinanderfolge von Reise, Druck und Anschaffung deutlich.

2.76 Das Ratsgymnasium wurde 1820 aufgelöst. Nach den Akten enthielt die Bibliothek der Nachfolgeeinrichtung des Städtischen, vorher Königlichen Gymnasiums über 9000 Bde und 12.000 Schulprogramme, die nach 1911 an die Stadtbibliothek gelangten. Sie wurden erst um 1946 im Zugangsbuch verzeichnet (etwa 2200 Bde sind noch nicht eingearbeitet). Gedruckte Kataloge übernehmen weitgehend die Erschließungsfunktionen. Provenienz 11 und 12: Die Dalberg-Bibliothek

2.77 Die Privatbibliothek Karl Theodor von Dalbergs (1744-1817), von 1772 bis 1802 Statthalter von Erfurt, enthielt ursprünglich etwa 5500 Bde. Heute stehen davon in den beiden Dalberg-Provenienzen noch 2333 Bde: 1133 dem Evangelischen Rats-Gymnasium (Provenienz 11) und 1200 dem Katholischen Gymnasium (Provenienz 12) zugeordnet. Der heutige Provenienzbestand setzt sich u. a. aus den Fachgebieten Recht (318 Titel, davon Staatsrecht 126), Geschichte (310, davon Allgemeine und Weltgeschichte 71), Belletristik (184), Naturwissenschaften (152), Medizin (113), Philosophie (101), Theologie (194), Landwirtschaft (62), Allgemeine Gelehrsamkeit (49), Geographie (48), Technik (35), Biographien (30), Kunst (24), Wirtschaft (7) und Soziologie (7) zusammen.

2.78 Dalberg hatte bei seinem Weggang von Erfurt (1802) seine wertvolle Sammlung von Handzeichnungen und Kupferstichen der Zeichenschule und seine Bibliothek, die " in Beziehung auf französische, englische, italienische Literatur sowie auf Reisebeschreibungen und Werke der Kunst" große Schätze enthielt, dem Evangelischen und Katholischen Gymnasium " jedem zur Hälfte" geschenkt und sich dadurch " ein bleibendes schönes Denkmahl" gestiftet. Die Teilung geschah nach dem Wert der Bücher, sie wurde durch eine Kommission vorgenommen, letztlich entschied das Los. Das von Dominikus ( s. u. 4.1) für die beiden Gymnasien angefertigte, allerdings nur auf die nötigsten Angaben beschränkte Übergabeverzeichnis der Dalberg-Bibliothek von 1803 enthält 3786 Einträge. Viele Titel sind heute nicht mehr auffindbar. Der " Übergabe-Bericht" von Johann Joachim Bellermann in der Zeitschrift Thüringische Vaterlandskunde ( s. u. 4.2) geht auf besonders wertvolle Titel ein.

2.79 Beispiele für die juristische Gebrauchsliteratur sind die von Christian Gottlieb Oertel herausgegebene Sammlung der nöthigsten, zum Theil noch ungedruckten Actenstücke, die Visitation des Kaiserlichen und Reichs-Cammer-Gerichts betreffend (Regensburg 1763-1769) und die Wetzlarischen Nebenstunden (Ulm 1755-1773) des Wetzlarer Reichskammergerichts sowie die Actenmäßige Geschichts-Erzehlung ( o. O. 1728) des Streites zwischen dem Kloster Schwarzach und der Markgräfin von Baden-Baden samt weiteren zugehörigen Veröffentlichungen. Die Sammlung der Bischöflich Speierischen Hirtenbriefe und Diöcesan-Verordnungen von dem Jahre 1720 bis 1786 (Bruchsal 1786) sei als Beispiel für Dalbergs Sorge um fortlaufende Tagesdokumentation zitiert. Unter den theologischen Schriften, die Dalberg als Kirchenpolitiker und Seelsorger nahelagen, befindet sich z. B. De statu ecclesiae (Frankfurt a. M. 1770) von Nicolaus von Hontheim, bekannt unter dem Pseudonym Justinus Febronius.

2.80 David Hume (Discours politiques, Amsterdam 1756-1761), Leibniz (Opera omnia, Genf 1786), Montesquieu, Diderot, Rousseau, Voltaire, König Friedrich II. von Preußen, die Zarin Katharina II. von Rußland, der deutsche Kaiser Joseph II., Papst Benedikt XIV., Colbert, Turgot und Necker, Kant und Fichte sind mit Schriften vertreten oder auch Gegenstand der Darstellung. Von Rousseau sind u. a. die OEuvres (Neuchétel 1764) vorhanden. Schrifttum zur Volksaufklärung und Volkswohlfahrt, zum Sozial- und Gewerbewesen wurde von dem Philanthropen Dalberg ebenfalls erworben. Unter den zeitgenössischen Schriftstellern befinden sich u. a. Lessing (Nathan der Weise, Berlin 1779), Klopstock (Die deutsche Gelehrtenrepublik, Hamburg 1774), Wieland (Sämmtliche Werke, Leipzig 1794-1801), Herder (Briefe zu Beförderung der Humanität, Riga 1793-1797), Schiller (Über Anmuth und Würde. An Carl von Dalberg in Erfurt, Leipzig 1793) und Goethe (Stella, Berlin 1776; Versuch, die Metamorphose der Pflanzen zu erklären, Gotha 1790). Anna Luise Karsch, Sophie von La Roche und Elisa von der Recke sind ebenfalls vertreten. Unter den literarischen Zeitschriften sind die Horen (12 Bde, 1795-1797), das Deutsche Museum (13 Jge, 1776-1788) und das Göttingische Magazin der Wissenschaften und Litteratur (4 Jge, 1780-1785) hervorzuheben.

2.81 Als Erscheinungsorte treten in Dalbergs Bibliothek auch die fingierten Orte Philadelphia, Konstantinopel, Kairo, Agra und Kalkutta auf. Die Weisheit der Branen und das Sanskrit beginnen eine Rolle zu spielen. Der Karmeliter Paullinus a San Bartholomeo veröffentlichte u. a. eine Sanskrit-Grammatik (Sidharubam, Rom 1790). Dalbergs Bruder, Johann Friedrich Hugo Dalberg (1760-1812), der vor allem als Musikschriftsteller bekannt geworden ist, gab 1802 in Erfurt die deutsche Übersetzung der Gitagovinda des Jayadeva heraus. Dalbergs Bibliothek kann aus der Rückschau als eine zeitgenössische Büchersammlung mit aufklärerisch-weltanschaulichen Komponenten beschrieben werden, die sowohl ihren Besitzer als auch alle sie nutzenden Leser auf sich verändernde Lebensverhältnisse mit neuen Anforderungen vorbereiten sollte. Provenienz 13: Nicht Zuzuordnendes

2.82 Zu dieser Provenienz mit 17.400 Bdn gehören viele persönliche und institutionelle Privatnachlässe, Bücher des katholischen Gymnasiums sowie ein größerer Universitätsbestand (vgl. Provenienz 1). (Zur Provenienz 14: Bibliothek des Augustiner-Konvents s. o. Provenienz 9) Provenienz 15: Die Bursa pauperum

2.83 Dieser Bibliotheksrest (45 Bde, meist " gängige" Lektüre) stammt ursprünglich aus der 1418 vom Augustiner-Chorherrenstift (Sandkloster) in Breslau für arme Schlesier gestifteten Erfurter Armenburse, die vom Erfurter Rat bzw. dem Collegium maius übernommen wurde. Unter den Büchern befindet sich auch der Malleus maleficarum (" Hexenhammer", Venedig 1574) von Jakob Sprenger und Heinrich Institoris. Provenienz 16: Bibliothek des Severi-Stiftes

2.84 Nach der Auflösung des Severi-Stiftes 1803 ergaben Nachforschungen der preußischen Regierung, daß das Stift " nie eine eigentliche Bibliothek, keinen Bibliothekar" und auch keinen Katalog gehabt hatte. Zur Übung für angehende Geistliche waren nur wenige kasuistische und Choralbücher angeschafft worden, die z. T. nach der Säkularisation beiseite geschafft wurden (Stange, s. u. 4.2). Zu dem Rest von 37 Bdn eine Sammlung ohne inneren Zusammenhang -, gehören u. a. der Libellus de stellis fixis et erraticis (Magdeburg 1587) von Henricus Decimator, der Catalogus haereticorum (Frankfurt/Oder 1613-1615) von Johann Pontanus und ein Sammelband mit 17 Predigten. (Zur Provenienz 17: Erfurter Drucke 16. bis 20. Jh s. u. 2.93 Erfurt-Schrifttum Erfurter Drucke) Provenienz 18: Erotik-Sammlung

2.85 Die Erotik-Sammlung geht in dem vorliegenden Teil vor allem auf den Weimarer Arzt Peter Gustav Hesse (1909-1994) zurück (der andere Teil befindet sich auf Schloß Molsdorf, vgl. Eintrag dort). Sie wurde sehr wahrscheinlich in den achtziger Jahren erworben. Die Bücher aus dem 19. und 20. Jh (794 Titel) sind am ehesten unter dem Begriff " Sittengeschichte" zusammenzufassen. (Provenienz 19: Rara des 20. Jhs und Provenienz 20: Reprints des 20. Jhs ohne Beschreibung) Provenienz 21: Leihbibliothek Hugo Neumann

2.86 Dieser um 1910 übernommene Leihbibliotheksbestand (etwa 4000 Bde) aus dem 19. Jh, zu dem auch gedruckte Kataloge existieren, ist der einzige von ehemals vielen seiner Art, der in Erfurt noch erhalten ist. Bereits 1794 unterhielt der Buchbinder Wilhelm Neumann eine Lesebibliothek und einen Lesezirkel. Die Sammlung enthält überwiegend deutsche und europäische Belletristik, Reiseliteratur, biographische und historische Werke, die in den großen Universalbibliotheken weniger anzutreffen sind. Nachlässe und Schenkungen

2.87 Außer den oben genannten, getrennt voneinander aufgestellten Provenienzen sind der Bibliothek im Verlauf ihrer Geschichte umfangreiche Schenkungen zugegangen. Die 1925 gegründete Erfurter Bibliotheks-Gesellschaft hatte es sich zum Ziel gesetzt, " Schenkungen oder letztwillige Zuwendungen von Büchern, Werken, literarischen Nachlässen (vor allem auch solchen von örtlichem Interesse) und von sonstigen Gegenständen" zu erwirken und sie in das Sammelgebiet der damaligen Stadtbücherei einfließen zu lassen. Ihre Bemühungen waren erfolgreich. Wolfram Suchier als Bibliotheksdirektor stiftete etwa 1000 Bde, 1927 gelangten z. B. aus dem Besitz des Professors am Realgymnasium Karl Krauth (1857-1927) mehr als 1800 Bde in den Bestand. Über Zugänge dieser Art gibt das seit 1919 geführte Geschenk-Journal ( s. u. 4.1) Auskunft. Von den Institutionen, die der Stadtbücherei Literatur übereigneten, sind u. a. der Erfurter Gewerbeverein (gegr. 1828, ca. 2400 Bde) und der Gartenbauverein (gegr. 1838, 322 Bde) zu nennen.

2.88 Nachlaß Adolf Rhein. Die Sammlung stellt das Lebenswerk des Erfurter Buchbinders und Einbandforschers Adolf Rhein (1885-1964) dar und ist als Quelle zu den Ursprüngen der heutigen Gesamtbibliothek unentbehrlich. Rhein ging davon aus, daß die Einbandkunde stets mit der Geschichte der einzelnen Gemeinschaftsbibliotheken und privaten Provenienzen in Zusammenhang gebracht werden müsse. Der Nachlaß besteht aus etwa 10 Regalmetern gedruckten, hand- oder maschinenschriftlichen Materialien, einer Mustersammlung von Buntpapieren, Stempelabdrucken und -abreibungen, Bücher- und Bibliotheksphotos sowie einem zusammen mit Georg Aderhold geführten Buchgewerblichen Hilfsbuch für die Bestände der Erfurter Stadtbücherei (Erfurt 1909-1926).

Sondersammlungen

Inkunabeln (" I")

2.89 Nachdem 1908 an die Königliche Bibliothek in Berlin 645 Inkunabeln abgegeben wurden, umfaßte der gesondert aufgestellte Inkunabelbestand 1992 noch 616 Bde mit 712 Titeln (davon 3 Einblattdrucke). Hinzu kommen 12 späteren Drucken angefügte Titel, so daß insgesamt 724 Inkunabeltitel vorhanden sind. Adolf Rhein ( s. u. 5) hatte 1925 noch " 777 katalogisierte Wiegendrucke in 683 bibliographischen Nummern" angegeben. Nur 8 Titel sind deutschsprachig, darunter 4 Bibeln sowie die Predigten und Lehren des beschaulichen Lebens von Johannes Tauler (Leipzig: Kachelofen 1498, H 15346).

2.90 Von dem Sonderbestand wurden 569 Titel in Deutschland, 118 in Italien, 13 in Frankreich (allein in Lyon 8) und je einer in Aalst und Deventer gedruckt. Die am häufigsten vorkommenden Druckorte sind Straßburg (159, davon Flach 25, " R" 10, Mentelin 10), Venedig (99, darunter 7 Aldinen), Basel (95), Nürnberg (85, bei Koberger allein 58), Köln (67, bei H. Quentell 26). Erfurt ist mit 11 Titeln vertreten, darunter De versuum scansione des Johannes Sulpicius Verulanus (Wolfgang Schenck 1500, S. Reichling, Appendices ad Hainii-Copingeri Repertorium bibliographicum 1403). Die beiden ältesten in Erfurt verbliebenen Inkunabeldrucke sind Super IV librum sententiarum des Thomas von Aquin (Mainz: Schöffer 1469, H 1481) und die Institutiones oratoriae des Quintilian (Rom: Sweynheym & Pannartz 1470, H 13645).

2.91 Für einzelne Exemplare hat schon Rhein (1925, s. u. 5) die Provenienzen und Besitzerwechsel festgestellt. Danach stammten u. a. aus der Universitätsbibliothek 116 Titel, aus dem Collegium Amplonianum 113 ( s. u. 4.2, Paasch, 1992: 108), aus dem Augustinerkloster 117, aus der Abtei St. Peter und Paul etwa 90 (darunter 6 aus Merseburg und ein Band aus Reinhardsbrunn), von den Jesuiten 63, aus dem Kartäuserkloster 31, vom Dom 11, aus dem Schottenkloster 9, je 2 aus der dem Stadtarchiv angeschlossenen Karl-Herrmann-Bibliothek, dem Weißfrauenkloster und dem Franziskaner-Kloster (bei einem Exemplar fraglich) und je ein Band vom Ratsgymnasium, vom regulierten Chorherrenstift (über die Jesuiten) und vom Severi-Stift. 74 Bde enthalten das große oder kleine Exlibris, 20 den Namenszug Johann Christian von Boineburgs.

2.92 Seebach ( s. u. 4.1) beschrieb 1753 126 ausgewählte Wiegendrucke der Boineburgischen Universitätsbibliothek, darunter 4 mit fingiertem Erscheinungsjahr vor 1445 ( z. B. der Pseudo-Boethius De disciplina scholarum, Straßburg 1415 [erschienen 1495], GW 4601), von denen, soweit Seebachs kurze Angaben eine Identifizierung zulassen, noch 61 in Erfurt wären. Den Wert der Abgänge macht Rhein am Beispiel des einzigen erhaltenen gebliebenen Exemplars der Kreuzzugsbulle [sogenannte Türckenbulle] von Calixtus III. (Mainz: Typen der sechsunddreißigzeiligen Bibel 1456, GW 5916) deutlich. Der von Wolfram Suchier 1928 herausgegebene Inkunabelkatalog ( s. u. 3.2) ist heute noch gültig.

Erfurt-Schrifttum

2.93 (1) Erfurter Drucke. Im Spezialbereich Heimatkunde (Domplatz) werden die Publikationen nachgewiesen, die sich auf die Stadt Erfurt, den ehemaligen Bezirk Erfurt und seit 1990 auf Nordthüringen beziehen. Sie werden durch Spezialkataloge, die auch Beiträge in Sammelwerken berücksichtigen, nach Kreisen und Orten sowie nach Erfurter Persönlichkeiten und Einrichtungen erschlossen. Im Unterschied dazu sind die Erfurter Drucke des 16. bis 19. Jhs als Provenienz 17 in der Abteilung Wissenschaftliche Sondersammlungen (Michaelisstraße 39) zu finden, wo auch grundsätzlich alle Drucke bis 1800 stehen. Bibliographisch sind die Erfurter Drucke aus der ersten Hälfte des 16. Jhs bei Hase und Claus ( s. u. 5) nachgewiesen. Für den Zeitraum von Mitte des 16. Jhs bis 1700 sollen nach Schwetschke (Codex nundinarius, Halle 1850-1877) etwa 1510 Drucke auf den Büchermessen angeboten worden sein. Etwa die Hälfte der bei den Autoren genannten Buchtitel findet sich im Bestand. Von den 2088 Erfurt-Drucken ohne thematischen Erfurt-Bezug entfallen u. a. auf die Theologie 297 Bde, auf die Geschichte 217, auf Theaterwesen 146, auf Naturwissenschaften und Mathematik 112, auf die Landwirtschaft 90 und auf die Pädagogik 75.

2.94 (2) Schrifttum zu geborenen Erfurtern oder Persönlichkeiten mit Bezug zu Erfurt ist ohne Anspruch auf Vollständigkeit in Wolfram Suchiers Zeitungsausschnitt-Sammlung Erfordia literata (13 Bde, Erfurt 1922 ff.) und in Johannes Biereyes Erfurt in seinen berühmten Persönlichkeiten (Erfurt 1937) erfaßt worden. Die Autoren erweiterten den Kreis und schlossen auch diejenigen Personen mit ein, die Beziehungen zu der Stadt hatten, z. B. Luther (von dem die Bibliothek noch 248 Drucke aus dem 16. Jh besitzt), Hutten, Adam Ries, von Guericke, Caspar Stieler, Gneisenau, Dalberg, Wieland, Karl Philipp Moritz, Goethe, Schiller und Wilhelm von Humboldt.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Gesamtkataloge:

Alphabetischer Katalog der Magazinierten Literatur (ohne alte Signaturen)

[in Zettelform; Berichtszeitraum 1501-1973, nach PI; 1908 von Emil Stange begonnen]

Systematischer Katalog der Drucke von 1501 bis 1973

[in Zettelform, in etwa 200 Klemm-Mappen, 82 Hauptgruppen, System der Preuß. Direktoren-Konferenz in Anlehnung an das Hartwigsche System in Halle; von Emil Stange begonnen]

Teilkataloge Abteilung Wissenschaftliche Sondersammlungen:

Alphabetischer Katalog der Drucke des 16. bis 18. Jhs

[in Zettelform, nach PI; Teil 1: entstanden ab 1912, Extrakt aus dem Original-AK. Umfang: 30.740 Titel; Teil 2: entstanden 1886, geführt bis 1912, alphabetisches Register zu den sogenannten älteren Signaturen, Umfang: 16.500 Titel]

Systematischer Katalog (alte Signaturen)

[in Bandform, 15 Bde; Berichtszeitraum 1501-1912, abgeschlossen 1886 (fortgesetzt bis 1912), hauseigene Systematik; teilweise (7 Bde) noch gültig, und zwar für die Fachgebiete Theologie, Medizin, Philosophie (Jus nat.), Philologia univ.]

Teilbestandsverzeichnisse Abteilung Wissenschaftliche Sondersammlungen:

Politik und Staatswissenschaften (alte Signaturen)

[in Zettelform, 2 Klemm-Mappen; hauseigene Systematik, 744 Titel]

Systematischer Teil des Boineburg-Kataloges von 1782. Sachgruppe Jus

[in Bandform, 1782 angelegt; hauseigene Systematik, 3465 Titel]

Systematischer Katalog der Druckschriften der Bibliotheca Amploniana

[in Bandform; hauseigene Systematik, erarbeitet um 1837 von Justus Friedrich Kritz, 2977 Titel]

Übersicht über die Tageszeitungen des 19. und 20. Jhs, die in der Abteilung Wissenschaftliche Sondersammlungen aufbewahrt werden

[mit Nachweis der verfilmten Erfurter Tageszeitungen]

Zentrale Nachweise:

Die Einarbeitung der Bestände in die Verbunddatenbank des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) ist geplant.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Drucke des 16. bis 18. Jhs:

VD 16-Besitzstandsdatei mit Druckort- und Druckerregister [im Aufbau]

Standortkatalog der Drucke des 16. Jhs

[über die Begrenzung des VD 16 hinausgehend]

Rara-Kartei

[einschließlich neu entdeckter Inkunabeln]

Boineburgische Familienbibliothek (Provenienzkatalog) [Alphabetischer Katalog]

Provenienzkatalog zu den Drucken der Amplonianischen Bibliothek

Katalog der Einbände aus Handschriften- und Noten-Makulatur

[geordnet nach Provenienzen/Signaturen]

Erfurter Leichenpredigten des 16. bis 18. Jhs

Gedruckte Kataloge:

[Suchier, Wolfram:] Inkunabelkatalog. Stadtbücherei Erfurt (vormalige Universitätsbibliothek). Erfurt 1928 [Wiederabdruck in: Jahresbericht. Erfurter Bibliotheks-Gesellschaft 11/12 (1935/36) S. 12-47; noch aktueller Katalog]

Historische Kinder- und Jugendbücher in der Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek der Stadt Erfurt. Bestandsverzeichnis. Bearb. von Monika Schulz ...

Erfurt 1993 [173 Titel]

Die Werke Martin Luthers in der Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek der Stadt Erfurt. Bearb.: Kathrin Paasch, Gabriele Kern, Monika Waldheim. Erfurt 1996

3.3 Historische Kataloge

Nominalkatalog, Bd 1 (A-M), Bd 2 (N-Z)

[in Bandform, entstanden 1741; 8341 Signatureinträge, ca. 15.000 Titel; ältester erhalten gebliebener Katalog]

Bibliotheca Boineburgica. Nominalkatalog

[in Bandform, 3 Bde, 1782 entstanden; 9552 Hauptnummern mit ca. 16.000 Titeln, hauseigene Regeln]

Inkunabelkatalog

[in Zettelform in 4 Klemm-Mappen, Alphabet der Druckorte mit Namenregister]

Gedruckte Kataloge:

Bücherverzeichnis der Städtischen Volksbücherei zu Erfurt. (Gegr. 1897.) 1903, 1907, 1912, 1917, 1921, 1922, 1931. Erfurt 1903-1931

Katalog (bzw. Zugänge) der Stadtbücherei (ehem. Kgl. Bibliothek) zu Erfurt. 1-13. Erfurt 1903-1919

Katalog der Erfurtensien. Erfurt 1930 Auch erschienen in: Jahresbericht. Erfurter Bibliotheks-Gesellschaft 9/10 (1933/34) S. 1-110 [2743 Nummern, Druckschriften seit 1500; enthält auch die Erfurtensien der UB Halle und bibliographische Nachweise von Zeitschriftenaufsätzen]

Katalog der Bibliothek des Gartenbau-Vereins zu Erfurt. Erfurt 1908

Buhrow, Paul: Das genealogische Schrifttum in der Stadtbücherei Erfurt. Erfurt 1939

Bücherverzeichnis des Gewerbe-Vereins zu Erfurt. Erfurt 1886 [mit Nachträgen]

Verzeichnis der Lehrer-Bibliothek des Kgl. Gymnasiums zu Erfurt. 1-4 und Nachtrag. Erfurt 1889-1909

Kataloge der Leihbibliothek. [1859, 1873/82, 1873/93, 1898/1908.] Erfurt 1859-1908 [verzeichnen die Neumannsche Leihbibliothek]

Fachkatalog der Schülerbibliothek des Realgymnasiums zu Erfurt. Erfurt 1882

Verzeichnis der Bibliothek des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt im Herbst 1904. Erfurt 1904 (Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt 25)

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt: Bibliotheksakten. Nr. 1-244. 1824-1994

Copialbuch, die Boineburgische Bibliothek betr. 1644-1718. [StRB Erfurt CE 2o 123]

Protocollum bibliothecae universitatis Erfurtiensis 1794 usque ad 1823 resp. 1825. [Ausleihjournal; StRB Erfurt CE 2o 122 o]

Beglaubigte Abschrift des Vertrages zum Verkauf der königlichen Bibliothek Erfurt durch den Königlich Preußischen Staat an die Stadt Erfurt. 2. September 1908. [StRB CE 4o 96 h]

Geschenkjournal. Stadtbücherei Erfurt. Ab 1919; Geschenk-Accession der Stadtbücherei. Ab 1937; Zugangsbuch Geschenke. Ab 1954 Stadt- und Verwaltungsarchiv Erfurt: 1-1/X B XV/21: Verzeichnis derjenigen Bücher, welche von Sr. Kurfürstl. Gnaden zu Mainz Karl Theodor geb. Freiherrn von Dalberg dem Evangelischen und Catholischen Gymnasio geschenket worden sind, 1802 [geschrieben von Johann Jakob Dominikus; 3786 Einträge]

Bistumsarchiv Erfurt: Hs 11: Catalogus bibliothecae Cartusiae prope Erfordiam. 1783 [976 Einträge] Hs 22: Catalogus bibliothecae monasterii Ss. Apostolorum ... Pars 1-3. 1783 [Katalog der Bibliothek des Petersklosters, Pars 1: 6524 Einträge]

Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar: F 116: Seebach, Heinrich Ernst: Thuringia literata. Theil 1,2. Sectio 1. Von der Boineburgischen Universitäts-Bibliotheque. Sectio 2. Von der Amplonianischen Bibliothek. Sectio 3. Von den Stifts- und Klosterbibliotheken [um 1737 entstanden, 1753 datiert; überliefert u.a. 7 mittelalterliche Verzeichnisse aus der Zeit von 1407 bis um 1516, führt 126 ausgewählte Inkunabeln auf; in Abschriften in StRB vorhanden CE 4o 96]

Niedersächsische Landesbibliothek Hannover: MS. XLII 1838: Leibniz, Gottfried Wilhelm: Bibliotheca Boineburgica [Stich- und Schlagwortkatalog für diese Bibliothek [?], um 1672]

4.2 Darstellungen

Weinrich, Johann Michael: Kurtz gefaßte und gründliche Nachricht Von den Vornehmsten Begebenheiten Der uhralten und berühmten Haupt Stadt Erffurt in Thüringen. Frankfurt und Leipzig 1713, S. 295-299 [über Bibliotheken in Erfurt]

Kanold, Johann: Von einigen Bibliothèquen. In: Johann Neickel: Museographia. Leipzig 1727, S. 390-394

Bellmont, Philipp Franz von: Programma invitatorium ... ad Bibliothecam universitatis Hieranae Boineburgicam statis diebus horisque frequentandam. Erfurt 1728 [Rede, gehalten zur Eröffnung der Boineburgischen Universitätsbibliothek am 14. November 1728]

Motscnn, Justus Christoph: Erfordia literata. Sammlung 4. Erfurt 1731 [zur Bibliothek S. 480, 504-505, 520-522]

Burckhard, Jacob: Historia Bibliothecae Augustae. Pars 1-3. Wolfenbüttel 1744-46 [Pars 2, S. 208-223 über die Boineburgische Bibliothek]

Commercii epistolici Leibnitiani ad omne genus eruditionis comparati, per partes publicandi. Recensuit Io. Daniel Gruber. Hannover und Göttingen 1745 (zugleich Anecdota Boineburgica)

Dominikus, Johann Jakob: Erfurt und das Erfurtische Gebiet. Theil 1. Gotha 1793 [S. 197-198 über Bibliotheken in Erfurt]

Arnold, Theodor Ferdinand Kajetan: Erfurt mit seinen Merkwürdigkeiten und Alterthümern. Gotha 1802 [S. 189-197 über Bibliotheken, S. 342-382 zum sogenannten " Stammbuch" des Kaisers Maximilian]

[Geschenk des Kurfürst-Erzkanzlers Karl Theodor von Dalberg: seine Sammlung von Handzeichnungen und Kupferstichen an die Zeichenschule, seine Bibliothek dem evangelischen und katholischen Gymnasium jedem zur Hälfte]. In: Nationalzeitung der Deutschen (1802) Stück 51, vom 16. Dezember, Sp. 1126-1127

Bellermann, Johann Joachim: Neue Lehrmittel in den beyden Gymnasien und der Zeichenschule zu Erfurt. In: Thüringische Vaterlandskunde Bd 3 (1803) Stück 2, vom 12. Januar, Sp. 17-23 [betr. die Provenienzen 11 und 12, Dalberg-Bibliothek; sogenannter Übergabe-Bericht] [Bekanntmachung, betr. die Vereinigung der Bibliotheken des Petersklosters, des Kartäuserklosters und des Severi-Stifts mit der Universitätsbibliothek vom 29. Januar 1810.]

In: Wöchentliches Erfurtisches Intelligenz-Blatt (1810) Nr. 9, vom 31. Januar, S. 67-68

Erhard, Heinrich August: Nachrichten von der Boineburgischen Bibliothek zu Erfurt. In: Sächsische Provinzialblätter 2 (1821) S. 341-395 Der kundige Fremdenführer nach den vorzüglichsten Plätzen, Straßen, Gebäuden und Sehenswürdigkeiten Erfurt's. Erfurt [um 1847] [S. 49-50: Die Kgl. Bibliothek im hiesigen Packhofe]

Guhrauer, Gottschalk Eduard: Bibliothekarisches aus Leibnizens Leben und Schriften. In: Serapeum 12 (1851) S. 1-16, 33-42 [S. 2-5 zur Boineburgischen Bibliothek]

Amplonius Rating de Bercka: Vorschriften wegen Benutzung der Amploninischen Bibliothek zu Erfurt ... 1433. In: Serapeum 17 (1856) S. 78-79

Hesse, Ludwig Friedrich: Beiträge zu der Geschichte einiger Kirchen- und Klosterbibliotheken in Thüringen. In: Serapeum 18 (1857) S. 129-138, 145-155 Herrmann, Karl: Bibliotheca Erfurtina. Erfurt 1863 [S. 292-316: Gelehrte Anstalten, Schulen usw.]

Hesse, Ludwig Friedrich: Nachrichten von der Amploninischen Bibliothek zu Erfurt. In: Serapeum 26 (1865) S. 337-348, 353-362 [darin u.a. Uffenbachs Bericht über Erfurter Bibliotheken]

 Weissenborn, Johann Christian Hermann; Boxberger, Robert: Amplonius Ratingk de Berka und seine Stiftung.  Erfurt 1875   

Lange, Hans Ostenfeldt: Über einen Katalog der Erfurter Universitätsbibliothek aus dem 15. Jh. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 2 (1885) S. 277-287

Oergel, Georg: Das Collegium zur Himmelspforte während des Mittelalters. Erfurt 1898 (Mittheilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt 19)

Kortüm, Albert: Mittheilungen über die Bibliotheca Boineburgica zu Erfurt. In: Mittheilungen des Vereins für die Geschichte und Alterthumskunde von Erfurt 22 (1901) S. 45-52 [betr. Baufragen]

Stange, Emil: Die Kgl. Bibliothek in Erfurt. In: Jahrbücher der Kgl. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt N. F. 32 (1906) S. 129-178

[Die Stadt Erfurt übernimmt die Verwaltung der Kgl. Bibliothek.] In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 25 (1908) S. 137

Schwenke, Paul: Neue Denkmäler des ältesten Buchdrucks in der Berliner Königlichen Bibliothek. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 27 (1910) S. 62-69 [S. 62-65 über zwei Drucke in der " Kalendertype" aus der Kgl. Bibliothek in Erfurt, jetzt in Berlin]

Leibniz, Gottfried Wilhelm: [Brief an die Witwe Anna Christine Boineburg Ende Dezember 1673, die Erarbeitung des Kataloges für Boineburgs Bibliothek betr.]

In: Leibniz: Werke. Akademie-Ausg. Reihe I, Bd 1. Darmstadt 1923, S. 380 [außerdem zur Boineburg-Bibliothek S. 13, 86, 209, 375-382, sowie Reihe VI, Bd 6, S. 525]

Suchier, Wolfram: Die Stadtbücherei Erfurt, eine Einführung in ihre Benutzung. In: Thüringer Rundschau, Erfurt 2 (1925) Nr. 9, vom 10., Nr. 10, vom 12., Nr. 13, vom 15. und Nr. 21, vom 24. Januar

Ein schöner Beweis Erfurter Bürgersinns. In: Jahresbericht. Erfurter Bibliotheks-Gesellschaft 1 (1925) S. 23

[auch erschienen in: Mitteldeutsche Zeitung vom 4. November 1925; betr. Schenkung von 5000 Bdn theologischer Literatur; vgl. auch Zentralblatt für Bibliothekswesen 43 (1926) S. 189]

Jahresbericht. Erfurter Bibliotheksgesellschaft. 1 (1925) 15/16 (1939/40). Erfurt 1926-41 [enthält u. a. Schenkungen und Ankäufe]

Rhein, Adolf: Von Büchern und Bücherfreunden im alten Erfurt. In: Jahresbericht. Erfurter Bibliotheks-Gesellschaft 6/8 (1930/32) S. 35-37

Die Überführung der Stadtbücherei in ihr neues Heim, die " Alte Universität". In: Jahresbericht. Erfurter Bibliotheks-Gesellschaft 11/12 (1935/36) S. 6-11

Walde, Otto: Neue bücher- und bibliotheksgeschichtliche Forschungen. In: Nordisk tidskrift för bok- och bibliotheksväsen 29 (1942) S. 242-258 [über Bücher Erfurter Herkunft in der Kgl. Bibliothek Berlin]

Leyh, Georg: Die deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken nach dem Krieg. Tübingen 1947 [S. 78-79, 204 zur Stadtbibliothek Erfurt]

Trott, Elfriede: Geschichte der Erfurter Stadt- und Hochschulbibliothek. In: Festschrift zur Eröffnung der Medizinischen Akademie Erfurt am 7. September 1954. Erfurt 1954, S. 50-60

Selbmann, Erhard: Wolfram Suchier. Halle 1956 (Schriften zum Bibliotheks- und Büchereiwesen in Sachsen-Anhalt 13)

Kleineidam, Erich: Universitas studii Erffordensis. Überblick über die Geschichte der Universität Erfurt. Teil 1-4. Leipzig 1964-81 (Erfurter Theologische Studien 14, 22, 42, 47)

Hakemeyer, Uta: Leibniz' Bibliotheca Boineburgica. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 17 (1967) S. 219-238

Strobel, Walter: Von der Universitätsbibliothek zur Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Erfurt. In: Beiträge zur Geschichte der Universität Erfurt (1392-1816) 13 (1967) S. 193-215

Böttger, Marianne: Die Bibliotheca Boineburgica der Wissenschaftlichen Bibliothek Erfurt. Zur Geschichte einer Privatbibliothek des 17. Jhs und die Möglichkeiten ihrer Erschließung für die heutige Forschung. Diplomarbeit. Berlin 1968

Rothe, Hans Werner: Das Erfurter Kartäuserkloster und seine Bibliothek. Bad Vilbel 1977 Zumkeller, Adolar: Handschriften aus dem ehemaligen Erfurter Augustinerkloster in der Staatsbibliothek Berlin Preußischer Kulturbesitz. Neue Aufschlüsse über Johannes von Dorsten OSA (gest. 1481). In: Analecta Augustiniana 40 (1977) S. 223-277

Schumann, Albrecht: Erbepflege in der Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek des Bezirkes Erfurt. In: Der Bibliothekar 38 (1984) S. 481-486

Tilsner, Dietlinde: Beschreibung der " Kataloge neue Signaturen" der Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek Erfurt. 1988 [Ms., StRB Erfurt]

Döbler, Eckehart: [Übersicht über die in den Sondersammlungen aufgestellten Bibliotheken]. 1989 [Ms., StRB Erfurt]

Kern, Gabriele: Übersicht über die Kataloge, die den Bestand des 16.-18. Jhs repräsentieren. 1994 [Ms., StRB Erfurt]

Abe, Horst Rudolf: Bibliographie zur Geschichte der Universität Erfurt (1392-1816) für die Jahre 1900-1990. In: Sonderschriften der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt 16 (1992) und in: Beiträge zur Hochschul- und Wissenschaftsgeschichte Erfurts 23 (1991/94) S. 59-68 [verzeichnet Literatur zur Geschichte der Erfurter Bibliotheken]

Glaubrecht, Solveig: Der Bibliothekstyp " Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes" in der DDR, dargestellt am Beispiel der Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek (B) Erfurt 1969 bis 1990. Diplomarbeit. Leipzig 1993

Die Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt. Chronik zum hundertjährigen Bestehen der Erfurter Volksbibliothek. Erfurt 1997

Paasch, Kathrin: Handschriften und Alte Drucke der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt. Hrsg. von der Neuen Erfurter Bibliotheksgesellschaft. Erfurt 1997 (Erfurter Bibliotheken 1)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Altmann, Wolfgang: Das medizinische Schrifttum in den mittelalterlichen Erfurter Universitätsbibliotheken des " Collegium maius" und des " Collegium Amplonianum". In: Beiträge zur Geschichte der Universität Erfurt 7 (1960) S. 31-47

Amploniana. Kostbarkeiten aus alten Bibliotheken der Stadt Erfurt. Eine Ausstellung der Stadt Ludwigsburg und dem Antiquariat Alt-Hoheneck ... am 6. und 7. Mai 1993 in der Musikhalle Ludwigsburg. Ludwigsburg 1993 [betr. den Gesamtbestand der WAB Erfurt]

Böckner, Rudolf: Das Peterskloster zu Erfurt. Hinterlassenes Ms., hrsg. von J. C. H. Weißenborn. 1-4. Erfurt 1881 (Mittheilungen des Vereins für die Geschichte und Alterthumskunde zu Erfurt 10) [S. 113-118 über die Bibliothek]

Döbler, Eckehart: Ein bisher unbeachteter Ottheinrichband. 1989 [Ms., StRB Erfurt]

Hase, Martin von: Bibliographie der Erfurter Drucke von 1501-1550. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. Frankfurter Ausg. 22 (1966) Nr. 99, vom 13. Dezember, Sp. 2586-2794 (Archiv für Geschichte des Buchwesens 54) [mit Bestandsnachweisen]; [ergänzt durch:]

Claus, Helmut: Erfurter Drucke in der 1. Hälfte des 16. Jhs. In: Erfurt 742-1992. Weimar 1992, S. 295-314

Knopf, Sabine: Das alte Erfurt im Spiegel seiner Büchersammlungen. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 35 vom 30. April 1998, S. A274-A281

Lenn, Paul (Bearb.): Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. 2. Bistum Mainz, Erfurt. München 1928 (Mittelalterliche Bibliothekskataloge 2) [enthält Kataloge des Collegium Amplonianum, 1410-1412, des Collegium Universitatis, 1407-1510, des Kartäuserklosters, 1407-1510, und des Marienknechtsklosters, 1485]

Märker, Almuth: Boineburgica vom Werden und Wachsen einer Bibliothek. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt 54 (1993) S. 109-122

Matsuura, Jun: Restbestände aus der Bibliothek des Erfurter Augustinerklosters zu Luthers Zeit und bisher unbekannte eigenhändige Notizen Luthers. Ein Bericht. In: Lutheriana. Köln, Wien 1984, S. 315-332

Paasch, Kathrin: Die Bibliothek der Augustiner-Eremiten in Erfurt. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 52 (1998) [in Vorbereitung]

Paasch, Kathrin: Die Erfurter Privatbibliothek Carl Theodor von Dalbergs. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt 57 (1996) S. 81-103; [Kurzfassung erschien in:]

Carl von Dalberg, Erzbischof und Staatsmann (1744-1817). Regensburg 1994, S. 192-194

Rhein, Adolf: Die Frühdruckeinbände der wissenschaftlichen Bibliothek Erfurt. Ein Katalog. In: Allgemeiner Anzeiger für Buchbindereien 73 (1960) S. 326-336

Rhein, Adolf: Die Wiegendrucke der Erfurter Stadtbücherei. In: Thüringer Allgemeine Zeitung, Unterhaltungsbeil. Schatzkästlein (1925) Nr. 329, vom 27. November

Scholle, Joseph: Das Erfurter Schottenkloster. Düsseldorf 1932

Stand: September 1994

Siegfried Müller

aktualisiert April 1998


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.