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Bibliothek des Stadtarchivs

Adresse. Cedernstraße 1, 91054 Erlangen [Karte]
Telefon. (09131) 86 22 19
Telefax. (09131) 86 28 76

Unterhaltsträger. Stadt Erlangen
Funktion. . Präsenzbibliothek für historische Forschungen, Dienstbibliothek der Stadtverwaltung.
Sammelgebiete. Stadt- und Regionalgeschichte; Juristische Fachliteratur.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-12 Uhr, zusätzlich Montag 14-18 Uhr, Dienstag 14-16 Uhr und Donnerstag 12-14 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät im Stadtarchiv.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 800 m). Parkplätze " Theaterplatz" und " Fuchsenwiese" in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Gründung des städtischen Archivs erfolgte am 8. Januar 1885 auf Beschluß des Magistrats der königlich-bayerischen Universitätsstadt Erlangen. Die Sammeltätigkeit dieser neuen Einrichtung beschränkte sich von Beginn an nicht auf Archivalien, sondern umfaßte auch Bücher für den Aufbau einer Fachbibliothek. Seit der Jahrhundertwende kamen antiquarische Ankäufe durch die Stadt hinzu. Eine wichtige Funktion bei der Bestandsvermehrung hatten private Schenkungen, in erster Linie aus dem gehobenen Bürgertum. Gleichermaßen bedeutsam waren und sind die dem Stadtarchiv übereigneten Privatnachlässe mit teilweise umfassenden historischen Beständen sowie die im später einsetzenden Tauschverkehr erhaltenen Schriftenreihen verschiedener benachbarter historischer Vereine.

1.2 Die räumliche Vereinigung von Archiv, Museum und Volksbibliothek im Jahr 1923 führte zu einem vermehrten Zuwachs an Aktenbeständen und zum Aufbau einer stadtgeschichtlichen Bibliothek. 1931 übernahm die Stadt die Bestände der Platen-Gesellschaft. Diese war 1925 mit der Zielsetzung gegründet worden, das geistige Erbe des Dichters August Graf von Platen (1796-1835) zu bewahren und zu verwalten. Neben dem Platen-Häuschen gehört auch das Platen-Archiv mit Briefen, Manuskripten und verschiedenen Werkausgaben zu diesem Erbe. Dieses Archiv wurde nach Kriegsende als besondere Abteilung dem Stadtarchiv angegliedert. Gleichfalls bedeutend sind die Nachlässe der Familie Ebrard und des ehemaligen Stadtarchivars Ernst Deuerlein (1893-1978). Eine systematische Erfassung der Buchbestände aus diesen Nachlässen steht noch aus. Um die wichtigsten Bestände vor den Luftangriffen während des Zweiten Weltkrieges zu schützen, wurden sie nach und nach ausgelagert (Erdgeschoß des Erlanger Wasserturmes, Gewölbe unter der Altstädter Kirchsakristei sowie Keller und Erdgeschoß des Altstädter Rathauses).

1.3 Nach dem Krieg begann unter Stadtarchivar Johannes Bischoff die systematische Neukonzeption des Archivs. Die 1957 in der Satzung festgeschriebene Funktion des Archivs als " Geschichtsamt" konnte erstmalig konkretisiert werden. Ständige Platznot erschwerte jedoch die immer umfassendere Tätigkeit des Archivs. Obwohl es 1945 erneut in das Rathaus am Marktplatz verlegt worden war, mußten die Archivalien zeitweise in bis zu neun verschiedene Depots ausgelagert werden. 1959 erhielt das Archiv ein eigenes Gebäude, nachdem es die Aktenbestände der aufgelösten städtischen Zentralregistratur übernehmen mußte. Im Zuge der Ausgliederung der Volks- und Stadtbücherei war 1954 bereits ein Teil des Buchbestandes in den Besitz des Stadtarchivs übergegangen. 1993 kam ein größerer Bestand aus der Bücherei des Ohm-Gymnasiums hinzu. Aufgrund der immer noch unzureichenden Platzverhältnisse verteilt sich der Bestand des Stadtarchivs heute auf drei Magazine.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von 23.200 Titeln beträgt der historische Bestand 3235 Titel (ohne Periodika, s. u. 2.10-2.11), von denen 325 Titel dem 18. Jh und 19 Titel dem 17. Jh zuzuordnen sind. Vier Titel sind in englischer, 15 in französischer, einer in holländischer und 3 in hebräischer Sprache. Der größte Teil der 144 fremdsprachigen Titel ist in lateinischer Sprache. Die ursprüngliche Standortsystematik einer Arbeitsbibliothek wurde angesichts der mehrmaligen Verlagerung und Raumnot obsolet. Seit einiger Zeit wird die Bibliothek mit neuen Numerus-currens-Signaturen versehen.

Systematische Übersicht

2.2 Eine vollständige Übersicht der Bestandsschwerpunkte kann nicht gegeben werden, da der systematische Standortkatalog nicht den gesamten Buchbestand umfaßt. Ein Großteil des Bestandes ist in Sammelkapseln zusammengefaßt und demzufolge nicht in die Systematik aufgenommen worden. Die Durchsicht des alphabetischen Verfasserkataloges und eine eingehende Bestandsaufnahme am Regal erlauben jedoch anhand exemplarisch aufgeführter Titel Angaben zu verschiedenen Bestandsgruppen.

2.3 Gemäß ihrer Funktion als stadtgeschichtliche Bibliothek konzentriert sich der historische Bestand auf Erlangensien, Norica sowie fränkische und bayerische Geschichte. Hierzu zählen auch Titel zur Familien- und Ortsnamenkunde, allgemeine Gemeinde- und Ortsverzeichnisse sowie Bücher zur Heraldik und Adelsforschung. Die fränkische Landeskunde im weiteren Sinn ist vertreten durch Titel wie Christoph Philipp Sinold (genannt Schütz), Corpus Historiae Brandenburgicae Diplomaticum (Schwabach 1740), Ausführliche Beschreibung von dem Ursprung Alterthum und Merkwürdigkeit der hochfürstlichen Residenzstadt Ansbach (Roth 1755) oder Johann Siegmund Strebel, Franconia Illustrata oder Versuch zur Erläuterung der Historie von Franken (Schwabach 1761).

2.4 Unter die Rubrik Stadtgeschichte (vor allem von Erlangen und Nürnberg) fallen Titel wie Deliciae Topo-Geographicae Noribergenses oder Geographische Beschreibung der Reichs-Stadt Nürnberg (Nürnberg 1733), Johann Heinrich von Falckenstein, Antiquitates et Memorabilia Nordgauiae Veteris (Neustadt/Aisch und Leipzig 1788) oder Johann Caspar Müller, Grundriß der Hochfürstlich Brandenburgischen Hauptstadt Erlangen (Erlangen 1751). Adreßkalender wie das Fränkische Adressbuch für das Jahr 1795 (Ansbach 1795), der Nürnbergische Staats-Calender für das Jahr 1781 (und 1793) oder der Erlanger Stadt-Calender auf das Jahr 1758 gehören ebenfalls dazu. Einen interessanten Aspekt der Stadtgeschichte stellen 66 seltene Theaterzettel von Aufführungen im Altstädter Rathaussaal und im Erlanger Redoutensaal aus den Jahren 1749 bis 1755 dar. Verschiedene Schauspieltruppen wie die von Andreas Weidner oder Christian Schulz sowie die Ußlersche Gesellschaft führten vor allem Lustspiele in der Tradition der Hans-Wurst-Komödien auf, aber auch Dramen von Gottsched, Metastasio und Voltaire.

2.5 Kleinere Teilbereiche umfassen die Münzkunde mit Titeln wie Johann Jakob Spieß, Beiträge zur Münzwissenschaft (Ansbach 1765-1768) oder Johann David Köhler, Historische Münzbelustigung (Nürnberg 1729). Wörterbücher und Nachschlagewerke sind repräsentiert durch Johann Karl Gottfried Jacobson, Technologisches Wörterbuch (Berlin und Stettin 1793-1794), Anton Friedrich Büsching, Neue Erdbeschreibung (Schaffhausen 1767-1768) und das Dictionnaire de l' Académie françoise (Paris 1762). An Judaica sind drei Teile eines jüdischen Fest- und Feiertagsgebetbuches (Sulzbach: Seckel (ben) Ahron, 1795 und 1802) vorhanden, mit hebräischen Texten und jiddischer Übersetzung. Außerdem liegt vor Johann Christoph Georg Bodenschatz, Kirchliche Verfassung der heutigen Juden sonderlich derer in Deutschland (Erlangen 1748).

2.6 Unter den Autoren sind auch Erlanger Professoren, so u. a. Friedrich Rückert mit einigen frühen Werken oder Wilhelm Gadendam mit der Historia Academiae Fridericianae Erlangensis (Erlangen 1744). Zu erwähnen sind die Sammlung von Kinderbüchern des Universitätslektors und Zeichenlehrers Johann Heinrich Meynier und der Familiennachlaß Ebrard, der einige frühe Werke von Johann Heinrich August Ebrard einschließt, dem ersten Inhaber des deutsch-reformierten Lehrstuhls an der Universität Erlangen.

2.7 Zu den Veröffentlichungen bekannter Erlanger Persönlichkeiten des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jhs gehören im literarhistorischen Bereich die von Johann Georg Meusel und Gottlieb Ernst August Mehmel herausgegebene Literatur-Zeitung (Erlangen 1800) mit den anschließenden Intelligenzblättern der Literatur-Zeitung (Erlangen 1800-1802) und Meusels Historische Literatur für das Jahr 1781-1785 (Erlangen 1785). Martin Ohms Versuch eines vollkommen consequenten Systems der Mathematik (Berlin 1828-1833) und Theodor Friedrich L. Nees von Esenbecks Plantae medicinales. Sammlung offizineller Pflanzen (Düsseldorf 1828) sowie Johann Baptist Homanns Sammlung von Weltatlanten liegen in der naturwissenschaftlichen Abteilung vor. Im Zusammenhang mit der Erlanger Hochschule finden sich Schriften zur Studenten-, Verbindungs- und Ordensgeschichte, wie etwa Lieder und Statuten der Loge Libanon zu den Drey Cedern sowie Personalstände der Universität im Archiv. Da der akademische Verwaltungsbereich auch die örtlichen Schulen umfaßte, enthalten die Bestände auch die Jahresberichte dieser Schulen.

2.8 Da das Stadtarchiv einen Teil der ursprünglichen Magistratsbibliothek übernommen hatte, ist der Anteil an juristischer und verwaltungsgeschichtlicher Fachliteratur groß. Er umfaßt Preußisches Recht (so Georg Heinrich Borowski, Abriß des praktischen Cameral- und Finanz-Wesens in den Königlich Preußischen Staaten, Berlin 1795), Fränkisches Provinzialrecht (so das Corpus constitutionum. Sammlung der Brandenburg-Culmbachischen Landesverordnungen und Gesetze, 1746-1747), Bayerisches Recht ( u. a. die Verfassungsurkunde des Königreichs Bayern vom 25. Mai 1818) und Deutsches Recht (so Johann Wilhelm Heinrich Ludolff, Systematische Entwickelung der Lehre von der Intestat-Erbfolge, Halle 1794, oder die Ordnungen des heiligen römischen Reichs ohnmittel bar freyer Ritterschaft der sechs Ort in Franken, 1772). Benedict Carpzovs Practica Nova Imperialis Saxonica Rerum Criminalium (Frankfurt 1684) ist einer der wenigen Titel des 17. Jhs. Die Polizey-Ordnung des Markgrafen Christian Ernst (1672) mit angebundener Tax- und Gebührenordnung (1672) betrifft das Erlanger Stadtrecht wie auch die Verordnung der Markgräfin Elisabeth Sophie über die Bevorzugung Erlanger Hammerer- und Eisenhändler (Erlangen 1711).

2.9 Die theologische Literatur enthält vorwiegend Bibel- und Gesangbuchausgaben vom ausgehenden 18. bis ins 20. Jh. Ein Sammelband enthält französische und deutsche Gelegenheitspredigten aus den Jahren 1693 bis 1794, gehalten in der französisch-reformierten und in verschiedenen anderen Erlanger Kirchen. Daneben sind bibelwissenschaftliche Abhandlungen wie Georg Friedrich Seilers Abrégé historique du vieux et du nouveau Testament (Erlangen 1784) vorhanden. Der hohe Anteil an französischsprachiger theologischer Literatur erklärt sich aus der Geschichte Erlangens. Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes im Jahre 1685 hatten sich flüchtige Hugenotten aufgrund der Zusicherung uneingeschränkter Religionsfreiheit und weiterer, vor allem wirtschaftlicher Privilegien auch in Erlangen niedergelassen. Diverse Personalstände der protestantischen Kirchen in Franken und Bayern sind Teil des historischen Bestandes zur Kirchenverwaltung.

2.10 Nicht in die Zählung aufgenommen wurden die oftmals nahezu vollständigen Zeitschriften- und Periodikareihen aus dem 18. und 19. Jh, da eine rein numerische Erfassung der Bände ein verzerrtes Bild der historischen Bestände abgegeben hätte. Die Magistratsbibliothek legte besonderes Gewicht auf juristische und verwaltungsrelevante Periodika, so das Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Bayern (ab 1818), das Hof- und Staats-Handbuch für das Königreich Bayern (ab 1849), das Churfürstliche Pfalzbaierische Regierungs- und Intelligenzblatt München (ab 1800, mit den unter veränderten Titeln veröffentlichten Fortsetzungen), sodann die Verwaltungsberichte des Stadtmagistrats Erlangen (ab 1869), die Ansbacher Intelligenz-Zeitung (1799-1809) mit den Fortsetzungen Intelligenzblatt des Rezatkreises (1810-1817), Königlich Baierisches Intelligenzblatt für den Rezatkreis (1818-1837), Königlich Bayerisches Intelligenzblatt für Mittelfranken (1839-1853) und Königlich Bayerisches Kreisamtsblatt von Mittelfranken (1854-1916). Außerdem finden sich diverse Rechnungsberichte von Armen- und Almosen- oder Erziehungsanstalten aus Erlangen und benachbarten Städten wie Fürth, Bamberg und Bayreuth vom Ende des 18. Jhs.

2.11 Mitteilungen und Schriftenreihen verschiedener historischer Vereine aus den fränkischen Gebieten sind ebenfalls vorhanden. Aus stadtgeschichtlicher Sicht sind sowohl die Erlanger Frag- und Anzeigenberichte (ab 1760) als auch deren Fortsetzung, die Erlanger Intelligenzblätter (ab 1783), bedeutsam. Gleichfalls von Interesse sind die Erlangischen Gelehrten Anmerkungen und Nachrichten (ab 1751) und deren Fortsetzung Beyträge zu den Erlangischen Gelehrten Anmerkungen und Erlangische Gelehrte Zeitung (bis 1798). Hierher gehört auch das Morgenblatt für gebildete Stände (1814-1844, lückenhaft). Die von Johann Gottfried Groß herausgegebene politische Erlanger Real-Zeitung (1741-1829) ist nicht nur aus stadtgeschichtlicher Perspektive bedeutend.

2.12 Eine umfassende, 1743 beginnende Dissertationensammlung wie auch verschiedene Rektorats- oder Prorektoratsreden von 1848 bis 1888, Universitäts-Adreßkalender aus dem 18. bis 20. Jh und Festreden anläßlich von Universitätsjubiläen verweisen auf die enge Verknüpfung von Stadt und Universität.

3. KATALOGE

Alphabetischer Verfasserkatalog

[in Zettelform; nach RAK-WB]

Allgemeine Schlagwortkartei

[in Zettelform]

Systematischer Standortkatalog

[in Din A 4-Ordnern; gilt als Findbuch]

Systematischer Schlagwortkatalog

[in Zettelform; in Auszügen seit 1985 jährlich veröffentlicht in:]

Friederich, Christoph; Hirschfelder, Herbert: Bibliographie zur Erlanger Stadtgeschichte. In: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung 32 (1985 ff.)

Die Bestände sind weder in der Fränkischen Bibliographie noch im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Bischoff, Johannes: Erlangen. In: Erich Keyser und Heinz Stoob (Hrsg.): Bayerisches Städtebuch. Teil 1. Stuttgart 1971, S. 187-197

Friederich, Christoph: Eine Institution in Bewegung. 100 Jahre Stadtarchiv Erlangen. In: Das neue Erlangen. Zeitschrift für Wissenschaft, Wirtschaft und kulturelles Leben, Heft 69 (Dezember 1985) S. 2-22

Stand: März 1995

Gisela Lang


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.