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Bibliothek des Stadt- und Verwaltungsarchivs

Adresse. Gotthardtstr. 21, 99084 Erfurt [Karte]
Telefon. (0361) 6 55 29 01
Telefax. (0361) 6 55 29 09

Unterhaltsträger. Stadt Erfurt
Funktion. Dienstbibliothek.
Sammelgebiete. Erfurt, Geschichte Erfurts und Thüringens, allgemeine deutsche Landesgeschichte, Historische Hilfswissenschaften, Archivwesen.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung während der Öffnungszeiten des Archivs: Montag geschlossen, Dienstag 8-12 Uhr und 13-17.30 Uhr, Mittwoch 8-12 Uhr und 13-15.45 Uhr, Donnerstag 8-12 Uhr und 13-15.45 Uhr, Freitag 8-12 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikroformen-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Straßenbahnverbindung (Linien 3, 4 und 5) vom Hauptbahnhof in Richtung Fiscrkt. A 4 (E 40), Ausfahrt Erfurt-Ost oder -West.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Dienstbibliothek des Stadt- und Verwaltungsarchivs Erfurt ist aus der ehemaligen Ratsbibliothek hervorgegangen. Im 19. Jh wurde sie jedoch neu konstituiert und von da ab durch zielgerichteten Erwerb, Schenkungen und durch besondere Stiftungen aufgebaut.

1.2 Zu Beginn des 19. Jhs befand sich nur noch ein kleiner Teil der Bestände der alten Ratsbibliothek im Besitz der Stadt. Der weitaus größere Teil war bereits 1796 an die Universitätsbibliothek abgegeben und danach gemeinsam mit dieser und der Bibliothek des ehemaligen Jesuitenkollegs im kurmainzischen Pack- und Waagehof aufgestellt worden. Die der Stadt verbliebenen Bestände waren vermutlich unerheblich und bedeutungslos. Zu dieser Annahme berechtigt die Tatsache, daß die städtische Sammlung in Johann Joachim Bellermanns Schrift Über die Entstehung der vorzüglichsten Bibliotheken, Naturalien- und Kunstsammlungen in Erfurt als Aufmunterungsgrund bei ähnlichen neuen Anlagen ... (Erfurt 1797) keine Erwähnung findet.

1.3 Dem an der Geschichte der Stadt Erfurt lebhaft interessierten Stadtrat Karl Herrmann (1797-1874) ist es wahrscheinlich zu verdanken, daß die in den verschiedenen Büroräumen des Magistrats untergebrachten Bestände der nun Magistratsbibliothek genannten Sammlung um die Mitte des 19. Jhs vereinigt und seitdem ständig ausgebaut wurden. Karl Herrmann sorgte 1854 auch dafür, daß aus dem Nachlaß des ehemaligen Magdeburger Provinzialarchivars Dr. Heinrich August Erhard (1793-1851) 202 " Erfurter Schriften" aufgekauft wurden. Erst dadurch wurde die Sammlung im Bereich der älteren Geschichte Erfurts bereichert. 1860 kam die die ebenfalls recht umfangreiche Bibliothek des Artillerie-Majors Wilhelm Meinecke (1789-1860) hinzu, die dieser der Stadt vermacht hatte.

1.4 Ursache dafür, daß man sich im 19. Jh bei den Erwerbungen im wesentlichen auf den Ankauf von zeitgenössischen juristischen und verwaltungstechnischen Schriften beschränkte, waren vor allem die begrenzten finanziellen Mittel. In einem Zirkular an die Buchhändler und die Drucker aus dem Jahre 1854, in dem um die Zusendung von Belegexemplaren gebeten wurde, beklagte Oberbürgermeister Carl von Oldershausen (1816-1884) diesen Zustand, indem er schrieb: " Wir besitzen eine Bibliothek, die bei den geringen dazu verwendbaren Mitteln sich lediglich auf Schriften zum amtlichen Gebrauche beschränken muß."

1.5 Dennoch nahm der Umfang der Sammlung durch Ankäufe und Schenkungen stetig zu. Immer dringender stellte sich daher auch die Frage der Reorganisation. Eine erste Sichtung und Erfassung des Bibliotheksgutes wurde bereits Anfang der fünfziger Jahre des 19. Jhs begonnen, führte jedoch nicht zu befriedigenden Ergebnissen, wohl aus Mangel an Fachkräften. 1865 entschloß sich der Magistrat der Stadt zur Neuordnung und Erschließung der Bestände, die sich nach wie vor in einem vernachlässigten Zustand befanden. Die Erfurtensien wurden aus der Magistratsbibliothek herausgenommen, als eigene Bibliothek dem Stadtarchiv angeschlossen und dessen Leiter Heinrich Beyer (1806-1886) unterstellt. Beyer trennte die im Bestand vorhandenen Archivalien heraus, verleibte diese dem Archiv ein und bildete aus dem Verbleibenden die Archivbibliothek, die Dienstbibliothek des Stadtarchivs Erfurt. Er gliederte sie nach dem Schema, das Karl Herrmann für seine Bibliotheca Erfurtina. Erfurt in seinen Geschichts- und Bild-Werken (1863) eine Art Erfurt-Bibliographie gewählt hatte. Die Gliederung dient noch heute der ältesten Schicht der Archivabteilung 4-0 als Systematik. Die Archivabteilung 4 (Dienstbibliothek) erscheint heute in den Beständen 4-0, 4-1 und 4-2.

1.6 1874 verstarb Karl Herrmann und hinterließ seine Privatbücherei dem Stadtarchiv Erfurt. Dadurch kamen neben Werken zur deutschen und insbesondere zur thüringischen Geschichte wertvolle und seltene Bücher zur Geschichte der Stadt Erfurt, aber auch Erfurter Zeitungen (vor allem des 18. Jhs), Kalender, Gelegenheitsschriften, Personalschriften u. a. in den Besitz des Archivs. Die " Herrmann-Bibliothek" ist als Archivbestand 4-1 getrennt aufgestellt.

1.7 Das meiste dessen, was der Form, der Provenienz oder dem Inhalt nach in einen der eigentlichen Archivbestände einzuverleiben zu sein schien, ist nach 1951 aus dem Bestand 4-1 herausgenommen worden. Darin verblieben sind z. B. die Akten des Vereins für die Verlegung des deutschen Parlaments nach Erfurt (1848/49) und die in Zusammenhang mit dem Unionsparlament stehenden Akten des Wohnungsvermietungs-Comités (1850).

1.8 Auch im 20. Jh konnte die Archivbibliothek einen beachtlichen Zuwachs durch Kauf oder Schenkung verzeichnen. Nach dem Ersten Weltkrieg kamen zahlreiche Bücher aus dem Nachlaß des gefallenen Erfurter Historikers Dr. Friedrich Benary (1883-1914) geschenkweise hinzu, und 1958 wurden erhebliche Teile der Bibliothek des vormaligen Direktors des Erfurter Gymnasiums Prof. Johannes Biereye (1860-1949) übernommen. Während die " Benary-Bibliothek" als Bestand 4-2 getrennt aufgestellt ist, ist die Biereye-Sammlung in den Hauptbestand 4-0 eingegliedert worden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek umfaßt (ausgezählt) 2142 Titel bis 1900 (14,3 Prozent des Gesamtbestandes). Auf das 16. Jh entfallen 44 Titel (2,1 Prozent), auf das 17. Jh 153 (7,1 Prozent), auf das 18. Jh 465 (21,7 Prozent) und auf das 19. Jh 1480 Titel (69,1 Prozent).

2.2 Es handelt sich um 2073 deutschsprachige Schriften (96,8 Prozent; 16. Jh 42, 17. Jh 145, 18. Jh 425, 19. Jh 1461) und 69 lateinische (3,2 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 8, 18. Jh 40, 19. Jh 19).

2.3 Die systematische Übersicht hält sich weitgehend an Herrmanns Bibliotheca Erfurtina ( s. o. 1.5). Es liegen vor: (1) Geschichte im allgemeinen 319 Titel (14,9 Prozent; 16. Jh 3, 17. Jh 10, 18. Jh 64, 19. Jh 242), (2) Thüringen 407 Titel (19 Prozent; 16. Jh 5, 17. Jh 19, 18. Jh 91, 19. Jh 292), (3) Erfurt 313 Titel (14,6 Prozent; 16. Jh 7, 17. Jh 37, 18. Jh 39, 19. Jh 230), (4) Stadtverfassung 118 Titel (5,5 Prozent; 16. Jh 17, 17. Jh 33, 18. Jh 22, 19. Jh 46), (5) Katholische Kirche 87 Titel (4,1 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 4, 18. Jh 27, 19. Jh 55), (6) Evangelische Kirche 110 Titel (5,1 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 8, 18. Jh 24, 19. Jh 76), (7) Stiftungen 16 Titel (17. Jh einer, 18. Jh 7, 19. Jh 8), (8) Gelehrte Anstalten, Schulen 200 Titel (9,3 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 14, 18. Jh 59, 19. Jh 125), (9) Handel und Gewerbe 75 Titel (3,5 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 11, 18. Jh 28, 19. Jh 34), (10) Gartenbau und Ackerbau 61 Titel (2,8 Prozent; 18. Jh 15, 19. Jh 46), (11) Ortskunde 111 Titel (5,2 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 5, 18. Jh 21, 19. Jh 84), (12) Personalien 97 Titel (4,5 Prozent; 17. Jh 2, 18. Jh 18, 19. Jh 77), (13) Landtag 70 Titel (3,3 Prozent; 18. Jh 8, 19. Jh 62), (14) Reden 33 Titel (1,5 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 14, 19. Jh 18), (15) landeskundliche Beschreibungen 72 Titel (3,4 Prozent; 18. Jh 18, 19. Jh 54) und (16) Verschiedenes 53 Titel (2,5 Prozent; 16. Jh 4, 17. Jh 8, 18. Jh 10, 19. Jh 31).

2.4 Als Besonderheiten seien erwähnt: Der Stadt Erffurdt ernewerte Policey vnd andere Ordnung, Sampt erklerung etlicher Fäll, wie es darinnen auff jrem Rathause, vnd bey jren Vnterthanen auff dem Lande gehalten werden sol (Erfurt: Esaias Mechler 1584), ferner die Neu-vermehrte Ost-Indianische Reise-Beschreibung von dem thüringischen Offizier Ernst Christoph Barchewitz (Erfurt: Johann David Jungnicol 1752) und die Predigten über Sprüchwörter in Verbindung mit den Sonn- und Festtagsevangelien von dem Sömmerdaer Pfarrer Johann Rudolph Gottlieb Beyer (Erfurt 1800-1801).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Autorenkatalog

[in Zettelform, nach Hausregeln]

Schlagwortkatalog

[in Zettelform, nach Hausregeln]

3.2 Historische Kataloge

Alter Bandkatalog zu Bestand 4-0 (Signatur: 9/14-6, 4 Bde)

Bandkatalog zur Herrmann-Bibliothek (Bestand 4-1; Signatur: 9/14-5)

Bandkatalog zur Benary-Bibliothek (Bestand 4-2; Signatur: 9/14-7)

Magistrats-Bibliothek zu Erfurt. Bücherverzeichniß. Erfurt 1894

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Stadtarchiv Erfurt: 1-1/I e 37 (Magistratsbibliothek, 1818-1867) und 52 (Archiv der Stadt Erfurt, 2 Bde, 1820-1882); 1-2/054-20 (Stadtarchiv Erfurt, Auskünfte und Leihverkehr, 1930; zur Benary-Bibliothek) und 43 (Herrmann-Bibliothek, 1874-1908)

4.2 Darstellungen

Wiegand, Fritz: Das Stadtarchiv Erfurt und seine Bestände. 2., verb. und erw. Aufl. Berlin 1962 (Bestandsübersichten der Stadtarchive der Deutschen Demokratischen Republik 1) [besonders S. 157-159]

Stand: Juni 1995

Brigitte Weber

Rudolf Benl


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.